Hotelzimmer von Bastian Schweinsteiger & Lukas Podolski

Und schon war das eingetreten, was er nicht gewollte hatte. Erst stiefelte Holger ins Zimmer und schließlich auch noch Philipp.
"Hey", murmelte Lukas zur Begrüßung.
Eigentlich hatte er laut "Ja!" brüllen wollen, aber das brachte er dann doch nicht. Stattdessen sagte er lieber gar nichts und regte sich auch nicht weiter.

"Ne schon okay.", lächelte Basti und sah wie Philipp an ihm vorbeistifelte. Kurz zog er ihn zu sich. "Heiter ihn auf ja?", flüsterte er und ließ Fips dann wieder los.
"Runter in die Lounge oder woanders hin?", fragte er dann an Holger gewand.

Lukas schien sehr begeistert über ihre Anwesenheit zu sein. Na, Philipp würde das schon machen.
„Lounge klingt gut“, stimmte Holger zu und ging wieder durch die geöffnete Tür, die Basti hinter sich schloss, ehe sie runter in die Lounge marschierten.

tbc: Lounge

Stumm nickte Philipp. Er hatte verstanden, allerdings hatte er keine Ahnung, wie er das anstellen sollte. Immerhin wusste er nicht mal, was eigentlich los war.
Holger und Bastian verließen das Zimmer und der Kapitän krabbelte einfach zu Lukas aufs Bett.
"Was ist los mit dir? Und jetzt sag nicht, es ist nichts. Ich hab mir beim Frühstück schon Sorgen gemacht, Lukas." Er lächelte ihn traurig an. "Oder sag mir wenigstens, wie ich dich wieder zum Grinsen bekomme."
Es tat ihm weh seinen langjährigen Freund so zu sehen. Er wollte ihm so gerne helfen.

Basti hatte also tatsächlich vor, ihn mit Phil hier allein zu lassen.
Das passte ihm mal so gar nicht in den Kram.
Aber kaum waren Basti und Holger verschwunden, kam Phil zu ihm aufs Bett und fragte, was los war.
Lukas zögerte einen Moment. Wozu noch um den heißen Brei herumreden? Im Grunde war es doch sowieso egal.
"Zum Grinsen bringen wohl gar nicht mehr. Es sei denn du schaffst es, dass Monika mir Louis nicht wegnimmt."

"Was?!", überrascht keuchte Philipp und sah Lukas mit weit aufgerissenen Augen an. Automatisch dachte er an Claudia und Julian, verbannte den Gedanken aber direkt wieder.
"Hey, wie kommst du darauf? Hat sie sich von dir getrennt? Ich kann dem ganzen nicht folgen", gab er zu. Es fehlten einige Puzzleteile in seinem Kopf.
Sanft strich er aber über seinen Arm, wollte ihm irgendwie zeigen, dass er da war.

Lukas seufzte lautlos.
"Wir sind schon seit einem halben Jahr nicht mehr zusammen.", begann der Stürmer die Geschichte von vorne. "Aber das wollten wir nicht an die große Glocke hängen, auch wegen Louis."
Er fuhr sich über das Gesicht. "Wir kommen halt nicht mehr miteinander klar und jetzt kann ich sie weder auf ihrem Handy noch auf dem Festnetz erreichen. Sie hat das Telefon abgemeldet. Was soll ich denn da denken?"

Das hatte Philipp nicht gewusst... die Sache mit dem Telefon war wirklich seltsam.
"Sie kann die Louis aber nicht wegnehmen. Du bist sein Vater und du bist ja auch als solcher eingetragen. Wenn, würdet ihr euch das Sorgerecht eh teilen. Sollte sie aber versuchen ihn dir wegzunehmen, bekommst du vielleicht sogar das alleinige Sorgerecht." Jetzt argumentierte er für Lukas, aber er hätte genauso gut für sich und gegen Claudia reden können. Da tat sich nichts. Die Angst, dass sie ihm Julian wegnahm, war dennoch da. Aber er musste Lukas aufbauen und nicht gemeinsam mit ihm trauern und zweifeln.
"Vielleicht gibt es wegen dem Telefon auch eine einfache Erklärung. Hast du versucht sie anders zu erreichen? Oder über andere an sie ranzukommen? Ihre Eltern zum Beispiel?" Irgendeine Möglichkeit musste es doch auch hier in Brasilien geben.

