Die Bar

Marc hatte sich die ganze Szene still angesehen. Es fühlte sich schon fast gut an, dass ausnahmsweise mal nicht er dafür verantwortlich war, aber Lukas tat ihm gerade einfach leid. Schweinsteiger war doch wirklich erbärmlich, genau so wie Manu, der jetzt anfing rumzuflennen. Himmel, der Junge sollte sich mal entscheiden, ob er jetzt wirklich eine Schlampe war oder nicht. Bevor er ihn aufhalten konnte, war Schweinsteiger verschwunden und Marc verdrehte nur die Augen. Dachte der wirklich, dass Lukas ihn sehen wollte? So verblendet konnte man doch nicht sein. Marc hatte nun wirklich genug Erfahrung mit solchen Szenen, um das beurteilen zu können.
Er warf Neuer noch einen letzten spöttischen Blick zu und entdeckte dabei Lukas' neues Handy, dass der an seinem Platz hatte liegen lassen. Schnell schnappte er sich das Handy, überlegte noch einen Moment, ob er Manuel eine reinhauen sollte, beschloss dann aber, dass er eher nicht in der Position dafür war.
"Viel Spaß dir noch beim Rumheulen", verabschiedete er sich und verschwand dann nach oben zu Lukas' Zimmer.

Tbc Schweinskis Zimmer

Manu schaute allen hinter her. Gott.. er war echt erbärmlich.. er hatte alles zerstört... Manu hievte sich auf und machten sie langsam auf dem Weg zum Essen. Konnte ja nicht schaden was zu essen, auch wenn er nicht wirklich Hunger hatte. 

tbc Speisesaal

cf: Fußballplatz

Leo ging unwohl neben dem großen Schalker her und kickte einige Kiesel vor sich her, bis sie das Hotelgebäude erreicht hatten und dort die Bar ansteuerten.
Schnaufend ließ er sich dort auf einen Stuhl fallen und bestellte sich ein Wasser. "Was... was willst du denn jetzt genau klären?"

Julian merkte, wie unwohl Leo sich fühlte. Aber er konnte das nicht ungeklärt lassen. Wenn Leo irgendwie missbraucht wurde, dann musste er das wissen. Vielleicht half das ihm ja auch, wenn er wusste, dass er nicht der Einzige war, dem so etwas in der Art passiert war und er jemanden hatte, mit dem er reden konnte.
"Ich will nur wissen, was du meinst. Was ist genau passiert?"

Leo nippte zittrig an seinem Wasser, das ihm der Kellner schnell gebracht hatte und seufzte. "Hab ich doch schon erzählt... Nach diesem Training da... am Pool und Strand... er war voll gereizt und hat mir gedroht, dass er mich umbringen will. Das hat er natürlich nicht ernst gemeint, das würde er nie machen, aber ich hatte trotzdem total Angst und bin danach direkt in den Park gerannt, um mich da zu verstecken... Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, war das echt dumm, ich hätte einfach bei Jogi oder sonst wem bleiben sollen... Auf jeden Fall hat er mich angebrüllt und ich hab zurückgebrüllt und dann... irgendwann lag ich auf dem Boden und er hat... hat mich geküsst und sein Bein... zwischen meine. Er... er hat aber von selber aufgehört, erst dann ist Manu dazwischen gegangen. Ich glaube nicht, dass er etwas gemacht hätte. Aber... es war einfach diese Situation." Er schüttelte den Kopf und beendete seinen Monolog.

Julian verstand Leo nur zu gut. Und es bestätigte, dass Marc ein Arsch war. Auch wenn er nicht weiter gegangen war. Julian wusste, wie es war, wie man sich in so einem Moment fühlte. Man fühlte sich missbraucht und schwach, hatte doch Angst, dass mehr passieren konnte.
"Ich... Ich weiß, wie das ist", erklärte Jule leicht verunsichert, nippte an seinem Wasser. "Mir ist sowas Ähnliches passiert."
Dass er sich hier wohl gleich vor Leo outen würde, war inzwischen auch egal. Hier wusste doch eh schon jeder von ihnen.

Leo wollte gerade ansetzen, dass Julian sicherlich NICHT wusste, wie es war. Immerhin war der Schalker um einiges größer als er, der konnte sich wenigstens wehren! Als er allerdings weiter sprach, schluckte her. "W-was?! Aber nicht auch hier oder? Wer... wer war es? Wer war es bei dir?!" In seinen Augen kamen dafür eigentlich nur Marc und Marco Höger in Frage, aber Marco würde doch sicherlich keinen seiner Schalker Teamkameraden verge- ... zu nahe kommen.

"Doch, auch hier. Ich hab sowieso das Gefühl, dass hier alles nur noch schief geht", seufzte er. Zwar war ihm hier auch viel Schönes widerfahre, aber es ging alles drunter und drüber. Zur Ruhe konnte hier niemand kommen.
Er wollte Benni eigentlich nicht verpfeifen, aber Leo würde das schon nicht weitertratschen. Er wusste, wie das war und würde Julian da nicht in den Rücken fallen.
"Benni", gestand er also. "Glaub aber nicht, dass er ein schlechter Mensch ist! Er hat das nur gemacht, weil er mich liebt. Auch wenn das verrückt klingt. Und Marco ist da auch nicht ganz unschuldig dran."

