Hotelzimmer Benni und Mats

Manu seufzte auf. Er hätte einfach seine Klappe halten sollen. Er zog Benni in seine Arme und strich ihm über den Rücken. "Schon in Ordnung.. es ist normal dass du ihn nicht aus dem Kopf bekommst! So Leid es mir auch tut, aber dass kann verdammt lange dauern Benni!" Manu lächelte leicht. Er tat ihm schon verdammt Leid.
"Ich bin für dich da.. immer!" versprach er. Scheiß drauf, dass Benni den Namen von anderen stöhnte, wenn er mit ihm fickte. Es war wenigstens gut.

Benni schmiegte sich eng an Manu.
Er war froh, dass er wenigstens ihn noch hatte, dass wenigstens er noch geblieben war. Immerhin waren so ziemlich alle anderen mittlerweile weg.
"Ich... weiß nicht was ich machen soll." Er seufzte.
Manus Streicheleinheiten taten gut und waren schön und entspannend.
"Ich will dass es weg geht. Aber gleichzeitig will ich genau das nicht."

Manu nickte. Er kannte die Gefühle nur zu gut. "Irgendwann.. wird es weg gehen und du bist froh, dass es weg ist.. weil.. weil es dich quälen wird!" Manu wollte ihm die Wahrheit nicht verschweigen. "Ich meine.. dass macht es jetzt schon.. aber.. es wird schlimm werden.. aber du schaffst du.. ich und Mats und Lisa.. wir werden dir da schon raus helfen.!" Manu lächelte leicht.
Sein Handy klingelte und Manu zog es heraus.. Fuck man.. das hatte er komplett vergessen. Das war wichtig, aber er wollte Benni nicht alleine lassen.

Benni seufzte. Er konnte nur hoffen, dass Manu Recht behalten würde, dass er das irgendwie überstehen würde.
Es waren nur wenige Wochen gewesen, aber die hatten ihm mehr bedeutet als all die Jahre mit Lisa.
Manus Handy klingelte, aber Benni kümmerte sich nicht darum. Eigentlich wollte er gerade einfach nur seine Ruhe, aber gleichzeitig nicht allein sein.
Er seufzte erneut. Das war alles viel zu schwierig.
"Hoffentlich hast du Recht", murmelte er.

"Bestimmt.. ich hab es auch überlebt und bin ganz glücklich im Moment!" Manu drückte Benni einen Kuss auf die Wange und deckte ihn erst mal zu. "Ich muss da kurz dran, ja?" Manu stand auf, schlüpfte in seinen Boxershorts und verschwand auf den Balkon.
"Was gibt es?" meldete er sich. "Manu.. hast du ein Glück, dass ich so gute Kontakte habe!" seufzte ihm sein Berater entgegen. "Das heißt.. es klappt!" Manu konnte nicht verhindern, dass er zu strahlen anfing.
"Ja.. ich schick dir die Details mal, ja.!" Manu hob seine Faust nach oben und seufzte befreit auf.
"Ach ja.. Manu..besorg dir mal ne Tageszeitung und dann möchte ich ein Statement von dir! Wir reden später!" Damit legte er auf. Manu schaute verwirrt auf sein Handy. Okaaay..
Breit grinsend ging er zurück zu Benni.

SMS an Manu:

"Manu, wo bist du? Wir müssen uns sehen. Es ist wichtig. Emy"

Manu öffnete verwirrt die Nachricht. Na ja.. Emy war ja wie auf die Minute da.
Ich bin bei Benni.. lass uns einfach.. an den Hängematten treffen .. ich muss dir auch was sagen
Er steckte sein Handy weg und schlüpfte in seine Klamotten. "Benni.. ich muss los.. irgendwas ist mit Emy.. ich mach mir Sorgen um meine Kleinen.. wenn was ist.. meld dich, bitte! Ich bin IMMER für dich da, ja?" Manu drückte ihm einen Kuss auf die Wange und verließ mit schlechten gewissen das Zimmer.

