Was lange währt, wird endlich gut

Plötzlich hörte Mario einen Schrei. "Emy", schrie er und sprang sofort auf. Sofort rannte er los und sah, wie seine Verlobte auf dem Boden lag und sich den Bauch hielt. "Scheiße Emy, was machst du denn?", rief er und rannte die Treppe herunter. Neben ihr kniete er sich hin und sah sie an. "Was kann ich tun? Wie geht es dir? Ich rufe einen Arzt ok?" Er sprang schon wieder auf um sein Handy zu holen, hockte sich aber wieder hin. Sie sollte entscheiden, was jetzt am wichtigsten war.

Emilia bekam gar nicht wirklich mit, was Mario sagte. Er war schnell bei ihr und dann auch schnell wieder weg.
Sie konzentrierte sich jedoch nur auf ihren Bauch. "Bitte beweg dich.", flüsterte sie leise und begann zu weinen. Sie spürte nichts von ihrem Kind.
Plötzlich war Mario wieder bei ihr und sie sah ihn verzweifelt an. "Er... er bewegt sich nicht.", sagte sie leise und die Tränen liefen in Strömen.

Spätestens jetzt war es wohl an der Zeit zu handeln. Er sprang auf und rannte in das Zimmer um sein Handy zu holen. Auf dem Weg zurück zu Emy wählte er bereits die Nummer vom Krankenwagen. Er kniete sich neben seine Verlobte und zog sie an sich. Panisch brüllte er ihre Adresse ins Handy und warf sein Handy in die Ecke. Die Tränen liefen ihm nun auch über das Gesicht, doch er musste stark bleiben. "Er hat sich bestimmt nur erschrocken. Leon geht es gut. Der Arzt untersucht dich gleich und du wirst sehen", schniefte er. Er legte seine Hände auf ihren Bauch und schluckte. Da war wirklich nichts.

Emilia sah nur auf ihren Bauch und strich darüber. Als Mario wieder da war, lehnte sie sich an ihn. Auch er weinte, das hörte sie an seiner Stimme. Warum bewegte der Kleine sich denn nicht?
Manuel kam mit Sophie und Finn auf dem Arm die Treppe runter. "Was ist denn hier passiert?", fragte er geschockt. Finn zappelte solange auf Manuels Arm, bis er ihn runter ließ. Der Kleine Tapste zu seiner Mama und strich ihr sanft über den Bauch. "Mama Aua?", fragte er.

Mario ließ die Kinder nur widerwillig an Emy, aber wirklich verweigern konnte er es ihnen nicht. "Verdammt wann kommen die Deppen denn endlich? ", brüllte er verzweifelt. Seine Tränen liefen ihm nun in Strömen über das Gesicht. Verdammt der Kleine durfte nicht sterben. Nicht nach allem was passiert war. Ihr Leben als Familie fing doch mit Leon gerade erst an. In seinem Buch machte sich die Panik breit. Er konnte nicht mehr rational denken.

Emilia antwortete Finn nicht, sondern nahm ihn einfach in den Arm. Sie bekam mit, dass Sophie Manu irgendwas fragte, aber was hörte sie nicht.
Manuel sah, dass sowohl Mario als auch Emilia völlig durcheinander waren. Er nahm ihr Finn ab und lief mit den Kleinen ins Wohnzimmer und setzte sie in ihren Laufstall. So wirklich mitbekommen, was passiert war, hatten die beiden nicht. Sie begannen zu spielen. Manuel wollte wieder zu Mario und Emilia, doch dann hörte er den Krankenwagen. Schnell lief er zur Tür und öffnete sie den Sanitätern.

Manu nahm die Kinder mit und Mario war ihm sehr dankbar dafür.  Die Kleinen sollten das hier nicht sehen. Sie würden schlimme Träume bekommen und Angst haben. Das wollte er nicht.  Weinend nahm er Emy in den Arm und strich über ihren Bauch. " Wir schaffen das zusammen", flüsterte er immer wieder und wiegte sie ein wenig hin und her.

Emilia war wie in Trance und wartete darauf, dass sich der Kleine in ihrem Bauch endlich bewegte, doch das tat er nicht.
Dann kamen die Sanitäter und schickten Mario erstmal aus dem weg. Emilia sah ihm kurz sehnsüchtig hinterher, aber der Kleine in ihrem Bauch war jetzt einfach wichtiger.
"Was ist denn passiert?", fragte einer der Sanitäter und sah Emilia an. "Er... er bewegt sich nicht mehr.", nuschelte sie panisch. "Bleiben Sie ganz ruhig. In welcher Woche sind Sie?"

