Teampsychologe

"Manuel, du siehst es ein, das ist super! Das ist ein wichtiger Schritt. Wir müssen es nur hinbekommen, dass du nicht wieder komplett dicht machst und auch mal Menschen an dich ranlässt. Mich lässt du ja auch an dich ran."
Hans-Dieter überlegte einen Moment, ehe er aufstand und einen Block und einen Stift holte. "Schreib mir Gründe auf, warum du mit deinen Freunden reden solltest."

Manu seufzte auf und nickte. "Ich meine, irgendwann muss ich es doch einsehen, irgendwann muss es doch auch besser werden. Ich hab nach dem Spiel.. mit Jogi gesprochen! Irgendwie hat es mir doch ein wenig geholfen, er hat es irgendwie geschafft mich da raus zu holen, ich weiß nicht wie, aber er hat es geschafft!" erzählte Manu. "Er hat mich irgendwie aufgebaut!" gab er zu. Inzwischen knetete er wieder seine Hände.
Manu starrte auf den Block. Und fing an auf zu schreiben. Er wollte andere einfach nicht nerven, nicht mit seinen Problemen belaste, er schämte sich auch ein wenig davor seine Porbleme preis zu geben. Hatte Angst, das ihn jemand deshalb als schwach an sehen konnte. Hatte Angst, das er wieder angefeindet udn beschimpft wurde, weil er einfach nicht mit Toren klar kam.

Hans-Dieter beobachtete Manuel stumm dabei und musste leicht schmunzeln.
"Das wäre das zweite gewesen, aber wir können auch gerne damit anfangen. Nimm jetzt einen anderen Zettel und schreib Gründe auf, warum du mit anderen - egal ob mit deinen Freunden oder mit Jogi - reden solltest. Und keine Gründe dagegen."

Manu starrte auf den Zettel vor sich. Das weiße karierte Papier starrte ihn förmlich an und wollte, das man etwas drauf schrieb. Manu setzte den Stift an, brach dann aber wieder ab. Wieder überlegte er. Weil er es ihnen versprochen hatte, weil er er ihnen vertrauen konnte, weil sie ihm alle nur helfen wollten, weil sie sonst enttäuscht wären, weil er es ihnen schuldig war. Weil.. Manu überlegte wieder einen Moment. Ihm viel nichts mehr ein.. obwohl.. Weil er sich nicht mehr zurück ziehen sollte.

Hans-Dieter beobachtete Manuel dabei, wie er Probleme hatte das Blatt auszufüllen. Als nichts mehr dazu kam, nahm er ihm den Zettel ab und ergänzte ihn selber:
Weil ich mich entlasten kann, weil ich mich freier fühle, weil ich mir keine Sorgen mehr machen muss, weil ich meine Gedanken/Gefühle/Sorgen in Worte fassen kann, weil ich irgendwo aufgehoben bin, weil ich meine Probleme lösen kann, weil ich mir selber zeigen kann, dass ich nicht alleine bin, weil sie mich wieder aufbauen können, weil es einfacher ist wieder aufzustehen, wenn einem eine Hand gereicht wird.
"Stimmst du dem zu? Sonst streich was durch." Hans-Dieter drehte den Zettel wieder um, damit Manuel ihn lesen konnte.

Manu las den Zettel gründlich durch, dann sogar noch ein zweites Mal und schüttelte den Kopf. "Das.. passt alles, du brauchst da nichts durch streichen!" gab er leise zu und las den Zettel noch mal durch. "Da gegen stehen meine Sachen dagegen ganz schön affig da, hm?!" murmelte er und verglich die beiden ein wenig. Es hatte eindeutig mehr Vorteile als Nachteile, das musste er selbst zu geben.

"Nein, affig nicht, Manuel", Hans-Dieter schüttelte den Kopf. "Man sieht daran nur, wer von uns beiden der Psychologe ist", er lachte leicht. "Im Ernst... deine Argumente waren gut. Ich habe sie nur erweitert. Präg dir das ein. Du musst dir das immer vor Augen halten. Du machst das nicht nur, damit die anderen Ruhe geben. Du redest vor allem auch mit anderen, damit du dir selber hilfst. In solchen Momenten muss man egoistisch denken. Schlag eine hingehaltene Hand nicht weg, ergreif sie. Sprich dich aus, red dir alles von der Seele. Aber lass dir helfen, damit du dich besser fühlst. Natürlich musst du nicht jede Hand annehmen. Man redet nun mal nicht gerne mit jedem über seine Gefühle. Und wenn dir... zum Beispiel Philipp mal nicht seine Hand hinhält, frag ihn danach. Deine Freunde werden dir immer helfen, da brauchst du keine Angst haben."

