Teampsychologe

Marco war gerade dabei, sich sein Sperma mit den Taschentüchern, die Dr. Hermann ihm netterweise überlassen hatte, von Bauch, Klamotten und Sofa wegzuwischen, wobei das zweite und dritte leider misslang und einige auffällige, weiße Flecken auf Jeans, Shirt und Sofabezug hinterließ, die sicher später für Klärungsbedarf sorgen würden, als sein Handy wieder stöhnte.
Noch bevor er sich die Nachricht durchlas, stattdessen nur den Namen des Absenders gelesen hatte, ändere er seinen Klingelton in eine einfache Vibration. Alles andere würde ihn mit der Zeit nur noch mehr zu einem Wahnsinnigen mutieren lassen, als er ohnehin schon einer war. Erst dann wand er sich der Nachricht durch, verzog schief sein Gesicht, als er den Sinn hinter den Worten verstand. Die Hand brauchte er zwar jetzt sowieso nicht mehr, aber es war doch mal nett zu wissen, dass er sich mit der in Zukunft weiterhin eher den Arsch abwischen, statt auf eine sexuelle Handlung seitens der Hand und jedem anderen Körperteils Marcs warten könne. Trotzdem ließ er es sich einen weiteren Versuch nicht nehmen.
Wenn er sowieso schon alles verloren hatte, wieso dann das einzige, was noch unklar war, einfach wegwerfen?
Langsam fragte Marco sich, was er wohl bekommen hatte, weswegen der Gedanke daran, ein Niemand zu sein, dem alles genommen worden war, ihn nicht mehr schockierte, geschweige den traurig stimmte. Es schien ihm fast, als sei es ihm völlig egal. Alles. Max war weg, aber warum sollte ihn das kümmern? Geoutet, na und? Entweder die Menschen akzeptierten ihn oder eben nicht. Seine Freunde hatte er genauso verloren, aber so war er doch nur an der Erkenntnis reichen, zu wissen, dass sie nie wirklich Freunde gewesen waren.
Ein Lächeln schlich sich auf Marcos Lippen. Es fühlte sich beinahe gut an.

SMS

Ja. Wo brennt's?

Als sein Handy vibrierte - Gott sei dank hatte er den Klingelton weg gemacht, sonst hätte es ihm nur wieder seine gute Laune verdorben - und Marco die angekommene Nachricht las, schlich sich ein dümmliches Grinsen auf seine Lippen. Ohne groß nach zudenken tippte er eine Antwort ein und schickte sie ab, lehnte sich zurück.
Er würde gerne Marcs Gesicht sehen, wenn der diese öffnete.

SMS

Und du bist nicht Manns genug, dich selbst um deine Probleme zu kümmern?

Die Antwort kam schneller, als Marco sie erwartet hatte und sie trieb ihm ein verbotenes Grinsen ins Gesicht. Er hatte jetzt genau zwei Möglichkeiten zu antworten.
Marcs Antwort zeigte ihm dann aber doch ganz deutlich, dass der Mann nicht halb so desinteressiert war, wie er es vorgab.
Schnell schrieb er ihm zurück.

Marc war ein Idiot, das stand jetzt fest. Erst Nachrichten schreiben, die so etwas wie Hoffnung in Marco hochkommen ließen, und jetzt so etwas.
Der Typ konnte doch einfach her kommen, ihn aus dem Raum tragen und irgendwo in einem der Abstellräume durchnehmen. Das beste war ja noch, dass Marc selbst gesagt hatte, dass sein neuer, alter Freund es im Bett nicht brachte, also konnte er ihm auch nicht vormachen, dass er es nicht sehr wohl auch wollte.
Marco brauchte mehrere Anläufe für die Antwort, am Ende machte er alles wieder weg und tippte das nächst beste ins Handy. Die Wahrheit.

Mein Arsch bewegt sich schon genug!

Entnervt verdrehte Marco seine Augen, als er Marcs Antwort las. Das ganze war einfach lächerlich.
Marc hatte bisher noch mit keinem Wort klar heraus gesagt, dass er dem Gedanken vollkommen abgewandt war, wieder mit ihm ins Bett zu steigen. Es glich eher einem Spiel, er hüpfte um Marco herum, ohne richtig auf ihn einzugehen. Wahrscheinlich, weil er wusste, wie gut Marco war und er ihn auch unbedingt wollte. Zum anderen wollte Marc sicher treu bleiben, was auch immer er sich dabei dachte... und wie hatte er es bisher geschafft?
Seine Antwort fiel dementsprechend aus.

