Hotelzimmer Benni und Mats

Jojo lächelte, nickte verstehend. In dem Moment bekam sie auch die Antwort von Marco.
"Gut, dann geh ich jetzt zu Marco und ruf auf dem Weg Mama an. Und du meldest dich, wenn ich was tun kann."
Sie zog ihren großen Bruder noch in eine Umarmung, verabschiedete sich auch von Jule und machte sie auf den Weg zu Marco.

tbc: Tor

Jule musste nicht lange auf eine Antwort von Manu warten. Zumindest war der wohl auch gesprächsbereit. Nur hatte er ziemlich Bammel davor.
"Kommst du mit zu Manu?", fragte er mit großen Augen, lehnte sich an Benni.

Benni seufzte und strich Julian durch die Haare. "Wenn du willst", meinte er lächelnd. Er konnte schon ein bisschen verstehen, dass Julian da nicht alleine ihin wollte. Und so konnte er im Fall des Falles ja auch eingreifen und die beiden davon abhalten, sich noch mal zu fetzen.
"Okay, dann lass uns gehen." Sie zogen sich schnell noch vernünftig an, dann griff Benni nach Julians Hand und machte sich mit ihm auf den Weg.

tbc: Zu Manu

cf: Manu

Das Gespräch mit Manu hatte am Ende doch mehr angestrengt als Benni es erwartet hatte und so machten sie sich nichts mehr aus dem Abendessen, Benni könnte sich gerade eh nicht aufs Essen konzentrieren. So blieben sie auf ihrem Zimmer und gingen auch recht bald schlafen.

Klingeling

Mats ruft an.

Als sein Handy sich lautstark zu Wort meldete, schreckte Benni auf.
Verwirrt sah er auf das Display. Warum rief Mats ihn jetzt an?
Etwas dösig ging er ran.
"Was ist los?" nuschelte er ins Telefon.

"Lisa!", keuchte Mats atemlos ins Telefon.
"Sie ist in der Lobby gestürzt und ich glaube ihrem Baby ist irgendwas passiert. Ich dachte du solltest es auch wissen... "Sie kommt ins Krankenhaus. Ich fahre gleich hin. Willst du mit?"

Benni schreckte auf, war mit einem Mal hellwach.
Baby? Was war passiert?
Er hatte schon ewig nichts mehr von Lisa und dem Baby gehört, hatte eigentlich schon die Hoffnung aufgegeben, dass er seine Tochter jemals zu Gesicht bekommen würde und jetzt bewahrheitete diese Befürchtung sich offenbar, jedoch auf eine schreckliche Art und Weise.
"Wo bist du?" fragte er hektisch, während er aufsprang und mit einer Hand anfing, sich anzuziehen. "Rühr dich nicht vom Fleck, ich komm sofort."

Das Handyklingeln hatte Julian noch großzügig ignoriert, als Benni sich jedoch hektisch neben ihm bewegte, wachte er doch auf und drehte sich müde und verschlafen auf den Rücken, öffnete vorsichtig die Augen und sah im Dunkeln, wie Benni sich anzog.
"Wasn los?", fragte er nuschelnd, gähnte herzhaft.

"Okay.. ich warte in der Lobby!"
Damit legte er auf.

"Lisa ist die Treppe runtergefallen oder so, keine Ahnung und irgendwas ist mit dem Baby. Mats hat was von Krankenhaus gefaselt. Es geht um meine Tochter. Also komm schon, beeil dich", meinte Benni hektisch, während er sein Handy in die Hosentasche stopfte und sich eine Trainingsjacke über sein Schlafshirt überzog.

Bei Bennis Worten war er schlagartig wieder wach. Lisa war gestürzt? Das hörte sich richtig übel an. Er war nie begeistert davon gewesen, dass sein Freund ein Kind mit seiner Ex bekam. Aber so etwas hatte er doch nie gewollt. Er wusste ja, wie wichtig Benni sein Kind war.
Er stand schnell auf, zog sich schnell an und ging mit Benni los.

tbc: Lobby

cf: KH

Die Rückfahrt mit dem Taxi hatten sie schweigend verbracht. Irgendwie war das jetzt wirklich krass. Das Kind war nicht von Benni. Er hatte sich schon darauf eingestellt, dass es Benni jetzt nur mit Kind gab. Aber jetzt war es doch anders.
"Irgendwie... bin ich erleichtert", murmelte Jule. So konnten sie jetzt einfach zusammen sein. Er wusste nicht, ob Benni das auch so sah. Immerhin hatte er ja auch immer Kinder gewollt.

Benni zuckte mit den Schultern. Irgendwie war es schon schade, immerhin hatte er sich immer Kinder gewünscht, aber andererseits...
"Ich hätte das Kind eh nie zu Gesicht bekommen, Lisa wollte ja Marco als Vater. Im Endeffekt hab ich nichts verloren."
Er sah Julian lächelnd an. "Und wenn mich irgendwann in ein paar Jahren der Wunsch nach einer Familie und Kindern überkommt... dann können wir uns ja immer noch überlegen, ob wir vielleicht eins adoptieren."

Ja, da war etwas dran. Lisa war mit Marco zusammen und das Kind hätte wohl eher den als Vater angesehen. Dann wurde ihnen so wohl viel Schmerz erspart, weil Benni sein Kind nicht sehen konnte. Wenn das Kind überhaupt überlebte... Aber das war nicht mehr wirklich ihr Thema.
"Jetzt warten wir erstmal ab und genießen unsere Freiheit. Und wenn wir noch irgendwann ne Familie wollen, gründen wir unsere eigene."
Julian lächelte, ließ sich aufs Bett fallen und starrte nachdenklich an die Decke.
"Gibt ja doch einige Möglichkeiten."