Manu lachte ebenfalls leicht. Tja.. da hatte er wohl Recht. "Das werd ich auf jeden Fall!" meinte Manu entschlossen. Er nahm sich das jetzt vor und diesmal musste er das durch ziehen und nicht wieder zusammen brechen, wenn irgendwas war. Das war außerdem nicht er. Der alte Manu hätte seine Freund um Hilfe gebeten, aber der war irgendwie verschwunden.
"Also hab ich jetzt die Erlaubnis von dir, in solchen Situation auch mal der egoistischer Sack zu sein, den alle in mir vermuten?" scherzte er ein wenig.

"Warum vermuten alle einen egoistischen Sack in dir?", Hans-Dieter horchte auf. Das verstand er gerade nicht. "Aber ja, abgesehen davon hast du hiermit die feierliche Erlaubnis."

Manu lehnte sich zurück. Er sollte einfach die Klappe halten. "Es ist einfach so.. bei manchen mach ich mich nicht gerade beliebt hier und viele haben einfach noch diese Vorurteile im Kopf. Weil ich zu Bayern bin und so.. keine Ahnung! Die denken doch alle immer noch was war wegen dem Geld!" grummelte Manu. Wenn die wüssten. "Udn bei den Dortmundern bin ich so oder so unbeliebt und heute hab ich Marco in der Kabine noch mal dumm angemacht, weil ich mit Kevin wie ein normaler Mensch geredet hab und er es uns nicht abkauft hat.. er mag mich jetzt auch nicht mehr!" erzählte Manu.

"Stop, Stop!", Hans-Dieter hob eine Hand. "Da will ich jetzt noch mal nachhaken. Wer denkt so? Und weißt du das wirklich oder reimst du dir das nur zusammen?" Er zog seine Stirn etwas kraus. Der Wechsel war doch nun schon eine ganze Weile her.
"Warum hat Marco euch dumm angemacht? War er vielleicht immer noch enttäuscht vom Spiel? Oder ging das wirklich direkt gegen euch? Gegen dich und Kevin? Wie war das Gespräch mit ihm?"
Das hatte gerade eine ganze Menge neue Fragen aufgeworfen, aber das war vielleicht gar nicht so schlecht... Hans-Dieter hatte da schon eine Idee. Aber erst mal musste Manuel ihm Antworten geben.

Manu verzog das Gesicht. "Keine Ahnung.. so halb halb.. bei ein paar merke ich einfach, das sie was gegen mich an. Zum Beispiel Schmelle.. der schaut mich immer so an.. Marco auch, keine Ahnung.. das war schon vorher so, das er mich immer so angeschaut hat.. und so... " Manu dachte einen Moment drüber nach. "Leo war am Anfang auch so komisch...jetzt wahrscheinlich nicht mehr..!" Manu sah etwas auf. "Ich hab keine Ahnung was mit ihm los war.. er war bestimmte enttäuscht, aber Kevin und ich haben halt ein wenig geredet.. nichts schlimmes und er meitne er würde uns diese Friede-Freude-Eierkuchen.Stimmung nicht abnehmen!"

Hans-Dieter nahm noch einen neuen Zettel von dem Block und legte ihn Manuel mit dem Kulli vor die Nase. "Schreib die Namen auf bei denen du dir sicher bist, dass sie ein Problem mit dir haben. Sei es wegen dem Wechsel oder wegen was anderem. Du musst mir die Gründe nicht nennen, du kannst sie aber auch kurz dahinter schreiben, das bleibt dir überlassen, aber schreib die Namen derer auf, bei denen du dir sicher bist."
Gespannt abwartend sah er den Torhüter an.

Manu starrte zögernd auf das Blatt. Das konnte er doch nicht machen, was sollte das sein.. seine persönliche Abschussliste, oder was?! Er kam sich leicht dumm dabei vor. Trotzdem schrieb er hin. Marcel, Marco, momentan auch Philipp und Leo, dann Kevin, der gab es ja offen zu, das er ein Porblem mit ihm hatte und sonst.. Jule.. Jule war eifersüchtig wegen Benni, da konnte er ihm erzählen was er wollte, aber wen er ihn immer mit seinen Blicken dolchte, war das schon auffällig. Das müsste es eigentlich sein.

