Teampsychologe

"Ich möchte dich aber verstehen", Hans-Dieter lächelte ihn an. "Erzähl mir alles, was dazu gehört. Ganz in Ruhe."

Thomas griff nach Sebbis Hand und drückte sie. Er brauchte seine Unterstützung. "Manuel und ich hatten uns gestern gestritten. Er wird Vater, was ja wunderbar ist, aber zuvor hatten wir uns miteinander unterhalten. Da wollte er noch keine Kinder, und dann sollte ich mich freuen! Ich konnte das nicht! Und als heute morgen Marc kam und ihm er erzählte das wir miteinter geschlafen hatten, hatte er mich nicht beachte. Ist einfach weg zu seien Platz! Und dann, dann kam das Mittagessen. Da haben wir uns unterhalten, haben uns gestritten und uns getrennt. Ich bin in Sebbis Zimmer und bin dann abgehauen." sagte er. Dann griff er zu seinen Glas Wasser und trank eine Schluck. "Und am Tag zuvor hatten wi runs bei meine Eltern geoutet, die haben das nicht gut aufgefasst! Und dann das Spiel! Ich habe alle enttäuscht! alle die mir was bedeuten." fügte Thomas an.

Okay, Hans-Dieter musste einmal blinzeln. Das waren viele Informationen auf einmal. Sehr viele.
"Kannst du mir den Zusammenhang mit Marc noch mal erklären? Ich bin mir nicht sicher, ob ich das richtig verstanden habe", bat er Thomas.

"Marc und ich haben vor der WM miteinander geschlafen. Ich habe das Manuel aber nicht erzählt! Ich hatte angst! Und als Marc jetzt ankam, sagte er zu mir. Das er nicht hier sei um noch einmal mit mir zu schlafen. Das hat Manuel gehört, den er stand nicht weit von mir entfernt!" sagte Thomas und senkte wider seien Kopf. "Ich wollte das doch nicht!"

"Habt ihr euch denn vorher über eure früheren Beziehungen unterhalten, oder wo genau lag das Problem? Manuel wird ja klar gewesen sein, dass du nicht als total unerfahren in diese Beziehung gegangen bist, oder?", hakte Hans-Dieter nach. Er suchte immer noch den genauen Zusammenhang.

"Doch, ich hatte ihm erzählt er wäre mein erster. Das war ein Fehler! Das weiß ich jetzt auch! Aber damals hielt ich es für das beste! Ich hatte so angst, angst das er wüteten wird! Angst das er mich verlässt, oder enttäuscht ist. Ich hatte es auch Marc versprochen! Und ich wollte es doch einfach nur vergessen!" sagte Thomas. Er war so dumm! warum nur hatte er das damals gesagt?

"Hast du in Ruhe mit Manuel geredet oder habt ihr euch im Streit getrennt?" Hans-Dieter musste Thomas alles aus der Nase ziehen. Das fand er zwar nicht so gut, aber der Junge war ziemlich fertig. Sebastian hingegen schwieg einfach nur.

"Nein im Streit! Ich habe ihm unglücklich gemacht! Ihm jegliches Glück verwehrt! Und außerdem hat er mich betrogen! Das konnte ich ihm nicht verzeihen! Ich habe es versucht aber es ging nicht! Ich habe eine ruhiger Trennung nicht verdient! sagte Thomas nur. "Ich habe mein bestes Versucht, es ging nicht!" er trank widre etwas Wasser und fuhr sich dann über seien Arme. "Es war wie Lisa, dann konnte ich nicht mehr hier bleiben. Ich hatte es gar nicht verdient! Und habe dann meine Sachen gepackt und bin zum Flughafen!"

"Ganz ruhig, Thomas", sagte Hans-Dieter. Er musste das Gehörte auch erst einmal verarbeiten. "Was meinst du mit 'Er hat mich betrogen'? Hatte Manuel etwa Geschlechtsverkehr während eurer Beziehung?" Er legte sein Klemmbrett neben sich und sah Thomas aufmerksam an. Das wäre natürlich ein großer Vertrauensbruch, wenn es wirklich so gewesen wäre.
Aber noch eine Sache war Hans-Dieter nicht ganz klar. "Warum bist du zum Flughafen gefahren? Hier wartet eine Aufgabe auf dich. Das Team braucht dich doch."

"Ja er hat mich betrogen! Mit einer Frau! Von der ich dachte sie würde das nicht machen. Und das rutscht ihm auch noch so nebenbei raus! So als wäre es keine große Sache!" sagte Thomas traurig und streichelte sich immer wieder über die Arme.
"Mich braucht hier keiner! Es gibt bessere als mich! Und zu Hause mache ich niemanden unglücklich! Ich enttäusche niemanden, weil ich nicht treffe oder ihm nichts erzähle. Niemand weil ich Schwul bin. Keinen belaste ich!" sagte er traurig. Er malte mit seine Fußspitzen ein Muster auf Didis Teppich.