Mario warf seiner Verlobten einen verzweifelten Blick zu, als die Sanitäter ihn wegschoben und sich um Emy kümmerten. Das war natürlich wichtiger, aber er fühlte sich einfach nur hilflos gerade. "Sie ist im 6 Monat", rief er verzweifelt und wischte sich über das tränennasse Gesicht. "Kann ich was tun? Sagen Sie mir, was ich tun kann, aber retten sie mein Baby. BITTEEEEE!!!" Flehend sackte er auf seine Knie zusammen und vergrub sein Gesicht hinter seinen Händen.

Emilia merkte auch in ihrer Verzweiflung, dass es Mario nicht gut ging. Sie legte ihre Hand auf seine Oberschenkel. Nicht nur für ihn sondern hauptsächlich, weil sie ihn jetzt brauchte.
"Wir bringen Sie jetzt ins Krankenhaus und da wird sich ein Gynäkologe um sie kümmern.", sagte der Sanitäter und sah dann Mario an. Der konnte ihm aber jetzt wahrscheinlich nicht helfen. Aber dann fiel sein Blick auf Manuel. "Wissen Sie, wo der Mutterpass ist?", fragte er den Torwart. Dieser nickte und lief zu Emilias Tasche.

"Könnt ihr nicht irgendwas machen?", brüllte Mario verzweifelt. "Rettet mein Baby verdammt!!!" Er konnte nicht mehr und klammerte sich an seine Verlobte. Allerding wurde er unsanft von ihr getrennt und taumelte rückwärts. Mit dem Rücken schlug er gegen die Wand und raufte sich die Haare. "Aber ich möchte bitte mit ins Krankenhaus. Bitte!!!"

Manuel brachte dem Sanitäter den Mutterpass und ging dann zu Mario. "Beruhige dich Mario. Emy ist in guten Händen und die Sanis kümmern sich um sie.", sagte er und stellte sich genau vor Mario.
"Sie können im Krankenwagen mitkommen, aber müssen sich dafür beruhigen. So aufgewühlt nehmen wir Sie nicht mit.", erklärte der eine Sanitäter während der andere die Trage holte.
Emilia strich immer weiter über ihren Bauch und weinte still weiter.

Mario biss sich auf die Lippe. Der Schmerz lenkte ihn ein wenig ab, doch die Sorgen um seine Verlobte und das Baby in ihrem Bauch blieb. "Ich komme mit", sagte er einigermaßen ruhig und kniete sich neben Emy. Er legte eine Hand auf ihren Bauch und sah ihr in die Augen. "Egal was auch passiert", sagte er. "Ich liebe dich und ich bin für dich und für unsere Familie da. Ich verlasse dich niemals wieder. Bis in die Ewigkeit."

Emilia legte ihre Hand auf Marios und lächelte ihn leicht an. "Danke.", sagte sie nur und schloss dann die Augen.
Der Sanitäter versorgte inzwischen ihren Fuß und dann war die Liege auch schon da. Emilia wurde drauf gelegt und nach draußen geschoben.
"Mario? Rufst du an, wenn du mehr weißt? Ich bringe die Zwillinge zu meinen Eltern und komm dann auch ins Krankenhaus. Ich pack auch noch ein paar Dinge zusammen, falls Emilia länger bleiben muss.", sagte Manuel zu Mario.

Mario nickte fahrig in Manus Richtung und ging hinter den Sanitätern her. Er hockte sich in den Krankenwagen und die Tränen tropften wieder über sein Gesicht. Was würde passieren, wenn das Baby sterben würde? Er musste sich ernsthaft damit auseinandersetzen. Aber so sehr er darüber grübelte, desto sicherer wurde er, dass sich nichts ändern würde. Die Liebe zu Emy würde daran nicht zerbrechen. Im Gegenteil. Sie würde vermutlich nur noch stärker werden.

Emilia hielt Mario Hand. Sie drückte sie fest, während der ganzen Fahrt. Ihre andere lag auf ihrem Bauch. Sie wollte es auf jeden Fall spüren, wenn der Kleine sich bewegte. Das würde sie an ihrem Bauch zwar so oder so, aber vielleicht spürte sie so doch noch ein bisschen mehr.
"Mario?", fragte sie leise.

Mario hielt ihre Hand und so gaben sie sich beide Kraft. Kraft die jeder auf seine Weise brauchte und deshalb war es richtig, dass sie zu zweit waren. Plötzlich sprach sie ihn an und er rutschte sofort noch ein Stückchen näher zu ihr. Er dehnte den Gurt ein wenig, damit er sie besser ansehen konnte. "Was denn mein Schatz?", flüsterte er genauso leise, wie sie gesprochen hatte. "Kann ich etwas für dich tun?"

Emilia sah Mario aus tränenverschleierten Augen an. "Was... was machen wir, wenn... wenn ... also wenn Leon...", sie konnte die letzten Worte nicht aussprechen, weil sie wieder am Weinen war. Was würde passieren, wenn der kleine Sterben würde? Emilia könnte sich das nie verzeihen. Wäre sie doch nur vorsichtiger die Treppe runter gegangen, dann wäre das nie passiert.

