Teampsychologe

Vorweg: Es wäre hilfreich für mich, wenn ihr eure Gestik und Mimik etwas näher beschreibt, damit Hans-Dieter das analysieren kann


cf: Zimmer oder so...

Hans-Dieter sah sich um. Ja, hier konnte man wirklich arbeiten. Der Raum war schön hell und strahlte eine positive Stimmung aus. Er machte sich ein Glas voll Wasser, nahm einen Schluck, stellte es zur Seite und öffnete die Tür des Raumes, der direkt zur Lobby zeigte.
Diese Geste sollte den Spielern demonstrieren, dass jeder Zeit jemand reinkommen konnte. War die Tür zu, dann war sie zu und blieb zu.
Der Sportpsychologe war gespannt, wer als erstes den Weg zu ihm fand.

cf Lobby

Manu trat nervös an die Tür und klopfte, obwohl sie offen stand. Er traute sich nicht so ganz hinein. "Ä-Ähm Doc, hast du Zeit für mich?" fragte er vorsichtig und etwas unsicher. Manu biss sich leicht auf die Lippen und knetete seine Hände, wippte nervös hin und her. Verdammt.. er sollte sich besser zusammen reiße.

Hans-Dieter sah auf, als Manu reinkam. Er ging zu ihm zur Tür. "Klar, Manuel, komm rein und setz dich doch aufs Sofa."
Er schloss die Tür hinter dem Torhüter und als er saß, setzt er sich in den gegenüberliegenden Sessel.
"Was liegt dir auf der Seele? Du siehst so aus, als würde dich etwas bedrücken." Fast schon beiläufig griff er nach dem Klemmbrett, um sich Notizen machen zu können. Das hier schien ein längeres Gespräch zu werden.

Manu saß etwas verkrampft auf dem Sofa. Er wusste gerade nicht wie er anfangen soll.. bei Benni oder gleich mit der Tür ins Haus fallen und von seinen kranken Gedanken erzählen. Er starrte auf den Boden vor sich und krallte seine Hände ins Sofa. Irgendwann schaute er dann doch vorsichtig auf. "I-I-Ich.. also.. i-ich.. Doc.. i-ich hab darüber nachgedacht mich um zu bringen." flüsterte er leise vor sich hin. Er ließ seinen Blick wieder auf den Boden richten, traute sich nicht auf zu sehen..

Hans-Dieter musterte den Torhüter genauer. Die Situation schien ihn ziemlich mitzunehmen. Er hatte mit etwas schlimmen gerechnet, aber nicht damit, dass Manu überlegt hatte sich umzubringen!
Er hatte schon viele Gespräche mit ihm geführt über Gegentore, Patzer und gute Paraden, aber so ein Thema...
"Manu, erzähl bitte von vorne, ich kann dir nicht ganz folgen. Wie kommst du darauf?"
Er musste fast automatisch an Robert Enke denken, aber besann sich darauf, es nicht zu tun und sich voll und ganz auf Manuel zu konzentrieren.

"Wie ich drauf komm? Das ist ne gute Frage.. einfach viele Faktoren die mich dazu dränge. Momentan ich hab ziemlich viel scheiße gebaut. Ich glaube, ich bin dran Schuld das sich mein bester Freund versucht hat umzubringen, das er sich von seinem Freund getrennt hat. Ich bin dran Schuld.. das ein anderer guter Freund sich geritzt hat, ich.. ich bin dran Schuld, das Bayern 12 die ganzen Finals verloren haben, ich bin dran Schuld.. das wahrscheinlich durch unsere Beziehung die Karriere von meinem Freund zerstört wird! Kurz um gesagt, ohne mich wären alle besser dran!" ratterte er auf ein mal herunter. Er spürte, das sich wieder ein Träne seine Wange herunter bahnte, das sein Körper das zittern anfing und krallte sich an sich selber fest. Er starrte immer noch auf den Bode, konnte und wollte einfach nicht aufsehen.

