Hotelzimmer Benni und Mats

"Wen interessiert das Training?" meckerte Benni und riss sich jetzt von Julian los, stand auf.
Das Problem war... verdammt, er konnte mit Julian einfach nicht offen reden, er konnte ihm doch nicht erklären, dass er um Haaresbreite Mats gefickt hätte.
"Ich bin nicht sauer auf dich", meinte er kurz angebunden.
Es tat weh, dass Julian das so auffasste und noch viel schlimmer war sein schlechtes Gewissen, dass ihm fast die Luft zum Atmen abschnürte.
"Es ist... alles gut bei uns."
Lüge.
Nichts war gut.

Zum Training sagte Julian nichts weiter. Darum ging es gerade auch nur sekundär. Viel wichtiger waren andere Dinge. Sie hatten noch Probleme. Das war eindeutig. Egal, was Benni sagte. Nichts war hier gut und es war nicht alles ausgesprochen und geklärt.
"Du bist ein grauenhafter Lügner", stellte er nur kurz angebunden fest. "Aber ich hab mich doch entschuldigt! Sag mir, was ich machen soll, dass du nicht mehr sauer bist!"

"DU hast ja auch nichts falsch gemacht, verdammt!" platzte es jetzt aus Benni heraus und wütend schlug er mit der Faust auf die Fensterbank.
Der Fehler lag auf seiner Seite. Wie fast alles, was bei ihnen schief lief.
Er seufzte und atmete tief durch. Egal wie sehr er mit seinem schlechten Gewissen zu kämpfen hatte, er durfte es nicht auf Julian abladen. Damit musste er selber klarkommen,zu Julians Wohl.
Er wusste, wie sehr er darunter leiden würde, wenn er wüsste, dass Benni auch nur daran dachte, was mit jemandem anders zu haben.
"Gib mal deine Zigaretten her." Da brauchte er jetzt einfach eine, er hielt es kaum noch aus.

Julian zuckte erschrocken zusammen, als Benni so wütend auf die Fensterbank schlug. Was war denn jetzt genau los? Jule verstand rein gar nichts mehr. Er hatte nichts falsch gemacht? Aber Benni war doch ganz offensichtlich sauer auf ihn. Deswegen war er abgehauen und deswegen konnte er ihn kaum ansehen, wollte vermutlich am liebsten gleich wieder weg.
Und was bitte wollte er mit den Zigaretten? Was nahm ihn so mit, dass er das brauchte?
"Was genau ist denn dein Problem? Rede doch mal mit mir!"
So ging das doch nicht weiter... Er wollte doch nur wissen, was los war.

"Ich kann dir das nicht erklären", schnauzte Benni.
Es half alles nichts, er war irgendwo zwischen Wut und Verzweiflung und eigentlich musste er jetzt mit jemandem reden.
Aber er schämte sich zu sehr dafür, dass er ein so schlechter Freund war, dass er einfach keine Rücksicht auf Julians Situation nehmen konnte und dass er ihm beinah fremd gegangen war.
"Und jetzt gib die verdammten Kippen endlich her."

"Ja, verdammt", gab Julian gereizt zurück, ging dann ins Bad und holte die Zigaretten und das Feuerzeug. Wenn es Benni half, um runterzukommen, dann sollte er eben machen. Jule konnte ihm in der Beziehung ohnehin nichts vorschreiben. Er war ja selbst nicht besser.
Er klatschte Benni die Sachen hin, verzog sich dann in den Sessel, zog die Beine an den Körper und sah stur an die Wand. Er hatte doch nur reden wollen und wissen, wo das Problem lag. Er hatte sich doch entschuldigt und wusste wirklich nicht, was er noch machen sollte.

Seine Finger zitterten etwas, als er sich eine Zigarette aus der Schachtel zog und sie anzündete. Er öffnete das Fenster und setzte sich auf das Fensterbrett, sodass der Rauch nach draußen zog.
Es schmeckte widerlich und kratzte ziemlich im Hals, aber es beruhigte tatsächlich, auch wenn Benn nicht wusste, warum.
Helfen tat es ihm auch nicht, seine Probleme lösten sich dadurch auf nciht in Luft auf.
Er seufzte tief und fuhr sich resigniert über das Gesicht.
Warum hatte er das getan, fragte er sich. Er war doch sonst nicht der Typ notorischer Fremdgänger, eher im Gegenteil.
Und jetzt... jetzt machte er ohne Hemmungen mit seinem ehemaligen besten Freund rum. Weil Julian ihn mal wieder hatte stehen lassen.

