Was lange währt, wird endlich gut

Mario sah sie mit glühendem Blick an und merkte, wie er verdammt erregt wurde. Sie mussten dringend etwas an ihrer Taktik ändern, sonst würde es für ihn vermutlich schlimmer enden, als für sie. Sie sah das alles noch mit Humor und er wollte es ihr nicht verübeln, dennoch musste sie doch auch ein bisschen Verständnis für ihn haben.
"Den Pudding kannst du haben", raunte er ihr ins Ohr und seine Finger krabbelten zu ihrem Bund des T-Shirts. "Aber dann bekomme ich später auch noch meinen Nachtisch, ja?"

Emilia spürte Marios Hand und grinste. Ihr tat es unglaublich leid, aber sie musste ihm da jetzt leider 'Nein' sagen. Sie drehte sich ein bisschen und sah ihm tief in die Augen.
"Mario das geht leider nicht. Erstens wäre es zu früh und zweitens geht es gerade nicht. Ich will den Kleinen nicht noch mehr gefährden. Ich bin so froh, dass ihm nichts passiert ist. Da ist mir das jetzt einfach zu gefährlich. Es tut mir leid Mario." Entschuldigend sah Emilia ihren verlobten an.

Zunächst sah sie ihm noch in die Augen, doch darin sah er eine Ablehnung, die ihm weh tat. Zusammen mit ihren Worten zog er seine Hand zurück und setzte sich wieder auf den Platz. "Ich habe mit dem Arzt gesprochen, das schadet Leon nicht. Ich muss auf deinen Bauch aufpassen und nicht zu viel Druck ausüben, aber sonst darfst du alles machen, was dir Spaß macht. Aber ist schon okay. Wenn du nicht willst, dann ist es okay." Er versuchte seine Stimme nicht allzu enttäuscht klingen zu lassen. Es misslang ihm vermutlich kläglich, aber er wollte nicht, dass sie wieder schlecht über ihn dachte. Dennoch spürte er das Verlangen in sich, das in Enttäuschung umgeschlagen war.

Emilia bemerkte, dass Mario enttäuscht war und konnte das ja auch verstehen. Aber für sie selbst war das Risiko einfach zu groß.
Mario hatte mit dem Arzt gesprochen? Emilia war leicht verwirrt. "Das hat der Arzt wirklich gesagt?", fragte sie leicht skeptisch. Sie glaubte nicht, dann Mario sie anlog, sie konnte es sich nur nicht vorstellen, dass das ok war.
Sie stand auf und setzte sich auf seinen Schoß. "Mario, meinst du nicht, dass es noch ein bisschen früh ist? Wir sind gerade mal eine Woche wieder zusammen. Das geht ein bisschen schnell.", sagte sie leise und strich über seine Wange.

Mario sah auf seinen Teller und fummelte lieber an seiner Serviette herum, anstatt zu Emy zu sehen. Erst als sie aufstand und sich auf seinen Schoß setzte, sah er auf. Wollte sie ihn etwa noch mehr quälen? "Ja, das hat er gesagt", reagierte er etwas beleidigt. "Glaubst du ich würde das Leben meines Sohnes aufs Spiel setzten?"
Sie streichelte über seine Wange und das alles machte es im Moment einfach wahnsinnig schwer für ihn. "Verdammt Emy, ich liebe dich", flüsterte er verzweifelt und sprach nur so leise, dass sie ihn verstehen konnte. "Ich liebe dich und ich warte auf diesen Moment schon so lange. Ich halte es fast nicht mehr aus, so sehr zerfließe ich vor Sehnsucht nach dir. Glaubst du, dass das einfach für mich ist? Ich muss deine Entscheidung akzeptieren und das werde ich, aber glaub mir bitte, dass es einfach.. naja schwer ist..."

"So war das nicht gemeint Mario. Ich weiß, dass du das nicht erfunden hast. Aber ich kann es mir nur nicht vorstellen, dass das ok ist. Weil... ich meine... also wegen der Gebärmutter, weil die ja was abbekomen hat.", erklärte Emilia und lächelte Mario entschuldigend an.
"Mario ich liebe dich genau so und ich weiß, dass das nicht leicht ist. Aber ich bin immer noch der Meinung, dass das zu früh ist. Wir haben gerade unseren Neuanfang begonnen und das ist das erste Date dafür. Lass uns doch erstmal alles regeln, bevor wir wieder so intim werden. Aber nur weil wir jetzt nicht miteinander schlafen, heißt das nicht, dass ich es nicht auch will."

