Was lange währt, wird endlich gut

Mario bekam Angst. Hatte sie wieder Schmerzen? War etwas nicht in Ordnung? Gerade wollte sie eine Schwester rufen, doch dann sah er, wie sie vorsichtig über Leons kleine Wangen und die kleine Nase streichelte. Er lächelte und strich ihr lächelnd über die Haare. "Der Kleine ist dir so wahnsinnig ähnlich", flüsterte er. "Die Stupsnase und die Augenfarbe... So wahnsinnig braun." Nach einer Pause musste er sogar leicht lachen. "Und du musst ihn mal an der Seite berühren. Genauso kitzelig wie du..."

Emilia nickte und streichelte weiterhin ihren Sohn. Die Tränen wollten einfach nicht aufhören zu laufen. Sie war so glücklich gerade.
Sie sah Mario an und fragte:"Geht es ihm denn gut? Ist alles ok? Oder fehlt ihm irgendwas?" Das war gerade ihre größte Sorge. Was mit ihr selbst war, und dass sie doch ein paar Schmerzen hatte, war ihr gerade einfach total egal. Alles was zählte, was der Kleine in ihrem Arm.

Mario wischte sachte die Tränen von ihrer Wange. "Nicht weinen mein Schatz", flüsterte er ihr ins Ohr. "Leon geht es soweit gut. Er ist noch sehr schwach und er muss zur Überwachung noch hier bleiben. Wie lange, wissen wir noch nicht. Sein Körper ist wohl putzmunter und wie er sich so entwickelt, müssen wir abwarten. Der Arzt meinte aber, dass er sich wohl mit der richtigen Förderung und Beschäftigung ganz normal entwickeln kann." Er schluckte und eine kleine Träne lief ihm über die Wange. "Aber fast hättet ihr beide es nicht geschafft. Es... das waren die schlimmsten Minuten meines Lebens."

Emilia sah Mario an und wischte ihm ebenfalls die Träne von der Wange. "Schatz, es ist alles gut gegangen. Dem Kleinen geht es gut und das ist das Wichtigste. Ich hab zwar ein paar Schmerzen, aber das geht schon." Sie lächelte Mario leicht an.
"Jetzt wird alles gut.", sagte sie glücklich und sah wieder auf Leon. Er war so klein. Sogar kleiner als die Zwillinge vor 2 Jahren.

Mario erschrak. "Du sollst doch keine Schmerzen haben", sagte er ernst und sah die Schwester auffordernd an. "Ich will nicht, dass sie sich quält und Schmerzen haben muss. Geben Sie ihr doch ein paar Schmerzmittel, das wird schon nicht so schlimm sein." Dann wurde seine Stimme wieder weich. "Es wird alles gut. Ich bin zu 100% für euch da und lass euch nicht allein. Leon wird die bestmögliche Behandlung bekommen, dass er vollständig fit wird und keinerlei Schäden aufkommen."

Emilia sah die Krankenschwester an und schüttelte den Kopf. "Es geht schon. Ich spüre es nur ein kleines bisschen. Ich brauch nicht noch mehr." Sie wollte nicht vollgepumpt werden mit allen möglichen Mitteln. Sie wollte doch so schnell wie möglich den Kleinen stillen.
Sie lächelte Mario an. "Ich weiß Mario.", sagte sie und merkte dann, wie müde sie war.

Emy wurde immer wieder müder und er sollte sie wohl schlafen lassen. "Ich bringe Leon zurück in sein Bettchen, du musst dich jetzt ausruhen, Schatz. Aber... da ist noch wer, der dich gerne sehen möchte... Ich schicke ihn dir rein, ja?" Vorsichtig nahm er Leon hoch und der Kleine begann sofort zu weinen. Babys hatten eine Verbindung zu ihrer Mutter, die Mario nie haben würde. Doch jetzt musste er zurück und er würde für ihn da sein. Schnell drückte er Emy seine Lippen auf den Mund. "Ich liebe dich und ich bin wieder da, wenn du aufwachst. Das verspreche ich dir." Dann nahm er den weinenden Leon mit und schickte Felix zu Emy.

Emilia wollte ihren Sohn eigentlich nicht wieder her geben und sie wollte auch nicht dass Mario sie jetzt alleine ließ, aber der Kleine musste wieder in den Brutkasten. Und dass er dann alleine war, wollte sie auch nicht.
Deshalb erwiderte sie den kurzen Kuss und sah dann zur Tür. In dieser stand Felix und lief dann auf seine Schwester zu. Er setzte sich neben das Bett und nahm ihre Hand. Doch Emilia zog ihn enger zu sich. So gut es ging drückte sie ihren Bruder an sich und begann zu weinen.

