Hotelzimmer von Emilia

Emilia ging ein Licht auf. Das meinte er also. So ruhig ihre Brüder auch normal waren, wenn es um sie ging, konnten die beiden sich wirklich aufregen.
Sie nickte und sah ihren Bruder an. "Ja Felix hat mir vorher eine SMS geschrieben und den Artikel angehängt.", sagte sie und ihr Blick wurde traurig. Wieder dachte sie darüber nach, warum die Presse sowas nur schrieb. Das entsprach doch alles nicht der Wahrheit. Und wer sollte überhaupt der Informant gewesen sein?

Toni konnte es kaum ertragen, Emilia so zu sehen. Wann auch immer er diesem Schwein von Reporter begegnen würde, der konnte was erleben. Wenn Toni dann seinen Mund aufkriegte natürlich nur...
Schnell zog er sie in seine Arme.
"Hast du schon mit Manuel geredet? Ihr müsst eine Gegendarstellung veröffentlichen", widmete er sich direkt mal den praktischen Dingen. Noch konnte man da etwas gegen tun, die Mehrheit würde wohl einer Gegendarstellung glauben, da war Toni sich sicher.
"Und lass Mario da auf jeden Fall raus." Eindringlich sah er sie an. So sehr er sich auch freute, dass die beiden scheinbar zueinander gefunden hatten, und Emilia glücklich war, bei dieser Angelegenheit wäre das doch relativ suboptimal. Da war selbst Toni nicht naiv genug für, das nicht zu verstehen.
"Was sagt Mario eigentlich dazu?", fragte er dann besorgt nach. Begeistert war er wohl sicher nicht.

Emilia nickte. "Ja ich hab schon mit ihm geredet, aber wir müssen gut überlegen, was da rein muss. Ich will da so wenig wie möglich rein schreiben. Nur, dass wir nicht zusammen sind und ich nicht wegen Manu meinen Platz als Praktikantin bekommen habe. Achja und dass René nicht wegen mir gegangen ist. Mehr nicht.", erklärte sie. Als Toni Mario erwähnte, öffnete Emilia erschrocken die Augen. "Nein, Mario wird da komplett raus gelassen. Wir sind noch nicht mal wirklich zusammen. Also ähm... zumindest nicht so normal, also ähm... wenn ich es selbst nicht mal weiß, wie soll ich es dann anderen erklären?" Sie sah ihren Bruder fragend an.
Dann nickte sie glücklich. "Mario weiß bescheid und es ist alles gut zwischen uns. Er glaubt mir und nicht dem Artikel."

"Klingt nach nem guten Plan", lächelte er sie an. Der DFB würde schon irgendwen zum Helfen schicken, der sie darin unterstützte, das möglichst plausibel darzustellen.
"Du weißt es nicht?", fragte er überrascht nach. So, wie er die beiden am Strand zusammen gesehen hatte, war er eigentlich davon ausgegangen, dass sie jetzt zusammen waren, aber gut, Emilia würde es wohl besser wissen.
Auch ihr glückliches Strahlen passte jetzt nicht unbedingt zu ihrer Aussage, aber vermutlich brauchten sie einfach noch ein bisschen Zeit, bis sie ganz offiziell zusammen kamen.
"Das ist gut", lächelte er zufrieden. Dann musste er nicht schon wieder mit Mario aneinander geraten.

Verlegen sah Emilia ihren großen Bruder an. "Ja ich... also ich kann es nicht in Worte fassen. Ich habe mich schon irgendwie in Mario verliebt. Alle Anzeichen sind da. Bei mir kribbelt alles, wenn ich nur an ihn denke. Ich lächel unentwegt, wenn er bei mir ist und ich will am liebsten die ganze Zeit bei ihm sein. Aber... aber naja... ich... ich kann ihm noch nicht sagen, dass ich ihn liebe oder so. Weil irgendwie hat mein Herz Ron eben doch noch nicht ganz los gelassen.", sagte sie und wurde zum Ende hin traurig. Sie konnte Mario nicht das geben, was er ihr gab und mit Ron hatte sie immerhin auch einen guten Freund verloren.

"Ist doch okay", murmelte er und strich ihr beruhigend über den Arm.
Das konnte wohl auch keiner verlangen, das mit Ron war jetzt wie lange her?
Toni wusste es nicht, er hatte irgendwie total die Übersicht über die Tage verloren, aber lange war es noch nicht her. Da war es normal, dass sie sich noch nicht Hals über Kopf den Nächsten liebte, sondern eben ein bisschen abwartete und vorsichtiger geworden war. Und die Chancen für die beiden standen ja ziemlich gut, seiner Meinung nach.

Emilia lehnte sich an Toni. "Ich bin so froh Mario zu haben, aber ich würde ihn einfach gerne genau so lieben, wie er mich. Und ich hoffe und wünsche mir dass das ganz bald so passiert." Sie wünschte sich es wirklich. Aber sie war ja auf dem besten Weg dorthin.
"Oh, ähm Toni... ich... ich will dich noch was fragen.", sagte sie leise und sah ihren Bruder verlegen an. Sie wusste nicht, wie sie es ihm sagen sollte, aber irgendwie musste sie es.