Hans-Dieter sortierte in seinem Kopf die Faktoren und notierte sich alle direkt. Fünf genannte Gründe. Aber immer noch waren sie nur oberflächlich. Sie mussten das Stück für Stück durchgehen. Am besten der Reihenfolge nach.
"Manuel, denk einmal gut nach. Welches dieser Gründe war der erste von der chronologischen Reihenfolge nach. Ich möchte vorne anfangen und gucken, wo das ganze begann. Kannst du das sagen? Und kannst du mir den Grund näher beschreiben? Was hast du denn deiner Meinung nach getan, dass es so weit gekommen ist?"
Aufmunternd sah der Psychologe seinen Schützling an. Er musste mit Jogi sprechen, dass er regelmäßig Stunden mit Manuel brauchte. Der Cheftrainer sollte diese Tatsache wissen. Aber natürlich galt auch hier die ärztliche Schweigepflicht. Er würde mit niemandem darüber reden.

Manu schaute auf und schluckte, wischte sich die Träne weg. "Der erste war.. ja.. die Finals 12." murmelte er und versuchte sich zu erinnern. Schmerz breitete sich in seiner Brust aus, das ganze war zu viel für ihn. "Ich.. in der Bundesliga, hab ich die Rückrunde zu viel gepatz, Dortmund hat gewonnen, weil ich die letzten Spiele nicht richtig aufgepasst haben. Dann das DFB-Pokal Finale.. 5 Gegentore.. ich hätte wahrscheinlich jedes einzelnen verhindern können und dann zu gute letzt CL Finale.. das eine scheiß Kopfballtor.. ich war nicht richtig bei der Sache und das Elfmeterschießen.. ich hätte bestimmt noch einen Ball halten können, ich hatte mich darauf vorbereitet. Danach.... ich... ich hab Briefe von Fans bekommen, die mir deutlich gemacht haben, das ich Schuld bin!" Manu biss sich auf die Lippen und schaute den Doc unsicher an.

Hans-Dieter nickte nachdenklich. Das ewige Thema.
"Manuel, dein Job ist es, den Kasten sauber zu halten. Du hast Paraden und du machst Fehler. Einige Fehler bedeuten ein Gegentor. Guck dir aber jetzt mal die anderen Spieler auf dem Feld an. Deine Kollegen, der Rest deines Teams. Thomas zum Beispiel, er war doch eben draußen bei dir. Sein Job ist es Tore zu schießen. Manchmal macht er ihn gut, dann trifft er, aber oft geht ein Ball daneben. Welche Quote ist nun besser? Hältst du mehr Bälle, oder lässt du mehr rein? Trifft Thomas öfter das Tor oder schießt er öfter daneben?"
Er ließ seine Worte einen Moment wirken.
"Ihr seid elf Leute im Team. Ein Gegentor fängt meist schon im Sturm an. Dann kommt das Mittelfeld, die Abwehr ist auch extra für die Verteidigung da. Du bist das letzte Glied in der Kette. Entweder du schaffst es und hältst den Ball oder du musst den Fehler der anderen ausbüßen und kassierst ein Gegentor. Aber es ist dann nicht dein Gegentor, es ist das Gegentor der Mannschaft, zum Beispiel des FC Bayern und nicht das des Manuel Neuers. Denk an ein Spiel von 1976 zurück. Sagen wir Bayern hat 3:0 gegen Hamburg verloren. Weißt du, wer im Tor stand? Wo der Fehler genau war? Nein, weil es egal ist."
Wieder machte er eine kurze Pause.
"Die Fans picken sich immer einen Sündenbock raus. Für einige warst du das. Andere gaben vielleicht Philipp als Abwehrchef die Schuld und wieder andere Franck Ribéry. Du darfst die negativen Worte der Fans nicht so wichtig nehmen. Lies dir lieber die Sachen durch, die dich aufbauen. Außerdem sind das keine Fans, wenn sie dich so schlecht reden. Ein Fan steht auch hinter dir und dem Team, wenn du Fehler machst."

