Hotelzimmer von Mesut und Marc

Marco zuckte zusammen, als er Marcs Frage registrierte. Das hörte sich schon fast so an, als rechnete er damit, dass Marco ihn auch mit Gewalt nehmen würde, wenn Marc nicht wollte. Das verletzte ihn noch mehr, als das Marc seinen Freund gefickt hatte.
"Du hättest es mir einfach sagen könne und dann hätte ich...", merkte er an und zog sich jetzt ganz von Marc weg. Was genau er dann getan hätte, wusste er allerdings auch nicht. Wahrscheinlich hätte er nur gegrinst und Marc wieder angefasst und geküsst und andere Dinge gemacht, aber gewiss nicht aufgehört. Vielleicht hatte Marc ja recht mit dem, was er nicht sagte. Vielleicht würde Marco irgendwann soweit gehen und jemanden vergewaltigen, nur weil er ihn nicht wollte. Bei Leo war es ja auch schon kurz davor gewesen.
Er wollte sich gerade von Marc wegdrehen, als er seine weiteren Worte hörte und stockte. Marc liebte ihn irgendwie. So wie Marco ihn irgendwie liebte. Er verstand also nicht, warum das falsch sein sollte.
"Was soll daran falsch sein? Ich... mag dich auch, erklär es mir also!" Er sprach nicht aus, dass er Marc wahrscheinlich auch liebte, nach dem Max ihn so verletzt hatte, wollte er nicht wieder so dumm sein und sich einem anderen Menschen gegenüber zu früh öffnen. Zumal er ja scheinbar eh keine Chance mehr bekam.

Jetzt hatte er Marco schon wieder verletzt, obwohl er doch eigentlich nur die Wahrheit gesagt hatte. Hilfe, ganz am Anfang hatte er es doch selber nicht anders gemacht und Marco einfach gegen dessen Willen dazu gebracht, mit ihm zu ficken.
"Dann hättest du?", fragte er nach, als Marco den Satz nicht vollendete. Er wusste, dass er Recht hatte, so ungern der andere das auch zugab, aber es war halt einfach eine Tatsache. Das war keine Bösartigkeit, sondern einfach nur eine Erklärung, eine Entschuldigung. Es tat weh, dass Marco sich von ihm zurückzog. Da er die Augen geschlossen hatte, bekam er auch keine Bildeindrücke, aber er brachte es auch nicht über sich, sie wieder zu öffnen. Die Frage hätte ihn zum Grinsen gebracht, wenn die Situation nicht einfach nur total scheiße und verfahren wäre.
"Ich hab einen Freund, mit dem ich vor ungefähr einer halben Stunde gefickt hab, anstatt mit ihm Schluss zu machen, wie es richtig wäre. Ihn jetzt nochmal zu betrügen wäre falsch. Und... er bedeutet mir auch was." Seine Stimme war immer leiser und verzweifelter geworden. Er war das billigste und erbärmlichste Flittchen, was auf diesem Planeten rumlief.

"Dann hätte ich aufgehört", log er und fühlte sich gleich noch schlechter. Er war wirklich ein Monster, das konnte er nicht leugnen. Irgendwann, vielleicht in nicht allzu ferner Zeit, würde er jemanden vergewaltigen, ihn vielleicht sogar schlagen, nur weil der ihn nicht wollte und am Ende sich selbst einreden, dass er da gar nichts für konnte. Seitdem er hier in Brasilien war, war das sogar noch wahrscheinlicher. Zuhause in Deutschland hatte er wenigstens seinen Psychiater gehabt, der ihn wenigstens versucht hatte zu helfen, hier war er nur auf sich alleine gestellt.
Wie Marc über seinen Freund redete, tat weh. Dafür, dass Marco Marc ja angeblich auch was bedeutete, hatte es sich scheinbar trotzdem nicht falsch angefühlt, Marco zu betrügen, oder wie sollte er das verstehen Hieß das, dass er sich also gegen Marco und für seinen Freund entschied. Davon wollte er nichts hören. Marc liebte ihn, zumindest irgendwie, also hatte er sich sicher schlecht gefühlt, als er mit seinem Freund rum gemacht hatte. Wahrscheinlich ähnlich, wie als Marco Max betrogen hatte, wenn nicht noch schlimmer. Vielleicht konnte er ihn deswegen auch ein wenig verstehen und verzeihen, weswegen er auch wieder an Marc heran ging und ihn in seine Arme zog.
"Marc, ich will dich.. bitte! Ich weiß... keine Ahnung. Ich will nicht schon wieder verletzt werden!"

