Teampsychologe

"Uhm, also... ich..." Er kratzte sich nervös am Hinterkopf und zog die Beine auf den Stuhl. "Es ist im Moment einfach so viel... Ich erzähle jedem so ein bisschen, aber Niemandem kann ich alles erzählen, weil... das ist einfach zu viel. Und ich weiß nicht mehr, was ich machen soll. Höger macht mir Angst, Manu beunruhigt mich und Sassy hasst mich!"

"Ganz ruhig, Leonardo. Mir kannst du alles erzählen. Aber alles der Reihe nach. Entweder du erzählst mir erst, was dich am meisten belastet oder du fängst mit der zeitlichen Reihenfolge an. Mir ist das gleich. Aber erzähl bitte ausführlich und hab keine Angst. Nichts ist peinlich, nichts ist schlimm oder so. Ich darf eh niemandem etwas erzählen und würde das auch nie tun."
Hans-Dieter versuchte ihn etwas zu beruhigen. Er schien sichtlich nervös zu sein.

Leo zerrupfte seine Laugenstange, warf die Teile davon allerdings lediglich auf den Tisch und nicht in seinen Mund. "Okay... also.. zeitliche Reihenfolge... ehm.... nach dem..." Er brach ab und umschlang beide Beine mit seinen Armen. Höger würde ihn umbringen. "Und Du... äh Sie sagen echt nichts? Weil... weil... weil ich bin tot, wenn er das rausfindet..." Er sah den Doc noch einmal kurz an, bevor es schließlich aus ihm herausbrach: "Höger, er... ich hab ihn und Max in der Dusche erwischt und er.. er.. er wollte... er wollte mich..." Schnell schüttelte er den Kopf und vergrub sein Gesicht zwischen seinen Knien. Allein die Erinnerung daran, wie hilflos er sich gefühlt hatte, reichten ihm aus.

Hans-Dieter nickte ernst, als Leonardo nach der Verschwiegenheit fragte. "Ärztliche Schweigepflicht."
Danach lauschte er aufmerksam den Worten des Jungen. Er musste gar nicht weiter sprechen, er konnte sich denken, was er sagen wollte. Aber er suchte den Zusammenhang. Warum? Wenn Marco doch mit Max.. wobei ihm das auch neu war und er war auch nicht der Typ, der andere gegen ihren Willen vergewaltigte.
"Was hat Marco Höger gemacht?", fragte Hans-Dieter ernst. "Versuch es mir so genau wie möglich zu erzählen. Es wird dir auch helfen, wenn du das alles einmal ausgesprochen hast. Es wird dir danach besser gehen." Hans-Dieter wollte ihm die Angst nehmen, denn die war Leonardo deutlich anzusehen.

Es kostete Leo einiges an Überwindung, den Blick wieder zu heben. Super, er war nicht mal fünf Minuten hier und war schon am Heulen! "Ich.. okay... Also, ich bin rein, weil ich was gesucht habe und da... da... da waren Marco und Max.. Sie.. sie waren beide nackt und naja haben halt, also wollten wohl, Sie wissen schon. Und... ich wollte dann wieder gehen und Höger hat mich irgendwie einge-geladen, mitzumachen. Aber.. ich bin nicht schwul. Also, ich hab nichts gegen Schwule! Aber... ich bin es einfach nicht... und ich hab abgelehnt und Max wollte das auch nicht. Ich war eigentlich auch schon auf dem Rückweg, als ich ihn irgendwie gereizt habe, weil ich gefragt habe, was er hier macht... Weil, na ja, es hat mich halt gewundert, weil er ja nicht hier spielt und so... Da ist er sauer geworden und hat mich bedrängt. Er war mir einfach so... so nah und das war... er war so wütend und hat mir so Angst gemacht! Max ist dann dazwischen und ich durfte gehen, aber ich darf das doch eigentlich nicht weitererzählen, wenn er das rausfinden, dann... er wird mir irgendetwas antun, wenn er das rausfindet!"
Er beendete seine Erzählung zitternd und vergrub sein Gesicht wieder zwischen seinen Knien.

