Die Bar

Marco nickte bestätigend und hob erneut sein Glas in die Höhe, bevor er daraus trank.
"Das Spiel heute muss man einfach abhaken... Ich meine, klar freue ich mich für die Anderen, dass sie auch mal ein Tor geschossen haben, aber wenn mich jetzt Jemand fragen würde, was ich zum Spiel beigetragen habe, würde ich einfach nichts antworten können..."

"Ich freu mich ja eigentlich auch... Vor allem für Benni, der ja an zwei Toren beteiligt war... Aber ich hab wirklich nichts geschafft! Soll ich ihm da schön gratulieren und so tun, als wär ich total glücklich? Ich fühl mich grad wie der letzte Loser, der nichts auf die Reihe kriegt! Und... ach, ist einfach scheiße!" Er sollte wirklich nicht so reden und erst recht nicht so denken. Er sollte sich für Benni wirklich freuen, sollte bei ihm sein und ihm gratulieren... Und was tat er? Saß hier und trank einen mit Marco... Apropos...
"Noch einen!", forderte er, als sein Glas wieder leer war. Wo war er stehen geblieben? Ah ja, Benni... Konnte er ja nur froh sein, dass er kein Tor geschossen hatte und der seine Belohnung forderte... Na, super, er war so schlecht gelaunt, dass er nicht mal Lust auf Sex hatte... Und er selbst war von seiner Belohnung ungefähr so weit weg wie Pluto von der Sonne. Oder sogar noch weiter...

SMS von Benni an Jule

Wo steckst du, ich mag nicht allein sein? Und du bestimmt auch nicht Lieb dich, Benni ... auch wenn du grad echt n vollidiot warst

Marco hob nur die Hand, um dem Kellner zu signalisieren, dass auch er noch einen bestellen wollte.
"So geht's mir auch... Ich hoffe auch, dass mir das jetzt Niemand übel nimmt, aber wenn's mir so geht, bin ich wirklich unaustehlich", stimmte er ihm zu und stierte seufzend in ein leeres Glas, während er auf das Neue wartete.

"Warum unausstehlich? Bist doch die beste Gesellschaft, die man sich wünschen kann!" Zumindest für ihn. Wobei er selbst sicher auch gerade für normale Menschen als unausstehlich durchgehen würde. Das hatten sie wohl gemeinsam, dass sie mit schlechter Laune keine gesellschaftsfähigen Leute waren.
Als sein Handy vibrierte, zog er es aus der Hosentasche. Benni... Ein schlechtes Gewissen machte sich in ihm breit, als er die Nachricht öffnete und las. Bis er bei dem "Vollidiot" hängenblieb. Toll, das war gerade das Letzte, was Julian hören wollte.
"Schau, Benni findet mich auch scheiße!", stellte er mürrisch fest, hielt Marco für den Bruchteil einer Sekunde das Handy unter die Nase und tippte dann eine nicht gerade freundliche Antwort zurück.
Danke, weiß selbst, dass ich n Idiot bin
Musste als Nachricht reichen. Er winkte den Barkeeper wieder heran, orderte ne Runde Tequila mit Salz und Zitronenscheiben für sich und seinen neuen besten Freund Marco.

"Das kann ich nur zurückgeben...", antwortete er leise und runzelte die Stirn, als er die SMS überflog. "Was für ein Idiot, er muss dich doch verstehen können, dass es dir jetzt schlecht geht. Echt egoistisch von ihm." Beherzt griff er nach einem der Tequilla-Gläser und nahm eine Zitronenscheibe in die Hand, auch wenn er Tequilla eigentlich gar nicht ausstehen konnte.
Mario, der etwas teilnahmslos neben ihm saß, tat ihm fast ein bisschen Leid, allerdings hatte er im Moment einfach zu viel mit Jule gemeinsam, als vernünftig denken zu können.

SMS zurück

Verständlich aber, die situation is scheiße für dich, mich anpampen brauchst du deswegen aber nicht, ich kann auch nichts dafür. Ich liebe dich

"Ja, is selber n Vollidiot!" Jule war mehr als froh, dass Marco ihm zustimmte. Deswegen ignorierte er auch guten Gewissens die SMS, die Benni ihm schickte. Stand bestimmt nur wieder drin, wie doof er war. Er streute sich etwas Salz auf die Hand, prostete Marco zu. Dann schön Salz ablecken, Tequila trinken und in die Zitrone beißen. War eklig, aber wenn es half, war es erlaubt. So konnte man sich hoffentlich richtig gut abschießen und genau das war sein Ziel.
"Noch einen!", orderte er dann mit verzogenem Gesicht. Doofe Zitrone... Doofer Benni... Aber Hauptsache, er hatte Marco. Und Mario... Wobei der ja auch eher nur körperlich anwesend war.

