Hotelzimmer von Mesut und Marc

"Gut, dann hätten wir das ja geklärt.", winkte Lukas ab.
Dann machte sein Handy auf sich aufmerksam. Ziemlich umständlich zog er das Teil aus der Hosentasche.
"Ehrlich jetzt?", quengelte der Stürmer, nachdem er die Nachricht überflogen hatte.
Er hatte sich schon gefragt, wie er ein einfaches Training überstehen sollte, aber gleich ein ganzes Turnier? Na, Prost Mahlzeit.
Lukas ließ seinen Kopf auf die Decke sinken nd schloss kurz die Augen.

Marc beschloss ebenfalls, das Thema auf sich beruhen zu lassen. Lukas hatte er jetzt gedanklich so oder so als nicht ficktauglich abgestempelt und solange der ihm nicht das Gegenteil bewies, beließ er es dabei. Seine Zeit würde er nicht damit verschwenden, jemanden rumzukriegen, der es eh nicht drauf hatte.
So oder so hatten sie gleich scheinbar eh was anderes vor, wovor man vielleicht sowieso nicht ficken sollte. Auch wenn Lukas ähnlich lustlos aussah wie Marc, es herrschte Anwesenheitspflicht und sie waren immer noch bei einer WM, wo der Fokus auf dem Training liegen sollte.
"Sieht so aus", stellte er resigniert fest. Er war eigentlich davon ausgegangen, dass er Lukas erfolgreich abgelenkt hatte, aber scheinbar war der immer noch ziemlich fertig. Und Marc hatte die ganze Zeit nur ans Ficken gedacht, na ganz großartig...

"Können die das nicht morgen machen?", warf Lukas einfach mal in den Raum.
Er war sich bereits jetzt sicher, dass er wohl kein gutes Bild abgeben würde. Die zusätzliche Trainingseinheit im Fitnessraum hätte er sich wirklich schenken sollen. Zu dem Zeitpunkt hatte Lukas allerdings nicht rational denken können.
"Revanche?", stützte sich der Stürmer mit den Armen ab und richtete sich somit etwas auf.
Zum Grübeln hatte er ja auch so noch genug Zeit. Außerdem nahm er sich vor, sich nicht nochmal so vom Spiel ablenken zu lassen.

Marc nickte einfach nur. So, wie Lukas aussah, war der echt fertig.
Gar nicht wäre natürlich auch eine Alternative, allerdings waren sie ja hier zum Fußball spielen da und da käme der Vorschlag wohl nicht ganz so gut.
Als Lukas nach einer Revanche fragte, schüttelte er nur entschieden den Kopf. Wenn er einmal gewonnen hatte, setzte er das sicher nicht wieder aufs Spiel. Eine Revanche machte man ja nur der Fairness halber möglich und Marc war nun mal nicht fair, also sah er sich dazu nicht gezwungen.
"Ich würde ja lieber das Golf-Spiel spielen", grinste er Lukas an. Autorennen würde auch gehen, aber zu Fifa könnte Lukas ihn heute nicht überreden. Außer er bot ihm als Ausgleich Sex an, aber den wollte Marc ja gar nicht... Hatte er schon wieder vergessen.

"Hast wohl Angst, ich könnte dich doch noch schlagen, was?" Lukas versuchte sich an einem Lächeln.
Dass Marc FIFA ausschlug, war ja fast auch schon wieder egal. Aus irgendeinem Grund war der Stürmer gerade wieder an einem Punkt angelangt, an dem er sich am liebsten unter der Bettdecke verstecken würde.
"Nee, keine Chance. Aber Mesut spielt das bestimmt gerne mit dir.", war Lukas fest von überzeugt.

Marc ging gar nicht weiter auf das Gesagte ein, allein Lukas' missglücktes Lächeln zeigte nur zu deutlich, wie scheiße es dem immer noch ging. Gedanklich verfluchte er Schweinsteiger und Neuer und sich selbst gleich mit, da er eigentlich auch nicht besser war als die beiden. Die hatten es zumindest bedauert, bei Marc stellten sich solche Gefühle gar nicht erst ein. Und auch, wenn er sich dadurch gewissermaßen unangreifbar machte, war das doch nicht der richtige Weg, wie er in solchen Momenten feststellte. Die aber zum Glück immer wieder schnell vergingen...
"Ich spiel sicher nicht mit Mesut, wenn es dir so scheiße geht", stellte er klar und schlang dann locker einen Arm um ihn. Er konnte nur hoffen, dass Lukas nach gerade eben nicht zurückzuckte, wenn er sich selbst das verbaut hätte, wäre das doch ziemlich dämlich.