"Ach", war alles, was er dazu sagte. Irgendwie konnte er das nicht so wirklich glauben. Marco klang zwar nicht so, als würde er lügen, aber Marc wusste genau, dass er ihm das auch nicht anmerken würde, wenn er hier rumlog. Irgendwie passte es ihm nicht, dass Marco das Gefühl hatte, ihn anlügen zu müssen. Wenn sie nicht ehrlich zueinander sein konnten, wurde das direkt von Anfang an schwierig, irgendwas zwischen ihnen aufzubauen, falls sie damit jetzt anfangen würden. Sagen tat er da aber nichts zu.
Schwach ließ er sich in die Umarmung sinken und öffnete seine Augen dann wieder, das war doch kein Zustand so.
Marcos Bitte ließ ihn in seinen Armen erzittern. Warum waren die alle beide so dumm, sich in ihn zu verlieben? Er war ein Beziehungskrüppel und ein Arschloch, wie es im Buche stand. Wirkte das irgendwie besonders anziehend?
"Ich will dich auch", wisperte er hilflos und strich Marco sanft über die Wange.

Marco hielt Marc nur noch fester fest, als er spürte, wie der in seinen Armen zitterte. Vielleicht war das aber auch nur eine Ausrede, weil er sich nicht eingestehen wollte, dass er diesen Halt ebenso sehr brauchte, wenn nicht sogar noch mehr.
Marcs Berührung genießend, schloss er seine Augen und atmete bebend ein.
"Ich will dich aber nicht nur... nicht einfach nur so! Ich will dich ganz, verstehst du? Küssen, berühren, verdammt! Ich will nicht, dass dein... dein, dein, ich hab sogar vergessen, wie er heißt! Ich will einfach nicht, dass er auch noch da ist!" Aber er wusste ganz genau, dass das Marc nicht dazu drängen würde, mit seinem Freund Schluss zu machen. Marco war es, der an zweiter Stelle stand, das wusste er. Zwischen Marc und dem anderen existierte einfach viel mehr. Sie hatten ein stärkeres Bündnis und eine gemeinsame, lange Vergangenheit, die sich nicht einfach so wegschmeißen ließ.
Mit Marco teilte Marc nur ein wenig guten Sex, ein paar vage Gefühle und eine leise Hoffnung.

SMS an Andy

Hey, ich bleib noch ein bisschen bei Toni, bis sein Zimmernachbar wieder da ist. Dann bleibt dir auch noch mehr Zeit zum Aufräumen ;-) Außerdem weiß ich sowieso nicht, wo dein Zimmer ist :-P Daniel

Marco hielt ihn ganz fest und war für ihn da und das machte es nur noch schlimmer. Sie gehörten einfach zusammen, das mussten doch alle sehen. Nur Marc selber sah es nicht oder wollte es sogar nicht sehen, das wusste er nicht. Denn das würde bedeuten, dass er sich jetzt für Marco und gegen Daniel entscheiden musste. Aber dazu fühlte er sich einfach nicht fähig. Marco schloss seine Augen und Marc so von seinen Gefühlen aus. Dafür sprach er sie jetzt wirklich aus und das machte es nur noch schlimmer. Es war so viel einfacher gewesen, als Marco ihn einfach nur ins Bett hatte bekommen wollen.
Da hatte er ihm einen Korb geben können, ohne ihn zu verletzen. Das war ihm jetzt nicht mehr möglich.
Ihm fiel keine Erwiderung ein, also beugte er sich nur vor und küsste Marco sanft auf die Lippen, legte alle Gefühle und alle Verzweiflung in den Kuss. Er wusste einfach nicht wohin sonst damit.
Sein Handy ignorierte er, das spielte jetzt keine Rolle.

