Teampsychologe

"Manu war total eifersüchtig und wollte mir unbedingt reinwürgen, dass er mit Benni geschlafen hat, während wir getrennt waren", erklärte Jule kurz, wurde schon wieder sauer auf den Torhüter.
"Ich hab keine Ahnung... Vielleicht wollte er es uns so reinwürgen. Immerhin hat er ja niemanden."
Er wusste es doch selbst nicht. Aber er traute Manu gerade nicht und er war ein dankbarer Schuldiger für die ganze Misere.

Benni seufzte. Ihm gefiel es nicht, wie Julian über Manu dachte.
"Jule, lass das", bat er. "Ich bin mir sicher, dass Manu nichts damit zu tun hat. Hätte er doch gar keinen Grund dazu. Und vor allem weiß er, dass ich weiß, dass er auch schwul ist und wenn er mir so eine reinwürgen würde, würde er sich damit nur selbst reinreiten. Immerhin kann ich dann ja auspacken, dass ich ne Affäre mit ihm hatte und was weiß ich noch alles."
Er war sich auf jeden Fall sicher, dass es nicht Manu gewesen war.
"Aber ich hab auch keine Ahnung, wer es sonst gewesen sein könnte... uns hat nur Hansi gesehen."

Hans-Dieter nickte Benedikt dankbar zu. "Manuel hat nichts damit zu tun", sagte er noch einmal eindringlich in die Richtung des jungen Schalkers. "Auch wenn er im Moment keinen Partner an seiner Seite hat. Die Tatsache, dass er schwul ist zeigt doch, dass ihr alle im selben Boot sitzt oder?" Er lächelte aufmunternd und sah wieder zu Benedikt. "Ich bitte dich aber ihm nicht zu drohen. Vergiss nicht, dass ihr ein Team seid. Und in einem Team verhält man sich kollegial."
Seufzend stand er auf und ging ein paar Schritte aufwärts und wieder abwärts, bevor er sich wieder hinsetzte. "Vielleicht sollte ich mich mal mit Hansi oder Manuel zusammensetzten, ob sie etwas von der Sache wissen. Irgendwo muss ja dieser Maulwurf sitzen..."

"Kann sein", murmelte Jule kleinlaut. Es war doch unwahrscheinlich, dass Manu dahinter steckte. Da musste er doch erkennen, dass Manu sich damit selbst ins Bein schneiden würde.
Aber er war sauer auf Manu und es wäre so schön, ihm die Schuld zu geben.
"Mit Hansi wollten wir auch noch reden... Vielleicht hat er ja wen gesehen?", überlegte er laut.
"Irgendwer muss ja da gewesen sein."

"Ne, ich will ihm ja gar nicht damit drohen. Ich mein nur, dass Manu das ja auch weiß und er deshalb gar nicht auf die Idee kommen würde, uns zu outen."
Benni seufzte. Wer dieser Maulwurf war, war wirklich eine interessante Fragestellung.
"Ja... vielleicht weiß er da was. Ansonsten weiß ich auch nicht weiter." Er seufzte. "Könnte das vielleicht irgend ein Angestellter gewesen sein?"

SMS an Didi

Sind Benedikt und Julian noch bei dir?

Hans-Dieter überlegte. Ein Angestellter? "Ich weiß nicht", begann er zögerlich und direkt lenkte sein Handy ihn ab. "Entschuldigt", bat er, las die SMS und schickte eine Antwort an den Torwarttrainer.
Ja, warum fragst du? Willst du dazu kommen? Dazu brauche ich ihre Zustimmung.
"So", er legte das Handy wieder weg und richtete seinen Blick auf Julian und Benedikt. "Fakt ist, dass sich die Frage stellt, was sich ändern würde, wenn wir wissen, wer das ist. Das Video kursiert trotzdem im Netz... apropos... die Idee ist vielleicht bescheuert, aber man könnte auch sagen, dass das alles nur Show war und der DFB damit testen wollte, wie Fans und Medien reagieren, wenn sie herausfinden, dass zwei Spieler schwul sind."
Eine Idee, die ihm gerade spontan kam. Ob das sinnvoll war, war eine andere Geschichte, aber sie müssten sich nicht outen und es wäre einfacher als ein Dementi bei den offensichtlichen Bildern.