Marco verzog ebenfalls das Gesicht, griff aber tapfer nach der zweiten Runde. Er konnte den Alkohol bereits spüren und würde das Ganze am nächsten Morgen sicherlich bereuen, aber das konnte ihm im Moment getrost egal sein.
"Stimmt, das issa", antwortete er und schüttelte den Kopf, bevor er die zweite Runde herunterkippte.

"Schbin froh, dass ich dich hab!" So langsam wirkte der Alkohol ja doch. Na wenigstens eine gute Nachricht des Tages. Aber Löw hatte ihnen ja immerhin auch erlaut, dass sie was tranken. Also tat er das jetzt auch.
"Als wär er nie sschlecht gelaunt. Solla ma nicht so sein!" Ne, das war echt unfair. Also das von Benni. Der war ja auch gern mal schlecht gelaunt, wenn er kein gutes Spiel gemacht hatte. Und er war jetzt gleich ein Vollidiot? Ne, so nicht.
"Einer geht noch?"

nächste SMS, ein Benni lässt sich nicht so einfach ignorieren

Ich meins ernst. Ich liebe dich, und ich will grad einfach nur nicht, dass es dir schlecht geht.

"Isch auch", nuschelte er und hob zwei Finger in die Höhe. "Machn ma zwei", beschloss er und winkte den Kellner erneut zu sich heran, um gleich zwei Runden zu bestellen.
"Wo sin eigentlich die ganzen An- Andren?"

"Boah, der nervt!" Julian zog sein Hand hervor, stellte es dann ganz einfach auf lautlos. Dann würde Benni ihn nicht mehr stören können. Nä, so leicht nicht.
"Keine Ahnung, wo die sin. Feiern wahrschn... wahrschnlich s'Spiel", brummte er verbittert, bestellte ihnen noch ne Runde. Wurde langsam auch lustiger hier.
"Weissu, was wir machn solltn?", fragte er Marco dann nach einem Geistesblitz und fing an, leicht zu lachen. "Wir fliegn einfach nach Malle und saufn da weiter! Jo-ogi braucht uns eh nich mehr!"

Marco stieß erneut mit ihm an, wobei er inzwischen nicht einmal mehr das Gesicht verziehen musste.
"Au ja! Des is ne ... gudde Idee!", pflichtete er ihm bei und grinste. "Der merkt des doch eh nit! A-aaber, ich muss die Lisa mitnehmen, die braauchht misch", fügte er hinzu.

Auf seinem Weg zum Sanitätsraum kam René an der Bar vorbei, wo noch immer ausgelassen gefeiert wurde. Etwas wehmütig beobachtete er seine Kollegen eine Weile dabei. Wie gern würde er jetzt zu ihnen gehen um ihnen persönlich zu gratulieren, doch das war ein Ding der Unmöglichkeit und so schlich er leise weiter zum Sanitätsraum.

tbc Sanitätsraum

"S is kein Problem!", winkte Jule schnell ab, war nur froh, dass Marco mit ihm kommen wollte. Dann aber klingelte da irgendwas in seinem Hinterstübchen. "Was hastn du mit Lisa?"
Die war doch in Benni verliebt? Oder jetzt doch nicht mehr? Aber warum hatte es dann das Theater am zweiten Tag gegeben? Toll, war das total unnötig gewesen? So ein Mist.

"Guad... Mit der Lisa? Och, nix... Wir verstehn uns nur gut und ich hab ihr zugeh- gehört, als sie über den Benni geredet hat. Und gestern nach dem mit Jogi war ich noch bei ihr und na jaaa... Ich mag sie halt, mit ihr kann man echt Spaß haben", sprudelte es mehr oder weniger verständlich aus Marco heraus und er sah grinsend auf die zahlreichen leeren Gläser. "Eine Runde geht noch?"

"Was hattet ihr denn für Spaß?", fragte Julian lachend, fand das gerade wirklich total lustig. Wusste auch nicht genau, warum. Aber war eben so. Und sollte ihn doch freuen, wenn Lisa Benni nicht mehr hinterhertrauerte. Hatte er den für sich. Naja, falls er mit nach Mallorca kommen würde.
"Klar, geht noch!" Er orderte eine neue Runde für sie beide. Immerhin hatte er das Spiel so gut wie vergessen.

