Was lange währt, wird endlich gut

Emilia stand im Wohnzimmer und wurde von Manuel und den Zwillingen angesehen. "Ich... natürlich komm ich. Mario ich will jetzt bei dir sein und vor allem mich vergewissern, wie es dir geht.", sagte sie und sah dann zu Manuel. "Ich... ich... Mario hatte einen Unfall... ich... ich muss zu ihm.", sagte sie und rannte zur Haustür. Sie ließ Manuel gar nicht mehr zu Wort kommen.
Sie nahm sich noch ihre Jacke und lief dann schnell zu ihrem Auto. Währenddessen sagte Mario ihr, wo er war. "Ich komme sofort.", sagte sie während sie ins Auto stieg. "Ich will dass du mit mir redest, dann weiß ich, dass du nicht zu schwer verletzt bist. Erzähl mir was... irgendwas.", sagte sie und verband ihr Handy mit dem Fernsprecher des Autos.

Mario wusste nicht, was er tun sollte. Plötzlich stand der Notarzt neben ihm. Er machte die Tür auf und holte ihn aus dem Auto. Fast wäre er hingefallen, nur mühsam hielt er sich auf den Beinen. Das Handy jedoch fiel ihm aus der Hand. Flehend sah er sofort den Sanitäter an. "Bitte geben Sie mir das Handy wieder", sagte er sofort. "Da ist meine Verlobte, sie macht sich Sorgen." Er gab es ihm sofort und er sprach zu Emy. "Emy? Emy? Sorry Schatz. Mir ist das Handy aus der Hand gefallen. Es geht..." Dann unterbrach der Notarzt ihn allerdings. "Können wir Sie bitte erst untersuchen?"

Emilia war los gefahren, doch plötzlich kam von Mario nichts mehr. "Mario? Maaariooooo? Sag doch was. Was ist los?", fragte sie verzweifelt und wieder mit Tränen in den Augen.
Nach ein paar Sekunden meldete sich Mario wieder. "Was ist los bei dir?", fragte sie, da er unterbrochen wurde. Im Hintergrund schien jemand mit Mario zu reden. Wenigstens wusste sie, dass er nicht alleine war und dass sich jemand um ihn kümmerte.

Mario nickte und wandte sich dann aber wieder seinem Handy zu. "Schatz, die untersuchen mich jetzt erst. Der Notarzt ist gerade gekommen. Da kann ich nicht telefonieren. Aber du müsstest ja gleich auch schon da sein." Immerhin hatte er auch den Weg schnell geschafft. "Aber mach dir keine Sorgen. Mir geht es gut." Wieder sah er zu dem Arzt, der ihn skeptisch begutachtete. "Na also, ob es Ihnen gut geht wollen wir erst noch sehen", meinte er. "Können Sie alles bewegen? Arme und Beine?" Er nickte. Irgendwie dachte er gerade nicht darüber nach, was eben passiert war und was der Grund für seinen Unfall war.

Emilia war zwar ein bisschen beruhigt, aber machte sich immer noch ziemlich Sorgen um Mario. Sie wollte so schnell wie möglich bei ihm sein. Deshalb achtete sie nicht auf die Geschwindigkeitsbegrenzung. Sie wollte einfach nur zu Mario.
Nach 20 weiteren Minuten kam Emilia an der Stelle an. Rechts neben der Straße stand Marios kaputtes Auto und auf dem Standstreifen stand die Polizei und ein Krankenwagen. Schnell fuhr sie an die Seite und stellte sie mit ein bisschen Abstand hinter den Krankenwagen. Sie machte noch schnell den Warnblinker an und sprang dann aus dem Auto. "Mario?", rief sie. "Mario, wo bist du?"

Mario ließ eine ganze Reihe Reaktionstests mit sich machen, aber de Ärzte schienen wohl recht zufrieden mit ihm zu sein. Plötzlich hörte er allerdings eine weibliche Stimme, die seinen Namen rief. Sein Herz schlug unwillkürlich höher, doch er hasste sich dafür. Ein Gedanke schoss immerhin in sein Gehirn.

Wir sind nicht mehr zusammen, Mario.

