Die Lobby

Marc stolperte fast in Marco rein, als der auf einmal wie festgewachsen stehen blieb. Er folgte seinem Blick und sah eine hübsche Frau dort stehen, die er nicht kannte. Verwirrt beobachtete er, wie Marco nach Lisas Hand griff. Auf Außenstehende mochte seine betont unbeteiligte Reaktion überzeugend wirken, aber Marc kannte ihn einfach besser.
Marco fragte nach seinem Gepäck und Marc blickte sich suchend um. Er hatte das einfach stehen lassen und es stand immer noch mitten in der Lobby rum. "Na, da steht's doch", grinste er Marco an und zeigte auf seine Koffer.

Marco schluckte, als er Marcs Gepäck natürlich mitten in der Lobby fand. Hätte er es nicht ordentlich an den Rand stellen können?
"Ah, da... Ja, okay...", murmelte er und beschloss, sicherheitshalber schräg hinter Marc zu laufen. Inzwischen beschlich ihn eine ungute Vorahnung, dass es sich bei der Frau doch um Ella handeln könnte.

Lisa folgte Marco, Marc und Mesut nur schweigend, schaute dabei immer noch versonnen auf Marcos Hand, die ihre hielt. Es fühlte sich richtig an und wenn sie jetzt wieder daran denken musste, dass sie das beinahe verloren hätte... oh Gott, bitte nicht. Sie liebte Marco schließlich, das war ihr nun noch stärker bewusst geworden.
Als Marco aber plötzlich wie angewurzelt stehen blieb und ihre Hand stärker umgriff, stockte Lisa. Was war denn jetzt los?
Fragend sah sie ihn an, "Marco, alles in Ordnung?"

Marco schluckte und sah Lisa zögerlich an. Marc war ihm bereits auf der Schliche, da war er sich sicher, dafür kannten sie sich schon viel zu lange. "J-ja, klar. Was sollte denn nicht in Ordnung sein?" Er lächelte leicht und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen, um hoffentlich ihre Neugier zu besänftigen.

"Okay", lächelte Lisa selig, als Marco sie küsste. Das konnte sie gerne jeden Tag so haben.
Und das würde sie jetzt auch hoffentlich jeden Tag so haben, dafür nahm sie ja sogar ihr Kind in Kauf. Apropo Kind... Lisa zuckte etwas zusammen, als sie plötzlich einen kleinen Tritt war nahm. Was war das denn?
Panisch sah sie Marco an.

Marco atmete auf, als Lisa ihn anlächelte. Als sie allerdings zusammenzuckte und ihn panisch ansah, gingen seine Gedanken sofort zum Baby. Konnte es denn schon...? Nein, er schlug sich innerlich selbst dafür, dass er so einen dämlichen Gedanken überhaupt in Betracht gezogen hatte. Sie war im 4. Monat und nicht kurz vor der Entbindung! "W-was? Ist was mit dem Baby? Hast du es gespürt? Tut es weh? Hast du Schmerzen? Brauchst du einen Arzt?" Vollkommen überfordert legte er eine Hand auf ihren Bauch und sah sie an.

Marco schien reichlich unruhig und überfordert und als er seine Hand auf ihren Bauch legte, legte sie ihre auf seine und lächelte ihn an. Ihr ging es schließlich gut und sie fand es auch nicht mehr so schrecklich, wie noch am Anfang, wenn man ihren Bauch anfasste.
"Alles gut, aber... sie hat mich getreten", murmelte Lisa mehr zu sich selbst und starrte auf ihren Bauch. Sie war doch erst im vierten Monat, spürte man da sowas schon... naja, sie hatte da ja wahrscheinlich sowieso ein Fußballkind in ihrem Bauch, vielleicht sollte sie das nicht wundern.

