Hotelzimmer von Philipp Lahm

"Als könnte ich Hoppelhasen diskriminieren. Das bildest du dir ein", grinste Philipp und war in Versuchung zu schnurren als Holger durch seine Haare strich. "Nicht zwicken", warnte er. "Das lockt den Kapitänszwerg hervor." Eine gute Ausrede wie er fand.

"Selbst wenn..." Holger hörte nicht auf damit Philipp durchs Haar zu streichen. "Ich weiß zur Not, wie man den Kapitänszwerg wieder versteckt." Und wie er wusste, wie man Philipp den Kapitänszwerg austreiben konnte.
Er konnte gar nicht genau einschätzen, wie lange sie nun hier schon aneinander gekuschelt lagen. Deshalb konsultierte er eine Uhr und stellte fest, dass schon Essenszeit war. "Aber jetzt wird erstmal der Gourmetzwerg wieder zum Einsatz kommen, oder?", schmunzelte er.

"Du hast bei beiden Aussagen leider vollkommen recht", Philipp seufzte theatralisch und hielt Holger die Hand hin, um ihn hochzuziehen.
"Lass uns gucken, ob Lukas beim Essen ist und dann vielleicht danach zu ihm gehen", beschloss er. Holger nickte und gemeinsam verließen sie das Zimmer.

tbc: Speisesaal

cf: Speisesaal

Philipp erwartete wie gewohnt Holger hier vorzufinden, aber er war nicht da. Seltsam... er hatte eigentlich gedacht, dass er ins Zimmer gegangen war nachdem er verschwunden war aber anscheinend nicht.
Philipp ließ sich mit seinem Laptop auf dem Bett nieder. Während der hochfuhr, versuchte er Claudia anzurufen. Vielleicht gab es was neues von Julian. Und tatsächlich ging sie ran.
"Hey Philipp."
"Wie geht es Julian?"
"Was für eine nette Begrüßung", sie klang beinahe eingeschnappt.
"Claudia, ich erfahre Bruchstücke, was da los ist, per SMS, mache mir Sorgen wie verrückt und dann meckerst du, dass ich direkt nach meinem Sohn frage, wenn ich anrufe?" Unverständlich schüttelte Philipp den Kopf. Das war doch nicht wahr.
"Ist ja gut", sie klang genervt. "Julian geht es besser. Was genau los war, ist nicht bekannt, aber er bekommt Husten. Vielleicht war das ein Vorreiter."
Erleichtert atmete er aus. "Ich wäre gerne bei ihm", flüsterte er ehrlich.
"Bist du aber nicht", erwiderte Claudia kühl.
"Ernsthaft? Wirfst du mir gerade vor, dass ich nicht da bin?"
Schweigen. Philipp biss die Zähne aufeinander. "Gib ihm einen Kuss von mir und melde dich bitte, wenn es was neues gibt."
"Mach ich. Tschüss."
"Tschüss." Er legte auf und warf das Handy neben sich aufs Bett. Jetzt wünschte er sich Holger wirklich herbei. Philipp packte auch den Laptop wieder weg, schnappte sich Schneeflocke und kugelte sich auf dem Bett ein. Etwas anderes blieb ihm ja gerade nicht.

cf: Sarahs Hotelzimmer

Holger tapste durch die Lobby, hatte kurz in den Speisesaal gesehen und konnte Philipp nicht mehr entdecken. Er hätte doch ruhig noch ein paar Minuten länger essen können, jetzt durfte er sich was einfallen lassen, wo er abgeblieben war. Vielleicht war der Kapitän selbst noch nicht im Zimmer und kümmerte sich noch um Probleme anderer. Doch diese Hoffnung wurde zerstört, als er die Tür öffnete und Philipp zusammen mit Schneeflocke auf dem Bett liegen sah.
Ein leichtes Schmunzeln huschte auf sein Gesicht, wegen der Tatsache, dass er mit dem Stofftier kuschelte, weil der große Hase gerade nicht da war. Dennoch bot es irgendwie ein trauriges Bild, wie er etwas eingerollt mit angezogenen Beinen da lag und nicht unbedingt glücklich wirkte. Holgers Schmunzeln schwand, als er sich anschlich, da Philipp ihn wohl noch nicht bemerkt zu haben schien. Vorsichtig setzte er sich auf die Matratze und strich liebevoll über die flauschigen braunen Haare. „Na, wie lange muss Schneeflocke schon Ersatz-Hase spielen?“, flüsterte er.