Der Satz geisterte in seinem Kopf herum, wie ein Poltergeist. Doch das war gerade egal. Emy war bei ihm. Er schob die Ärzte beiseite und lief auf seine Verlobte zu. Denn das war sie hoffentlich immer noch.

Emilia sah nur ein Haufen Ärzte und Polizisten. Sie lief auf die Männer zu, da sie dahinter Mario vermutete.
Dann kam er auch schon zwischen den Menschen hervor. Emilia rannte auf ihn zu und schloss ihn in ihre Arme. Wieder begann sie zu weinen und drückte ihn ganz fest an sich. "Was machst du nur.", flüsterte sie ihm ins Ohr. Sie wollte ihn gar nicht mehr los lassen. Sie war einfach nur froh, dass er unverletzt schien.

Emy zog ihn an sich und umklammerte ihn fest. Ihre Worte drückten keinen Vorwurf aus, sondern nur unendliche Dankbarkeit, dass es ihm gut ging. So interpretierte er das jedenfalls. Plötzlich bekam er furchtbare Schuldgefühle. Er hatte sie und das Kleine ganz furchtbar erschrocken, das war bestimmt nicht gut für Ungeborene. Die Tränen schossen ihm in die Augen. "Es tut mir so leid", flüsterte er. "Es tut mir alles so unendlich leid. Bitte verzeih mir." Wenn sie ihn jetzt verlassen würde, konnte er es sogar verstehen. Denn das war unverzeihlich. Er hatte sein Leben aufs Spiel gesetzt und damit das Leben eines Familienvaters von bald drei Kindern.

Emilia erwiderte nichts. Sie wollte Mario einfach nur festhalten. Sie wollte ihn bei sich haben, nur so konnte sie sicher sein, dass es ihm auch wirklich gut ging. Ihr liefen die Tränen die Wange hinunter und Marios Shirt wurde ganz nass. Aber das war ihr total egal.
Mario war nichts passiert und das war die Hauptsache. Doch dann wurden sie angesprochen. "Herr Götze, ich würde sie gerne mit ins Krankenhaus nehmen, nur um sicher zu gehen, dass ihnen auch wirklich nichts passiert ist.", sagte der Notarzt zu ihnen. Emilia sah auf und nickte. "Ja Mario geh mit. Es ist besser."

Mario löste sich nur widerwillig von seiner Verlobten und sah den Notarzt an. "Ich muss oder?", fragte er. Dann sah er wieder zu Emy. Er hielt immer noch ihre Hand und spielte abwesend mit ihren Fingern. Doch er wollte sie noch nicht verlassen. Er dachte nicht mehr an ihre Worte. Denn in diesen Momenten wurde ihm bewusst, dass er Emy immer lieben würde. Egal, was sie tun würde. Sie konnte ihn von sich stoßen und ihn verlassen und sich wünschen, dass er sie in Ruhe ließ. Aber er würde sie immer lieben und immer für ihre Liebe kämpfen und sie niemals aufgeben. Deshalb sah er ihr jetzt gerade in die Augen. "Kommst du mit oder willst du lieber wieder nach Hause?" Er würde alles verstehen.

Emilia nickte auch. Mario musste durchgecheckt werden, damit es sicher war, dass ihm nichts passiert war. Wenn er nicht wollte, würde sie ihn zwingen.
Sie lächelte ihn an. "Ja ich komm mit. Ich fahr hinter dem Krankenwagen her.", sagte sie und sah Mario tief in die Augen. "Ich lass dich so nicht alleine. Manu kümmert sich um die Kleinen. Mir ist es wichtiger bei dir zu sein.", erklärte sie lächelnd.

Ihre Worte flossen wie flüssiger Honig durch seine Adern und linderten alle Schmerzen. Er war ihr nicht egal. Sie wollte bei ihm sein. Er nickte lächelnd und drückte sie noch einmal kurz an sich. Dann ließ er seufzend ihre Hand los und sofort fühlte er sich nicht mehr vollständig. Als die Sanitäter ihn in den Krankenwagen schoben schenkte er ihr noch einen letzten Blick. Dann fand er sich auf einem Sitz wieder. Na gut, wenigstens musste er nicht liegen. "Wohin fahren wir eigentlich?", fragte er nach. "Dortmund. Hier ist alles voll und sie sind näher zu Hause." Erleichtert seufzte er auf. Das war schonmal gut. Dann konnte er auch hoffentlich schnell nach Hause. Wobei... Zu Hause gab es nicht mehr für ihn....