tbc Hängematten über Lobby

Manu ging, warum auch immer, hatte scheinbar was zu erledigen und wenig begeistert blieb Benni allein auf seinem Zimmer zurück.
Er ging noch einmal duschen, war mittlerweile schon wieder in einem deutlich besseren Zustand.
Dann zog er sich fürs Training um, heute in Schwimmsachen, und schlappte dann recht lustlos los zum Treffpunkt.

tbc: Lobby

cf: Vom Training zurück

Wieder in seinem Zimmer ließ Benni sich einfach aufs Bett fallen. Wie in Trance waren das Training und der Tag an ihm vorbeigezogen. Er fühlte sich leer und wie ein Roboter, mechanisch erledigte er die Dinge, die er tun musste, aber mehr machte er nicht.
Julian war gegangen und das war es eben, was danach von ihm übrig geblieben war. Was er sich selbst zuzuschreiben hatte.
Das war ihm schmerzlich bewusst. Er hatte dafür gesorgt, dass Julian gegangen war. Er hatte es nicht geschafft, ihn glücklich zu machen.
Dabei waren sie einmal tatsächlich ein glückliches Paar gewesen. Aber die Strapazen, die auf ihrer Beziehung lagen, hatten sie immer wieder auseinander gerissen.
Diesmal wohl endgültig.
Benni fragte sich, wie es Julian gerade ging.
Ging es ihm wenigstens gut?
Schaffte er es jetzt endlich, glücklich zu werden?
Benni hoffte es für ihn.
Er selbst hatte das wohl nicht mehr verdient, nach den unzähligen Fehlern, die er begangen hatte. Müde und unter dem tauben Gefühl in seinem ganzen Körper leidend, fing er an, in den wild im Zimmer verstreuten Sachen, in dem unbeschreiblichen Chaos, das sich hier angesammelt hatte, nach den Zigaretten zu suchen. Es waren Julians, aber er hatte sie hier vergessen.
Mit zittrigen Händen zündete er sich eine an, ließ sich damit dann einfach klein zusammengekauert in einen Sessel sinken. Der Rauch kratzte in seinen Lungen, aber genau dieses Gefühl tat gut, genau wie das Brennen, als er sich die aufgerauchte Zigarette auf seiner Handfläche ausdrückte und sich die nächste nahm.

cf: Keine Ahnung... Jogis Kleiderschrank ode so

Viel zu lange hatte Jojo nichts mehr von ihrem Bruder gehört und sie beschloss, das zu ändern. Sie war immerhin seinetwegen nach Brasilien gereist. Nur hatte sie ihn zu sehr vernachlässigt, als das mit Lewis angefangen hatte. Da war es wirklich Zeit, das mal zu ändern.
Und so stand sie jetzt vor seinem Zimmer und klopfte an. Sie hoffte mal, dass er da war. Sie würde gerne wieder mal mit ihm reden.

Benni war alles andere als begeistert, als er das Klopfen hörte. War das schon wieder Manu? Vermutlich, jemanden anders konnte er sich da nicht wirklich vorstellen.
"Lass mich in Ruhe", blaffte er seinen Besucher an, brach aprupt in ein heftiges Husten aus. Das Rauchen tat ihm nicht gut, er wusste es, aber das war ihm völlig egal. Es entspannte.
Wenigstens so ein bisschen.

Jojo zuckte kurz zusammen, als Benni sie einfach so anblaffte. Welche Laus war dem denn über die Leber gelaufen? Sein Husten brachte sie auch nicht dazu, sich besser zu fühlen. Sie machte sich schon Sorgen. Was war denn bei ihm passiert?
Auf gut Glück drückte sie die Türklinke heruter und tatsächlich ließ sie sich öffnen. Sie streckte den Kopf ins Zimmer, sah das Chaos auf dem Boden und Benni mit einer Zigarette in der Hand.
"Seit wann rauchst du denn bitte?", fragte sie überrascht, trat dann ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich.