"W-was?!", piepste er erschrocken und stieß beinahe sein Glas um. Von dem Schalker Kapitän hätte er sowas echt nicht erwartet. "O-okay... er liebt dich? Aber... wollte dich zum Sex zwingen? ... Mit... mit Marco meinst du aber schon Höger, oder?" Er kaute unruhig auf seiner Unterlippe herum. "Weil bei ihm... war das auch so mit mir... aber er hat mich nur bedrängt... nicht angefasst. Weil... ich ihn unterbrochen habe." Mehr sagte er lieber mal nicht, immerhin wollte er Max nicht verpfeifen. "Also... bist du schwul? Es stört mich nicht! Du bist hier ja nicht der Einzige, aber... na ja... du weißt schon."

"Ja, wollte er, aber auch nur, weil ich Schluss gemacht hatte und ihn das total aus der Bahn geworfen hat. Er war doch gar nicht er selbst!", verteidigte er seinen Freund. Wahrscheinlich war Benni nicht begeistert, dass er das hier ausplauderte. Aber vielleicht half es ihm auch, dass er normaler mit Benni umgehen konnte.
Dass Marco auch bei Leo etwas gemacht hatte, wunderte ihn kaum noch.
"Ja, ich mein Höger. Bei was hast du ihn denn unterbrochen? Beim Sex? Kein Wunder, dass er da aggro wird. Immerhin st er sexsüchtig."
Das sollte er vielleicht nicht ausplaudern. Aber Marco nahm ja auch keine Rücksicht auf andere.
"Ich glaub, mindestens der halbe Kader hier ist schwul."

"Oh okay... aber jetzt ist alles wieder gut zwischen euch?" Er sah ihn hoffnungsvoll an. Immerhin eine Beziehung musste unter seinen Bekannten doch noch intakt sein.
"Ja, beim Sex mit... uhm... also unter der Dusche in der Kabine", erklärte er ihm. "Er... er ist sexsüchtig?!" Das wurde ja immer schlimmer hier! Gerade wünschte er sich wirklich wieder in eine der U-Mannschaften zurück. Vielleicht hatte seine Mama Recht gehabt, als sie gesagt hatte, dass er doch noch etwas jung für Brasilien war. "Ich hab aber mit ihm gesprochen und... ich komme inzwischen echt recht gut mit ihm klar. Ich hab mich sogar getraut, ihn zu umarmen und wir haben ein Eis zusammen gegessen", erklärte er Jule stolz. "Also, ich bin es nicht!", widersprach er ihm grinsend.

"Inzwischen ist alles wieder gut." Zumindest für den Moment. Sie waren noch immer sehr anfällig für Streit, aber er hoffte, dass sie das jetzt in den Griff bekamen. Sie mussten das alles schaffen. Er liebte Benni und konnte auch nicht ohne ihn.
"Hab ich zumindest so gehört. Und er fickt ja wirklich alles und jeden."
Irgendwie freute es ihn, dass Marco wohl auch Reue zeigen konnte und sich mit Leo versöhnt hatte. Vielleicht konnte er sich auch nochmal mit Marco zusammenraufen. Um ihre Freundschaft wäre es wirklich schade.
"Marco ist ja auch eigentlich nicht böse. Als wir zusammen im Urlaub waren, hatten wir auch echt Spaß gehabt."

"Gut, das freut mich für euch." Er überlegte kurz und kaute unsicher auf der Unterlippe herum. "Na ja... aber... die Person, mit der er da gerade Sex haben wollte, die hat ihn ja davon abgehalten, mich anzufassen und... für mich sah es so aus, als würde Marco wirklich Gefühle für ihn haben. Vielleicht kann er sich ja noch ändern?" Er hoffte nur, dass Jule nicht wissen wollte, wer es war, da musste er schon Marco selbst fragen. Oder nicht, weil er ja eigentlich gar nicht darüber sprechen sollte. "Urlaub? Spaß? Was... was habt ihr da denn gemacht? Also, wenn... wenn das, dann musst du es mir nicht erzählen."

"Er ist auch verliebt. Ich weiß auch, in wen." Er war immer noch skeptisch, ob die Beziehung Max gut tat. Aber reinreden konnte er ihm da schlecht. Max war ja auch alt genug.
Als Leo allerdings mehr in den Urlaub interpretierte, als da war, musste Jule doch schmunzeln. Vielleicht wär es dazu gekommen, wenn sie gewusst hätten, dass der andere auch schwul war.
"Da war nichts. Da wusste ich noch nicht mal, dass er schwul ist. Wir waren wirklich nur als Freunde da."

"Echt? Gut... also... dann weißt du ja, von wem ich rede... ich hoffe nur, Marco tut ihm nicht weh..." Er grinste, als Julian den Urlaub erklärte. "Okay, schon gut... ich glaubs dir ja. Aber es hätte ja auch anders sein können..." Er lehnte sich etwas entspannter zurück und seufzte. "Und jetzt?"

