Teampsychologe

cf: Speisesaal

Bevor Marco auch nur alle Wörter von Max verstand, wurde er schon von Dr. Hermann und Köpke aus dem Raum gezogen, wofür er den beiden in seinem Inneren einfach nur dankbar war. Er konnte sich diesen ganzen Scheiß nicht mehr an tun, wollte es auch nicht mehr und wenn er noch länger Goretzkas Fresse sah, ohne in sie hinein prügeln zu können, würde Marco innerhalb kürzester Zeit seinen Verstand verlieren.
In Dr. Hermanns Raum angelangt, wurde er auf ein Sofa gedrückt und endlich wieder los gelassen. Marco saß einfach da und sagte gar nichts.
Sein Körper zitterte leicht, wenn auch jetzt nicht nur noch vor Wut, sondern viel mehr vor lauter Trauer und Enttäuschung. Was hatte er sich nur so in Max täuschen können. Und sowas sollte seine Erste Liebe sein? Da verliebte er sich das nächste Mal ja lieber in einen Aschenbecher, der gab ihm wenigstens auch was zurück.
Jetzt bekam Marco kein Wort mehr raus und er spürte auch nur am Rande, wie ihm die ersten Tränen über sein Gesicht rannten.

Hans-Dieter setzte sich auf den Sessel, bevor er doch noch einmal aufstand und vorsichtshalber eine große Packung Zewatüchter holte. Er stellte die Packung vor den Spieler auf den Tisch und ging noch einmal zurück zu der kleinen Minibar, die in dem Schrank versteckt war. Ein Glas Wasser konnte nie schaden, weshalb er ein sauberes Glas nahm und am Tisch angelangt, Marco ein halbes Glas Wasser einschenkte. Mit einem Blick zu Andy gab er ihm zu verstehen, dass er sich setzten aber vielleicht besser ersteinmal still sein sollte. Kurz blieb er stehen und dachte nach, wie er hier am besten vorgehen sollte. Dann holte er sich sein Klemmbrett und trug in das Protokoll den Namen des Spielers ein. Kurze Zeit später sah er auf und suchte den Blick von Marco Höger. Er nickte auffordernd und hoffte, dass er etwas sagen würde.

Nachdem Marco saß und scheinbar nicht mehr auf die Idee kam, nach irgendetwas zu treten, zu schlagen oder zu spucken, hatte Andy sich eigentlich verabschieden wollen. Das hier war eine Sache zwischen Therapeut und Patient, da hatte er nichts zu suchen. Außerdem bezweifelte er, dass die es im Speisesaal wirklich von selbst auf die Reihe bekamen. Didis Blick war jedoch eindeutig und so ließ Andy sich stumm auf einen Stuhl neben den beiden sinken.
Warum kam Jogi nicht oder schickte wenigstens eine Nachricht? Langsam machte er sich echt Sorgen um den Bundestrainer. Dabei bräuchte er ihn dringend, irgendwer musste dieses Theater hier mal in den Griff bekommen. Erschöpft rieb Andy sich leicht seine Schläfen. Wenn das so weiterging, würde er noch an unerträglichen Kopfschmerzen sterben. Vielleicht hätte er doch besser krank bleiben sollen...

Taschentücher stapelten sich vor Marco Nase, wurden nur mit einem leeren Blick bedacht. Dann bekam auch ein Wasserglas vor ihm einen hübschen Platz. Marco senkte seinen Blick, um niemanden an sehen zu müssen.
Andreas Köpkes und Dr. Hermanns Blicke schienen auf ihm zu liegen, jedenfalls bildete er sich das ein, und sie waren strafend und grausam und Marco schluckte. Natürlich sah er nicht, dass er sich das ganze nur dachte, ihre Blicke weder strafend noch böse waren, aber die Wahrheit hatte derzeit keinen Platz in Marcos Universum.
Das Schweigen um ihn herum beunruhigte Marco und so hob er nach einer kurzen Weile doch seinen Blick, traf auf Didis klare Augen, die ihn auffordernd musterten.
"Jah...", fing Marco an und seine Stimme klang ganz schwach und brüchig, "Was soll ich sagen?"
Er wusste es wirklich nicht. Das einzige, was er zu sagen wusste, waren Schilderungen über seine Schmerzen und Ausdrücke über Goretzka, die in diesem Raum sicher keinen Anklang finden würden. Und dann war da noch seine Enttäuschung, Wut und Trauer, die er Max gegenüber brachte. Und der Hass auf sich selbst.

