Hotelzimmer von Julian Draxler und Leon Goretzka

"Mal sehen", meinte er und lächelte gequält. Er glaubte nicht daran, dass das mit Benni wieder etwas werden konnte. Er sollte sich lieber schnell damit abfinden, dass Benni ihn nicht mehr liebte, sondern dass das vorbei war.
Das Armand legte er auf dem Nachtkästchen ab.
Dass Eli Abstand wollte, war verständlich. Aber trotzdem wünschte er es sich anders.
"Vielleicht... Also... Ich würd mich freuen, wenn du dich mal wieder meldest."
Er wollte sie nicht ganz verlieren. Denn dass sie ein ganz besonderer Mensch in seinem Leben war, wusste er auch so.

Sie lächelte und strubbelte ihm durch die ohnehin unordentlich liegenden Haare. "Klar mach ich das... ich schätze mal, es ist vielleicht ein seltsamer Anfang, aber ich denke, wir können auch einfach Freunde sein, oder?"
Eli beugte sich zu ihm und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
"Ich brauch jetzt nur ein bisschen Zeit für mich, ein paar Stunden, ein paar Tage... sowas. Und wenn du in naher Zeit mal ein Alibi brauchst, kannst du auf mich zählen. Sowas machen Freunde füreinander."
Sie zog ihn in eine feste Umarmung.
"Und krieg das bitte wieder hin, ja?"

"Ich würd mich freuen, wenn wir Freunde bleiben."
Er wollte sie nicht verlieren. Vielleicht war das wirklich das Beste gewesen, dass sie das Armand gefunden hatte. So konnten sie es noch als einmalige Sache abtun und Freunde bleiben. Wenn er sie monatelang angelogen hätte... Dann wären sie wohl ganz im Streit auseinander gegangen.
"Nimm dir die Zeit, die du brauchst. Und wenn du mal auf irgendein Konzert willst oder so... Ich bekomm relativ leicht Karten."
Vielleicht konnte er damit etwas wieder gutmachen.
Er erwiderte die Umarmung, streichelte ihr über den Rücken.
"Ich geb mir Mühe."

cf: Stadt

Je näher er Julians Zimmer kam, desto lauter klopfte sein Herz und desto schwerer fiel ihm jeder Schritt. Hoffentlich hatte Jojo Recht und Julian wartete nur darauf, dass er endlich einen Schritt auf ihn zu kam.
Jetzt kam er sich mit der Blume und dem guten Hemd doch etwas albern vor, aber daran ließ sich jetzt auch nichts mehr ändern. War bestimmt ein besserer Eindruck so, als in gammeliger Jogginghose und mit seit über einer Woche nicht mehr rasiertem Wildwuchs im Gesicht.
Als er vor der Zimmertür stand, atmete er tief durch, dann hob er die Hand und klopfte an.

Eli lachte leise.
"Mal schauen, ob ich das Angebot dann demnächst annehme."
Langsam, aber bestimmt löste sie sich aus der Umarmung und wollte gerade gehen, als es an der Tür klopfte.
"Kriegst du noch Besuch?" fragte sie überrascht.

Erstaunt sah Julian auf, als es klopfte.
"Nein, eigentlich nicht", beantwortete er Elis Frage. "Ist vermutlich dieser kack DFB."
Wer sonst sollte etwas von ihm wollen? Er hatte doch alle erfolgreich vergrault.
Er ging zur Tür, öffnete sie und erstarrte, als er in Benedikts Gesicht blickte. Wenn er mit einer Person am wenigsten gerechnet hatte, dann mit Benedikt.
Sein Herz klopfte unnatürlich schnell und er merkte wieder, wie sehr er ihn doch liebte. Aber gleichzeitig erinnerte er sich an alles, was passiert war. Er hatte ihn betrogen, hatte ihm gesagt, dass er ihn nicht liebte.
Was also wollte er hier? Julian schluckte schwer, versuchte, nicht zu verletzt auszusehen und wollte den Schmerz aus seinem Blick verbannen.

