Trainingsraum

cf: Speisesaal

Lukas und Holger hatten zwar keine richtigen Trainingsklamotten an, aber das hielt sie sicherlich nicht davon ab, ein bisschen was für ihren Körper zu tun. Wozu gab es schließlich Waschmaschinen?!
Sie betraten den Kraftraum. Und Lukas begab sich gleich zu seinem Lieblingsgerät: Das Trimmrad.
Ausdauer hatte noch niemandem geschadet.

Holger beobachtete Lukas wie er ganz gezielt das Trimmrad ansteuerte, ohne lange hin und her zu überlegen. Der Verteidiger sah sich stattdessen neugierig um und wog in Gedanken ab, wodurch er wohl am meisten Trainingserfolge erzielen würde. Innerhalb weniger Sekunden entschloss er sich für das beliebte Laufband, das seine Kondition und Lauffreudigkeit stärken sollte.

Lukas stellte eine mittlere Stufe ein, brachte den Sattel in die richtige Höhe und trat schließlich in die Pedale. Es würde ihm guttun einfach mal den Kopf abzuschalten und an nichts zu denken.

Nach einigen Minuten liefen ihm bereits einige Schweißperlen von der Stirn. Wenigstens ein Handtuch hätte er vorher noch besorgen sollen. Na ja, jetzt war es eh zu spät.
Lukas beschleunigte sein Tempo noch.

Es tat richtig gut sich einmal wieder voll und ganz auszupowern. Holger musste seine Wut auf Thomas loswerden, Sarah vergessen, seine Gier nach dem Stammplatz dämpfen und vorallem einen Gang runterschalten.
Aber ersteinmal das allerwichtigste: Durchatmen. Holger verringerte die Geschwindigkeit des Laufbandes und sah dann kurz zu Lukas, der wie ein verrückter auf dem Trimmrad strampelte.
Damit dies nicht an einen Ruheraum erinnerte, versuchte Holger ein Gespräch zu beginnen.
„Ob Sarah und diese Lisa die einzigen Spielerfrauen sind, die uns einen Besuch abstatten?“ Holger lächelte matt, sich wohlwissend an das Gespräch in der Bar erinnernd: „Kommt Monika denn auch? Oder ist sie so sehr mit Shoppen beschäftigt?“

Lukas hatte völlig auf Durchzug gestellt und zunächst gar nicht bemerkt, dass Holger ihn angesprochen hatte. Irgendwann spürte er seinen Blick auf sich ruhen. Dann hörte er auf zu strampeln.
"Hast du was gesagt?"
Lukas griff nach dem Saumen seines T-shirts und wischte sich über die Stirn.

„Bist du so in das Training vertieft?“, schmunzelte Holger.
„Ich hab dich eben gefragt, ob du glaubst, dass außer Sarah und dieser Lisa noch Spielerfrauen ihren Männern einen Besuch abstatten“, wiederholte er seine Frage und fügte mit einem Grinsen hinzu: "Und natürlich ob Monika sich auch hier blicken lässt, sofern sie sich vom Shoppen losreißen kann."

"Ach so.", rutschte Lukas vom Sattel.
"Ehrlich? Keine Ahnung."
Eigentlich hoffte Lukas das dem nicht so war. Bei Monika sowieso. Außerdem richteten Emma und die Schwester von den Kroos' schon genug Chaos an.
Schwer atmend setzte sich Lukas auf eine Bank neben dem Laufband.
"Na ja, Monika und ich haben abgemacht, dass sie nicht herkommen wird.", war alles, was er zu ihr sagte.

Holger war im ersten Moment verwundert über diese Aussage.
„Darf ich fragen, warum?“ Holger biss sich auf die Lippe, vielleicht hätte er besser nicht nachhaken sollen, aber irgendwie kam es ihm eben komisch vor. Auch die düster wirkende Miene des Fußballers wies auf irgendein Problem hin.
„Sie hätte euren Sohn ja mitbringen können“, versuchte er die Situation noch etwas zurecht zu rücken.
Holger stellte das Laufband ab und wischte sich mit dem Arm über die Stirn.

Bei dem Gedanken an Louis schlich sich kurz ein Lächeln auf Lukas' Gesicht. Dann schob sich Monika wieder dazwischen.
"Zwischen Monika und mir läuft es gerade nicht so Rund.", meinte er kryptisch.
Die Untertreibung des Jahrhunderts. In ihrer Wohnung hatten sie getrennte Schlafzimmer, Monika ignorierte ihn, so gut sie konnte. Zum Glück enthielt sie ihm Louis nicht vor.

