Hotelzimmer Benni und Mats

Julian wollte Benni schon nachgehen. Bevor er das Bad aber überhaupt verlassen konnte, hörte er laut und deutlich, was Benni da drin tat. Es war ja verständlich irgendwie. Nur Julian konnte damit gerade ganz schlecht umgehen. Der Gedanke, dass Benni sich gar nicht um ihn kümmerte, sondern sich nur einen runterholte, widerte ihn schon fast an. Als ginge es Benni nur um Lustbefriedigung... Als wäre er nur Mittel zum Zweck.
Lieber blieb Julian im Badezimmer, schloss die Tür hinter sich ab und holte wieder die Zigaretten raus, die er sich gekauft hatte, zündete sich eine davon an. Schmeckte widerlich, aber es half ja angeblich bei Stressbewältigung.

Eine Weile blieb Benni auf dem Bett liegen. Warum genau Julian jetzt schon wieder so reagiert hatte, verstand er einfach nicht. Er hatte doch nichts gemacht, hatte keine Ahnung, was er falsch gemacht hatte, weil Julian mal wieder nicht mit ihm reden konnte. Das war doch echt bescheuert. Eigentlich könnte alles schon wieder so gut laufen, wenn Julian nicht ständig diese Stimmungsschwankungen hatte.
Das war ja schlimmer als bei einer Frau im Moment und auch wenn er wusste, dass er sich da durchbeißen und für Julian da sein musste, strengte es ihn trotzdem ziemlich an und er wusste nicht, ob er das noch ewig durchhalten würde, ohne dass es zwischen ihnen noch richtig streit gab. Er versuchte ja sein bestes, aber manchmal zerrte das auch ordentlich an seinen Nerven.

Julian schnippte den Zigarettenstummel nach draußen und hockte sich dann wieder auf den kalten Boden, lehnte sich gegen die Fließen an der Wand.
Er wusste nicht mehr weiter. Er versuchte doch alles, dass es wieder normal wurde. Aber das brauchte eben Zeit. Was sollte er denn tun, wenn er sich schlecht dabei fühlte? Sollte er trotzdem alles tun, was Benni wollte, auch wenn es ihn unglücklich machte?
Er schlang die Arme fest um seinen Körper, machte sich ganz klein. Musste er jetzt den ersten Schritt machen? Vermutlich schon. Immerhin war das alles seine Schuld. Das machte Benni ja mehr als deutlich. Es war Julians Schuld. Seine ganz allein.
Also stand er auf, sperrte die Tür wieder auf und steckte vorsichtig den Kopf ins Zimmer.

Leicht fiel ihm das alles nicht. Die ganze Sache zerrte wirklich an seinen Nerven, er wusste einfach nicht, was er tun sollte. Er konnte sich nicht vorstellen, dass er das noch ewig durchhalten würde. Dazu war die ganze Situation viel zu anstrengend und nahm auch ihn ziemlich mit.
Es war anstrengend, immer so viel Rücksicht nehmen zu müssen, jede Bewegung und jede Geste abwägen zu müssen und einfach nicht völlig befreit mit Julian umgehen zu können.
Dass sie jetzt scheinbar wieder auf einem normalen Level angekommen waren, hatte ihn wirklich gefreut. Und jetzt zickte Julian schon wieder rum, weil... nichts passiert war.
Julian streckte jetzt vorsichtig seinen Kopf ins Zimmer. Obwohl noch einige Meter zwischen Bett und Badezimmertür waren, konnte Benni die Zigaretten riechen.
Aber es könnte ihm nicht egaler sein.
"Hast du dich wieder beruhigt?" fragte er, versuchte seiner Stimme einen normale Klang zu geben. Aber er schaffte es nicht ganz, den genervten Unterton aus seiner Stimme zu verbannen.

Julian zuckte leicht zusammen, als er den genervten Ton in Bennis Stimme hörte. Was hatte er da wieder angerichtet? Wegen nichts und wieder nichts. Es war doch nichts gewesen. Wahrscheinlich hätte er wirklich einfach weitermachen sollen. Auch wenn er es in dem Moment nicht gewollt hatte, aber es wäre doch bestimmt irgendwie gegangen. Er hätte sich nur mehr anstrengen müssen.
"Es tut mir leid", murmelte er betreten und schuldbewusst, sah Benni entschuldigend an und blieb auf der Stelle stehen. Er wusste ja nicht, ob Benni seine Gesellschaft gerade wollte.