Hans-Dieter schob Leonardo stumm den Behälter mit den Taschentüchern zu und schüttete ihnen beiden dann etwas zu trinken ein. Auch das Glas schob er zu ihm rüber.
"Erst mal sollst du wissen, dass Marco das nie erfahren wird. Nicht von mir - ich weiß ja nicht, wem du noch davon erzählt hast. Und dann... weißt du, Leonardo, ich kenne Marco Höger ein wenig und ich weiß, dass er gerne provoziert und auch schon mal übertreibt. Aber er ist nicht der Typ, der jemandem gegen seinen Willen wirklich etwas tun würde. Vor allem nicht, wenn Max dabei war, der ihn davon abgehalten hat. Leonardo... hast du jetzt immer noch Angst davor, dass Marco dir noch mal etwas tun könnte? Oder eher, dass es zu einem nächsten Mal kommt und ihn dann niemand davon abhalten kann?"
Hans-Dieter musste sich vorsichtig heran tasten. Leonardo schien wirklich fertig mit den Nerven zu sein.

Leo zog eines der Taschentücher heraus und wischte sich damit die Augen ab, bevor er zittrig nach dem Glas Wasser griff und einen Schluck daraus nahm.
"Na ja... Sassy weiß es, ihr musste ich davon erzählen... Ich musste doch mit irgendjemandem reden... Und also... ich habe Angst, dass ich irgendwann mit ihm alleine bin und er dann... zu Ende bringen will, was Max unterbrochen hat. Und sonst, ich weiß nicht... Ich kenne ihn kaum, aber er macht mir einfach Angst, ich will nicht mehr mit ihm reden, weil ich ihn nicht irgendwie reizen will."

Hans-Dieter überlegte einen Moment. Frontale Konfrontation war wohl alles andere als angebracht in dieser Situation.
"Leonardo, setz dich bitte mal ganz entspannt hin. Auf dem Stuhl, auf dem Sofa, auf dem Boden, ganz egal, Hauptsache, du bist völlig entspannt. Es ist auch egal, wie du sitzt, oder ob du lieber liegst. Schnapp dir Kissen oder Decken... was du willst."
Hans-Dieter setzte wieder dieses Lächeln auf, welches zeigte, dass alles gut war und er keine Angst oder Zweifel haben musste.

"W-was, wieso?" Irritiert sah er den Doc an und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Schließlich entschied er sich für das Sofa und legte sich dort hin, auch wenn er sich dort immer noch etwas unwohl fühlte. Er versuchte krampfhaft, sich zu entspannen, schaffte es aber nicht, die Tatsache auszublenden, dass er hier bei einem Psychologen lag. Seufzend legte er sich ein Kissen unter den Kopf und schnappte sich noch eine Decke. Ihm fiel wieder ein, wie er sich in seinem Zimmer zurückgezogen hatte und wickelte sich nun auch hier vollkommen in die Decke ein, um alles ausblenden zu können. Nur so schaffte er es, langsam ruhiger zu werden.

Hans-Dieter gab Leonardo die nötige Zeit. Allerdings gefiel ihm dieses Einkuscheln in die Decke nicht unbedingt. Es war eine seltsame Eigenschaft, die die Menschen an den Tag legten. Es war, als würde die Bettdecke Schutz und Geborgenheit bieten, dabei war sie das dünnste Schutzschild, was es überhaupt gab. Sie ließ alle Waffen durch, ein gutes Versteck war sie nicht und auch alle Geräusche und Worte drangen zu einem durch. Dennoch war es oft der erste Zufluchtsort für die Menschen.
"Schließ die Augen, Leonardo... deine Freunde nennen dich, Leo, oder? Schließ die Augen und entspann dich, Leo."
Hans-Dieter schnappte sich leise die Fernbedienung der Musikanlage und drückte auf Play. Er hatte eine Yoga-CD eingelegt und leise drangen die sanften Geräusche der Natur zu ihnen herüber.
"Ich möchte, dass du dich vollkommen entspannst. Spürst du, wie dein Körper schwerer wird? Erst deine Füße, deine Beine... dann deine Hände und deine Arme", er sprach sehr langsam, ruhig und einfühlend.
"Dein ganzer Körper wird schwer, Leo, sogar dein Kopf. Du spürst, wie er auf dem Sofa liegt, beinahe damit verschmilzt, so schwer ist dein Körper. Du schaffst es nicht mehr dich zu regen. Aber das willst du auch gar nicht. Du willst nur entspannen und zur Ruhe kommen."
Hans-Dieter ließ seine Worte wirken und wartete darauf, dass Leonardos Atmung ruhiger wurde, damit er sicher gehen konnte, dass er sich wirklich entspannte.

Leo nickte leicht, als Didi ihn nach seinem Spitznamen fragte. Er zog die Decke ein Stück nach unten, damit wenigstens sein Kopf noch an der Luft war, bevor er den Anweisungen des Docs so gut es ging folgte. Anfangs verkrampfte er sich mehr, als dass er sich entspannte, da er sich zu sehr darauf fixierte, was er wann tun sollte.
Er seufzte und schloss die Augen. Langsam spürte er, wie er ruhiger wurde und auch seine Atmung langsamer wurde. Wenn er weiter so da liegen würde, war er sich sicher, dass er einschlafen würde.