"Sprich alles aus, was die gerade in den Sinn kommt. Deine Wut, der Schmerz, alles...", lächelte Hans-Dieter ihn an. "Aber friss es nicht in dich hinein. Lass es raus, Marco, damit es dich nicht länger belastet und damit wir später in Ruhe darüber reden können, denn das muss geklärt werden."
Es war ihm im Gesicht anzusehen, wie sehr ihn das alles mitnahm, weil es gerade so viel war. Vor allem der Schmerz der Liebe tut oft besonders weh.

Dr. Hermann gab ihm einen Freifahrtsschein, alles los zu werden, was ihm auf dem Herzen lag und Marco brauchte zwar noch einen Moment, bevor er den Mut fasste, dann fing er allerdings an zu reden.
"Wo soll ich den anfangen? Ich mein... es ist alles so viel auf einmal und ich weiß gar nicht mehr genau, was eigentlich passiert. Gestern hat damit angefangen, dass sich mein Fickpartner wieder in eine Beziehung stürzt und hat damit geendet, dass ich aus dem Hotel geschmissen, geoutet und verlassen werde. Und dann muss ich heute sehen, dass Max wahrscheinlich schon fremd gefickt hat, bevor er mir überhaupt die Nachricht hat zu kommen lassen, mit der er mir weniger freundlich gesagt hat, ich solle mich verpissen und von ihm fernhalten! Goretzkas Grinsen ist einfach abartig und wenn ich nur sehe, wie er Max anfässt, dann...", er ballte seine Fäuste und zog seine Augenbrauen zusammen. Die Wut kam wieder in ihm hoch. "Und dann reden die von Liebe und allem und sind selbst so... so dumm! Ich hätte ihm seine hässliche Nase blutig schlagen sollen, dann wüsste er mal, wie ich mich gerade fühle, stattdessen redet er so einen Mist und fühlt sich im Recht... ich meine im Recht?! Und Max... boah! Der Kleine braucht mal links und rechts eine geklatscht, damit der wieder zu Sinnen kommt!" Am Liebsten hätte Marco wieder auf den Boden gespuckt, aber das verkniff er sich dann doch, schnappte sich stattdessen das Glas und trank es mit einem Zug leer.

SMS an Schnuffi, weil sein Fickpartner Langeweile hat

Lebst du noch?

Hans-Dieter seufzte. Marco voll mit Emotionen. Vielleicht sogar mit zu vielen.
"Gewalt ist keine Lösung, das bringt uns hier nicht weiter, Marco. Das kann ernste Folgen haben und ich rede nicht von einem Hausverbot, sondern von einer Anzeige, einer Geldstrafe, einer Freiheitsstrafe und deine Karriere kann dadurch auch gefährdet sein. Natürlich gibt es Dinge im Leben, die uns nicht passen, aber wir müssen versuchen es zu klären und damit zu leben."
Er machte eine kurze Pause und holte eine frische Flasche Wasser, die er auf den Tisch stellte, damit Marco sich bedienen konnte, wenn er wollte.
"Du spottest regelrecht über Max und Leon... woher willst du wissen, dass sie nicht wissen, was Liebe bedeutet? Weißt du es denn ganz sicher? Oder geht es dir nur darum, dass es die beiden sind, die davon geredet haben? Weil Max sich jetzt an Leon hält..."
Hans-Dieter versuchte sich langsam an die Geschichte ran zutasten.

