Was lange währt, wird endlich gut

Die Schwester schüttelte erstmal Marios Hand ab und trat ein Stück von ihm weg. "Beruhigen Sie sich Herr Götze. Ihre Frau wird gerade noch operiert, aber sie hat eine Vollnarkose bekommen, weil ein paar Komplikationen aufgetreten sind. Die Ärzte tun alles, was in ihrer Macht steht und ich bin sicher, ihrer Frau wird nichts passieren. Ich sollte ihnen nur sagen, dass Sie nicht mehr zu ihrer Frau in den Op gehen dürfen. Kümmern Sie sich um ihren Sohn, er braucht Sie jetzt.", erklärte die Schwester ruhig.

Mario konnte nicht mehr. Die Sorge um Leon und nun die großen Sorgen um Emy. Das war alles zu viel. Seine Knie gaben nach und er schaffte es noch so gerade auf den nächsten Stuhl zu fallen. "Wie... wie lange wird die OP dauern? Und... was ist... was ist, wenn sie es nicht schafft? Ich bin Fußballprofi, ich kann mich noch nicht allein um unsere drei kleinen Kinder kümmern." Verzweifelt schlug er sich mit seinen Händen vor den Kopf und vergrub ihn darin. Dann sah er auf und sah dem Arzt, der den schlafenden Leon auf dem Arm hielt, flehend in die Augen. "Darf ich ihn wiederhaben? Ohne Leon schaffe ich es im Moment nicht..." Dieser nickte und gab ihm Leon vorsichtig auf den Arm. Mario besah sich die winzigen Ärmchen und Beinchen und begann wieder zu weinen. Was würden sie nur ohne Emy machen?

"Ich kann Ihnen leider nicht sagen, wie lange die Operation noch dauern wird. Aber wir sagen Ihnen sofort bescheid, wenn die Ärzte fertig sind.", erklärte die Krankenschwester und verabschiedete sich dann.
Felix hatte es inzwischen zu Mario geschafft. Sie wollten ihn erst nicht rein lassen und dann hat er erfahren, dass sie einen Kaiserschnitt hatte. Deshalb war er raus gegangen und hatte seine Familie, Manuels Eltern und auch Marios Eltern informiert. Toni und Manu waren ja noch am Spielen.
"Mario?", rief Felix und rannte auf ihn zu. Sein Schwager saß zusammengesunken auf einem Stuhl und hatte eine Decke auf dem Arm. Als Felix näher kam, sah er, dass es sein Neffe war. Ein kleines Lächeln schlich sich auf seine Lippen. "Das ist also Leon?", fragte er leise und strich dem Kleinen ganz sanft über die Wange. Mario war anscheinend so überwältigt, dass er sogar weinte.

Mario saß weinend auf dem Stuhl und schaukelte seinen Kleinen hin und her. Im Moment war er der Einzige, den er hatte. Leise redete er auf ihn ein, es war immerhin ihr erstes Kennenlernen, da sollte er nicht zu viel weinen. Dennoch konnte er nicht anders.
Plötzlich hörte er seinen Namen rufen und er sah auf. Felix. Dieser kam auf ihn zugerannt und strich dem Kleinen ganz, ganz vorsichtig über die Wange. "Das ist unser kleiner Schatz", flüsterte er mit tränenerstickter Stimme. Da er beide Arme schützend um Leon geschlungen hatte, konnte er Felix nicht in den Arm nehmen. Was er eigentlich gerne getan hätte in dem Moment. "Was... was mache ich nur ohne sie?", weinte Mario weiter. Endlich konnte jemand ihm zuhören, der Emy wohl genauso liebte, wie er selbst. "Was ist, wenn sie es nicht schafft? Ich kann mich doch nicht allein um drei kleine Kinder kümmern? Felix ich hab solche Angst."

Felix verstand Mario fast nicht, aber er hörte, dass irgendwas mit Emilia war. "Was ist mit meiner Schwester?", fragte er geschockt. Er war kurz davor Mario zu schütteln, aber ließ es dann doch, da er den Kleinen auf dem Arm hatte.
"Was ist mit Emilia? Wo ist sie?", fragte Felix wieder verzweifelt. Er sah sich um und sah dann eine Krankenschwester vorbei kommen. Da Mario ihm nicht sagte, was los war, wand er sich an sie. "Was ist mit meiner Schwester?"