Traurig sah Julian Benni an. Er wusste nicht mehr, was er noch tun sollte. Benni hatte doch ganz offensichtlich ein großes Problem mit ihm und so langsam hatte Julian wirklich Angst, dass sich diese Probleme nicht lösen ließen. Wenn Benni Schluss machen wollte... Julian wusste doch gar nicht, was er dann tun sollte.
"Soll ich gehen?", fragte er traurig, resigniert. Sie hatten sich doch geschworen, dass sie zusammen bleiben würden. Hatte Benni das schon wieder vergessen?

Benni seufzte und schüttelte den Kopf.
"Ne... nicht gehen."
Es gefiel ihm nicht, hier mit Julian zu stzen, aber noch viel weniger wollte er jetzt allein sein. Und mit wem er sonst reden sollte, wusste er auch nicht. Eigentlich wollte er mit niemandem reden. Er bräuchte jetzt jemanden, der ihn wieder aufbaute und ihn beruhigte, aber das war eben normalerweise Julian. Nur konnte er Julian den Grund für sein Verhalten nicht sagen, denn dann würde Julian vermutlich völlig dicht machen und ihn verlassen.

"Du gibst mir nicht unbedingt das Gefühl, dass du mich hier haben willst", murmelte Jule kleinlaut. Er wusste wirklich nicht, was er gerade tun sollte. Gehen sollte er nicht, aber hierbleiben wohl auch nicht. Jedenfalls wirkte Benni ganz und gar nicht so, als wollte er ihn hier haben und das brachte Julian so langsam zur Verzweiflung. Er wollte nur wissen, was er tun sollte. Aber darauf hatte Benni ja keine Antwort.
"Sag mir doch einfach, was ich noch machen soll", schrie Julian verzweifelt, wollte endlich eine Antwort von Benni. Er stand auf, ging zum Nachtschränkchen und öffnete die Schublade, die er eigentlich niemals wieder öffnen wollte. Die mit dem Sexspielzeug. Allein bei dem Anblick hätte er schon kotzen und heulen können, aber er wusste sonst keinen Weg mehr.
Er nahm die Handfesseln heraus, warf sie wuchtig aufs Bett.
"Soll ich mich von dir fesseln und ficken lassen, damit du wieder normal mit mir redest? Schön, dann machen wir das eben! Aber BITTE rede wieder normal mit mir!"

Benni sah nur perplex zwischen Julian und den Handfesseln hin und her.
Ja, eigentlich war es genau das, was er wollte. Das alles wieder ganz normal werden würde. Aber er wusste, dass es so nicht normal werden würde. So würde alles nur viel schlimmer werden.
Julian konnte nicht verstehen, wo Bennis Problem lag, solange Benni es ihm nicht erklärte. Aber er konnte es ihm auch nicht erklären. Immerhin war das etwas, was Julian nur wieder runterziehen würde und das wollte Benni nicht.
Er schluckte.
Irgendwie musste er sich wieder berappeln, aber er konnte es nciht. Teilnahmslos schnippte er die Zigarette aus dem Fenster.
"Du bist nicht das Problem."

"Ach nein?", fragte Julian ungläubig nach. Was war denn bitte sonst das Problem? Benni war seinetwegen abgehauen, hatte ihn nicht ertragen können. Natürlich war er das Problem. Und wenn er es nicht sein sollte... Dann wusste er gar nichts mehr. Wo lag denn bitte das Problem? Julian verstand es nicht.
"Ich will doch nur alles richtig machen... Nur weiß ich nicht, was ich machen soll, wenn du nicht mit mir redest!"
Er bot Benni doch an, dass sie alles so machten wie vorher. Was wollte er denn noch?

Benni stand jetzt auf und schwungvoll packte er Julian bei den Schultern und schubste ihn aufs Bett, er kniete sich über ihn und hielt seine Hände fest auf die Matratze gepresst.
Er wusste, dass Julian Angst bekommen würde, er wusste, dass sie, egal wie Julian es versuchte, nicht einfach in alte Muster zurückkehren konnten.
Das musste Julian begreifen. Er konnte nichts dafür. Benni war Schuld an dem, was passiert war und es war auch seine Schuld, dass er sich jetzt nicht beherrschen konnte.
"Das Problem bin ich."