Dr. Hermann hatte ja so gesehen recht mit den Dingen, die sich auf Gewalt bezogen. Im Knast sitzen wollte Marco dann am Ende auch nicht und auch, wenn er seine Karriere wahrscheinlich eh an den Nagel hängen konnte, nachdem er jetzt in der Öffentlichkeit zu seiner Sexualität stehen würde, wollte er das ganze eigentlich nicht noch überstrapazieren.
Also grummelte er nur, nahm dem Psychologen dann aber dankbar die Flasche ab, um sich sein Glas wieder voll zu gießen und es sofort wieder leer zu trinken. Das kühle nass tat ihm gut, so wie es seinen Hals hinab rinn.
Als Dr. Hermann dann aber weiter redete, hatte Marco schon was zu sagen.
"Natürlich weiß ich das!!", sagte er fest und schnaubte. "Wenn sie es Liebe nennen, wenn sie gerade mal einen Tag miteinander ficken wobei Max mir den Tag davor noch seine Liebe zu mir beteuert hat, dann wissen sie nicht, was sie da reden! Mein Gott, Leon weiß es vielleicht, aber dann fangen die an zu reden, von wegen... blablabla, wenn du mich wirklich liebst, bla, willst du, dass ich glücklich bin! Nein! NEIN! Das ist ist Mist, das ist ausgemachte Scheiße, sowas dummes hab ich noch nie gehört. Mein Gott, vielleicht bin ich egoistisch, oder so, aber wenn ich jemanden liebe, dann möchte ich auch gerne selbst glücklich sein und ihn bei mir haben und nicht irgendwo anders! Und dabei war er NIE unglücklich, hat er zumindest nicht gesagt!! Und jetzt lässt er sich plötzlich dem anderen ficken, weil es ihm zu gefährlich geworden bin, was seine Karriere anbelangt! Der Kleine kann mich mal am Arsch lecken und damit meine ich nicht das, was ich bei ihm gemacht habe!" Marco bemerkte gar nicht, wie vehement er in seinem Kopf den Gedanken vermeidete, dass Max jetzt sogar mit der Ratte zusammen war. Dann, ja dann hätte er wirklich ausrasten können. "Es kann ja sein, dass ich selbst nicht weiß, was Liebe ist, aber Max hat mir wenigstens was bedeutet. Mehr als nur irgendeiner davor und trotzdem betiteln die mich als Lügner und Betrüger - ich kann doch auch nichts dafür! Der einzige, der scheinbar lügt und betrügt ist Max, wenn er die ganze Zeit ja scheinbar mich geliebt hat und da plötzlich stärkere Gefühle für Goretzka sind!"
Plötzlich stöhnte Marcos Handy wieder auf und mit einem entschuldigenden Gesichtsausdruck öffnete er sein Postfach und las die eingetroffene Nachricht. Ein leises Schnauben entkam ihm, bevor er zurück tippte und das Handy wieder in seine Anzughose steckte.

"Wenn du bei google das Wort 'Liebe' eingibst, wirst du vielleicht eine Definition finden, aber die Wahrscheinlichkeit ist größer, dass du viele findest. Für dich bedeutet es, dass du glücklich sein möchtest, aber für andere bedeutet es, dass du den Menschen, den du liebst glücklich sehen möchtest... oder solltest", fing Hans-Dieter an. "Du solltest mit Max mal in Ruhe reden. Ich habe das Gefühl ihr habt euch gegenseitig einfach nur Anschuldigungen an den Kopf geworfen. Darüber sollte man reden, damit ihr in Friede auseinander gehen könnt. Ich weiß, du willst das vermutlich nicht hören, aber es sieht so aus als wäre es aus zwischen euch. Egal, was da mit Leon war oder nicht." Hans-Dieter zögerte etwas und wagte es sich etwas aus dem Fenster zu lehnen. "Max war ja anscheinend verletzt. Kannst du es ihm verdenken, dass er diesen Schmerz lindern möchte und sich eine Zufluchtsstelle sucht? Du kennst doch diesen Schmerz, auch, wenn er bei dir vielleicht etwas anders ist. Schmerz aus Liebe ist in vielerlei Hinsicht gleich."