Emilia drückte Marios Hand nochmal, bevor sie sie los ließ. Sie sah ihm hinterher, bis die Tür des Krankenwagens geschlossen wurde.
"Wir fahren in nach Dortmund ins Knappschaftskrankenhaus.", sagte ihr einer der Sanitäter. Dann kam einer der Polizisten zu ihnen. "Können sie mir noch ein paar wichtige Fragen beantworten?", fragte er. "Es geht nur um die persönlichen Daten von Herrn Götze."
Emilia sah sehnsüchtig zum Krankenwagen, aber willigte ein.

Der Krankenwagen fuhr schnell ins Krankenhaus und Mario fühlte sich immer unwohler dabei. Er hasste Krankenhäuser. Bei diesem Geruch und den kalkigen Wänden wurde ihm immer ganz schlecht. Die Fahrt mit dem Krankenwagen hatte allerdings den Vorteil, dass er sofort dran kam beim Arzt. Dieser checkte ihn komplett durch und gab ihm dann das okay. "Ich glaube sie haben Glück im Unglück gehabt", meinte er und lächelte.

Emilia beantwortete die Fragen und fuhr dann schnell zum Krankenhaus. An der Rezeption fragte sie nach Mario und die Schwester schickte sie in ein Wartezimmer.
Als eine andere Krankenschwester vorbei kam, hielt Emilia sie auf. "Können Sie mit sagen, wie es Herrn Götze geht und wo er ist?", fragte sie. "Es tut mir leid, aber ich darf Ihnen keine Auskunft geben. Das geht nur bei Familienangehörigen." Emilia sah sie entgeistert an. "Ich gehöre zu seiner Familie. Ich und unsere Kinder sind seine Familie und das Kleine hier in meinem Bauch auch. Sagen sie mir wenigstens, wo er drin ist." Sie war ziemlich sauer geworden.

Mario sah en Arzt an. "Darf ich wieder gehen?", fragte Mario ihn und lächelte. Dieser nickte, hielt ihn aber plötzlich am Arm fest. "Können Sie mir bitte noch kurz erzählen, wie es zu dem Unfall kam? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie ohne Grund die Kontrolle über ihren Wagen verloren haben." Er seufzte und ließ sich auf den Stuhl fallen. "Ich hatte Ärgern. Privat. Und dann war ich viel zu schnell. Es war ein Fehler. Das weiß ich jetzt auch." Dann entließ der Arzt ihn und er ging ins Wartezimmer.

Die Krankenschwester sah sie skeptisch an. "Er ist in diesem Raum da drüben. Aber Sie müssen wirklich warten, bis er von selbst raus kommt. Sie dürfen da auf keinen Fall rein.", sagte sie noch und lief weiter.
Also hieß es für Emilia wider warten. Doch diesmal starrte sie diese eine Tür an. Manuel hatte sie schon auf der Fahrt angerufen und ihm bescheid gegeben.
Emilia beschloss, dass sie Mario für die Nacht auf jeden Fall mit zu sich und Manu nehmen würde.

Mario sah Emy im Wartezimmer sitzen und ein Gefühlschaos brach in ihm aus. Ein Teil von ihm wollte nur zurück. Er hatte Angst, die nackte Angst, dass sie ihn gleich vollständig zurückweisen und verlassen wollte. Doch der andere Teil war größer. Er war schon immer größer gewesen und das würde sich niemals ändern. Dieser Teil war es auch, der ihn jetzt in ihre Richtung trieb. Er rannte auf sie zu und zog sie von ihrem Stuhl hoch. Einfach nur ihren Körper spüren zu können, war ein wunderbares Gefühl.

