Trainingsraum

"Doch versöhnt haben wir uns schon längst! Nur kam da nach ein Kuss und ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll!" meinte Thomas und hoffte Holger würde verstehen was er sagte. Er würde es ihm auch genauer erklären könne.

“Ein Kuss?” Noch präziser ging es wohl nicht. Wurde Thomas geküsst? Oder Manu? Oder… Holger seufzte. “Sehr informativ. Ein bisschen genauer musst du schon werden, wenn ich irgendwas dazu sagen soll.” Sollte er überhaupt ein Statement abgeben, sobald er mehr wusste? Es war doch eh nur falsch und ihm wurde wieder vorgeworfen, dass er überhaupt nichts verstand.

Thomas wusste es, er hatte wider zu wenig gesagt. Innerlich schüttelte er den Kopf über sich. Dann begann er zu erzählen. "Also du weißt doch das ich mit dir über Manuel und Maya gesprochen habe oder? Nun als ich mich entschuldigt habe bei ihm, ist Maya mit jemanden weg gegangen. Und dann später kam eine SMS von ihr. Na ja und dann ist Manu da hin. Und wegen irgendwas haben sie sich betrunken. Und dann haben sich Manuel und Maya geküsst. Und ich weiß einfach nicht wie damit umgehen soll!" meinte Thomas und Atmet erst einmal durch.

Holger nickte. Okay, das musste jetzt die ganze Geschichte gewesen sein. Manu küsste jemand anderes. Noch dazu im betrunken Zustand. Machte es nicht besser, aber erklärte die Handlung doch irgendwie. „Hast du mit Manu denn darüber gesprochen? Also dass du nicht weißt, wie du damit klar kommen sollst?“ Holger stellte das Laufband auf eine niedrigere Stufe, da er langsam außer Atem kam. „Aber es ist schon mal gut, dass er ehrlich zu dir war und es dir gestanden hat. Das zeigt, dass er es bereut.“ Hätte der Torhüter mal lieber gelogen oder zumindest geschwiegen, jetzt hatte der Innenverteidiger doch wieder das Problem.

"Na ja ich habe gesagt das ich Maya kennen lernen sollte! Einfach um zu verstehen wie das passieren konnte. Aber ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll. Mich hat das geschockt verstehst du? Ich wusste nicht was ich sagen sollte oder sogar machen konnte. Ich weiß einfach nicht weiter!" sagte Thomas verzweifelt.

Wie oft hatte Thomas in diesen Tagen der Weltmeisterschaft diesen Satz jetzt schon verwendet? Und es war immer weiter gegangen. Ob man wollte oder nicht. „Ist doch ein guter Ansatz. Diese Maya will sicher nichts zerstören.“ Vermutete Holger jetzt einfach mal. „Sie waren betrunken. Das hat bestimmt nichts zu bedeuten.“ Was sollte er ihm sonst sagen? „Wenn du damit nicht klar kommst, rede mit Manu. Er ist der einzige, der dir deine Zweifel nehmen kann.“ Der Innenverteidiger wischte sich mit dem Arm über die Stirn und lächelte. „Denk nicht so viel nach. Es bringt nichts, wenn du dir hier das Hirn zermarterst und mit Manu noch gar nicht genau darüber gesprochen hast.“

"Wenn ich wüsste wie ich das machen soll! Ich denke immer zu viel nach, bei solchen Dingen. Vielleicht sollte ich auch mal Didi fragen!" meinte Thomas und ließ seien Kopf gegen die Wand sinken. "Da muss ich auch noch hin! Ich versuche dann an mir zu arbeiten. Meist du er kann mir auch bei der Lisa Sache helfen?" fragte er seien besten Freund. Wollte einfach abkommen von dem Kuss war wahrscheinlich das beste.

„Dann lenk dich ab. Mit Training zum Beispiel“, erwiderte Holger sofort, ruderte aber zurück, als er an Thomas' Tollpatschigkeit dachte, „Außer dein Kopf macht dir noch Probleme.“ Was ja im wahrsten Sinne des Wortes der Fall war.
„Ja, mach das unbedingt mal. Vielleicht weiß der ja was gegen deine krankhafte Eifersucht.“ Dass Thomas jetzt die Sache mit seiner Ex-Frau anschnitt, oder sie zumindest erwähnte, verwunderte Holger ein wenig. Vielleicht hing das alles damit zusammen, da diese ihn als hässlichen Kerl beschimpfte und das ein Grund für Thomas' Eifersucht sein könnte. Aber das musste Didi analysieren.
„Bestimmt kann er das.“

"Mach ich später, ich denke ich werde mich später noch mal hin legen bis Manuel fertig ist." meinte Thomas. Dann dachte er über Holger Worte nach und fragte "Meist du das wirklich?" Er sah zu Holger. In letzter Zeit hatten sie nur mehr über ihn gesprochen, nicht über Holger. "Bildet ich mir das ein oder sprechen wir in letzter Zeit mehr über mich?"