Lukas ließ Marc einfach machen. Gleichzeitig lehnte er sich allerdings etwas an ihn.
"Aber ich könnte es verstehen.", seufzte der Stürmer. "Es kann ganz schön anstregend sein, den ganzen Tag mit einem Trauerkloß wie mir abzuhängen." Er brachte ein müdes Lächeln zustande.
Dann schloss er erneut die Augen.
Jemand sollte endlich mal eine Zeitmaschine erfinden. Dann würde er zu dem Zeitpunkt zurück reisen, an dem das Training beendet war, und er hätte Basti dann einfach mitgeschleppt. Oder so. Ach, Scheiße.
Immerhin heulte Lukas nicht direkt wieder drauf los. Reichte ja auch, dass sich Marc mit seiner Laune rumschlagen musste.

Lukas kam sogar noch ein Stück näher und Marc atmete erleichtert durch. Zumindest das klappte schon mal, eigentlich war in den Arm nehmen sowieso der Hauptteil seines Tröst-Plans. Beim Reden wurde es nämlich wieder kritisch. Über ein Thema zu reden, von dem man null Ahnung hatte, gestaltete sich doch relativ schwierig.
Marc schüttelte nur den Kopf. Das einzig Anstrengende an Lukas waren seine Moralvorstellungen und die hatten wohl kaum etwas mit der Tatsache zu tun, dass er wegen seines (Noch?-)Freundes fertig war. Er ging zumindest einfach mal davon aus, dass Lukas diese Verklemmtheit regelmäßig an den Tag legte. Vielleicht war das ja auch ein Grund dafür, dass Schweinsteiger lieber mit einer Schlampe wie Manuel rummachte, Marc konnte es sich zumindest vorstellen.
Stumm blieb er einfach neben Lukas liegen, diese Nähe tat ihm selber gerade ähnlich gut wie Lukas hoffentlich auch. Einfach mal runterkommen war nach den Tagen hier vielleicht nicht das Verkehrteste und es gab eh nichts zu sagen, was irgendwas an der Lage verbessern würde.

"Aber wenn ich dir auf den Sack geh, sag's einfach oder mach dich aus dem Staub.", murmelte der Stürmer.
Marc schien es ja nicht wirklich mit großen Worten zu haben, von daher brauchte Lukas auch nicht erwarten, dass er jetzt irgendwelche tröstenden Floskeln parat hatte.

"Noch bist du aushaltbar", grinste Marc vor sich hin. Das An-den-Sack-gehen hatte er ja gerade für sich abgehackt und dass er da schon wieder dran dachte, lag nur daran, dass er zu lange keinen Sex mehr gehabt hatte. Wie lang war denn auch das letzte Mal schon wieder her? Das war doch wohl kaum heute gewesen, oder?
Kurz dachte er darüber nach, ob er noch mit ein paar Psycho-Floskeln um sich werfen sollte, die er in irgendwelchen Filmen aufgeschnappt hatte, aber da entschied er sich dann doch gegen. Er hoffte, dass das hier reichte, um Lukas wieder aufzubauen und er zweifelte sowieso die Wirksamkeit eines solchen Gelabers an.

"Gut.", grinste Lukas zurück.
Allerdings würde er sich auch nicht wundern, sollte Marc irgendwann fluchtartig das Zimmer verlassen.
"Und es ist wirklich okay, wenn ich hier penne?"
Der Stürmer fragte lieber vorsichtshalber noch mal nach. Einerseits, damit es nicht so furchtbar still war, und andererseits, weil Mesut seine Meinung vorhin gar nicht dazu abgegeben hatte. Und dann gab es ja auch noch Marcs Freundin.
"Ich will Ella ja nicht ihren Schlafplatz klauen oder so."

Marc nickte bei Lukas' Frage. Das sollte eigentlich wirklich kein Problem darstellen, wer wusste denn schon, ob Mesut sich überhaupt über Nacht blicken ließ? Zur Not konnten sie sich sicher auch ein Bett zu dritt teilen und andere Leute erwartete er...
Mist! Da hatte Lukas sogar Recht. Seit dem Training hatte er nichts von Ella gehört und da sie seine Handynummer gar nicht hatte, musste er sich sowieso melden.
"Ähm...", tat er Lukas seine Meinung zu dem Thema schon mal kund, zog dann kurz entschlossen sein Handy raus.

Na, wie geht's denn so? Lukas fragt gerade, ob er über Nacht hier pennen kann, ihm geht's nicht so gut. Du hattest das nicht vor, oder? LG, Marc

Zufrieden schickte er die SMS ab und legte sein Handy dann wieder zur Seite. Wenn er nichts von Ella hörte, würde er das einfach als Zustimmung werten. Und zur Not hatte er auch nichts dagegen, mit zwei so hübschen Menschen in einem Bett zu kuscheln.