Hans-Dieter dachte nach. Das war natürlich auch eine verzwickte Situation. Untreue in einer Beziehung war schließlich auch nicht ohne. Und ohne es mit Reue zu beichten, wie Manuel es getan hatte, war es für Thomas natürlich auch nicht einfach zu verzeihen. Aber welche Frau war das denn gewesen? Eine Brasilianerin oder etwa eine aus dem Team? Aber tat das etwas zur Sache?
"Thomas, möchtest du mir erzählen, um welche Frau es sich handelt? Ist es eine hier aus dem Team? Du weißt, dass ich der Schweigepflicht unterliege und niemand etwas von diesem Gespräch erfährt."
Dann wurde Hans-Dieter allerdings energischer. "So etwas darfst du nicht denken Thomas. Es ist falsch und das weißt du auch. Joachim und der Trainerstab haben die besten Spieler mit hierher nach Brasilien genommen und du gehörst genauso dazu, wie jeder andere auch. Du wirst dein Tor bei diesem Tunier machen und du belastest hier niemanden. Du hast doch Freunde im Team. Möchstest du diese enttäuschen, indem du sie im Stich lässt und einfach aufgibst?" Er schlug ein Bein über das andere und legte das Klemmbrett wieder auf seinen Schoß.

"Die Frau gehört nicht mal zum Team! Ich weiß nicht mal warum sie hier ist! Was sie mit dem Team zu tun hat. Sie heißt Maya, und die Frau hat er schon einmal betrunken geküsst! Das konnte ich ihm verzeihen! Aber nicht das er mit ihr schläft! Da hatte er kein Recht zu! Warum habe ich ihm nicht genügt!" fragte Thomas und fing leise an zu schluchzen.
"Nein mein Freunde wollte ich nicht enttäuschen! Aber ich wusste keinen anderen Ausweg! Mich darf niemand leiben! Das ist nicht gut! Ich bin nicht gut! Und ich hätte sie nur enttäuscht! Wie soll ich jemanden Vertrauen, wenn ich nicht mal mir vertraue!" sagte er leise.

Etwas verwirrt runzelte Hans-Dieter die Stirn. Eine Maya kannte er nicht. Sie gehörte nicht zum Team und war trotzdem hier bei dem Team? Vielleicht sollte er mal mit Joachim reden. Irgendwie wurden es hier immer mehr Frauen, er hatte langsam keinen Überblick mehr darüber.
"Thomas, möchtest du mir in Ruhe erzählen, was du über diese Maya weißt? Ich kenne die Frau nun wirklich nicht. Ist es mit Joachim und den anderen abgesprochen, dass sie hier ist?" Leicht schüttelte er den Kopf. Bevor er weitersprach, nahm er sich das Glas und schwenkte nachdenklich das Wasser darin. Sie hatte also Manu schon einmal geküsst? Für ihn fing da die Untreue schon an.
Über Thomas Worte wurde er immer nachdenklicher. Das war wirklich schwierig, aber er durfte so nicht denken.
"Nun mal ganz in Ruhe, Thomas. Du bist ein guter Mensch und immer so fröhlich. Beziehungen kommen und gehen. Natürlich hinterlassen sie Schmerzen. Aber du wirst wieder eine glückliche Bindung eingehen können. Du darfst nur nicht den Fehler machen und niemandem mehr vertrauen. Das ist wichtig, ja? Du musst Vertrauen zu deinen Mitmenschen fassen, dann kommt der Rest von ganz allein."
Spontan fiel ihm eine Lösung ein. "Ich möchte dir eine Hausaufgabe bis morgen aufgeben. Schreibe bitte fünf Dinge auf, die du an dir magst. Aber verschiedene Dinge, Thomas."

"Ich weiß es nicht! Ich weiß nur das sie hier irgendwo ein Haus hat! Sie aber nicht von hier kommt. Sie ist groß und blond! Aber mehr weiß ich nicht! Und ob Jogi etwas weiß, da habe ich keine Ahnung! Ich weiß nicht was sie hier will, oder warm sie da ist!" sagte Thomas.
"Ich möchte ihnen ja Vertrauen! wirklich, aber wie soll ich das machen? immer wider werde ich enttäuscht! Immer wieder verliere ich das was ich liebe! Dann liebe ich lieber nicht mehr! Dann enttäusche ich keinen." sagte Thomas nur.
"Ich werde darüber nach denken!" versprach Thomas.