Marco hielt seine Augen immer noch geschlossen, als er erst Marcs Atem und dann seine Lippen auf seinem Mund spürte. Es war wohl das letzte, womit Marco gerechnet hatte.
Marcs Kuss war so verletzlich und gefühlsvoll und als Marco ihn erwiderte, auf die gleiche Art und Weise, spürte er, wie seine Mauer endgültig zusammen fiel.
Das hier war das, was er wollte. Das, was er indirekt auch schon immer gewollt hatte, auch wenn er jetzt erst begriff. Er hatte immer gedacht, eine Beziehung zu führen, Gefühle zu haben, Liebe zu zulassen, sei etwas, was er nicht brauchte. Eine Anwandlung, die Leute befiel, die zu schwach waren, sich dagegen zu wehren. Wahrscheinlich war es das auch. Nur war Marco jetzt auch schwach geworden. Schwächer, als er jemals zuvor hatte sein können.
Halt suchend schob er seine Hand in Marcs Nacken und die anderen um seinen Kopf, klammerte sich regelrecht an den anderen Körper.

Marco ging ebenso sanft auf den Kuss ein. Nichts war mehr zu sehen von seinem Wunsch nach Sex, dabei wäre genau das Marc jetzt lieber gewesen. Gott, hätte er ihn nicht einfach ficken können und ihnen beiden das hier erspart? Okay, dann hätte er danach das gleiche Theater mit Daniel, das machte es also nicht besser. Er war doch einfach ein Versager und schaffte es nicht, mal irgendwas zu Ende zu bringen und zu tun, was getan werden musste. Einem von beiden, am besten sogar beiden, das Herz zu brechen. Der Schalker hielt sich an ihm fest und auch, wenn es unangenehm war, wollte Marc den Griff nicht lösen. Zu fest griff er an Marcos Hüften und krallte sich an ihn.
Das brauchte er jetzt einfach, so sehr er es auch verabscheute, was er hier tat.

Marco hatte gar nicht richtig mitbekommen, wann seine Erregung abgeflaut war, aber dass sie zumindest eine Zeit lang abhanden gekommen war, merkte er jetzt, wo sie langsam wieder zu Tage trat.
Marcs Finger bohrten sich regelrecht in Marcos Hüfte und diese Härte machte Marco schon wieder geil. Er drängte sich Marc weiter entgegen, bis sie wieder an der Wand lehnten und vertiefte den Kuss etwas. Es schien ihm fast, als war es das, worauf Marc hinaus wollte, aber das stimmte vermutlich nicht.
Marc hatte ihm nur zu deutlich klar gemacht, dass er seinen Freund nicht betrügen wollte, auch wenn er es eigentlich schon tat. Zumindest wollte er keinen Sex zu lassen, warum Marco sich jetzt also Hoffnungen auf eben diesen hatte, verstand er selbst nicht. Nun gut, er verstand es schon, aber er wollte es nicht wirklich verstehen. Er brauchte Marc einfach, und da war der Sex mit ein geschlossen.

Dass Marc sich wenig später tatsächlich in der gleichen Position wiederfand, in der sie am Anfang hier gestanden hatten, überraschte ihn jetzt schon.
"Marco", murmelte er verzweifelt. Wegschubsen konnte er ihn nicht mehr, wenn Marco jetzt nicht von selber stoppte, würde er nachgeben, das wusste er. Schon wieder fing er an, in seinen Armen sinnlos rumzuzittern, weil er einfach nicht mehr konnte. Er bezweifelte auch, dass er jetzt überhaupt zu Sex fähig war. Stattdessen fühlte er sich schwach wie ein frisch geschlüpftes Küken und so hing er weiter erbärmlich in Marcos Armen rum, war überfordert und tat gar nichts, weder in die eine noch in die andere Richtung. Nichts tun schien ja eh sein neues Hobby zu sein und wenn er es weiter so kräftig übte, wäre er da bald ungeschlagen drin.

