Hotelzimmer Benni und Mats

Ja, da hatte Julian wohl wirklich Recht. Wert war es das nicht gewesen. Und jetzt hatten sie den Salat.
"Aber jetzt können wir es auch nicht mehr ändern. Nur noch damit leben."
Die Frage war nur, wie sie das machen sollten.

"Ich glaub, erstmal sollten wir mit dem DFB sprechen. Auch wenn ich da keinem so richtig zutraue, dass der sich kümmert. Bis auf Andy vielleicht."
Jogi war es ja schon reichlich egal gewesen, dass sie schwul waren und Angst hatten, dass das rauskam. Und Hansi... Der war im Speisesaal ja auch recht kurz angebunden gewesen.
"Ich hab zumindest keine Ahnung, wie wir da vorgehen sollen."

"Ich auch nicht", murmelte Benni.
Das war ja das Problem... er hatte keine Ahnung, was er tun sollte. Was sollten sie tun?
Immerhin waren sie hier bei der Nationalmannschaft und Benni hatte das Gefühl, dass denen ihr Schicksal reichlich egal war.
"Wir sollten... wohl mit Andy reden. Der kümmert sich wenigstens um irgendwen. Und dann... die Vereinsführung informieren."

Wenn sie beide nicht weiterwussten, sollten sie sich wohl wirklich Hilfe suchen. Und von den anwesenden Verantwortlichen bot sich Andy an.
"Ich schreib Andy mal. Der kann hier am meisten ausrichten. Die Vereinsführung... ich will grad nicht wissen, was die sagen."
Er löste sich etwas von Benni, um nach seinem Handy zu greifen. Er ignorierte die ganzen Nachrichten, die er bekommen hatte. Gerade hatte er zu viel Angst vor Ablehnung und schrieb nur Andy eine SMS.

Benni und ich stecken megatief in der Scheiße... Wir wissen nicht, was wir tun sollen. Sind in Bennis Zimmer. Jule

Benni nickte. Das war vielleicht ein kluger Schachzug.
"Vielleicht nicht die Vereinsführung... erst Jens", überlegte er. Ihrem Trainer vertraute er eigentlich.
"Und vielleicht... unsere Eltern. Die werden wahrscheinlich eh wissen wollen, was an der Story dran ist."
Sie wussten ja von ihrer Beziehung, aber eben auch nicht mehr.

cf: Speisesaal

Es hatte doch einen Moment länger gedauert als geplant, das Zimmer zu finden, aber jetzt hatte Andy es endlich geschafft. Geräuschvoll klopfte er an die Tür und nieste danach genau so laut. Genervt atmete er einmal tief durch. Wenn er jetzt noch eine Erkältung bekam, würde er durchdrehen. Er hatte doch schon genug Zeit im Bett verbringen müssen...

Mit seinen Eltern wollte er nicht unbedingt darüber reden. Die wollten es doch gar nicht verstehen.
Erstmal sollten sie das aber mit Andy klären. Er hatte Angst vor dem Gespräch, aber er wusste auch nicht, was sie sonst tun konnten.
Gedankenverloren drehte er Bennis Armband mit seinen Fingern, lächelte leicht, als er an diese Verbindung zwischen ihnen schaffte.
Es war nur ein Armband, aber dennoch fühlte er sich etwas sicherer.
Als es klopfte, löste er sich seufzend von Benni und stand vom Bett auf, öffnete Andy die Tür.
"Gut, dass du da bist..."

Es dauerte nicht lange, da stand Julian ihm gegenüber und sah auf den ersten Blick recht normal aus. Was er aber sagte, trug nicht wirklich zu Andys Beruhigung bei. An und für sich fragte er sich sowieso, warum die beiden ausgerechnet ihn um Hilfe baten, aber das hatte sicher Gründe. Er tat es ja auch gerne.
Schnell trat er ein und lächelte die beiden dann kurz an.
"Was gibt es denn?", erkundigte er sich besorgt. So wirklich glücklich sahen weder Julian noch Benedikt aus, wenn er das mal vorsichtig so formulieren durfte.

Julian schloss die Tür wieder, atmete tief durch.
"Noch keine Nachrichten gelesen?", fragte Julian. Das würde es einfacher machen, wenn er nicht alles erklären müsste. Aber das war noch das geringste Problem, es Andy zu sagen.
"Also... Benni und ich haben im Speisesaal rumgeknutscht. Jemand ist wohl reingekommen, hat das gefilmt und... naja, jetzt steht es eben überall."
Er hoffte, diese knappe Erklärung reichte.