Marco schwieg, als Dr. Hermann redete, hörte ihm zu und dachte über seine Worte nach, während seine Hände unsicher an seinem Hemdkragen herumspielten. Dr. Hermann hatte seinen Beruf eindeutig nicht verfehlt, denn so wie er Marco zum nachdenken und anders denken brachte, hatte es sein voriger nicht geschafft. Aber da hatten sie auch über ganz andere Dinge geredet.
Erst, als der Psychologe wieder still wurde und Marcos Handy zwischenzeitlich wieder gestöhnt hatte - Marco wusste, dass er diesen Klingelton nicht mehr lange ertragen konnte, trotzdem scheute er davor, ihn zu ändern - und Marco Marc schnell geantwortet hatte, fing Marco an zu reden und seine Stimme war leiser und ruhiger als zuvor. Er versuchte bedacht so zu sprechen, nicht wieder seinen Emotionen freien Lauf zu lassen. Das brachte ihm sowieso nichts, redete er sich ein und biss auf seine Lippe.
"Sie haben ja recht, aber... aber wo ich auch suchen werde, im ganzen Internet kann mir keiner Erziehen, dass es diesen Müll von wegen Liebe auf den ersten Blick oder den ersten Blick nach langer Zeit wirklich gibt! Max. LIEBT. ihn. nicht. Er liebt mich, oder auch nicht, was weiß ich schon, was er sich einbildet, aber er liebte nicht diese Ratte, das geht nicht!!" Vehement schüttelte er seinen Kopf. Goretzka war das letze und selbst wenn er jetzt schon länger hier gewesen wäre und er und Max schon immer mehr für einander gefühlt hätte, Max konnte ihn nicht lieben. Nicht ihn. Sie waren schon so lange beste Freunde gewesen. Marco hatte sie jeden Tag zusammen albern sehen und sich gefragt, wie es sich wohl anfühlte, sie beide in seinem Bett zu haben. Aber jetzt... es schüttelte ihn, er wollte nicht dran denken. Wenn er Max' Wörter nur hörte. Mit Goretzka wäre ja alles so viel einfacher. Dabei war es mit Marco auch nicht schwer gewesen. Sie hatten sich geliebt, geküsst, mit einander geschlafen, nicht gefickt. Marco hatte sich ihm offenbart, sich mit seinen ganzen Gefühlen und Ängsten und jetzt war Max plötzlich wieder weg mit einem Wissen, was kaum einer, wenn außer seinem Psychologen keiner von ihm hatte. Und Marco hatte Angst, auch wenn sie unbegründet war. Hatten doch schließlich alle sowieso schon von seiner Sucht und seiner Sexualität gehört.
"Ich weiß nicht, ob ich das kann.... ob er das will! Ich wollte, wollte ja gestern schon, aber er hat sich darauf hin nicht bei mir gemeldet und jetzt sehe ich, womit er stattdessen beschäftigt war... mit diesem... diesem Kerl, dieser Ratte, diesem Arsch. Ich könnte kotzen, wenn ich seine dämliche Fresse nur sehe und möchte einfach... schlagen, schlagen!" Es funktionierte einfach nicht. Marco versuchte ja ruhig zu bleiben, aber dann war da immer wieder Goretzka und Marcos Blut brodelte vor Hass und Zorn.
"Er weiß so viel... Max... wissen sie, er... ich hab mich öffnen können und hab geredet und er hat gesagt, dass ihm das alles egal ist und er trotzdem zu mir stehen wird, immer und plötzlich ist er weg, weil... weil ich bin, wie ich bin. Wegen dem, weswegen er mir immer helfen wollte. Er ist so... so falsch und ich hab doch gar nichts falsch gemacht!" Er hatte sich wieder beruhigt, jetzt, wo er von Max sprach. Hass wich der Liebe und Zorn der Trauer. Es war doch alles scheiße.
"Und ja, ich kann es ihm verdenken! Er hätte doch einfach zu mir kommen können und reden sollen. Er sagt.. er sagt, ich wäre die Tage nicht bei ihm geblieben, aber ich lag krank zuhause im Bett und das hat ihn nicht gekümmert. Und dann waren nur Ilkay und Marc da und... jetzt gibt Max wieder mir die Schuld, aber ich kann da doch gar nichts für!"
Er wollte nicht weiter darüber nachdenken, dass er Max tatsächlich verletzt haben konnte. Er wollte sich deswegen nicht noch schlechter fühlen, als er es eh schon tat und als er wieder an seinem Hemd zupfte, wusste er, dass das vorerst das richtige war.

