Hotelzimmer von Joachim Löw

„Also ich habe mit Mario geredet.“ Er stutzte. „Das hört sich an, als wäre das Gespräch nicht sonderlich erfolgreich verlaufen.“ Tja, wen schickte er da jetzt zum Weitschusstraining? „Ich denke, Marco wird auf jeden Fall dabei sein. Vielleicht noch Julian und Mesut. Das werden wir gleich entscheiden.“

"Hmm, naja... es ging.", sagte Emilia nur.
Als Jogi Marco erwähnte verzog sie kurz das Gesicht. Es störte sie, dass Marco dabei sein sollte. Aber sie wollte professionell genug sein um das nicht zu erwähnen. "Hm ok. Soll ich dann bei denen auch auf irgendetwas achten?", fragte sie.

Emilias Antworten wurden immer kürzer. Das würde er zu einem späteren Zeitpunkt nochmal ansprechen oder auch mal das Gespräch mit Mario suchen. „Das wichtigste wird sein, dass du Manu lobst, wenn er die Schüsse hält, aber gleichzeitig auch die Spieler bei Laune hältst, wenn ihre Bälle nicht im Tor landen.“ Das würde nicht einfach werden. Er kannte seine Spieler. Die konnten sich schwarz ärgern, wenn ihre Schüsse gehalten würden. „Sie dürfen nicht verbissen an die Sache herangehen. Damit meine ich beide Seiten. Manu und den jeweiligen Schützen. Wenn sie zuviel nachdenken, klappt das nicht.“

Emilia hörte Jogi aufmerksam zu. "Hmm ok. Und wie mache ich das am besten?", fragend sah sie ihn an. Viel Erfahrung hatte sie ja nicht gerade, wenn es darum ginge. Nur das, was sie ihren Brüdern eben immer sagte, wenn diese sich über ihr eigenes Spiel ärgerten.
Emilia war froh, dass Jogi sie jetzt wieder ganz normal ins Training mit einband und ihr sogar auch wieder Verantwortung überließ. Das würde sie auch ablenken von ihrem Problemen.

„Versuch, ihnen das Gefühl zu vermitteln, dass das es Glück für den jeweils anderen war, wenn sie ihr Ziel nicht erreicht haben. Vor allem Manu muss lernen, dass er nicht jeden Ball halten kann. Es gibt Winkel, aus denen das einfach nicht möglich ist. Und die Schützen müssen erkennen, wie sie einen Ball platzieren müssen. Du schaffst das schon.“ Er lächelte Emilia an. „Hast du sonst noch Fragen?“ Sie schüttelte den Kopf. „Ansonsten kannst du mich auch beim Training jederzeit fragen. Ich bin ja auch auf dem Platz.“ Er warf einen Blick auf die Uhr. „Ich glaube, wir sollten langsam los“, meinte er und stand auf. Er packte kurz seine Unterlagen zusammen und ging dann mit der Praktikantin zum Trainingsplatz.

Tbc: Trainingsplatz

cf: Hansis Zimmer

In seinem Zimmer nahm er direkt sein Handy zur Hand und schrieb zwei Nachrichten. Eine an Thomas und eine an Holger. Anschließend ging er mit seinem Ordner auf den Balkon und las sich ein letztes Mal die Notizen durch.

cf Hotelzimmer Hansi Flick

Hansi klopft an die Tür. Diese wurde von Jogi geöffnet. Wie abgesprochen trug er das gleiche wie er selber. "Doch kein Hawaii-Hemd, hm?" grinste Hansi ihn an. Jogi lachte nur. "Ne, lieber nicht! Lass uns gehen!" Hansi und Jogi machten sich auf den Weg zur Lobby

tbc Lobby mit Jogi

SMS an Jogi:

Hallo Jogi,

Hansi geht es unübersehbar mies. Er muss jetzt erstmal nur schlafen, schlafen, schlafen.
Und Miroslav muss morgen ins Krankenhaus zu Kernspin. Bis dahin braucht er aber absolute Schonung.