Marco verhielt sich wirklich merkwürdig, versteckte sich halb hinter ihm. Vielleicht sollte er ihn später doch darauf ansprechen...
Lisa schien nichts zu bemerken, verzog auch auf einmal das Gesicht.
Marco reagierte ziemlich panisch und Marc konnte sich aus seinen Fragen erst überhaupt keinen Reim machen, bis er plötzlich verstand. "Du bist schwanger?", fragte er völlig verblüfft, ohne vorher darüber nachgedacht zu haben. Marc wollte gerade nachfragen, ob mit dem Baby alles in Ordnung war, da gab Lisa schon von selbst die Antwort.
Er folgte ihrem Blick auf den Bauch, noch konnte man nichts sehen, also war sie wohl noch nicht so weit. Wer wohl der Vater war? Marco ja wohl eher nicht, die beiden waren ja erst seit einem Tag zusammen. Das interessierte ihn gerade brennend, aber er wollte nicht noch mal so unkontrolliert rausplatzen, hielt also lieber den Mund.

Marco löste seinen Blick kurz von Lisa und nickte Marc lächelnd zu. "Ja, und das war der erste Tritt." Sein Grinsen wurde breiter und er strich glücklich über Lisas Bauch. Auch wenn es nicht sein Kind war, würde er es trotzdem wie sein eigenes lieben.
Er versuchte die andere Frau so gut es ging zu ignorieren, jetzt wo er sich so gut wie sicher war, dass es sich um Ella handelte.

Lisa sah zu Marco auf und sah wie sich ein breites Lächeln auf seinem Gesicht ausgebreitet hat. Da war aber jemand glücklich... das war doch nur ein Tritt, nicht mehr, aber auch nicht weniger.
"Sie wird eben eine Fußballerin... dabei dachte ich, dass sie vielleicht Hockey spielen könnte", das hörte sich ja fast schon so an, als würde sie sich wirklich Gedanken darum machen. Dabei kam das gerade einfach so aus ihr heraus, ohne, dass sie groß darüber nachdachte.

Marc nickte nur. Das hatte er sich schon gedacht.
Die beiden schienen einfach nur glücklich zu sein und Marc spürte einen kleinen Stich in seinem Herzen. Manchmal, ganz selten, gab es so Momente, in denen er sich auch jemaden wünschte, den er wirklich lieben konnte.
So schnell wie möglich verdrängte er diese Sehnsucht wieder aus seinen Gedanken. Das war doch lächerlich! Er brauchte absolut niemanden...

"Nene, sie wird eine schöne Fußballerin bei Borussia Dortmund", antwortete er stolz und legte grinsend einen Arm um sie. Die Vereinsdiskussion hatten so schon mal geführt, aber abgeschlossen hatte er mit der Sache sicherlich nicht. Seine Kleine würde er niemals in einen Schalkestrampler stecken. Niemals!
"Und wie sieht es bei dir aus, Marc? Irgendetwas, wovon ich wissen müsste?"

Bei Marcos Frage zuckte er einen Moment zusammen und verzog sein Gesicht, bevor er sich wieder unter Kontrolle hatte.
"Nee", murmelte er. Marco von dem Ende einer Beziehung zu erzählen, von der er noch nicht mal gewusst hatte, war ja irgendwie witzlos. Erneut fragte Marc sich, warum er Marco nie etwas gesagt hatte. Er war so oft kurz davor gewesen, es ihm zu beichten, hatte sich aber nie überwinden können. Und mittlerweile hatte er auch einfach Angst vor Marcos Reaktion, dass er nicht damit klar kam, dass Marc ihn fünf Jahre lang angelogen hatte. Vor Lisa, die er nicht richtig kannte, würde er das Thema aber sowieso nicht weiter ausbreiten.

Natürlich hatte Ella bemerkt, dass da mehrere Leute die Lobby betreten hatten. Dennoch stand sie weiter mit dem Rücken zu ihnen und tat noch eine Weile so, als würde sie sich umschauen.
Sie konnte nicht auf Anhieb sagen, ob Marco zu den Personen gehörte. In der Disco bei der lauten Musik hatte sie von seiner Stimme eh nicht viel gehört.
Erst als sie sich schließlich doch umdrehte, erkannte Ella, dass sie direkt ins Schwarze getroffen hatte.
Allerdings schien sich Marco wohl hinter diesem großgewachsenen Kerl verstecken zu wollen. Schien wohl so, als hätte er sie bereits erkannt. Ella grinste.
Bei ihnen stand auch noch eine junge Frau. Das war bestimmt diese Lena, Lissy oder so ähnlich.
Bevor sie jedoch voll in die Offensive ging, wollte sie die drei noch eine Weile beobachten. Mal sehen, was gleich passierte.

