Die Bar

Marcos Grinsen wurde breiter und er zwinkerte André zu. "Siehst'te! Da funkln die Sterne, wenn die sich anblickn!" Er nuschelte schon ein bisschen, aber das viel ihm nicht wirklich auf. Viel lieber schüttete er den Kurzen nun ganz herunter und verzog lachend sein Gesicht. Traumhaft, dieser Alkohol.
"Naja... das sehn wir dann noch mal, ne? Ersma' muss 'sch ja schaun, dass 's möglich is!" Nicht, dass er André noch den ganzen, wundervollen Plan erzählte, es sich dann aber später als nicht durchführbar herausstellte. Das wäre nicht nur peinlich, sondern zudem auch reichlich dumm und Marco war ja nun alles andere als dumm. Außerdem war sein Plan ja auch noch nicht vollendet, sondern nur eine Anfangsidee.

"Vielleicht h-hast du da einfach e-ein besseres Auge f-für." Das war jetzt nicht darauf bezogen, dass Marco Kerle mochte. Und André hoffte, dass der das auch wusste. Aber Marco schien ihm nicht wie jemand der direkt dachte, dass man ihm etwas anhaben wollte. "Das w-wird bestimmt toll!" André lächelte zuversichtlich und trank das Glas aus. Er schob es erst mal zur Seite. "Wenn m-man etwas...oder jemanden w-wirklich will, dann k-klappt es auch." Er schob Libby aus seinem Gedächnis. André hielt sich ja selbst nicht so wirklich an diesen Spruch, aber er wollte Marco auch nur helfen. "I-ich helf aber g-gerne, wenn was i-ist." Er wollte ja auch, dass es Max schnell wieder besser ging.

"'sch bin überhaupt in allem besser", erklärte er André und meinte jedes Wort davon ernst. Es war ja noch nicht einmal böse gemeint, denn war es nicht viel eher ungerecht, wenn man die Wahrheit verschwieg, anstatt sie für alle zugänglich zu machen? Marco lächelte leicht, legte seinen Kopf schief und blinzelte André leicht komatös aussehend an. "Weiß' ja nicht... ich meine, was is, wenn er's nich mag?" Das beschäftigte ihn sowieso. Er wollte nicht, dass Max ihn auslachte oder sich gar nicht erst auf seine Idee einließ. "Und vielleicht will er mich ja auch wirklich nicht mehr. Ich will ihn doch nicht verlieren!"
Marco schob sein Glas von sich, er hatte sowieso schon genug getrunken und spät genug dafür war es ja auch noch nicht. Sowieso war er normaler weise kein Mensch, der den Tag in Bars verbrachte. Er tat lieber, als dass er darauf wartete, dass es von alleine passierte.
"'sch glaub, ich sollte mal... wolln wir uns dann morgn treffn?"

André antwortete ihm nicht mehr, aber das war ja nun auch nicht der Weltuntergang. Er stand auf, wobei er ein wenig hin und her schwankte, bevor er André noch einmal durch seine Haare wuschelte.
"Wir könn'n uns ja nach'm Training treffn, hm?", grinste er, dann drehte er sich um und schwankte leicht zum Ausgang. Er wollte jetzt erst einmal zurück in sein Apartment, Morgen würde er dann Max zurück gewinnen. Aber nun wollte er erst einmal sehen, ob Marc noch da war, oder ob er gegangen war.

tbc: Apartment Marco Höger

cf: Lobby

Schnell registrierte er, dass die Bar vollkommen leer war. Er setzte sich an einen der Hocker direkt an die Theke und überlegte, wie nochmal der Barkeeper hieß. Cyprus, oder so. Er war ja echt schon lange nicht mehr da gewesen.
"Hey, Mr. Gündogan", lachte der Barkeeper ihn aber sofort an und Ilkay freute sich, dass er seinen Namen aber dennoch wusste.
"Hey, ähm ... Cypr-?"
"-Cyr", sagte der Mann und bewahrte Ilkay doch glatt davor, ihn wirklich Cyprus zu nennen. Wäre ja noch schöner.
"I heard you were ill the last days? Are you better now?", fragte Cyr munter weiter, während er so klischeehaft ein Glas abtrocknete.
"Thanks, I'm fine. Ahm, could I order something to eat here?", hakte er dann sofort nach, sein Magen knurrte doch gewaltig. Cyr nickte.
"Okay, than I'd like a grilled cheese and maybe a crabb salad. And ... some mushrooms? In a antipasti way?" Ilkay liebte Champignons auf diese Art. Einmal wurde das sogar in einem SPIEGEL-Artikel über ihn erwähnt.
"And a orange juice, please", fügte er rasch hinzu. Cyr gab das irgendwie an die Küche weiter, ganz ohne Probleme, dafür lobte Ilkay sich doch ein Sternehotel, vor allem wenn man Fußballprofi zu WM war. Cyr verschwand kurz in den Untiefen seiner Bar und kam dann mit einem schönen großen Glas O-Saftes wieder, mit einem rosa Strohhalm und einem regenbogenfarbenen Schirmchen. Hm, irgendwie war heute alles auch ein bisschen schwuler als sonst, aber das würde schon niemand merken. Dankbar saugte er an dem Halm.

