Die Lounge

Mario zitterte und konnte sich nur noch schwer beherrschen. Das durfte ihnen einfach nicht passieren. Er musste mithelfen, dass das nicht passierte. Marios Hand krallte sich in Emmas und er sah nicht mehr auf die Leinwand. Wusste nicht, wie Phil das verkraftete. Er drehte sich um und sah ihn an. Nanu, was machte der denn da mit Holger? Das sah aber ganz schön vertraut aus. Er starrte weiter in die Richtung. Phil war doch verheiratet oder nicht?

Der Film neigte sich dem Ende entgegen. Als die letzten Szenen auf der Fanmeile zu sehen waren, stand er leise auf und ging nach vorne. Während der Abspann lief, schaltete er langsam die Lichter wieder ein. Nach und nach wurde es heller im Raum. Lächelnd sah er, wie einige die Augen zusammenkniffen und blinzelten. Andere wirkten, als wären sie immer noch im Film gefangen. Aber eingeschlafen war niemand. Das wertete er jetzt einfach mal als gutes Zeichen.
"Nehmt euch die Eindrücke zu Herzen. Und damit meine ich nicht unbedingt das Spiel gegen Italien. Wenn ihr Anregungen habt, was ihr gerne mal außerhalb des Trainingsplatzes machen würdet, immer her damit. Wir sind da für fast alles offen. Wer möchte, kann noch bleiben und die Snacks vernichten. Dem Rest wünsche ich schonmal eine gute Nacht." Damit drehte er sich zur Seite und begann, die Anlage abzubauen.

„Das lässt sich einrichten.“ Herzlich Willkommen Gänsehaut. Philipp konnte nur grinsen, aber im nächsten Moment wurde der schöne Augenblick zerstört. Er zuckte zurück. „Arsch“, grummelte er. Wieso musste er auch so eine empfindliche Stelle haben?
„Um was wir wetten? Hm… es geht immerhin um den Weltmeistertitel…“, er legte den Kopf schief. „Bis zum nächsten Spiel fällt uns was ein“, beschloss er.
Als der Film aus war, stupste Philipp Holger kurz an. „Marc wollte noch mit mir reden. Ich bin eben noch bei ihm. Gehst du schon zu deinem kleinen Bruder?“, er grinste, bevor er aufstand.
„Hey Marc, du wolltest mit mir reden?“, fragte Philipp ihn und hoffte einfach nur, dass es nicht um die Szene im Wald ging.

Überrascht, dass Philipp jetzt tatsächlich Marc vorzog, blinzelte er ihn an. Aber der Kommentar zum Kuschelhasen ließ den Innenverteidiger wieder lächeln.
„Mach ich. Bis hoffentlich gleich.“ Holger erhob sich, schnappte sich vom Buffet noch ein paar Möhrchen und ging, nachdem der Kapitän ihm unauffällig den Zimmerschlüssel zugesteckt hatte, in dessen Zimmer.

tbc: Hotelzimmer von Philipp

Marc war völlig in den Film versunken und kriegte nicht mehr viel mit. Erst als Jogi mit einer kleinen Ansprache endete, bekam er wieder mit, was um ihn herum passierte.
Philipp sprach ihn an und er nickte erst mal nur.
"Können wir wo anders hin?", fragte er leise nach, dieses Thema in einem vollgestopften Raum zu besprechen, war wohl nicht das Klügste.

Mario krallte sich wirklich an ihrer Hand fest, so dass es beinahe schon schmerzte. "Mario, du zerquetscht meine Hand." Er ließ sie sofort los. "Es ist alles gut. Das ist vorbei. Ihr habt jetzt die Chance es zu verändern." Sie lächelte ihm aufmunternd zu. Die Mannschaft würde etwas verändern. "Entschuldigst du mich kurz." Damit ließ sie ihn kurz alleine und ging rüber zu Joachim. Auf dem Weg atmete sie tief durch. Sie hatte eine ganze Menge wieder gut zu machen. Als sie neben ihm stand, räusperte sie sich kurz. "Joachim?"

