Speisesaal

Emilia sah Toni lächelnd, aber auch ein bisschen besorgt an. "Hey du.", sagte sie. "Ist alles ok bei dir? Du siehst irgendwie müde aus." Sie aß weiter, aber sah ihren Bruder skeptisch an. Sie hatte nicht vergessen, dass sie mit ihm reden wollte.

Natürlich fiel Emilia direkt auf, dass er etwas scheiße aussah. Was hatte er denn anderes erwartet? Er kannte seine Schwester, der konnte er nichts vorspielen.
"So weit alles in Ordnung, ich hab bis gerade geschlafen, deshalb", erklärte er und sortierte währenddessen die Oliven aus seinem Salat. Er hasste die Dinger einfach, die mochte doch kein normaler Mensch. Warum musste man die trotzdem in so hoher Zahl in einen ansonsten leckeren Salat packen?

Emilia sah Toni immer noch skeptisch an. Warum hatte er bis jetzt geschlafen. Irgendwas war doch mit ihm los.
Er sortierte die Oliven aus seinem Salat, was ja eigentlich normal war, da er sie nicht mochte, doch irgendwie war es anders als sonst.

Emilia sah ihn immer noch nur an und das machte Toni ganz bescheuert. Er konnte es einfach nicht ab, angestarrt zu werden, das machte ihn grundsätzlich nervös. Und das er eh ständig verunsichert war, war das nicht unbedingt gut für sein Selbstvertrauen, wenn man ihn noch weiter verunsicherte.
"Ist irgendwas?", fragte er schließlich, als er versehentlich eine Tomate statt einer Olive auf den aussortierten Haufen legte.

Emilia sah Toni in die Augen und nickte. "Das darfst du mir gerne sagen. Aber nicht jetzt. Wir essen jetzt fertig und dann gehen wir beide irgendwo hin und reden.", sagte sie bestimmend.
Dann wandte sie sich an Mario. "Ich komm dann später zu dir, wegen deinen Eltern." Sie lächelte ihn an und strich kurz über seine Hand.

Verwirrt ließ er seine Gabel wieder sinken. Was meinte sie denn jetzt damit?
Oh, sie wollte jetzt nicht ernsthaft mit ihm über seine Probleme reden, oder? Scheiße, er wollte das nicht. Vor allem würde er sich irgendwie lächerlich dabei vorkommen, wenn er es aussprach.
"Du kannst auch gerne direkt mit zu ihm, ich kann warten", versuchte er einen Protest, der wohl von vorne herein zum Scheitern verurteilt war. Aber Versuch machte ja bekanntlich klug.

Emilia sah Toni nur böse an. Ihr Blick sagte eindeutig aus, dass sie keinen Widerspruch duldete. Trotzdem verstärkte sie es noch indem sie hinzufügte: "Oh nein. Wir reden. Du hast dich heute Morgen schon davor gedrückt. Jetzt lass ich mich nicht mehr vertrösten. Wir reden, wenn wir gegessen haben."

Seine Schwester ging natürlich überhaupt nicht auf den Vorschlag ein, stattdessen wirkte sie ziemlich aufgebracht und Toni gab sofort auf, schob sich brav eine Gabel Salat in seinen Mund. Er hätte einfach vorher nachdenken sollen, bevor er sich zu ihr gesetzt hatte, aber in dem Moment war er noch im Halbschlaf gewesen. Jetzt musste er die Suppe wohl auslöffeln, da gab es keine Alternative.

Antwort an Mario

Hallo Mario,
wir können uns morgen zwischen Frühstück und Training einmal unterhalten. Ich hoffe, das reicht.
Jogi

Sie saßen zu viert am Tisch.
Als Phil sowohl ihn als auch Basti kurz anlächelte, sah Lukas das erste Mal seinen Freund überhaupt so richtig an. Und der Kapitän hatte recht. Basti sah wirklich besser aus.
Vielleicht sollten sie das nächste Mal nicht solange mit einem Problem durch die Gegend eiern, wenn Phil und Holger scheinbar die Fähigkeit hatten, ihnen beiden die Sorgen mehr oder weniger zu nehmen.

cf: Draxledes-Zimmer

Zum Glück waren sie nicht die letzten im Speisesaal, einige waren noch da. Er ging zum Buffet, das zwar schon recht abgeräumt aussah, aber es ließ sich schon noch etwas essbares finden. Mit seinem vollen Teller setzte er sich dann irgendwo hin.

"Also dafür, dass es so spät ist, ist ganz schön viel los." Zumindest vergleichsweise. Nicht, dass hier jemals viel los war. Aber ihn sollte es nicht kümmern. Das war nicht seine Aufgabe.
Die SMS an Eli müsste er auch noch schreiben. Aber ein bisschen Bammel hatte er schon davor, wollte sie ja auch nicht bedrängen.