cf: Lobby

Zufrieden registrierte er, dass er Gündogan nicht in den untiefen des Hotels verloren hatte. Stattdessen saß der Deutschtürke nun an der Bar, ein ziemlich schwules Getränk vor seiner Nase und strahlte, als hätte er gerade den besten Arschfick seines Lebens hinter sich. Mit einem breiten Grinsen setzte er sich neben ihn, bestellte sich ein einfaches Wasserglas bei dem jungen Kellner.
"Herr Gündogan", lächelte er betont unschuldig, wobei er seinen Blick nicht von dem Shirt abwenden konnte, über dem noch munter eine Kette hing. "Robert Bachmann ist mein Name. Ich bin Reporter und hätte einige Fragen an sie."
Er brauchte sich jetzt nur ein wenig geschickt anstellen und schon hatte er den besten Artikel seines Lebens.

Während Ilkay genüsslich an seinem Saft nuckelte und auf seine Mengen an Essen wartete, gesellte sich auf einmal der Medienmann hinzu. Anscheinend war dessen Gespräch mit Draxler schon beendet und er war der neue Interview-Gefragte.
"Hallo, schön Sie zu sehen. Aber gerne doch", lächelte Ilkay und schüttelte dessen Hand. Cyr brachte schon mal den Salat und dem Medienmann sein Wasser.
"Legen sie los, sofern es sie nicht stört wenn ich esse?", merkte er an, spielte dabei ein wenig mit seiner Kette.

"Das stört mich keineswegs", lächelte Robert heuchlerisch, während er den Barkeeper dankbar anlächelte und sein Wasserglas entgegen nahm. Gündogan bekam einen Salat - Klischeehafter ging es wohl nicht - und spielte nebenbei an seinem Anhänger.
"Dürfte ich denn wissen, was auf ihrer Kette steht?", fragte er, konnte es nicht ganz erkennen, wenn da die ganze Zeit patschende Hände drüber fummelten. Ihm funkelte nur ab und zu ein unsere Zeit und uns entgegen, nur musste er wissen, was da noch bei stand. Wahrscheinlich stieß er hier auf ein Liebesgeständnis oder ähnliches.

cf: Lobby

Julian stolperte in die Bar, wo der Reporter sich Ilkay schon vorgenommen. Worüber die beiden redeten, wusste Julian nicht. Aber es war mit Sicherheit nicht gut.
Schnell ging er auf die beiden zu, stellte sich neben Ilkay.
"Du musst ihm nichts sagen", warf er schnell ein, hoffte, dass Illy noch nichts gesagt hatte.

Ilkay runzelte die Stirn. Wieso wollte er wissen, was auf seinem Dog Tag stand ... ? Eigentlich war das privat. Aber es war ja nur von Shinji, also nichts, weswegen er sich sorgen müsste.
"Ähm, Unsere Zeit gehört uns", murmelte er, sah dabei gedankenverloren an dem Medienmann vorbei. Shinji war schon etwas besonderes in seinem Leben. Die meiste Freude, die er verspürte, wurde von diesem kleinem Mann hervorgerufen. Er rieß sich aus seinen Gedanken und lächelte Bachmann mit seinen weißen Zähnen an. Dann stürmte Julian aber aus heiterem Himmel zu ihm herbei.
"Du musst ihm nichts sagen", keuchte dieser und Ilkay hob nur eine Augenbraue.
"Wieso das denn?", fragte er verwirrt.

Gündogan antwortete ein wenig zögerlich, strahlte ihn dann aber doch an. Unsere Zeit gehört uns, das hörte sich ja fast zu schön an, dachte Robert und erwiderte das Strahlen. War heute sein Glückstag, oder reservierte er sich heute einen Platz in der Hölle? War auch egal, war schließlich alles dasselbe.
"Und wer hat ihnen die Kette geschenkt?" Ganz eindeutig ja sein Freund, bei dem Taxt, der darauf stand. Öffentlicher konnte man sich ja nun auch wirklich nicht als schwul bekennen.
Als dann Draxler angelaufen kam, schnaubte Robert. Es konnte nun einfach nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen sein. Nein, es gab immer noch diese nervenden, kleinen Schalker.