„Hm.“ Holger presste die Lippen zusammen und stieg vom Laufband, um sich neben Lukas zu setzen.
„Klingt nicht sehr toll. Aber ihr kriegt das wieder hin, oder?“ Die Sache war ja allein schon wegen Louis kompliziert, schließlich ging es hier nicht nur um ein Pärchen beziehungsweise ein Ehepaar, sondern um eine richtige Familie.
„Wenn du jemanden zum Reden brauchst, dann kannst du jederzeit zu mir kommen.“ Das Mindeste was Holger für Lukas tun konnte, schließlich hatte dieser ihn auch nicht hängen lassen wegen seiner Probleme mit Sarah.

"Ich weiß nicht. Aber ich hab ja jetzt ein paar Wochen, um ein bisschen nachzudenken.", log Lukas.
Auch wenn es falsch, wohnten sie eigentlich nur noch wegen Louis alle zusammen. Aber dass es zwischen Mama und Papa nicht mehr wirklich gut lief, bekam er natürlich trotzdem mit.

"Danke.", versuchte sich Lukas an einem Lächeln und klopfte Holger auf die Schulter.

„Ein bisschen Abstand tut sicher gut“, stimmte Holger zu, aber ihm beschlich das Gefühl, dass Lukas diesbezüglich seinen Pessimismus auftrumpfen ließ. Es klang nicht danach, dass er wirklich daran dachte, es würde sich wieder bessern. Aber wenn er jetzt nicht darüber sprechen wollte, dann drängte ihn Holger auch nicht, sondern verstummte.

Lukas war froh, dass Holger nicht weiter nachhakte. Wenn er Basti schon nicht sagen konnte, was Sache ist, dann Holger doch erst recht nicht.
Langsam bekam der Stürmer Durst. Nach einem Blick auf die Uhr stellte er fest, dass er bald hochmusste, wenn er vor dem Mittagessen noch duschen wollte. Und das war wohl dringend nötig.
"Wollen wir bald los? Gleich gibt's Mittagessen und ich wollte vorher noch duschen."

Auch Holger wurde auf die Zeit aufmerksam.
„Ich werd noch ein bisschen laufen.“ Er stemmte sich mit den Händen von der Bank ab und stieg wieder auf das Laufband. Wenn er seinen Stammplatz behalten wollte, dann musste er auch etwas dafür tun.
Das Training von Jogi und diesen beiden Frauen würden ihn wohl kaum in Topform bringen können.

"Okay, aber übertreib's nicht.", zwinkerte Lukas, ehe er den Fitnessraum verließ.

tbc: Hotelzimmer von Basi und Lukas

Nachdem Lukas gegangen war, behielt Holger die Uhr im Blick, denn nochmals das Essen verpassen wollte er nicht. Obwohl er es die letzten beiden Male ja konsequent ignorierte. Leider keine Dauerlösung zur Meidung von Problemen.
Was musste ihn auch so eine blöde Appetitlosigkeit heimsuchen, als hier in Brasilien der Ärger anfing? Das würde sich doch niemals ändern, wenn er jetzt auch noch Sarah aus dem Weg gehen musste.
Daher wäre es wirklich schön, wenn die Sache mit dem Stammplatz wenigstens klappte, wenn sonst schon alles den Bach runter gehen musste.

Holger deaktivierte das Laufband und eilte in Julians und Philipps Zimmer um noch schnell zu duschen.

tbc: Zimmer von Julian und Philipp (Holger)

cf: Zimmer von Mats und Benni

Benni schlug die Tür hinter sich fest ins Schloss. Zum Glück hatte er sich seit dem Training noch nicht umgezogen, trug immer noch Sportsachen. Kurz sah er sich um, bis er schließlich an einer Wand die Laufbänder sah. Laufen klang gut, dabei reagierte er sich meistens ab, früher oder später.
Zielstrebig ging er zu einem, warf seine Jacke daneben kurzerhand auf den Fußboden. Passte die Einstellungen seinem Vorhaben an und fing an zu laufen.
Schnell war er von einem gemütlichen, aufwärmenden Joggingtempo in einen hohen Rythmus verfallen, wahrscheinlich viel zu hoch, er wollte gar nicht wissen, in welchem Bereich sein Puls sich bewegte.
Er lief einfach stur immer weiter, schaltete alle Gedanken aus.
Dass es nicht mehr lange zum Mittagessen hin war, das blendete er komplett aus und auch an seine ganze beschissene Situation dachte er gerade nicht mehr.
Einfach nur laufen.