Manu biss nachdenklich auf seine Lippe. Aus dem Blickwinkel hatte er es noch gar nicht gesehen. Hans-Dieter hatte Recht. Seine Quote war eigentlich ganz in Ordnung für einen Torhüter, trotzdem machte ihm diese Gegentore zu schaffen. Auch hatte er Recht, das keine Sau mehr an die Torhüter dachte, am Ende steht nur das Ergebniss und das Team da, sie wurden immer alle angeklagt, wenn verloren wurde. Nie hatte ihm ein Trainer die Schuld in die Schuhe geschoben, außer Magath, aber die Zeit war vorbei.
"Na ja.. ich meine das Spiel gegen Kasachstan 2013, in Nürnberg, die Pfiffe habe ich heute noch im Kopf, die Schuld Zuweisungen, die Schlagzeilen. Hassobjekt Manuel Neuer!. Als ob es gestern wäre und meinen dummen Fehler, dabei konnte keiner im Team was..das war ganz allein mein Verschulden!" Manu stoppte. Er erinnerte sich daran, als ob es gestern wäre. Keine Guten Erinnerungen. Tränen kamen wieder auf, die er versuchte zu unterdrücken.
"Ich.. ich hab mir Ziele gesteckt, Doc. Gegentorlose WM und so was... kann ich jetzt alles vergessen wegen dem Tor im ersten Spiel. Ich.. ich will versuchen damit klar zu kommen, mit Gegentoren und so.. ich hab es Jogi versprochen.. aber das geht nicht so leicht!" Manu schluchzte leise auf und krallte sich an seinem Hosenbein fest.

Hans-Dieter schob ihm den kleinen Kasten mit Taschentüchern wortlos rüber.
"Manuel, was habe ich dir zu den Zielen gesagt? Du darfst sie dir nicht zu hoch setzen", er schaffte es dabei nicht tadelnd zu klingen. "Du darfst die Messlatte nicht zu hoch hängen, weil du dann nur drunter her springen kannst. Hängst du sie aber nicht ganz so hoch, dann ist es ein leichtes drüber zu kommen und dann ist das Gefühl noch besser. Du hast nicht nur erreicht, maximal fünf Gegentore zu bekommen, nein, du hast sogar nur drei bekommen! Du warst besser, als du es dir vorgestellt hast, hast dich selber übertroffen." Die leichte Euphorie in seiner Stimme wich wieder der professionellen und gleichzeitig einfühligen Stimmlage. "Keine Gegentore ist purer Perfektionismus und der macht nicht nicht glücklich. Der kann eigentlich nur unglücklich machen. Formulier dein Ziel neu. Formulier es so, dass du die Chance hast es noch zu überbieten. Du musst immer die Möglichkeit haben deine Ziele zu überbieten. Sonst ist es nur ein Wunsch oder ein Traum. Niemand ist perfekt, auch nicht ein Manuel Neuer."
Die gewohnte Pause trat ein.
"Du hast es 2013 selber gesehen. Natürlich machst du Fehler und dein Fehler hat leider Gottes die größten Auswirkungen, aber welche Fehler haben nicht zu Gegentoren geführt? Wie oft hat ein Mittelfeldspieler einen kolossalen Fehlpass gespielt, der nicht nur zu einem gefährlichen Konter, sondern auch zu einem Gegentor geführt hat. Da war der Torwart dann vielleicht auch machtlos. Er hat es noch versucht, aber es ging nicht. Der Fehler war nicht zu beheben. Aber so ist das nun mal im Leben. Und dafür ist der Fußball ein Mannschaftssport, dafür gibt es die verschiedenen Positionen. Durch ein eigenes Tor kann man den Fehler gering halten oder ausbügeln - je nachdem. Dein Fehler gegen Kasachstan... ja, und? Gewonnen ist gewonnen."
Er trank einen Schluck aus seinem Glas. Sein Mund wurde etwas trocken.
"Die Medien picken sich immer jemanden raus. Glaubst du wir machen das ganze Training umsonst? Nein. Sie üben Druck auf euch aus, aber diesem Druck darfst du dich nicht beugen. Es muss dir egal sein, was sie sagen, was sie schreiben. Lern daraus und zeig ihnen beim nächsten Mal, wie gut du bist, damit sie sehen, dass ihre Kritik etwas überzogen war."