Felix sprang auf und rannte davon. Schon war er wieder allein auf der Welt, nur mit seinem kleinen, süßen Racker, der erst richtig zu Kräften kommen musste. Leon war wirklich noch sehr schwach und Mario fragte sich, wann er den Kleinen wohl wieder abgeben musste. Er wünschte sich, dass dies nie wieder der Fall sein würde, was aber wohl eine Illusion bleiben würde.
Dennoch drückte er Leon wieder an sich, verteilte sanfte kleine Küsse auf seinem Kopf und seiner Stirn. "Deine Mama hat dich ganz, ganz toll beschützt, mein kleiner Engel. Immer hat sie mich wieder von sich gestoßen, damit dir nichts passiert." Er lächelte bei dem Gedanken. "Das war nicht alles umsonst. Jetzt kämpfen wir für deine Mama oder? Wir sind gerade alles, was sie hat hier. Und das alles wird sie noch erleben. Sie wird dich in meinem gelben Fußballtrikot spielen sehen. Und Tore schießen sehen. Meinst du nicht auch?"

Die Krankenschwester erklärte Felix, was passiert war, aber dass seine Schwester es überleben wird. Sie war in guten Händen bei den Ärzten. Felix nickte nur und lief dann langsam wieder zu Mario. Er setzte sich neben ihn und sah auf Leon.
"Egal, was passiert. Ich werde immer für dich, deine Geschwister und deinen Papa da sein.", flüsterte er dem Kleinen zu. "Aber du wirst deine Mama noch kennen lernen, da bin ich mir sicher und sie wird dich beim Aufwachsen begleichten und manchmal auch mit dir schimpfen, aber sie wird dich trotzdem immer lieb haben.", flüsterte Felix leise und eine Träne lief ihm über die Wange.

Mario heulte nur noch mehr, als Felix zurückkam und mit dem Kleinen sprach. "Willst du ihn mal halten?", schluchzte Mario. "Ich muss total dringend aufs Klo und ich will mir mal wieder was richtiges anziehen. Ewig im blutverschmierten BVB-Trikot rumlaufen ist auch nicht so cool", erklärte er und versuchte ein wenig zu lächeln. "Aber... " Verlegen sah er kurz zur Seite und drückte Leon wieder an sich. "Kommst du... also kannst du mitkommen? Ich will Leon nicht allein lassen. Er soll wissen, dass ich immer bei ihm bin... Also... wenn du es doof findest, dann geh ich nicht und halte noch ein bisschen aus..." Flehend sah er Felix an. Er wusste selbst wie bescheuert das klang, aber er konnte es doch nicht ändern.

Felix nickte. Ja er wollte den Kleinen im Arm halten. Den Kleinen, der seiner Schwester so unglaublich ähnlich sah. Für ihn da sein, während Emilia im OP um ihr Leben kämpfte.
"Ich weiß nicht, ob es für den Kleinen so gut ist, aber ich kann mit hin kommen, wenn der Arzt es erlaubt. Ich warte dann vor der Tür auf dich.", schlug Felix vor und sah sich schonmal suchend nach dem Arzt um.

Der Arzt kam und verbot das Ganze. "Er darf nicht in Räume mit so vielen Keimen", erklärte er und sah Mario entschuldigend an. "Aber es kann nichts passieren. Bitte lassen sie Leon kurz hier und gehen Sie zur Toilette."
Mario rang mit sich. Er wollte Leon nicht aus den Augen lassen. Doch er musste. Ernst sah er Felix in die Augen. "Ich lasse ihn bei dir und vertraue dir, dass ihm nichts passiert. Bitte pass gut auf ihn auf, er ist im Moment alles, was ich habe."
Damit stand er auf und rannte aufs Klo, um sich in Windeseile umzuziehen und aufs Klo zu gehen.

Felix hatte sich das ja schon gedacht. Er nahm den Kleinen zu sich und drückte ihn sanft an sich. "Mario es wird ihm nichts passieren. Du bist doch gleich wieder da und der Arzt ist auch hier. Jetzt geh schon.", sagte er und gab Mario einen kleinen Schubs.
Dann setzte er sich wieder auf einen der Stühle und strich Leon leicht über die Wange. "Du siehst deiner Mama wirklich ähnlich, Kleiner. Das wirst du bald selber sehen.", sagte er leise.