Mario brach es fast das Herz, wie bitterlich Leon weinte. Er wollte nicht zurück ins Bettchen und Mario musste ihn zwingen. Hoffentlich würde er ihm das nicht übel nehmen. Vorsichtig legte er ihn wieder in den Kasten und stellte den Knopf an. Dann zog er seinen Stuhl näher und streichelte Leon beruhigend über den Bauch. "Schlaf mein Schatz", flüsterte er leise.
Zwischendurch kam einer der Ärzte, weil Leons Gebrüll wohl überall zu hören gewesen war. "Er will zurück zu seiner Mama", erklärte Mario und sah den Arzt traurig an. "Gibt es nicht die Möglichkeit, dass wir beide zusammen legen können? Das würde beiden nur gut tun." Der Arzt überlegte und nickte dann. "Ich glaube es ist für die Entwicklung Leons und den Heilungsverlauf ihrer Frau nur förderlich. Wir nehmen Leon jetzt mit runter. Er ist ja stabil, da ist das okay."
Mario sah ihn überrascht an und strahlte. Zusammen gingen sie runter und Mario klopfte schnell an Emys Zimmertür.

Felix umarmte seine Schwester einfach nur. Er wusste, dass sie jetzt keine Wort, sondern einfach nur ein bisschen Körperkontakt brauchte. Er strich ihr sanft über den Arm, bis sie sich wieder beruhigt hatte.
"Alles wird gut Emilia. Leon hat es überlebt und ihm geht es gut. Er wird sich ganz normal entwickeln und dir geht es auch wieder gut.", sagte er dann leise und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht.
Dann klopfte es an der Zimmertür. Emilia sagte gleich "Herein" und sah zur Tür. Würde Mario jetzt wieder kommen? Sie hoffte es wirklich. Ihn brauchte sie jetzt am meisten.

Mario öffnete die Tür und schob Leon ins Zimmer. Er sah Emys strahlendes Gesicht und wusste wieder, warum er sich so in diese Frau verliebt hatte. Felix war auch noch da, er hoffte aber mal, dass er gleich gehen würde. Irgendwie wäre er jetzt gerne mit seiner Familie allein.
Der Arzt gab der Schwester noch bescheid und ging dann wieder. Mario trat näher an Emys Bett und gab ihr einen Kuss. "Du kannst nicht schlafen oder?", fragte er lächelnd. "Da kenn ich wohl noch wen. Der Kleine hat so lange geweint, bis er wieder hierher konnte..."

Emilias Strahlen wurde größer, als sie nicht nur Mario sondern auch Leon sah. Felix setzte sich wieder auf den Stuhl und sah der kleinen Familie lächelnd zu. Auch wenn er oftmals skeptisch gewesen war, Mario war genau der Richtige für seine Schwester. Er machte sie glücklich und das war das Wichtigste.
Emilia schüttelte den Kopf und streckte schwach ihre Arme nach Mario und Leon aus. Sie wollte den Kleinen wieder im Arm haben und ihren Verlobten an der Hand.

Mario stellte das Bettchen so neben das Bett, dass Emy ihre Hand in den Brutkasten stecken und Leon streicheln konnte. Er selbst setzte sich vorsichtig neben sie und strich ihr liebevoll über den Kopf. "Ich bin doch da", flüsterte er leise. "Wir sind doch alle bei dir..." Leicht lächelte er Felix an. Diese Verbindung bei Zwillingen war erstaunlich. Das bemerkte er nicht nur bei Felix und Emy, auch Finn und Sophie hatten diese. Hoffentlich kamen auch die beiden mit Leon klar.

Emilia streckte ihre Hand zu Leon aus. Sie konnte in den Brutkasten fassen und strich sanft über die weiche Babyhaut ihres Sohnes. Er war so klein und zart und zierlich. Wieder bildete sich eine kleine Träne in ihrem Auge. "Er ist so klein.", nuschelte sie leise.
Felix war aufgestanden und lief zu dem Brutkasten. Er griff von der anderen Seite hinein und streichelte auch sanft über das kleine Ärmchen.

Mario bemerkte, wie Emy wieder traurig wurde. Deshalb beugte er sich zu ihr herunter und versuchte sie mit einem Kuss etwas abzulenken. Als er sich wieder von ihr löste, streichelte er ihr weiterhin über die Wange. "Er ist sehr klein", flüsterte er. "Aber er ist gerade noch groß genug, dass er es ohne Schaden überleben kann. Er wird es schaffen. Das verspreche ich dir. Auch ohne bleibende Schäden." Er lächelte und küsste sie wieder. "Er ist doch ein Kämpfer. Das hast du doch gesehen. Genau wie du."

Felix beobachtete die beiden kurz und sagte dann. "Ich lass euch drei dann mal alleine. Ich weiß jetzt, dass es euch gut geht und ihr braucht jetzt mal ein bisschen Zeit für euch. Ich sag Mama und Papa und Toni und Manu bescheid. Und morgen komm ich dann auch nochmal. Mario du kannst, wenn du willst heute bei uns übernachten.", erklärte er, gab seiner Schwester noch einen Kuss auf die Wange und ging dann.
Emilia verabschiedete ihn und wand sich dann wieder Mario zu. "Ja du hast recht. Er ist ein Kämpfer und es wird alles gut."

