Trainingsraum

cf: Hotelzimmer von Emma

Bevor sie mit dem Training beginnen würde, wollte sie ihren Tanzpartner anrufen.
„Lukas“, meldete dieser sich.
„Hey, ich bin's, Emma.“
„Oh hey. Wie geht’s dir?“
„Super. Ich rufe eigentlich wegen Enrique an.“
Er seufzte. „Ich denke mal, dass du das machen willst? Emma, ich weiß nicht, ob das so eine gute...“ Sie ließ ihn nicht aussprechen. „Er hat es verdient und du auch. Denk doch mal nach. Wir trainieren jetzt schon eine ganze Weile zusammen für nichts. Lass uns endlich beweisen, was wir können.“
„Ich weiß nicht, ob ich gut genug bin...Du schaffst das. Du hast es schon einmal so weit gebracht.“
„Lukas, hör mir mal zu. Du bist gut. Du bist sogar sehr gut und wir schaffen das, aber nur wenn du aufhörst zu zweifeln.“
Er seufzte und ließ eine lange Pause entstehen. „Na gut. Aber dann weißt du, was auf uns zu kommen wird.“
„Ja, das weiß ich. Training, Training und noch viel mehr Training. Ich werde hier in Brasilien schon das Nötigste anfangen. Wir beide setzen uns dann an eine Choreo.“
„So machen wir das. Ich freue mich da wirklich drauf. Wir hören voneinander.“
„Das werden wir. Tschau.“
„Tschüss“, dann legte er auf.
Also gut...Wenn sie auf die WM wollten, mussten sie wohl auch eine Freestyle Choreographie tanzen und an die würde sie sich jetzt setzen. Was bei der Jury immer wichtig ist, war die Geschichte dahinter. Sie schloss ihr Handy an die Anlage an und ließ ihr Lieblingslieder durchspielen. Dabei bewegte sie sich irgendwie zu der Musik und versuchte Ideen in ihrem Kopf zu entwickeln.

SMS vom Lieblingsjogi

Hey,
warum warst du nicht beim Essen?
Und in deinem Zimmer bist du auch nicht?
Muss ich mir Sorgen machen?
Wenn du Lust hast, kommt zur Bucht :*

Plötzlich stoppte die Musik. Verwirrt löste sie ihr Handy von der Anlage. Eine SMS von Joachim. Dann machte sie sich mal schnell auf den Weg, aber so? Sie sah an sich herunter. Kaputtes Top und..Ach egal. Das würde ihn eh nicht stören.

tbc:Bucht

Cf: Hotelzimmer von Ana.

Im Trainingsraum legte sie ihr Handtuch auf die Bank dann schloss sie den MP3 Player an. Als die Musik los ging begann sie zunächst sich aufzuwärmen. Dabei merkte sie das ihr die Hüfte doch noch etwas weh tat aber das war ihr in diesem Moment egal. Nach den Aufwärmübungen begann sie Grundschritte und weitere Schritte zusammen zufügen. In ihrem Kopf bekam sie langsam eine Vorstellung der Choreografie für die Meisterschaft. Sie tanzte einfach weiter und vergas den ganzen Stress der hier war. Auch das Sebi zuvor einfach gegangen war. Ana tanzte einfach nur für sich.

Nach einer Weile beschloss sie das es für heute genug gewesen ist mit dem Tanzen. Also machte sie sich auf den Weg in ihr Zimmer.