Mario war innerhalb von 5 Minuten fertig und rannte wieder zurück zu Felix. Als er sah, wie liebevoll Felix mit dem Kleinen umging schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen und er brachte es nicht über sich, den Kleinen ihm sofort wieder wegzunehmen. Stattdessen strich er Leon sanft über den Kopf und drückte ihm leicht einen Kuss auf die Stirn. "Ich bin wieder da mein Kleiner", flüsterte er und sah den Arzt an. "Kann ich nach meiner Verlobten sehen? Wenigstens nachsehen, ob sie noch lebt?" Flehend sah er ihn an.

Felix hatte gar nicht bemerkt, dass Mario wieder kam, da er so auf den Kleinen fixiert war. Erst als der Dortmunder in Felix Blickfeld kam, registrierte er ihn wieder. Doch schnell war er auch weider weg.
Dann hörte Felix ihn den Arzt etwas fragen. Die Antwort konnte er sich eigentlich schon denken. "Sie können jetzt nicht in den OP Herr Götze. Aber es wird Ihnen bescheid gesagt, sobald es etwas Neues gibt." War dann auch die Antwort.

Mario traten sofort die Tränen in die Augen, doch er wandte sich ab und ging zurück zu Felix. "Ich... kann ich ihn wieder haben?", fragte er mit tränenerstickter Stimme. Er wollte Felix den Kleinen nicht wegnehmen. Aber er brauchte jetzt das Gefühl von Leon in seiner Nähe. Er hatte so panische Angst, dass Emy sterben würde. Doch dann kam schon der Arzt und sah ihn ernst an. "Eigentlich muss Leon zurück in sein Wärmebettchen. Sie können aber mitkommen und bei ihm bleiben. Dann können Sie sich auch etwas ablenken." Er nickte nur. Gerade würde er alles tun, damit er nicht mehr nachdenken musste.

Felix wollte Mario den Kleinen gerade geben, da unterbrach der Arzt die beiden. Er nickte und sah seinen Neffen nochmal genauer an. Dann gab er den Kleinen dem Arzt.
"Komm Mario, lass uns mit gehen. Hier können wir sowieso nichts tun.", sagte Felix und schob Mario hinter dem arzt her.

Mario ging hinter dem Arzt her, traute sich aber nicht wieder nach Leon zu fragen. Als sie in einem Raum angekommen waren, sah Mario ein kleines Bettchen dort stehen, mit Wärmelampe und zwei kleinen Eingriffen an der Seite. Der Arzt legte Leon vorsichtig hinein und drückte einen Knopf. Dann sah er zu Mario. "Sie dürfen ihn gerne Streicheln und leise mit ihm reden. Das tut Frühchen besonders gut, denn sie wurden zu früh aus ihrem natürlichen Umfeld gerissen. Kümmern Sie sich um den Kleinen, mit ihrer Frau wird alles gut gehen. Da bin ich mir sicher." Dann ging er und Mario war allein. Er zog sich den Hocker zu Leons Bettchen und steckte seine Arme durch die Schlitze: "Ich bin immer bei dir", flüsterte er. "Ich lass dich nicht allein, mein Kleiner."

Felix wartete draußen. Er wollte Mario ein bisschen Zeit alleine mit Leon lassen. Rumsitzen konnte er aber auch nicht, also lief er ein wenig den Gang entlang. Sie wollte jetzt niemandem bescheid sagen, wie es Emilia ging, das würde er dann machen, wenn alles gut gegangen war.
Irgendwann kam eine Schwester vorbei und brachte Felix einen Kaffee. "Setzen Sie sich hin. Sie machen sich nur selbst verrückt, wenn Sie hier hin und her laufen.", erklärte sie.
Dann kam ein Arzt und sah sich suchend um. Felix lief schnell zu ihm. "Was ist mit ihr?", fragte er nervös. "Ich würde das lieber Frau Kroos Ehemann sagen.", erklärte der Arzt.
Felix verdrehte nur die Augen. "Sagen Sie mit jetzt, was mit meiner Schwester los ist.", rief er jetzt etwas lauter.

Mario lächelte, als Leon unter seiner Berührung und der Wärme seine Augen kurz aufmachte und vergnügt mit seinen kleinen Füßchen strampelte. Das alles war ein Traum für Mario. Leon war sein eigenes Baby, doch der ganze Traum drohte zu platzen. Aber er wollte nicht daran denken, dass Emy etwas passieren konnte. Wenn er in die schokobraunen Augen seines Kleinen sah, wünschte er sich nichts sehnlicher, als dass alles gut werden würde.