Manu zog schluchzend ein Taschentuch hervor. Er fühlte sich so schwach im Moment. Zittern zog er seine Beine an seinen Körper, umschlang sie während er versuchte sich einigermaßen zu beruhigen. Er schniefte kurz und trocknete die Tränenspuren weg, atmete kurz tief durch. Er musste sich beruhigen.
Hans-Dieter hatte auch da wieder Recht, auch wenn es Manu behagte dem Doc recht zu gegen. Das viel ihm doch schwerer.
"M-Messlatte das nächste mal tiefer setzten, ich versuch es.. wirklich, nur weiß ich nicht ob ich das schaffe.. der Druck.. ich will auch mal Welttorhüter werden, mein.. Berater nervt schon damit und mich nervt es auch! Ich dachte.. wenn ich mir Ziele setzte ist das gut.. aber nicht das ich dann so enttäuscht bin wenn ich sie nicht erreiche!" Manu seufzte leise auf und starrte auf seine Füße.
"Leider kann ich es ihnen nicht zeigen.. ich steh das ganze Spiel lang rum und wenn dann mal ein Konter kommt.. bin ich nicht da! Ich würde als Fan auch denken, wieso steht der denn da im Tor!"

Während Manuel vor sich hin schluchzte, stand Hans-Dieter auf und holte eine Flasche Wasser aus der Minibar und ein Glas. "Nimm dir, wenn du magst." Er stellte es auf den Tisch, setzte sich und nahm selber noch einen Schluck aus seinem Glas.
"Such dir einen anderen Berater. Er soll dich fördern und unterstützen, aber nicht einengen und quälen. Das muss ihm auch klar sein." Das gefiel dem Psychologen nicht. Wen hatte Manuel denn noch mal? Das musste er wirklich mal abklären. Das waren nicht die Aufgaben eines Beraters.
"Du kennst sicher den Spruch 'Wenn man keine Erwartungen hat, kann man auch nicht enttäuscht werden'. Da ist mehr dran, als wir manchmal glauben. Du kannst nicht mehr erreichen als das wozu du fähig bist. Manuel Neuer, du solltest dir vor Augen führen, wer du bist. Du bist die Nummer Eins im deutschen Tor und das bei den vielen, qualifizierten Torhütern im Moment. So gut war Deutschland noch nie ausgestattet - und das weißt du selber ganz genau. Du wärst nicht hier, wenn du nicht gut wärst. Dein Ehrgeiz, der beste Torhüter zu werden ist gut, er spornt dich an, aber er darf nicht alles werden. Du darfst dich dabei nicht vergessen und das tust du gerade. Du vergisst dich und dein Team. Lass dein Team nicht hängen. Die Jungs brauchen dich in ihrem Rücken. Sie verlassen sich auf dich in den brenzligen Situationen. Sie wissen aber auch, dass man nun mal Fehler macht. Du hast in der Schule auch nicht nur Einsen geschrieben und du hast sicher auch mal in früheren Beziehungen Fehler gemacht. Vielleicht war sogar eine deiner Exfreundinnen ein Fehler, aber das Leben geht doch weiter, oder nicht? Das hat dich auch nicht runtergezogen. Und wenn es dich runterzieht und du hin fällst, dann steh wieder auf. Es ist die Kunst nach einer Niederlage wieder aufzustehen."
Er machte eine längere Pause. Überlegte, ob er Manuel jetzt schon sein Ziel neu formulieren lassen sollte, aber beschloss es das ans Ende zu setzen. Sie würden heute wohl auch nur dieses Thema behandeln. Manuel musste das erst mal sacken lassen, bevor sie noch heute morgen zu den anderen Themen übergehen konnten. Nur eines musste er noch tun. Ihm - zumindest vorerst - den Gedanken an einen Selbstmord zu nehmen.