tbc: Hotelzimmer von Ana

cf: Draxledes-Zimmer

Noch immer reichlich angefressen kam Jule im Trainingsraum an. Er war ohne bestimmtes Ziel aus dem Zimmer geflohen und hatte sich irgendwann auf dem Weg in die Lobby dazu entschlossen, hierher zu kommen. Er musste sich definitiv abreagieren und auf klare Gedanken kommen.
Er stellte sich aufs Laufband, fing gleich mal mit einem ordentlichen Tempo an.
Warum musste er nur so eifersüchtig sein? Benni hatte ihm oft genug versichert, dass er ihn liebte und das mit Manu nur ein Experimentieren gewesen war. Warum konnte er das nicht mehr glauben?
Hatten sie ihre Beziehung schon so sehr kaputt gemacht? Forderte das ständige Auf und Ab so seinen Tribut? Endete das jetzt in extremer Eifersucht? Das konnte alles nicht mehr gut sein.
Es ging nicht mehr... Das mit Benni und ich könnte niemals gut gehen. Es war nur knapp eine Woche, die sie zusammen waren. Sie sollten glücklich und unbeschwert sein. Aber das waren sie nicht. Da lief einiges ganz gehörig falsch und er bezweifelte, dass sie es wieder auf die Reihe bekamen. Sie hatten sich versprochen, alles gemeinsam zu schaffen. Benni hatte das Versprechen schon einmal brechen wollen. Wahrscheinlich hatte er Recht gemacht. Sie würden nicht alles gemeinsam schaffen. Sie würden höchstens zusammenbleiben, sich immer wieder streiten und zoffen, bis von Liebe und Freundschaft nichts mehr übrig blieb. Sie waren nicht füreinander geschaffen. Oder waren zumindest noch nicht bereit dafür.
Er konnte das nicht länger. Wenn er nicht wollte, dass sie irgendwann nur noch peinliches Schweigen und Hass füreinander übrig hatten, musste er was tun und die Sache irgendwie beenden. Er musste sich irgendwie von Benni lösen.
Nach einiger Zeit des Nachdenkens und Laufens, schaltete er das Laufband wieder aus. Noch etwas atemlos ging er zu seinem Handy, hatte schnell die richtige Nummer gefunden. Sein Berater. Es brauchte nur ein paar Mal Tuten, eine Begrüßung und ein "Ich will wechseln" von Julian, um alles in die Wege zu leiten. Sein Berater würde sich darum kümmern. Vielleicht war es überstürzt und eine dumme Entscheidung. Aber gerade schien es der einzige Weg, wenn er Benni nicht ganz verlieren wollte.
Das mit Benni war ungesund. Das war keine schöne Liebe, sondern viel mehr ein süchtig machendes Gift für sie beide. Und wenn Benni schon nichts dagegen tun wollte, musste er es eben tun.

cf: Draxledes Zimmer

Im Trainingsraum fand er Julian schließlich, sichtlich außer Atem, ein Laufband noch in Betrieb. Offenbar war er gelaufen.
Julian stand da, nahm gerade sein Handy in die Hand. Benni blieb in der Tür stehen. Vielleicht war es nicht so ganz fair, aber gerade verstand er einfach nicht, was in Julians Kopf vorging. vielleicht würde er das ja herausfinden.
Doch während des Gespräches - die eine Hälfte, die er mitbekam, reichte völlig aus - spürte er sein Herz endgültig zerbrechen.
War das tatsächlich das Aus für ihre Beziehung?
Er war wie paralysiert, konnte überhaupt nicht reagieren, ansonsten hätte er Julian wohl schon längst das Handy aus der Hand genommen und aufgelegt.

Julian ließ das Handy wieder sinken, legte er zur Seite. Hatte er da wirklich das Richtige getan? Eigentlich... Er tat doch nur etwas, das er schon immer mal hatte tun wollen. Im Ausland spielen, bestenfalls in Spanien. Es gab ja auch Angebote. Er hatte auch nie abgestritten, dass er mal woanders spielen wollte. Er fühlte sich wohl auf Schalke, würde vielleicht auch wieder zurückkommen, falls er wirklich gehen wollte. Nur jetzt konnte er nicht bleiben.
Benni machte ihn kaputt. Schritt für Schritt stürzte er ihn ins Verderben, riss ihm dabei immer ein Stück seines Herzens heraus. Er machte es sicher nicht mit Absicht. Sie waren nur nicht füreinander bestimmt. Sexuell passten sie zusammen, ja. Aber sonst? Wohl eher nicht. Sie würden sich nur doch immer wieder weh tun. Und genau das wollte er nicht. Weil er Benni dann irgendwann hassen würde. Er würde ihn dafür hassen, dass er ihn zugrunde gerichtet hatte. Er liebte ihn mehr als alles andere und es fiel ihm so unglaublich schwer, ihn gehen zu lassen und das zu beenden. Aber er hatte keine Wahl mehr. Es passte nicht zwischen ihnen.
Sie hatten vielleicht noch den Rest der WM zusammen... Da konnten sie sich schließlich nicht aus dem Weg gehen und Julian wusste genau, dass er immer wieder schwach werden würde, wenn er Benni sah. Deswegen musste er ja weg. Und heute hatte er den Grundstein dafür gelegt.
Gut ging es ihm dabei sicher nicht. Ganz im Gegenteil. Aber es war der vernünftigste Schritt.
Er drehte sich wieder um, wollte eigentlich weiterlaufen. Aber dann sah er Benni in der Tür stehen, der ihn geschockt anstarrte. Hatte er das etwa mitgehört?
"Wie... Wie lang stehst du schon da?"