Mario schnallte sich kurzerhand ab und kniete sich neben seine Verlobte. Er musste ihr Kraft geben, das würde auch dem Kleinen helfen. "Der Kleine wird nicht sterben", versuchte Mario ihr ruhig klarzumachen. "Aber für den Fall, dass etwas mit ihm passiert ist... Was auch immer passiert sein könnte. Wir werden weinen, viel weinen. Aber und das darfst du niemals vergessen. ICH LIEBE DICH. Und ich werde dich immer lieben. Egal was passiert. IMMER, bis in alle Ewigkeit." Eine Träne hatte sich in seinem Auge gebildet und lief über seine Wange. "Du bist mein Leben Emy. Ich kann nicht ohne dich leben und werde es niemals können."

"Setzen Sie sich bitte wieder hin und schnallen sich an.", sagte der Sanitäter.
Emilia drückte Marios Hand. "Ich liebe dich auch.", flüsterte sie leise.
Dann waren sie am Krankenhaus angekommen und es ging irgendwie alles ganz schnell. Plötzlich war Mario weg und sie im Behandlungsraum. "Guten Tag Frau Kroos. Mein Name ist Doktor Heinze. In der wie vielten Woche sind sie denn?", fragte die Ärztin.
Mario wurde unterdessen angesprochen. "Herr Götze, könnten Sie bitte diese Unterlagen von ihrer Freundin ausfüllen?"

Mario wollte ihr noch hinterher, doch unsanft wurde er von einer Schwester aufgehalten. "Meine Verlobte", verbesserte Mario sie bissig und nahm die Zettel entgegen. Meine Fresse was die für dummes Zeug wissen wollen, dachte er sich, füllte und aber alles aus. Bei der Frage ob der Vater des Kindes auch der Partner sei, machte er hinter das ja drei Ausrufungszeichen, wurde im nächsten Moment aber traurig. Was wäre wenn Leon wirklich gestorben war? Es wäre schrecklich.

Emilia sah die Ärztin an und hatte gar nicht wirklich zugehört. "Er... er bewegt sich nicht mehr.", sagte sie weinend.
Die Ärztin war schon auf dem Weg zum Ultraschallgerät. "Ich schaue gleich nach Frau Kroos. Was ist denn passiert." Als Emilia den Ultraschall sah, beruhigte sie sich ein bisschen.
"Ich bin gestolpert und ein paar Stufen der Treppe runter gefallen und seitdem bewegt sich der Kleine nicht mehr." Die Ärztin nickte und begann das Gel auf Emilias Bauch zu verteilen.

Mario wurde immer unruhiger. Er war längst fertig mit dem Fragebogen und ging im Wartezimmer auf und ab. Irgendwann hielt er es einfach nicht mehr aus. Er war immerhin der Vater und hatte jawohl ein Recht darauf zu erfahren, wie es seiner Verlobten und seinem Kind ging. Mit schnellen Schritten ging er ins Schwesternzimmer und klopfte an. "Kann ich bitte nach meiner Verlobten sehen?", bat er mit flehender Stimme. "Bitte. Es... es ist unser erstes gemeinsames Kind. Ich möchte wissen, wie es ihnen geht..."

"Ich kann Sie leider nicht zu Ihrer Verlobten lassen. Sie wird gerade untersucht und da darf keiner dabei sein. Aber es wird Ihnen so schnell wie möglich bescheid gegeben, wenn Ergebnisse da sind, oder sie fertig ist. Soll ich Ihnen einen Tee machen zur Beruhigung?", fragte eine der Schwestern und lief auf Mario zu.

Schon als die Ärztin das Ultraschallgerät auf Emilias Bauch setzte hörte diese die Herzschläge. "Ist... ist er das?", fragte sie dennoch unsicher. Die Ärztin nickte lächelnd. "Ja das ist er. Es sieht aus, als ob es ihm gut geht, aber ich will sie noch gründlich untersuchen." Emilia strahlte. Der Kleine lebte und das war das Einzige, was zählte. "Können... können Sie irgendwie meinem Verlobten sagen, dass der Kleine lebt? Er macht sich solche Sorgen.", sagte Emilia. Die Ärztin nickte und schickte die Schwester kurz nach draußen.
"Herr Götze?", fragte diese, als sie vor der Tür stand.

Mario schüttelte den Kopf und musste sich zusammenreißen, dass er nicht verrückt wurde. Er wollte und musste bei ihr sein, anders würde sie das nicht schaffen. Als eine Schwester aus dem Behandlungszimmer kam und ihn auch noch ansprach rannte er zu ihr und sah sie flehend an. "Wie geht es ihr und meinem Baby? Bitte sagen Sie doch etwas. Darf ich zu ihr? Bitte, ich muss wissen, wie es ihnen geht."