Im Angesicht der Tatsache, wie der Kerl, der da vor der Tür stand, aussah und dass er eine Blume in der Hand hatte, hatte Eli einen starken Verdacht, wer das sein könnte. Wenn das Benedikt war... der sah ja mal richtig gut aus. Und gehörte leider auch nicht in ihr Jagdrevier. Sie stand auf und beschloss, dass es für sie jetzt wohl Zeit war, zu gehen.
"Jule, ich geh dann jetzt mal", meinte sie und umarmte ihn noch einmal kurz.
"Viel Glück", flüsterte sie ihm dabei noch ins Ohr, dann ließ sie wieder von ihm ab und quetschte sich an Benedikt vorbei.
"Ich meld mich dann irgendwann bei dir", versprach sie noch, bevor sie sich auf den Heimweg machte.

tbc: Elis Hotelzimmer

Benedikt war wirklich verunsichert und als er das fremde Mädchen bei Julian sah, wurde das nicht besser.
Julian schien alles andere als begeistert über sein Auftauchen, während das Mädchen nur lächelte und sich dann verabschiedete.
War das eine Freundin von Jule? Warum kannte er sie dann nicht. Er runzelte die Stirn und sah ihr irritiert nach.
"Wer war das denn?" fragte er verwirrt. Dass das vielleicht nicht der allerbeste Einstieg war, soweit dachte er gar nicht.

Er hätte Eli gerne noch weiter hier gehabt. Sie vermittelte ihm ein Gefühl von Sicherheit. Aber sie verdiente den Abstand, den sie brauchte. Er hatte ihr genug weh getan. Da musste er sie nicht noch weiter quälen.
Dass Benni aber nur nach Eli fragte, verletzte ihn doch irgendwie. War das alles, was er von ihm wissen wollte? Oder versuchte er sich an freundschaftlichem Smalltalk? Denn daran hatte Julian absolut kein Interesse, von Benni als Freund angesehen zu werden.
"Eine Freundin", erklärte er nur knapp, drehte Benni dann den Rücken zu und rieb sich fest über die Augen. Konnte doch nicht sein, dass er Benni nur sehen musste und heulen könnte. Aber das würde er ihm sicherlich nicht unter die Nase reiben.

Benni schluckte.
Julians schroffe Worte überraschten ihn nicht, seine Reaktion danach aber umso mehr. Er hätte viel eher damit gerechnet, dass Julian ihn kühl anschauen und ihn dann mehr oder minder höflich darum bitten würde, sich zu verpissen.
Aber stattdessen drehte er ihm nur den Rücken zu und rieb sich über das Gesicht. Weinte er etwa?
Zögerlich hob Benni eine Hand, schluckte hart.
Dicht trat er hinter Julian und legte ihm eine Hand auf den Rücken.
"Ist alles in Ordnung?" fragte er zurückhaltend. Er wusste einfach nicht, was er tun sollte, fühlte sich völlig überfordert mit der Situation.
So merkte er nicht einmal so richtig, wie unglaublich doof und überflüssig seine Frage eigentlich war.

Julian zuckte zusammen, als er Bennis Hand auf seinem Rücken spürte. Was bezweckte er damit? War es für ihn so selbstverständlich, dass sie wieder Freunde waren? Was bitte sollte er sonst von ihm wollen? Dass er ihn nicht liebte, hatte Julian begriffen.
Ob alles in Ordnung war? Natürlich war nicht alles in Ordnung. Rein gar nichts war in Ordnung. Nicht nur dass sein Herz gebrochen war, er zog auch noch seine Freunde mit hinein und stieß sie von sich.
Aber das würde er Benni nicht sagen. Er hatte ihm immerhin weh getan. Er war der Letzte, der merken sollte, wie schlecht es Julian ging.
"Alles bestens", sagte er stattdessen nur, konnte nicht verhindern, dass seine Stimme zu belegt und kratzig klang.

Benni schluckte. Es ging Julian nicht gut, das war ihm mehr als klar und er war daran Schuld.
Seine Hand ließ er weiter auf Julians Rücken liegen, während er jetzt all seinen Mut zusammenkratzte.
Seine Stimme klang belegt, als er vorsichtig anfing zu sprechen. Und reichlich unsicher wirkte er noch dazu.
"Ich... denke..."
Er brach ab. Hatte keine Ahnung, wo er anfangen sollte. Er räusperte sich, versuchte irgendwie, Ordnung in sein Gefühlschaos zu bringen.
"Kann ich bitte mit dir reden? Ich glaube... wir haben einiges zu klären."

Julian schluckte, atmete tief durch. Er würde keine Schwäche zeigen. Er würde ihm nicht zeigen, wie sehr er verletzt war.
Er schluckte den Scherz herunter, kratzte alles an Stärke zusammen, was er noch besaß, und drehte sich wieder um, zwang sich zu einem Lächeln, das ihm sogar gut gelang.
"Was gibt es denn noch? Ist doch alles geklärt", stellte er möglichst gleichgültig fest und lächelte weiterhin. In dem Moment fiel sein Blick auf die Blume in seiner Hand und auch wenn sein Herz sich schmerzhaft zusammenzog, lächelte er unbeirrt weiter.
"Ist die für Lisa?"