"Ich hoffe es auch. Ich weiß nicht, ob Max so viel aushält."
Aber wenn man es genau bedachte, hatte Max das alles hier besser verkraftet als er. Max war für ihn da gewesen, hatte ihn getröstet. Er war unsicher und schüchtern, aber er hielt einiges aus. Mehr als andere in seinem Alter und seiner Größe.
"Hätte anders sein können. Wars aber nicht."
Er hatte ja trotzdem mit Marco geschlafen. Nur eben nicht damals.
"Jetzt... schau ich wahrscheinlich wieder nach Benni. Der hat sich irgendwie erkältet."

"Wenn nicht... kann er ja mit euch reden, das schafft er schon... da bin ich mir sicher." Er lächelte leicht und kippte den Rest seines Wassers hinunter.
"Okay, mach das... ich sollte auch wieder nach Manu sehen, auch wenn ich nicht so weiß, was ich machen soll. Ich hab ihm wahrscheinlich mehr wehgetan, als geholfen, als ich ihn vom Boden aufs Bett gezerrt hab. Aber ich kann ihn einfach nicht hochheben..."

"Was ist denn mit Manu?"
War der etwa auch krank? Scheinbar doch sehr. Wenn Leo ihn schon aufs Bett ziehen musste... Da konnte er froh sein, dass Benni nur zu schlapp zum Trainieren war und ihm nicht mehr fehlte.
"Klar, kannst du ihn nicht hochheben. Was wiegst du? 60 Kilo? Und Manu wiegt ungefähr ne Tonne."
War vielleicht etwas übertrieben, aber Manu war eben doch ein ziemlicher Baum. Groß und breit und schwer.

"Ich glaube, er hatte Fieber... Außerdem war ihm schlecht und er wollte wohl aufs Klo... Auf dem Weg dahin ist er aber zusammengebrochen. Ich hab ihn dann irgendwie zurück ins Bett gezerrt und ihm einen Eimer da gelassen.. Übergeben musste er sich aber noch nicht..." Er sah an sich herunter und nickte. "Ja, zwischen 58 und 61 Kilo. Aber ich bin auch klein, da muss ich nicht so viel wiegen."

"Klingt echt nicht gut."
Manu schien ja wirklich krank zu sein. Und heute Abend war das Spiel. Musste wohl der blöde ter Stegen ins Tor. Aber ihm konnte es egal sein. Er würde eh nicht spielen und den DFB konnte er eh nicht mehr wirklich leiden.
"Du musst auch nicht viel wiegen. Ich mein ja nur, dass du Manu so sicherlich nicht heben kannst. Aber ihr Lüdenscheider seid ja alle so dürr."

"Ne... und ich bin echt verzweifelt, weil ich ihm nicht helfen kann.." Er raufte sich überfordert die Haare. "Eyy!" Empört schlug er ihm auf den Hinterkopf, wofür er sich ziemlich strecken musste und streckte ihm die Zunge raus. "Das stimmt gar nicht, wir sind topfit, ja? Bist doch nur neidisch, weil auf Schalke so viele Pummelchen rumrennen!"

"Hast du schon MüWo gerufen?"
Der sollte das besser regeln können. Leo war nicht für Manu verantwortlich und er musste ihm nicht helfen. Er könnte für ihn da sein, aber mehr nicht. Nicht, wenn es Manu so schlecht ging.
"Wir sind keine Pummelchen, sondern nur angemessen durchtrainiert! Ich seh mir jedenfalls lieber durchtrainierte Männer an als so Spargeltarzans, wie ihr seid."
Mit 17 war er das wohl auch noch gewesen, aber das zählte nicht. Er war noch immer eher dünn für einen Fußballer, aber er sah ganz normal aus.

"Ne... hab ich noch nicht...", gestand er leise. Hätte er vielleicht mal machen sollen...
"Lass das, Jule! Ich bin ganz normal gebaut!" Er zog sein Oberteil nach oben und deutete auf seinen braun gebrannten Sixpack. "Siehst du? Ich bin überhaupt nicht zu dünn!" Er reagierte wirklich über, das wusste er auch, aber er bekam dauernd gesagt, dass er mehr essen sollte, dabei ging mehr fast nicht!

"Dann ruf MüWo, wenns ihm schlechter geht. Wenn er heute nicht spielen kann, wird der das eh wissen wollen. Mehr kannst du dann auch nicht machen."
Da würden sie bestimmt ein Gegentor heute bekommen, wenn Manu nicht spielte. Marc war schließlich bekanntermaßen ne Lusche.
Was Leo ihm gerade beweisen wollte, wusste Jule auch nicht. Zeigte doch nur, dass er sehr dünn war.
Julia piekste ihm kurz in den Bauch und lachte.
"Chill mal wieder. Solang du nicht unterernährt zusammenbrichst, sag ich nichts."

"Hm, okay... mach ich. Ich kann dann ja auch während dem Spiel bei ihm bleiben. Ich werd eh nicht aufgestellt." Er zog sein Shirt wieder nach unten, nachdem Jule ihm frech in den Bauch gepiekst hatte. "Werde ich nicht, ich bin ja nicht unterernährt", erklärte er ihm schlau.