Manu nahm zitternd einen Schluck Wasser und schaute den Doc das erst mal wieder richtig an. Der schien echt besorgt zu sein. Wenigsten einer der sich um ihn kümmerte.
"I-Ich würde das Team nie hängen lassen! Das ist das letzt was ich machen würde.. Nein.. ich würde das erst gar nicht machen.. eher ich das Team im Stich lasse, bringe ich.." Manu brach ab. Nicht schon wieder.. Nein.. nicht schon wieder. "Ich versuch im Spiel der ganzen Scheiß immer aus zu blenden, während des Trainings auch.. aber momentan gelingt er mir einfach nicht. Das schlimmste ist, das ich den Scheiß schon 2 Jahre mit mir rumtrage, dieser Selbstzweifel beginnt mich langsam aber sich auf zu fressen. Ich.. Ich hab dich letzten 2 Jahre da ziemlich angelogen.. das es mir gut geht und der Müll. Aber das hab ich bei vielen. Ich will nicht das sich Leute Gedanken oder Sorgen um mich machen müssen." murmelte er und trank wieder einen Schluck. Er nahm sich vorsichtig noch ein Taschentuch und schniefte.

Manuel schniefte und nahm sich noch ein Taschentuch. Hans-Dieter machte sich wirklich Sorgen um den Deutschen Torhüter. Der dachte doch schon wieder an einen Selbstmord. Auf diese würden wohl noch einige weitere Sitzungen folgen, dachte er. Er sah auf sein Klemmbrett und machte kurz ein Häkchen bei der Frage nach weiteren Behandlungen.
"Manuel, die Mannschaft weiß doch, dass sie sich vollständig auf dich verlassen kann. Genauso wie du dich immer darauf verlassen kannst, dass Thomas ein Tor schießen will und alles dafür gibt. Oder Philipp immer versuchen wird, dir den Rücken frei zu halten. Aber du bist nicht allein. Ihr seid ein Team. Jeder versucht auf seiner Position alles zu geben und für den anderen da zu sein." Hans-Dieter machte eine kleine Pause und nahm noch einen Schluck aus seinem Glas.
"Manuel, diese Selbstzweifel müssen wir versuchen abzustellen. Du bist für nichts allein verantwortlich. Man gewinnt zusammen und verliert zusammen. Aber denk doch auch einmal an die vielen schönen Situationen, die du mit deinem Team oder mit deinen Freunden hattest. Da war doch nicht alles schlecht oder? Du hast bestimmt schöne Sachen erlebt. Wir werden daran arbeiten, dass du mehr an die schönen Dinge des Lebens denkst.
Dann möchte ich dir noch mit auf den Weg geben: Wenn sich Leute um dich Sorgen, zeigen sie damit, dass du ihnen wichtig bist. Lass das zu. Denn das gehört dazu." Er sah ihn eindringlich an. "Das musst du dir wirklich merken, Manuel."