"Da bin ich mir sicher", lächelte er sie an. Wie sie sich verhielten, das war ganz eindeutig und da machte er sich auch keine Sorgen. Emilia würde glücklich werden, nur er selbst... Schnell schob er den Gedanken beiseite, er war glücklich. Da gab es keine Diskussionen drüber.
"Hau raus", lächelte er sie an, obwohl er bei ihrem Gesichtsausdruck schon ahnte, dass er das wahrscheinlich nicht hören wollte.
Aber er war gerade so erleichtert, dass Emilia ihn scheinbar nicht mehr auf seine seltsame Reaktion auf Trainingsplatz ansprach, dass er sich davon nicht stören ließ.

"Also... ähm... was war das gestern beim Training? Was ist mit dir und Thomas los? Hat es etwas damit zu tun, dass er sich von Manuel getrennt hat?", fragte Emilia und sah ihren Bruder eindringlich an. Sie hatte genau bemerkt, dass irgendetwas nicht stimmte. Jedoch lächelte sie auch ein bisschen, sie wollte ihren Bruder dazu animieren, dass er mit ihr redete.

Sein Gesichtsausdruck verwandelte sich in pures Entsetzen, als sie doch genau danach fragte.
"Da ist nichts", antwortete er panisch, bevor er seinen Körper wieder unter Kontrolle bekam und sein Pokerface für die Medien aufsetzte. Sehr überzeugend aber auch...
Er wollte das Emilia nicht erzählen, sie würde ihn doch für bescheuert erklären. Außerdem gab es ja nichts zu erzählen.

Emilia bemerkte genau, dass es nicht so war, wie Toni behauptete. Deshalb sah sie ihn jetzt streng an. "Toni, raus mit der Sprache. Was ist los mit dir und Thomas? Habt ihr euch gestritten? Oder was ist sonst passiert?", fragte sie und nahm ihren Bruder dann in den Arm. Sie wollte ihm doch nur helfen, weil sie bemerkte, dass es ihm nicht gut ging.

SMS von Mario:
 
Es dreht sich alles. Hilfe

Als Emilias Handy piepste, ging sie zu ihrem Nachttisch. "Ich muss da mal kurz drauf gucken. Vielleicht ist es Jogi, wegen dem Artikel.", erklärte sie ihrem Bruder. Doch als sie bei ihrem Handy war, sah sie, dass die SMS von Mario war und lächelte. Eigentlich wollte sie nicht drauf sehen, weil sie ja mit Toni redete, aber sie konnte nicht anders. Als sie die SMS jedoch las, entgleisten ihre Gesichtszüge. "Ich... ich muss los Toni, sorry. Wir reden nachher weiter.", sagte sie und schlüpfte nur noch schnell in ihre Flipflops. Immer noch im Bikini und mit einem T-Shirt.
Wo sie hin sollte, wusste sie nicht. Sie rannte einfach mal nach unten in Richtung Besprechungsraum.

tbc: Besprechungsraum 1

cf: Sprechzimmer Müwo

Als Emilia in ihrem Zimmer ankam, begrüßte sie kurz ihren Bruder. "Hey Toni, ich bin schnell duschen und erzähl dir dann alles.", sagte sie und verschwand im Bad. Während das warme Wasser auf sie niederprasselte konnte sie nur an Mario denken. Sie machte sich große Sorgen um ihn. Aber bei Müwo war er ja in besten Händen.
Noch im Bad fiel ihr ein, dass sie Jogi ja bescheid geben müsste. Also band sie sich ihr Handtuch um und schrieb ihm eine SMS.
Sie ließ sich neben Toni aufs Bett fallen. "Mario ist in der Lobby zusammen gebrochen und ist jetzt bei Müwo. Ich mach mir Sorgen.", sagte sie leicht verzweifelt.

Toni hatte sich erleichtert aufs Bett sinken lassen, als Emilia plötzlich verschwunden war und er so ihrem Verhör entkommen konnte. Fürs Erste zumindest.
Noch ganz überfordert hatte er versucht, sich wieder in den Griff zu bekommen. Nach wie vor war er überzeugt davon, dass es da nichts zu erzählen gab, also musste er sich nur noch überlegen, wie er Emilia davon überzeugt bekam.
In seine Gedanken versunken bemerkte er gar nicht, wie die Zeit verging, bis Emilia plötzlich wieder im Raum stand.
Auf ihre erste Ankündigung konnte er nur nicken, so schnell war sie schon im Badezimmer verschwunden.
Geduldig wartete er ab.
Als sie fertig erzählt hatte, schlang er einen Arm um sie.
"Müwo weiß, was er tut", beruhigte er sie. Das wusste er schließlich aus eigener Erfahrung nur zu genau.
"Weißt du nen Grund?" Man kippte doch nicht einfach so zusammen.