Hans-Dieter stellte fest, dass es gut war, dass Marco das alles rausließ. Seine Emotionen waren förmlich spürbar, aber trotzdem musste der Psychologe seine Haltung bewahren. Er verstand ihn aber. Er konnte sogar die Gewalt nachvollziehen, die er immer noch anwenden wollte. Es tat dem Menschen einfach gut alles rauszulassen und es war schön dem Leid zuzufügen, der einem selber wehtat. Auch, wenn es keine Lösung war.
Hans-Dieter stand auf und holte aus einem der Schränke ein Döschen mit Tabletten. Er griff nach Marcos Hand und schüttete vier Stück darein. "Das ist ein Beruhigungsmittel", erklärte er ihm. "Nimm es, du musst wieder runterkommen. Keine Sorge, es ist homöopathisch."
Marco würde bei der Dosis sogar einschlafen, aber das verschwieg er ihm, denn vielleicht würde er sie dann nicht nehmen, aber es war besser. Während er schlafen würde, würde er ruhiger werden und dann konnte Hans-Dieter in Ruhe mit ihm reden. Vorher würde er sich Max schnappen. Er musste auch seine Sichtweise kennen.
Eigentlich dachte er, es würde nur um Marco, Ilkay und ihr Outing gehen, aber irgendwie war das gerade in den Hintergrund gerückt.

SMS

Wenn du tot bist, ist die Hinrichtung schon vorbei...

Andy hatte aufmerksam zugehört und sich immer noch unwohl gefühlt. Immer mehr beschlich ihn das Gefühl, dass ihn das hier nichts anging. Marco öffnete sich weiter und da hatte er hier nichts zu suchen. Die Sichtweise des Schalkers verstand er sogar teilweise, aber man musste immer beide Seiten betrachten. Vermutlich würden Max und Leon etwas vollkommen anderes erzählen können, deshalb wollte er sich jetzt kein Urteil über einen der drei erlauben. Das einzige Urteil war, dass Marco die Situation falsch angegangen war, mit Gewalt ließ sich so etwas niemals lösen.
Wie zufällig fiel sein Blick auf seine Armbanduhr, die ihm anzeigte, dass das Auslaufen kurz bevor stand. Einen letzten Blick warf er zu Marco, der irgendwie unruhig schien und dann lächelte er Didi nochmal kurz aufmunternd an, nickte dann in Richtung Tür und stand wortlos auf.
Beim Training vorbeizuschauen, würde bedeuten, Jogi zu treffen, was gerade nicht schaden konnte.

tbc: Fußballplatz

Skeptisch beobachtete Marco, wie Dr. Hermann an einen Schrank ging und Tabletten heraus holte, sie dann in Marcos Hand legte. Noch während der Psychologe redete, nahm er sich eine dieser kleine Tabletten, drehte sie zwischen seinen Fingern hin und her. Es behakte ihm nicht, ein Beruhigungsmittel zu nehmen, das sorgte nur dafür, dass er sich unwohl fühlte. Tatsächlich spürte er auch, wie seine Hände leicht feucht wurden.
"Ich bin gar nicht... ich brauch das nicht", beschloss er mit leicht bebender Stimme, nahm die Tabletten dann allerdings doch mit Hilfe von Wasser ein.
Wenig später spürte er, wie er sich anfing zu beruhigen, erst leicht dann immer mehr.
"Hm... müde", kommentierte er noch, bevor er seinen Kopf zurück lehnte und tatsächlich einschlief.

cf: Fußballplatz

Zurückhaltend klopfte Andy gegen die Tür. Er wollte eigentlich nicht stören, aber er wollte Didi zumindest nochmal gefragt haben, ob er ihm bei irgendwas behilflich sein konnte. Der Teampsychologe hatte gerade zweifellos viel zu tun.

Marco schlief, das war erstmal gut. Als es dann klopfte, ging er zur Tür, öffnete sie, trat aber raus zu Andreas.
"Marco schläft, ich habe ihm was zur Beruhigung gegeben. Ich glaube, ich sollte mich erst mal um Max und Leon kümmern", überlegte er. "Und bei dir? Du warst beim Training oder?"