Manu schaute unsicher auf und biss sich leicht auf die Lippen. "Denkst du das wirklich? Ich meine, das sie sich auf mich verlassen.. ich hab schon so viel Bockmist gebaut, das ich manchmal denke, das es besser wäre einfach nach Hause zu gehen und René das hier alles zu überlassen.. der macht seinen Job besser und ist nicht so seelisch am Ende. Aber andererseit kann ich nicht gehen, wegen Thomas..einfach weil ich ihn liebe und weil er ohne mich das alles nicht schaffen würde. Eine weiter Trennung und er kann gleich auch von der behandelt werden!" Manu biss sich fester auf die Lippen, spürte nicht mal das sie ein wenig an fing zu bluten. Er hatte sich gerade vor dem Doc geoutet und Thomas gleich mit.. aber.. der musste das doch wissen, sonst würden sie hier nie weiter kommen.
"Ich weiß ja das der Zweifel mir einfach nur Weg steht. Ich dachte immer er würde mich anspornen oder so.. aber Nein.. er zerfrisst mich, ganz langsam und qualvoll, von Innen, ohne das ich am Anfang was davon gemerkt hat. Ich will mich ändern, das ganze hinter mir lassen. Für Thomas und für das Team, aber ich hab es mir leichter vorgestellt. Ich dachte du kannst mir helfen...?! Und ja.. es gab schöne Momente, Real-Bayern, das Elfmeter schießen, oder wie ich meinen Elfer verwandelt habe.. das.. ich glaube einer der schönsten Momente meines Lebens!" flüsterte Manu. Er wurde ein wenig rot und schaute unsicher auf.

Manuel hatte gerade seine Frage beantwortet. Irgendwas hatte ihn am Anfang stutzig gemacht und jetzt wusste Hans-Dieter was das war. Der Torhüter hatte von seinem Freund gesprochen. Thomas Müller. Automatisch stellte sich ihm die Frage, ob das andere Paar, was anfangs erwähnt wurde auch zur Nationalmannschaft gehört... aber das war nebensächlich.
"Thomas und du also, hm?", er lächelte Manuel an. "Ich freue mich für euch, dass ihr euch gefunden habt. Und natürlich kann ich dir helfen. Was glaubst du, warum ich hier bin?"
Er legte eine kurze Pause ein und reichte Manuel noch eines von den Taschentüchern. "Für deine Lippe. Du solltest etwas aufpassen. Auch für Thomas, oder nicht?" Hans-Dieter lächelte Manuel lieb an, ehe er wieder ernster wurde.
"Manuel, weißt du wie viel Wahrheit in dem Spruch 'Einsicht ist der erste Weg zur Besserung' steckt? Zu viel womöglich. Diese Einsicht ist sehr wichtig für dich und auch für mich. Ohne die Einsicht ist es schwer zu arbeiten. Deswegen ist es gut, dass du sie hast. Es ist wirklich gut, dass du selber einsiehst, dass sich etwas ändern muss. Das ist toll. Thomas braucht dich und das Team braucht dich auch. Sie zählen auf dich. Du bist ihr Rückhalt. Wäre das nicht so, würdest du das merken. Ich hatte schon Fälle, da wurden Torhüter beinahe aus der Mannschaft getrieben. Hier ist das nicht so. Oder ist irgendjemand mal zu dir gekommen und hat dir gesagt, wie schlecht du bist? Selbst nach Fehlern bauen sie dich doch wieder auf. Das ist auch eine wichtige Form des Zusammenhalts innerhalb einer Mannschaft."
Hans-Dieter trank wieder einen Schluck.
"Du darfst dir über solche Dinge keinen Kopf machen. Beschäftige dich mich Problemen, die wirklich da sind, denn die kannst du beseitigen. Probleme, die nicht da sind, kannst du nicht ändern und dann sind sie immer da. Du bist aber nicht der einzige. Es gibt viele Menschen, die sich Probleme dahin bauen wo keine sind. Bei dir entsteht das durch deine eigene Selbstzweifel. Du musst, um an dich zu glauben auch darauf vertrauen, dass die Mannschaft an dich glaubt. Du musst dir dessen bewusst werden. Sonst wird es schwer, deine Selbstzweifel in den Griff zu bekommen."
Wieder ließ er seine Worte wirken.
"Ich bin aber sicher, dass wir das hinkriegen. Manuel, du schaffst das, du bist stark genug. Wir müssen diese Stärke nur aus dir heraus kitzlen."

