Was lange währt, wird endlich gut

Mario raufte sich die Haare. Gott, konnten Schwangere nicht auch mal ein bisschen einfach sein? Warum mussten die ständig solche Stimmungsschwankungen haben? Das war ja schrecklich. Dennoch wusste er das er nicht aufgeben durfte jetzt. Er lief hinter ihr her, ließ den Einkaufswagen bewusst bei den Stramplern stehen, damit sie hierher zurückkehren musste. Als er sie mit Tränen in den Augen bei den Kinderwagen stehen sah, stach ich das wieder ins Herz. Doch er musste jetzt auch mal hart sein. Er legte eine Hand auf ihren Arm. "Du weißt genauso wie ich, dass Leon grün-weiß und schwarz-gelb aufwachsen wird. Das sind die besten Farben für den Kleinen und das weißt du."

Emilia schüttelte Marios Arm ab und ging einen Schritt zur Seite. "Lass mich Mario.", sagte sie leise, aber hörbar für ihn. Sie wollte jetzt kurz alleine sein. " Ich brauch kurz Zeit."
Irgendwie kam gerade ihr Heimweh. Sie vermisste Felix und wenn sie die Werderraute sah, dachte sie automatisch auch an ihn. Deshalb trafen sie die Worte von Mario heute noch mehr.

Mario nahm sofort seinen Hand weg, als hätte er sich verbrannt. Ihre Worte trafen ihn wieder mehr, als er sich wünschte. Er drehte sich ruckartig um, damit sie die Tränen nicht sah, die sofort in seine Augen geschossen waren. Was hatte er wieder getan? Er hatte das doch nicht so gemeint. Und das wusste sie doch auch. Er respektierte ihren Verein, so wie sie seinen Verein respektierte. Aber dass sie ihn jetzt so von sich wies, tat verdammt weh. Auch wenn das womöglich ihren Stimmungsschwankungen zuzuschreiben war. Es tat trotzdem einfach nur weh. Langsam schlenderte er zurück zu dem Einkaufswagen und legte den grünen und den gelben Strampler hinein. Zu mehr hatte er allerdings keine Energie mehr.

Mario ging wieder weg und Emilia sah sich bei den Kinderwägen weiter um. Einen Aufsatz konnte sie aber nicht finden.
Deshalb lief sie zu Mario. "Wir müssen nachfragen, wegen dem Kinderwagenaufsatz. Ich hab ihn nicht gefunden.", sagte sie leise und sah ihren Verlobten schüchtern an.

Sie kam einfach so an, ohne Entschuldigung, ohne einen lieben Satz. Stattdessen ging es um den Kinderwagenaufsatz. Den sie nicht gefunden hatte. Wut braute sich in seinem Bauch zusammen, doch er musste ruhig bleiben. Für sich selbst, für sie, für ihre Familie und für Leon. Aber er konnte auch nicht so weitermachen. Stattdessen stand er auf. "Ich geh schon", sagte er monoton. "Pass hier auf den Einkaufswagen auf. Ich bin gleich zurück."

Emilia sah Mario verwirrt hinterher. Sie hatte doch mit ihm zusammen fragen wollen und jetzt rauschte er hier einfach beleidigt ab. So stehen gelassen werden wollte sie aber nicht. Deshalb nahm sie sich den Wagen und lief Mario hinterher. "Mario, warte.", rief sie. Da sie nicht so laut rufen wollte, wusste sie nicht, ob er sie gehört hatte.

Mario drehte sich um und sah Emy an. "Du wolltest doch allein sein", sagte er traurig. "Den Wunsch respektiere ich. Auch wenn es mir wehtut." Er breitete die Arme aus und versuchte zu lächeln. "Und jetzt komm her Mensch. Ich lieb dich doch." Er rannte ihr entgegen und nahm sie in den Arm.

Emilia sah Mario traurig an. "Aber... so hab ich das doch gar nicht gemeint.", sagte sie und hatte schon wieder Tränen in den Augen, doch als er seine Arme ausbreitete und auf sie zukam, lächelte sie. Sie kuschelte sich an ihn und schloss die Augen. "Ich dich auch.", flüsterte sie.

Mario sah die Tränen in ihren Augen und küsste ihr sanft auf die Augen. "Du musst versuchen nicht so bestieg zu sein immer", flüsterte er in ihr Ohr. "Sonst verletzt du die Menschen in deinem Umfeld. Aber jetzt lass uns den Aufsatz holen." Er löste sich von ihr und legte einen Arm um ihre Schulter. Mit einer Hand schob er den Wagen, auf der anderen Seite schob Emy ihn.

Emilia sah traurig zu Mario auf. "Aber ich hab doch gar nichts gesagt. Ich musste nur an Felix denken und dass ich ihn vermisse." Sie gab Mario noch einen Kuss auf die Wange und dann liefen sie zu einer Verkäuferin.

Mario zog sie enger an sich und stoppte den Wagen, bevor sie einer Verkäuferin zu nah kamen. "Warum sagst du mir das dann nicht?", flüsterte er leise. "Ich kann dir doch bestimmt helfen. Oder dich zumindest in den Arm nehmen. Warum fahren wir nicht einfach mal wieder zu ihm und überraschen ihn? Was hälst du davon?" Er strich ihr beruhigend über den Rücken. "Du musst nur mit mir reden, mein Schatz. Sonst weiß ich nicht, wie du dich fühlst."

Emilia zuckte leise schniefend mit den Schultern. "Ich... ich weiß auch nicht. Das kam irgendwie grad so über mich. Sind wahrscheinlich die komischen Schwangerschaftshormone.", sagte sie leise un legte dann sanft ihre Lippen auf seine. Sie brauchte jetzt den Kuss einfach, er gab ihr Kraft und dann konnte sie auch wieder weiter shoppen.