"Halt bitte einfach deine Klappe", bat Julian Ilkay etwas zu streng, aber er wusste, dass der Reporter alles gegen Ilkay verwenden würde, was der sagte. Erst musste Ilkay verstehen, dass er nichts sagen sollte. Erklären konnte er das später genauer. Ilkay musste ihm nur vertrauen. Ansonsten saß er ganz tief in der Scheiße. Und es wäre allein Julians Schuld.

Verwirrt blickte Ilkay zwischen Julian und dem Medienmenschen hin und her. Letzterer strahlte ihn relativ freudig an, warf Julian aber bei dessen auftauchen einen genervten Blick zu. Und Julian? Julian schien komplett durch den Wind zu sein. Gerade jetzt drängte er Ilkay schon ein wenig grob endlich den Mund zu halten. Ilkay klappte dieser daraufhin nur auf und wieder zu. Cyr warf ihnen schon leicht neugierige Blicke hinüber.
"Aber aber aber ... wieso denn?" Ilkay wollte eine Erklärung. Was könnte er denn schon groß sagen, was falsch sein würde? Es ging doch nur um die Kette von Shinji.

Jetzt hatte Draxler es geschafft, Gündogan zu verwirren, sodass dieser sich offenkundig nicht dazu in der Lage fühlte, Robert zu antworten. Er versuchte seine freundliche Miene zu wahren, in dem er Draxler so gut es ging ignorierte.
"Sie können mir alles sagen, wissen sie, Herr Gündogan. Ich werde es auch für mich behalten, wenn sie es wollen", säuselte er sich ein. Innerlich jubelte und preiste er sich schon jetzt. Er war der genialste Reporter unter dieser Sonne, da hatte er keinen Zweifel mehr dran.
"Also, wer hat ihnen diese Kette geschenkt?"

"Halten Sie doch mal die Klappe!", maulte er den Reporter an. Konnte er nicht einfach still sein? War es ihm egal, wie viel Schaden er anrichtete? Wollte er nur seine Schlagzeile haben?
"Der will dir nur anhängen, dass du schwul bist", erklärte er Ilkay ohne Umschweife. "Ich hab mich nur blöd ausgedrückt und der Idiot checkt nicht, dass ich es nicht so gemeint hab und du definitiv nicht schwul bist."
Er hoffte, Ilkay begriff ungefähr, worum es hier ging und begriff auch, dass er nichts sagen sollte.

Ilkay fand, dass die Beschwörung von dem Medienmenschen sehr plausibel waren und er wollte schon antworten, als Jule wieder dazwischen plapperte. Und mit dem Inhalt, den er da sagte, verwirrte er Ilkay noch mehr. Er war ja doch schwul, was redete er denn da? Achja, das wusste der ja nicht. Aber wieso betonte Julian das denn so?
"Es geht doch nur um die Kette ...", murmelte Ilkay, auch wenn er immer noch nicht begriff wieso. Dann ging ihm langsam ein Licht auf. Dachte der etwa, die Inschrift wäre romantischer Natur? Dachte er etwa, es käme von Marcel? Wusste er etwa was?
"Julian, was ist denn hier los?", fragte er irritiert und sah hilflos zwischen beiden hin und her. Konnte er denn jetzt noch sagen, dass die von Shinji war? Eigentlich ja schon.

Draxler laberte ihm schon wieder dazwischen und allmählich reichte es.
Den unfreundlichen Ton ignorierte er, das war er als Reporter gewöhnt. Wenn auch nicht unbedingt von Fußball-Profis, aber Draxler hatte sich ja heute an keine gängige Regel im Umgang mit den Medien gehalten, da war das auch fast egal.
Gündogan dagegen war schon eher nach seinem Geschmack, so treudoof wie der war.
"Ganz genau, mich interessiert nur die Kette. Ihr Kollege ist etwas überreizt, weil er für seine Karriere sehr schädliche Äußerungen getätigt hat", erklärte er überfreundlich und schob Draxler mit dem Ellenbogen beiseite. Dieser kleine Depp sollte jetzt endlich seinen Mund halten, der hatte Robert doch schon alles erzählt, was er wissen musste.
"Schönes Shirt übrigens", fügte er mit einem charmanten Grinsen hinzu.

Da hatte der Reporter schon recht. Seiner eigenen Karriere hatte er schon geschadet. Es war dumm gewesen. Das war ihm inzwischen auch klar. Aber darunter sollte Ilkay nicht leiden müssen.
Er warf dem Dortmunder einen warnenden Blick zu. Er sollte jetzt bloß die Klappe halten. Das wäre das einzig Richtige, was er tun konnte.

