Hotelzimmer von Julian Draxler und Leon Goretzka

Irgendwie überforderte die Szene Marc gerade. Was genau fanden eigentlich alle Menschen toll daran, sich gegenseitig ihre Liebe zu gestehen und sich dann abartig erbärmlich einen abzuheulen?
Marc hatte zwar auch einen Freund, aber so eine Szene würde er nie machen.
Einen Moment überlegte Marc, ob er Max erklären sollte, dass Marco ihn schon wirklich geliebt hatte, beschloss dann aber, dass er als der Mensch, mit dem sie sich beide gegenseitig betrogen hatten die Klappe zu halten hatte.

Max schluchzte und kauerte sich klein zusammen.
Hemmungslos fing er jetzt an zu weinen, vergrub das Gesicht in seinen Knien.
"Was hab ich eigentlich falsch gemacht?" schluchzte er.
Warum konnte Leon das nicht verstehen?
Er hatte doch kein Problem damit, dass Leon ihn liebte. Er konnte sich nur im Moment keine Beziehung vorstellen. Viel zu sehr hatte das mit Marco wehgetan.

Reichlich verwirrt beobachtete Benni die Szene, die Max und Leon da ablieferten.
Was genau zwischen den beiden schief lief, war schwer zu erkennen. Er zumindest verstand nicht besonders viel.
Als Leon im Bad verschwand seufzte er und stand auf.
"Ich red mit ihm", meinte er und folgte Leon ins Bad, wo er sich neben der Badewanne, in der Leon hockte, auf den Boden setzte.
"Was ist denn da passiert?" fragte er.

"Höger hat meinen Max gefickt!", schluchzte er und kippte sich etwas Vodka die Kehle herunter. "Ich liebe ihn doch schon so lange und... und konnte es ihm nie sagen! Und jetzt kann ich nicht für meinen Kleinen da sein, weil ich jedes Mal das Gefühl habe, dass es mich zerreißt, wenn ich ihn sehe. Allein der Gedanke, dass... ich meine, ich hatte mich echt damit abgefunden, ich wollte ihn nicht drängen. Und dann zeigt HÖGER ihm, dass er schwul ist?! ICH wollte das doch machen! Ich hätte ihm NIE so wehgetan!" Er verschluckte sich an einem neuen Schluck Vodka und brach hustend ab. "Ich lieb ihn halt einfach", würgte er hervor und lehnte sich traurig gegen den Wannenrand.

Benni seufzte.
"Komm erst mal da raus", meinte er. Das brachte ja auch nichts, wenn Leon in der Badewanne saß.
"Ich kann mir vorstellen, dass das hart für dich ist."
Mit sanfter Gewalt entwand er Leon den Wodka. Sich jetzt zuzusaufen würde nichts besser machen.
"Aber ich kann auch Max verstehen, wenn er verletzt ist... er braucht jetzt jemanden und du schaffst das nicht, obwohl du ihn doch angeblich liebst."
Das schien ziemlich kompliziert zu sein und die beiden Küken taten Benni wirklich leid. Vor allem, weil sie ein wirklich süßes Pärchen wären, viel besser zueinander passten als Max und Marco.

Leon richtete sich seufzend auf und bemerkte, dass er bereits jetzt zu viel im Tee hatte, als gut für ihn war. Er schwankte gewaltig, als er immer noch heulend aus der Badewanne kletterte und sich auf die Kante setzte. "Eyy.. meine Flasche...", jammerte er und starrte mutlos auf den Fußboden. "Ich mach alles falsch... Ich hätte es ihm nie sagen sollen.. irgendwann wäre es bestimmt vorbeigegangen.. und jetzt? Jetzt trauert er Höger hinterher und ich muss der beste Freund sein, der ihn tröstet. Ich will ihm ja auch helfen, aber wer tröstet mich?!"

Seufzend setzte Jule sich neben Max und legte einen Arm um ihn. Das Häufchen Elend konnte sich ja keiner mitansehen.
"Was ist denn überhaupt passiert?", fragte er das Küken, wollte wenigstens, dass er mit dem Weinen aufhörte.
Eigentlich hatte er einen gemütlichen, stressfreien Abend verbringen wollen. Aber gut, das war wohl nichts.

"Das tut dir auch nicht gut", meinte Benni nur entschlossen und behielt den Wodka für sich.
Leon schien schon reichlich angetrunken und mehr musste nun wirklich nicht sein.
"Ist es denn so unverständlich, dass Max darunter leidet? Ich weiß nicht genau, was passiert ist, aber offenbar hat Marco ihn ja nach Strich und Faden verarscht. Und da ist es doch ganz normal, dass er verletzt ist."
Er legte Leon einen Arm um die Schulter un zog ihn an sich.
"Meinst du nicht, dass du ihm einfach diese Zeit geben solltest? Dann bekommst du eher deine Chance, als wenn du ihn jetzt im Stich lässt."

Max schluchzte und lehnte sich an Julian, brauchte jetzt einfach irgendwen, der für ihn da war. Er wusste, wie anhänglich er sein konnte, aber Julian würde das hoffentlich nicht stören.
"Ich hab... Leon von Marco erzählt. Und davon, dass ich Schluss gemacht hab... dann war er so komisch, hat gesagt, dass er mich liebt."
Er schluchzte leise.
"Und dann hab ich gesagt, ich kann das jetzt nicht, es tut zu sehr weh und seitdem ist er so doof."

Leon kuschelte an die Seite des Schalker Kapitäns und schloss schluchzend die Augen. "Nein, ist es nicht... aber ich bin auch verletzt, die ganze Zeit schon! Und.. und alles, was er dazu gesagt hat, als ich ihm meine Liebe gestanden hab, war 'Bitte nicht...". Er kann sich doch denken, wie scheiße ich mich jetzt fühle", murmelte er leise. "Ja, aber ich kann jetzt einfach nicht so tun, als wäre nichts. Ich kann ihn nicht in den Arm nehmen, weil ich weiß, dass er dabei nicht das Gleiche denkt..."

Benni seufzte erneut. Die ganze Situation schien schier unlösbar, aber das würden sie trotzdem hinkriegen, irgendwie.
"Vielleicht, weil er einfach geschockt war? Weil er nicht damit gerechnet hat und im Moment gar nicht an eine neue Beziehung denken kann?"
Ihm zumindest erschien das plausibel.
"Er hat doch gerade gesagt er hat kein Problem damit... das hat er damit doh bestimmt gemeint, oder?"
Leon schien völlig überfordert mit der Situation, schien viel zu lange mit der unerfüllten Liebe gekämpft zu haben.

"Ja... aber ich doch auch! Ich erfahre da auf einmal, dass er schwul ist! Wenn ich das eher gewusst hätte, ich... ich hätte ihm das doch viel gefühlvoller beibringen können!", redete er weiter auf Benni ein. "Keine Ahnung. Ich habe das Gefühl, dass Max mich mit jedem Wort weiter von sich stößt."

Benni schüttelte nur den Kopf.
"Beruhig dich doch erst mal", murmelte er.
Eigentlich müssten die beiden das doch irgendwie gemeinsam hinkriegen, da war er sich sicher. Immerhin waren die doch gute Freunde, da sollten sie das geklärt kriegen.
"Ich bin mir sicher, dass Max kein Problem damit hat... redet einfach miteinander, wenn ihr euch dann wieder beruhigt habt."

Julian seufzte. Das klang wirklich kompliziert. Dass Max Schluss gemacht hatte, wusste er auch noch gar nicht. Aber er konnte es auch verstehen. Er möchte auch nicht mit Marco zusammen sein, auch wenn Max ihm doch mal erzählt hatte, dass er Marcos Fehler alle so hinnehmen wollte. Schön war es sicherlich nie gewesen.
"Leon fühlt sich wahrscheinlich auch vor den Kopf gestoßen. Aber er will bestimmt für dich da sein. Ihr braucht nur beide etwas Zeit."

Leon schüttelte zitternd den Kopf und trocknete sein Gesicht an Bennis Shirt ab. Das sagte der jetzt so leicht. "Das geht nicht..." Er versuchte, einen erneutes Heulanfall zu unterdrücken und starrte ausdruckslos auf den Boden. "Ich kann ihm einfach nicht mehr sagen, als dass er für mich die ganze Zeit viel mehr, als ein Freund war..."

Max schluchzte.
Vor den Kopf gestoßen? Das konnte gut sein.
"Aber ich wollte ihn nicht verletzen", heulte er. "Ich weiß doch selber nicht, was ich machen soll."
Er wollte nicht, dass Leon unglücklich war. Er selbst wollte im Moment... nichts. Jemanden, der für ihn da war und ihm half, über Marco hinweg zu kommen.

Benni seufzte und strich Leon beruhigend durch die Haare.
"Meinst du wirklich? Bist du so egoistisch, dass du den Kerl, den du liebst, in einer Situation, in der er dich unbedingt braucht, alleine lassen kannst?"
Er würde das nicht können. Selbst, wenn Julian seine Liebe sicher nicht erwidern würde, würde Benni trotzdem alles für ihn geben.
"Meinst du dich, es würde euch beiden gut tun, wenn du ihm hilfst, das zu verarbeiten?"

"Vielleicht solltest du einfach ganz in Ruhe mit ihm reden, ihm alles erklären, wie du dich fühlst und dass du jetzt in erster Linie einfach nur Ruhe brauchst. Das muss er doch verstehen. Ihm liegt doch viel an dir."
Eigentlich... war es doch gar nicht so anders als bei Benni und ihm. Nur hatten sie ihr Happy End bekommen. Vielleicht schafften Leon und Max das auch. Vielleicht auch nicht.

"I-ich... ich bin nicht egoistisch!", widersprach Leon sofort und seufzte. "Aber es wird mich verletzen und..." Er zuckte mutlos mit den Schultern. "Aber ich werde es sowieso machen. Das weiß ich jetzt schon... ich.. ich kann es einfach nicht sehen, wenn er weint. Deshalb bin ich eben auch gegangen. Ich kann nicht sehen, dass ICH meinen Kleinen zum Weinen gebracht habe", nuschelte er leise. Er war wirklich ein Arsch.

Max schluchzte leise. Langsam beruhigte er sich, aber so wirklich hatte er sich immer noch nicht wieder gesammelt.
Was Julian sagte, klang plausibel, aber Max wusste nicht, ob er Recht hatte.
"Ja... vielleicht", murmelte er.
Er schluchzte. Was sollte er nur machen, wenn seine Freundschaft zu Leon das nicht überstand?

SMS an Max

Hey, können wir noch mal reden?
Es tut mir leid, was ich dir angetan habe. Ich verstehe es, wenn du mir nicht glaubst, wenn ich von Liebe rede, ich weiß selbst nicht, ob ich mir noch irgendwas glauben soll. Und auch, wenn es vielleicht keine Liebe war, so habe ich doch starke Gefühle für dich. Es tut weh, dass es so enden muss und ich finde derzeit keine Kraft, um für dich zu kämpfen. Du hast etwas besseres als mich verdient, aber glaub nicht, dass ich dich nur belogen habe. Ich weiß, dass es das nicht besser machen wird, aber ich hab doch immer an dich gedacht. Frag Marc.
Ich vermisse dich, schon seit Tagen und ich hasse mich dafür, dir Schmerzen zugefügt zu haben. Bitte, lass mich noch einmal mit dir reden und versuchen, mich zu erklären, dann lass ich dich auch in Frieden. Ich will nicht, dass du auch noch geoutet wirst, wenn ich die Gerüchte jetzt öffentlich bestätige.
Versprech mir eines: Sei glücklich.
Marco

Nachricht an Marc

Hey, wo bist du? Ich glaub, ich brauche Hilfe... Ilkay macht mich fertig und ich habe gerade beschlossen, öffentlich zu meiner Sexualität zu stehen.
Marco

Benni seufzte und strich Leon aufmunternd über den Rücken. Er hatte ja irgendwo Recht. Es war egoistisch von ihm, dass er Max allein ließ, obwohl der ihn brauchte.
Aber er konnte Leon auch verstehen. Er wusste, wie sehr es wehtun konnte, zu sehen, wie man einen geliebten Menschen zum Weinen gebracht hatte.
"Aber Max braucht dich jetzt. Also geh und red mit ihm, okay? Lass dich nicht von deinem schlechten Gewissen auffressen."

"Ist doch klar, dass das gerade schwer für euch ist. Aber das kriegt euch doch nicht unter."
Die beiden kannten sich doch schon erstaunlich lange für ihre noch so junge Karriere und waren gut befreundet. Das würde nicht alles wegen so etwas kaputt gehen.
"Redet einfach nochmal miteinander. Vielleicht morgen, wenn ihr euch etwas beruhigt habt."

Max schluckte. Julian hatte vielleicht Recht, er sollte einfach abwarten. Leon Zeit geben, sich zu beruhigen und dann noch einmal mit ihm reden. Das würden sie schon irgendwie hinbekommen.
"Du hast Recht", gab er zu.
In diesem Moment klingelte sein Handy und verkündete ihm das Eintreffen einer SMS. Irritiert holte er es aus der Hosentasche und sah auf das Display. Fassungslos las er die Nachricht, die ihm da angezeigt wurde. Seine Finger zitterten und beinah wäre ihm das Handy aus der Hand gefallen. Er fing hemmungslos an zu weinen und hielt es dann Julian hin, in der Hoffnung, dass der mehr wusste als er. Was sollte er denn jetzt tun?

Überfordert las sich Jule die SMS durch. Er wüsste auch nicht, was er darauf antworten sollte. Und Max war gerade eh überfordert.
"Lass dir Zeit mit deiner Antwort. Du bist doch grad eh überfordert. Schlaf ne Nacht drüber und hab jetzt noch bisschen Spaß, okay? Morgen sieht die Welt schon anders aus."
Julian strubbelte dem Kleinen durch die Haare, stand dann auf und ging zur Tür. Die sollte vielleicht besser abgeschlossen werden und das tat er auch, bevor wer rein trat. Dazu schloss er noch das Vorhängeschloss, damit auch sicher nicht reinkommen konnte.