"Erinnerst du dich an die Abschlussuntersuchung im Krankenhaus?", fragte er leise. "Da habe ich ihn gefragt, als du schob oben warst. Ich wollte sicher gehen, weil ich das doch auch gedacht habe. Aber wie ich dir das schon geschildert habe. Ich muss auf deinen Bauch und dich achten, aber es ist alles möglich." Ihr Lächeln nahm er ihr in diesem Moment irgendwie nicht ab, deshalb versuchte er ihre Berührungen so weit wie möglich von sich fern zu halten. "Ich begehre dich und deinen Körper mehr als du dir vorstellen kannst vermutlich. Ich musste Monate auf dich und deinen Körper warten und wünsche mir nichts sehnlicher, als dich so intensiv zu spüren. Aber wie gesagt, es muss für mich okay sein. Dafür liebe ich dich zu sehr." Er sah wieder auf den Tisch vor sich und traute sich plötzlich nichts mehr. Er hatte Angst sie zu berühren und Angst ihr noch etwas zu sagen. Alles könnte so schnell wieder ein Ende haben.

Emilia nickte. Stimmt, da war Mario noch länger beim Arzt geblieben. Sie zog ihn in eine kurze Umarmung. Sie hatte ihm doch auch nichts Böses unterstellen wollen.
Emilia sah Mario traurig an. "Warum machst du es mir so schwer Mario. Ich liebe dich doch und ich will nur, dass das mit uns klappt. Ich will mit dir eine ganz normale Familie sein. Aber es ist zu viel passiert, als dass wir einfach so weiter machen können.", sagte sie traurig.

"Ist schon okay", flüsterte er und sah sie nicht mehr an. Er winkte die Bedienung herbei und bestellte noch einen Schokoladenpudding für Emy, immerhin hatte sie sich den gewünscht. Er hasste sich im selben Moment wieder dafür, dass er wieder einmal alles kaputt gemacht hatte. Die schöne Stimmung von vorhin und da Unbeschwertsein war wie verflogen. "Es tut mir leid", flüsterte er und war froh, als der Pudding für sie kam. "Ich mach immer alles kaputt. Bitte sei mir nicht böse."

Da Mario Emilia nicht mehr ansah, stand sie auf und setzte sich wieder auf ihren Platz. Jetzt hatten sie diesen schönen Abend wieder zerstört. Schafften sie es überhaupt irgendwann mal einfach nur glücklich zu sein, ohne dass etwas dazwischen kam? Machte es überhaupt einen Sinn, ihr Neubeginn, wenn sie sich doch nur immer wieder verletzten.
Eine Tränen bildete sich in ihrem Auge und floss die Wange hinunter.

Sie stand auf und ging. Aus Panik, dass sie wieder ganz verschwinden könnte, sah er schließlich doch auf und sah sie weinend auf ihrem Platz sitzen. Sein Herz brannte und es fühlte sich an, als würde es ihm herausgerissen. Wie so oft. Er wusste nicht, wie viele Narben er noch vertragen würde, so sehr schmerzte es. Er konnte sie nicht weinen sehen, nicht nachdem was er wieder angerichtet hatte. Er stand auf, legte einen Haufen Geld auf den Tisch und umschlang seine Verlobte mit seinen Armen. Sie wehrte sich nicht, weshalb er sie einfach mit nach draußen zog. Dort war es mittlerweile schon dunkel geworden und niemand konnte sie sehen. Er stellte sie vor sich und zog sie einfach nur an sich. "Estutmitsoleid, estutmirsoleid, estutmirsoleid", flüsterte er immer wieder und heulte mittlerweile wie ein Schlosshund.

Mario reagierte viel zu schnell, als dass Emilia sich hätte wehren können. Der Schokopudding stand unangetastet auf dem Tisch stehen.
Erst als sie draußen waren und Mario sie umarmte, rührte sich etwas in Emilia. Sie schlang ihre Arme um ihn und schniefte leise. "Was hältst du davon, wenn wir eine Runde spazieren gehen und endlich mal reden? Das is so unglaublich nötig Mario. Wir reden einfach über alles, was uns auf dem Herzen liegt, ok?", nuschelte sie leise an seinen Hals.

Mario ließ sie nicht mehr los und hielt sie weiterhin fest umklammert. "Wir müssen reden", stimmte er ihr mit tränenerstickter Stimme zu. "Aber bitte." Er flehte sie an. "Bitte lass mich nicht allein. Bitte. Ich liebe dich doch." Er krallte sich in ihrem Oberteil fest und gab ihr einen Kuss auf die Wange. "Und keiner ist beleidigt, wenn wir reden ja? Ich nicht und du auch nicht ja?" Er weinte immer noch, aber langsam wurden die Tränen weniger.

Emilia schloss kurz die Augen und löste sich dann von Mario. "Lass uns doch einfach spazieren gehen und reden. Bitte Mario. Du weit genau, dass ich dich liebe, aber damit wirklich was werden kann, müssen wir alles klären, was uns auf dem Herzen liegt. Das ist mir jetzt gerade nochmal eindeutig klar geworden.", sagte sie und sah ihn dann auffordernd an.

Mario griff nach ihrer Hand. Seine eigene war kalt und schweißnass und er hatte Angst. Doch sie mussten das jetzt klären. "Westfalenpark?", flüsterte er und verschränkte ihre Finger miteinander. Er gab ihr noch einen Kuss auf die Wange.