SMS

Er bewegt sich halt einfach nur nicht für dich

Die Falten legten sich zahlreich auf sein Gesicht, als die Rücknachricht kam und Marco den Bildschirm mit unfreundlichen Blicken taxierte. Der Kerl war wirklich dumm, so viel stand fest.
Marco jedenfalls bekam schon einen Ständer, wenn er nur an den guten Sex dachte und das lag ganz gewiss nicht an Marcos... Anwandlung.
Langsam hatte er keinen Bock mehr, mit Marc zu schreiben und wenn Didi auch nicht bald kam, würde er einfach los marschieren und Marc suchen und dann würde er seinen Sex schon bekommen. Hoffte Marco zumindest.
Er schrieb zurück und fing an, mit seinen Fingern auf dem schmutzigen Sofa herum zu trommeln.

SMS

Es gibt wichtigere Dinge im Leben

Verächtlich schnaubte er auf. Wichtigere Dinge. Das hieß einzig allein, dass sie es entweder noch gar nicht miteinander getrieben hatten, weil Marc Schiss hatte, dass er den Kerl dann auf jeden Fall betrügen würde, oder es war so schlecht, dass er sich nun versuchte heraus zu reden.
Liebe, meinte der Kerl. Der konnte ihn mal mit seiner Liebe, da hatte Marco nun wirklich genug von. Das mit Max hatte er seit dem er wieder aufgewacht war zwar versucht zu verdrängen, aber jetzt kam es wieder hoch. Nein, Liebe war dumm und lächerlich und definitiv nicht wichtiger als Sex.
Seine Nachricht an arc triefte nur noch vor Abneigung und Verachtung. Gott, wie er dieses Liebesgelaber hasste.

Nein. Es würde einfach schon reichen, wenn das oberste Ziel nicht wäre, mich dazu zu kriegen, die Beine breit zu machen

Wieder vibrierte sein Handy und Marcs Nachricht machte ihn echt stinkig. Es war ganz sicher nicht sein oberstes Ziel, Marc wieder ins Bett zu kommen, er würde ihn dort nur eben... freundlich empfangen. Aber mein Gott, der Typ war eben geil, störte sich nicht an seiner Sucht und hatte genauso wenig Gefühle für ihn, wie Marco sie für den anderen hegte. Da konnte man doch problemlos ein wenig Spaß miteinander haben - das war jedenfalls Marcos Meinung, Marc sah das ja neuerdings anders.
Das Ding dabei war ja, dass wenn Marc wirklich abgeneigt wäre, er nicht mehr mit ihm schreiben würde, das wusste Marco. Er sollte ihn einfach aufsuchen und sich dann an ihn heran machen, dann würde er einfach nicht mehr nein sagen können. Also schrieb er ihm eine kleine Nachricht mit einer noch kleineren Lüge.

SMS Dumm wie gewünscht

Stimmt, deine oberste Priorität ist mein Wohlergehen...
Wir sind auf dem Fußballplatz

Marco grinste, als er sah, dass seine Lüge scheinbar funktioniert hatte. Auf dem Fußballplatz also, na gut. Und Marcs Antwort entsprechend war er da auch nicht allein. Er hoffte bloß, dass dieser dumme Freund nicht auch da war, sonst war sein Plan wahrscheinlich zum Scheitern verurteilt. Andererseits... er konnte sich bei dem ja ein wenig einschmeicheln, vielleicht half das ja.
Er schrieb Dr. Hermann noch einen Zettel mit seiner Nummer drauf, dazu eine Entschuldigung wegen der Couch und legte ihn gut sichtbar auf den Boden vor der Tür. Dann machte er sich auf zum Trainingsplatz.

tbc: Fußballplatz

cf: Draxledes Zimmer

Jule fühlte sich reichlich unwohl, als sie wieder vor der Tür des Psychologen standen. Er hatte gehofft, nicht mehr hier her zu müssen. Aber es half ja nichts. Sie hatten jetzt viele Probleme und brauchten jemanden mit einem kühlen Kopf.
Er klopfte an, wartete, dass Didi aufmachte.

