Was lange währt, wird endlich gut

Mario grinste, als er tatsächlich eine Antwort bekam. "Leon ist ein guter Junge und weiß, was gut ist. Der bessere soll gewinnen und das sind eh wir, oder?" Er schmunzelte weiterhin und Marco lachte ihn schon fast aus. "Du dämlicher Grinser", meinte er und piekte ihm in die Seite. Mario lachte und stieg aus dem Bus aus, als sie angekommen waren. Wie immer gingen sie zunächst auf den Platz und ein aufgeregtes Kribbeln machte sich in ihm breit, als er auf den Mittelkreis zuging. Andächtig blieb er stehen und regte sich erst wieder, als Felix ihn in die Arme lief. "Deinen beiden geht es gut", flüsterte er ihm ins Ohr. "Und ich werde schon dafür sorgen, dass sie sich nicht aufregen muss..." Er schmunzelte und Mario lachte.

Emilia grinste bei Marios Antwort und dann zogen sich die beiden Frauen an. Lachend und redend machten sie sich auf den Weg zum Stadion. Diese Spiele waren zwar nie leicht für Emilia, aber sie freute sich auch jedes Mal darauf. Die beiden wichtigsten Männer in ihrem Leben spielten gegeneinander.
Am Stadion angekommen, gingen die beiden Frauen auf ihre Plätze. Emilia sah Mario und Felix gleich. Die beiden umarmten sich gerade und das zauberte ihr ein Lächeln ins Gesicht.

Mario machte sich schließlich warm, konnte sich allerdings die Blicke auf die Tribüne nicht verkneifen. Allerdings sah er Emy nicht wirklich, sodass er sich auf den Fußball konzentrieren musste. Als sie in der Kabine ankamen warf er heimlich einen letzten Blick auf sein Handy, doch sie hatte sich nicht mehr gemeldet. Dafür würde er sie später böse kitzeln, beschloss er grinsend und hörte den Worten seines Trainers geduldig zu. Dann durften sie endlich raus. Aufgeregt stellte er sich auf und winkte in die Menge. Irgendwo dort würde Emy sitzen und trotz allem auch ihm die Daumen drücken. Auch wenn ihr Herz für immer für Werder schlagen würde. Bei der Begrüßung nahm er Felix noch einmal kurz in den Arm, bis endlich der Anpfiff ertönte. Es konnte beginnen.

Kurz vorm Anpfiff umarmten sich Felix und Mario nochmal und Emilia musste wieder lächeln. Die beiden verstanden sich eben auch gut und das freute sie.
Als der Anpfiff ertönte, spürte Emilia einen Schmerz an ihrem Bauch. Sie atmete tief durch und dann ging es aber wieder. Sie achtete auf das Spiel, das schon am Anfang ziemlich spannend war.
So in der 20. Minute kam jedoch der Schmerz wieder und diesmal ging er nicht so schnell wieder weg. Eher im Gegenteil, er war sogar noch stärker und hörte gar nicht mehr auf. "Lisa, ich hab solche Schmerzen.", sagte sie leise und krümmte sich schon leicht.
Schneller als sie es nachvollziehen konnte, waren Sanitäter bei ihr, sie wurde in den VIP-Raum gebracht und war dann im Krankenwagen. "Mario, jemand muss Mario bescheid geben.", sagte sie mit Tränen in den Augen.

Mario spielte konzentriert weiter, es gelang ihm jedoch nicht so viel. Ärgerlich lief er hinter dem Ball her. Kurz vor der Halbzeit bekamen sie eine Ecke zugesprochen. Trabend machte er sich auf den Weg zur Eckfahne, bis Marco ihn von sich stieß und zur Bank zeigte. Mario erstarrte. Da wurde seine Nummer angezeigt. In Rot. Als Auswechselspieler. Fassungslos lief er zur Bank, wütend, warum er rausmusste. Was hatte er nur falsch gemacht? Wutentbrannt wollte er an Klopp vorbeigehen, doch der lief geradewegs auf ihn zu und hielt seinen Arm fest. "Mario", sagte er eindringlich. "Du musst ins Krankenhaus. Emilia hat Schmerzen im Bauch. Sie wurde mit dem Krankenwagen schon weggebracht. Zieh dir die Jacke über und nehm dir ein Taxi. Sie braucht dich jetzt." Mario hörte alles wie in Trance. Er stolperte vorwärts, ohne richtig zu realisieren, was er da gerade gehört hatte. Nur langsam sickerte das alles in sein Bewusstsein. Emy im Krankenhaus. Schmerzen im Bauch. Leon. Es konnte nur eins bedeuten. Leon ging es schlecht. Der Physiotherapeut holte seine Sachen, zog ihm die Jacke an und schleppte ihn vor das Stadion. Er bestellte Mario sogar noch ein Taxi. Dann wurde Mario zum Krankenhaus gebracht, wo er voller Sorge ankam und zunächst einmal vollkommen orientierungslos dastand.