Emilia lehnte sich in Tonis Arme. "Nein ich hab keine Ahnung. Er... er lag da so hilflos und konnte kaum die Augen offen halten.", sagte sie traurig und eine Träne bahnte sich den Weg über ihre Wange. Was war nur los mit Mario?

"Das wird schon wieder", antwortete er ihr überzeugt.
"Meistens ist das so ne einmalige Reaktion auf Stress, Nahrungsmangel oder zu wenig Flüssigkeit."
Anders konnte er sich das gerade nicht erklären.
"Dann passt man ein bisschen auf und dann passiert's schon nicht nochmal."
Vielleicht war Toni auch mal wieder zu blauäugig, aber er hielt es für das Beste, Emilia erst mal zu beruhigen.

"Ich hoffe es wirklich. Ich weiß nciht, was ich machen soll, wenn es etwas Schlimmes ist.", sagte Emilia traurig. Aber dann setzte sie sich richtig hin, wischte die Träne weg und sah Toni an. "So und jetzt bist du dran mit erzählen. "Was ist mit Thomas und dir?", fragte sie. Sie wollte sich jetzt einfach ein bisschen ablenken. Mario war bei Müwo in guten Händen und sie kümmerte sich jetzt um ihren Bruder.

Toni wollte gerade noch einen optimistischen letzten Spruch beisteuern, als Emilia ihn dann doch wieder aus dem Konzept brachte.
Mist, er hätte abhauen sollen, als das noch ging. Mario würde ihn wohl kaum so löchern, wie Emilia es jetzt tun würde.
"Wir sind Freunde", erklärte er ihr den momentanen Stand der Sache. Es war ja auch die Wahrheit und es würde sich nie ändern. Allein schon, weil Toni es gar nicht ändern wollte. Da hinderte ihn einfach Simon dran. Der Kleine brauchte seinen Vater und Toni war nicht so egoistisch, wegen seiner Gefühle seine Familie auseinander zu reißen.

Emilia verdrehte die Augen. "Ja das weiß ich auch. Aber du benimmst dich so komisch, wenn er in deiner Nähe ist, also muss irgendetwas zwischen euch vorgefallen sein.", sagte sie und sah ihn streng an. So einfach würde Toni nicht davon kommen und sonderlich glücklich sah er auch nicht gerade aus.

"Es ist auch nichts vorgefallen", verneinte er ihre Vermutung.
Das war ja auch die Wahrheit, es war nichts zwischen ihnen passiert, was irgendwie erwähnenswert war.
Toni fühlte da etwas, was er nicht fühlen durfte und fühlen sollte, weshalb er darüber auch nicht sprechen würde. Verdrängung war da einfach die beste Lösung, dann würden die Gefühle schon irgendwie verschwinden.

Emilia sah Toni abschätzend an. "Aber irgendetwas ist doch. Du bist so komisch, wenn es um Thomas geht, also muss doch irgendetwas los sein. Und wenn du mit mir nicht darüber reden willst, dann klär das doch wenigstens mit ihm. Aber du kannst mir nicht sagen, dass du glücklich bist, so wie es jetzt ist." Si sah ihren Bruder an und strich ihm über den Arm.

Wie immer bohrte Emilia trotzdem weiter nach und Toni verspürte das dringende Bedürfnis, endlich mit jemandem drüber zu reden. Aber war Emilia dafür die Richtige?
Sie und Jessica mochten sich sehr gerne und da wollte Toni sie nicht in einen Gewissenskonflikt bringen.
"Ich red da mit jemandem drüber, ich versprech's, okay?"
Das war alles, wozu er sich überwinden konnte. Jetzt musste er nur noch finden, mit dem er reden konnte. Unwillkürlich schlich sich Mario in seine Gedanken. Oder Holger vielleicht? Der war schließlich Thomas' bester Freund...
Egal, er würde sich wen zum Reden suchen. Nur Emilia halt nicht...

Emilia sah ihren Bruder ein bisschen enttäuscht an. Warum konnte er mir ihr da nicht drüber reden? Vertraute er ihr etwa nicht? "Hmm, ok, aber mach es wirklich.", sagte sie um dem Ganzen nachdruck zu verleihen. Dann stand sie auf und lief zu ihrem Schrank, um sich anzuziehen.

Toni bemerkte die Enttäuschung in Emilias Blick.
"Es hat nichts mit dir zu tun, ich brauch dafür einfach ein männliches Wesen, ja?", versuchte er sie ihr zu nehmen. "Aber ich vertraue dir." Das tat er wirklich, er wollte sie halt nur nicht damit belasten, vor allem da es eh keine Auswirkungen hatte. Irgendwann würde er sich wieder in den Griff bekommen und damit war es gut.
Deshalb brauchte er sie damit nicht beunruhigen und sie dazu bringen, sich zwischen Jessica und ihm zu entscheiden.