„Was macht Manu denn?“, fragte Holger dann doch nach einer kurzen Pause nach. Musste ja etwas wichtiges sein, wenn die beiden mal nicht miteinander rumhingen. „Didi ist Psychologe. Sportpsychologe, aber trotzdem wird er dir da schon irgendwie helfen können.“ Hoffen konnte man das ja und ein Versuch war es alle mal wert. Für solch redseligen Spieler wie Thomas war Didi wirklich der beste Ansprechpartner. Holger war dem weniger zugetan.
„Tja.“ Er grinste und zuckte mit den Schultern, „Bei mir gibt’s halt nichts Neues.“

"Ach der wollte zu Didi, musste etwas klären!" meinte Thomas. Mehr wollte er nicht sagen, wollte er doch Manuels Vertauen nicht missbrauchen. "Ach komm schon Holger! Es muss doch schon was passiert sein. Ich glaube nicht, das in der Zeit nichts ist. Also komm schon Holger!" versuchte sich Thomas an einen Lächeln.

Hatte sich Manuel also tatsächlich Hilfe beim Sportpsychologen geholt. Fand Holger auch besser so, so fertig wie er den Torhüter im Wald erlebt hatte.
“Was soll denn passiert sein?”, stellte er die Gegenfrage und lachte, “Du klingst ja schon fast so, als wünscht du dir irgendein Ereignis.”

"Na ja ich kann einfach nicht glauben das bei dir nichts gewesen ist. Hast du nichts erlebt? Irgendwas mit Phil oder Basti oder Lukas oder so? War den gar nichts? Ich will doch auf dem Laufenden sei bei dir!" meinte Thomas. "Ich meine du weißt ja fast alles von mir und die Dinge die du nicht weißt, wirst du auch nicht wissen wollen." meinte Thomas.

Holger stellte das Laufband ab, stieg runter und lehnte sich dann erschöpft daran. “Hm, mal überlegen”, meinte er und atmete tief durch. Das Laufen war echt anstrengend. Was zwischen ihm und Philipp lief, würde er Thomas sicher nicht auf die Nase binden und das mit Sarah... naja, das auch nicht, wenn es nicht sein musste. Zumindest jetzt noch nicht. Irgendwann würde er wohl davon erfahren, so wie alle anderen auch.
Da fiel ihm aber was ein, was er seinem Kumpel erzählen konnte, damit dieser nachgab und nicht weiter nach hakte. „Naja, ich hab ein paar Probleme mit Clemens... René und Rico“, gab er zu. „Mit Clemens versteh ich mich nicht, von René weiß ich nicht, was ich halten soll und Rico... hm ja, der ist sowieso der Abschuss überhaupt.“

Cf. Umkleidekabine

Clemens stürmte mit geballten Fäusten in den Raum, sah Holger wütend an und sagte:

„Ach, du verstehst dich also nicht mit mir ja? Komisch, letztens hast du doch noch was ganz anderes behauptet oder?“

Immer noch wütend verschränke er die Arme vor der Brust.

„Und du weißt nicht, was du von René halten sollst? Deswegen schlägst du ihn oder was? Und alles nur, weil er nicht in dein Schema passt? In deine heile Welt? Wo sich nur Männer und Frauen lieben dürfen? Sag mal merkst du noch was?

Aber weißt du was? Das ist mir so was von egal. Du bist mir egal! Mit deiner Heuchelei.

Rico hast du ja auch nicht gerade nett behandelt, falls ich dich daran erinnern darf. Sag doch einfach, dass du ein Problem damit hast, dass er hier ist. Aber alle anderen komischen Weiber dürfen hier sein oder was? René hatte nun mal niemanden, also ist Rico gekommen. Und ich bin verdammt froh, dass er hier ist. Sonst hätten wir wahrscheinlich nie so einen tollen Team-Day auf die Reihe bekommen, der dich ja aber nicht interessiert hat. Der Herr hatte ja wichtigeres zu tun, als den Teamzusammenhalt zu fördern.“

Langsam ging er nun auf Holger zu, ballte seine Fäuste wieder und sah ihn aus verengten Augen an.

„Aber eins sag ich dir! Pass ja auf, damit kommt man im Leben nicht weit. Wenn ihr hier überhaupt noch irgendwo hin kommt. Ein Team ist das hier nämlich nicht mehr, ganz im Gegenteil!“

Keinen Moment zu früh, denn Clemens stand mit geballten Fäusten vor Holger und René machte sich gerade ziemliche Sorgen, dass die Situation eskalieren würde. Daher tat er auch schnell hinter ihn, schlang beide Arme um ihn und sagte mit einskaltem Blick in Richtung Holger:

"Clemens mein Schatz, bist du lebensmüde? Der schlägt dich doch grün und blau! Das ist es nicht wert. Er ist es nicht wert! Komm Süßer, wir hauen jetzt ab und lassen ihn mit seinem "besten Freund" allein!"