Dass Julian sich im Moment alles andere als wohl in seiner Haut fühlte, bemerkte Benni gar nicht so wirklich. Er blieb einfach auf dem Bett liegen und wartete darauf, dass Julian irgendwas sagte.
Als er sich dann endlich zu Wort meldete, klang er nicht besonders munter, eher danach, als hätte er ein ziemlich schlechtes Gewissen.
Aber so herzlos es klang, es war ihm irgendwie ziemlich egal.
"Hm, passt schon" brummte er machte keine Anstalten, aufzustehen. Wenn Julian etwas von ihm wollte sollte er halt herkommen, wenn nicht, dann eben nicht. Gerade war er einfach nur genervt davon, dass er nie irgendwas richtig machte und Julian immer irgendwann ein Problem mit dem, was er tat, hatte.

Noch immer klang Benni ziemlich genervt und bestätigte Julian darin, dass er wohl alles falsch machte, was man falsch machen konnte. Wohl fühlte er sich so wirklich nicht. Erst recht, weil er noch immer nur ein Handtuch um die Hüfte gewickelt hatte.
Deswegen ging er erstmal zum Schrank, suchte sich Boxershorts raus, die er ziemlich umständlich unter dem Handtuch anzog. Nackt wollte er sich vor Benni momentan nicht zeigen.
Er zog sich noch das T-Shirt an, setzte sich dann an den Bettrand, als wäre er ziemlich fehl am Platz hier. So fühlte er sich auch.
"Du hast gesagt, dass du mir Zeit gibst", erinnerte er Benni kleinlaut, war sich aber nicht sicher, ob das gerade die richtigen Worte waren, um den Streit aus der Welt zu schaffen.

Mit gerunzelter Stirn beobachtete Benni, wie Julian sich umzog. Auf einmal schämte er sich scheinbar vor ihm, das irritierte ihn doch ziemlich. Seit wann hatte Julian so ein Problem mit Nacktheit?
Das war alles im Moment wirklich komisch. Und Julians unberechenbare Anfälle von PMS gingen ihm auch ziemlich auf die Nerven.
Er druckste jetzt auch ziemlich rum, und allmählich fragte Benni sich wirklich, wie lang er das noch aushalten sollte.
"Tu ich ja... aber du hast deine Anfälle ja auch immer ohne irgendeinen Grund."

Ohne Grund? Er hatte doch seine Gründe. Vielleicht konnte er es nicht begründen, aber es war eben so, dass er sich nicht wohlfühlte. Was sollte er denn dann bitte machen? Sollte er wirklich weitermachen? Auch wenn es ihm nicht gefiel und er sich unwohl fühlte?
Warum konnte Benni es nicht einfach verstehen? Er hatte Julian Schlimmes angetan und Julian hatte ihm verziehen. War es da zu viel verlangt, etwas mehr Rücksicht zu nehmen?
"Was soll ich denn bitte machen? Einfach weitermachen? Das kann ich eben nicht!"
Das musste Benni doch verstehen. Wenn er es nicht verstehen konnte... Dann hatten sie ein ziemliches Problem.

Benni seufzte und schüttelte den Kopf. Wollte Julian das einfach nicht verstehen?
Resigniert schüttelte er den Kopf.
Das war wirklich blöd im Moment. Er wollte Julian ja Zeit geben, er wollte für ihn da sein, aber es strapazierte eben auch seine Geduld sehr stark und er wusste einfach nicht, wie lange er das noch durchhalten würde. Es war anstrengend und es kostete ihm so einiges an Geduld, immer auf alles Rücksicht zu nehmen.
"Nein... aber red halt mit mir? Was hab ich jetzt schon wieder falsch gemacht?"
Er konnte es sich nicht vorstellen, dass er schon wieder einen Fehler gemacht hatte.