"Mir raucht schon der Kopf...ich weiß es doch auch nicht..." Lukas presste das Kissen dichter an seinen Körper. "Ihre Eltern reden nicht mehr mit mir." Was auch wenig verwunderlich war, nachdem was Monika ihnen ganz sicher erzählt hatte.
"Basti hat einen Anwalt eingeschaltet, der versucht, sie ausfindig zu machen." Aber Lukas war sich sicher, dass sie mit Louis bestimmt schon mindestens nach Polen abgehauen war, wenn nicht sogar nach Russland oder ans andere Ende der Welt.

Beruhigend strich Philipp Lukas über den Rücken.
"Das ist doch ein Anfang. Der Anwalt findet sie bestimmt. Mach dir nicht zu große Sorgen, Lukas. Monika taucht wieder auf und mit ihr auch Louis. Sie würde ihm nie etwas tun und sie weiß doch, dass Louis seinen Vater braucht. Sie liebt euren Sohn doch, das könnte sie ihm nie antun."
Dessen war er sich sogar wirklich sicher, das war nicht einfach nur so daher gesagt.

Lukas wollte Phil glauben. Aber seine Zweifel waren dann doch größer.
"Ich glaub, sie hasst mich so sehr, dass ihr das egal ist...", flüsterte der Stürmer leise.
Er presste die Augen zusammen, weil er spürte, wie sie schon wieder feucht wurden.
Stattdessen versuchte er sich auf Phils Hand auf seinem Rücken zu konzentrieren. Vielleicht beruhigte es ihn ja tatsächlich ein wenig.

"So groß der Hass auch auf dich ist, es geht hier um Louis. Monika wird nur das beste für ihn wollen und dazu gehörst du nun mal, Lukas", versuchte Philipp es weiter. "Louis wird nach dir fragen und er ist schon so alt, dass er dich nicht einfach vergisst, wenn er dich mal ein paar Wochen oder Monate nicht sieht."
Philipp war wirklich erschüttert, wenn er so genau darüber nachdachte. Niemals hätte er das Monika zugetraut. Aber er hatte es auch Claudia nicht zugetraut... aber nein, das war der falsche Ansatz.
"Alles wird wieder gut, Lukas. Du bekommst Louis wieder zu Gesicht. Mach dir keine unnötig großen Sorgen."

Was Phil sagte, klang so vernünftig. Vielleicht hätte Lukas doch schon viel früher mit ihm sprechen sollen.
Phil konnte ihn da auch wohl besser verstehen als Basti, weil er eben selbst auch einen Sohn hatte.
"Das sagst du so leicht...", erwiderte der Stürmer, fuhr sich einmal über die Augen, ehe er sie wieder öffnete.
Er zwang sich ein halbwegs ehrliches Lächeln ab, als er Phil ansah. "Danke!"

"Hey, du kannst ja doch noch lächeln", stellte er ebenfalls lächelnd fest und wuschelte ihm durch die Haare. "Rappel dich wieder auf, Lukas. Du willst doch für Louis die WM gewinnen, oder nicht? Er soll doch stolz auf seinen Papa sein."
Aber Recht hatte er. Er sagte das wirklich leicht. Bei anderen war es auch leicht, nur bei ihm selber nicht. Wieso eigentlich? Er wusste es nicht. War auch egal. Es war nicht wichtig.
Philipp lächelte Lukas weiterhin aufmunternd an.

Lukas' Lächeln vertiefte sich noch, als Phil ihm seine Frisur zerstörte, die er wohl den ganzen Tag schon nicht gehabt hatte.
"Ich versuch's." Mehr konnte er dem Kapitän nicht versprechen.
Die gesamte Anspannung würde wohl erst dann von seinen Schultern fallen, wenn der ersehnte Anruf vom Anwalt kam.
"Aber alleine kann ich die WM nun auch nicht gewinnen, da müsst ihr schon ein bisschen mithelfen.", grinste der Stürmer schließlich und wuschelte nun seinerseits durch Phils Haare.

„Klar, alle für einen und einer für alle, weißt du doch“, zwinkerte er ihm zu. Am liebsten hätte er protestiert, aber es tat gut Lukas so grinsen zu sehen.
„Wir sind doch alle für dich da. Ich besonders und Basti hast du hier ja auch noch. Er ist ja auch immer an deiner Seite, oder nicht? Ich nehme an, ihn nimmt das auch mit, sonst hätte er Holger nicht geschrieben… es ging doch sicher darum, oder?“, mutmaßte er und legte nachdenklich den Kopf schief.