Philipp zuckte zusammen als er plötzlich die Hand in seinen Haaren spürte und Holger zeitgleich zu ihm sprach.
"Hast du mich erschrocken", stellte er fest, klang aber nicht vorwurfsvoll. Er drehte sich um und lächelte traurig. "Wo warst du so lange?" Die Worte, dass er ihn gebraucht hätte, verkniff er sich. Schneeflocke hatte er aber weiter fest an sich gedrückt.

Holger setzte sich weiter aufs Bett, blieb seiner sitzenden Position aber weiterhin treu und streichelte Philipp weiter durchs Haar. Sein Gesichtsausdruck gefiel ihm nicht. Ob das Gespräch mit Manu das zu verantworten hatte? Oder war es wie üblich wieder seine Gattin?
„Spazieren“, antwortete er, „Tut nach dem Essen ganz gut.“ War nicht einmal gelogen, er war ja auch spazieren, nur verschwieg er, dass er das mit Sarah machte. Er lächelte leicht. Philipp sah aus wie ein kleiner Junge mit seinem Stoffhäschen. Richtig goldig.

"Spazieren?", Philipp runzelte die Stirn. "Wo warst du denn bitte spazieren?" Irgendwie war ihm das etwas suspekt. Seit wann ging Holger nach dem Essen spazieren? Sonst legte er sich doch auch immer direkt ins Bett.

Philipp schien die Ausrede nicht zu glauben. Warum eigentlich nicht? Er war Sportler, so verkehrt war Bewegung da auch nicht.
„Im Park“, zuckte er mit den Schultern, überlegte sich aber, ob das plausibel klang für die lange Zeit, die er weg war. „Und dann noch am Meer.“
Oder wollte Philipp mit und zeigte sich deshalb nicht so wirklich begeistert? War ja eigentlich egal.
„Wie lief es mit Manu? Konntest du alles klären?“

Philipp horchte auf. Im Park? Und dann klang er als wäre nichts gewesen? Der war doch total verwüstet.
"Wie war es denn im Park?", fragte er betont normal nach. Es war ja nicht so, dass er Holger misstrauen würde, aber das gerade war irgendwie komisch.
"Manu wollte mir nur das mit Schalke sagen", sagte er bloß. Damit war ja auch alles gesagt eigentlich.

Jetzt runzelte Holger die Stirn. Was wollte er denn noch alles wissen?
„Naja, schön halt“, antwortete er irritiert über dieses Nachhaken. Natürlich gehörte Philipp zu der neugierigen Sorte Mensch, aber so kannte er ihn dann doch nicht. Vor allem bei so einer Aussage, dass er lediglich spazieren war.
Auf Manu schien er gar nicht so richtig einzugehen. Gut, wollte er wohl nicht mehr dazu sagen, aber dann sollte er auch nicht verlangen, dass Holger mit allem rausrückte.

Philipp setzte sich auf. Er war irgendwie verletzt. "Wo warst du wirklich? Ich war gestern nach dem Spiel mit Marc im Park. Er ist vollkommen verwüstet. Das kann noch nicht wieder behoben sein."
Mehr sagte er nicht dazu, wartete stattdessen auf Holgers Antwort. Wo war dieser Kerl nur gewesen? Warum durft Philipp das nicht wissen?

Dass der Park verwüstet war, hörte er zum ersten Mal. Jetzt ärgerte er sich über seine Ausrede. Hätte er sich doch auf den Strand beschränkt...
Und es jetzt abtun, als wollte er angeben, wie viel er spazieren gegangen war nach dem Mittagessen, konnte er auch nicht. Philipp würde das sowieso nicht glauben.
„Grüße von Sarah“, murmelte er. Das musste Antwort genug sein. Er hatte das Gefühl, dass es nichts bringen würde weiterzulügen.

In Philipp zog sich etwas zusammen. Sarah also... nur, weil er mal einmal mit Manu redete, haute er gleich ab? Nein, das war gemein... aber er konnte nicht anders. Es tat einfach irgendwie weh. Auch, wenn er von ihr wusste, so hatte er sie doch verdrängt. Er wollte Holger aber keinen Vorwurf machen und nickte bloß, den Blick auf Schneeflocke gerichtet.

Holger konnte in Philipps Gesichtsausdruck genau lesen, wie begeistert er davon war. Kurzerhand legte er sich neben Philipp auf die Matratze und zog ihn mitsamt Schneeflocke in seine Arme. „Es ist einfach komisch...“, nuschelte er, streichelte zärtlich über seinen Rücken. „Das nächste Mal verbringe ich meine zwergenfreie Zeit wieder im Bett oder hoppel dir hinterher, okay?“ Er lächelte leicht, in der Hoffnung Philipps Mundwinkel würden sich auch etwas nach oben ziehen.

