Hotelzimmer von Mario Götze

Emilia nickte. Sie schloss auch die Augen und erwiderte den Kuss. Es fühlte sich wirklich toll an, aber sie konnte sich nicht voll auf den Kuss konzentrieren. In ihrem Kopf spukten die Gedanken um Toni. Was war nur los mit ihm. Sie machte sich wirklich Sorgen um ihren großen Bruder.

Mario merkte, dass Emy nicht voll bei der Sache war und brach den Kuss schließlich ab. Auch seine Hände zog er zurück. Das hatte doch keinen Zweck, wenn sie sich nicht fallen lassen konnte. "Willst du jetzt zu Toni?", fragte er deshalb und sah ihr in die Augen. Er würde das akzeptieren, dass wollte er ihr zeigen.

Emilia sah Mario entschuldigend an. "Nein, ich weiß ja nicht mal, wo er gerade ist." Sie lehnte sich an Mario und versteckte ihr Gesicht an seiner Schulter. "Es tut mir leid.", flüsterte sie. Jetzt hatten sie beiden es endlich geschafft und waren fast ein Paar und sie konnte sich nicht mal auf ihn konzentrieren. Es ärgerte sie selbst, aber Toni war nunmal ihr Bruder und die Familie war für sie einfach das Wichtigste.

Mario drückte ihren Kopf beruhigend gegen seine Schulter und strich ihr über die Haare. "Es ist alles gut", flüsterte er ihr ins Ohr und streichelte sie weiterhin. "Wenn du magst, schreib ihm ne sms. Ich mag es nicht, wenn du so traurig bist und wenn er das ändern kann..." Leise seufzte er. "Ich will doch nur, dass du glücklich bist. "

Emilia löste sich leicht von Mario und lächelte ihn an. "Danke.", sagte sie und küsste ihn kurz aber liebevoll. "Ich bin glücklich, aber ich mach mir ein bisschen Sorgen."
Sie überlegte, ob sie Marios Vorschlag umsetzten sollte und hielt das für eine gute Idee. Sie holte ihr Handy aus der Hosentasche und tippte eine SMS an ihren Bruder.

Mario schüttelte den Kopf. "Ich merke doch, dass du nicht glücklich bist. Aber wenn Toni das später ändern kann und du am Ende des Tages glücklich in meinen Armen einschläfst, dann ist alles in Ordnung und ich akzeptiere es." Während sie die SMS tippte, lehnte er sich nach hinten und dachte nach. Hoffentlich konnten die beiden das klären. Es war ihm wirklich wichtig, dass Emy das aus dem Kopf bekam.

Emilia legte ihr Handy weg und kuschelte sich dann wieder an Mario. Jedoch löste sie sich schnell wieder von ihm, da ihr etwas eingefallen war. Sie sah ihm tief in die Augen.
"Was war den gestern Abend los. Haben Marcos Zweifel dich so durcheinander gebracht? Manuel ist der Vater. Er ist der einzige, der in Frage kommen kann.", erklärte sie ernst.

Als Emy sich von ihm löste und sogar ein wenig von ihm weggerutscht war, sah er überrascht an und merkte, wie sein Herzschlag schwerer wurde. Nachdem sie dann ihre Frage gestellt hatte, schluckte er schwer und sah schuldbewusst auf den Boden. "Ich habe keine Ahnung, wie das passt und passen muss mit dem Zeugungstermin und so weiter. Bisher musste ich mich damit nicht beschäftigen. Ich... " Er machte eine Pause und konnte sie weiterhin nicht ansehen. "Marco ist ein Stück weit so etwas, wie Toni für dich. Ich vertraue ihm, er ist mein bester Freund. Und wenn er so etwas sagt, dann kann ich das nur schwer nicht glauben."

SMS

Mir geht's gut. Bin gerade echt müde und erschöpft, aber du brauchst dir keine Sorgen machen. Ich dich auch Kleine

Emilia sah Mario weiterhin an. "Warum sollte ich dich denn da bitte anlügen? Meinst du ich hab mir mit Manu und Benni die ganze Geschichte ausgedacht, weil mir langweilig war? Ich hätte nichts dagegen, wenn das anders geschehen wäre, aber das ist es nunmal nicht." Leicht sauer war sie schon.
Dann piepste Emilias Handy und sie holte es. Eine SMS von Toni war gekommen. Schnell antwortete sie und sah dann wieder Mario an.