Emilia nahm Marios Hand und nichte. Sie drückte sie noch kurz und dann liefen die beiden los. Anfangs sagte keiner ein Wort. Emilia überlegte fieberhaft, wie sie anfangen konnte, doch ihr fiel einfach nichts ein.
Als sie an einem kleinen See ankamen blieb Emilia stehen und ließ Marios Hand los. "Warum schaffen wir es nie, einfach nur mal glücklich zu sein? Warum muss immer irgendwas dazwischen kommen?"

Mario gefiel es nicht, dass sie seine Hand losgelassen hatte. Deshalb griff er direkt danach wieder nach ihrer Hand und hielt sie fest, während er leise aber deutlich sprach. "Wir lieben uns gegenseitig mehr, als der jeweils andere weiß. Und wer sich liebt, der verletzt sich auch. Aber kannst du dich an die vielen, glücklichen Momente zwischen uns erinnern? Die Geburt der Zwillinge. Die magische Nacht in Bremen. Das alles. Im Moment ist eine schwierige Zeit. Ich glaube da müssen wir beide durch und danach können wir alles schaffen. Zu zweit schaffen wir alles. Oder was glaubst du?" Er sah ihr in die Augen und strich ihr über den Arm.

Emilia genoss zwar die Berührung von Marios Hand, aber eigentlich war ihr das gerade zu viel Nähe. Deshalb ließ sie seine Hand wieder los und sah ihn entschuldigend an.
"Natürlich haben wir wunderschöne Momente zusammen Mario und ich liebe dich auch. Aber auch in der Nacht in Bremen haben wir uns gestritten. Das muss aufhören Mario. So geht das nicht weiter. Ich weiß selber nicht genau an was das liegt. Bin ich zu streng oder du zu sensibel? Ich kann es nicht sagen."

Mario zuckte wieder zusammen, als sie seine Hand wieder losließ. Es trieb ihm wieder die Tränen in die Augen. "Warum hast du das gerade wieder gemacht?", fragte er traurig. "Erträgst meine Nähe nicht? Bin ich dir zu aufdringlich? Brauchst du mehr Freiraum?" Eine gewisse Verzweiflung steckte in seiner Stimme. Er wusste nicht mehr weiter und war einfach unendlich traurig.

Mario hatte ihr anscheinend gar nicht wirklich zugehört, sondern hatte die ganze Zeit nur darüber nachgedacht, warum sie seine Hand losgelassen hat.
Emilia drehte ihren Kopf zu Mario und sah ihn in einer Mischung aus Entschuldigung und Liebe an. "Ich... wir müssen da jetzt einfach reden Mario. Danach nehm ich deine Hand wieder und wir kuscheln auch, aber jetzt müssen wir das hinter uns bringen. Und dabei würde es aber nur ablenken, wenn wir jetzt Händchen halten."

"Aber warum stört es, wenn ich deine Hand halte?", fragte er verzweifelt. "Ich weiß, dass wir reden müssen. Das müssen wir wirklich. Aber darf ich dir nicht trotzdem nah sein? Was ist daran nicht in Ordnung?" Er zog geräuschvoll die Nase hoch. "Ich weiß, dass ich zu sensibel bin. Aber du machst es mir auch schwer manchmal", gab er ehrlich zu.

"Es, es stört mich nicht... ich... ich... es lenkt mich von dem ab, was ich eigentlich sagen will. Und das muss ich aber, wenn wir immer nur drum herum reden, dann läuft es immer so ab, wie vorher." Sie hatte ihren Blick gesenkt, da sich ein paar Tränen in ihren Augen bildeten.
"Was... was soll ich denn anders machen? Ich weiß es einfach nicht.", fragte sie traurig und sah auf den kleinen See vor ihr.

Mario wollte nicht weglaufen, aber er wusste nicht mehr weiter. Deshalb ging er ein paar Schritte weiter und ließ sich auf eine Bank sinken. "Ich kann nichts dafür, wie ich bin. Du kannst nichts dafür, wie du bist." Das sagte er so laut, dass sie es hören musste. Er konnte nicht still sitzen und stand deshalb wieder auf und ging zu ihr. "Wie können wir das lösen? Ohne uns zu verlieren. Denn das kann ich nicht ertragen."

Emilia sah weiterhin auf den See. Sie konnte Mario jetzt gerade nicht ansehen.
Als er anfing zu reden, drehte sie sich aber dann doch um. Gerade als sie anfangen wollte zu antworten, kam Mario ihr entgegen und redete weiter. "Wir werden das schaffen Mario. Aber dafür müssen wir jetzt erstmal klären, was wir überhaupt ändern müssen. Nur dann können wir daran arbeiten."

"Was kann ich ändern, Schatz? Sag mir was ich ändern kann und ich werde alles tun. Aber ich weiß nicht was ich machen kann. Ich würde doch alles für dich tun." Flehend sah er seine Freundin an und zwang sich nicht ihre Hand zu nehmen. Es fiel ihm schwer, doch er kam dagegen an. Seine Hände hingen stattdessen schlaff neben seinem Körper. Er fühlte sich so schlecht und wusste nicht, was er tun sollte.