Marco runzelte die Stirn, da er sich sicher war, dass Marc ihm etwas verschwieg. "Na ja, du musst mir später auf jeden Fall alles erzählen, was ich verpasst habe." Er warf ihm einen vielsagenden Blick zu, damit er verstand, dass er auch über diese Sache noch mal reden würde.
Ihm fiel auf, dass die Frau sie geflissentlich ignorierte, was ihn nur noch nervöser machte. "Hm.. Lisa? Willst du dich vielleicht etwas hinlegen, oder so?" Er würde alles versuchen, nur um aus dieser Lobby rauszukommen.

Lisa schnappte empört nach Luft, als Marco meinte, dass ihre Tochter, IHRE Tochter bei Dortmund spielen sollte.
"Das trägt ja richtig dazu bei, dass ich sie gern haben soll, wenn sie bei den Gelben spielt", spottete sie, bevor sie bemerkte, was sie da sagte. Vielleicht sollte Lisa nicht unbedingt in Marcs Anwesenheit davon sprechen, dass sie ihr Kind nicht mochte. Und hatte sie nicht auch Marco versprochen, nicht mehr so zu reden?
Als Marco sie dann allerdings fragte, ob sie sich hinlegen wollte, stockte Lisa. Was war denn los?
"Ich bin eigentlich nicht müde", antwortete sie zögerlich, schaute sich beunruhigt um, konnte aber nur eine junge Frau ausmachen.

Marco zuckte zusammen und unterdrückte den aufsteigenden Ärger in sich, um den Streit nicht gleich von vorne zu beginnen. "Aber ich spiele auch bei den Gelben und mich magst du. Und sicherlich werde ich keinen Schalkestrampler anfassen. Wenn, dann gehen wir auf den Kompromiss ein und nähen einen gelben und einen blauen aneinander." Er grinste frech und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. "Ach so, ich dachte nur, wegen dem Kind... ich weiß ja nicht, wie viel Schlaf man da braucht." Er trat einen Schritt zur Seite, damit er ihr die Sicht auf die Frau nahm und strich ihr leicht über den Unterarm. "Aber du scheinst ja mehr Energie zu haben, als ich."

Natürlich hatte Marco etwas bemerkt, das hatte Marc auch nicht anders erwartet. Dafür, dass sie sich so gut kannten, war es schon erstaunlich, dass Marco bis heute nicht Bescheid wusste.
Marcos mehr oder weniger deutliche Aufforderung tat er mit einem "Hmm..." ab. Marco würde sicher versuchen, es aus ihm rauszukitzeln, aber Marc wollte ihm kein Versprechen geben, das er womöglich nicht halten konnte.
Sein Freund wurde immer nervöser, irgendetwas war da auf jeden Fall, das mit Sicherheit diese Frau betraf. Die Diskussion zwischen Lisa und Marco über irgendwelche Vereinsrivalitäten blendete er aus, nichts interessierte ihn gerade weniger. Marco wollte hier weg, also lief Marc kurz zu seinen Koffern schnappte sie sich und unterbrach dann einfach das Gepräch, indem er gespielt fröhlich verkündete: "So, wollen wir mal los? Ich würde jetzt gerne mal schlafen gehen."
Der Blick, den er Marco dabei zuwarf, ähnelte vermutlich dem, den Marco ihm auch gerade zugeworfen hatte. Sie würden einiges zu besprechen haben...

(Gehört eigentlich VOR Marcs Post )

cf: Draxledes Zimmer

Benni kam in die Lobby, hatte eigentlich nicht wirklich eine Idee, wie er seine Zeit jetzt verbringen sollte.
In der Lobby sah er ein kleines Grüppchen, unter anderem auch Marco und Lisa, also beschloss er, sich einfach zu ihnen zu gesellen.
"Hey", begrüßte er. "Wie gehts so? Ihr redet über das Kind?"