Marco hörte Marcs leisen Einwand und versuchte ihn zu ignorieren, während er Marc weiter küsste und seine Hand unter dessen Oberteil schob.
Er wollte, er musste, er brauchte Sex, es ging nicht anders, er lebte von Sex. Er wollte Marc spüren und anfassen, er musste Befriedigung haben und doch... Marc tat einfach nichts. Er küsste ihn nicht mehr und er ging auch sonst nicht weiter auf Marcos Offensive ein. Stattdessen spürte Marco, wie er in seinen Armen zitterte. Mit seiner freien Hand griff er nach Marcs Arm und drückte ihn gewaltsam gegen die Wand, während er anstallten machte, Marc umzudrehen, um ihn ficken zu können.
Und dann waren sie plötzlich da, die Bilder. Er, wie er jemanden gewalttätig umdrehte und in ihn eindrang. Wie er der Person den Mund zu hielt, während man die Schreie trotzdem noch hören konnte. Er, während er jemanden schlug und schlug, bis der blutete und nun nur noch leise flehte. Er war ein Monster.
"Ich bin ein Monster", brachte er bebend hervor, als er sich stolpernd von Marc trennte, ihn los ließ und entsetzt anguckte. "Ich... ich will doch nur.. ich will, dass du es auch willst!"

Marco hörte nicht auf und Marc wollte hier weg. Damit wusste er jetzt nicht umzugehen, aber er konnte sich auch nicht wehren, das ging einfach nicht. Das hier zerriss ihn gerade innerlich und Marcos Hand auf seiner nackten Haut fühlte sich auch kein Stück gut an, wenn er ehrlich war, sondern eher viel zu aufdringlich. Willenlos ließ er ihn trotzdem weitermachen, bis Marco dann irgendwann doch noch zur Besinnung kam.
Marc sackte zusammen und lehnte sich gegen die Tür, als er komplett losgelassen wurde. Wie mechanisch schüttelte er den Kopf. Marco war kein Monster, das konnte einfach nicht sein. Und Marc hatte sich ja auch nicht gewehrt, nicht eindeutig gesagt, dass er es nicht wollte. Er könnte es auch einfach nicht ertragen, wenn Marco, sein Marco, ein Monster wäre. Das ging nicht.
"Ich liebe dich", murmelte er, während er wie ein Häuflein Elend an der Tür lag und sich zusammen nehmen musste, um sich nicht noch mehr gehen zu lassen. Am Ende würde er damit alles nur noch schlimmer machen.

Marc sackte an den Tür zu Boden und blieb dort in sich zusammen gesackt sitzen. Nur der Anblick verengte Marco sein Herz, dass er auch noch wusste, dass er dafür gesorgt hatte, war schier unerträglich. Es stimmte nämlich, Marco war ein Monster, egal wie oft Marc daraufhin den Kopf schüttelte.
Als er dann aber Marcs Worte hörte, stockte er in diesem Gedanken und sah Marc erstaunt an. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Marc ihm das so einfach frei heraus sagen würde, noch dazu in einer solchen Situation, aber trotzdem machte es ihm Hoffnung.
"Ich liebe dich auch", gab er leise zurück und kniete sich neben Marc hin. Sine Erregung hatte sich bei den Bildern in seinem Kopf wieder aufgelöst und er hoffte, dass das auch erst einmal so blieb. Obwohl er natürlich genau wusste, dass, desto öfter er sie verdrängte, sie umso schneller wieder käme.
"Es tut mir leid", meinte er und strich Marc zögernd über seinem Kopf, bevor er sich einfach gleich neben ihn setzte und nach seiner Hand griff. Ob Marc sich umarmen lassen wollte, wusste er nicht und so ließ er es vorerst lieber.

Marcos Worte sollten ihn nicht überraschen, nach allem hier war das fast natürlich, aber trotzdem taten sie es. War es irgendeine Art von grausamer Ironie, dass ausgerechnet sie beide sich ineinander verliebt hatten, wo Marc gerade dabei war, mit Daniel glücklich zu werden? War damit jetzt seine Entscheidung gefallen? Er wusste es einfach nicht. Gerade wusste er gar nichts mehr, aber wer konnte es ihm verdenken? Er hatte einen Moment wirklich geglaubt, dass Marco sich einfach nehmen würde, was er wollte, sozusagen ein leichter Anfang einer Vergewaltigung.
Zitternd drückte er Marcos Hand. Ihm jetzt zu sagen, dass es okay wäre, wäre die größte Lüge des Jahrhunderts, das konnte er wohl nicht glaubwürdig rüberbringen. Trotz allem ließ er sich schwach gegen Marco sinken. Gerade brauchte er einfach ein bisschen unsexuelle Nähe