Mario rutschte von ihr weg und setzte sich an das Kopfende des Bettes. Er zog die Beine an seinen Körper und umschlang sie mit seinen Armen. "Woher weißt du denn eigentlich, dass Manu der Vater wird?", fragte er schließlich. Wenn es ein lustiger Dreier gewesen war, konnte auch Benni der Vater sein. "Ich glaube auch nicht, dass du dir die Sache ausgedacht hast. Aber wie kommt Marco dann bitte darauf? Hat er sich nur etwas ausgedacht?"

Dass Mario von ihr Weg rutschte, enttäuschte Emilia. Das zeigte ihr, dass er ihr nicht vertraute. "Natürlich weiß ich es nicht zu 100%, aber ich vertraue da Manu und Benni einfach mal, wenn sie sagen, dass bei Manu und mir das Kondom kaputt gegangen ist. Für mich ist das doch auch nicht einfach. Weißt du was ich für Zweifel habe? Ich kann mich nicht mehr dran erinnern, wie meine Kinder gezeugt wurden. Und kennt Marco sich da aus? Ist Marco schonmal Papa geworden? Nein! Und da kann ja wohl ich nichts dafür, dass er nicht weiß, wie man das rechnet." Dass sie, sobald die Kleinen da sind, einen Vaterschaftstest machen wollte, sagte sie ihm jetzt sicher nicht.

Mario sah sie einfach nur an und fühlte sich plötzlich wieder so allein. Hörte dieses bescheuerte Gefühl von Verlustangst und Verzweiflung etwa nie auf? "Können sich Benni und Manu dran erinnern?", fragte er ruhig und sachlich. Er konnte und wollte jetzt keinen großen Streit vom Zaun brechen, das würde ihn nur verletzen und sie womöglich auch. "Marco ist in der gleichen Lage wie ich auch. Lisa ist nicht von ihm schwanger, aber er würde trotzdem alles für sie tun. Sei nicht so hart zu ihm, wir sind noch jung und kennen uns nicht aus. Auch für uns ist es eine schwierige Situation, weißt du?"

"Benni voll und Manu fast ganz.", erklärte Emilia nüchtern und monoton. "Ich weiß, dass Marco in der gleichen Lage ist wie du. Aber genau so, wie du dich nicht auskennst, kennt Marco sich auch nicht aus. Ich weiß dass das für alle keine einfache Situation ist. Aber eben für alle. Mich überfordert das alles doch auch. Ich weiß doch selbst nicht, was ich machen und denken soll." Ihre Augen hatten sich mit Tränen gefüllt, die jetzt langsam über ihre Wange rollten. Sie brauchte jetzt eigentlich jemanden, der für sie da war und nicht jemand, der ihr noch zusätzlich Vorwürfe macht.
Schnell stand sie auf und lief zur Tür. Dort drehte sie sich nochmal um. "Ich bin bei Toni. Wenn du dich wieder beruhigt hast, kannst du dich ja melden.", sagte sie und trat vor die Tür.

Mario schluckte, als er ihre Tränen sah. Immer lief sie weg. Mario kannte mittlerweile eine Menge Menschen, die immer wegliefen, wenn es schwierig wurde. Zunächst wollte er ihr nicht hinterher. Doch plötzlich schoss ihm ein Rat seiner Mutter in den Kopf. "Gehe nie im Streit mit Menschen auseinander, die dir wichtig sind. Wenn ihnen am nächsten Tag etwas zustößt, kannst du es nie wieder gut machen." Wenn Emy oder den Kindern etwas passieren würde, dann würde er nie wieder ein normales Leben führen können. Schließlich stand er entschlossen auf und strich sich sein Shirt glatt. Dann riss er förmlich die Tür auf und wollte ihr hinterherrennen, als sie noch immer weinend vor der Tür stand. Ohne etwas zu sagen, ging er auf sie zu und schlang seine Arme um sie. Er konnte und wollte nicht mehr ohne sie sein. Menschen liebten sich und Menschen verletzten sich. Gäbe es die Liebe nicht, könnten sich Menschen nicht verletzen. Aber ohne Liebe ging es nicht. Menschen brauchten Liebe. Deshalb mussten sie auch Verletzungen erleiden.