Nachdem er eine Weile gesucht hatte, fand er Julian in der Hotelbar. Mit Marco und Mario, und während letzterer nur stumm dasaß, schienen ersterer und Julian fleißig zu trinken. Benni seufzte. Was musste Julian sich seinen Frust denn schönsaufen, anstelle mit ihm zu reden. Jule wirkte sichtlich angetrunken, aber Benni setzte sich trotzdem einfach nur neben ihn. Bestellte sich ein Bier und sah Julian dann einfach nur an.
"Du bist n Trottel", stellte er wenig schmeichelhaft fest. "Aber weil du n verfluchter Sturschädel bist eben. Was redest du nicht einfach ma' mit jemandem?"

"Na ja, halt n bisschen "Isch ab noch nie" gespielt, dann bin ich da einge- gepennt... Und heute hatte sie Nackenschmerzn, weil isch... gegangen bin, also zum Training und dann war ich, also ihr Kissen weg... Und da hab ich sie halt massiert, aber na ja, man kann halt total gut mit ihr über Alles reden", erklärte er Jule lächelnd und kippte die nächste Bestellung Tequilla hinunter, ohne Benni wirklich anzusehen.

"S schön!", kommentierte er Marcos Erzählungen über Lisa. War doch schön, wenn die beiden sich so gut verstanden. Und wenn Marco sie mochte, war alles in Ordnung.
Dass Benni neben ihm saß, bemerkte er erst, als der was sagte. Huch, wo kam der denn her? Aber kaum saß er da, beleidigte er Jule auch schon wieder. Wenn er deswegen hier war, konnte er auch gleich wieder gehen. Dafür hatte er ihn nicht und dass er schlecht gespielt hatte, wusste er auch selbst. Sollte Benni doch einfach zu Mats und mit dem feiern.
"Schred doch mit Ma-a-acco!" Demonstrierend legte er einen Arm um den Dortmunder, rutschte näher an ihn heran. "Der findet au nich, dassss ich n Tottl bin! Wir fliegn eh nach Malle mit der Lisa!"

"Jeeenau! Du kommscht zu spät, Flieger is schon voll", stimmte er ihm zu und legte ebenfalls einen Arm um den Schalker. "Und da isses auch viiieel schöner, als hier, bestiimmt....!"

Lisa? Benni war gerade... verwirrt. Und verletzt, Julians Verhalten war alles andere als schön. Klar, er war völlig dicht, das merkte Benni deutlich, aber trotzdem...
"Du redest nicht mit Marco, du lässt dich zulaufen."
Er sah Julian nachdenklich an. "Und was genau hab ich dir eigentlich getan? Ich mein, is klar dass du mies gelaunt bist, aber ich versteh nicht, warum du deswegen so sauer auf mich bist."
Es war albern, das war ihm bewusst, aber Jule, der sich so an Marco kuschelte - das tat irgendwie weh und verursachte ein unangenehmes, eifersüchtiges Ziepen in seiner Brust.
Und als Marco dann auch noch einen Arm um Julian legte, konnte Benni es sich nicht verkneifen, ihn extrem wütend anzufunkeln. Der sollte mal bloß seine betrunkenen Grabbeln von Julian nehmen.
"Ich glaube, ich habe eh kein Interesse an Mallorca", stellte er fest.

"Klaaa reden wir!", widersprach er ihm sofort und schüttelte ruckartig den Kopf. "Du hascht ja keene Ahnung, ey! Ich schreib Lisa jetzt un.. und dann buchn wir den Flug! Mallleee!"

"Ja, wir ren voll viel!", stimmte Jule Marco zu. Auch bei der Sache mit Malle. Würden eben nur sie drei fliegen und jede Menge Spaß haben.
"Und schbin sauer, weil du sagst, schbin n Vo-vollidiot! Da hab ich kein Bock drauf!", stellte er beleidigt fest, dachte gar nicht daran, sich irgendwie von Marco zu lösen. Marco war wirklich ein guter Freund. War er schon am ersten Tag hier gewesen. Bei dem Gedanken musste Jule dann unwillkürlich lachen und sah Marco dann strahlend an. "Weissu noch am ärsten Tag? Da has du mich auch tröstn müssn, weil Be-enni so doof war!"