Das war ja nicht viel, was Thomas von dieser Frau wusste. Hans-Dieter war es langsam leid, dass alle Frauen den Jungs hier die Köpfe verdrehten. Oder besser gesagt auch die Jungs den Jungs die Köpfe verdrehten. Er lächelte leicht. Aber er wollte helfen, deshalb war das hier sein Job. Kein Liebeskummer war ihm zu unsinnig.
"Ich werde mit Joachim einmal darüber reden, was die junge Frau hier zu suchen hat, ja? Ich finde es langsam sehr merkwürdig, scheinbar werden es immer mehr Frauen."
Er stand langsam auf und ging zu Thomas. Legte ihm eine Hand auf den Oberschenkel. "Thomas du bist ein wunderbarer Mensch und ein liebenswürdiger Mann. Jeder erleidet Verluste. Das liegt in der Natur des Menschen. Der Clou liegt darin, was man aus diesen Verlusten macht. Wird man daraus stärker oder schwächer. Aber wir arbeiten ja daran, dass du umso stärker wieder zurück kommst. Dafür machst du bitte diese Übung."
Streng sah er Thomas an. "Ich dulde keine Widerrede." Er lächelte ihn an und setzte sich wieder zurück auf seinen Sessel.

Sebi verfolgte das ganze Gespräch stumm. Er drückte hin und wieder Thomas Hand um ihm Mut zu machen und Kraft zu spenden. Als Thomas erzählte, dass er es nicht wert war, geliebt zu werden, wäre er am liebsten aufgesprungen und hätte ihn geschüttelt. Als Hans-Dieter Thomas sagte, dass er ein wunderbarer Mensch wäre, nickte Sebi. "Genau, du bist ein toller Mensch und ich freue mich, dass wir uns hier näher angefreundet haben.", ließ er verlauten. "Außerdem enttäuscht du nicht alle, die dir nahe stehen. Denk an deinen Bruder, den kannst du gar nicht enttäuschen, der würde in jeder Lage hinter dir stehen.", fuhr er dann fort.

"Mein Bruder ist ja auch mein ein und alles!" schniefte Thomas. Er liebte seien Bruder und auch dem Würde er irgendwann enttäuschen! "Aber irgendwann enttäusche ich auch ihm! Und dann kommt alles so wie in meinen Traum!" meinte Thomas leise.

Hans-Dieter runzelte die Stirn. "Ein Traum? Thomas, davon hast du ja noch gar nichts erzählt. Möchtest du mir darüber berichten?" Er seufzte auf. Dass alle Menschen Träume für so unwichtig hielten. Das konnte er einfach nicht verstehen.
"Träume sind von großer Bedeutung Thomas. Dein Unterbewusstsein möchte dir damit eine Botschaft senden, die du dir zu Herzen nehmen solltest. Manchmal drücken sie nicht das aus, was man denkt. Aber eine tiefere Bedeutung haben Träume immer. Deshalb ist es wichtig, dass du mit genau sagst, was du darin gesehen hast."

Thomas nickte und drückte Sebbis Hand noch einmal fest. "In meine Traum habe ich, gesehen wie Manuel mit der Frau glücklich wird, mit der er das Kind bekommt. Das er mich für sie verlässt und ich nur zu sehen konnte wie er mit ihr und ihren Kindern glücklich wird. Dann sah ich meine Eltern und Manuel an meinem Grab stehen und keiner von ihnen weinte und sie wirkten so kalt!" Dann wandelte sich Thomas Stimme. Sie wurde trauriger! "und dann sah ich meine Bruder. Er weinte und war so aufgelöst und traurig und dann lag er neben mir mir!" schluchzte Thomas. Es bewegte ihm immer noch, seine kleinen Bruder neben sich legen zu sehen.

Hans-Dieter positionierte sich noch einmal anders. Er legte ein Bein auf den Oberschenkel des anderen Beines und stützte sich leicht darauf ab. Irgendwie lief in diesem Team etwas falsch. Er hatte ganz stark das Gefühl, dass der Zusammenhalt des Teams arg bröckelte. Ganz in Ruhe hörte Hans-Dieter sich Thomas Traum an. Wer war denn überhaupt die Mutter seines Kindes? "Weißt du wer die Mutter des Kindes ist, Thomas? Und sind die beiden ein Paar, also möchte Manuel eine Beziehung zu der Frau seines Kindes aufbauen? Du sagtest doch, dass er Geschlechtsverkehr hatte während eurer Beziehung. Das würde ja dagegen sprechen, dass sie glücklich werden würde." Kurz stand Hans-Dieter auf und ging langsam zu einem seiner Schränke. Dort zog er ein Traumdeutungsbuch hervor und setzte sich wieder. Gedankenverloren blätterte er einige Seiten durch und sah wieder auf.
"Du bist deiner Familie sehr, sehr wichtig Thomas. Sie haben Angst dich zu verlieren, wissen aber gerade nicht, wie sie mit der aktuellen Situation umgehen sollen. Melde dich mal wieder bei ihnen und erzähle ihnen, was du fühlst. Ich bin mir sicher, dass sie dich unterstützen wollen. Zu deinem Bruder..." Hans-Dieter lächelte. "... er liebt dich von ganzem Herzen oder? Tu ihm den Gefallen und streng dich hier an. Tu es auch für ihn."