Ilkay hätte das Wegschieben Julians mit dem Ellenbogen des Medienmannes mitbekommen sollen. Ilkay hätte den warnenden Blick Julians mitbekommen sollen. Ilkay hätte diese mehr als fragwürdigen Aussagen über Julian von dem Medienmann mitbekommen sollen. Tat er aber nicht. Ilkay bekam das nicht mit, Ilkay aß ein bisschen von seinem Salat und wog kurz die Situation ab. Und traute dem Manne, mit dem charmantem Lächeln und nicht seinem guten Freund.
"Danke ja, das T-Shirt ist schon cool", murmelte er, lächelte schüchtern.
"Und die Kette ist von Shinji", merkte er an, nun auch gar nicht mehr ganz so zögerlich. Es war so und es ist so. "Ein Geburtstagsgeschenk." Er lächelte zaghaft, schaute dann noch kurz zu Julian herüber.

Zu Roberts unfassbarem Glück hielt Draxler seine Klappe und Gündogan fiel auf sein charmantes Auftreten herein, lieferte ihm tatsächlich die Antwort, die er so unbedingt brauchte.
Kagawa also, wer hätte das gedacht.
"Dann vielen Dank für Ihre freundliche Auskunft", lächelte Robert Gündogan an, reichte ihm die Hand und verabschiedete sich dann gutgelaunt von den beiden Nationalspielern und verließ die Bar, machte aber, kaum dass er wohl aus dem Sichtfeld der Profis war, kehrt und bezog nahe der Tür Posten. Wenn er Glück hatte und Draxler und Gündogan in ausreichender Lautstärke miteinander redeten, könnte er vielleicht noch etwas Wichtiges erfahren.

"Scheiße!", fluchte Julian laut, schlug mit den Händen auf die Bartheke. Das war ja wohl mal beschissener gelaufen als gedacht. Er hätte sich niemals im Leben auf dieses Interview einlassen sollen. Nicht, wenn er ohnehin schon etwas labil war und sich nicht im Griff hatte. Seine Karriere hatte durch dieses Interview einen ganz starken Knicks bekommen. Und dann hatte er noch Ilkay mitreingerissen...
"Du weißt, dass der Typ jetzt denkt, dass du mit Shinji zusammen bist?"

Ilkay war deutlich verwirrt, als der Medienmann sich nach der Auskunft Ilkays sofort verabschiedete und ging. Das wars? Er wollte wirklich nur wissen, was denn auf seiner Kette stand? Verdutzt schaute er auf eben jene, erschrak dann, als Julian neben ihm stark auf den Tisch hieb und fluchte. Und das, was Julian dann sagte, das verwirrte ihn noch mehr.
"Aber", sagte er, "Shinji und ich? Das, das ist doch absurd! Wir sind doch nur Freunde! Und allgemein, er hat mich doch nur wegen der Kette gefragt, das ist doch nicht so schlimm! Beruhig dich mal, Julian!" Er wusste aber ehrlich gesagt nicht, ob er da so richtig war. Doch ... wieso sollte der Medienmann so etwas tun sollen? Das ergab doch gar keinen Sinn. Er wollte das eben nur wissen, ist ja nichts dabei.

Ilkay verstand offenbar nichts. Er ging gerade zu naiv an die Sache heran. Warum wollte er nicht verstehen, dass der Reporter nur eine schmutzige Schlagzeile wollte?
"Sag dem, dass ihr nur Freunde seid. Ich hab vorhin nicht richtig nachgedacht und gesagt, dass dein Freund sich gesund pflegt. Dein Freund. Ich wollte das noch retten, aber da hat er sich schon drauf eingeschossen und dann kamst du genau in dem Moment in die Lobby und... es tut mir leid!"
Das tat es wirklich. Er hätte das niemals sagen dürfen. Er hatte diesen Stein erst ins Rollen gebracht.

Das was Julian da sagte, war doch komisch. Wer konnte denn garantieren, dass es dem Reporter da wirklich drum ging?
"Aber Julian, der arbeitet doch für den DFB, der dürfte das doch gar nicht veröffentlichen! Und überhaupt, Beweise gibt es doch auch nicht ... der denkt da ganz sicher nichts, das hast du nur falsch verstanden", meinte Ilkay, er war sich seiner Sache mittlerweile ziemlich sicher. Wenn der das nicht durfte, würde der Kerl das doch auch nicht machen. So einfach war das.

"Und da bist du dir so sicher? Vielleicht riecht der hier seine ganz große Schlagzeile und es ist ihm egal, was der DFB dazu sagt? Willst du dann als erster schwuler Bundesligaprofi dastehen?"
Jetzt war es ja ohnehin zu spät. Der Typ war weg und wenn er die Story veröffentlichen wollte, dann konnten sie nichts dagegen tun. Er hoffte nur, dass Ilkay Recht hatte und der DFB da ein Machtwort sprechen könnte.
"Ich hätte das Interview einfach absagen sollen."