Marc nahm ihm die Entscheidung zum Glück auch ab, indem er sich gegen Marco lehnte. Vorsichtig legte Marco also seinen freien Arm um Marcs Körper und erwiderte mit der anderen den Händedruck.
Er konnte einfach nicht fassen, dass er mittlerweile soweit versackt war, dass er seinen Körper nur noch mit ganz viel aufgebrachter Kraft unter Kontrolle halten konnte. Dies war hier in Brasilien schon das zweite Mal gewesen, dass er über Grenzen hinweg geschritten war, ohne darauf zu achten, wie es dem jeweils anderen dabei ging. Beide male hatte nicht mehr viel gefehlt.

Marco umarmte ihn und Marc lehnte sich an ihn. Es war schon fast lächerlich, dass er so fertig war, weil der Mann, den er liebte, Sex mit ihm wollte.
Aber es war so, er fühlte sich hilflos und überfordert. Er hatte es doch gewusst, dass ihn eine Beziehung zum kompletten Weichei machen würde.
"Versprich mir, dass du das nicht nochmal machst", bat er und der flehende Unterton in seiner Stimme hörte sich echt erbärmlich an. Scheinbar hatte er sich tatsächlich in die feige, heulende Schwuchtel verwandelt, die er nie hatte sein wollen.

Marc ließ sich in Marcos Umarmung fallen und das erleichterte Marco dann schon. Es hätte es nur noch schlimmer gemacht, wenn Marc es am Ende doch nicht gewollt hätte, dass Marco ihm wieder näher kam.
Als er dann Marcs wehleidige Stimme hörte, registrierte er erst, wie sehr es ihn gerade mitgenommen hatte. Zugleich stellte er sich die Frage, ob er das überhaupt konnte, das zu versprechen. Er hatte sich doch schließlich kaum mehr unter Kontrolle. Er wollte Marc aber auch nicht verlieren, in dem er ihm genau das sagte.
"Ich versprech's", meinte er also und atmete tief ein und aus, schwor sich innerlich, sich immer wieder daran zu erinnern. Wenn Marco nur nicht süchtig wäre und Marc nicht mit seinem Freund zusammen...
"Wieso kann es nicht alles einfach einfach sein?", fragte er leise in den Raum hinein.

Marcs angespannte Muskeln lockerten sich ein wenig, als er Marcos Versprechen hörte. Wenn er ab jetzt jedes Mal in seiner Nähe hätte Angst haben müssen, dass der Mittelfeldspieler etwas tat, was er nicht wollte... Normal war er kein schwaches Rehlein und konnte sich zur Wehr setzen, aber Marco machte ihn schwach, das konnte er nicht leugnen.
"Danke", wisperte er und blieb einfach in seinen Armen liegen. Es war paradox, dass ihn ausgerechnet jetzt Marcos Nähe beruhigte, aber andererseits vertraute er ihm auch.
Die Frage brachte ihn dazu, sich an einem kläglichen Grinsen zu versuchen.
"Weil wir das nicht verdient haben", stellte er nüchtern fest. Er zumindest hatte es nicht verdient, einfach einen Freund zu finden und mit ihm glücklich zu werden. Dafür hatte er zu viele Menschen im Laufe seines Lebens unglücklich gemacht, als dass das straffrei bleiben durfte.

Marcs Antwort erschien Marco einleuchtend. Nein, verdient hatte Marco es wirklich nicht, eine einfache Beziehung zu führen, ohne jegliche Probleme vorweg, zwischen durch und auch nicht danach, wie man an Max sah.
In der Kirche hatte er gelernt, dass Gott nichts ohne Grund tat und dass seine Wege gerecht wären. Die Situation bewies wieder einmal, dass die Kirche recht hatte. Marco seufzte.
"Besser jetzt die Schulden begleichen, als damit zu sterben", überlegte er. Zumal er noch immer nicht den Glauben an das Paradies aufgegeben hatte.
Irgendwie fragte Marco sich, ob Marc überhaupt wusste, dass Marco religiös war und er wollte wissen, wie er dazu stand. Ganz unwissend konnte er ja nicht sein, zumal er Marcos Tattoos schon hatte betrachten können. Nur war die Frage, ob er das auch getan hatte.