Felix sah Mario hinterher, als er ausgewechselt wurde. Er war doch weder verletzt, noch hatte er schlecht gespielt. Seine Reaktion war dementsprechend auch ziemlich wütend. Felix wollte sich schon wieder auf das Spiel konzentrieren, da sah er, dass Klopp Mario aufhielt und dieser dann gleich in die Katakomben rannte. Genau in dem Moment wusste Felix, was los war. Noch bevor das Spiel wieder angepfiffen wurde, rannte er erst zu Klopp um sich nochmal zu vergewissern und dann zu Dutt. Er bat ihn um die Auswechselung und bekam diese auch ein paar Minuten später. Dann machte er sich ebenfalls auf den Weg ins Krankenhaus.

Emilia wurde ins Krankenhaus gefahren und dort gleich untersucht. Sie bekam alles nur wie in Trance mit. Immer wieder fragte sie nach Mario, doch keiner konnte ihr was sagen. Dann hörte sie die Worte "Kind", "in Gefahr" und "Kaiserschnitt". Sie begann zu schluchzen und dann zu weinen. Es war ihr gerade alles zu viel und sie wollte einfach nur noch Mario bei sich haben.

Mario rannte schließlich los. Er musste jetzt für sie da sein. Für Emy und für seinen Sohn. Er war doch noch nicht so weit. Hoffentlich würde sich alles als Fehlalarm rausstellen und sie hatte einfach nur etwas falsches gegessen.
Angsterfüllt rannte er in die Notaufnahme, brüllte jede Schwester fast an, bis ihm eine Frau den Untersuchungsraum von Emy zeigen konnte. So wirklich traute sich auch niemand ihn aufzuhalten, zu aggressiv wirkte er im Moment.
Dann sah er sie. Wie sie dort lag. Weinend und zitternd. Es brach Mario fast das Herz und er dachte sofort das Schlimmste. Er stürzte sich auf sie und umschlang sie mit seinen Armen. Weinte einfach mit ihr.

Emilia spürte plötzlich, dass Mario bei ihr war und drückte ihn ganz fest an sich. Den Ärzten passte dies jedoch ganz und gar nicht.
"Herr Götze, bitte lösen Sie sich von ihrer Frau. Wir müssen sie fertig machen, damit wir sie so schnell wie möglich operieren können. Gerade sind sowohl ihre Frau, als auch ihr Kind in Gefahr. Also lassen sie und bitte unsere Arbeit machen. Dann können wir auch beide retten.", erklärte einer der Ärzte.

Er wollte sich nicht von ihr lösen. Wollte ihr Kraft geben und Halt, wollte für sie da sein. Doch mit ihren Worten brach die pure Panik in ihm aus. Er drückte Emy einen Kuss auf die Lippen, bis er von den Ärzten weggezogen wurde. "Mein Kind", brüllte Mario verzweifelt. "Rettet mein Kind und meine Frau verdammt." Er konnte nicht mehr. War das Gefühl der Hilflosigkeit so leid.

Emilia bekam gar nicht mit, was die Ärzte sagten. Sie spürte einfach nur Mario bei sich und sie brauchte ihn. Doch dann war er plötzlich weg. Emilia sah ihm mit großen Augen nach.
" Frau Kroos, wie machen sie jetzt fertig für die Op und dann können Sie Ihren Mann wieder sehen. Er wird auch vorbereitet und darf mit in den Op." Emilia nickte leicht. Sie konnte ja eh nichts machen.

Mario war rasend vor Sorge. Er bekam nur am Rande mit, wie er für den Op vorbereitet wurde. Die Ärzte versuchten ihn zu beruhigen, doch das klappte nicht. "Wenn sie sich jetzt nicht beruhigen dürfen Sie nicht in den Op und können Ihrer Frau und ihrem Baby nicht helfen." Mario versuchte den Schein zu wahren und ging zusammen mit den anderen in den Op. Sofort wollte er sich auf Emy stürzen, doch er wurde wieder zurück gehalten. "Halten Sie Ihre Hand."