Hans-Dieter lächelte leicht.
"Egal, was jetzt kommt, lass die Augen geschlossen, Leo. Du bist bei mir und du bist hier sicher", machte er ihm noch mal klar und er wartete kurz, ehe es ernst wurde.
"Geh in Gedanken zurück an den Ort an dem du Marco und Max gesehen hat. Geh zurück in die Dusche. Stell dir vor, wie du reinkommst und die beiden erwischt. Noch ist alles gut. Es ist dir peinlich und sichtlich unangenehm, dass du sie erwischt hast. Du wolltest nicht stören und auch nicht ihr Geheimnis lüften. Halte diesen Moment fest, lass ihn für ein paar Sekunden einfrieren. Siehst du die Überraschung in Marcos Gesicht? Er hat selber nie damit gerechnet, dass ihn dort jemand mit Max erwischen könnte. Aber siehst du neben der Überraschung auch die Angst? Leo, du hast gesagt, dass du nicht schwul bist, deswegen wirst du die Angst nicht kennen und du bist auch noch nicht so berühmt wie Marco. Später wird jeder deiner Schritte überwacht. Menschen forschen in deinem Privatleben und suchen nach einer guten Story. Ein schwuler Fußballer wäre eine grandiose Geschichte. Dir kann das nicht passieren, aber Marco kann es passieren, dass er unfreiwillig geoutet wird. Er war mit Max zwar auf dem Gelände des DFB, aber da denkt man in so einem Moment nicht dran. Als du beide erwischt hast, hast du Marco bei seiner größten Angst gepackt. Aufzufliegen, dass er schwul ist."
Hans-Dieter machte eine Pause. Er erwartete keine Antwort von Leonardo. Die wäre an dieser Stelle auch falsch. Er beobachtete nur seine Gestik und vor allem Mimik. Er ließ seine Worte wirken, ehe er weitermachte. Selbst wenn Leonardo einschlafen sollte, drangen die Worte dennoch zu ihm durch. Erst in einer tieferem Schlafebene nahm er solche Worte nicht mehr wahr.

Leo schluckte und unterdrückte das aufsteigende Zittern, als er sich daran erinnerte, wie er Marco und Max unter der Dusche erwischt hatte.
Marco war mit Sicherheit genauso geschockt gewesen wie er und hatte sich ja auch schon fast liebevoll um Max gekümmert, als dieser bei seiner "Flucht" hingefallen war. Er rutschte unruhig auf dem Sofa hin und her, als er sich vorstellte, wie die Stimmung gekippt war. Er war eigentlich schon auf dem Weg nach draußen gewesen, Marco hatte sich bedankt, dass Leo schweigen würde... Bis ihm anscheinend die Idee kam, dass Leo mitmachen konnte. Sein halbwegs entspannter Gesichtsausdruck verkrampfte sich und er griff haltsuchend in die Decke, die er immer noch um seinen Körper geschlungen hatte. Er zwang sich dazu, seine Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen und blieb lieber bei dem Moment, wo Marco Max noch geholfen hatte.

Hans-Dieter sah Leonardo deutlich an, wie verunsichert dieser war. Verunsichert, voller Angst und Zweifel. Dennoch sprach er aber einfach ruhig weiter.
"Leo, du siehst also die Angst in Marcos Augen. Denk einmal darüber nach, was du wohl machen würdest. Jeder Mensch reagiert anders in so einer Situation. Marco ist in die Offensive gegangen und hat dich gefragt, ob du mitmachen willst. Vielleicht war es sogar eine Kurzschlussreaktion, aber wer weiß das schon. Als er dich gefragt hat, Leo, warst du verunsichert. Du wolltest das nicht. Marco hat dir das sicher angesehen. Zusammen mit der Angst, die er hatte, dass du ihn doch verraten könntest, wollte er dich einschüchtern. Er wollte, dass du Angst bekommst, damit du nichts sagst. Du kennst ihn nicht, er kennt dich nicht. Woher sollte Marco wissen, ob er dir vertrauen kann oder nicht? Marco hat in der Situation deutlich übertrieben, aber hast du nicht trotzdem allem noch seine Angst gesehen oder gespürt? Halte die Situation wieder an in deinen Gedanken und beobachte ihn ganz genau. Sieh dir Marco an und versuche die Stimmung, die in der Luft lag zu deuten."
Hans-Dieter ließ Leonardo eine Pause, damit er tiefer in die Situation sinken konnte. "Marco wollte dir bewusst Angst machen und dich einschüchtern, aber es bestand zu keinem Zeitpunkt die Gefahr, dass er dir wirklich etwas getan hätte. Ich gehe auch mal stark davon aus, dass Marco selber von sich überrascht war nachher - aber negativ. Und auch Max wird ihn gefragt haben, was das sollte. Marco wird nie wieder auf die Idee kommen, dir etwas anzutun. Du musst vor ihm keine Angst haben. Er ist ein Spieler, wie alle andere auch. Vielleicht etwas direkter als andere, aber jeder hat seine eigene Persönlichkeit. Leo, du brauchst keine Angst vor ihm haben. Siehst du das?"
Hans-Dieter wartete weiter seine Reaktion ab. Er hoffte, dass er sich etwas entspannte, sonst musste er das so lange wiederholen, bis Leonardo das auch sah.