So kann ich nur vermuten, dass etwas gerissen ist.

Für weitere Fragen bin ich in meinem Zimmer.

Gruß MüWo

cf: Stadion/Kabine

Seine Tasche landete in der Ecke und er selbst warf sich auf das Bett. Dass der Anzug vollkommen zerknitterte, war ihm im Moment herzlich egal. Er hatte es geahnt. In ihrer Verfassung konnten sie einfach nicht mit weißer Weste ins Achtelfinale kommen. "Verdammt", fluchte er und schlug mit der Faust auf das Bett. Warum konnten die Spieler nicht das umsetzen, was vorher trainiert wurde?
Am meisten verwunderte ihn das Verhalten von Julian. Seine Reaktion bei der Besprechung hatte gezeigt, wie enttäuscht er war. Und als sie ihn jetzt doch in die Startelf gezogen hatten, hatte er das einfach hingenommen. Kein Spielwitz, keine Euphorie, nichts. Und dass er die beiden Gegentore zum Teil auf seine Kappe nehmen musste, würde auch nicht gerade förderlich sein.

Er sprang auf. Liegen bleiben konnte er nicht und um sich um die Analyse zu kümmern, war er zu aufgewühlt. Er schnappte sich seine Trainingssachen und verließ dann das Hotel in Richtung Wald.

tbc: Wald

cf: Wald

In seinem Zimmer warf er einen Blick auf sein Handy. MüWo wollte Miro ins Krankenhaus schicken. "Hmm", machte er nur. So wie er das gesehen hatte, war der Stürmer einfach nur umgeknickt. Keine große Sache. Aber wenn der Arzt meinte, dass das im großen Stil abgeklärt werden müsste, sollte er das tun.

Dass Hansi während des Spiels immer blasser geworden war, war auch ihm nicht entgangen. Nach dem Abendessen würde er nochmal nach seinem Freund sehen. Das schien was Ernsteres zu sein als nur eine Erkältung. DEN sollte MüWo mal ins Krankenhaus schicken, damit er durchgecheckt wird.

Seufzend nahm er sich neue Sachen und verschwand im Bad.

SMS von Fipsi

René und Clemens sind weg, oder? Warum weiß niemand was davon?

Er hatte sich gerade wieder angezogen und wollte seine Haare trocknen, als er sein Handy piepsen hörte. Da ihn das Gefühl beschlich, dass es eine Nachricht von den Ärzten war, ging er direkt zurück in sein Zimmer und entsperrte das Display.

René und Clemens sind weg, oder? Warum weiß niemand was davon?

Phil wollte Antworten. Natürlich wollte er das. Und er würde sie ihm auch nicht vorenthalten. Deshalb schrieb er direkt eine Antwort und ging dann wieder ins Bad, um seine Haare mit dem Handtuch zu trocknen.

Anschließend ließ er sich auf das Bett fallen und schloss einen Moment die Augen.

SMS von Emma

Hey
Wenn du mich brauchst sag einfach Bescheid.
Das Spiel war zwar daneben, aber es wird weitergehen.
Ich liebe dich

SMS von Fipsi

Natürlich verstehe ich das. Erfahren alle beim Abendessen davon? Auch die Gründe? Ich möchte sie wissen. Ich verstehe es nämlich beim besten Willen nicht, was zwei Spieler dazu bringt bei einer WM einfach so abzureisen.

Er zuckte, als das Handy erneut piepste. So schnell konnte Phil doch gar nicht antworten. Aber die SMS war von Emma.

Hey
Wenn du mich brauchst sag einfach Bescheid.
Das Spiel war zwar daneben, aber es wird weitergehen.
Ich liebe dich

Er lächelte, als er den Text las. Die Worte schienen sorgsam ausgewählt zu sein, als wüsste sie nicht, wie er sonst reagieren würde. Jedenfalls kam es ihm so vor.
Kaum hatte er die Antwort gesendet, kam schon eine weitere SMS an.