Als Phil das Thema dann auf Basti lenkte, verschwand Lukas' Grinsen allmählich wieder. Er hatte seinen Freund da nicht so mit reinziehen wollen.
"Vermutlich.", zuckte der Stürmer mit seinen Schultern. "Ich hab ihm ja gesagt, dass er auch mal an sich denken soll und sich nicht verpflichtet fühlen muss, mich Tag und Nacht zu bemuttern."

"Hey, lass dein Lächeln nicht verschwinden", mahnte Philipp. "Basti ist dein Freund und will dir helfen. So wie ich es auch will. Du würdest ihm doch auch helfen wollen, oder etwa nicht? Also lass dir helfen, Lukas. Wir würden es nicht tun, wenn wir es nicht wollen würden."
Aber wer wollte einem Freund denn nicht helfen, wenn es ihm schlecht ging?

Lukas versuchte seine Mundwinkel wieder nach oben zu ziehen. Diesmal fiel es ihm doch ein bisschen schwerer.
"Ja, ich weiß und ich danke euch auch. Aber Basti vergisst darüber sich selbst. Das Gefühl hab ich zumindest.", erklärte er seufzend.
"Aber es ist ja gut, dass er jetzt scheinbar mit Holger redet."

"Hm", Philipp überlegte einen Moment. "Das ist nicht Sinn des Ganzen. Aber das war doch früher nicht so..." Frage war, wieso das jetzt so extrem war. War es die Situation? Weil er wusste, wie sehr Lukas das alles mitnahm?
"Hoffentlich hilft es ihm mit Holger zu reden. Dann denkt er vielleicht auch wieder mehr an sich und nicht nur an dich", wieder lächelte er Lukas aufmunternd an.

"Er ist halt der beste Beste Freund, den ich hab.", versuchte Lukas es mit einem Schulterzucken abzutun. Hoffentlich bohrte Phil da jetzt nicht noch weiter nach. Das konnte er jetzt nicht auch noch gebrauchen.
"Holger schafft das bestimmt." Da war Lukas sich relativ sicher.

"Ja, ihr zwei gehört einfach zusammen", Philipp lächelte und war in Versuchung sich an alte Zeiten zurückzuerinnern. Das war sicher nicht verkehrt, um Lukas auch mal auf andere Gedanken zu bringen, aber nicht jetzt.
"Ja, ich denke auch. Ich vertraue da auf Holger, dass er das hinkriegt. Immerhin hat er mich auch wieder hingekriegt", Philipp lächelte beinahe schon verliebt, ehe er sich besann, dass das nicht ganz so sinnig war.
"Also, was ist? Magst du mal wieder aufstehen? Wie lange liegst du überhaupt schon hier?", lenkte er ab.

Wie recht Phil doch mit seiner Aussage hatte, ohne es wirklich zu wissen. Lukas lächelte kurz selig. Allerdings stoppte er seinen Gedanken, als Phil davon sprach, dass Holger auch ihn wieder hingekriegt hätte. Fragend sah der Stürmer den Kapitän an. "Inwiefern hat er dich denn wieder hingekriegt?" Da hatte er scheinbar auch etwas nicht mitbekommen.
"Erst seit gerade, ich hatte Kopfschmerzen. Basti und ich waren vorhin noch in der Stadt."

Natürlich hakte Lukas nach. Aber wie sollte er es ihm verübeln?
"Ach...", er seufzte. "Julian ist krank. Er liegt mit Fieber im Krankenhaus. Es geht ihm zwar wieder besser, aber was er wirklich hat, wissen sie nicht. Ich habe eben mit ihr telefoniert und hab direkt nach ihm gefragt und nicht erst nach ihr. Aber ist das nicht verständlich? Ich hab vorher immerhin nur einige Infos über SMS bekommen."
Beantwortete das eigentlich schon Lukas' Frage? Man konnte sich den Rest zwar denken, aber eine Antwort war das nicht so gewesen. Trotzdem ließ er es vorerst so stehen.

"Gleich im Krankenhaus?", fragte Lukas geschockt nach. Scheiße! Jetzt war er sich jedoch wirklich sicher, dass auf diesem Land ein Fluch lag. Was hier abging, war doch nicht mehr normal. Alle anderen Turniere vorher war es weitaus harmonischer abgelaufen. Nur hier in Brasilien war irgendwie der Wurm drin.
"Klar, ich hätte wohl auch erst nach meinem Sohn gefragt. Das ist doch nur ganz natürlich. Und wenn du vorher sonst nur was über SMSn gehört hast, da macht man sich doch gleich noch viel mehr Sorgen."
Aber wahrscheinlich fühlte sich Claudia jetzt dadurch gekränkt oder so. Frauen halt.