"Seit mir danach ist", raunzte Benni.
Er wusste, dass Jojo nichts dafür konnte, aber gerade war ihm jeder recht. Einfach als Punchingball. Recht machen konnte man es ihm gerade nicht, dazu war er nach allem, was passiert war, viel zu verbittert und vom Leben enttäuscht.
Mit einem grimmigen Ausdruck auf seinem Gesicht stellte er fest, das auch diese Zigarette, seine dritte, alle war. Mit dem glühenden Stummel tat er das selbe wie mit den bisherigen, drückte ihn auf seiner Hand aus, immerhin hatte er keinen Aschenbecher.
Danach griff er nach der nächsten Zigarette.

Verwirrt sah Jojo ihren Bruder an. Sie hatte keine Ahnung, was passiert war, dass Benni zur Zigarette griff. Es musste ja etwas Schlimmes sein. Aber solange er nur mal ne Zigarette rauchte, war es wohl noch im Bereich des Annehmbaren.
Nur als Benni sich die Zigarette auf seiner Hand ausdrückte, sah sie sich das sicherlich nicht mit an. Das ging nämlich eindeutig zu weit und nichts konnte es wert sein, dass Benni sich selbst verletzte.
"Was tust du denn da?", fragte sie schockiert nach und kam auf ihn zu, riss ihm die Zigarette aus den Finngern und packte nach seiner Hand, sah sich die Brandwunde an. Besser gesagt: die Wunden. Warum bitte machte er das? Es musste etwas wirklich Schlimmes passiert sein.
"Ist was mit Julian? Oder dem Baby?"
Irgendetwas in der Richtung musste es ja sein. Sonst würde Benni nicht so einen Unsinn machen.

Benni schnaubte verächtlich.
"Nein, denen geht's blendend. Beziehungsweise... bei dem Baby weiß ich es nicht, das hat dieser verdammte Marco mir ja erfolgreich weggenommen. Und Julian... pff, kein Plan was der treibt, interessiert mich auch nicht."
Nachdem Jojo ihm seine Zigarette weggenomen hatte, griff er einfach nach der nächsten, waren ja zum Glück ein paar in so einer Packung und allzu viele fehlten auch noch nicht. Seine Finger zitterten leicht, als er sie anzündete und er merkte gar nicht, dass er sein Feuerzeug wohl etwas zu nahm an der Flamme festhielt und die Haut auf seiner Fingerkuppe kleine Brandbläschen schlug.
Er legte das Feuerzeug wieder zur Seite und nahm einen tiefen Zug.
"Mir geht's gut, alles okay. Kannst dich verpissen."

Jojo verstand gar nichts mehr. Marco nahm ihm sein Baby weg? Von Julian wusste er nichts? Dabei waren die beiden doch das neue, unzertrennliche Traumpaar.
"Ich werd mich nicht verpissen!" War sie etwa abgehauen, als Benni seine erste Freundin mit nach Hause gebracht hatte und die beide ungesört in seinem Zimmer sein wollten? Nein, war sie nicht. Und jetzt würde sie auch bleiben, selbst wenn sie störte.
Wenn er rauchen wollte, sollte er doch. Aber sie würde nicht abhauen.
"Und jetzt erzählst du mir, was passiert ist. Was ist mit Jule und dem Baby?"

Benni seufzte und sah Jojo frustriert an.
"Was interessiert dich das auf einmal? Sonst hat mein Leben dich nie besonders interessiert."
Und jetzt wollte er einfach nur seine Ruhe haben und sonst nichts.
Recht genervt sah er seine Schwester an.
"Aber wenns dich interessiert... Ich hab Julian missbraucht, er hat Schluss gemacht, es ist aus. Ende, vorbei, Sense."

"Was redest du da für einen Blödsinn?", fragte sie schockiert nach und sah ihn fassungslos an. "Du bist mein Bruder! Natürlich interessiert mich dein Leben!"
Sie waren Geschwister und natürlich stritten sie sich auch ab und an. Aber sie liebte ihn doch. Er war ihre Familie.
Als sie seine Erklärung hörte, konnte sie das nicht glauben. Missbraucht? Schluss gemacht?
"Wie? Was redest du denn da?"

"Du wolltest wissen, was passiert ist. Da hast dus. Zufrieden?" fragte er trocken.
Er stand auf und die Zigarette in der Hand schurfte er durch das Chaos zur Minibar. Leider entpuppte sich diese als leer.
"Wo hat dieses verdammte Arsch den Wodka hingetan?" wetterte er. Er hatte drei Flaschen gekauft. Anderthalb hatte er leer getrunken, aber die dritte sollte noch da sein."

"Nein, ich bin nicht zufrieden", sagte Jojo lautstark und knallte die Tür der Minibar wieder zu. Sie verstand nicht, was mit Benni los war. Wollte er sich jetzt noch besaufen? Das machte die Welt doch auch nicht besser. Bennis Probleme ließen sich davon nicht lösen.
"Und du setzt dich jetzt hin", forderte sie und schob Benni zurück zum Bett, drückte ihn mit aller Kraft darauf, bäumte sich vor ihm auf.
"Und jetzt erzählst du mir alles von Anfang an!"

Benni ließ sie einfach machen, sah sie emotionslos an.
"WAs genau willst du hören? Die genaue Story, wie ich ihn gezwungen hab, Sachen zu machen, die er nicht will? Wie ich ihn festgehalten und aufs Bett gedrückt hab? Oder lieber die Story, wie ich mit Mats rumgemacht habe, ohne irgendeinen Grund? Oder willst du vielleicht lieber hören, dass alles super ist und wir uns einfach auseinander gelebt haben?"
Seine Stimme klang bitter, troff nur so vor Zynismus und Bitterkeit.

Das waren etwas viele Informationen auf einmal und es klang wirklich kompliziert. Und wenn sie das alles richtig verstand, hatte ihr Bruderherz jede Menge Scheiße gebaut. Aber sie kannte ihn ihr ganzes Leben lang und wollte nicht glauben, dass er ein schlechter Mensch war.
Sie ließ sich neben ihn aufs Bett sinken, setzte sich direkt neben ihn.
"Erzähl mir das, was dich bedrückt. Du musst darüber reden. Ich verurteile dich auch sicherlich nicht. Ich bin immer noch deine Schwester. Und wenn du ne Leiche im Keller hast, dann helf ich dir, sie zu beseitigen."
Auch wortwörtlich gemeint. Sie würde Benni immer helfen, wenn er Probleme hatte.

Benni seufzte.
Er wusste, dass er froh sein sollte, eine Schwester wie Jojo zu haben. Aber gerade war er viel zu deprimiert, um in irgendeiner Form rational zu sein.
"Ne Leiche... eine ist gut. Ich glaub, da liegt ein ganzer Haufen."
Es sollte ein Scherz werden, aber der misslang ihm mehr als kläglich. Stattdessen spürte er, wie seine Augen feucht wurden und er ganz sicher gleich anfangen würde zu heulen. Krampfhaft versuchte er, das zu unterdrücken.

Benni schien den Tränen nahe und konnte wohl gerade noch so die Tränen zurückhalten. Jojo wusste auch, dass dieser Damm wohl brechen würde, sobald sie in irgendeiner Form auf ihn zukam. So war es zumindest bei ihr. Wenn sie allein war, konnte sie die Tränen noch zurückhalten. Aber sobald jemand auf sie zukam und sie mitleidig in den Arm nahm, musste sie weinen.
Aber genauso wusste sie auch, dass das langfristig gesehen das Beste war. Manchmal musste man eben alles rauslassen.
Ohne groß zu zögern nahm sie ihren Bruder in den Arm, streichelte über seinen Rücken.
"Dann müssen wir eben viele Leichen verbuddeln. Dauert vielleicht lange, aber das schaffen wir auch."

Benni lehnte sich an seine Schwester und schluchzte leise.
"Ich hab so viel Scheiße gebaut... und ich hab keine Ahnung, was ich da noch machen soll. Julian fehlt mir so verdammt.... es tut so weh."
Er vergrub das Gesicht in ihrem T-Shirt und schluchzte.
Es tat gut, dass jetzt jemand da war, von dem er wusste, dass er bedingungslos auf seiner Seite stand, egal was er getan hatte.
Er wusste genau, dass Jojo ihre Worte Ernst meinte. Sie würde jede Leiche in seinem Keller eigenhändig verbuddeln, wenn es sein musste.