Didi bat ihn nicht etwa herein, sondern kam zu ihm raus und direkt in seinem ersten Satz hatte Andy auch die Erklärung dafür.
Auf die Überlegung des Teampsycholgen hin nickte er bestätigend mit dem Kopf. So, wie er das sah, hatten die es auch nötig, dass Didi mit ihnen redete. Bei sich fragte er sich schon, ob man seinen Kollegen nicht irgendwie klonen konnte, zumindest schien er in mehrfacher Ausführung benötigt zu werden.
"Ja. Jogi und Hansi waren nicht da. Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn ich nicht gekommen wäre, aber die haben sich auch das ganze Training nicht blicken lassen", berichtete er abgepisst. Langsam war er mehr als genervt von der Dauerabwesenheit seiner Kollegen.

"Das heißt, du hast auch immer noch keine Antwort auf deine SMS, richtig?", schlussfolgerte Hans-Dieter. Nachdenklich kratzte er sich am Kinn. Das sah Joachim gar nicht ähnlich. Ob da wohl was passiert war?
"Na ja, aber das sollte uns nicht stören, weiter unserem Job nachzugehen. Ich werde wohl nachher mal nach Max und Leon schauen. Vielleicht hab ich Glück und finde sie irgendwo. Oder weißt du zufällig, wo die sind?"

Andy nickte nur bestätigend.
Bei Didis Frage überlegte er kurz. Beim Auslaufen hatte er sie nicht gesehen, aber die beiden hatten auch nicht gespielt, also hatten sie da auch nichts zu suchen gehabt.
"Vielleicht in ihrem Zimmer", überlegte er einfach laut. Nach der Szene im Speisesaal bezweifelte er schon, dass die beiden Lust auf andere Menschen hatten. Aber hatte die überhaupt ein Zimmer zusammen? Andy wusste es nicht, war Leon doch gerade erst ganz frisch angereist.

"Hm... also zusammen dürften die kein Zimmer haben. Ich mache mich mal schlau. Oder ich warte einfach die Besprechung ab, vielleicht sind sie dort ja anwesend. Sollten sie eigentlich, aber nach dem Vorfall weiß ich nicht, ob sie das wirklich sein werden."
Hans-Dieter seufzte stumm. Warum war diese WM nur voller kurioser Zwischenfälle? Das war echt auffällig.

Bei der Erwähnung der Besprechung warf Andy einen kurzen Blick auf die Uhr. Die war in der Tat gleich und vermutlich waren die Aussichten dort in der Tat besser, dass sie die Spieler fanden, als wenn sie jetzt planlos durchs Hotel liefen.
Vermutlich würde er Jogi auch nicht bei der Besprechung sehen, also durfte er sich wohl schon mal darauf einstellen, sie selber leiten zu müssen. Aber das dürfte kein großes Problem werden, das Team hatte im Prinzip die gleichen Fehler gemacht, die er mit Jogi und Hansi wieder und wieder analysiert hatte.
"Dann lass uns mal dahin", schlug er vor und zu zweit machten sie sich auf den Weg in den Besprechungsraum.

tbc: Besprechungsraum

Blinzelnd schlug Marco seine Augen auf, wobei er gegen das Licht ankämpfen musste, um überhaupt etwas sehen zu können. Er lag in einem Zimmer, welches er nach so kurzer Zeit nirgendswo hin zuordnen konnte und die Frage, wie er da hin gekommen war, blieb zunächst auch unbeantwortet.
Um sich erst einmal wieder zurecht zu finden, schaute er auf sein Handy, um sich wenigstens der Uhrzeit bewusst zu werden, wobei er auf eine SMS von Marc stieß. Der Inhalt ergab zwar nicht wirklich Sinn, aber als er sich seinen bisherigen Verlauf durchlas, wurde er um so manche Erkenntnis schlauer. Zum Beispiel, warum er hier war und vor allen Dingen, wo er war.
Erst einmal schrieb er Marc zurück, bevor er sich mit leicht dröhnendem Kopf aufsetzte und ein Glas Wasser zu sich nahm. Erst da fiel ihm auf, wie ausgehungert er eigentlich war.
Da sowieso niemand in der Gegend war und Marco weder Wissen noch Kraft genug hatte, um die nächste Toilette aufzusuchen, zog er sich einfach an Ort und Stelle den Reißverschluss herunter und umfasste sein steifes Gemächt, fing an sich selbst zu befriedigen.

SMS

Die Hand, die gerade nicht Daniels hält, hätte ich frei...