Mario hatte einfach nur zwischen seiner Freundin und ihrem Bruder hin und hergesehen. Vermutlich war nun der beste Zeitpunkt die beiden allein zu lassen, damit sie entweder mit ihm oder mit Manu reden konnte. Passend dazu bekam er die Antwort von seinem Bundestrainer. Eigentlich hätte er lieber jetzt mit ihm geredet, aber wenn der keine Zeit hatte, musste er das wohl akzeptieren. Seufzend stand er schließlich auf. "Ich geh mich noch ein bisschen ausruhen", sagte er in die Runde. "Kommst du später einfach bei mir vorbei oder meldest du dich, wo ich dich finde?", fragte er seine Freundin.

Benni zuckte mit den Schultern.
"Ja, schon irgendwie", stellte Benni fest.
Aber das konnte ihnen ja egal sein. So konnten sie wenigstens nicht wirklich Ärger bekommen, immerhin hin hier die halbe Mannschaft rum.
Julian sah etwas nachdenklich drein und Benni zog die Augenbrauen hoch.
"Ist irgendwas?" erkundigte er sich.

"Ich wollte Eli ja noch die SMS schreiben", erklärte Julian etwas trübsinnig und nachdenklich.
"Ich will sie ja nicht unter Druck setzen. Aber ich will das doch auch geklärt haben und diesen Test machen."
Er wollte auch wieder ohne Kondom mit Benni schlafen können. Außerdem war es doch besser für sie alle, wenn sie Klarheit hatten.

Emilia sah Mario entschuldigend an. "Ja mach ich.", sagte sie lächelnd und stand auf. Sie gab ihm einen Kuss. "Tut mir leid, aber Toni gehts nicht gut. Ich weiß nicht, wie lange das dauert. Wir verschieben das Skypen mit deinen Eltern auf morgen, ok?", fragte sie und gab ihm noch einen Kuss.

Mario war über ihre Worte überrascht und auch ein wenig traurig. "Sehen wir uns heute Abend denn noch?", fragte er sie hoffnungsvoll. Denn so sehr er Verständnis für die Lage von Toni und Manu hatte, so gerne würde er heute Abend noch ein wenig Zeit mit seiner Freundin verbringen und in ihrem Armen einschlafen. Aber das traute er sich nicht ihr zu sagen. Die Peinlichkeiten von vorhin, waren schon schlimm genug gewesen.

Emilia strich Mario entschuldigend über die Wange. "Ich komm vielleicht später noch zu dir.", sagte sie und gab ihm einen Kuss. "Ich muss schauen wie es sich entwickelt, aber ich versuche es auf jeden Fall." Sie lächelte ihn an und legte nochmal ihre Lippen auf seine.

Mario grummelte ein wenig. "Vielleicht reicht mir aber nicht", nuschelte er gegen ihre Lippen und schlang besitzergreifend die Arme um sie. "Versprichst du mir, dass du heute Abend nochmal zu mir kommst? Egal wie spät es ist. Bitte." Flehend sah er ihr in die Augen, bevor er sich auf den Kuss einließ.

Emilia strich über Marios Wange. "Ich melde mich auf jeden Fall noch bei dir, aber ich weiß nicht, was mit Toni los ist und was er mir sagen will. Deshalb kann ich dir nicht versprechen, dass ich noch vorbei komme. Aber wenn nicht, dann schreib ich dir ne SMS oder so."

Mario löste sich von ihr und sah traurig auf den Boden. "Dann vermutlich bis morgen", sagte er und nickte Toni noch zu. Mit langsamen Schritten schlurfte er durch den Speisesaal und machte sich auf den Weg in sein Zimmer.

Tbc: Marios Zimmer

Emilia sah Mario ein bisschen enttäuscht hinterher. Aber Toni war jetzt einfach wichtiger. Er war ihr Bruder und ihm ging es schlecht. Bei ihr war die Familie einfach das Wichtigste.
Da sie aufgegessen hatte sah sie jetzt zu Toni. "Wo sollen wir dann hin gehen?"

Toni hatte unsicher die Szene zwischen Emilia und Mario verfolgt. Natürlich bedeutete es ihm viel, dass sie ihm helfen wollte und so viel für ihn tat, allerdings wollte er eigentlich auch nicht, dass sie ihr Privatleben so zurückstellte und Mario vor den Kopf stieß. Er versuchte sich an einem entschuldigenden Blick, als sein Kumpel sich verabschiedete, und murmelte noch ein kaum hörbares "Tschüss!" hinterher.
Da er währenddessen seinen Salat aufgegessen hatte und jetzt nur noch der Haufen Oliven auf seinem Teller lag, betrachtete er sein Abendessen als beendet.
"Wollen wir irgendwohin raus?", fragte er zurück. Es würde ihm gut tun, mal ein wenig frische Luft zu bekommen, nachdem er sich den ganzen Tag im Zimmer eingesperrt hatte.

Emilia lächelte Toni an und nickte. "Ja können wir. Sollen wir zu den Hängematten oder willst du lieber ein bisschen spazieren gehen?", fragte sie, während sie aufstand und alles auf ihr Tablett stellte.

Toni überlegte einen Moment, aber nachdem er sich heute kaum bewegt hatte, war ihm nicht danach, sich faul in eine Hängematte zu legen.
"Wollen wir am Meer lang laufen?", schlug er vor und erhob sich dann schon direkt.
Gemeinsam machten sie sich auf den Weg.

tbc: Meer