Benni legte sich neben Julian. "Stimmt... Leihmütter, Adoption... gibt doch schon einige Möglichkeiten."
Er seufzte leise. "Irgendwann will ich schon Kinder, denk ich... aber vielleicht lieber erst nachdem ich aufgehört habe. Ich will ja auch, dass ich Zeit für sie habe und wenn ich ständig mit Verein und Nationalmannschaft unterwegs bin, bleibt da nicht viel übrig."
Er lächelte und griff nach Julians Hand, verschränkte ihre Finger miteinander.
"Also schieben wir das mal noch so sechs, sieben Jahre vor uns her. Wenn ich die 30 geknackt habe, sehen wir weiter."

"Ich hab noch nie richtig drüber nachgedacht... Aber in ein paar Jahren... vielleicht..."
Seufzend rollte er sich auf die Seite, sah Benni an. "Aber wenn ich ne Familie will, dann nur mit dir."
Er lächelte ihn verliebt an, drückte Bennis Hand. Sie hatten ja noch Zeit, um sich das zu überlegen. Und das Tolle daran, dass sie schwul waren, war ja, dass sie in Sachen Familienplanung nicht überrascht werden konnten.

Benni lächelte und zog Julian zu sich, küsste ihn liebevoll.
"Ich kann mir niemanden sonst vorstellen", meinte er ehrlich. Er liebte Julian, mehr als er jemals zuvor jemanden geliebt hatte.
"Wie gesagt... damit lassen wir uns einfach Zeit."
Es war klar, dass Julian sich noch nie wirklich damit befasst hatte. Immerhin war er auch gerade einmal zwanzig. In dem Alter hate Benni daran nicht im geringsten gedacht.
Wenn er ehrlich mit sich selbst war, war Julian wohl erwachsener, als er es in seinem Alter gewesen war.

Julian lächelte glücklich in den Kuss. In den nächsten paar Jahren wollte er sicherlich keine Kinder. Erstmal wollte er sich auf seine Karriere konzentrieren. Außerdem fühlte er sich definitiv zu jung für Kinder und er wollte auch Zeit haben, mit Benni einige entspannte Urlaube zu verbringen oder den ganzen Tag nur im Bett zu liegen. Das waren alles Dinge, die er noch nicht aufgeben wollte.
Jetzt mussten sie aber erstmal das mit ihrem Outing schaffen. War nur die Frage, wie sie das machen wollten.
"Wie machen wir das morgen jetzt eigentlich mit dem Outing? Oder sollen wir den Hatern schonmal einen gemeinsamen Gute-Nacht-Gruß hinterlassen?"

Benni überlegte einen Moment. Dann nickte er entschlossen. "Wenn wir das durchziehen, dann fangen wir sobald wie möglich damit an", meinte er entschlossen und griff nach seinem Tablet, öffnete seine und Julians Facebookseite.
"Was sollen wir schreiben?" fragte er nachdenklich.

"Wart ma kurz", stoppe Jule Benni, als der Facebook geöffnet hatte. Flüchtig hatte er Ilkays Post entdeckt und überflog den Text schnell. Das war dann also Ilkays offizielles Statement. Also waren sie zumindest nicht die Ersten, die offiziell etwas dazu sagten, dass sie schwul waren.
Er wollte aber noch nicht wirklich so einen langen Post schreiben. Da führte er dann vielleicht lieber ein Interview, in dem sie sich erklärten oder gab eine offizielle Erklärung ab.
"Gib mal her", sagte er und nahm Benni das Tablet ab, widmete sich erstmal seiner FB-Seite und tippte einen Text.

Na kommt, heimlich wärt ihr doch auch alle gern mit eurem besten Freund zusammen Vielleicht habt ihr Ilkays Post auch schon gelesen. Wir wollen unser Leben eigentlich nur leben, wie wir wollen. Wir bleiben dieselben Menschen und dieselben Fußballer, die alles für die Mannschaft geben. LG JuL

Fragend sah er Benni an, wusste nicht, ob das so passte.

Benni nickte, setzte seinen Namen ebenfalls noch unter den kurzen Text und postete das ganze dann sowohl auf seiner, als auch auf Julians Seite.
"Wir werden sehen, wie es jetzt weitergeht", meinte er besorgt und scrollte ein wenig durch die News. Natürlich war ihr Skandal in aller Mund und Benni seufzte.
"Ich glaub, es wird wirklich Zeit, dass wir da mal Stellung dazu nehmen... wird schon ziemlich spekuliert."

Julian sah Benni über die Schulter, überflog die Schlagzeilen. Manches klang positiv, manches aber doch sehr negativ. Er hatte Angst, wie es weitergehen würde. Aber er hatte Benni an seiner Seite und sie waren auch nicht die Einzigen.
"Ich hoffe nur, das geht am Ende alles gut aus", seufzte Jule und legte seinen Kopf auf Bennis Schulter.
"Mit etwas Glück kommen andere nach... und dann ist es für uns nur halb so schlimm."

Benni lächelte.
"Das wird alles schon hinhauen", meinte er optimistisch. Sie bekamen das schon auf die Reihe, da war er sich sicher. Vielleicht würden jetzt, wo es bei den Nationalspielern anfing, auch einige der daheimgebliebenen nachziehen.
Wenn sie Glück hatten, würde sich das alles so weit verteilen, dass sie da glimpflich davonkamen.

"Ich hoffe es", murmelte Jule und gähnte dann herzhaft. Er war doch etwas müde und dieser nächtliche Krankenhausabstecher hatte ihn doch auch etwas Schlaf gekostet.
"Müde", ließ er Benni deswegen auch wissen und schloss die Augen. Schlafen war toll. Dann musste er sich keine Gedanken mehr machen.