Natürlich verstehe ich das. Erfahren alle beim Abendessen davon? Auch die Gründe? Ich möchte sie wissen. Ich verstehe es nämlich beim besten Willen nicht, was zwei Spieler dazu bringt bei einer WM einfach so abzureisen.

Er überlegte einen Moment. Wäre es klug, wenn wirklich alle Spieler das erfahren würden? Er schüttelte den Kopf. Nein, besser wäre es, wenn die unter Verschluss gehalten würden. Mit Phil und Basti würde er sprechen. Immerhin waren sie als Kapitän und Vizekapitän das Verbindungsstück zwischen Mannschaft und Trainer. Auch Phil schrieb er eine Antwort und wartete dann, ob er weiterhin so mit Nachrichten bombardiert würde.

Antwort von Fipsi

Das habe ich mir schon gedacht. Es ist vielleicht besser, wenn nicht alle Bescheid wissen, vor allem nicht, wenn René und Clemens es nicht ausdrücklich erwähnt haben, dass es alle wissen sollen.

SMS von Emma

Dann kommt Super-Schäfchen und rettet, was noch zu retten ist :*

Nervös stand sie einige Minuten vor seiner Tür und traute sich nicht anzuklopfen. Was wäre, wenn er richtig wütend wäre? Würde er das an ihr auslassen? Sie schüttelte den Kopf. Das konnte sie sich nicht vorstellen. So war er nicht.
Langsam hob sie ihre Hand und klopfte leise gegen die Tür. Danach atmete tief durch. Egal, was sie jetzt erwartete, sie würde für ihn da sein.

Phil war der Erste, der zurückschrieb.

Das habe ich mir schon gedacht. Es ist vielleicht besser, wenn nicht alle Bescheid wissen, vor allem nicht, wenn René und Clemens es nicht ausdrücklich erwähnt haben, dass es alle wissen sollen.

Er nickte überflüssigerweise und beschloss, nach dem Abendessen das Gespräch mit Phil und Basti zu suchen. Vielleicht schaffte er das auch schon vorher, aber spätestens danach sollten die beiden die Gründe wissen.

Als er Emmas SMS las, musste er lachen. Kopfschüttelnd tippte er eine Antwort und drückte genau in dem Moment auf Senden, als es an der Tür klopfte.
Seine Laune war gestiegen, bevor Emma überhaupt hier war. Und doch war das Spiel weiterhin präsent. Er stand auf und öffnete die Tür. Als er Emma sah, hielt er ihr sein Handy entgegen. „Du hast eine neue Nachricht“, begrüßte er sie und ließ sie eintreten.
„So, du Super-Schäfchen. Wie viel ist hier noch zu retten?“ Fragend deutete er einmal an sich herunter.

„Du hast eine Nachricht.“ Sein Handy ignorierte sie jetzt gerade mal. Viel mehr achtete auf ihn und wie ihr reagierte. „So, du Super-Schäfchen. Wie viel ist hier noch zu retten?“ Sie verschränkte die Arme und musterte ihn auffällig von oben bis unten. „Ich glaube da besteht noch Hoffnung“, lächelte sie. Trotzdem hielt sie sich immer noch zurück. Sie würde nichts tun, was er nicht wollte oder was ihn sauer machte. Manchmal machte sie sich wirklich zu viele Sorgen.

„Ich glaube, da besteht noch Hoffnung.“ Sie lächelte zwar, doch sie bewegte sich in keinster Weise. Fast hatte er das Gefühl, dass sie Angst vor ihm hatte. Oder war sie nur gekommen, weil seine SMS so geklungen hatte? Dabei hatte er doch eher genau das Gegenteil gemeint…Das war ihm gerade irgendwie zu hoch. Seufzend setzte er sich auf die Bettkante, das Handy legte er neben sich. Zaghaft streckte er die Hände nach Emma aus. „Ich beiße schon nicht.“ Er versuchte ein Lächeln, auch wenn es seine Augen nicht erreichte. Trotzdem sollte Emma nicht denken, dass er sie jetzt als Projektionsfläche für die Niederlage missbrauchen würde.