"Lang genug", flüsterte Benni.
Mehr brachte er nicht heraus und seine Stimme klang dünn und heiser.
Er konnte es kaum glauben, was er gehört hatte. Julian wollte wechseln. Ins Ausland. Benni wusste, dass es gleichermaßen das Ende ihrer Beziehung bedeuten würde. Die Frage war nur... warum?
Warum jetzt aus heiterem Himmel, wenn vor einer Stunde noch alles in bester Ordnung gewesen war?
Sie hatten sich nicht gestritten, und Benni hatte nicht einen Augenblick an ihrer Beziehung gezweifelt, Benni hatte nicht einmal daran gedacht, dass irgendetwas nicht passte.
"Ich... geh dann wohl besser."
Ein heiseres Krächzen, mehr brachte er nicht zustande.
Julians Worte waren ja eindeutig gewesen. Persönliche Gründe für seinen Wechsel... damit konnte nur er gemeint sein.

"Benni", brachte Julian leise über seine Lippen. So hatte er das nicht gewollt. Eigentlich hatte er Benni gar nichts sagen wollen, bis alles geregelt war. Das dauerte ja auch alles eine Weile und vielleicht wären sie bis dahin ohnehin nicht mehr zusammen gewesen. Dann hätte er Benni jetzt auch nicht so enttäuscht.
Aber er würde es auch noch verstehen, hoffte er zumindest. Er musste auch sehen, dass sie keine Zukunft hatten, sondern dass sie nach und nach alles kaputt machten, was sie verband.
"Ich... Ich muss das tun."

"Warum?" würgte Benni hervor.
Er konnte nicht einmal weinen, war einfach nur fassungslos. Taubheit breitete sich in seinen Gliedern aus und er spürte, wie er in sich zusammensackte, an der Wand entlang nach unten rutschte, bis er auf dem Boden saß.
"Es war doch alles wieder gut", stellte er tonlos fest.
Er konnte nicht weinen. Er konnte auch nicht lachen. Schreien, Weinen, Wütend sein, es war nichts da.
Nur eine dumpfe Fassungslosigkeit, die ihn übermannte, Resignation und Schwere.
"Wir haben gesagt, wir kriegen das alles hin."
Und jetzt wollte Julian das alles hinschmeißen, für... nein, nicht für einen Wechsel. Er wollte wechseln, weil er weg wollte, weg von ihm.
"Warum?"

Julian seufzte schwer, setzte sich dann vor Benni in den Schneidersitz. Vielleicht war das alles doch ein ganz großer Fehler. Vielleicht sollte er nicht wechseln. Er liebte Benni doch und gerade im Moment glaubte er auch wieder, dass der ihn liebte.
Aber es würde nicht gut gehen. Das hatten sie zu oft gesagt und es war immer wieder etwas gehörig schief gelaufen.
"Weil ich dich zu sehr liebe", meinte Jule leise und mit krächzender Stimme, sah stur auf den Boden. "Und weil du ganz genau weißt, wie sehr ich dich liebe und du auch weißt, dass ich dir deswegen immer alles verzeihen werde. Und wenn du das immer wieder ausnutzt... Das macht uns kaputt. Ich merk doch schon, dass ich dir nicht mehr ganz vertraue. Und wenn ich nicht gehe, wird das immer so weitergehen. Du baust irgendeinen Mist, machst mich kaputt und irgendwann... dann werde ich dich dafür hassen. Und das will ich nicht."