Manu runzelte die Stirn. Lippe.. verwirrt tupfte er das Blut von der Lippe ab.. vielleicht hatte er doch zu fest zu gebissen. Verdammt.. er versuchte er die Blutung so gut es ging zu stoppen und schaute dann wieder auf. "Ja.. Thomas und ich... ich liebe ihn und ja.. er versucht mir zu helfen wo er kann." Manu schlich ein kleines verliebtes Lächeln auf die Lippen.
"Nein.. eigentlich, bekomme ich immer gesagt, das meine Zweifel sinnlos sind. Holger, Philipp und Thomas haben mir das des öfteren versichert, aber ich.. mir fällt es eben schwer zu zu geben, wenn ich was falsch gemacht habe, oder Fehler in mir ein zu gestehen. Aber... durch diese Gedanken.. keine Ahnung.. ich konnte das nicht wieder in mich rein fressen.. ich musste drüber reden.. sonst, wäre es wirklich noch so weit gekommen." Dieser verdammte Unsicherheit immer.. die machte ihn wirklich kaputt.. wo war der selbstbewusste Manuel hin.. der.. der er früher war.
"Okay.. ich weiß nicht.. ich glaub ohne dich würde ich das nicht schaffen.. Ich.. kann doch öfters hier her kommen, oder? Ich meine.. das hier bleibt auch unter uns.. ich will nicht das jemand.. von.. diesen Gedanken erfährt..bitte nicht!" flüsterte Manu unsicher.

Hans-Dieter bemerkte direkt das verliebte Lächeln auf den Lippen des Torhüters. Da hatte es jemanden wohl ziemlich erwischt. Aber so wie er das bisher beurteilen konnte, schien Thomas Manuel wirklich gut zu tun.
Die Worte am Ende überraschten ihn dann aber doch. "Manuel, Manuel, Manuel", er schüttelte lächelnd den Kopf. "Was sind das für Fragen? Natürlich darfst du wieder kommen - und ich bestehe sogar darauf. Es ist wichtig, dass wir die anderen Punkte, die du mir genannt hast eben so wegarbeiten wie deine Unsicherheit und deine Selbstzweifel. Und natürlich sage ich niemandem etwas. Abgesehen davon, dass ich ja auch unter der ärztlichen Schweigepflicht stehe, würde das für mich sowieso nicht in Frage kommen. Ich werde aber mit dem Trainer reden müssen, dass du regelmäßig zu mir kommen sollst. Es ist egal, worum es geht, dass wir Jogi sich zwar fragen, aber er wird mich nicht fragen, da er weiß, dass ich nicht darüber reden darf. Ich stelle es dir allerdings frei, ob du ihm das sagen möchtest oder ob ich das machen soll."
Er ließ Manuel Zeit sich darüber Gedanken zu machen.
"Ich würde vorschlagen, du kommst morgen nach dem Frühstück direkt noch mal zu mir, okay? Oder habt ihr Training? Und es gibt eine kleine Aufgabe von mir: Formulier dein Ziel neu, so wie du meinst, dass es nach dem, was wir heute besprochen haben, gut ist. Und mach eine Liste mit deinen Stärken und mit deinen Schwächen. Du alleine sollst diese Liste machen, ohne Thomas oder sonst wem. Ich möchte wissen, wie du dich selber siehst und dann wollen wir mal sehen, ob wir nicht einige Schwächen in Stärken umwandeln können. Okay?"

Manu nickte dankbar. "Kannst du das machen? Ich hab etwas Angst vor seiner Reaktion.. außerdem.. kannst du gut reden und so.." murmelte Manu und wischte sich noch mal die restlichen Tränenspuren weg, so sollte Thoams ihn nicht sehen.
"Jaa... kann ich machen, wir haben zwar Training, aber da ist eigentlich genug Zeit dazwischen.. kommt mir immer vor wie eine Ewigkeit, also ja.. ich werde da sein! Eine Hausaufgabe, also? Ich versuche es.. alleine wird schwer, aber ja.. wird schon!" Manu versuchte sich an einem Lächeln und strich sich durchs Haar.
"D-Danke Doc, ich weiß nicht ob ich ohne dich da alleine durch kommen würde. Wie Robert.. will ich auch nicht enden!" flüsterte Manu.

