Die Bar

cf: Zimmer von Thomas und Holger

Nicht dass eine Bar Holgers Lieblingmilieu war, aber hier konnte er zumindest ungestört seinen Gedanken nachhängen und ein bisschen von diesem merkwürdigen Training abschalten. Zumindest hoffte er das.
Die Sitzmöglichkeiten waren jedenfalls schon mal gemütlich, großzügig und man konnte sich sehr gut in den breiten Stühlen zurück lehnen.
Natürlich hatte Jogi Alkohol verboten, aber Holger wusste, solange es in Maßen blieb und seine Leistungen nicht darunter litten, störte es nicht. Außerdem würde es der Bundestrainer sowieso nicht mitbekommen, wenn er sich ein kühles Bier oder einen kleinen Cocktail genehmigte. An der Bar durfte er dann wieder sein Englisch unter Beweis stellen, als er sich ein Getränk bestellte. Allerdings beließ er es auf einem Deuten auf die Auswahlkarte, ehe er sich einem Sitzplatz zu wandte. Welch Ruhe hier herrschte, war unglaublich. Nur leise brasilianische Musik ertönte im Hintergrund, welche man aber gezielt ausblenden konnte.
Der Innenverteidiger lege seinen Kopf nach hinten und blickte an die hübsch verzierte Decke mit brasilianischen Ornamenten und Verzierungen. Zwar hatte er nicht mitbekommen, weswegen die Leute aus der anderen Mannschaft so merkwürdig drauf waren, aber eigentlich hatte er genug eigene Probleme über die er sich Gedanken machen musste. Zum Glück gab es aber immer noch die ganz normalen Profis, wie Rene oder Poldi, die ihre Probleme jedenfalls nicht mit ins Training genommen hatten.

„Your Drink“, drang die Stimme an Holgers Ohr, weswegen sich dieser nickend aufsetzte und beobachtete, wie ein Cocktail auf den Mini-Tisch neben ihn gestellt wurde.
„Thank you“, antwortete er mit einem Lächeln, ehe er keine Zeit verlieren wollte und an der Köstlichkeit nippte.
Nach gründlichem Verkosten hätte er sich dann doch lieber auf seinen Geschmack verlassen sollen, anstatt eine neue Richtung auszuprobieren.
Holger platzierte das halbvolle Glas auf den Tisch vor sich und lehnte sich wieder genüsslich zurück. Es war merkwürdig sogar seinem besten Freund aus dem Weg gehen zu müssen, aber Holger schaffte es einfach nicht einen Weg zu finden mit Thomas' Geständnis umzugehen. Und diese Blicke, die er ihm beim Training zu warf, waren doch nicht mehr die eines normalen Freundes!
Angestrengt begann Holger sich die Schläfen zu massieren und dabei tief durch zu atmen. Hinzu kam die Sache mit Basti und Sarah, die ihm das Leben auch nicht gerade einfacher gestalteten. Und zu guter Letzt natürlich noch der Druck von der Nationalmannschaft, vorallem von Benedikt, der es gezielt auf seinen Stammplatz abgesehen hatte.

Langsam aber sicher suchte den Verteidiger nun wieder die Müdigkeit der anstrengenden Anreise heim, da er in einem Flugzeug sowieso nie richtig zum Schlafen kam. Und diese Ruhepause holte sich Holgers Körper jetzt, als er ohnehin schon gemütlich in Position saß und seine Augen schloss.

cf: Speisesaal

Als Philipp in die Bar kam, sah er Holger in einem der Sessel sitzen. Er schien zu schlafen. Stimmt, Philipp hatte beim Essen schon gedacht, dass er gar nicht da war. Er musste grinsen. Es war für alle ziemlich viel gewesen in den ersten Tagen.
Er setzte sich an die Bar und bestellte sich ein Wasser. Es war schön hier. In diesem Raum würden sie sicher auch den ein anderen lustigen Abend verbringen.
Für einen Moment überlegte er, ob er Holger wecken sollte, aber dann dachte er sich, dass er so süß aussah beim Schlafen, dass er es nicht übers Herz bringen würde, ihn zu wecken. Grinsend wandte er sich also wieder seinem Wasser zu.

Genüsslich streckte sich Holger, während er noch im Halbschlaf schlummerte. Als er aber leise Schritte hörte, sogar einige flüsternde Stimmen vernahm und das kratzige Verschieben eines der Sessel, schlug er dann doch halbwegs seine müden Augenlider auf. Erst langsam klarte sich seine Sicht etwas und er konnte etwas erkennen. Nur leider den halbvollen Cocktail vor sich nicht, den er gerade noch im Flug erhaschen wollte, ihn aber nicht ganz zu fassen bekam und sich prompt über die Kleidung kippte.
„Verdammt!“, fluchte Holger laut auf, als das Glas klirrend auf dem Boden aufkam und er das restliche Getränk auf seiner Kleidung bewundern musste.

Erschrocken drehte Philipp sich um. Er sah einen verwirrten, fluchenden und vor allem nassen Holger.
"Oh Holger, so klein bist du doch nun auch wieder nicht, dass du dich nass machen musst, oder?", er lachte laut auf.

"Oh Holger, so klein bist du doch nun auch wieder nicht, dass du dich nass machen musst, oder?",
Die Stimme kannte er doch! Missmutig richtete Holger seinen Blick auf und entdeckte den Mannschaftskapitän, dessen Gesicht ein breites Lächeln zierte.
„Sehr witzig“, murmelte er leise, während er seine nasse Kleidung mit seinen Händen befühlte. Streit wollte er schließlich keinen anfangen, Philipp war ja ein guter Freund und eine wichtige Bezugsperson beim FC Bayern, aber sein Lachen störte dann doch etwas.

"Sorry", er grinste weiterhin, schnappte sich aber ein Handtuch, was hinter der Theke lag und ging zu Holger. "Hier nimm das schon mal. Ich kümmere mich darum, dass das jemand wegmacht." Er drückte ihm das Handtuch einfach in die Hand und fing an der Bardame zu erklären, was passiert war und ob sie sich bitte darum kümmern könnte.
Sie schaute an Philipp vorbei zu Holger, nickte und verschwand, um wenig später mit einem Eimer und einem Lappen wieder zu kommen.

Dankend nahm Holger die Hilfe Philipps an. Wenigstens er verhielt sich noch ganz normal, wie sonst eben auch. Diese Normalität, nach der sich Holger so sehr sehnte, strahlte der Teamkapitän zum Glück aus.
Langsam wandelte sich Holgers Missmut in eine normale, freundliche Ausdrucksweise, wodurch er der Bardame den Eimer mit dem Lappen aus der Hand nahm, sich bedankte, um sich gleich danach dem Aufwischen zu widmen.
„Dieses Luxushotel hätte bestimmt auch eine Putzfrau...“, sagte er, dabei sah er zu Philipp hoch und grinste ihn belustigt an.

"Putzfrau? Muss nicht sein, du machst dich auch gut", neckte Philipp ihn.
"Aber mal was anderes... du scheinst mir einer von denen zu sein, die nicht am Rad drehen... weißt du was mit den anderen los ist? Vor allem Mats, Bene, Jule... Lewis auch irgendwie und der Rest der Clique... mir macht das Sorgen", er legte den Kopf schief. "Bei dir ist doch alles okay, oder? Nicht, dass ich da was übersehen habe..."

Philipp stellte da eine richtig interessante Frage, die sich Holger für seinen Gemütszustand selbst nicht mal erklären konnte. Ob bei ihm alles okay war? Bis auf, dass er heute erfahren hatte, dass sein bester Freund homosexuell war und er sich in die Freundin seines guten Freundes verliebt hatte, war alles in bester Ordnung.
Holger warf den Lappen, der den Cocktail aufsaugte zurück in den Putzeimer und erhob sich, um mit Philipp auf Augenhöhe zu sein. Mal davon abgesehen, dass Philipp ihm gerade mal bis zur Schulter reichte.
„Was bei denen abgeht, weiß ich ehrlich gesagt auch nicht. Vielleicht irgendein Dortmund/Schalke Streit. Das wird sich sicher wieder legen“, war Holger fest davon überzeugt, nichtsahnend, dass die sich mit ähnlichen Problemen wie Thomas herumschlugen.
„Und ja, mit mir ist alles in Ordnung. Irgendjemand muss ja noch normal bleiben, nicht?“

"Haha, ja vermutlich hast du Recht", Philipp hatte nie darüber nachgedacht, dass es sich bloß um einen Dortmund-Schalke-Streit handeln könnte. Er hoffte einfach mal, dass es so war.
"Aber schön, dass du wenigstens normal bist", er lächelte seinen Kollegen an. Ja, er mochte Holger, er hatte ihn schon immer gemocht. Schön zu wissen, dass es ihm gut ging.
"Willst du noch was trinken?"

cf: Hängematten

Lukas beschloss sich einfach noch ein bisschen im Hotel umzusehen. Er hatte noch nicht alles erkundet, das würde er jetzt nachholen. Normalerweise tat er das ja immer mit Basti. Aber den wollte er im Moment zu nichts drängen. Wenn er mit ihm reden wollte, würde er das machen. Und bis dahin würde Lukas Basti in Ruhe lassen.

Schlurfend kam Lukas in der Bar an und entdeckte Philipp und Holger. Lächelnd ging er auf sie zu.

Philipp wollte gerade noch etwas an seine Frage dranhängen, als er Lukas sah. "Hey Lukas, willst du auch was trinken? Ich schmeiß eine Runde. Geht zwar auf die gesamte Rechnung, aber trotzdem", er grinste.

Holger lächelte breit bei dem Angebot seines Freundes. Nachdem er auch einen flüchtigen Blick auf die Uhr erhaschte war ihm auch sofort klar geworden, dass er das Mittagessen sowieso verpasst hatte. Praktisch, dass er Philipp hier getroffen hatte, so konnte er ihn gleich befragen, ob er etwas versäumte. Es tat schon immer gut, sich mit ihm unterhalten zu können. Er hatte für jeden ein offenes Ohr und bemühte sich um guten Kontakt.
Vorallem nach Holgers langem Ausfall hatte Philipp ihn oft aufgemuntert, da er schon mal in einer ähnlichen Lage war, dass er durch einen Kreuzbandriss lange ausfiel.

Plötzlich bemerkte er wie sich noch ein bekanntes Gesicht näherte und war sichtlich erleichtert, dass es sich dabei um Poldi handelte.

"Da sag ich doch nicht 'nein'.", grinste Lukas und gesellte sich zu seinen beiden Kollegen an den Tisch.
"Ich nehm eine Cola light."

Philipp bestellte einfach mal drei davon und setzte sich dann zu den beiden Spielern an den Tisch.

(Ich bin jetzt weg, schleppt Phil später einfach mit zu René oder so )

„Wie geht’s euren Frauen und Kindern?“, fragte Holger in die Runde und kam sich unweigerlich etwas fehl am Platz zwischen den verheirateten Männern und Vätern von jeweils einem Sohn vor. Er hatte es da ja noch nicht so weit gebracht.

(Okay, das wird wahrscheinlich Poldi übernehmen müssen, da Holger noch bis morgen (reale Zeit) in der Bar bleiben muss ^^)

"Louis kommt bald in die Schule und Monika ist den lieben langen Tag mit Shoppen beschäftigt.", grinste Lukas schief und nahm einen Schluck von seiner Cola.
Ja, das war ein Teil ihrer Vereinbarung gewesen, nachdem Lukas ihr mitgeteilt hatte, dass er mehr für Männer als für Frauen empfand; sie durfte sein Geld ausgeben. Ehrlich gesagt, nagte das ziemlich an ihm. Aber immernoch besser als irgendwelche beschissenen Schlagzeilen.