Fassungslosigkeit ergriff von ihm Besitz, Benni konnte es nicht glauben, was er hörte.
Er wusste ja, dass sie beide ihre Fehler hatten. Aber er arbeitete doch dran, er liebte Julian und wollte ihn nicht verletzten.
Doch offensichtlich reichte seine bloße Anwesenheit aus, um ihm wehzutun. Benni wusste nicht, was er sagen oder tun sollte, fühlte sich wie gelähmt.
"Ich nutze das nicht aus", hörte er sich sagen. "Wir kriegen das zusammen hin, das haben wir hundertmal gesagt."
Das mit Lisa gestern war eben einfach eine komplizierte Situation gewesen, für sie alle, aber Benni hatte sich doch ganz klar entschieden, wusste jetzt genau, was er wollte.
Julian hasste ihn. Noch nicht, aber er würde es irgendwann tun.
Eine eindeutigere antwort hätte er nicht bekommen können.
Wortlos stand er auf und sah Julian an.
"Aber... dann ist hier also Schluss?" fragte er heiser. "Bis hierhin und nicht weiter, weil du Angst hast, wie es weitergeht?"

Auch Julian stand jetzt wieder auf, stellte sich direkt vor Benni und sah ihn aus traurigen Augen an. Ihm tat es doch auch in der Seele weh, das hier zu tun. Ein Teil von ihm sagte ihm auch, dass es falsch war und er es nicht tun sollte. Dass er ihnen diese Chance wirklich geben sollte. Aber Benni hatte doch seine Chancen gehabt. Und sie hatten feststellen müssen, dass es nicht passte. Er würde ihm wieder weh tun und Julian würde ihm wieder eine Chance geben. Es würde ihn kaputt machen. Stück für Stück.
"Doch, du nutzt das aus. Vielleicht nicht absichtlich, aber du tust es. Ich würd ja sagen, dass du vielleicht beziehungsunfähig bist, aber mit Lisa hat es doch auch funktioniert. Folglich liegt es an mir... Du kannst nicht mit mir zusammen sein."
Hier war also wohl Schluss. Weil er Angst hatte. So war es eben. Er hatte Angst, wieder verletzt zu werden und Benni letzten Endes ganz zu verlieren.
"Ich kann dir doch jetzt schon nicht mehr ganz vertrauen... Du hast eigentlich nichts gemacht und trotzdem hätte ich Manu am liebsten die Augen ausgekratzt, weil ich so eifersüchtig war! Das kann doch nicht gut sein!"

Stück für Stück rissen Julians Worte ihm das Herz raus, und am liebsten hätte Benni sich jetzt heulend in eine Ecke verkrochen.
Er hatte es kaputt gemacht. Julian hatte schon Recht, es konnte nicht funktionieren, nicht auf die Dauer, wenn er nicht endlich seine Zweifel in den Griff bekam.
Und nicht, wenn Julian seine Eifersucht, unter Kontrolle bekam.
Und bevor sie sich damit nur gegeseitig kaputt machten, war es besser, wenn sie einen Schlusstrich zogen, in einem Zustand wo sie vielleicht irgendwann wieder Freunde sein konnten.
"Dann... ist also Schluss?" fragte er matt und sah Julian an.
Er fühlte nichts in diesem Moment, fühlte sich taub und leer und wie tot.
"Bekomm ich mein Armband zurück? Ich hätt gern eine Erinnerung."
Er schluckte. Konnte nicht weinen, auch wenn er sich danach fühlte.
"Ich lieb dich nämlich wirklich und ich weiß auch, dass sich das nie ändern wird."