Julian seufzte, wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Es war viel zu kompliziert und teilweise wusste er ja selbst nicht, was sein Problem war.
"Wie hätte ich denn mit dir reden sollen? Du bist doch gleich raus und hast dir einen runtergeholt." Das war ja schon mal das eine. Benni war doch sofort abgehauen und hatte Jule stehen lassen. Toll war das für ihn bestimmt nicht.
"Und das vorher war mir zu viel. Du verstehst das vielleicht nicht. Du wurdest ja immerhin noch nicht..." missbraucht, fügte er in Gedanken dazu. Aussprechen sollte er es aber besser nicht.

Benni seufzte.
Er konnte ja verstehen, dass Julian so ein bisschen unsicher war und immer noch so seine Zeit brauchte. Aber gerade war es eben einfach so richtig scheiße gewesen und jetzt fühlte er sich so ziemlich überfordert.
Er stand auf und ging zum Schrank, zog sich eine Boxershorts und ein T-Shirt über, griff dann nach einer Jeans.
"Ich geh mal ne Runde an die frische Luft", brummte er. "Muss nachdenken und so... bis nachher dann irgendwann."
Er wusste, dass es so richtig scheiße von ihm war, aber er konnte es einfach nicht anders.

tbc: Pavillon

Überfordert sah Julian Benni nach, wie der das Zimmer verließ. Wahrscheinlich ließ er ihm besser seine Ruhe und so versuchte er gar nicht erst, ihn aufzuhalten. Würde Benni eben eine viertel Stunde rausgehen und den Kopf freikriegen.
Julian blieb im Zimmer, hatte keine große Lust auf Gesellschaft. Er ließ sich aufs Bett fallen, ruhte sich etwas aus.

cf: Altstadt

Gemeinsam mit Mats betrat Benni ihr Zimmer.
Beziehungsweise... wessen Zimmer war das jetzt? Musste Julian jetzt wieder zurück oder blieb Mats bei Jenny oder was?
Darüber hatten sie noch gar nicht nachgedacht...
Aber das war ja jetzt auch egal. Er spürt das schlechte Gewissen in dem Moment, als er Julian nicht so ganz munter auf dem Bett liegen sah.
"Bin wieder da", murmelte er.

Julian sah auf, als die Tür wieder geöffnet wurde. Zu seinem Erstaunen kam Benni nicht alleine wieder, sondern hatte Mats im Schlepptau. Seit wann ließ der sich denn wieder blicken? Und die wichtigere Frage... Warum redete er wieder mit Benni?
Aber erstmal war ihm das egal. Das konnte er gleich noch regeln. Er musste vorher anderes klären. Immerhin wirkte Benni noch immer nicht wirklich glücklich.
Julian setzte sich auf, setzte sich im Schneidersitz aufs Bett.
"Du bist noch sauer, oder?", fragte er schuldbewusst nach. Dabei hatte er gehofft, dass jetzt alles gut war, nachdem Benni sich diese kleine Auszeit gegönnt hatte. "Das vorhin tut mir leid... Ich weiß, dass ich grad ein ziemlich schlechter Freund bin..."

Benni seufzte und setzte sich Julian gegenüber auf das Bett.
"Passt schon", murmelte er schuldbewusst.
Er hatte wirklich ein schlechtes Gewissen, dass er ihm beinah fremd gegangen war.
"Damit muss ich auch irgendwie klarkommen."
Es war vielleicht nicht einfach, aber er musste es aushalten.

Julian seufzte. Benni schien noch immer sauer zu sein, war sehr abweisend zu ihm. Und womit musste er klarkommen? Dass er ein schlechter Freund war? Aber das war doch hoffentlich nur ein vorübergehender Zustand. Er arbeitete doch an sich.
Skeptisch sah er kurz zu Mats. Der störte gerade doch etwas. Er wollte hier seine Beziehungsprobleme nicht vor Mats ausdiskutieren.
"Benni, bitte...", flüsterte er leise, hoffte, dass Mats nichts davon mitbekam. "Ich will mich doch bessern... Ich weiß ja, dass du alles tust... Und es wird doch auch besser."

Julian schien reichlich niedergeschlagen, Benni wusste nicht, was er tun sollte.
Er sah Mats bittend an, der zu verstehen schien und das Zimmer verließ.
"Ich... Jule verdammt... ich fühl mich eben scheiße, wenn du immer mittendrin abbrichst, weil ich was falsch mache."
Er wusste auch nicht, wie er sich verhalten sollte. Immerhin hatte er ihn beinahe betrogen, aber Julian sollte das unter keinen Umständen erfahren.
"Und wenn du den Sex mit mir so scheiße findest, ist das kein besonders zufriedenstellendes Gefühl."