Julian schluckte, als er sich plötzlich unter Benni vorfand, die Arme in die Matratze gepresst. Er war ihm hilflos ausgeliefert und es machte ihm Angst. Viel zu sehr fühlte er sich an die Situation von damals erinnert.
Aber er wollte nichts sagen. Er würde es schon ertragen können. Irgendwie...
"Warum... Ich hab kein Problem mit dir", flüsterte er leise, sah Benni fragend an. Er wusste nicht, was er tun oder sagen sollte. Er verstand ja nicht einmal, wo das Problem lag. Benni hatte einen Fehler gemacht, aber Julian hatte ihm verziehen. Damit war doch alles geklärt.

"Das Problem ist, dass ich mich nciht beherrschen kann."
Das stimmte, seine Selbstbeherrschung verabschiedete sich gerade wieder nach Timbuktu, und Benni beugte sich zu Julian, presste seine Lippen hart auf seinen Mund.
Julian bot es ihm doch an, er bot sich ihm dar, er ließ ihn machen... und er war auch nur ein Mann, der heute zwei Mal seine Befriedigung nicht bekommen hatte.
Natürlich sprang er darauf an und er war sich sicher, dass auch Julian das wusste.
Es klickte leise und wenig später war Julian an das Bett gefesselt.

Julian wollte glauben, dass er das schaffte, dass er stark genug war, es auszuhalten. Er wollte doch nur, dass alles wieder normal war. Und wenn das der Weg war... dann würde er ihn wohl gehen müssen.
Aber als er die Handfesseln um seine Arme spürte, merkte er, dass er es nicht konnte und nicht wollte. Aber er konnte ihn nicht zurückweisen. Nicht schon wieder.
Er kniff die Augen zusammen, drückte die ersten Tränen aus de Augen. Er dachte zu sehr an das bereits erlebte. Wie Höger die Fesseln umhatte, wie er auf dem Bett lag, unter Benni. Die Erinnerung allein tat so sehr weh und machte ihm Angst. Er wollte nichts sagen. Aber er hoffte, dass Benni erkannte, dass er das nicht konnte.

Julian wollte nicht, und eigentlich sollte Benni das auch bemerken, aber er war viel zu wenig bei der Sache, er wollte sich einfach nur ablenken und nicht mehr an das kleine Intermezzo mit Mats denken müssen.
Warum hatte er das nur getan, warum hatte er sich nicht einfach umgedreht, als er gesehen hatte, dass Mats im Pavillon war, und die Flucht ergriffen?
Er küsste Julian hart und rücksichtslos, der Kuss schmeckte nach purer Verzweiflung und Verbitterung und Resignation.
Er konnte einfach nicht mehr.
Er war nciht der Engel, als der er manchmal rüberkam, er war ein verdammt verachtungswürdiger Mensch und er konnte sich nicht beherrschen.

Julian erwiderte den Kuss nicht, konnte es nicht. Er wollte das alles hier nicht. Er würde es gerne durchziehen und über sich ergehen lassen. Aber er wusste, dass es das nicht besser machen würde. Wenn Benni noch weiter machte, war das... eine Vergewaltigung. Wenn er weitermachte, würde es niemals besser werden. Dann konnten sie alles vergessen, was sie sich bisher aufgebaut hatten.
"Mach mich bitte los", bat er wimmernd, konnte nicht verhindern, dass er immer mehr weinte. Dabei tat Benni ja noch gar nichts. Aber die Aussicht, dass er etwas tun könnte, reichte schon. Er wollte nur, dass Benni aufhörte. Er hatte sich getäuscht, als er dachte, dass er es konnte. Jetzt musste er Benni wieder enttäuschen.

Benni schluchzte leise, ihn nahm das alles genauso mit wie Julian,wenn nicht sogar noch mehr und er unterbrach den Kuss nicht. Aber er machte auch nicht mehr, er machte nur seine Hände wieder los. Den Kuss behielt er bei und er blieb über Julian liegen. Er konnte die Tränen über seine Wange tropfen fühlen, er konnte das Salz auf seinen wie auf Julians Lippen schmecken.
"Verdammt, ich lieb dich und das macht uns beide kaputt."
Gesund war ihre Beziehung schon lange nicht mehr...