Was Marco dann für einen Müll daherlaberte, überraschte ihn wirklich. War das jetzt wirklich der übliche religiöse Dünnschiss gewesen, den er ihm nie zugetraut hatte?
"Ansichtssache", murmelte er einfach nur. Normal fanden Christen es nicht so wirklich toll, wenn man ihre Religion als überflüssig und dämlich bezeichnete, also sagte er da nicht mehr zu. Ging ihn ja auch nichts an, dass Marco sich einem nicht existierenden Gott verschrieb, Marc war dafür seine Zeit jedoch zu schade.

"Naja, eigentlich nicht", fing Marco auf Marcs bescheidende Reaktion hin an. "Am Ende wünscht sich jeder, er hätte seine Schulden vorher beglichen!"
Besonders, wenn man sich plötzlich in einer Schlange vor dem Fegefeuer wiederfand. Nein, er wollte sich einreihen und darauf warten, ins Paradies zu kommen. Wenn es da so war, wie er es sich vorstellte, würde Marco schon ein schönes Leben nach dem Tod haben. Vielleicht wurde er ja sogar von seiner Sucht geheilt.
Nachdenklich sah er zur Seite und begann Marc leicht im Nacken zu kraueln.
"Woran glaubst du eigentlich?" Es interessierte ihn nun schon, was Marc sich für sein Leben und besonders dem nach dem Tod vorgenommen hatte.

Meinte Marco das jetzt ernst? Marc blickte ihn einfach nur ungläubig an, das musste als Antwort ja wohl ausreichen. Noch dümmeres Gelaber hatte er bisher kaum gehört.
Die Streicheleinheit besänftigte ihn ein bisschen und die Frage hätte auch echt ein bisschen früher kommen können, wenn man Marc fragte.
"An gar nichts", antwortete er und starrte die Decke nieder. Gott und vor allem die Kirche konnten ihm sowas von gestohlen bleiben. Für so einen Blödsinn hatte er keine Zeit übrig und auch seine Familie hatte ihn zum Glück nicht in so eine Richtung gedrängt.

Marco bemerkte Marcs ungläubigen Blick und musste erst einmal grinsen. Vielleicht war er bei Marc auf den falschen Ansprechpartner für solche Themen gestoßen, aber nun gut, er würde das schon überleben. Zumal Marco eh selten von Gott sprach. Ab und an dachte er mal an die guten Sachen der Kirche, um sich aufzumuntern und daran, was er lieber alles unterlassen sollte.
"Okay", nickte er also nur, rutschte noch ein Stück nach unten und lehnte sich nun seinerseits ebenfalls an Marc. Die Türposition war nun vielleicht die bequemste, aber vorerst ging das. Und wenn Marc sich besser fühlte, würde er schon etwas sagen.

Damit schien das Thema dann auch durch zu sein, was Marc extrem erleichterte. Er hatte wenig Lust, mit so unnützem Gelaber seine Zeit zu verschwenden. Nicht, dass er gerade was besseres tat außer verkrampft rumzusitzen und den Schock versuchen zu verdauen, aber trotzdem hatte er da keine Lust drauf.
Marco kam ihm noch näher und Marc wartete darauf, dass er wieder Panik bekam oder sonst etwas passierte, aber irgendwie wartete er vergeblich. Also griff er nach seinem Handy, wo er direkt zwei Nachrichten zu sehen bekam. Daniel und Ella, die beide was von ihm wollten. Bei Ellas Nachricht musste er nicht lange nachdenken, dafür hatte er gerade einfach keinen Nerv. Daniel dagegen war schon komplizierter, denn der sollte eigentlich nicht direkt in sie reinlaufen.
Also tippte er eine kurze Nachricht zurück, die hoffentlich verhinderte, dass sein Freund sofort hierhin kam.

SMS an Ella :*

Ist grad schlecht, meld mich dann. Schönen Tag