Emilia wurde für den Op gerichtet und dann in den Raum geschoben. Sie bekam alles nur so halb mit. Erst als sie Marios Hand wieder an ihrer spürte, beruhigte sie sich wieder ein bisschen.
Sie wurde in Narkose gelegt, aber nur ihr Bauch und ihr Unterleib. Also war sie bei Bewusstsein. Sie sah Mario die ganze Zeit mit Tränen in den Augen an.

Mario sah die Tränen in Emys Augen. Er musste jetzt für sie stark sein. Auch wenn er sich selbst ganz und gar nicht danach fühlte. "Schatz.... Wir schaffen das. Leon ist ein Kämpfer. Das haben wir doch schon gemerkt. Er wird es schaffen. Und du erst recht. Ich brauche dich doch. Und Finn und Sophie. Wir schaffen das zusammen. Das verspreche ich dir." Immer wieder strich er beruhigend über ihre Stirn. Sie würden es schaffen. Er musste daran glauben.

Emilia lehnte sich an Marios Hand und lächelte ihn ganz leicht an. Sie wollte ihm ja so gerne glauben, aber sie konnte das irgendwie nicht. Ja Leon hatte schonmal gekämpft, aber würde er es wieder schaffen? Emilia wünsche es sich so sehr.
Endlich war zwischen ihr und Mario wieder alles gut und sie wollten in 4 Tagen in das neue Haus ziehen. Leon musste es einfach schaffen.

Emy sagte nichts, stand wohl unter Schock und unter irgendeiner Narkose. Doch er redete einfach weiter, wollte sie wachhalten, nicht, dass sie wegdriftete. "Er ist stark", machte er ihr weiter Mut. "Leon ist ein Kämpfer, er wird es schaffen. Und er wird ganz gesund. Glaub es mir. Gleich haben wir ihn endlich bei uns und dann wirst du sehen, dass es ihm gut geht." Er sah kurz am Vorhang vorbei, was er allerdings sofort bereute. Überall war Blut und die Ärzte sahen nicht besonders froh aus. Seine Hand verkrampfte sich kurz und er dachte einen kurzen Moment darüber nach, was passieren würde, wenn er es wirklich nicht schaffen würde. Nein. Das würde nicht passieren. Leon war stark. Es war sein Sohn. Der, der ihn am Leben gehalten hatte.

Marios Worte beruhigten Emilia zwar nicht, aber sie taten ihr gut. Eine einzige Träne lief ihr die Wange runter, als sie sah, dass er sich verkrampfte. Also glaubte er auch nicht so ganz an seine Worte. Warum musste das ihnen passieren? Warum konnte nicht alles gut gehen, jetzt wo zwischen ihr und Mario wieder alles gut war? Warum konnte nicht einfach mal alles gut gehen?

Emy weinte wieder. "Hat sie genug Schmerzmittel?", erkundigte er sich bei den Ärzten. "Hat sie alles, dass es ihr gut geht? Wie geht es meinem Sohn?" Panisch brüllte er die Ärzte fast an. Gleichzeitig strich er seiner Verlobten immer wieder beruhigend über die Stirn und küsste sie liebevoll auf die Wange. "Egal was auch passiert... Wir schaffen es zusammen, Emy. Wir schaffen es. Hörst du?" Verzweifelt begann er nun auch zu weinen, weil die Ärzte einfach weitermachten und sich um Leon kümmerten. Wenn man sich noch um ihn kümmern musste.

Emilia schloss kurz ihre Augen, um Kraft zu sammeln. Sie musste jetzt stark sein. Für Mario, für Leon und für die Zwillinge. Der Kleine würde es schaffen. Sie wünschte sich das so sehr. Er hatte schonmal gekämpft und gewonnen. Er war der Grund gewesen warum sie und Mario es wieder geschafft hatten.
Sie öffnete ihre Augen wieder und sah Mario fest an. "Leon schafft das.", flüsterte sie leise.

Mario sah sie an und lächelte. "Er schafft es auch. Das verspreche ich dir." Dann sah er wieder hinter den Vorhang und da war er. Ein winziger Körper, überall Blut und sorgenvolle Mienen der Ärzte. "Was... was ist mit ihm? Warum sagt er nichts. Was ist hier los?" Mario wurde panisch, stand auf, doch ließ Emys Hand nicht los. "Komm schon", sagten die Ärzte. "Atme endlich." Im selben Moment schrie der Kleine los. Mario begann vor Glück zu weinen und klammerte sich an Emy. "Er lebt", flüsterte er ihr zu. "Leon hat es überlebt."