Emilia hatte kurzzeitig mal nicht auf die Tür gesehen und genau da war Mario raus gekommen. Erst als er sie von Stuhl hoch zog, registrierte sie, dass er fertig war.
Sie schlang ihre Arme um ihn und zog ihn ganz dicht zu sich.
"Ist alles ok?", nuschelte sie leise an seine Schulter. Eine Träne lief ihr über die Wange, weil sie so glücklich war, dass er raus gelaufen kam und es zumindest nicht so aussah, als dass er da bleiben musste.

Emy umschlang ihn mit ihren Augen und drückte ihn fest an sich. In ihm breitete sich ein großes Glücksgefühl aus, doch er musste sich bremsen. "Außer einigen kleinen Kratzern an meinem Bein bin ich unverletzt", murmelte er leise und sah die Träne, die ihr über die Wange lief. Er hob seine Hand und wischte sie weg. "Ich glaube das Auto ist wirklich der größere Schaden." Eine Sache mussten sie aber wohl heute noch klären. "Soll ich Marco anrufen, dass er mich abholt oder bringst du mich zu ihm?", fragte er sie und löste sich schließlich von ihr.

Emilia sagte anfangs nichts mehr, sie war einfach nur froh dass es Mario gut ging.
"Das Auto ist doch total egal.", sagte sie und löste sich leicht von ihm. "Das einzig wichtige ist, dass dir nichts passiert ist.", sagte sie und sah ihm tief in die Augen.
"Meinst du wirklich, ich lass dich heute alleine? Ganz sicher nicht Mario. Ich nehm dich jetzt mit zu Manu und da bleibst du auch. Mindestens bis morgen.", sagte sie bestimmend und sah ihn streng an.

Ihr Blick in seine Augen bereitete ihm weiche Knie. Er war voller Liebe und nicht so kalt, wie er ihn in letzter Zeit manchmal gefühlt hatte. "I-ich darf mit zu euch?", flüsterte er leise. "Das muss aber nicht sein", schob er hinterher. "Also wenn du nicht möchtest oder es Manu nicht recht ist, kann ich auch zu Marco. Ich will nicht, dass ihr euch von mir bedrängt fühlt oder ich euch auf den Wecker falle. Deshalb... naja sag es dann einfach ja?" Er würde natürlich gerne mit ihr fahren. Aber er wusste nicht, ob sie das wirklich wollte. Und bevor alles noch mehr zu gefährden, würde er zu Marco gehen.

Emilia sah Mario erst liebevoll aber dann schon fast sauer an. "Hast du mir gerade nicht zugehört? Ich las dich heute nicht mehr alleine. Und wenn du unbedingt zu Marco willst, dann komm ich eben dahin mit.", sagte sie bestimmend und nahm ihn dann wieder in den Arm. "Mario, du bist mir doch nicht egal geworden. Ich liebe dich immer noch, wie vor 2 Jahren. Das hat sich durch die Pause nicht geändert und ich will auch, dass es eine Pause bleibt und kein Ende wird. Aber ich glaube wir sind noch nicht soweit, damit wir die Pause beenden könnten.", flüsterte sie und drückte ihn dann nochmal enger an sich.

Mario zuckte zusammen und diesmal war er es, dem eine Träne über die Wange lief. "Ich will doch nur zu euch", flüsterte er mit tränenerstickter Stimme. "Was kann ich tun, dass wir es beenden können? Kann ich irgendetwas dafür tun, dass du mir vertraust und das wir das auf die Reihe bekommen?" Er machte eine kurze Pause. Eigentlich war das hier kein Ort dafür, aber es brach gerade alles aus ihm heraus. "Wenn du willst, fahr an die Nordsee und nimm die Kleinen mit. Ich wollte und will nur, dass du glücklich bist. Wenn du das mit dem Job bist, dann werde ich alles dafür tun, dass es klappt."

Emilia wollte schon antworten, aber Mario redete gleich weiter. Auch nach der Frage schien er noch nicht, als wäre er fertig.
"Ich weiß nicht, was wir tun können Mario. Ich glaube das muss sich langsam wieder entwickeln. Aber lass uns das doch zu Hause oder wenigstens im Auto klären. Ich will das nicht hier in der Öffentlichkeit machen.", sagte sie lächelnd und löste sich ganz von ihm. Dann nahm sie aber seine Hand und lief in Richtung Ausgang.