Die Lobby

"Hi Benedikt.", lächelte Ella. "Die Freude ist ganz meinerseits."
Dann wandte sie sich wieder an Marco.
Sie wusste bereits jetzt, dass sie an diesem Spielchen jede Menge Spaß haben würde.
"Willst du mir die anderen nicht auch vorstellen?", sah sie ihn abwartend an.

Genervt blickte er diese Frau an. Was die hier wollte, wusste er nicht, aber langjährige Freundschaft sah definitiv anders aus. Abgesehen davon, dass er dann wenigstens ihren Namen schon mal gehört hätte.
"Ich bin Marc und das ist Mesut", stellte er sich und Mesut ebenfalls vor. "Und wir wollten eigentlich gerade los..." Es war ihm ziemlich egal, was die von ihm dachte, deshalb hielt er sich nicht mit Höflichkeit auf. Weder gefiel ihm ihre Art noch wie sie Marco beeinflusste.
"Du wolltest mir doch Jogis Zimmer zeigen. Alleine find ich das nicht..." Er blickte auffordernd zu Marco.

Am liebsten wäre er Ella an die Gurgel gesprungen, als sie sich so übertrieben höflich bei Benedikt vorstellete. Marcs Ablenkungsmanöver kam ihm gerade recht und er nickte heftig. "Ja, ja stimmt! Das wollte ich, dann zeige ich es dir mal lieber!", rief er wahrscheinlich eine Spur zu begeistert und legte schnell einen Arm um Lisas Taille. "Komm, lass uns gehen." Er warf Ella lediglich einen kurzen Blick zu. "Hat mich gefreut, Ella."

Ella merkte gleich, dass sie diesem Marc wohl nicht ganz geheuer war. Nicht nur, dass er ziemlich unhöflich klang, auch seine Blicke verrieten einiges. Aber gut, damit konnte sie umgehen.
Dass die Gruppe aber wohl gerade auf dem Sprung war, passte ihr gar nicht.
"Du hast doch bestimmt noch fünf Minuten, Marco? Ich bin extra hergekommen.", meinte sie eindringlich.
Dass Marco ihr den Rücken bereits zugedreht hatte, störte sie wenig.
Er würde schon dableiben, wenn er nicht wollte, dass seine Freundin, wie er Lisa so schön nannte, erfuhr, woher sie sich wirklich kannten.

Marco verkrampfte sich, als Ella ihn erneut ansprach. "Ähm... eigentlich nicht... Marc ist gerade erst gelandet und ist ziemlich müde, ich sollte ihm wirklich das Zimmer von unserem Trainer zeigen", versuchte er erneut, sich rauszureden. Damit es aber nicht ganz so auffällig war, drückte er Lisa schnell einen Kuss auf die Wange und griff dann nach Ellas Handgelenk, um etwas Abseits mit ihr reden zu können.
"Was willst du hier?!", zischte er leise.

Und schon hatte sie Marco am Haken. Ella grinste. Herrlich, wie berechenbar Männer doch waren.
Marcos Griff um ihr Handgelenk schmerzte dann allerdings doch etwas und sie stolperte ihm beinahe hinterher.
Als sie zum Stehen kamen, befreite sie sich erstmal aus seinem Griff.
"Ach, was bist du denn auf einmal so grob?", grinste Ella anzüglich und fuhr ihm mit einer Hand durch die Haare.

Marco schluckte erschrocken, als Ella durch seine Haare strich und schlug ihre Hand weg. "Lass das!", fauchte er sie an. Normalerweise war es ja in Ordnung, wenn Jemand durch seine Haare strich, aber das waren dann wirklich gute Freunde und der Blick, den sie dazu aufgesetzt hatte, war wirklich mehr als eindeutig gewesen. "Ich frag dich noch ein mal: Was willst du hier?!"

Ellas Grinsen verschwand nicht. Eigentlich machte es sie sogar an, wie Marco mit ihr umging.
"Vorgestern hat es dir doch auch gefallen.", erwiderte sie. "Aber gut."
Sie ließ ihre Hand sinken.
"Eigentlich bin ich hier ganz ohne Plan hin gekommen. Aber gerade eben ist mir rein zufällig ein kleiner Deal eingefallen."
Intrigen spinnen konnte sie gut. Sehr gut. Manch einer verfluchte sogar den Tag, an dem er sie kennengelernt hatte.
Abwartend sah Ella Marco an. Er würde drauf eingehen. Hundertprozentig.