„Wir können kurz rausgehen in den Park. Es ist immerhin noch schön warm.“ Außerdem war der nicht zu weit weg.
Marc nickte und gemeinsam verschwanden sie aus dem vollen Raum.

tbc mit Marc: Park

Bastian lächelte den ganzen Film über. Er und Lukas hatten so unbeschwert gewirkt. Damals war er noch mit Sarah zusammen und sie hatten selten eine Weltmeisterschaft erlebt, in der Lukas und Basti so gute Zeiten hatten. Jogi machte das Ende relativ kurz und ließ somit den Spielern die Möglichkeit das Ganze auf ihre eigene Art und Weise zu verdauen. Bastian warf Lukas kurz einen Blick zu. "Wohin?" Ihm war es sowieso egal. Ausgeruht war er ja jetzt.

Mario war immer noch sehr emotional angeschlagen und dachte unplötzlich an Emy. Machte sich große Sorgen um sie, weil sie wieder nicht da war. Der einzige, der wohl über sie Bescheid wusste, war vermutlich Jogi. Deshalb folgte er Emma einfach und stellte sich neben sie.

Er packte gerade die Kabel zusammen, als er eine leise Stimme hörte. Die hätte er immer wieder erkannt, egal wie leise und in welcher Sprache sie auch gesprochen hätte. Trotzdem verharrte er einen Moment und ordnete die Kabel etwas zu ordentlich. Aber er brauchte Zeit, um sich zu sammeln und sich die passenden Worte zurechtzulegen. Als er jedoch aufstand und den Blick hob, war er verwundert, dass auch Mario neben ihm stand. War er jetzt als Verstärkung mitgekommen? Kurz sah er zu Emma und der Anblick ihrer Augen ließ ihn schlucken. Nur schwer konnte er sich wieder davon losreißen und sah Mario an. Das würde vermutlich schneller gehen und wenn er ehrlich war, hätte er den Spieler bei dem Gespräch mit Emma auch nicht gerne dabei. „Was kann ich für dich tun?“

Sobald der Film lief, war Lukas in seiner eigenen Welt. Die WM 2006 war das zweite große Turnier gewesen, bei dem er Teil der Mannschaft sein durfte. Okay, die Europameisterschaft zwei Jahre zuvor war eigentlich nicht wirklich erwähnenswert, weil sie bereits nach der Vorrunde abreisen mussten.
Der Film weckte einfach viele Erinnerungen. Die eigene Presse hatte ihnen nicht sonderlich große Chancen auf den Titel eingeräumt. Aber sie hatten ein überragendes Turnier gespielt und am Ende mit Platz drei wohl alle Erwartungen übertroffen.
Die Stimmung im Land war einfach riesig gewesen. Dass sie der Auslöser dafür gewesen waren, löste noch heute diese Wahnsinnsgefühle in ihm aus. Auch jetzt war Lukas noch immer stolz darauf, ein Teil von etwas wirklich Großem gewesen zu sein.
Er seufzte enttäuscht auf, als der Film zu Ende war und Jogi das Wort ergriff.
Er hätte gerne noch eine Weile in den Erinnerungen geschwelgt. Stattdessen drehte er sich mit einem Lächeln auf den Lippen zu Basti.
"Aufs Zimmer?"
Eigentlich hatte er das Kickerspiel gegen Holger beenden wollen, aber der war scheinbar schon aus Angst vor einer heftigen Niederlage geflüchtet.

Mario schluckte, als er Jogis und Emmas Blicke sah. Die beiden gehörten einfach zusammen. Einerseits freute er sich wahnsinnig für die beiden, aber trotzdem verspürte er einen Stich in seinem Herzen. Alle waren glücklich, nur er nicht.
Als Jogi ihn ansprach, zwang er sich zu einer ruhigen Stimmlage. "Ich... weißt du, ob bei Emy alles in Ordnung ist? Sie... also sie war ja nicht hier..." Trotz seines Bemühen zitterte seine Stimme ein wenig. Er machte sich einfach Sorgen.

Der Blonde nickte. Er konnte Lukas ansehen, dass er aus den gleichen Gründen wie er gerade dieses breite Lächeln auf den Lippen trug. Auch wenn er nicht wusste, was sie machen sollten und sie ja eigentlich weniger zusammen machen wollten, konnte er doch nicht nein sagen. Viel zu gerne verbrachte er die Zeit mit ihm.