Benni war zwar froh, dass Julian ihn immerhin anschaute, aber das falsche Lächeln auf seinem Gesicht tat ihm in der Seele weh und mit jedem Moment bereute er mehr und mehr, was er getan hatte.
Julians Vermutung war völlig falsch und es tat weh, wie wenig er scheinbar noch von ihm erwartete.
"Wieso für Lisa?" fragte Benni schlicht. "Ich liebe Lisa nicht."
Er konnte Julian ansehen, wie sehr er allein unter der Vorstellung litt. Er kannte ihn jetzt lange genug um zu sehen, wann ein Lächeln echt war und wann falsch.
Und das, was Julian hier ablieferte, war so falsch, dass sein Herz sich zusammenzog. Es tat weh.

"War nur der naheliegendste Gedanke", meinte Julian und hoffte, dass Benni gleich gehen würde. Recht viel länger konnte er dieses Lächeln nämlich nicht mehr halten und das Letzte, was er wollte, war vor Benni Schwäche zu zeigen.
Was der von ihm wollte, wusste Julian noch immer nicht. Aber er sagte ja auch nichts und so nahm Julian an, dass er nur jemanden zum Reden suchte und Jule ihm da gerade recht kam.
"Für wen ist sie denn dann?", gab er sich bemüht interessiert. Offenbar ja für jemanden, den er liebte. Nur wie kam er bitte darauf, dass Julian das hören wollte?

Immer noch hatte Benni so seine Probleme mit der Situation. Wenn er nur so eloquent wäre, wie Mats! Dann hätte er jetzt keine Probleme, das Ganze irgendwie schön zu verpacken.
Aber er war eben nicht Mats und auch nicht der Meister der Eloquenz, sondern er war Benni, der eben auch manchmal eher mit der brachialeren Methode ankam und den Holzhammer bevorzugte.
"Für dich", meinte er nur und ohne großes Drumherum und völlig schmucklos hielt er Julian die Blume hin.

Julian bereitete sich schon auf jede mögliche Antwort vor. Für Manu, für Mats, für die Frau von der Rezeption... egal.
Aber... für ihn?
Julian war viel zu überrascht davon, als dass er in irgendeiner Form darauf reagieren konnte. Auch sein falsches Lächeln konnte er nicht weiter aufrecht erhalten, starrte die Blume regelrecht nieder.
War das wirklich sein Ernst oder war das nur ein Scherz? Julian wusste nicht, was er denken sollte oder was er tun sollte. Benni anspringen und abknutschen oder fliehen?
In einem Anflug von Übersprungshandlung kratzte er sich am Kopf, trat dann einen Schritt näher an Benni. Allerdings blieb es bei dem einen Schritt und er drehte sich sofort wieder um, ging mehrere Schritte ins Innere des Raumes und blickte sich hilflos um. Wo sollte er hin? Was sollte er tun?
Wieder kratzte er sich am Kopf, verlagerte sein Gewicht unruhig von einem Bein aufs andere. Was bezweckte Benni damit? Er hatte ihm doch klar gesagt, dass er ihn nicht mehr liebte.

Julian schein völlig überfordert zu sein und Benni schluckte hart.
"Ist das so unglaublich, dass ich dich liebe?" fragte er leise und resigniert.
War es tatsächlich so weit, dass Julian ihm nicht einmal mehr das glauben konnte.
Zögerlich legte er die Blume auf dem Nachtkästchen ab, neben Julians Armband.
Nachdenklich hob Benni es auf, ließ es durch seine Finger gleiten.
Er konnte sich noch an den Tag erinnern, als er es gekauft hatte. An den Tag, als Julian es abgerissen hatte. An den Tag, an dem seines im Meer versunken und wenig später wieder aufgetaucht war.
Schicksal, hatte er gedacht. Schicksal musste es sein, ein Zeichen, dass sie einfach zusammengehörten.
Und so sollte es zu Ende gehen?
Er biss sich hart auf die Lippe, um nicht zu heulen anzufangen.