Der Arzt trat erstmal einen Schritt zurück und sah sich Felix genau an. "Dann sind sie Herr k
Kroos?" Felix nickte. "Bei dem Kaiserschnitt gab es Komplikationen und der Kreislauf ihrer Schwester ist abgesagt. Wir haben aber soweit alles wieder beheben können. Ihre Schwester schwebt nicht in Lebensgefahr, aber sie muss einige Tage hier bleiben." Mehr hörte Felix nicht mehr. Er rannte zu Mario. "Mario sie lebt und wird es schaffen.
", rief er schon in der Tür.

Mario nahm seine Hände aus dem Kasten und sah Felix ungläubig an. "Das... ist das dein Ernst?", fragte er ungläubig und lief zur Tür. Felix nickte nur, konnte nichts sagen. Mario begann wieder zu weinen und schlang die Arme sofort um Felix. "Das... sie lebt? Sie lebt wirklich? Und sie wird es schaffen?" Er heulte hemmungslos weiter und machte Felix Werder-Trikot komplett nass. "Heute ist der schrecklichste und zugleich schönste Tag in meinem Leben." Er löste sich wieder von ihm, um direkt zu Leon zu stürmen. "Deine Mama hat es überlebt", flüsterte er und streichelte dem Kleinen über den Bauch, sodass er wohlig gluckste.

Felix war selbst total überrumpelt und freute sich einfach nur mit Mario. Sagen wollte und konnte er gerade nichts. Aber dann lief er wieder nach draußen. " Wann können wir zu ihr?"

Als Emilia aufwachte, konnte sie nicht klar denken. Wo war sie? Nachdem sie sich umsah, fiel ihr wieder ein, dass Leon gerade auf die Welt gekommen war. Sie schluckte einmal und sagte dann ganz leise: "Wie geht es meinem Sohn?" Das war daa einzige, was sie gerade interessierte.

Mario konnte sich nicht wieder von Leon lösen. Doch der Arzt kam mit Felix wieder herein und lächelte. "Ich glaube es würde Ihrer Frau sehr guttun, wenn Sie mit Leon kurz zu ihr gehen. Sie ist noch sehr schwach und es sollte nicht länger als eine halbe Stunde sein, aber es ist wichtig für Sie, dass sie Ihren Sohn nun auch kennenlernt. Schalten Sie das Gerät ab und nehmen Sie den Kleinen mit. Ich bringe sie beide zu ihr."
Mario schluckte und presste den kleinen Körper wieder an sich. Dann machten sie sich auf den Weg auf die Intensivstation.

Eine Schwester kam zu Emilia und lächelte sie freundlich an. "Ihr Sohn liegt in einem Brutkasten und ihm geht es gut.", erklärte sie ihr.
Emilia fiel ein Stein vom Herzen. Leon ging es also gut. Doch was war mit ihr eigentlich los? Die Schwester schien an das Selbe zu denken. "Wie geht es Ihnen Frau Kroos? Haben sie Schmerzen?" Wurde Emilia gefragt.

Der Arzt klopfte gegen die Tür und eine Schwester öffnete ihnen. Mario und Felix traten ein und dann sah Mario sie. Sofort schossen ihm die Tränen in die Augen, doch er musste jetzt für sie stark sein. Es würde schon alles gut werden. Schnellen Schrittes ging er zu ihr, hockte sich neben ihr Bett und ergriff mit einer Hand ihre. "Schatz", flüsterte er mit zitternder Stimme. "Was machst du nur für Sachen?" Doch dann wurde er sich bewusst, dass sie bestimmt ihren Sohn sofort sehen wollte. Fragend sah er zum Arzt und dieser nickte, weshalb Mario den schlafenden Leon behutsam auf Emys Brust ablegte und das Handtuch so herunterdrückte, dass sie ihn sehen konnte.

Emilia schüttelte bei der Frage leicht den Kopf und dann klopfte es an der Tür. War da vielleicht Mario? Sie wollte ihn unbedingt sehen. Sie brauchte ihn jetzt einfach.
Als die Tür auf ging, kam wirklich Mario zu ihr. Sie drückte seine Hand und lächelte leicht. Nach seiner Frage, wollte sie etwas sagen, doch dann legte Mario ihr ihren Sohn auf die Brust. Emilia sah den Kleinen an und musste dann weinen. Ganz sanft strich sie mit ihrem Finger über die kleinen Wangen und die kleine Nase.