Tbc Schweinskizimmer

Er hörte Mario seine Besorgnis an. "Emilia hat mir heute Nachmittag eine SMS geschrieben, dass sie wohl gerade nicht ganz auf der Höhe ist und deshalb früh ins Bett wollte. Wenn es ihr schlechter geht, sagt sie dem Doc Bescheid." Er lächelte leicht. "Ich glaube aber nicht, dass wir uns Sorgen machen müssen." Zumindest was das Physische betraf.

Nach dem Film reckte und streckte er sich. Joachim baute den Beamer ab, während er sich langsam in sein Sprechzimmer begab. Er hatte sich tatsächlich irgendwie etwas verrenkt, seine Gelenke knackten unangenehm. Vielleicht wurde er auch einfach nur alt.

„Gute Nacht!“ sagte er in die Runde und ging langsam in sein Sprechzimmer. Da hatte er irgendwo noch Kyttasalbe, gegen Verspannungen...

TBC Sprechzimmer

In Mario machte sich Panik breit. Ihr ging es nicht gut? Möglicherweise müsste sie den Doc rufen? Und er saß hier rum und lachte mit Emma. "Ihr geht es schlecht? Was ist mit ihr? Geht es den Kindern gut? Und wieso Doc? Was hat sie schlimmes, dass sie den Doc rufen müsste?" Er machte sich solche Sorgen um sie. Womöglich war er Schuld. Wegen dem Gespräch am Nachmittag. Sein schlechtes Gewissen nahm überhand und er fasste hilfesuchend nach Emmas Hand.

"Mario", rief er den Spieler etwas lauter zur Vernunft. Anders konnte man den ja gerade nicht unterbrechen. Aber er schien sich wirklich Sorgen zu machen, so wie er sich an Emmas Hand festkrallte. Sie sind nur Freunde, sagte er sich. Trotzdem musste er an Emmas Geständnis mit dem Kuss denken. Es würde wohl dauern, bis er ihr wieder 100%ig vertrauen könnte.
"Emilia geht es nicht schlecht. Aber sie ist schwanger und braucht Ruhe. Deshalb hat sie Bescheid gesagt. Ich habe ihr gesagt, wenn es ihr schlechter gehen sollte, soll sie MüWo Bescheid sagen...Aber wieso Kindern?" Etwas verwirrt sah er Mario an.

Mario zuckte zusammen, als Jogi ihn ein wenig anbrüllte. Er biss sich auf die Lippe, verdammt er kam noch um vor Sorge. Als er Jogis Blick zu Emmas Hand sah, löste er sich schnell von ihr. Er wollte schließlich ihre Beziehung nicht ruinieren.
Etwas beruhigte er sich dann durch Jogis Worte. "Sie, also ihr geht es wirklich gut? Aber... was ist, wenn ihr etwas passiert ist und sie sich nicht melden kann? Soll ich nachher nach ihr sehen? Ob auch wirklich alles gut ist?" Er sah zur Seite. Scheiße, das war alles nicht gut für ihn. Er schwankte schon wieder und zog sich einen Stuhl heran. "Es werden 2. Manu und Emy bekommen Zwillinge...", murmelte Mario und sah in das Gesicht des Bundestrainers.

"Mario, wenn es dich beruhigt, geh zu ihr." Er würde ihn eh nicht davon abhalten können. Und wollte es ja auch gar nicht. Er hatte sich ja selbst vorgenommen, morgen vor dem Frühstück bei ihr vorbeizusehen. "Zwillinge also..." Er wusste nicht, was er sagen sollte. Dass Mario sich einen Stuhl heranzog, stimmte ihn dann aber doch besorgt. Beunruhigt legte er ihm eine Hand auf die Schulter. "Ist alles in Ordnung?" Er wollte nicht, dass der Junge gleich noch zusammenklappte. Warum hatte MüWo auch gerade jetzt gehen müssen?

"Ich... ich also ich kann nicht zu ihr...", flüsterte Mario. Es bildete sich wieder ein Kloß in seinem Hals. "Ich... ich bin doch bestimmt der Grund dafür, dass es ihr so schlecht geht." Mario schlug sich die Hände vor sein Gesicht und begann wieder zu zittern. Gut, dass er saß. Seine Beine hätten bestimmt nachgegeben.
"Nichts ist in Ordnung Jogi... Nichts...", flüsterte er bevor er versuchte aufzustehen. Er war es Emma schuldig, dass sie jetzt Zeit für Jogi hatte. Kurz schwankte er. "Naja, ihr braucht Zeit für euch. Ich geh mal besser."

Mario war kurz vor einem Zusammenbruch. Erschrocken lauschte er seinen Worten. "Nein Mario", sagte er bestimmt. "Du bist nicht schuld an ihrem Zustand. Emilia ist einfach nur müde." Selbst wenn es anders wäre, würde er ihm das jetzt nicht sagen.
"Naja, ihr braucht Zeit für euch. Ich geh mal besser." Er schüttelte den Kopf. Als er Mario schwanken sah, handelte er reflexartig und zog ihn in eine Umarmung. "Nichts da. Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich...", er sah kurz zu Emma, "...dass wir dich jetzt alleine lassen, oder?" Das wäre mehr als verantwortungslos.

Es ging alles so schnell. Gerade überlegte sie noch, wie sie Joachim das am besten erklären konnte, da stand Mario neben ihr und brach beinahe zusammen, als sie über Emy sprachen. Das zum Thema er würde das schaffen. Am liebsten hätte sie ihn umarmt, aber Joachim war da schneller. Verwirrt sah sie zwischen den beiden hin und her. Mario schien ja in guten Händen zu sein und Joachim ging wieder seiner Lieblingsaufgabe nach: Bundestrainer sein. Da fühlte sie sich überflüssig. Sie hätte etwas gesagt, wenn sie es gekonnt hätte. Aber alles was sie jetzt sagen würde...Nein. Sie sagte nichts.

"Doch bin ich", schniefte Mario. "Ich bin nicht gut für sie. Oder besser gesagt nicht gut genug für sie." Mario schluckten. In den Augenwinkeln sah er Emma, die traurig daneben stand und nichts tat. Er fühlte sich so verdammt schlecht in diesem Moment. Er war für alle nur schlecht. Für Emy nicht gut und gerade war er dabei, die Beziehung von einer Freundin zu zerstören. Weil er einfach seine Nerven nicht im Griff hatte. "Doch ich sollte hoch. Ihr habt Zeit für euch verdient, ihr müsst da auch noch was klären. Ich... also ich komme oben bestimmt klar."

Sie wusste echt nicht mehr, wie sie mit Mario umgehen sollte. Damit war sie total überfordert. Ein-oder zweimal konnte sie ihn vielleicht trösten. Aber so langsam wusste sie auch nichts mehr. Gegen Liebeskummer konnte man bekanntlich nicht viel tun. Mario würde sich so schnell sicher nicht beruhigen und hinten anstehen...das kannte sie ja schon. Das ihr Handy klingelte, kam ihr da gerade recht. "Entschuldigt mich", damit verließ sie den Raum. Sollten die beiden klären, was sie klären mussten.

tbc: Pool

„Mario“, seufzte er. „Wer auch immer dir diesen Unsinn erzählt hat, lügt. Ich habe doch gesehen, wie aufopferungsvoll du dich um unsere Praktikantin kümmerst. Auch jetzt bist du der Einzige, der sich nach ihr erkundigt.“ Als Mario andeutete, dass Emma und er Klärungsbedarf hätten, wurde er stutzig. Hatte Emma ihm etwas erzählt? Er warf einen kurzen Blick zu ihr. Doch sie entschuldigte sich nur, als ihr Handy klingelte und verließ die Lounge. Einen Moment sah er ihr hinterher. Wieder musste sie zurückstecken. Aber hatte sie nicht selbst gesehen, wie fertig Mario war? Er konnte ihn doch jetzt nicht alleine lassen…oder? Er wusste einfach nicht mehr, was richtig war. Trotzdem drückte er Mario zurück auf den Stuhl.