"Das muss wahre Liebe sein.", säuselte Lukas, als Marc so vielsagend auf Ella reagierte.
Da hatte wohl jemand gerade seine Freundin vergessen.
Dann zog der Torhüter sofort sein Handy aus der Tasche und tippte eine SMS, was Lukas dazu nutzte, sich ein Kissen heranzuziehen und seinen Kopf darauf zu betten.
Die Schulter des Gladbachers hielt ja nun gerade nicht als Anlehnungsstelle her.
Jetzt einfach liegen bleiben und eine Runde schlafen, das hätte was. Würde er das vor dem Turnier tun, wäre er dann nur noch müder und erschöpfter, weil die Zeit bis dahin viel zu kurz war.
Gott sei Dank hatte er sich die Trainingssachen direkt mitgenommen. Lukas hatte nun wirklich keine Lust, noch mal in seinem Zimmer vorbeizugehen. Er wusste ja noch nicht mal, wie er reagieren würde, wenn Basti auf dem Trainingsplatz vor ihm stand.

Bei Lukas' Kommentar verdrehte er nur genervt die Augen.
Es war natürlich klar, dass da noch ein dummer Spruch kommen musste, aber eigentlich dürfte sich der Stürmer doch nicht wundern.
Scheinbar interessierte ihn das aber auch gar nicht besonders, denn statt weiter so liegen zu bleiben, bettete er seinen Kopf auf ein Kissen und Marc hatte den Eindruck, der würde ihm gleich einschlafen.
Nachdem die SMS abgeschickt war, griff er ebenfalls nach einem Kissen und schloss die Augen.
Er überlegte gerade, ob sie sich einen Wecker stellen sollten, damit sie am Ende nicht beide das Turnier verschliefen, als das Handy in seiner Hand vibrierte und eine Antwort von Ella anzeigte.
Marc las sie sich kurz durch und schnaubte dann. Spaß mit Lukas wäre ja zu schön. Wenn er wirklich hier schlief, würde das wohl seine erste spaßlose Nacht bleiben.
"Sie schreibt, sie gönnt uns unseren Spaß", teilte er Lukas dann doch breit grinsend mit. Vielleicht würde ihn das auf andere Gedanken bringen.
Schnell tippte er noch eine Antwort.

Sehr witzig. Bis morgen :-*

Fast hätte Lukas geantwortet, dass Marc ihr doch einfach ein Foto schicken sollte, wie sie auf dem Bett lagen und kurz davor waren einzuschlafen, verkniff es sich dann aber doch.
"Ihr seid euch echt ähnlich.", meinte er stattdessen. Da hatten sich scheinbar zwei gesucht und gefunden. Allerdings nicht nach dem Motto: Gegensätze ziehen sich an.
Er fragte sich, ob Ella wohl von Anfang an einverstanden war mit der offenen Beziehung, die sie ja offenbar führten. Okay, sie war Brasilianerin. Andere Länder, andere Sitten. Trotzdem war es doch für eine Frau ziemlich ungewöhnlich.
Lukas sah Marc an, sonst würde er vermutlich wirklich gleich einschlafen.

"Kann sein", murmelte er. Vermutlich hatte Lukas recht, wenn er da genauer drüber nachdachte.
Ella und er hatten wirklich ziemlich ähnliche Prinzipien, beziehungsweise wohl eher Nicht-Prinzipien.
Liebe und Treue, also genau der Mist, den Lukas scheinbar für lebensnotwendig hielt, waren ihnen komplett egal. Und sie wussten beide, was richtiger Spaß bedeutete.
Marc blickte kurz zu Lukas und bemerkte, dass der ihn anguckte. Das Grinsen konnte er sich echt nicht verkneifen, das musste aussehen wie direkt aus so einer Schnulze geklaut.
Er wandte sich Lukas ganz zu und setzte einen verliebten Blick auf. Das hatte ja schon mit Ella ganz gut geklappt und auch diesmal hielt er das tatsächlich einige Sekunden durch, ehe er dann doch in Gelächter ausbrach. Lukas zum Lachen zu bringen war das einzige, was ihm gerade sonst noch so einfiel.

So begeistert schien Marc ja nicht wirklich zu sein. Lukas fragte sich, ob der Gladbacher wirklich glücklich war mit der Beziehung, in der er da steckte.
Allerdings würde er ihn nicht danach fragen. Schließlich ging es ihn absolut nichts an.
Außerdem hätte der Stürmer es ja auch lieber gehabt, Marc hätte von seine, Beziehungsmist nichts mitbekommen. Aber das hatte Neuer ja gut zu vermeiden gewusst.
Nicht dran denken, mahnte Lukas sich selbst.
Marc schaffte es dann sogar, ihn zum Lachen zu bringen, obwohl er zunächst ziemlich irritiert war durch den Blick, den er ihm zugeworfen hatte.
Als er dann jedoch in schallendes Gelächter überging, konnte der Stürmer gar nicht anders als mit einzustimmen.
Marc war doch manchmal echt bescheuert. Musste wohl daran liegen, dass er Torhüter und Gladbacher war.