"Vorgestern war vorgestern! Das war eine einmalige Sache, die ich auch gerne vergessen würde!" Er seufzte, als sie ihm von einem Deal erzählte. "Spucks schon aus, was willst du?" War ja klar, dass sie ihre Chance witterte, daraus Profit zu schlagen.

Einmalig. Das war es auf jeden Fall gewesen, obwohl Marco dem Wort natürlich eine andere Bedeutung zusprach als sie selbst.
"Ich erzähl deiner Freundin nicht, was du so in den Clubs treibst, während du dafür sorgst, dass ich mich hier frei bewegen kann."
In ihren Augen ein wirklich sehr fairer Deal. Aber das hieß ja nicht, dass sie es dabei belassen würde.

"Ich.... wie frei bewegen? Was willst du hier?!" Er schüttelte den Kopf und warf einen kurzen Blick auf die wartende Gruppe. "Schön, von mir aus! Falls jemand fragt, du bist ne gute Freundin von Marco Reus, klar? Aber ich werde nicht für irgendetwas gerade stehen! Also verhalte dich unauffällig!" Er fuhr sich seufzend durch seine Haare und sah sie abwartend an.

"Das wirst du dann schon sehen.", antwortete Ella kryptisch und lächelte affektiert.
Sie hielt Marco die Hand hin, um ihren kleinen Deal mit einem Handschlag zu besiegeln.
"War doch gar nicht so schwer, oder?"
Warum also nicht gleich so.
Der Einzige, der hier nämlich gerade einen riesen Aufriss machte, war Marco selbst.
Wenn Ella wollte, konnte sie schweigen wie ein Grab. Betonung lag auf 'wenn'.

Marco hatte kein gutes Gefühl bei der Sache, schlug aber trotzdem ein. Was blieb ihm auch anderes übrig, wenn er Lisa nicht gleich wieder verlieren wollte?
"Gut, war's das? Ich würde gerne gehen."

Geht doch, dachte Ella. Ihr Gesicht zierte ein breites Grinsen.
"Dann viel Spaß.", küsste sie Marco auf die Wange. Dann machte sie es sich auf einem der Sessel bequem.
Sie würde hier ebenfalls eine Menge Spaß haben, da war Ella sich sicher.
Zufrieden lächelnd sah sie der kleinen Gruppe hinterher.

Marco widerstand dem Drang sich den Kuss von der Wange zu wischen und setzte ein falsches Lächeln auf. "Ja... Ja, dir auch", fauchte er, bevor er wieder zu den Anderen ging. "Sorry, sie wollte nur wissen, was sie sich hier so anschauen kann", log er und zog Lisa in seine Arme. "Wollen wir dann los?"

Verwirrt beobachtete Lisa die Situation mit der Frau. Sie schien ganz nett zu sein, nur fragte sie sich, ob sie und Marco sich tatsächlich schon so lange kannten, wie sie es vorgaben. Aber selbst wenn es nicht so war, was ging es sie schon an, die beiden hatten ja sicher nicht mit einander geschlafen.
Als Marco mit der Frau, Marco hatte sie Ella genannt, sprach, ging sie auf Benni ein, der auch zu ihnen gestoßen war.
"Ich bin auch für blau... aber blau, weiß, schwarz hat mir zu viel vom HSV." Und den mochten sie ja alle nicht wirklich.
Marco kam schneller zurück, als sie es erwartet hatte und so schmiegte Lisa sich wieder glücklich in seine Arme.
"Wohin denn?"

Marco strich Lisa immer noch nervös über ihre Haare. "Na, wir sollten Marc Jogis Zimmer zeigen, damit er sich anmelden kann."
Er warf Benni einen kurzen Blick zu und erinnerte sich daran, wie interessiert Ella ihn gemustert hatte. "Willst du mitkommen?" Okay, das war jetzt wahrscheinlich mehr als auffällig, immerhin konnte er auch einfach nur versuchen, nett zu ihm zu sein.

Stillschweigend hatte Marc die Szene mit Ella beobachtet.
Eigentlich hatte er gedacht, die Sache wäre soweit geklärt, aber Marco schien immer noch gerne verschwinden zu wollen, also schlug Marc nicht vor, mit Mesut allein zu Jogi zu gehen, wie er das während des Gesprächs geplant hatte, auch wenn es wahrscheinlich ein bisschen lächerlich war, mit so vielen zu Jogi zu laufen.
Marc fragte auch noch Benni, ob er mitwolle, und so sah Marc abwartend zu dem Schalker Kapitän. Es wäre vermutlich auch ziemlich unhöflich, den allein hier stehen zu lassen, trotzdem fragte Marc sich, ob da noch etwas anderes hintersteckte.