Mario nickte und bedankte sich bei Felix. Er war schon ein bisschen froh, dass er ging, richtige Streicheleinheiten traute er sich doch nicht vor Felix zu verteilen. Als dieser weg war blickte er Emy direkt in die Augen. "Ich liebe dich Emy", flüsterte er ihr zu und kam ihrem Gesicht ganz nah. Seine Hand legte sich an ihre Wange und ganz sanft legte er seine Lippen auf ihre. In diesem Moment breitete sich ein unglaubliches Glücksgefühl in ihm aus, das er selten so gespürt hatte.

Emilia lächelte Mario an und schloss dann ihre Augen. Seine Lippen auf ihren zu spüren, tat gerade einfach nur so gut. Sie konnte sich einfach fallen lassen und wusste, dass er immer für sie da war. Sie erwiderte den Kuss gerne, doch dann begann Leon zu weinen.
Emilia löste sich von Mario und strich mit ihrer Hand sanft über den kleinen Arm. Der Kleine beruhigte sich langsam wieder und schlief wieder ein.

Leon mochte es scheinbar nicht so besonders gerne, wenn man sich nicht mit ihm beschäftigte und stattdessen mit einer anderen Person kuschelte. Mario grinste und beobachtete Emy dabei, wie sie ihre Hand in den Brutkasten schob und den Kleinen mit ihren Berührungen wieder zum schlafen brachte.
Er wollte allerdings noch etwas anderes wissen, es schien zwar zweitrangig zu sein, aber für ihn eben doch wichtig. "Wie ist dein Bauch?", fragte er leise. "Tut es dir dort weh? Darf ich ihn mir mal ansehen?"

Emilia lächelte und strich Leon weiterhin über den Arm. Sie konnte ihren Blick kaum von dem Kleinen lösen. Jetzt war er da und es ging ihm gut. Emilia war einfach nur froh darüber.
Als Mario sie ansprach, sah sie dann doch weg und ihn an. Sie schüttelte den Kopf. "Weh tut es nur ein kleines bisschen, aber es geht schon. Ich selbst hab noch nichts gesehen und will es auch noch gar nicht sehen.

Mario strich ihr liebevoll über die Wange. "Du musst dich nicht schämen", flüsterte er. "Ich will mir nur gerne die Wunde ansehen um zu wissen, wo du überall verletzt bist. Du musst auch nicht hingucken, wenn du nicht willst", bat er und lächelte. "Abgesehen davon werde ich dich und deinen wunderhübschen Körper immer lieben. Daran ändern auch ein paar Narben nicht das Geringste. Das ist doch klar."

Emilia lächelte Mario an. " Ich schäme mich nicht, ich will nur die Verletzung noch nicht sehen. Es wird eine Narbe bleiben und die wird mich immer an den Tag erinnern, aber jetzt will ich da noch nicht hinsehen.", erklärte Emilia und sah dann lieber wieder auf ihren Sohn. Er lag ganz friedlich da und schlief, ganz so, als wäre nichts passiert.

Mario nickte. Konnte er ja irgendwie auch verstehen, wenn Emy das noch nicht wollte. Aber eins wusste er auf jeden Fall. Er würde sie dadurch nicht weniger attraktiv finden. Es zeigte ihm nur immer wieder deutlich, was sie durchgemacht hatte um ihren gemeinsamen Sohn heil und gesund auf die Welt zu bringen.
Er legte drehte sich ein wenig zu ihr, sodass er ihr in die Augen blicken konnte. "Ich glaube, dass ich dich noch nie so sehr geliebt habe, wie heute", hauchte er.

Emilia lächelte Mario an und gab ihm einen Kuss. "Ich liebe dich auch, mein Schatz.", sagte sie und sah ihm tief in die Augen. "Dich, Sophie, Finn und natürlich unseren Kleinen hier." Sie löste ihren Blick von Mario und sah zu Leon.
"Weißt du, wann wir den Kleinen raus nehmen dürfen? Ich würde ihn so gerne im Arm halten.", sagte sie sehnsüchtig und konnte den Blick nicht von dem Kleinen lassen.

Mario strich ihr sanft über die Haare. "Vielleicht können wir ihn nochmal herausnehmen. Soll ich einen Arzt fragen gehen?" Insgeheim fragte Mario sich auch, wie Leon satt werden würde. Konnte Emy ihn stillen? Hatte Leon schon genug Kraft, um aus ihrer Brust zu trinken? Vielleicht sollte er wirklich mal einen Arzt fragen oder zumindest eine Schwester. Allerdings würde er das lieber zunächst ohne Emy besprechen. Sie sollte sich keine Sorgen oder Vorwürfe oder so machen.