cf: Hotelzimmer von Marco und Lewis

Immer noch wütend betrat Lewis den Trainingsraum.
Vielleicht würde ihn ja Sport etwas ablenken.
Er schaute sich um und erkannte auf einmal Benni, der auch nicht gerade glücklich aussah.
"Hey" meinte Lewis kurz und zwang sich zu einem lächeln, bevor er sich zu dem Schalker gesellte.
"Siehst auch nicht gerade glücklich aus." Es war keine Frage, sondern eine Feststellung.

Benni brauchte einen Moment, bis er realisiert hatte, dass Lewis neben ihm stand.
"Hey", antwortete er dann einsilbig. Weiterlaufen, einfach weiterlaufen. Vielleicht würde der Schmerz dann irgendwann aufhören.
Warum musste es so enden? Warum konnten sie ihre Probleme nicht wie zwei erwachsene Menschen klären? Warum mussten sie sich immer gegenseitig hochschaukeln, wahlweise bis einer heulte oder wütend war?
Er fluchte leise, als er spürte, wie er jetzt doch fast anfing zu heulen. Erbärmlich, wirklich erbärmlich, dachte er sich nur mit einem trockenen Schluchzer und wischte sich über das Gesicht. Rannte einfach weiter, beschleunigte seine Schritte sogar noch ein wenig.

Was war denn mit dem los, fragte sich Lewis leicht verstört, aber er hatte genug eigene Probleme, um sich darüber den Kopf zu zerbrechen.
Trotzdem, er war sein Freund, vielleicht würden Bennis Probleme ihn etwas ablenken.
"Was is los Bene?" Fragte er also und wartete gespannt auf die Antwort des Schalkers.

"Nichts", lachte Benni hohl. "Nichts ist los, ich bin nur ein verdammtes Arschloch. Alles bestens. Kümmer dich nicht um mich, ich komm schon klar."
Seine Stimme triefte vor Bitterkeit, er hasste sich gerade selbst. Warum, warum fiel es ihm so schwer, wenn es um Julian ging, der selbe besonnene, vernünftige Mann zu sein wie normalerweise? Warum musste er da regelmäßig Scheiße bauen, die Julian verletzte?

"Nichts", lachte Benni hohl. "Nichts ist los, ich bin nur ein verdammtes Arschloch. Alles bestens. Kümmer dich nicht um mich, ich komm schon klar."
"Labber keine Scheiße man! Wir sind doch Freunde oder nicht? Du kannst mit mir über alles reden" bot Lewis an.
"Und mach endlich das scheiß Laufband langsamer, sonst landest du sehr unsanft auf deinem Allerwertesten."
Und tatsächlich es lenkte ihn für ein paar Sekunden, von der Wut, von dern Gedanken an Emma, ab.

Benni bekam jetzt kaum noch etwas mit, hatte sich längst in eine Art Tunnel gelaufen. Er hörte Lewis' Stimme wie durch Watte, spürte seinen Herzschlag, rasend schnell, sein Puls viel zu hoch, aber es interessierte ihn nicht wirklich. Einfach weiterlaufen, es tat ihm gut. So lange er sich auf seine Schritte konzentrierte, darauf, Luft zu bekommen und mit dem Tempo des Laufbands Schritt zu halten, war alles gut.
Doch dann passierte, was passieren musste. Nur einen Fingerbreit zu weit auf der Seite setzte er seinen Fuß auf, seine Konzentration mittlerweile zu nichts mehr zu gebrauchen, und strauchelte.
Gerade so konnte er sich noch festhalten, irgendwie bekam er wieder festen Boden unter den Füßen.
Er schwankte ein wenig und kurzerhand ließ er sich auf den Boden fallen, lehnte den Kopf gegen die Wand.

"Wuhuu Benni, alles okay?" fragte er besorgt.
Warum hatte er ihm auch nicht zugehört? Er hatte doch im Moment noch gesagt er solle das Laufband langsamer machen.
"Sprich mit mir! Was ist los?" Er kniete sich nun neben Benni und sah ihm direkt in die Augen.