Philipp verkrampfte sich im ersten Moment. Das erschien plötzlich alles nicht richtig. Aber es tat so unglaublich gut in seinen Armen zu liegen, dass er beinahe schon erleichtert ausatmete.
"Aber das ist doch auch irgendwie blöd", seufzte er dann. Er telefonierte immerhin auch mit Claudia oder schrieb SMS mit ihr. Auch, wenn es im Moment nur wegen Julian war, aber da konnte er Holger doch nicht verbieten seine Freundin zu sehen. Und genau das tat er mit seinem Verhalten irgendwie.

„Wenn ich dir hinterher hoppel? Ich dachte das gefällt dir“, witzelte er. Versuchte merklich den ernst aus der Sache zu nehmen, da es nichts brachte jetzt darüber zu diskutieren, wie sie mit der jeweils anderen Partnerin umzugehen hatten. Führte im Grunde auch zu nichts, also konnten sie es genauso gut lassen.
„Aber mal zu etwas anderen, Schatz...“ Leicht drückte er ihn von sich, damit er in sein Gesicht sehen konnte, „Eben als ich reinkam, hast du wirklich traurig ausgesehen. Und irgendwie glaube ich nicht, dass es daran lag, dass ich nicht wie gewohnt im Bett lag.“

Natürlich blockte Holger ab. Das war so typisch für ihn. Aber in diesem Fall sogar berechtigt. Es war einfach ein scheiß Thema.
Auf die andere Frage hin seufzte Philipp. "Ich hab Claudia angerufen. Ich wollte einfach wissen was mit Julian ist." Und wieder waren sie irgendwie bei dem Thema. "Es geht ihm besser aber... ja... das ist wohl die Hauptsache." Holger wollte offensichtlich nicht über Sarah oder Claudia reden, also verschwieg lieber er, wie sie sich verhalten hatte und kuschelte seinen Kopf wieder unter Holgers Kinn. Das war doch einfach alles echt ätzend.

„Und warum freust du dich nicht darüber? Ist doch gut, wenn es Julian besser geht...“ Holger verstand nicht, warum Philipp das in einer Tonlage sagte, als ginge es seinem Sohn schlechter.
Lächelnd nahm er aber zur Kenntnis, dass der Kapitän sich näher kuschelte, aber immer noch Schneeflocke im Arm hielt. Nie käme er darauf ihn jetzt aus seinen Armen zu entfernen, dazu war es viel zu süß und vielleicht brauchte Philipp Schneeflocke jetzt ja.

Warum er sich nicht freute? Weil es gerade mehr um Claudia ging und nicht direkt um Julian. Aber das konnte er nicht sagen… wie bescheuert war das bitte? Er heulte sich bei Holger über Claudia aus, aber war sauer, weil der bei Sarah war.
Stumm seufzte er. Vielleicht war es echt besser, wenn sie bald wieder in Deutschland waren. Aber wie sollte es dann werden? Holger war bei Sarah und Claudia? Die würde ihn vermutlich verlassen, Julian mitnehmen und Manu war auch zurück in Gelsenkirchen… dann war er ganz alleine, na super!
Eigentlich war Philipp gerade sauer auf sich selber. Er war doch sonst niemand, der so in Selbstmitleid versank. Aber er war ein Mensch mit Gefühlen. Und in diesem Fall waren da Gefühle für seinen Sohn, den seine Frau eventuell mitnehmen könnte und vor allem Gefühle für Holger. Gefühle, die nicht sein durften, wenn er ehrlich zu sich selber war. Aber er wollte das alles auch nicht missen.
Ihm fiel auf, dass er Holger ja noch gar nicht geantwortet hatte. „Ja, das ist gut“, fiel diese dann ziemlich kurz aus. Er war froh, dass Holger ihn gerade nicht angucken konnte, lieber kuschelte er sich hier an ihn. Auch, wenn er sich wie ein Kleinkind fühlte. Mit dem Unterschied, dass er nicht in sein Zimmer gehen konnte, um sich in sein eigenes Bett zu legen und die Bettdecke über den Kopf zu ziehen.

Das war seine einzige Antwort? Für die er zusätzlich auch noch ziemlich lange brauchte.
„Ich kann auch Schneeflocke fragen, wenn du mir nicht mehr sagen willst“, witzelte er und hauchte einen Kuss auf Philipps Haar. Beruhigend strich er über seinen Rücken und gewährte ihm das Kuscheln. Er wusste irgendwie gar nicht mit der plötzlichen Situation umzugehen.
„Wenn es wegen eben ist... tut mir Leid, dass ich es dir verheimlichen wollte“, fügte er eine Entschuldigung an. Holger konnte im Moment einfach gar nichts einordnen. War es jetzt wegen Julian, wegen Claudia oder war doch er Schuld?