Julian war froh, dass Mats erstmal raus ging. Er wollte erst das mit Benni klären und das tat er nur ungern mit Zuhörern. Erst recht nicht vor Mats. Den konnte er immer noch nicht leiden und vertrauen tat er ihm ganz sicher nicht.
"Ich find den Sex doch nicht scheiße!", stellte er sofort klar. Das war doch gar nicht ihr Problem. "Ich kann nur mit manchen Dingen noch nicht umgehen. Aber ich arbeite doch an mir und will auch alles wieder gut machen! Aber was soll ich denn bitte machen, wenn ich mich nicht wohl fühle?"

Benni seufzte.
Das war alles so wahnsinnig schwierig. Er wollte der perfekte Freund sein, aber er konnte es eben einfach nicht. Er war nicht perfekt und ihm zerrte ihr holperiges Sexleben eben an seinen Nerven.
"Aber das ist so schwer", gab er zu.
"Ich kann mich manchmal einfach... kaum beherrschen."
Er war immer noch angetrunken, das wusste er spätestens, als er so offen redete.
"Du machst mich geil und ich will dich einfach... und dann verlier ich eben manchmal die Kontrolle."
Das waren die Dinge, die Julian nicht so direkt zu wissen brauchte.

Julian schluckte schwer, als er Bennis Worte hörte. Es war nicht schön, das so zu hören, wie leicht Benni offenbar die Kontrolle verlieren konnte. Es machte ihm nicht unbedingt gut und brachte ihn nicht dazu, sich besser zu fühlen.
Aber aufgeben würde er nicht. Er wollte das klären und es wieder auf die Reihe bekommen.
"Aber du hast doch nur ein Mal die Kontrolle so verloren... Wir kriegen das doch hin! Irgendwann wird das alles wieder normal und dann gibt es auch nichts mehr, wofür ich noch nicht bereit bin."

Benni seufzte und sah schuldbewusst zur Seite.
"Es ist... schwer sich zu beherrschen."
Er wollte ja auch, dass sie das alles wieder auf die Reihe bekamen und er wusste, dass es ihm schwer fallen würde, jemanden so zu lieben, wie er Julian liebte.
Aber einfach war es nicht, das hatte er heute bemerkt.

Julian seufzte. Das alles war wieder komplizierter, als ihm lieb war.
"Aber... du tust mir ja nichts!", verteidigte er Benni. Das eine Mal war es eskaliert. Aber danach war doch alles gut gewesen. Benni hatte mal mehr gewollt als Julian, aber er hatte ihn zu nichts gezwungen. Darum ging es doch. Das war alles, was wichtig war.
Er rutschte an Benni heran, legte vorsichtig die Hand auf Bennis Wange und zwang ihn dazu, ihn anzusehen. Dabei stieg ihm nun auch ein ziemlich strenger Geruch in die Nase, der ihm vorher gar nicht aufgefallen war.
"Hast du getrunken?", fragte er schockiert nach. Es war doch noch mitten am Tag. Benni hatte sich doch nicht wegen ihres Streits abgeschossen?

Benni zuckte mit den Schultern.
"Und?"
War doch egal, ob er betrunken war oder nicht. Training war eh scheiße, erreichen würde man mit dieser Gurkentruppe nichts und er war eh nutzlos.
Julian sah ihn eindringlich an und Benni wich seinem Blick aus. Er konnte ihn einfach nicht ansehen, für das, was er getan hatte schämte er sich zu sehr.

"Und? Es ist erst Nachmittag und wir haben nachher noch ein Training", erinnerte er Benni streng. Spielte er sich da gerade wirklich als Moralapostel auf? Er, dem das Training sonst auch egal war? Aber wenigstens war er nicht nachmittags schon betrunken. Das würde nämlich sicher Ärger geben.
"Das nächste Mal redest du lieber mit mir statt so einen Blödsinn zu machen! Ich hab mich doch entschuldigt und... Kannst du bitte aufhören, sauer auf mich zu sein?"
Es gefiel ihm nicht, dass Benni so abweisend zu ihm war. Er wollte doch nur alles wieder gut machen.