Hotelzimmer von Oliver Bierhoff

„Mach ich.“ Er lehnte sich gegen die Wand und zog die Beine an seinen Körper. Nachdenklich stützte er das Kinn auf seinen Knien. Was immer Hansi getan hatte, war nicht gut gewesen. Dabei war er doch immer so vernünftig. Er wusste nicht, wie lange er da so gesessen hatte und Hansi geistesabwesend angesehen hatte, als der sich zu ihm drehte. „Was war das?“ Er zuckte die Schultern. „Sag du es mir. An was kannst du dich erinnern?“ Woher sollte e denn wissen, was passiert war? Er hatte ja nur die Folgen erlebt. Wie es dazu gekommen war, wusste er nicht.

„Sag du es mir. An was kannst du dich erinnern?“ Er rieb sich über den Kopf. Da war nichts. Wirklich absolut nichts. Er wusste nur noch, dass er bei José gewesen war und dann war er plötzlich hier aufgewacht. „Ich kann mich an nichts erinnern. Was habe ich denn gemacht?“ So wie Oliver ihn ansah, schien das ja nichts Gutes gewesen zu sein. Oder er machte sich eventuell einfach Sorgen. Wäre ja auch irgendwie verständlich. Jogi war krank und er hatte hier solche seltsamen Anfälle.

Hansi rieb sich über den Kopf. Und er ahnte schon, wie die Antwort ausfallen würde. „Ich kann mich an nichts erinnern.“ Er hatte es gewusst. „Was habe ich denn gemacht?“ Automatisch spannte er sich an. Das war eine ganz blöde Frage. Wenn er ehrlich antwortete und Hansi würde etwas merken…Nein, das ging nicht. „Nichts“, murmelte er leise. Aber er schaffte es nicht, dem Trainer dabei in die Augen zu sehen.

„Nichts.“ Er verdrehte die Augen. Das glaubte er ihm nicht. Nicht einmal in die Augen sah er ihm. „Oliver“, sprach er ihn eindringlich an. „Was habe ich gemacht?“ Misstrauisch sah er seinen Freund an. Er glaubte Oliver zu kennen und dass er log, stand für ihn gerade außer Frage. Leise seufzend lehnte er seinen Kopf gegen die Wand hinter sich. „Wenn du es mir schon nicht sagen willst, dann sag mir wenigstens, ob es schlimm war und es irgendwer mitbekommen hat.“

„Oliver. Was habe ich gemacht?“ Er schluckte. Er konnte ihm das doch nicht sagen. „Wenn du es mir schon nicht sagen willst, dann sag mir wenigstens, ob es schlimm war und es irgendwer mitbekommen hat.“ Er drehte den Kopf und sah Hansi an. „Es war nicht schlimm.“ Auch wenn es für ihn nicht leicht gewesen war, es war nicht schlimm. Und auch wenn er wusste, dass das nicht wirklich real gewesen war, war es schön gewesen. „Und es hat niemand mitbekommen. Sei ganz beruhigt.“ Er schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass Hansi nicht weiter nachfragte.

„Es war nicht schlimm. Und es hat niemand mitbekommen. Sei ganz beruhigt.“ Er atmete erleichtert auf. Jetzt konnte er zumindest etwas beruhigt sein. Oliver schien ja irgendwie auf ihn aufgepasst zu haben. „Danke, dass du da warst“, lächelte er seinen Freund an. Oliver war ein wirklich guter Freund. Sie waren bisher noch nie aneinandergeraten und ihre Zusammenarbeit beim DFB lief auch reibungslos.

„Danke, dass du da warst.“ Er nickte und lächelte schwach. „Du weißt, dass ich immer zu meinen Freunden stehe“, erklärte er und legte Hansi leicht seine Hand auf die Schulter. Er versuchte, dessen Worten nicht zu viel Bedeutung beizumessen. Sie waren Freunde. Nicht mehr. Aber eben auch nicht weniger. „Aber dass du nicht mehr weißt, was du getan hast.“ Er schüttelte seufzend den Kopf und schlug Hansi leicht gegen die Brust. „Aus dem Alter müsstest du doch wirklich langsam raus sein“, grinste er. Er war froh, dass es ihm gelang, die Stimmung zwischen ihnen halbwegs normal zu lassen.

„Du weißt, dass ich immer zu meinen Freunden stehe.“ Er sah zu Oliver. Damit hatte er Recht. Anders kannte er ihn ja auch nicht, aber das er das nochmal sagte, war doch etwas anderes. „Aber dass du nicht mehr weißt, was du getan hast.“ Er zuckte zusammen, als Oliver ihm gegen die Brust schlug. Es tat nicht weh, aber diese Berührung war doch neu. Er verdrängte den Gedanken wieder. Vermutlich war er nur empfindlich, weil er etwas mit einem Mann hatte und deswegen alle anderen Männer erst mal seltsam waren. Das hatte er bei Jogi ja auch gemerkt. „Aus dem Alter müsstest du doch wirklich langsam raus sein.“ Er stimmte in das Grinsen mit ein. „Ich glaube, ehrlich gesagt, dass hier alles möglich ist.“ Jogi und Emma. José und er. Vom Rest der Mannschaft wusste er ehrlich gesagt nicht so viel, aber er sah ja, dass es nicht immer rund lief.

„Ich glaube, ehrlich gesagt, dass hier alles möglich ist.“ Er seufzte. Das stimmte. Was hier so alles passierte. Es musste an Brasilien liegen. In keinem anderen Land hatte es während eines Turniers so ein Theater gegeben. Sein Blick fiel auf die Uhr. „Das Training…“, murmelte er leise und sah Hansi fragend an. „Fühlst du dich fit genug? Oder soll ich Andi bitten, es zu übernehmen?“ Wenn Hansi gleich beim Training zusammenbrechen würde, wäre keinem geholfen.

„Das Training…“ Er seufzte. Das war ja gleich auch noch. „Fühlst du dich fit genug? Oder soll ich Andi bitten, es zu übernehmen?“ Er schüttelte den Kopf. „Ich bin fit.“ So genau wusste er das eigentlich nicht, aber irgendwie würde er das schon schaffen. Bis jetzt hatte er das auch jedes Mal hinbekommen. „Ich glaube, ich muss dann auch mal los.“ Er stand von dem Bett auf und sah kurz aus dem Fenster. „Ich muss noch alles umplanen. Jetzt, wo Jogi ausfällt, ist das gar nicht mehr so einfach.“ Doch dann lächelte er wieder. „Aber auf der anderen Seite...Viel mehr kann hier nicht mehr schief gehen.“

„Ich bin fit.“ Skeptisch sah er Hansi an. Der Trainer war dafür bekannt, auch mal Dinge zu überspielen. „Ich glaube, ich muss dann auch mal los.“ Er nickte. Die Frage, ob er mitkommen sollte, verkniff er sich. Das wäre vermutlich zu aufdringlich. „Ich muss noch alles umplanen. Jetzt, wo Jogi ausfällt, ist das gar nicht mehr so einfach. Aber auf der anderen Seite…Viel mehr kann hier nicht mehr schief gehen.“ Lächelnd stand er ebenfalls auf und ging um das Bett herum. „Dann plan mal.“ Kurz zögerte er und schloss Hansi dann doch für einen Moment in seine Arme. „Pass auf dich auf“, murmelte er kaum hörbar.

Er beobachtete Oliver genau, als er ebenfalls von dem Bett aufstand und auf ihn zukam. „Dann plan mal.“ Zuerst spannte er sich an, ließ sich dann aber doch fallen. „Pass auf dich auf.“ Er wusste nicht, ob er in diese zu viel interpretierte, aber irgendwie klangen seine Wort so...anders. Nein. Das war bescheuert. Er bildete sich das ein, weil er in José verliebt war. „Mache ich und wir sehen uns später.“ Er lächelte Olli noch einmal zu und verließ dann das Zimmer.

Tbc: Hotelzimmer von Hansi

Nachdem Hansi gegangen war, ließ er sich zurück auf sein Bett fallen. Es passierte hier zu viel. Eindeutig. Diese Sache mit Marco Höger, die Differenzen innerhalb der Mannschaft und dann seine bescheuerten Gefühle. Und durch die Küsse hatte Hansi es noch viel schlimmer gemacht. Doch das wusste er nicht. Und er würde es auch nie erfahren. Seufzend stand er auf und sah aus dem Fenster. In einiger Entfernung konnte er die Tore des Platzes erkennen. Er schüttelte den Kopf. So langsam drehte er wirklich durch. Er schnappte sich seinen Laptop und vergrub sich in der Arbeit. Das lenkte wenigstens ab...

Cf: Dornröschenzimmer

Sie hatte auf dem Flur wieder brav Abstand gehalten. Vielleicht musste sie das irgendwann nicht mehr. Aber jetzt galt es sich auf andere Dinge zu konzentrieren. Das Gespräch war wichtig und sie müssten sich gleich vor ihm outen. Sie wusste noch nicht wie. Vielleicht sollten sie mit dem Artikel anfangen. Vor seiner Tür angekommen, ließ sie ihn anklopfen und stellte sich dann doch schutzsuchend näher zu ihm.

Er sah auf, als es klopfte. Merkwürdigerweise war er heute ziemlich früh wach geworden, obwohl er die Nacht kaum geschlafen hatte. Zu sehr war er in Gedanken bei Hansi und dessen komischer Beziehung zu diesem Mann gewesen. Seufzend stellte er seinen Laptop zur Seite und ging zur Tür. „Ähm…guten Morgen ihr zwei“, begrüßte er den Trainer und Emma. Verwundert sah er zwischen den beiden hin und her und ließ sie dann eintreten. „Was gibt es so früh am Morgen?“

Der Weg war wieder ein reines Theater gewesen. Keine auffälligen Blicke. Kein Körperkontakt. Es war wirklich anstrengend. Das würde wohl hoffentlich aufhören. „Bereit?“, fragte er leise und klopfte dann an. Irgendwie würden sie Oliver das alles schon beibringen können. Es dauerte nicht lange und die Tür wurde geöffnet. „Ähm…guten Morgen ihr zwei. Was gibt es so früh am Morgen?“ Er lächelte schwach und betrat dann das Zimmer. „Etwas…ziemlich wichtiges“, murmelte er und sah Emma an. Irgendwie versuchte er gerade, Kraft aus ihrem Blick zu ziehen. Er atmete einmal tief durch und wandte sich dann wieder zu Oliver. „Es gibt etwas…das du wissen solltest…“ Er zögerte und verschränkte dann entschlossen seine Hand mit Emmas. Er hoffte, sie war damit einverstanden. Aber er fand gerade einfach nicht die richtigen Worte.

Nervös betrat sie das Zimmer. Es war schon irgendwie schwer ihm das zu sagen. Aber irgendwo mussten sie einen Anfang machen. „Etwas…ziemlich wichtiges.“ Sie sah ihn an und versuchte ihm durch den Blick mitzuteilen, dass sie bei ihm war und sie das zusammen schaffen würden. „Es gibt etwas…das du wissen solltest…“ Sie strich sanft über ihre seine Finger, als er ihre Hände miteinander verschränkte. Irgendwie wusste sie nicht, ob sie jetzt etwas sagen sollte. Es kam ihr falsch vor. Also kramte sie lieber ihr Handy hervor und zeigte Oliver den Artikel. „Und das ist unser Problem.“

„Etwas…ziemlich wichtiges. Es gibt etwas…das du wissen solltest…“ Verwirrt sah er von einem zum anderen. Doch dann fiel sein Blick auf die Hände der beiden und seine Augen weiteten sich. „Das…okay…okay…“ Er wusste nicht, was er sagen sollte. Dass die beiden viel Zeit miteinander verbrachten, wusste er ja. Aber dass sie sich scheinbar SO nah standen, hatte er nicht erwartet. „Und das ist unser Problem.“ Im nächsten Moment hatte er Emmas Handy in der Hand. Mit einem eindeutigen Artikel und noch viel eindeutigeren Bildern. Er seufzte und sein Verstand suchte bereits fieberhaft nach einer Lösung. „Setzt euch“, erklärte er und setzte sich ihnen dann gegenüber. „Ich bin etwas…überrascht…“, gestand er dann.

„Das…okay…okay…“ Sie lächelte schwach. Das sah nach Überraschung aus, aber nicht noch etwas Abschätzndem. „Setzt euch.“ Sie folgten seiner Bitte und setzten sich ihm gegenüber „Ich bin etwas…überrascht…“ Hatte sie es doch gewusst. „Wenn es hilft...Das waren wir damals auch.“ Sie versuchte die Situation ein wenig aufzulockern. Und wurde dann doch wieder ernst. „Du weißt vermutlich am besten, was wir tun können.“

„Wenn es hilft…Das waren wir damals auch.“ Er lächelte schwach. Das konnte er sich kaum vorstellen. „Du weißt vermutlich am besten, was wir tun können.“ Er sah sie ernst an und zog seinen Laptop zu sich. „Ihr habt euch doch bestimmt auch schon Gedanken gemacht, oder?“, fragte er, während er das Internet nach weiteren Schlagzeilen absuchte. Wie nicht anders zu erwarten, gab es auch in der Bild bereits einen Artikel. Seufzend schob er den Laptop wieder zurück. „Also theoretisch gibt es zwei Möglichkeiten.“ Er sah sie abwechselnd an. „Entweder wir verfassen eine Gegendarstellung oder…“ Er zögerte, denn er wusste nicht, wie sie reagieren würden. „Oder ihr macht es offiziell.“

„Ihr habt euch doch bestimmt auch schon Gedanken gemacht, oder?“ Während Olli mit seinem Laptop beschäftigt war, warf er Emma einen Blick zu. Was hieß schon 'Gedanken gemacht'? „Also theoretisch gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder wir verfassen eine Gegendarstellung oder…oder ihr macht es offiziell.“ Er seufzte. Das hatte er befürchtet. Und auch selbst schon überlegt. Sein Herz sagte, dass sie einfach dazu stehen sollten. Schon allein, weil Emma sonst wieder verletzt sein würde. Und doch sprach so viel dagegen. Die Medien würden sich auf sie stürzen. „Ich habe keine Ahnung. Es könnte beides richtig sein.“

„Also theoretisch gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder wir verfassen eine Gegendarstellung oder…oder ihr macht es offiziell.“ Soweit waren sie eben auch schon gewesen. „Ich habe keine Ahnung. Es könnte beides richtig sein.“ Sie lächelte. Da dachten sie wieder einmal beide gleich. „Vielleicht sollte man darüber nachdenken, ob der Zeitpunkt gerade jetzt passend oder unpassend ist. Immerhin wollt ihr einen Titel gewinnen.“

„Vielleicht sollte man darüber nachdenken, ob der Zeitpunkt gerade jetzt passend oder unpassend ist. Immerhin wollt ihr einen Titel gewinnen.“ Er nickte. Das war in der Tat nicht unwichtig. „Den Titel wollen wir immer noch gewinnen“, erwiderte er lächelnd. „Aber wir sollten auch überlegen, was passiert, wenn die Mannschaft den Artikel liest. Wenn ihr nichts dazu sagt, könnte sie das beschäftigen und vielleicht ihre Leistungen beeinträchtigen. Und es ist erst einmal eine mannschaftsinterne Angelegenheit. Also würde es ernsthafte Konsequenzen nach sich ziehen, wenn etwas nach außen dringt.“ Er seufzte. Das war wirklich nicht einfach. „Aber ich glaube eigentlich, dass die Spieler sich dessen bewusst sind.“

„Aber wir sollten auch überlegen, was passiert, wenn die Mannschaft den Artikel liest. Wenn ihr nichts dazu sagt, könnte sie das beschäftigen und vielleicht ihre Leistungen beeinträchtigen. Und es ist erst einmal eine mannschaftsinterne Angelegenheit. Also würde es ernsthafte Konsequenzen nach sich ziehen, wenn etwas nach außen dringt.“ Sie nickte. Aber eigentlich durfte doch die Beziehung des Trainers keinen Einfluss auf die Spieler haben. Joachim war es ja auch gleich, wer mit wem zusammen war. Das hatte sie ja schon ein paar Mal miterlebt. „Aber ich glaube eigentlich, dass die Spieler sich dessen bewusst sind.“ Sie seufzte leise. Das war alles so kompliziert. „Ich glaube, dass wir uns auf jeden Fall dazu äußern müssen. Denn die Medien haben jetzt Blut geleckt und werden nicht locker lassen. Wenn sie uns sehen, werden sie danach fragen.

Er hatte Oliver nachdenklich zugehört. Es stimmte. Wenn sie deutlich machten, dass das Mannschaftsinterna waren, dann durfte niemand etwas sagen. Das galt bei Mannschaftsaufstellungen und würde auch jetzt gelten. Und doch war es etwas ganz anderes. „Ich glaube, dass wir uns auf jeden Fall dazu äußern müssen. Denn die Medien haben jetzt Blut geleckt und werden nicht locker lassen. Wenn sie uns sehen, werden sie danach fragen.“ Er sah wieder zu Emma. „Stimmt. Unter den Tisch kehren und es ignorieren können wir nicht. Sie werden an dieser Sache dranbleiben. Können wir nicht…“ Er überlegte. „Können wir nicht die Medien mit einer Pressemitteilung ruhigstellen, aber mit den Spielern reden? Zumindest Spieler wie Phil oder Basti halte ich da für verständig genug.“ Dann könnten sie sich zumindest im Hotel etwas freier bewegen.