Eigentlich war es fast schon traurig, wie Holger immer wieder versuchte die Stimmung mit Witzen zu lockern. Normalerweise hätte das auch geklappt, aber gerade war er da bei Philipp an der falschen Adresse.
Mit seiner Aussage warf Holger eine interessante Frage auf. Warum wollte er Philipp das alles verheimlichen? Gut, eigentlich lag es auf der Hand. Das Thema war bescheuert.
Der Ältere seufzte, sah auf und küsste Holger aus einem Impuls heraus einfach. Dieser Kuss zeigte ihm aber, wie schmerzhaft das alles war, denn er liebte diesen Mann wirklich.
„Holger…“, fing er an, konnte dem Blick aber nicht standhalten. „Wenn wir in München sind, Claudia mich verlassen hat, du bei Sarah bist und Manu in Gelsenkirchen… bist du dann trotzdem hin und wieder bei mir?“ Vielleicht war es kindisch, aber das beschäftigte ihn gerade und er wusste, dass er sich das bei Holger erlauben konnte.

Holger wartete einen Moment ab, ob und wie Philipp reagieren würde. Die Stille, die einkehrte, behagte ihm nicht, weswegen er schon erneut etwas sagen wollte. Allerdings reagierte der Kapitän endlich auf ihn, aber nicht mit Worten, sondern nur mit einem leichten, aber zärtlichen Kuss, der Holger zum Lächeln brachte.
Erwartungsvoll sah er den Kleineren nun an, der es aber bevorzugte wieder wegzusehen. Und er wusste nach diesen Worten auch genau warum er ihn dabei nicht ansehen konnte. Es musste Philipp wohl peinlich sein so etwas fragen zu müssen. Dennoch schmerzten solche Worte. Wann hatte der Kapitän seine Ehe denn schon komplett aufgegeben? Wie sollte gerade Holger ihm Mut zusprechen?
„Glaubst du denn ich verbringe meine Zeit nur noch mit Sarah?“, flüsterte er. Nur weil er sie einmal heute besuchte, hieß es ja nicht, dass er sie Philipp vorzog. Es war in gewisser Weise sogar falsch, aber für Holger war klar, dass der Kapitän an erster Stelle stand und er war sich nicht sicher, ob sich das in München ändern würde. Vermutlich nicht. Dazu war ihm der kleine Gartenzwerg längst zu wichtig.
„Natürlich werd ich bei dir sein“, erklärte der Blonde, „Vor allem wenn du mich brauchst, bin ich da. Ich verbring doch gern meine Zeit mit dir. Das wird in Deutschland nicht anders sein.“ Holger ließ einen Arm um Philipp liegen, die andere nutzte er dazu ihn zu zwingen aufzusehen. „Ich will nicht, dass du dir solche Gedanken machen musst. Noch ist in deiner Ehe nichts entschieden und mich wirst du auch nicht verlieren.“
Er drückte Philipps Gesicht mit sanfter Gewalt etwas höher, damit er seine Lippen einfangen konnte. Erst zurückhaltender, ehe er liebevoller und zärtlicher vorging.
„Ich geb dir auch mein Hasenehrenwort drauf“, grinste er ihn dann an. Jetzt sollte er aber wirklich mal wieder lächeln, es konnte schließlich niemand von sich behaupten ein Hasenehrenwort von ihm zu bekommen. Dieses Privileg galt nur Philipp.

Philipp lächelte. Wie konnte er auch nicht bei diesen Worten? Zwar wollte er nicht auf seine Ehe eingehen und darüber nachdenken, aber es tat so gut zu wissen, dass Holger weiter bei ihm sein würde. Auch, wenn er es eigentlich gewusst hatte, so hatte er es gerade nötig gehabt das von ihm zu hören.
Holger hatte den Kuss zwar gelöst, aber Philipp fing seine Lippen wieder ein. Er genoss es gerade einfach nur ihn zu küssen und ihm nah zu sein. Eine Hand löste sich von Schneeflocke und strich über Holgers Seite. So sehr er das, was sie hatten manchmal auch verfluchte, so sehr liebte er das aber auch.

SMS an Holger

Hey...
Hast du Zeit für mich? Ich weiß nicht weiter. Genaueres erklär ich dir dann.
Basti (: