Hotelzimmer von Julian Draxler und Leon Goretzka

Julian lächelte, als Benni ihm das Armband wieder umlegte. Das mit dem Wechsel würde er sich noch einmal überlegen. Nur rief er seinen Berater lieber nicht gleich wieder an. Das tat er lieber später, wenn er sich wirklich endgültig entschieden hatte.
Richtig aussprechen mussten sie sich wirklich. War nur die Frage, wo sie da anfangen sollten.
"Warum genau bist du abgehauen?", fragte Julian und begann das Gespräch so einfach mal. Das wollte er wirklich dringend klären.

Die Frage war nicht ganz einfach zu beantworten, aber er wusste, dass er Julian eine Antwort schuldete.
"Um ehrlich zu sein... ich weiß es auch nicht so ganz genau. Aber ich glaube, ich war irgendwie auch beleidigt."
So ganz leicht war es nicht zu erklären und vor allem wollte er es auch ungern zugeben, aber es musste eben sein.
"Weißt du, ich dachte eigentlich, alles ist wieder gut bei uns. Wenigstens auf sexueller Ebene... und als du mir dann nicht einmal sagen konntest, was ich falsch gemacht habe, hab ich mich einfach irgendwie verarscht und total bescheuert gefühlt. Ich hab in dem Moment wirklich ein bisschen Zeit für mich gebraucht. Ich habs glaub ich nur falsch rüber gebracht
Er sah Julian ernst an. Hoffte, dass er verstand, was Benni dazu gebracht hatte.
Der Vorschlag war von ihm gekommen und er würde ihm jetzt auch Rede und Antwort stehen.

"Und warum bist du dann zu Mats, wenn du allein sein wolltest?", fragte Jule traurig. Darum ging es doch. Wenn Benni Zeit für sich brauchte, dann war das okay. Damit kam er schon klar und er konnte es ihm gar nicht einmal verübeln. Aber dass er zu Mats war und mit ihm geschlafen hatte... Das war doch das Problem.
"Und eigentlich ist ja alles okay. Aber... Das ist eben nicht leicht für mich und manchmal hab ich eben noch diese Blockade und bekomm Angst und will nur noch weg. Ich hab eigentlich gehofft, dass du dafür auch Verständnis hast. Ich kann dir nämlich auch nicht versprechen, dass das bald wieder alles normal für mich ist."

"Naja, ich wollte nicht zu Mats", gab Benni zu. Das war ja keine Absicht gewesen. Er hatte das ja nicht geplant.
"Ich bin in den Pavillon, wollte ein bisschen Ruhe, mich entspannen und vielleicht nachdenken. Dann war da Mats und wir haben uns ausgesprochen und versöhnt. Ich hab ihm gesagt, dass ich im Moment Probleme hab und er hat vorgeschlagen, dass wir doch mal was machen sollen. Wir sind losgegangen, n bisschen was trinken und haben geredet und irgendwie hat er dann vorgeschlagen, dass ich mich ablenken soll. Und ich war schon reichlich beduselt und hab das Angebot eben zweideutiger aufgefasst, als es war." Er schluckte hart.
"Und das ist dann eben auch passiert... Ablenkung. Die keine besonders gute war, weil ich eben ständig an dich denken musste."

Das alles zu hören tat unglaublich weh und versetzte tiefe Stiche in Jules Herz. Dass Benni an ihn gedacht hatte, machte es nicht besser. Er hatte ja trotzdem mit Mats geschlafen und das war das Schlimme. Er hatte ihn betrogen. Das ließ sich auch nicht mehr rückgängig machen.
Ob Mats den Vorschlag nicht bewusst zweideutig gemeint hatte, konnte Jule auch nicht sagen. Vielleicht war es ja wirklich von ihm geplant gewesen.
"Bitte, ich... will das nicht hören", flüsterte er, schloss die Augen. Er wollte nicht hören, wie es passiert war.

Benni schluckte. Er konnte verstehen, dass Julian darunter litt. Liebevoll strich er ihm über den Rücken und versuchte, ihm ein wenig Nähe und Halt zu geben.
"Ich weiß nicht, obs irgendwas besser macht, aber... ich hab nicht mit ihm geschlafen", murmelte er. "Fast, aber ich habs nicht getan."
Er zog Julian eng an sich und hoffte, dass es wenigstens ein bisschen etwas besser machte.
"Und ich bereue es und wünschte, dass ich einfach irgendwo anders hingegangen wäre... einfach an den Strand oder so, einfach nicht Mats über den Weg laufen."
Er seufzte.
"Ich hoff, du kannst es mir verzeihen."

"Hast du nicht?", fragte Julian erstaunt nach. Er war immer fest davon ausgegangen, dass die beiden bis zum Äußersten gegangen waren. Er war davon ausgegangen, dass Benni es schon gesagt hätte, wenn es anders und harmloser abgelaufen wäre.
"Aber... das macht es wirklich besser. Nicht gut, aber besser."
Er lehnte sich an Benni und vergrub das Gesicht an seinem Hals, blieb einen Moment nachdenklich ruhig.
"Ich hab dir schon mal gesagt, dass ich dir wahrscheinlich alles verzeihen würde. Und dass ich hoffe, dass du das nicht ausnutzt."

"Nein, hab ich nicht... Ich weiß nicht, es fühlt sich trotzdem wie betrügen an und ich schäm mich wirklich dafür."
Er war froh, dass es für Julian so besser war.
Sanft strich er ihm durch die kurzen Haare.
"Ich will es nicht ausnutzen. Ich geb mein Bestes,das versprech ich dir. Ich will, dass du glücklich bist und ich glaub, langsam hab ich begriffen, dass ich eben auch manchmal Kompromisse eingehen muss. Dass wir beide Kompromisse eingehen müssen."
Er drückte ihm einen Kuss auf die Stirn.

"Es fühlt sich auch wie betrogen werden an, aber... ich glaub dir, dass es dir leid tut."
Und auch das machte es wieder besser. Wieder ein kleines bisschen zumindest. Stück für Stück wurde es besser und die Wunde verheilte mehr und mehr.
"Wir sollten vielleicht mal aufhören, immer so stur zu sein", meinte Julian und schmunzelte leicht. Das war wirklich keine gesunde Mischung, dass sie beide sich immer im Recht sahen und wenig kompromissbereit waren. Aber wenn sie daran arbeiteten, würden sie das schon in den Griff bekommen.

Benni lächelte leicht.
Er war froh, dass Julian es ihm verzieh und dass er ihnen noch eine Chance gab. Benni war sich bewusst, dass das wohl ihre letzte Chance war, die nächste Trennung würde mit Sicherheit eine endgültige sein.
Aber er war entschlossen, alles dafür zu tun, dass es nie so weit kommen würde.
"Vermutlich wäre das hilfreich", meinte er schmunzelnd. Julian hatte schon Recht. Wenn sie beide weiterhin zwei sture Böcke blieben würden ihre Streits immer eskalieren. Vielleicht mussten sie einfach beide kompromissbereit sein.
"Aber ich hätte da jetzt auch noch eine Frage... das Mädchen vorher... wer war das?"
Er war neugierig. Hatte sie vorher noch nie gesehen, dabei kannte er fast alle von Julians Freunden, auch viele noch aus dessen alter Schulklasse. Aber dieses Mädchen hatte er noch nie gesehen. Bisher hatte er immer gedacht, die einzige Frau, die öfters in Julians Leben autauchte sei Lena, seine Sandkastenfreundin, von der er schon öfters erzählt hatte.

Julian war froh, dass das Thema damit im Groben zumindest mal geklärt war. Ganz vergessen war es natürlich noch nicht, aber daran konnte man arbeiten. Er war auch gewillt, daran zu arbeiten.
Nur als Benni wieder auf Eli zu sprechen kam, wurde er wieder nervös und kaute auf seiner Unterlippe herum. Es war komisch, darüber gleich zu reden. Aber das hätte er ohnehin tun müssen. Immerhin hatte er ungeschützt mit Eli geschlafen. Er vertraute ihr, dass sie gesund war, aber er konnte Benni nicht zwingen, das ebenfalls zu tun.
"Das war Eli", erklärte er. "Sie hat mir gestern beim Training ihre Nummer zugesteckt und wir haben uns heute getroffen."

"Du triffst dich mit Fangirls und nimmst sie mit ins Hotel?"
Das klng in Bennis Augen alles andere als intelligent und er sah Julian skeptisch an.
"Ich will dir keine Vorwürfe machen, aber ich hoffe mal, du warst vernünftig", murmelte er.
Das Mädchen hatte zwar auf ihn nicht gewirkt wie eine von den typischen Fangirls, die sich Spielern an den Hals schmissen und hofften, so ihre fünf Minuten Ruhm zu bekommen, sondern eigentlich recht normal. Aber man konnte nie vorsichtig genug sein.

Verlegen sah Julian auf die Bettdecke. Benni hatte ja recht. Normalerweise würde er so etwas auch nicht einfach tun. Er traf sich sonst ja nicht mit irgendwem und nahm ihn mit ins Hotel. Allein das war schon unvernünftig. Und er war noch viel weiter gegangen und es war wirklich dumm gewesen, gleich mit ihr zu schlafen und aufs Kondom zu verzichten. Aber er hatte so dringend Ablenkung gesucht und wollte sich einreden, dass er nicht schwul war. Dafür hätte er wohl alles getan.
"Definiere 'vernünftig'...", murmelte er und sah dann auf. "Außerdem ist sie kein Fangirl."

"Kein Fangirl?" Benni runzelte die Stirn.
Naja, er würde Julian da mal vertrauen. Er hatte genug Menschenkenntnis, um zu erkennen, wann jemand ihn nur ausnutzen wollte.
Aber Julians Worte klangen nicht so, als wäre da nichts passiert.
Sanft legte er seine Hand auf Julians Schulter.
"Erzähl es mir doch einfach und dann werden wir schon sehen, ob es da irgendwas gibt, was man vielleicht wieder ausbügeln muss."
Immerhin hatte das Mädel ja doch recht vernünftig gewirkt und Benni war sich sicher, dass Julian schon keine allzu große Scheiße gebaut haben würde.

"Also das war so... nachdem ich aus dem Zimmer abgehauen bin, hab ich meine Eltern angerufen", begann Julian zu erzählen. Das war schon auch alles wichtig und so holte er eben etwas weiter aus. Es war die Erklärung dafür, warum er es getan hatte.
"Und ich hab ihnen gesagt, dass ich damit aufhören will, schwul zu sein. Und das wollte ich ihnen und auch mir beweisen. Dann hat mir Eli ihre Nummer zugesteckt und das kam mir eben gerade recht. Dann hab ich ihr eben geschrieben und wir haben uns verabredet. Wir waren essen und dann ist sie mit hergekommen und dann... haben wir eben miteinander geschlafen. Und vielleicht haben wir da ein bisschen aufs Kondom verzichtet", gab er kleinlaut zu und sah stur auf seine Beine, mied Bennis Blick. Erstmal beließ er es bei der Info. Dass sie wusste, dass er schwul war, ließ er erstmal aus.

Benni seufzte und schüttelte den Kopf.
Julian konnte schon ein ziemlicher Trottel sein. Aber er wollte hier keinen Streit vom Zaun brechen und so streichelte er nur beruhigend über seinen Rücken.
"Das mit deinen Eltern ist echt eine total dumme Situation", murmelte er. Da tat Julian ihm wirklich Leid für und er wünschte, er könnte ihm das leichter machen.
"Aber um ehrlich zu sein, das was du da angerichtet hast, auch... aber davon geht die Welt nicht unter. Dass du unverhütet mit ihr geschlafen hast, war zwar ziemlich dämlich, aber das allein heißt ja noch nichts."
Ein ungutes Bauchgefühl hatte er trotzdem.
"Am besten lässt du dich sicherheitshalber mal durchchecken", meinte er.

"Ich lass mich da schon nochmal durchchecken." Hatte er eh vorgehabt. Sicher war sicher. Aber er war froh, dass Benni ihm keine Vorwürfe machte. Okay, er sagte, dass es dämlich war, aber da hatte er ja recht. Und solange Benni ruhig blieb und bei ihm war, war es okay so.
"Das klingt vielleicht dämlich, aber... ich hab sie gern und ich vertraue ihr. Sie hat gesagt, dass sie die Pille nimmt und dass sie nichts hat und ich glaub ihr das. Und sie hat auch mein Armband entdeckt und sich zusammengereimt, was das bedeutet..."

Benni nickte nachdenklich.
"Du weißt, ich vertrau dir, und auch deiner Menschenkenntnis."
Wenn Julian sagte, dass sie nichts hatte und die Pille nahm, dann vertraute er ihm und damit auch ihr.
"Aber Vorsicht ist nun mal besser als Nachsicht."
Der Gedanke gefiel ihm überhaupt nicht, sie hatten sich daran gewöhnt, ohne Kondome miteinander zu schlafen und er mochte das Gefühl eigentlich viel zu gerne, um darauf zu verzichten.
Er streichelte über Julians Oberschenkel und lächelte.
"Aber ich kann dir da ja beim besten Willen keinen Vorwurf machen,dafür, dass du es mit ihr versuchen wolltest... ich kanns verstehen. Nur das Ergebnis ist, naja, sagen wir suboptimal. Aber das ist nicht so schlimm."
Er war nicht sauer oder enttäuscht deswegen. Er verstand, was Julian dabei angetrieben hatte, er hatte doch selbst über ein ganz "normales" Leben mit Lisa nachgedacht.

"Sie ist wirklich ein toller Mensch. Se ist mir ja nicht einmal böse, obwohl ich sie ziemlich verarscht hab." Das fand er wirklich bewundernswert und rückblickend betrachtet war er froh, dass sie das Armband gefunden hatte. Nicht nur weil er das mit Benni dann wohl nicht geklärt hatte, sondern auch ihretwillen. Wenn er länger mit ihr zusammen gewesen wär, hätte er ihr nur mit jedem Tag mehr wehgetan.
"Ich dachte nur, wenn ich schon dich verloren hab, will ich wenigstens meine Familie behalten", erzählte er weiter seine Beweggründe. "Aber ich denke... wenn sie mich nicht so nehmen, wie ich bin, hat das eh keinen Sinn."

Benni lächelte. Scheinbar hatte Julian wirklich Glück gehabt mit der, die er sich da für sein Experiment herausgesucht hatte.
"Ich sag ja, ich vertrau da mal dir und deiner Menschenkenntnis. Wenn du sagst, dass sie in Ordnung ist, dann passt das schon. Und nach dem, was du erzählst, klingt das ja auch nicht danach, als würde sie uns gleich verpfeifen."
Im Gegenteil, wenn sie so verständnisvoll gewesen war, wie Julian sagte, dann war das wohl nicht wirklich ein Problem. Und wenn sie die Pille nahm, würde sie auch nicht schwanger sein und dass Julian sich eine Krankheit eingefangen hatte, schien auch eher unwahrscheinlich.
"Ja, ich denke auch... verlass dich nicht zu sehr auf Leute, die sich nur für dich interessieren, wenn du dich verstellst."

"Sie verpfeift uns sicher nicht. Ich glaub, sie weiß nicht einmal, wer du überhaupt bist." Er lächelte. Es war ganz angenehm gewesen, dass Eli sofort gesagt hatte, dass sie keine Ahnung von Fußball hatte. Normalerweise biederten sich die Frauen ziemlich an, wenn sie ihn rumkriegen wollten. Eli war da doch ziemlich auf dem Teppich geblieben und nicht nur deshalb würde er den Kontakt gerne aufrecht erhalten.
Seine Eltern sollte er wohl besser wirklich vergessen. Er war nicht der Sohn, den sie wollten und er wollte sich nicht für sie verstellen müssen.
"Dann brauch ich dich aber noch mehr", flüsterte er Benni zu und kuschelte sich an ihn.

Benni lachte leise.
"Das klingt wirklich beruhigend."
Es gab viel zu viele Frauen, die sich nur für einen interessierten, weil sie Fußballer waren, da waren alle, die es ernst meinten, eine willkommene Abwechslung.
Julia kuschelte sich eng an ihn und Benni ließ sich jetzt langsam in die Kissen sinken, einfach weil es bequemer war. Zärtlich streichelte er über Julians Rücken, während er ihn einfach fest im Arm hielt.
"Ich versprech dir, ich bin für dich da."
Er meinte es ernst, würde alles geben, um Julian nie wieder so sehr zu verletzen.

Julian lächelte glücklich, ließ sich mit Benni in die Kissen sinken und kuschelte sich an ihn. Es war zwar wieder erst der halbe Tag um, aber dennoch war schon wieder so viel passiert, das ihn ziemlich geschlaucht hatte. De Ruhe jetzt genoss er dafür umso mehr.
Aber er hatte seinen Benni wieder und das machte ihn wirklich glücklich. Sie hatten sich beide nicht mit Ruhm bekleckert und viel Mist gebaut. Aber er hoffte wirklich, dass sie das wieder hinbekamen.
"Ich bin froh, dass du hier bist", flüsterte er, küsste sanft Bennis Hals.

"Ich auch", flüsterte Benni.
Sanft streichelte er über Julians Seite, und vorsichtig glitt seine Hand dann über seinen Hintern. Er zog ihn an sich, verwickelte ihn jetzt in einen intensiven und leidenschaftlichen Kuss.
Er würde jetzt gerne die Nähe genießen, würde jetzt gerne so richtig spüren, dass sie das Gröbste von dieser Krise hinter sich hatten.
Liebevoll küsste er ihn, strich ihm über die Wange.
"Ich würde jetzt gerne mit dir schlafen", murmelte er, sah ihn fragend an. Er wusste nicht, ob Julian sich darauf einlassen würde aber er hoffte es. Er könnte es aber auch verstehen, wenn er nicht wollte.

Julian seufzte genüsslich in den Kuss, genoss selbst die Hand auf seinem Hintern. Er war so froh, dass sie selbst das wieder geschafft hatten. Sie hatten sicherlich keinen leichten Weg vor sich, aber wenn se sch anstrengten, konnten sie alles schaffen, was auf sie zukam.
Bennis klare Aussage überraschte ihn und einen Moment schwieg er. Es kam ein wenig überraschend. Wahrscheinlich hätte er Benni auch zurückgestoßen, wenn der es einfach versucht hätte. Aber da Benni seinen Wunsch so formulierte... und es wirklich nach einem Wunsch klang... war Julian bereit, sich darauf einzulassen.
"Dann mach es", gab er leise zurück, sah Benni fest und intensiv in die Augen.