(Wo auch immer Didi war oder ist, er ist jedenfalls jetzt hier xD)

Hans-Dieter hatte es sich gerade auf dem Sessen gemütlich gemacht und war die Unterlagen noch einmal durchgegangen, als es an der Tür klopfte. Er stand auf und ging hin. Mit einer schwungvollen Handbewegung hatte er die Tür geöffnet und sah hinaus. "Julian", sagte er überrascht. "Benedikt. Was kann ich für euch tun? Aber kommt doch erstmal herein." Er lächelte und winkte sie herein.

Julian betrat den Raum, zog Benni mit sich, klammerte sich weiter an seine Hand und wollte ihn auch nicht loslassen.
"Wir haben da ein riesengroßes Problem", erklärte Jule und atmete tief durch. "Jemand hat... ein eindeutiges Video von uns gemacht und das ist öffentlich geworden. Und jetzt sind wir quasi geoutet und wissen nicht, was wir tun sollen."

Benni war froh, dass sie Didi hatten, der ja eh ziemlich gut über ihre Situation im Bilde sein sollte und dem er vertraute.
Julian klammerte sich an seine Hand und weil es eh schon egal war, schlang Benni seine Arme um ihn und zog seinen Freund an sich.
Er sagte erst einmal nichts, Julian hatte schon erklärt, was Sache war, jetzt wartete er gespannt Didis Reaktion ab.

Hans-Dieter sah die beiden Freunde erstaunt an, wollte das Gespräch hier aber nicht so zwischen Tür und Angel beginnen. Er schloss leise die Tür und zeigte auf das Sofa.
"Möchtet ihr euch nicht erst einmal setzen?", fragte er mit freundlicher Stimme. Dann spulte er seine Routinebewegungen ab, aufstehen, zum Kühlschrank gehen, eine Flasche Wasser herausholen und zusammen mit drei Gläsern auf den Tisch stellen. Schließlich drehte er sich um und suchte aus seinem kleinen Schränkchen die Akte Draxler/Höwedes heraus und klemmte einen neuen Zettel mit dem Titel Folgebehandlung hinzu. Schließlich sah er wieder auf und lächelte, wie die beiden aneinander gekuschelt dort auf dem Sofa saßen. Liebe kann so schön und gleichzeitig so schmerzhaft sein, dachte er sich.
"Möchtet ihr vielleicht von Anfang an beschreiben, was genau passiert ist?", fragte er mit ruhiger Stimme. "Dann kann ich euch bestimmt besser helfen."

Julian setzte sich neben Benni auf das Sofa. Er fühlte sich noch immer unwohl und er hatte wirklich Angst vor dem, was auf sie zukommen könnte. Er wollte doch nur eine normale Beziehung führen. Nur gab es genug Leute, die das sicherlich nicht wollten. Nicht, wenn er mit Benni zusammen sein wollte.
"Also... Was sollen wir da groß sagen? Wir waren als Einzige im Speisesaal und haben dann eben ein bisschen rumgeknutscht. Dann hat der Flick uns irgendwann gestört und wir sind raus. Und dann haben wir ne SMS von Höger bekommen, dass wir geoutet sind und haben dann danach gegooglet und mussten feststellen, dass das stimmt. Und jetzt... sind wir eben hier, weil Andy gesagt hat, dass wir herkommen sollen."

Benni nickte nur bekräftigend. Was sollte er Julians Worten auch hinzufügen? Das war alles wichtige, was er gesagt hatte, mehr gab es nicht dazu zu sagen. Zumindest im Moment nicht.
Er spürte, wie ängstlich Julian war und auch ihm ging es da nicht viel anders. Er zitterte leicht, streichelte trotzdem beruhigend über Julians Rücken.
"Ja... so in etwa", bestätigte er Julians Worte. "Und weil wir hoffen, dass Sie uns irgendwie helfen können."

Hans-Dieter hörte ihnen ruhig zu und holte währenddessen sein Smartphone aus der Tasche. Kurz wandte er den Blick von seinen beiden Patienten ab und sah auf den Display. "Tatsache", flüsterte er fassungslos vor sich hin. "Das ist absolut unschön. Das ist ja... schrecklich." Schnell schaltete er das Gerät wieder aus und legte es vor sich hin auf den Tisch.
Er sah den beiden Spielern in die Augen, wollte ihnen Sicherheit vermitteln und blickte dann auf seine Notitzen. "Zunächst einmal müsst ihr euch beruhigen", meinte er lächelnd. "Denn nur mit einer gewissen Ruhe kann ich oder könnt ihr euch auch selbst helfen."