Bis auf den einen Artikel hatte er sich in der Tat nichts anderes angeschaut. Schmutzschlagzeilen über deutsche Nationalspieler schienen jedoch zur neuesten Mode verkommen zu sein. Andy konnte darüber nur den Kopf schütteln. Die Jungs leisteten so viel und mussten sich darüber hinaus auch noch mit solchen Schilderungen ihres Privatlebens herumschlagen.
Bevor er nach Einzelheiten fragen konnte, erzählte Julian alles. Obwohl alles nicht ganz stimmte, der Schalker fasste sich ziemlich knapp. Es reichte aber, damit Andy verstand, dass sie hier das nächste Outing hatten. Das war höchst ärgerlich, denn das bedeutete zusätzlichen Ärger und Ablenkung, die sie als Mannschaft nicht brauchen konnten. Auf die beiden kam jetzt außerdem eine schwierige Zeit zu.
"Es gibt also ein eindeutiges Video, das leugnen unmöglich macht?", hakte er nach und ging im Kopf die Möglichkeiten durch. Falls das vorhanden war, würde abstreiten wenig bringen. Die beiden hatten gar nicht erst die Wahl, die Ilkay und Marco hatten.

Benni war froh, dass Andy da war und sich scheinbar als einziger des Trainerstabs tatsächlich für ihr Schicksal interessierte.
Julian erklärte in aller Kürze, was passiert war und Benni hoffte wirklich, dass Andy ihnen ein Patentrezept bieten konnte, was sie jetzt tun sollten.
"Ja... das Video kursiert wahrscheinlich schon überall im Internet", murmelte Benni.
Sie hatten wirklich eine ganz andere Ausgangslage als Marco. Und hoffenltich brach ihnen diese Situation nicht das Genick.

Julian setzte sich wieder neben Benni aufs Bett, griff nach seiner Hand und drückte sie fest. Die ganze Situation machte ihm Angst und auch Andy stellte ja fest, dass leugnen wohl unmöglich war.
"Wir wissen nicht, was wir jetzt tun sollen. Ich glaub nicht, dass wir da noch rauskommen."
Verzweifelt sah er Andy an. Eigentlich müssten sie ja jetzt eh bald zum Training, aber eigentlich hatte er dafür jetzt gar keinen Kopf.

Das war mehr als blöd.
Julians Blick machte ihm gerade wirklich zu schaffen. Der Junge sah ihn an, als würde er plötzlich ein Wunderheilmittel gegen Outings herbeizaubern können. Das war ihm aber leider nicht möglich und so konnte er nur das weitere Vorgehen mit ihnen besprechen und versuchen, ihnen Tipps zu geben.
"Ich glaub es auch nicht. Wir könnten jetzt eine wilde Geschichte über irgendein Partyspiel erfinden, aber erstens würde uns das auch kaum einer glauben und zweitens müsstet ihr euch danach nur noch in acht nehmen. Egal, was ihr macht, die Leute werden in alles eine Beziehung interpretieren. Ich glaub nicht, dass ihr das lange durchhaltet", antwortete er möglichst ruhig und dennoch mit fester Stimme. Da sah er wirklich keinen Ausweg, zudem die beiden ja auch noch wirklich zusammen waren. Das machte ein Abstreiten noch komplizierter.

"Ja... das haben wir uns auch schon überlegt, aber ich glaub, die Folgen wären auch schlimm. Die würden dann doch jede Umarmung als irgendwas noch so bedeutendes interpretieren."
Er seufzte.
Das wollte er auch nicht. Und dann mussten sie jetzt auch noch zum Training, aber der Gedanke daran bereitete ihm einiges an Unwohlsein, wenn nicht sogar regelrechte Bauchschmerzen.

"Wenn wir das abstreiten... dann müssten wir uns wohl ganz trennen. Und das will ich keinesfalls."
Traurig sah er zu Benni, drückte fest seine Hand. Er hatte solche Angst vor dem, was kommen würde. Warum war es nur so schlimm, als Fußballer schwul zu sein? Es war doch nichts dabei. Sie liebten sich doch nur.
"Und jetzt auch noch zum Training... Mir ist das grad alles zu viel."

Scheinbar hatten die beiden doch schon über alles ein bisschen nachgedacht, denn sie kamen zu durchaus richtigen Schlussfolgerungen.
Julians Satz ließ ihn einmal kurz überrascht auf seine Uhr blicken. Wirklich, sie müssten im Prinzip schon jetzt auf dem Trainingsplatz stehen. Dass das für die beiden in ihrer derzeitigen Verfassung nichts war, sah man jedoch auf den ersten Blick. Sie waren mehr als blass und hatten gerade wahrscheinlich alles im Kopf, aber kein gewöhnliches Training.
"Geht am besten mal zu Didi, ich melde euch fürs Training ab." Einen Moment sah er die beiden nur an und wartete auf eine Reaktion. Das schien ihm die beste Lösung zu sein.