Zu der Gruppe gesellte sich noch ein durchaus gutaussehender Typ. Ella beschloss, dass sie dieses Hotel wohl nicht mehr so schnell verlassen würde, wenn hier nur solche Sahneschnitten rumliefen.
Dann schnappte sich der Große den Koffer, der mitten im Raum gestanden hatte, und es deutete sich an, dass sie alle wieder gehen wollten.
Das wusste Ella aber zu verhindern. Sie ging auf die Gruppe zu und steuerte direkt Marco an.
"Marco, Mensch, was für ein Zufall.", umarmte sie ihn ungefragt.
Dann wendete sie sich an die Frau. "Und du bist bestimmt...Lena?! Marco hat schon viel von dir erzählt."
Ein intrigantes Lächeln umspielte ihre Lippen.

Marco atmete erleichtert auf, als Marc nach seinem Gepäck griff und den Aufbruch einläutete. Er zwang sich zu einem Lächeln Benni gegenüber und nickte. "Jap, es wird wohl gelb-blaue Strampler geben, die zusammengenäht werden, wir können uns nicht einigen", antwortete er grinsend.
Als er allerdings tatsächlich Ellas Stimme hörte und diese ihn auch noch einfach in seine Arme zog, rutschte ihm das Herz in die Hose. "Ähhh... E-Ella? W-was machst du denn hier?", stammelte er panisch. "J-ja... das... das ist Lisa, meine Freundin." Er warf Ella einen mehr als deutlichen Blick zu und hoffte, dass sie den Wink mit dem Zaunpfahl verstand und dicht hielt.

Benni lachte leise.
"Ne, da hab ich was dagegen", meinte er schmunzelnd. "Ich bin für reines Blau."
War ja immer noch seine Tochter, da hatte er einiges mitzureden, fand er.
"Schwarz ist noch okay, aber bloß kein Gelb."
Eine weitere junge Frau gesellte sich zu ihnen und Marcos Reaktiion fand Benni doch etwas... seltsam, er wusste auch nicht warum.
"Hallo", begrüßte er sie höflich.
"Darf man fragen, wer du bist?"
War ja doch eher strange, dass sie Marco förmlich ansprang.

"Entschuldigung, Lisa. Ich hab's nicht so mit Namen.", tat Ella mehr als freundlich.
Den Blick, den Marco ihr zuwarf, ignorierte sie geflissentlich. So wie er hier schon in Panik geriet, würde sie es nicht wundern, wenn er sich irgendwann selbst verriet.
Dann sprach sie der Typ an, der als letztes dazugekommen war. Wieso nur war er vorgestern nicht in der Disco gewesen? Ihn würde sie ganz sicher nicht von ihrer Bettkante stoßen.
Ella streckte ihm ihre Hand hin. "Ich bin Ella, eine langjährige Freundin von Marco. Und wie es das Schicksal so will, haben wir uns vorgestern zufällig in der Stadt getroffen.", erklärte sie, ohne mit der Wimper zu zucken.

Benni war etwas verwirrt.
"Äh... hallo. Ich bin Benedikt", stellte er sich vor und erwiderte Ellas Händedruck.
Irgendetwas war komisch... die kleine Spitze gegen Lisa vielleicht.
"Freut mich dich kennen zu lernen."
Ein bisschen irritiert war er schon, er hatte noch nie von Ella gehört, und er hatte doch einiges mit Marco zu tun. Aber gut, er brauchte ja auch nicht alle Freunde seiner Freunde zu kennen.

Marco biss sich nervös auf die Unterlippe, als Benni natürlich auf Ella einging. Wenn der davon Wind bekam, wäre er wahrscheinlich einen Kopf kürzer. Auch wenn Benni Lisa nicht mehr liebte, waren sie immer noch jahrelang zusammen und Ewigkeiten befreundet gewesen. "Ähh... Ja... ja, wir haben uns in der Stadt getroffen", stimmte er ihr zu und schluckte einige Male, um den Kloß in seinem Hals loszuwerden. Die Diskussion über die Farben war für ihn damit gelaufen, jetzt musste er Lisa erst einmal von Ella wegbekommen.