"Ich will trotzdem wissen, wer das war", sagte Jule. Vielleicht würde er denjenigen mal ordentlich verprügeln. Kam ihm verlockend vor. Immerhin wollte derjenige sein Leben zerstören.
Didis Vorschlag klang aber nach etwas, worüber sie nachdenken sollten.
"Man könnte es vielleicht versuchen."
Fragend sah er Benni an. Das mussten sie gemeinsam entscheiden.
"Ist nur die Frage, ob man uns das auch wirklich abkauft und uns dann in Ruhe lässt."

SMS an Didilein


Ich glaube, es ist für die beiden auch leichter, nur mit dir zu reden. Ich wollte nur meine sonstige Hilfe anbieten

"Herauszufinden, wer das war, sollte aber nicht eure höchste Priorität sein", mahnte Hans-Dieter. "Ich verstehe, dass ihr das wissen wollt, aber im Moment ist es wichtiger, dass wir uns überlegen und einige werden, wie wir mit der Situation umgehen."
Er machte eine kurze Pause und trank einen Schluck. "Wir müssen verschiedene Berichte rausgeben und vielleicht ein Video ins Netz stellen, in dem ihr erklärt, was das sollte und warum ihr das gemacht habt. Natürlich dürft ihr euch in nächster Zeit keine kleinen Ausrutscher in der Öffentlichkeit erlauben, damit es glaubwürdig bleibt. Vorsichtig ist also geboten."

"Es ist nicht meine höchste Priorität... aber ich will es trotzdem wissen."
Er wollte wissen, wer ihn in diese Situation gebracht hatte. Derjenige hatte immerhin sein Leben zerstören wollen. Das konnte er so nicht stehen lassen.
"Ich denke, versuchen können wir das. Ich bin mir nur nicht sicher, ob das etwas bringt."
Den Stempel ganz abwaschen konnten sie nicht. Sie müssten immer vorsichtig sein. Und das könnte auch anstengend sein.

Benni nickte.
"Es ist auch wichtig, rauszufinden, wer dahinter steckt. Am Ende ist es jemand, der noch mehr rumschnüffelt und noch größeren Schaden anrichtet."
Er seufzte. Der Plan, den sie da schmiedeten, behagte ihm nicht so ganz. Er befürchtete, dass sie danach trotzdem keinen Schritt mehr unbeobachtet tun konnten. Und mit Zweisamkeit außerhalb ihres Hotelzimmers war es dann erst Recht vorbei.
Aber was blieb ihnen denn auch anderes übrig?
"Probieren können wirs", meinte er nur halb überzeugt.

Hans-Dieter musterte die beiden ausgiebig. So brachte das nichts.
"Wisst ihr was? Ihr geht jetzt gleich erst mal trainieren, denkt darüber nach und dann sprechen wir uns noch mal, okay? Vielleicht kann ich bis dahin auch schon etwas herausfinden. Noch seid ihr aber von der Idee nicht überzeugt. Deswegen denkt drüber nach, macht euren Kopf beim Training frei und dann reden wir noch mal darüber. Okay?" Aufmunternd blickte er dem Paar entgegen. Vorerst erschien ihm das als beste Lösung.

Jule nickte. Vielleicht war das gerade das Beste. Und vielleicht fanden sie ja wen, der sich auch outen würde. Dann wäre dieser Weg vielleicht auch leichter zu gehen. Er wollte auch nicht übervorsichtig sein müssen.
"Ich denke, das klingt erstmal vernünftig. Wir reden dann einfach später nochmal."

"Klingt nach einem Plan", musste Benni zugeben.
Es brachte nichts, wenn sie weiter so aufgekratzt nach einer Lösung suchten und er hoffte wirklich, dass das Training ihm helfen würde, den Kopf freizukriegen.
"Dann gehen wir schon mal", meinte er und stand auf.
Er schenkte Didi ein dankbares Lächeln, griff dann nach Julians Hand, um ihm aufzuhelfen.

"Bis... irgendwann", verabschiedete Jule sich, griff nach Bennis Hand und ließ sich aufhelfen. Sobald sie den Raum verließen, ließ er die Hand aber lieber wieder los. Sie sollten wohl besser aufpassen.

tbc: Fußballplatz