Marios Worte hörte Emilia gar nicht wirklich. Erst als sie einen Babyschrei hörte, reagierte sie wieder. Sie begann zu weinen und schluchzte. Leon lebte. Wie es weiter gehen würde, war erstmal nicht so wichtig, die Hauptsache war, dass er die Geburt überlebt hatte. Sie wusste, dass der Kleine jetzt untersucht werden würde.
"Mario geht mit. Ich schaff das schon alleine, sei für Leon da.", sagte sie und sah ihren Verlobten dabei an.

Der Arzt lächelte und legte Emy den Kleinen auf die Brust. "Herzlichen Glückwunsch zu einem Jungen", sagte er und legte Emy eine Hand auf die Schulter. "Wir müssen nun erst einmal genau untersuchen, wie es dem Kleinen geht. Es scheint so, als würde ihr Kleiner genügend Sauerstoff bekommen. Das ist sehr gut. Aber der Kleine ist noch sehr schwach und wird noch in das Wärmebettchen müssen. Das sind Vermutungen, deshalb muss ich ihn jetzt noch mitnehmen." Fragend sah er zwischen Emy und Mario hin und her. Mario sah seiner Verlobte an, wischte ihr und sich selbst die Tränen von der Wange. "Ich bin so stolz auf euch beide", flüsterte er und drückte ihr einen Kuss auf ihre Lippen. "Ihr seid so tapfer. Ich geh jetzt nach dem Kleinen kommen und bin sofort wieder bei dir, wenn ich mehr weiß. Pass auf dich auf." Schnell drückte er ihr noch einen Kuss auf die Stirn und ging dann mit dem Arzt mit.

Emilia war völlig benebelt vor Glück. Sie spürte ihren Sohn und er atmete selbst. Sie freute sich riesig darüber.
Emilia lächelte Mario noch an und nichte. Sie sah ihm hinterher, bis er verschwunden war. Dann bemerkte sie, wie ihre Augen langsam zu fielen und sie schlief ein. Was um sie herum passierte, bekam sie nicht mehr mit. Weder die Hektik der Ärzte, noch dass sie eine Vollnarkose bekam.

Mario wischte sich die Tränen von den Wangen und ein Strahlen machte sich in seinem Gesicht breit. "Ich... darf... darf ich ihn auch mal kurz tragen?", fragte er schließlich den Arzt und überwand damit seine Ängste zu fragen. Dieser nickte lächelnd und blieb kurz stehen. Dann gab er Mario das Handtuch mit dem kleinen, blutverschmierten Häufchen Mensch in den Arm. Mario drückte es glücklich an sich, ignorierte dabei die Blutflecken auf seinem gelben Trikot, das er immernoch trug. "Mein kleiner Schatz", flüsterte er ihm entgegen und gab ihm einen Kuss. "Hättest du nicht noch ein wenig warten können? Du bist viel zu früh." Er schmunzelte und betrat hinter dem Arzt das Behandlungszimmer. Dort nahm der Arzt ihm den Jungen wieder ab und untersuchte ihn. "Jap", murmelte er vor sich hin. "Genau wie ich es mir gedacht habe. Er ist sehr schwach, aber er kann atmen. Deshalb muss er nun an einen Monitor angeschlossen werden, um seine Überwachung zu gewährleisten. Und dann wird man sehen. Ich glaube aber nicht, dass ihm sonst noch etwas fehlt."

Während Emilia schlief, passierte ziemlich viel. Es gab Komplikationen und deshalb bekam sie auch die Vollnarkose. Jetzt ging es nicht mehr um das Leben des Kleinen, sondern um Emilias Leben.
"Her Götze, kann ich sie mal kurz sprechen?", sagte eine Schwester, die gerade zu Mario, dem Arzt und Leon gekommen war. Sie hatte den Auftrag bekommen, ihm bescheid zu geben, dass etwas nicht stimmte.

Mario wollte gerade fragen, ob er den Kleinen wieder auf den Arm nehmen durfte, als eine Schwester hereinkam. Sie hatte eine ziemlich besorgte Miene, doch Mario verstand nicht so ganz warum. "Natürlich", sagte er etwas verwirrt. "Aber mit dem Kleinen ist doch alles in Ordnung. Das habe ich doch gerade gesehen." Erst langsam kroch in Marios Bewusstsein, warum sie ihn wohl sprechen wollte. Die Panik kroch von unten in ihm hoch, er fasste sie grob am Arm. "Was ist mit ihr? Sagen Sie mir jetzt sofort, was mit Emilia los ist. Sie ist doch meine Frau." Verzweiflung machte sich in ihm breit. Er brauchte sie doch. Er und Leon und Sophie und Finn.