Er... liebte ihn? Meinte er das ernst? Julian konnte sich nichts Schöneres vorstellen, aber er hatte Angst. Angst, dass er wieder auf die Schnauze fliegen konnte. Das würde er wohl auch, wenn er Benni glaubte. Und irgendwie... glaubte er es ihm. So wie Benni das Armband betrachtete... Würde er das tun, wenn er ihn nicht liebte? Wenn das Armband ihm genauso viel bedeutete wie Jule?
Aber... das konnte eben nicht sein.
Nicht nur weil er ihn betrogen hatte. Er hatte es ihm doch gesagt, dass er ihn nicht liebte.
Überfordert setzte Julian sich aufs Bett, sah Benni unsicher an.
"Aber... du hast doch selbst gesagt, dass du mich nicht liebst."

Benni runzelte die Stirn. Wie kam Julian...?
Die Erkenntnis dämmerte ihm schon wenige Augenblicke später. Scheinbar hatten sie hier zu allem Überfluss ein riesengroßes Missverständnis, das sie vielleicht klären sollten.
"Nein", murmelte er leise und legte das Armband wieder auf dem Nachttisch ab.
Er fuhr sich durch die Haare, wusste immer noch nicht wirklich weiter.
"Ich habe gesagt, ich hab noch nie jemanden betrogen, wenn ich ihn liebe."
Vielleicht war das im Nachhinein die missverständlichste Formulierung, die er hätte wählen können.

Nein? Doch, natürlich hatte er es gesagt. Er wiederholte seine Worte ja sogar noch, konnte sich doch genau daran erinnern. Warum also dieses "Nein"?
Allmählich verstand Julian gar nichts mehr.
"Ja, eben!", stimmte Julian zu, sah ihn ernst an. Genau das hatte Benni gesagt. Was also diskutierten sie hier eigentlich? Es lag doch alles ganz offensichtlich auf der Hand.
"Und du hast mich betrogen. Also heißt das im Umkehrschluss, dass du mich nicht liebst."
So einfach war das und Julian schluckte schwer, merkte, wie seine Augen wieder feucht wurden.

"Nein,das heißt es nicht", murmelte Benni.
Er stand immer noch etwas planlos im Zimmer und um wenigstens etwas weniger das Gefühl zu haben, hier nur ein Fremdkörper zu sein, lehnte er sich an der Fensterbank an.
"Eigentlich... war ich in dem Moment einfach nur entsetzt drüber, wie ich auch nur den Gedanken zulassen konnte, dich zu betrügen."
Er schluckte.
Es war ja nicht bei dem Gedanken geblieben und das war das schlimme.

Julian verstand wirklich gar nichts mehr. Hieß das... Benni liebte ihn doch? Aber... naja, er hatte ihn betrogen. Die Tatsache blieb unumstößlich. Aber das tat man doch nicht, wenn man jemanden liebte.
"Es war ja wohl nicht nur ein Gedanke, mich zu betrügen", meinte Jule und lachte bitter. Sollte er das einfach so hinnehmen und verzeihen?
"Das macht man doch nicht, wenn man jemanden liebt?"
Er verstand es nicht. Es war nicht alles gut gelaufen zwischen ihnen. Aber er hätte niemals gedacht, dass Benni ihn betrügen würde.

Benni seufzte resigniert.
"Nein... ich wünschte, es wäre bei dem Gedanken geblieben. Aber so kann ich auch nicht mehr machen, als dir versprechen, dass ich den Kontakt zu Mats abbreche und dir sagen, wie unendlich Leid es mir tut."
Allein schon der Gedanke daran schmerzte und er wusste einfach nicht mehr weiter.
Julian wollte ihm offenbar nicht glauben, dass er ihn tatsächlich noch immer liebte. Und Benni konnte ihn auch verstehen.
"Ich weiß auch nicht, was ich machen soll... ich hab nur gemerkt, dass mein Leben ohne dich verdammt leer und wenig lebenswert ist."

"Mats also..." Julian lachte hohl. Das hätte ihm eigentlich klar sein müssen. Wer denn bitte sonst? Er konnte sich wirklich niemanden vorstellen, den er sich weniger gewünscht hätte.
Vielleicht verrannte Benni sich da ja in was. Seit dem ersten Tag schon. Immerhin hatte er Mats da auch schon geküsst und vielleicht hatte er nur darauf gewartet, dass Mats bereit für mehr war.
Aber so wie Benni beteuerte, dass das Leben ohne ihn nicht lebenswert war, glaubt er ihm das auch.
"Wars wenigstens gut?", fragte er verbittert nach, seine Stimme klang viel zu hoch und unecht.
Er wusste gerade nicht, was er tun oder sagen sollte.