Benni nickte. Er war froh, dass Andy ihnen das Training ersparte.
"Danke", murmelte er.
Ein Gespräch mit Didi war bestimmt auch nicht verkehrt... vielleicht hatte der auch ein paar gute Ideen, wie sie sich verhalten sollten.

"Dann mal auf", scheuchte Andy die beiden schon fast aus dem Zimmer, denn er wollte auch vor dem Training nochmal mit Hansi reden. Das könnte zwar schwierig werden, denn er war jetzt schon zu spät, aber egal.
Sie machten sich zu dritt auf den Weg aus dem Zimmer, wo sich ihre Wege bald trennten.

tbc Draxledes: Teampsychologe
tbc Andy: Trainingsplatz

cf: Tor

Kaum, dass die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen war, schlang Benni seine Arme um seinen Freund und drückte ihn eng an sich.
Er hauchte ihm einen Kuss auf den Hals, streichelte beruhigend über seinen Rücken und musste jetzt erst mal die ganze Nähe nachholen, die er sich vorhin hatte verkneifen müssen.
"Beruhig dich erst mal", flüsterte er und küsste ihn zärtlich.

Wie ein Ertrinkender klammerte Jule sich an Benni, konnte ein trockenes Schluchzen nicht mehr unterdrücken. Heute war so viel passiert und er hatte bisher kaum Zeit gefunden, etwas zur Ruhe zu kommen.
"Ich weiß nicht, wie das passieren konnte", murmelte er, vergrub das Gesicht an Bennis Hals.
Er prügelte sich sonst doch auch nicht. Erst recht nicht seine Mitspieler.

"Shshsh", machte Benni beruhigend und schob Julian sanft in Richtung Bett, wo er sich mit ihm darauf sinken ließ.
"Ich bin mir sicher, Andy wird nachsichtig sein...er weiß ja, was bei uns im Moment los ist. Und bei Manu entschuldigst du dich einfach und ich bin mir sicher, dass er damit dann auch zufrieden ist."
Er drückte Julian einen liebevollen Kuss auf die Lippen.
Es war einfach entspannend, sich nicht mehr ständig zurück halten zu müssen und er seufzte leise.

Julian rang sich ein schiefes Lächeln ab. Er war froh, dass Benni es ihm nicht wirklich übel nahm und er hoffte auch, dass Manu und Andy ein wenig Verständnis haben würden.
"Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll..."
Er hatte auch Angst. Er glaubte nicht so recht, dass man ihnen diese Ausrede mit der geplanten Aktion abkaufen würde.
Erstmal sollte er aber vielleicht aus den verschwitzten Sachen raus.
"Wollen wir vielleicht ins Bad?"

Benni lächelte und streichelte Julian sanft über die Wange, küsste ihn liebevoll und sah ihn zärtlich an.
"Ich würde vorschlagen, dass wir uns gemütlich in die Badewanne legen und uns entspannen", schlug er vor. Das konnten sie beide brauchen und vor allem Julian war es wirklich nötig, dass er mal richtig runterkam.
"Und nachher müssen wir auch noch zu Didi, da sollten wir uns beruhigt haben." Immerhin ging es dann wirklich um das wichtige Thema, wie es jetzt weitergehen sollte. Benni war allerdings langsam immer überzeugter, dass er sich nicht verstecken und lügen wollte. Jetzt hatten sie schon den Salat, dann konnten sie da auch versuchen, das Beste daraus zu machen und nach vorn gehen.

Julian nickte, stand mit einem leichten Lächeln auf. Er war glücklich, dass er Benni hatte und zumindest der zu ihm stand. Ein Bad würde jetzt wirklich gut tun und er griff nach Bennis Hand, half ihm auf und zog ihn mit ins angrenzende Badezimmer.
Er ließ heißes Wasser in die Wanne laufen, gab ordentlich Badeschaum rein und stellte sich dann vor Benni, legte seine Hände unter sein Trainingsshirt und schob er langsam nach oben, streichelte dabei beiläufig über seinen Oberkörper.

Benni merkte schon an Julians Berührungen, was der vorhatte. Und er konnte wirklich nicht sagen, dass er etwas dagegen hatte. Im Gegenteil, er war mehr als angetan von dem, was Julian vorhatte und war sich sicher, dass ihnen das auch helfen würde. Einfach Normalität vorschieben.
"Ich liebe dich", murmelte er, während seine Hände über Julians Brust streichelten und sich unter sein Shirt stahlen, es zielstrebig nach oben schoben.