Lukas lachte ebenfalls und Marc war sehr zufrieden mit sich.
Da hatte er doch tatsächlich mal außerhalb des Bettes und des Fußballplatzes etwas gut hinbekommen.
Entspannt schloss er dann wieder seine Augen. Er war gerade echt in Versuchung, das Turnier einfach sausen zu lassen. Da hatte er im Moment absolut keine Lust drauf.
"Wir müssen gleich los, oder?", nuschelte er in das Kissen, ohne die Augen zu öffnen.

Lukas hatte noch immer ein Lächeln auf den Lippen, als Marc sich in sein Kissen kuschelte und seine Augen schloss.
Der Stürmer warf einen Blick auf die Uhr. "Sagen wir mal so: Für ein Nickerchen vorher wird's nicht mehr reichen.", schmunzelte er und stupste den Torhüter leicht an.
Aber er konnte Marc ja verstehen. Sonderlich Lust hatte er auch nicht. Aber jetzt, wo er seine Verletzung auskuriert hatte, wollte er auch bei den Spielen wieder auf dem Platz stehen. Käme also wohl nicht sonderlich gut, wenn er dann nicht beim Training oder wie diesmal beim Turnier nicht auftauchen würde.

"Hm", brummelte Marc nur. Er hatte durchaus verstanden, dass schlafen nicht mehr drin war, aber er konnte sich gerade nicht dagegen wehren, dass er in einen halben Dämmerzustand abglitt.
"Weck mich, wenn's losgeht", nuschelte er noch.

"Du brauchst gar nicht erst einschlafen.", grinste Lukas und stupste den Torhüter erneut an.
Obwohl es wirklich recht verlockend war, einfach liegen zu bleiben, rutschte Lukas von der Matratze und ging zum Sessel, auf dem er seinen ganzen Kram niedergelegt hatte. Er suchte seine Trainingssachen raus.
Der Stürmer zog sein Shirt über den Kopf und drehte sich wieder zu Marc um. Der hatte sich allerdings keinen Zentimeter bewegt. Kurzerhand warf Lukas ihm einfach das Shirt an den Kopf. "Aufstehen, wenn du dich noch umziehen willst."
Er war bereits fertig umgezogen, als der Torhüter sich dann doch noch aus dem Bett bequemte und es ihm gleichtat.
"Geht doch.", klopfte Lukas Marc grinsend auf die Schulter.
Dann machten sie sich auf Richtung Lounge.

tbc: Lounge

cf: Trainingsplatz

Müde hatte Lukas sich die Treppen nach oben geschleppt. An den Fahrstuhl hatte er nicht mal gedacht. In seinem Gehirn schien nicht mal genug Sauerstoff anzukommen, um noch klar zu denken.
Er braucht Schlaf. Ganz dringend.
Mit zitternden Beinen kam er schließlich bei Marcs Zimmer an und schloss auf.
Eigentlich hatte er noch duschen wollen, aber das Bett war viel zu verführerisch. Nur fünf Minuten schwor er sich, als er schließlich auf der Matratze lag und die Augen schloss.

Cf Fußballplatz

Das kleine Schläfchen hatte Marc gut getan und gut gelaunt kam er an seinem Zimmer an, wo er kräftig gegen die Tür klopfte.
Da Lukas ihm seine Karte geklaut hatte, blieb ihm keine andere Möglichkeit.

Murrend verzog Lukas das Gesicht. Irgendwer hämmerte ihm da gehörig gegen den Schädel. Wie lange lag er denn erst hier? Zwei Minuten? Fünf?
Kurz schlug der Stürmer die Augen auf. Dabei drang dann auch zu ihm durch, dass es wohl die Tür war, die von der anderen Seite bearbeitet wurde.
Schade, dass er nicht zu den Menschen gehörte, die den Lärm um sich herum einfach ausblenden konnten und einfach weiterschliefen.
Grummelnd stand Lukas auf, ging zur Tür, riss diese auf und war auch schon auf dem Rückweg zum Bett. Er hatte nicht mal registriert, wer da überhaupt war. War schließlich nicht sein Zimmer, in dem er sich befand. Aber der Stürmer war gerade einfach zu müde dafür, um sich darum weiter Gedanken zu machen.