Julian schluckte schwer, versuchte verzweifelt die Tränen zurückzuhalten. Es gelang ihm aber nicht und nur einen Wimpernschlag später fühlte er schon warme Tränen über seine Wange rennen. Er liebte Benni so sehr und er wollte ihn nicht verlieren. Aber sie mussten auch vernünftig sein. Wenn sie jetzt weitermachten, würde alles weitergehen wie bisher. Es würde wieder was passieren, was Benni zweifeln ließ. Inzwischen zweifelte auch Julian zu viel, selbst wenn er jetzt noch einen Rückzieher machte. Es würde nicht funktionieren.
Dass er nie wieder richtig glücklich sein würde, das wusste er. Er hatte nicht nur seine Familie verloren. Mit Benni verlor er gerade noch das, was einer Familie am nächsten kam. Benni war doch seine Familie geworden. Ihn zu verlassen, tat so unfassbar weh, dass es Julian innerlich zerriss.
Er konnte ohne Benni nicht glücklich sein. Aber er könnte leben ohne vollständig kaputt zu gehen. Mehr als Überleben wollte er doch gar nicht.
Er nahm das Armband von seinem Handgelenk, trat noch einen Schritt näher an Benni heran. Er legte es in Bennis Hand, streichelte dabei leicht mit den Fingern über seine Handinnenfläche.
"Liebe allein reicht aber nicht", meinte er, die Stimme tränenerstickt.

Julian weinte, und Benni wünschte sich, er könnte es auch tun, aber in ihm war nur Leere, tiefe, gähnende Leere, da, wo ihm sein Herz herausgerissen worden war, das jetzt zerbrochen in Scherben zwischen ihnen lag.
Wie er so noch weiterleben sollte, wusste er nicht, und dass er nie glücklich sein würde, das wusste er.
Julian reichte ihm sein Armband, die federleichte Berührung seiner Finger brannte wie Feuer und Benni zog seine Hand zurück.
Er konnte das nicht, konnte das alles nicht durchhalten.
"Vielleicht", wisperte er, gab Julian Recht. Liebe allein reichte nicht, nicht bei ihnen.
Er beugte sich vor und hauchte einen federleichten Kuss auf Julians Stirn, dann drehte er sich um und ging.
Wortlos, ohne noch etwas zu sagen.
Es war alles gesagt. Das zwischen ihnen war Vergangenheit, sie mussten es beenden, wenn sie nicht vollends daran kaputt gehen wollten.
Sein Herz lag in Scherben irgendwo herum, Julian hatte es herausgerissen und zerstört, und Benni fühlte sich völlig taub.
Wohin er ging, wusste er selbst nicht so genau.

tbc: Meer

Bennis Lippen auf seiner Stirn brannten noch Sekunden und Minuten danach. Er war innerlich so zerrissen, wünschte sich nur noch, dass er auf der Stelle tot umfallen würde. Was machte das Leben denn jetzt noch lebenswert? Er hatte das Wichtigste verloren.
Er wünschte sich, dass wenigstens eine taube Leere von ihm Besitz ergreifen würde. Dann würde er wenigstens gar nichts mehr fühlen. So aber tat es nur unheimlich weh. Er war kaputt und konnte nur hoffen, dass die Wunden irgendwann heilen würden. Aber er wusste, dass es niemals wieder gut werden würde. Aber es war der einzige Weg, um zu überleben.
Es war besser, als erst nach Jahren kaputt zu gehen und Benni dann zu hassen. So könnten sie vielleicht irgendwann wieder Freunde werden. Tief in sich hoffte er ja, dass sie irgendwann wieder eine Chance hätten. Dass Benni nur noch Zeit brauchte und noch nicht reif genug für diese Beziehung war. Aber glauben konnte er daran nicht.
Er ging zurück zum Laufbahn, stellte sich auf das Gerät und wählte ein hohes Tempo. Er lief nur noch. Immer weiter, ein hohes Tempo. Es wurde nicht besser, nicht direkt. Nur seine Beine wurden schwer, das Luftholen wurde schwieriger, bis das Atmen schon weh tat. Aber der körperliche Schmerz konnte den seelischen wenigstens etwas verdrängen.
Er lief und lief, weinte dabei unentwegt, bis er keine Tränen mehr hatte, die er weinen konnte.