Hans-Dieter musste über die Aussage, dass er gut reden konnte, schmunzeln. "Klar", er nickte. "Ich rede mit Jogi."
"Guck einfach, ob du es vor oder nach dem Training schaffst. Nur eins von beidem wäre gut. Das Training darfst du nur nicht vernachlässigen. Aber bleib ruhig wegen den Hausaufgaben, oder? Die Liste muss nicht lang sein. Schreib einfach das auf, was die einfällt. Setz dich heute noch mal hin und morgen und guck, was dir alles einfällt."
"D-Danke Doc, ich weiß nicht ob ich ohne dich da alleine durch kommen würde. Wie Robert.. will ich auch nicht enden!"
Hans-Dieter zuckte unmerklich zusammen. Er atmete kurz durch, um sich nichts anmerken zu lassen. "Manuel, das... das mit Robert war etwas ganz anderes. Das fing ganz anders an. Du brauchst keine Angst haben, dass dir das gleiche passiert. Du sitzt hier bei mir. Robert tat das nicht. Also", er lächelte ihm aufmunternd zu. "Gib mir das Versprechen, dass du morgen wieder hier sitzen wirst, okay? Du bist doch ein Mensch, der seine Versprechen einhält. Also gib es mir uns halt dich dran."
Er machte eine kurze, letzte Pause. "Gibt es noch etwas, was du unbedingt heute - hier und jetzt - loswerden möchtest? Dann raus damit. Sonst kannst du gerne gehen. Thomas wartete bestimmt schon auf dich."

Manu nickte. "Okay.. das mach ich und keine Sorge.. Training werd ich sicher nicht vernachlässigen.. das hab ich noch nicht und werd ich auch nicht!" meinte er sicher. Training war das wichtigste ihr bei der WM. "Ich denke schon das wir das vor dem Training schaffen.. ich kann mich ach beim Frühstück etwas beeilen und dann geht das schon!" Manu lächelte leicht.
"I-Ich verspreche es..für das Team, für Thomas, für dich.. für alle!" murmelte Manu. "Nein.. eigentlich gibt es nichts mehr was ich sagen will.. du hast mir schon sehr geholfen! Danke Doc!" Manu lächelte ihn an, tank sein Glas leer und verließ dann den Raum. Thomas wartete bestimmt schon.

tbc Lobby

"I-Ich verspreche es..für das Team, für Thomas, für dich.. für alle!"
Hans-Dieter fand nicht, dass Manuel unbedingt sicher wirkte in dem, was er da sagte, aber dennoch hatte er das Gefühl, dass der Torhüter das ernst meinte.
"Nein.. eigentlich gibt es nichts mehr was ich sagen will.. du hast mir schon sehr geholfen! Danke Doc!"
Manuel verschwand und Hans-Dieter sah ihm noch einen Moment nach. Da hatte er ein ganz schönes Stück Arbeit vor sich... aber er war zuversichtlich. Es war schon mal ein wichtiger Schritt, dass Manuel von sich aus angekommen war.
Der Doktor machte sich noch ein paar Notizen und schnappte sich etwas von den Früchten, die auf einer Schale in dem Zimmer standen. Für das Abendessen war es eh zu spät.
Er verließ den Raum, schloss sorgfältig hinter sich ab und ging in sein Zimmer. Mit Jogi würde er morgen beim Frühstück sprechen.

tbc: Zimmer von Didi

cf: Zimmer von Ana

Sebi lief zu dem Zimmer in dem der Teampsychologe sein Zimmer hatte. Als er vor der Tür stand klopfte er an und wartete darauf eingelassen zu werden.