Damit zog er Clemens von Holger weg und aus dem Trainingsgebäude nach draußen auf den Fußballplatz zurück.

Rico hingegen sagte gar nichts, warf Holger aber auch noch einen eiskalten Blick zu, bevor er den beiden folgte.

tbc Fußballplatz

Überrumpelt, da Clemens plötzlich herein stürmte und ihn so wütend fixierte, weitete der Innenverteidiger geschockt die Augen. Dennoch wich er trotz den geballten Fäusten, die ihm keinesfalls entgangen waren, keinen Schritt zurück. Wie auch? Er war immer noch gegen das Laufband gelehnt. Plötzlich kamen auch René und Rico dazu, die Clemens weg zogen, nicht ohne eiskalte Blicke und ihren Äußerungen, die so ähnlich wie die von Clemens klangen. Alles geschah ziemlich schnell, so kam es dem Blonden vor.
Holger sah den Dreien erstaunt hinterher. Er schluckte schwer und presste seine Lippen dicht aufeinander. Super. Als ob diese Beschimpfungen nicht reichten, musste Thomas alles mitkriegen. Holger richtete seinen Blick auf den Boden und seufzte. „Also... das gab es von mir so Neues.“ Clemens hatte die Differenzen ja schön aufgeführt. Zumindest ansatzweise.

"Holger! Was ist hier los? Was meinte Clemens damit?" fragte er geschockt und sah seinen besten Freund an. Er mochte die drei wirklich sehr gerne, und wie Rene die Worte aus gesprochen hatte! Er war doch nur zu fällig hier gewesen.

Holger sah Thomas nicht an. Ihm war die Situation echt unangenehm, aber es war klar, dass er nachfragte. Obwohl Clemens doch alles gesagt hatte. Hilflos zuckte er mit den Schultern und fixierte den Boden. „Hast du doch gehört. Wie gesagt, Clemens und ich verstehen uns halt nicht.“

"Da muss irgendwas gewesen sein Holger! Ich bin doch nicht doof, irgendwas stimmt doch nicht! Ich dachte du bist mein bester Freund, und als solche kann man sich alles sagen." fügte Thomas hinzu.

Natürlich war da etwas, da lag Thomas schon richtig. Aber darüber sprechen wollte der Blonde eigentlich nicht wirklich. Vorallem, wo sollte er anfangen? Dass René und Clemens ihn für einen homophoben und scheinheiligen Idioten hielten und er den Torhüter deshalb eine reingehauen hatte? Bei der Konfrontation in der Lounge ging es teilweise auch um Thomas, daher könnte Holger ihm nie die ganze Wahrheit erzählen.
„Du hast sicher das Hämatom in Renès Gesicht gesehen, oder?“ Holger biss sich schmerzhaft auf die Unterlippe. Er musste Thomas irgendwas antworten, auch wenn es ihm nicht gefiel. „Das hab ich ihm verpasst. Wir haben gestritten und es ist im Affekt passiert.“ Schlagartig sah der Innenverteidiger auf und fixierte den Braunhaarigen: „Das bleibt aber unter uns, hast du verstanden?“

"Natürlich bleibt das unter uns! Eine nette Meinung hast du da von mir Holger!" sagte Thomas. Dann sah er Holger wider an und fragte "Was machst du den für Sachen?" Er konnte nicht glauben was hier gerade passiert, alles ging irgendwie den Bach runter.

Wieder zuckte Holger mit den Schultern. „Ist halt passiert. Ich will aber jetzt auch nicht weiter drüber reden.“ Er hoffte, dass Thomas sich damit zufrieden gab. Mehr brauchte der Braunhaarige wirklich nicht zu wissen, es war schon blöd genug, dass er alles mitbekam, was Clemens und auch Renè ihm da an den Kopf warfen. Die Blicke von den Dreien sagten ebenso alles.

"Na gut dann lassen wir das Thema eben. Aber wenn wider was ist kommst du zu mir! Versanden?" fragte Thomas und er hob sich langsam. Er hatte das Gefühl, auch die andere Sicht erleben zu wollen.

Holger nickte langsam. Widersprach nicht, aber sagte auch nicht so ganz zu. Er kannte sich eben selber mittlerweile ganz gut und wusste, dass er nicht bei jedem Problem zu ihm kommen würde. Dennoch war er fürs erste erleichtert, dass Thomas nicht weiter nach hakte und das Thema ruhen ließ. Das war jetzt besser so.
„Gehts Manu eigentlich noch sehr schlecht?“, fragte er beinahe schon kleinlaut. Warum er jetzt, nach dieser ganzen Sache, gerade wieder auf den Torhüter kam, wusste er nicht, aber er wollte irgendwie auch ablenken, da Thomas keinThema von sich aus vorschlug.