Völlig entkräftet ließ Julian sich auf den Boden fallen. Es tat noch immer so schrecklich weh und er bezweifelte, dass es besser wurde. Wie konnte das denn das Richtige sein, wenn es sich so falsch anfühlte? Wäre Benni jetzt hier, würde er zweifelsfrei wieder schwach werden. Aber er hatte so Angst, dass dann alles wieder von vorne losging. Wenn sie nicht füreinander geschaffen waren... Dann war es doch besser, es gleich zu beenden. Oder?
Er nahm sein Handy, sein Finger schwebte schon über Bennis Namen. Nur ein Anruf und... Wenn es doch besser wurde? Wenn Benni es wirklich ernst meinte?
Er schüttelte schnell den Kopf. Nach ein paar Minuten wollte er schon wieder einen Rückzieher machen?
Statt Benni anzurufen, schrieb er eine SMS an Max. Warum genau, wusste er nicht. Aber irgendwie musste er sich ablenken.

Julian wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Wenigstens antwortete Max sofort. Er wusste nicht, was er sich von ihm erhoffte. Gute Ratschläge oder nur Ablenkung?
Er war zumindest froh, dass Max kommen wollte. Ihm fiel sonst niemand ein, mit dem er hätte reden können.
Trainingsraum. Danke

cf: Schüchternzimmer

Als Max den Trainingsraum betrat, sah er Julian sofort. Er saß auf dem Boden und wirkte völlig am ende. Erschrocken kniete Max sich neben ihn und schlang die Arme um ihn.
"Was ist denn passiert?" fragte er erschrocken.
Irgendetwas musste ihn wirklich aus der Bahn geworfen haben, so kannte er Julian gar nicht, nicht so schwach und kraftlos.

Eigentlich hatte Julian zumindest halbwegs seine Fassung bewahren wollen. Aber als Max ihn sofort in den Arm nahm und er - der kleine Max - ihn tröstete und Kraft geben wollte, brach er doch wieder in Tränen aus. Woher die noch kamen, wusste er nicht. Eigentlich fühlte er sich zu ausgelaugt dafür.
"Ich hab Schluss gemacht", weinte er, lehnte sich an Max. Er brauchte gerade nur etwas Nähe. Jetzt, wo er alles verloren hatte, was ihm wirklich etwas bedeutete.

Max erschrak, als Julian so heftig anfing zu weinen, etwas hilflos streichelte er ihm über den Rücken.
Über seine eigenen Gedanken erschrak er ziemlich, er freute sich darüber, dass Benni es offenbar so versaut hatte, das Julian Schluss machte, jetzt war seine Chance.
Dabei wollte er das eigentlich gar nicht, eigentlich wollte er nur für Julian da sein und ihm helfen, eigentlich wollte er, dass Julian und Beni glücklich waren.
"Warum das denn?" fragte er fassungslos. Sie hatten doch so perfekt harmoniert, waren so glücklich gewesen.

"Ich weiß gar nicht, wie es dazu gekommen ist", schluchzte Julian weiter und hing weiter in Max' Armen. Erst hatte der sich bei ihm ausgeheult, jetzt war es eben umgekehrt.
"Wir... es wollen sich wohl Spieler outen und wir wurde gefragt, ob wir mitziehen wollen. Irgendwie ist mir da klargeworden, dass das eh gar nicht infrage kommt, weil ich in dem Fall gerne ne stabile Beziehung hätte. Und die hab ich nicht. Ich wär mir nie sicher, dass Benni wirklich zu mir steht. Lisa muss ihn doch nur schief ansehen und er wird schon wieder schwach und zweifelt an unserer Beziehung. Er hat mich oft genug wegen irgendnem Kack allein gelassen und... Ich geh da dran kaputt! Ich halt das nicht mehr aus!"
Verzweifelt sah er Max an, bat stumm um einen Rat, wie es besser wurde.