Leo schüttelte leicht den Kopf und zog sich die Decke wieder komplett über den Kopf. Marcos Gesichtsausdruck hatte ihm schon gereicht, um ihn total zu verunsichern daran wollte er sich nicht schon wieder erinnern. Natürlich konnte er verstehen, dass er Angst gehabt hatte, aufzufliegen, aber das war doch kein Grund in derart einzuschüchtern! Zu seiner Verzweiflung mischte sich Wut und er spannte sich an, als er daran dachte, wie überlegen Marco gewesen war.
Er nickte, als Didi sagte, dass Marco ihm nichts mehr tun würde. "Wird er nicht", stimmte er dem Psychologen leise zu. "Und wenn er mir noch mal zu nahe kommt, kriegt er das zurück!"

"Das ist die richtige Einstellung", bestätigte Hans-Dieter. "Ich glaube zwar nicht, dass er dir noch mal zu Nahe kommt, aber man darf sich immer selbst verteidigen. Du kannst jetzt langsam aus deiner Schwere erwachen und zurückkommen. Aber vergiss nicht, was du mir gerade gesagt hast. Behalte das immer in deinem Kopf."
Hans-Dieter gab Leonardo seine Zeit, um wieder einigermaßen fit zu werden. "Wie fühlst du dich? Wie war das für dich?", fragte er ihn dann.

Leo öffnete schläfrig die Augen und setzte sich langsam auf. "Ich bin müde", antwortete er ehrlich. Nervös zuckte er mit den Schultern. "Ich... ich weiß nicht. Ich glaube... besser. Auch wenn ich es immer noch schrecklich finde, daran zurückzudenken... Aber ich denke, ich werde irgendwie damit klar kommen... Ich meine, vielleicht.. na ja... er sah ziemlich geschockt aus, als ich gegangen bin... vielleicht wollte er das nicht... Glaubst du... Sie, dass ich noch mal versuchen sollte, mit ihm zu reden?"

Hans-Dieter überlegte einen Moment. Das war eine gute Frage. Vielleicht wäre das gar nicht so schlecht, wenn Leonardo das tun würde, damit er sich selber klar machen konnte, dass Marco ihm nichts tun würde.
"Ja, mach das", riet er ihm. "So kannst du dich selbst wirklich davon überzeugen, dass keine Gefahr besteht. Ihr seid ja vermutlich auch nicht gerade nett und in einer aufgeheizten Stimmung auseinander gegangen. Das ist ein brisantes Thema, da sollte man noch mal drüber reden in Ruhe. Marco ist auch jemand, mit dem man in Ruhe gut reden kann, so ist es nicht." Hans-Dieter versuchte ihm dadurch etwas Mut zu machen.
"Aber dir lag noch mehr auf dem Herzen, oder?"

Leo runzelte die Stirn, als Didi Marco als ruhig bezeichnete. "E-echt? Ich hätte ihn jetzt nicht als ruhig bezeichnet... Aber gut, ich kenne ihn ja nicht so wirklich..." Er seufzte und nickte leicht. "Das Zweite war... na ja, ich hab mich vorhin mit Manu unterhalten und wir haben uns eigentlich ganz gut verstanden... Er ... na ja, ich schätze, Sie wissen das, er hat ziemliche Probleme und hat mir versprochen, mit mir zu reden, wenn es ihm nicht gut geht. Und dann... dann hat er mich nach dem Spiel so angebrüllt und hat dicht gemacht. Ich versteh das nicht, ich wollte doch nur helfen..."