(krieg ich hin )

„Wie die Zeit vergeht“, sinnierte Holger über das eben Gehörte und auch Philipp erzählte freudestrahlend und typisch wie ein stolzer Vater eben war über seinen Sohn Julian.
Holger nahm, während er den Erzählungen der Älteren lauschte, einen großen Schluck von seiner Cola, ehe er ein Thema zur Sprache brachte, das wohl bei etlichen Spielern des deutschen Kaders in Vergessenheit geraten war.
„Glaubt ihr wir schaffen es diesesmal den Titel zu holen? So wie es momentan läuft, sehe ich eher schwarz.“

"Darüber hab ich gerade schon mit Miro und Ron gesprochen. Nochmal ohne Titel Zuhause aufzulaufen, geht ja fast gar nicht. Allerdings wird das mit der momentanen Stimmung im Team sicher nichts. Deswegen wollten wir uns nachher auch mit ein paar Spielern zusammensetzen und besprechen, wie wir die Gesamtsituation hoffentlich erfolgreich ändern können. Hat René dir eigentlich schon Bescheid gesagt?", wandte Lukas sich mit dem letzten Satz an den Kapitän. Der daraufhin den Kopf schüttelte.
"Na ja, dann weißt du ja jetzt Bescheid. Willst du nicht auch mitkommen, Holger? Je mehr, desto besser."

Kurz dachte Holger darüber nach ob er mitgehen sollte oder nicht, ehe er den Kopf schüttelte.
„Nein, ich bleib lieber noch etwas hier.“ Er nahm einen großen Schluck seines Getränks und leerte somit das Glas vollständig aus. Nicht dass er sich das am Ende auch noch über die Kleidung schütten würde. Was aber vielleicht auch gar nicht so verkehrt war, dann würde es womöglich den Alkoholgeruch abschwächen.
„Wenn ihr mich aber brauchen solltet um Kriegsrat zu führen, bin ich wahrscheinlich in meinem Zimmer oder eben noch hier. Und sagt mir bescheid, wie das Gespräch mit den entsprechenden Leuten lief!“
Für Holger fühlte es sich irgendwie falsch an sich als netter Moralapostel aufzuspielen, zumal er an Bastians schlechter Laune nicht ganz so unbeteiligt war. Dennoch hatte es etwas erfrischendes so unbeschwert mit Lukas und Philipp dazusitzen und sich zu unterhalten.

"Genau, lass das mal lieber die alten Hasen regeln. Aber wir halten dich auf dem Laufenden.", klopfte Lukas Holger auf die Schulter.
Eigentlich wäre es ihm gerade ganz Recht, wenn Phil mal kurz auf die Toilette verschwinden würde, damit er dem jüngeren Bayer ein wenig auf den Zahn fühlen konnte. Aber vielleicht war es ja auch besser so.
Einerseits wollte Lukas seinem besten Freund irgendwie helfen, andererseits wollte er sich auch nicht aufdrängen und noch mehr Unruhe stiften. Mist, verdammter!

„Ist wahrscheinlich besser so!“, stimmte Holger zu, auch wenn er es etwas schade fand jetzt hier alleine herum sitzen zu müssen, bevor er sich Thomas stellen musste.

(Dann lassen wir Phil kurz verschwinden, oder? x'D)

(Bevor wir hier so blöd rumdümpeln, ja! xP)

Philipp entschuldigte sich kurz und verließ die Bar.
So bekam Lukas also doch noch die Gelegenheit, Holger anzusprechen. Vielleicht war er ja ein bisschen redseliger als Basti.
"Du, sag mal. Was ist beim Training eigentlich zwischen dir und Basti vorgefallen?"

Erschrocken über die direkte Frage starrte er Poldi eine kurze Weile entgeistert an.
„Ich habe ihm nur gesagt, dass Sarah morgen zu Besuch kommt. Daraufhin ist er gleich so ausgeflippt.“ Holgers Stimme klang heiser und bedrückt. Es war ihm furchtbar unangenehm, dass es Bastian bestimmt seinetwegen schlecht ging, nur weil er sich in Sarah verlieben musste und ihre Nähe suchte. Es war einfach zu offensichtlich, dass von Holgers Seiten mehr als nur Freundschaft bestand!