Lisa seufzte. Zu Jogi zu gehen klang in ihren Augen nicht ganz verlockend. Sie wusste nicht warum, aber der Bundestrainer war ihr unsympathisch.
"Was ist, wenn er uns versucht mit Nacktfotos zu erpressen", grinste sie Marco an, spielte damit auf ihren Scherz an, bei dem Jogi ihrer Meinung nach am Pool hockte und sie im Bad bespannte. Die Glasfront im Badezimmer war aber auch wirklich gruselig.
"Ich glaube, ich bleibe lieber hier und schau mich mal um... ich kann deiner Freundin, Ella heißt sie doch, doch mal das Hotel zeigen", lächelte Lisa und schaute Marco mit herzzerreißend großen Augen an.

Als Marco Lisas Vorschlag hörte, schüttelte er energisch den Kopf. "Nein! Nein, bitte komm mit, ich hab dich so vermisst. Ella findet sich schon zurecht." Er sah sie flehend an und griff nach ihrer Hand.
"Bitte geh mit uns mit, wir können danach noch was machen."

"A-aber.. sie sitzt da so ganz alleine", verwirrt schaute sie zwischen Marco und Ella hin und her.
"Wir können uns ja in einer halben Stunden wieder hier treffen, bitte Marco, ich will sie doch nur ein bisschen kennenlernen. Sie ist doch eine Freundin von dir und hier gibt es nicht so viele Frauen, mit denen ich etwas machen kann." Es war vielmehr eine Forderung anstatt einer Bitte. Lisa wollte nicht immer nur mit so vielen Kerlen zusammen hängen. Klar, Marco würde sie am Liebsten gar nicht mehr loslassen, aber jetzt waren sie ja auch nicht alleine, da konnte sie sich doch mit Ella anfreunden.
Entschlossen befreite sie sich aus Marcos Hand und war schon auf halbem Weg zu Ella, bevor sie sich noch mal umdrehte.
"Bis in einer Stunde hier." Dass sich die Zeit gerade verdoppelt hatte, bemerkte sie dabei kaum.

Bei Lisas Kommentar schmunzelte Benni.
"Okay, vergessen wir das lieber", meinte er amüsiert. "Nicht, dass die kleine noch eine Leidenschaft für den falschen Verein entwickelt."
Marc sah ihn abwartend an und so ganz kam Benni nicht hinterher, worum es ging. Ella wollte das Hotel sehen und Marco wollte nichts mit ihr machen?
Seltsam, wenn sie doch eigentlich eine alte Freundin war.
"Äh... wohin mitkommen?" fragte er jetzt etwas konfus.
"Und wir können ja alle zusammen etwas machen."
Doch Lisa kam ihm zuvor, riss sich von Marco los und marschierte schnurstracks zu Ella.
"Typisch Lisa", meinte Benni schmunzelnd.

Eigentlich hatte Ella erstmal im Internet nach Marco Reus suchen wollen. Damit sie überhaupt mal wusste, mit wem sie es zu tun hatte.
Deswegen hatte sie die anderen auch gar nicht mehr weiter beachtet.
Dementsprechend war sie auch ziemlich perplex, als Lisa plötzlich vor ihr stand.
Allerdings versuchte sie sich nichts anmerken zu lassen.
"Hi.", lächelte Ella und warf Marco einen feixenden Blick zu. "Doch nicht auf der Flucht?"

Als Lisa bei Ella ankam, schien die ihn schon bemerkt zu haben.
"Hallo", erwiderte sie das Lächeln, auch wenn sie jetzt nicht mehr, wusste, ob das eine so gute Idee gewesen war, zu ihr zu gehen. "Nee... die wollen zum Bundestrainer und da muss ich jetzt nicht unbedingt hin. Ich meine, du hast ihn doch sicher schon einmal gesehen, gruseliger Kauz!" Lisa lachte etwas gezwungen, wusste nicht, wie sie sonst ein Gespräch anfangen konnte.

Marco biss sich nervös auf die Unterlippe und folgte Lisa schließlich.
"Lisa, bitte. Ella hatte eigentlich etwas vor, können wir beide nicht etwas zusammen machen? In einer Stunde... da hab ich doch gleich wieder Training", versuchte er erneut, sie zu überreden.