Julian atmete erleichtert durch, als Benni ihn losmachte. Er blieb zwar noch immer auf ihm liegen, aber das war okay für Julian. Er war nur froh, dass Benni erkannte hatte, dass er zu weit ging. Als Julian ihn darum gebeten hatte, hatte er ihn sofort losgebunden. Darauf kam es an. Er hatte nichts Falsches gemacht, hatte nur das getan, was Julian vorgeschlagen hatte.
"Nein", widersprach Julian mit schwacher Stimme. "Das macht uns nicht kaputt. Wir brauchen nur noch mehr Zeit, um damit klarzukommen."
So musste es sein. Es musste einfach so sein...

Benni wünschte sich nichts mehr, als dass Julian Recht hatte.
ABer er wusste auch, dass es eben nicht so war. Julian hatte nicht Recht und es war alles so verfahren und verkorkst.
"Ich bin nie fremdgegangen, wenn ich jemanden wirklich liebe..."
Sollte Julian mit diesem Satz anfangen, was er wollte. Benni war sich sicher, dass er ihn richtig verstehen würde.
Verzweifelt küsste er ihn, versuchte, es irgendwie auszukosten. Es war vermutlich der letzte Kuss, den er je von ihm bekommen würde.

Julian starrte Benni schockiert an. Auch den Kuss konnte er nicht erwidern. Fremdgegangen? Was sollte das heißen? Benni war ihm doch nicht femdgegangen. Das konnte nicht sein! Es durfte nicht sein. Sie hatten sich doch wieder versöhnt, hatten wieder alles in den Griff bekommen. So mehr oder weniger. Aber Benni hatte ihn doch nicht betrogen.
Bestimmend schob Julian Benni von sich, sah ihm tief in die Augen.
"Aber... du bist doch nicht fremdgegangen?"
Das konnte nicht sein... Bitte, bitte nicht...

Benni sah Julian nur an, er konnte ihm nicht erzählen, was passiert war, seine Stimme versagte ihm allein beim Gedanken daran. Er hoffte einfach, dass Julian die Wahrheit erkannte.
Er hatte es verdient, zu wissen. Benni wollte ihn davor beschützen, wollte ihm nicht die Illusion nehmen, das alles gut bei ihnen war.
Er hatte sich verschätzt, er hätte Julians Angebot vor einer Weile annehmen sollen, dann wäre das alles nicht passiert. Dann könnte er Julian lieben und sich seine Befriedigung wo anders holen.
So litt beides...

Nur langsam kam bei Julian die Erkenntnis an, dass es stimmte. Benni war fremdgegangen, hatte ihn betrogen. Mit einem anderen Mann oder einer Frau. Entscheiden konnte er sich da anscheinend auch schwer. Er wollte nicht glauben, dass es stimmte. Aber Bennis Blick sagte alles.
War das sein Ernst? Nur weil Julian nicht so wollte wie er, ging er gleich mit jemand anderes ins Bett? Und als Julian es ihm angeboten hatte, hatte er es scheinheilig ausgeschlagen? Da hatte er ihm vormachen müssen, dass er ihn niemals betrügen könnte?
Zu seinem eigenen Erstaunen war Julian nicht sauer oder enttäuscht. Er spürte nicht einmal einen Schmerz. Er fühlte sich nur... leer. Und kalt. Als hätte Benni ihn mit diesen Worten getötet.
Er war noch nie fremdgegangen, wenn er jemanden wirklich liebte? Hieß dann wohl so viel wie dass er ihn nicht liebte.
"Geh", forderte Julian. Er wurde nicht laut, klang nicht sauer. Seine Stimme klang nur kalt. Er wollte nicht einmal wissen, mit wem Benni ihn betrogen hatte. Er wollte ihn nur nicht weiter sehen.

Benni schluckte und er stand auf.
Er hatte es genau gewusst, Julian wollte ihn nie wieder sehen. Und Benni konnte es ihm auch nicht verdenken. Er wusste auch nicht, was er tat, warum er es tat, aber er strich Julian sanft über die Wange, sah ihn traurig an.
"Werd glücklich, ja?" bat er ihn, quälte sich ein Lächeln ab. "Mit irgendwem, der besser für dich ist als ich."
Das ihm die Tränen übers Kinn tropften, konnte er nicht mehr verhindern und eigentlich ging es ihm jetzt einfach nur elendiglich schlecht.
Er wusste überhaupt nichts mehr mit sich anzufangen, mit zitternden Knien stand er auf und verließ das Zimmer.
Es war für sie beide besser, wenn sie es endlich schafften, sich voneinander zu lösen.

tbc: Hafen