Mario erwiderte den Kuss und strich ihr beruhigend über den Rücken. In seinem Kopf formten sich die ersten Gedanken. Er würde später mit Felix telefonieren und dann würden sie morgen zu ihm fahren. Egal ob sie protestieren würde oder nicht. "Wir fahren morgen nach Bremen", stellte er fest, nachdem er sanft den Kuss gelöst hatte. "Du musst mal wieder zu ihm, das weiß ich." Das wusste er wirklich. Emy und Felix brauchten einander, wie der Mensch Wasser.

Emilia löste sich von Mario und sah ihm in die Augen. "Aber du hast Training und übermorgen ein Spiel. Lass uns nach deinem Spiel fahren, oder Felix kommt her. Das ist sowieso geschickter, weil Felix ja schon morgen spielt. Dann kann ich mit ihm zusammen ins Stadion und wir gehen danach zu dritt was essen. Was hältst du davon?", fragte Emilia lächelnd.

Mario sah ihr ebenfalls in die Augen und musste sich beherrschen, dass er nicht laut aufseufzte. "Du bist so ein Klugscheißer", meinte er und gab ihr einen entschuldigenden Kuss. "Aber ich hab nur morgen früh Training. Wenn du also mal wieder im Weserstadion sitzen willst, würde ich dich hinfahren und wir fahren abends wieder zurück. Wir können das Spiel aber auch auf der Couch gucken und er kommt danach her. Auch gut."

Emilia grinste und streckte Mario die Zunge raus. "Du musst aber morgen ins Hotel mein Lieber. Und außerdem hat Felix morgen ein Auswärtsspiel.", sagte sie und grinste wieder. "Ich guck mir morgen das Spiel zu Hause im TV an und du im Hotel.", sagte sie lächelnd. Dann löste sie sich ganz von ihm und zog ihn mit sich. "Aber jetzt lass uns mal nach dem Kinderwagenaufsatz fragen."

Mario schüttelte den Kopf. "Rausschleichen hat noch niemandem geschadet", merkte er an und grinste frech. Er ließ sich mitziehen und fragte eine vorbeilaufende Verkäuferin, wo sie die Kinderwagenaufsätze finden konnte. "Dort hinten, in der Zwillingsabteilung", meinte sie lächelnd. "Herzlichen Glückwunsch Ihnen beiden", schob sie noch hinter und Mario grinste glücklich vor sich hin.

Emilia verdrehte nur die Augen. Mario würde sich sowieso nicht raus schleichen, weil er wusste, dass er sowohl von seinem Trainer, als auch von ihr Ärger bekam.
Auch Emilia lächelte, als die Verkäuferin sie beglückwünschte. "Dankeschön.", sagte sie glücklich und zog Mario dann mit sich in Richtung der Zwillingsabteilung.

Mario sah ihre verdrehten Augen und kniff ihr grinsend in die Seite. "Danke", sagte er zur Verkäuferin und schob Emy weiter. In der Zwillingsabteilung sah Mario schnell die Kinderwagen und direkt nebenan zwei Arten von Aufsätzen für Zwillingswagen. "Welche Art gefällt dir besser?", fragte er seine Verlobte.

Emilia verkniff sich ein Quietschen. Sie wollte kein Aufsehen erregen. Gemeinsam liefen sie in die Richtung, in die die Verkäuferin gezeigt hatte.
"Hmm lass uns beid mal genau angucken. Weil der Kleine soll es ja auch bequem haben.", sagte Emilia lächelnd und sah sich den ersten Aufsatz genauer an.

Mario sah sich zur selben Zeit die den anderen Aufsatz an. Er war schon deutlich teurer, doch dafür war er auch deutlich weicher. "Guck, dieser hier ist an den Seiten deutlich besser gepolstert. Ich glaub für Leon ist das besser." Er sah sich die Beschreibungen noch genau an. "Und das Sicherheitszertifikat ist deutlich besser. Wir sollten wirklich den teureren nehmen, was meinst du?"

Emilia sah zu Mario rüber. Irgendwie fand sie beide nicht so toll. "Ich hätte gerne so einen Aufsatz, auf den der Maxicosi drauf kann, so, wie wir ihn im Internet gesehen haben.", erklärte Emilia und lief auf Mario zu. Trotzdem sah sie sich den Aufsatz bei ihrem Verlobten genauer an.

Mario schmunzelte. "Du stehst auf Maxicosi oder?" Er stand auf und ließ den Aufsatz einfach so stehen. "Aber vermutlich hast du recht. Heute haben alle Kinder einen und sie lieben es. Dann wird es wohl auch das bequemste sein für die Kleinen." Er kniete sich neben seine Verlobte. "Aber danm bekommt der Kleine einen neuen Maxicosi", bestimmte er.

Emilia nahm Marios Hand und lächelte. "Ja den bekommt er.", sagte sie und stand dann auf. "Dann lass uns doch mal in Richtung Maxicosis gehen, damit wir einen schönen finden, an den man auch so ein Ding als Dach drüber machen kann.", erklärte Emilia und zog Mario dann hinter sich her.

Mario fühlte sich mittlerweile wie ein Hund, den sie hinter sich herzog. Aber sie war schwanger und konnte sich laut der Ärztin alles erlauben. Zusammen gingen sie zu den Maxicosis und suchten sich zunächst einen funktionalen aus. "Dieses Dach sieht furchtbar aus", schmunzelte Mario. "Aber jaaaaaaaa, ich weiß, dass es wichtig ist..." Manchmal musste eben Funktionalität vor Aussehen kommen.