"Natürlich kann Marco auch ganz anders sein, aber du ihm ruhig begegnest, wird er ebenso ruhig sein. Fühlt er sich angegriffen, kann er lauter werden, aber das ist ein natürlicher Abwehrmechanismus, den alle Menschen haben", erklärte Hans-Dieter ihm noch zu Marco, ehe er sich der Geschichte mit Manuel widmete.
"Nach dem Spiel hast du einen auf gut deutsch gesagt beschissenen Zeitpunkt erwischt. Manuel wusste selber nicht, wo unten und wo oben war. Er war in seinen eigenen Gedanken. Vielleicht hast du noch mitbekommen, dass Philipp ihm eine Ohrfeige gegeben hat. Erst die hat ihn wieder zurück geholt. Vorher hat selbst Philipps Reden nichts gebracht. Es lag also nicht an dir in der Situation. Manuel weiß das auch. Du solltest dir das nicht so zu Herzen nehmen, okay?" Aufmunternd lächelte Hans-Dieter Leonardo an.

"Okay... ja, das verstehe ich...", antwortete er und hörte sich danach Didis Erklärung zu Manuel an. "Aber... er hat mir wirklich Angst gemacht... ich meine, soll ich ihn ab jetzt immer meiden, wenn wir ein Spiel verloren haben? Das ist doch nicht normal, ich will ihm doch helfen... Und, dass er ne Ohrfeige braucht, das... ihm geht's auch nicht so gut, oder? Er hat gesagt, ich soll zu ihm kommen und mit ihm reden, aber dann muss er das doch auch bei mir machen! Ich finde, es ist egal, dass er so viel älter ist, als ich, vielleicht kann ich ihm ja trotzdem helfen!" Überzeugt sah er ihn an und hoffte, dass der Doc verstand, was er ihm damit sagen wollte.

"Alter spielt bei solchen Dingen keine wichtige Rolle", stimmte Hans-Dieter Leonardo zu. "Ich nehme an, Manuel hat noch nicht mit dir geredet, oder? Das hat er nämlich vor. Warte das Gespräch ab, dann verstehst du ihn vielleicht besser. Stell ihm ruhig die Fragen, die du mir auch gestellt hast und noch stellen willst. Ich darf da einfach auch mehr nicht zusagen. Außerdem ist das eine Sache, die ihr auch gut unter euch klären könnte, Leo." Hans-Dieter lächelte ihn wieder an. Es war wirklich besser, wenn die beiden das unter sich klären würden.

"Wollte er?" Er sah den Doc mit leuchtenden Augen an und lächelte. "Wir wollten uns eigentlich beim Essen treffen, aber er war schon weg, als ich gekommen bin... Aber, ich werde dann Morgen mal mit ihm reden, ich will nicht, dass er jetzt denkt, ich nehme ihm das übel. Also, sauer war ich schon, aber ich kann ja verstehen, dass er es nicht leicht hat." Er seufzte und kaute unruhig auf seiner Unterlippe herum. "Ja... und das letzte, das mich bedrückt ist eigentlich... na ja, es betrifft meine Freundin, Sassy... Aber ich weiß nicht, ob das hier her gehört."

Hans-Dieter lachte etwas auf. "Ich höre hier inzwischen so vieles, was hier eigentlich nicht hergehört, also sag schon: was ist mit deiner Freundin?"
Er wollte Leonardo jetzt auch sein letztes Problem nehmen, wenn er schon mal hier war.

"Ich.. sie... Also, von Anfang an... Wir sind schon ewig zusammen und.. also, waren, wir waren zwischendurch getrennt. Weil, also wir waren schon ewig zusammen und dann hat sie sich in einen Kollegen von mir verliebt. Sie hat mit mir Schluss gemacht und ist mit ihm zusammen gekommen. Ich hatte mich halbwegs damit abgefunden, aber nie aufgehört, sie zu lieben." Er seufzte. "Und dann war sie auf ein mal hier. Und hat mir gesagt, dass sie einen Fehler gemacht hat, dass es ihr Leid tut und dass sie nur mich liebt... Ich... Anfangs war ich skeptisch, ich wollte abwarten und am Ende der WM entscheiden... Aber... ich liebe sie halt noch und habe nur ein paar Stunden durchgehalten, bis wir... na ja, wir hatten Sex. Und danach war irgendwie alles wie früher. Als wäre diese Sache nie zwischen uns passiert. Jetzt hatte ich vorhin doch Zweifel, weil es so schnell einfach wieder zur Normalität übergegangen ist und habe ihr das gesagt. Das hat sie verletzt und sie ist während dem Gespräch abgehauen, weil Mo gekommen ist. Die Beiden mögen sich nämlich nicht", erklärte er ihm und sah ihn abwartend an.