Emilia blieb noch vor der Tür stehen. Sie war gerade nicht in der Lage irgendwo hin zu laufen.
Gerade als sie jedoch los wollte, öffnete sich hinter ihr die Tür. Sie ließ sich von Mario in die Umarmung ziehen und weinte einfach nur. Er war für sie da und hielt sie fest. Genau so, wie sie es gerade brauchte.

Bei Emy brachen alle Dämme und sie weinte hemmungslos. Er löste die Umarmung nicht, sondern verstärkte sie nur noch. Sie brauchte den Halt und den gab er ihr. Er würde immer ihre Stütze sein, wenn sie das wollte. Es war ihm gerade egal, dass sein Shirt nass wurde. Es zählte nur sie. Wie immer. Seine große Liebe. Vorsichtig löste er die Umklammerung und hob sie ein wenig hoch. Ohne zu zögern trug er sie zurück zu seinem Bett, kickte noch mit einem Fuß die Tür ins Schloss und legte sie vorsichtig ab. Dort angekommen legte er sich neben sie und zog sie auf sich. Er drückte ihren Kopf an sich und streichelte ihr durchs Haar. "Wein ruhig, mein Schatz", flüsterte er.

Emilia ließ sich einfach gegen Mario fallen. Er war für sie da und hielt sich fest. Er gab ihr den Halt den sie brauchte. Sie wusste sie konnte sich auf ihn verlassen und vertraute ihm. Er würde immer für sie da sein, selbst wenn er der Grund war, dass es ihr schlecht ging. Das wusste sie.

Mario hoffte einfach, dass er das Richtige tat. Er wusste es nicht, hoffte es dennoch so sehr. "Es tut mir alles so leid", flüsterte er immer und immer wieder. Er konnte es nicht in Worte fassen, denn er wusste, dass er sie so traurig gemacht hatte. "Bitte verzeih mir. Ich hab doch gesagt, dass ich dich glücklich sehen will. Und jetzt mach ich dich traurig."

Emilia löste sich ganz leicht von Mario und sah ihn an. "Sein bitte einfach nur da für mich.", schniefte sie und versteckte ihr Gesicht an seiner Schulter. Sie brauchte jetzt keine Worte und Entschuldigungen. Sie brauchte einfach nur jemanden, der für sie da war.

Mario hielt seinen Mund und zog sie wieder an sich. Beruhigend streichelte er ihr über den Rücken und verteilte sanfte und hauchzarte Küsse auf ihrem Kopf. "Ich bin für dich da", flüsterte er leise. "Ich bin für dich und für euch immer da. Jeden Moment, den ich lebe." Auch wenn er ihr wehgetan hatte. Sie würden es hoffentlich irgendwann hinbekommen.

SMS

Ja, ich bin sicher, ich muss das erst mal für mich selber ordnen. Danach können wir meinetwegen reden. Ich dich auch

Emilia blieb einfach in Marios Armen liegen. Sie fühlte sich wohl und geborgen.
Als ihr Handy wieder piepste, sah sie darauf. Toni würde also mit ihr reden, nur eben später. Das beruhigte sie schon mal.
Sie kuschelte sich wieder an Mario. "Danke, dass du da bist.", nuschelte sie gegen seine Schulter.

Mario streichelte über ihren Kopf. "Ich bin immer für dich da, egal, was ist", murmelte er und küsste sie weiter sanft und vorsichtig. "Du kannst dich auf mich verlassen." Dennoch knurrte sein Magen plötzlich und er wurde unsanft daran erinnert, dass er etwas essen sollte. "Wollen wir gleich zum Essen gehen? Du kannst dich auch hier waschen, wenn du möchtest..."

Emilia hörte Marios Magen knurren und begann dann zu grinsen. "Das wäre wohl das beste. Bevor du mir hier verhungerst.", sagte sie und grinste Mario an. "Hmm ja im Gesicht wollte ich mich noch ein bisschen frisch machen. Ich seh bestimmt schrecklich aus.", meinte sie und versteckte ihre Kopf an seiner Schulter.