Hans-Dieter warf einen Blick auf die Liste.
"Deine Aufgabe bis zum nächsten Mal wird sein, dass du mit mindestens einer dieser Personen sprichst und ihr eure Differenzen klärt. Gibt es überhaupt richtige Differenzen? Wenn ja, was sind das für welche? Kann man die bei Seite schieben?"
Er machte eine kurze Pause. Ließ seine Worte wirken. "Es reicht, wenn du mit einer Person sprichst und es ist egal mit wem du anfängst. Aber du kannst auch mit zwei oder dreien der Jungs reden, das ist dir überlassen."
Wieder eine kurze Pause. "Glaubst du, du kriegst das hin?", fragte Hans-Dieter ihn vollkommen ernst.

Manu nickte nur. "Klar.. mit Phil und Leo wollte ich ja so wie so reden.. ich werd das hinbekommen und die Porbleme aus dem wegräumen und für mich.. ist das wichtig, das irgendwie keiner hier komische Vorurteile gegen mich hat!" murmelte Manu. Das mit Marco.. wollte er raus zögern so weit es ging, Schmelle am besten auch.. mit Jule.. er wusste es nicht. Keine Ahnung..
"ich schaff das schon!" meinte er entschlossen.

"Du musst mir gar nicht sagen, mit wem du als erstes reden willst, vielleicht kommt auch alles anders, als du es dir vorgenommen hast. Das Schicksal hat manchmal komische Dinge mit uns vor. Aber schön, dass du dazu bereit bist und ich dich nicht prügeln muss das zu machen", Hans-Dieter lächelte leicht.
"Ich würde dich dann gerne an dieser Stelle entlassen. Oder gibt es noch etwas, was du los werden willst oder worüber du reden möchtest? Wir können auch gerne noch eine Stunde hier sitzen."

"Ich hoffe das du mich nie zu was prügeln musst!" murmelte Manu und grinste ein wenig. Also der Doc ihn entlassen wollte nickte Manu nur. Das war gut.. dann konnte er sich jetzt um die 2 kümmern. "Nein.. ich bin fertig für heute, in allen Sinnen und du brauchst doch auch mal Pause!" meinte Manu. Er stand auf und schnappte sich seine Sporttasche. "Also.. dann morgen wieder?"

"Ich hatte während des Spiels Pause", lachte Hans-Dieter. Wobei das auch nicht so ganz der Wahrheit entsprach, immerhin hatte er immer ein wachsamen Psychologenauge auf die Jungs geworfen. Aber er hatte ja nach der WM erst mal drei Wochen Urlaub.
"Ja, auf jeden Fall morgen. Ich will ja wissen, ob du deine Hausaufgaben gemacht hast", er erhob sich ebenfalls und brachte Manuel zur Tür. "Guck einfach, wann bei euch Training ist. Komm vorbei oder schreib mir. Zur Not auch nach dem Abendessen noch, ich bin da sehr flexibel."

"So langsam muss ich mir ein Hausaufgabenheftchen besorgen, um mir das alles zu merken!" scherzte Manu mit. "Ne scherz.. ich komm alle mal vorbei, ich schreib dir dann einfach.. bis morgen.. und Schönen Abend noch!" Manu hob kurz die Hand und verließ dann das Zimmer. Jetzt zu Phil

tbc Zimmer von Philipp Lahm über Manus Zimmer

Hans-Dieter schloss die Tür hinter Manuel, um erst mal seine Unterlagen zu sortieren. Dann machte er sich einen Kaffee und öffnete sie wieder. Er wollte für seine Jungs immerhin da sein.
Er war gespannt, wann Benedikt wieder den Weg zu ihm finden würde. Aber erst mal war er für jeden da und deshalb auch die offene Tür.

Der Raum blieb leer und sowohl Uhr als auch sein Hungergefühl sagten ihm, dass es Zeit fürs Essen war. Also machte sich Hans-Dieter auf den Weg in den Speisesaal und schloss hinter sich die Tür.

tbc: Speisesaal

cf: Speisesaal

Hans-Dieter schloss die Tür auf und ließ sie hinter sich ins Schloss fallen, wie angekündigt. Dann stellte er zwei frische Gläser auf den Tisch, eine Flasche Wasser und nahm sich neue Unterlagen zur Hand. Er setzte sich mit Klemmbrett und Kugelschreiber bewaffnet in den Sessel und wartete auf Leonardo.

cf: Speisesaal

Leo trat nervös an die Tür und klopfte kurz an, bevor er den Raum betrat. Er biss noch ein mal von der Laugenstange ab und setzte sich kauend auf den Stuhl, Didi gegenüber. "Ähm... sorry, ich hatte nur noch nichts zu Essen", murmelte er und schluckte das Stück schnell hinunter.

"Kein Problem. Auf leeren Magen reden, kann ziemlich schwierig sein. Was liegt dir denn auf der Seele?", fragte Hans-Dieter freundlich.