"Ja ich weiß wer die Mutter des Kindes ist! Aber ich weiß nicht ob es erzählen darf. Un ich weiß nicht ob er mit ihr zusammen sein will! Aber er hat mich betrogen und das mit einer Frau! Ich weiß nur das er sich um das Kind kümmern möchte. Wenn ich die beiden morgen sehe, wie soll ich mich verhalten? Was soll ich tun? Sie werden glücklich sein." stellte Thomas fest. "Ich werde es versuchen. Ich weiß nicht ob das was ich leiste ihm stolz macht!" sagte er nur.

Hans-Dieter runzelte die Stirn. Hatte er da etwas nicht ganz verstanden oder verdrehte Thomas hier ewas? "Erstmal Thomas, und ich dachte das hätte ich bereits gesagt, unterliege ich der ärztlichen Schweigepflicht. Niemand wird etwas darüber erfahren." Hans-Dieters Stimme wurde streng, bevor er sanfter fortfuhr. "Also hat er dich mit der Mutter seines Kindes betrogen? Also ist Maya die Mutter von Manuels Kind?" Nachdenklich griff er nun wieder nach einem Glas Wasser und schwenkte deren Inhalt. "Thomas, wenn er mit der Mutter seines Kindes eine richtige Famile sein möchte, musst du das leider akzeptieren. Sei einfach ganz normal und bitte nicht aggressiv. Sicher tut es Manuel genauso weh dich zu sehen, wie dir es wehtut ihn zu sehen." Wieder wurde seine Stimme nun strenger und er stellte das Glas mit einem lauteren Geräusch auf den Tisch. "Natürlich machst du ihn stolz. Du spielst bei der Nationalmannschaft, das ist etwas tolles."

"Nein diese Maya ist nicht die Mutter von Manuels Kind. Es ist Emilia Kross! Ich weiß nicht wie ich es aushalten soll Manuel gegenüber zu treten! Und ihr! Es tut so wehe, zu wissen das Emilia sein Kind bekommt! Etwas was er mit mir nicht wollte." meinte Thomas traurig. "Aber ist er den auch stolz auf mich wenn ich nicht gut spiele?" fragte er leise. Er hatte große angst seinen Bruder oder jemanden anderen nicht zu genügen!

Langsam wurde Hans-Dieter das alles ein wenig viel. Die vielen verzwickten Beziehungsprobleme der Spieler waren aber auch verwickelt. Emilia Kroos, dem Namen nach eine Verwandte von Toni Kroos, war also die Mutter von Manuels Kind. Entweder er war mit dieser Frau schon eine längere Zeit zusammen gewesen oder es war wohl ein Unfallkind. Um das er sich kümmern wollte.
"Du musst dich ganz normal verhalten Thomas. Ihr seid Teamkollegen sowohl hier als auch beim FC Bayern. Ihr müsst einen normalen Umgang pflegen. Und wenn du Manuel nicht mehr als Freund sehen kannst, musst du ihn als Teamkammeraden akzeptieren. Es darf sich nicht auf euer Verhältnis auf dem Platz auswirken." Hans-Dieter musste wohl noch weiter sprechen. Er musste Thomas die Angst vor einem Zusammentreffen mit Emilia und Manuel nehmen. "Eure Beziehung steckte doch noch in den Kinderschuhen Thomas. Ihr seid doch beide noch jung, da ist es doch verständlich, dass ihr noch nicht über Kinder nachgedacht habt. Und jetzt ist er eben doch schon in der Situation. Du darfst ihm das nicht übel nehmen." Neben diesen Beziehungsfragen hatte Thomas wohl auch Probleme mit seiner Familie.
"Er und deine Eltern lieben dich als Mensch. Sie freuen sich, wenn du Erfolg hast, aber sie lieben dich als Bruder und Sohn. Das musst du unbedingt trennen."

"Ich war so geschockt! Ich meine, Emilia gehört ja irgendwie zur Mannschaft! Und sie mit Manuel zu sehen tut weh. Vor allem weil ich weiß, das sie das hat was ich immer wollte! Eine glückliche Familie und ein Kind! Und ich hätte es bestimmt irgendwann akzeptiert. Vielleicht sollte ich bis morgen warten?" dann trank er wider einen Schluck Wasser und sah Didi an. "Und wenn ich genau da meine Eltern enttäuscht habe als Sohn? Ich will sie nicht verlieren, genau so wenig wie meinen Bruder!" sagte Thomas.