Sie beobachtete ihn einfach dabei, wie er sich auf die Bettkante setzte und ihr seine Hände entgegen streckte. „Ich beiße schon nicht.“ Einen Moment lang wusste sie nicht, was sie tun sollte. Dann lächelte und ergriff seine Hände und ließ sich an ihn ziehen. Vorsichtig legte sie ihre Arme um ihn. Hielt sie ihn fest oder hielt sie sich eher an ihm fest? So genau wusste sie das nicht. Auch fiel es ihr schwer etwas zu sagen. Sie wollte nichts falsch machen. Letztendlich entschied sie sich für eine Antwort, mit der man eigentlich nie etwas falsch machen konnte. „Ich liebe dich“, sagte sie leise und hauchte ihm einen Kuss auf die Wangen. „Und wenn du reden willst, tu es einfach.“ Mehr sagte sie nicht. Sie wollte ihm die Entscheidung überlassen, was er tun oder nicht tun wollte.

Emma zögerte immer noch. Doch dann kam sie doch zu ihm und setzte sich auf seine Oberschenkel. „Ich liebe dich“, murmelte sie und hauchte einen Kuss auf seine Wange. „Und wenn du reden willst, tu es einfach.“ Er seufzte leise. Er wusste ja gerade selbst nicht, was er wollte. Er könnte Emma jetzt aufzählen, was die Mannschaft falsch gemacht hatte und warum sie geschlagen worden waren. Aber das wollte er nicht. Das würde er morgen mit Hansi diskutieren. Langsam ließ er sich nach hinten sinken und zog Emma mit sich. „Es ist nichts neues, dass man mal ein Spiel verliert“, murmelte er. „Und doch ärgert es mich jedes Mal aufs Neue.“ Unbewusst drückte er Emma näher zu sich.

"Ich kann dich verstehen." Toller Satz. Aber Verständnis zu zeigen war immer gut. "Das heute war...", sie dachte kurz über ihre Wortwahl nach, "...nicht die beste Leistung." Und das war noch nett ausgedrückt. "Aber das heißt ja noch lange nicht, dass ihr komplett raus seid." Sie lächelte leicht und griff vorsichtig nach seiner Hand und verschränkte sie mit ihrer. "Und wenn, dann musst du es positiv sehen. Dann hätten der beste Bundestrainer der Welt und sein Super-Schäfchen mehr Zeit für seine sich."

„Aber das heißt ja noch lange nicht, dass ihr komplett raus seid.“ Er schnaubte leise. Nein, raus waren sie nicht. Und vielleicht war es ganz gut, dass sie jetzt so einen Dämpfer bekommen hatten. Vielleicht würden sie so wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkommen. „Und wenn, dann musst du es positiv sehen.“ Er richtete sich etwas auf, damit er ihr Gesicht sehen konnte. Was war daran denn positiv? Ganz Fußball-Deutschland würde die Mannschaft verurteilen. Und er würde direkt an den Pranger gestellt. Es war doch immer das Gleiche. Wenn sie das Spiel gewannen, war die Mannschaft die gefeierten Helden. Verloren sie, war der Trainer schuld. „Positiv?“, fragte er nochmal nach. „Dann hätten der beste Bundestrainer der Welt und sein Super-Schäfchen mehr Zeit für sich.“ Mit einem verhaltenen Lachen ließ er sich zurückfallen. „Du bist unverbesserlich“, grinste er und zog Emma weiter auf sich, bis ihr Gesicht über seinem schwebte. „Und dafür liebe ich dich.“ Einige Sekunden sah er ihr nur in die Augen. Sie stand hinter ihm, egal, was war. „Ich liebe dich“, wiederholte er und fuhr mit seinen Händen zu seinem Nacken. Millimeter für Millimeter zog er sie näher zu sich, bis sich ihre Lippen fast berührten.