Speisesaal

Leo riss ihn wieder von dem Anblick los, allerdings entging Marco nicht der Blick, mit dem Marc zu ihm zurück schaute. Was sollte er damit nur anfangen. So schaute man schließlich nicht jeden an und eigentlich auch niemanden, den man hasst. Und Marc hasste ihn auch nicht, das wusste Marco, weswegen die ganze Situation auch nicht erträglicher wurde.
Wieder mit seinen Gedanken bei Leo, überlegte er, was der Kleinere meinen konnte, allerdings viel ihm nicht mehr das Fazit ihres Gespräches ein. "Über die Verflüssigung von Eiscreme und den Sinn des Lebens?", fragte er also nur blöd nach, wobei er meinte, dass zumindest das Erste wirklich Thema gewesen sein konnte.

Leo sah Marco für einen Moment verwirrt an, bevor er kichernd den Kopf schüttelte. "Du bist doof, es ging doch nicht nur um das Eis! Es ging darum, dass ich dir zuhöre, wenn du mal Jemanden zum reden brauchst. Wir hatten das zwischen uns ja geklärt...", erinnerte er ihn leise. Zumindest meinte er, dass er das dem Schalker irgendwie so vermittelt hatte...

Ja, doch. So, wie Leo das sagte, erinnerte Marco sich auch wieder. Besonders das Hauptthema schlich sich nun wieder verstärkt in seinen Kopf und weckte wieder das schlechtes Gewissen in ihm, welches er eigentlich gar nicht haben brauchte, hatte sie das doch alles wieder geklärt.
Also nickte Marco leicht und zog sich seine Sonnenbrille einen Moment nach oben, damit Leo einen wunderbaren Blick auf Marcos hübsches Veilchen bekam, welches sein Auge malerisch umspielte. Dann ließ er die Brille wieder auf seine Nase gleiten und hoffte, dass zumindest Lukas es nicht gesehen hatte. Bei Mo war das ja nicht so schlimm, der konnte ihm im Idealfall schließlich sagen, was eigentlich passiert war.

Leo beugte sich neugierig vor, als Marco die Brille nach oben schob. Als er das deutliche Veilchen sah, schnappte er erschrocken nach Luft. "Was... wie ist das denn passiert? Ist sonst alles okay?" Er schielte unsicher zu seinem besten Freund, da er sich an dessen Worte erinnerte, dass Marco ihn wohl nie wieder anfassen würde. Aber das war er ja wohl hoffentlich nicht gewesen...

Leos Reaktion war eindeutig. Marco selbst hatte das Veilchen nicht mehr ganz so schlimm in Erinnerung, aber da sowohl Leos als auch Marcs Reaktion ungefähr ähnlich ausgefallen war, schien sich der Anblick alles andere als verbessert zu haben.
"Ich... ich würde das ungern hier besprechen", murmelte er leise. Er sah ja ein, dass er vielleicht mal mit jemanden reden sollte und da Leo sich dafür bereitstellte und Marco sonst wohl kaum jemanden dafür finden würde, fand er die Idee eigentlich gar nicht so schlecht.
Allerdings würde das bis nach dem Essen warten müssen.

"Hm... dann danach? Ich muss danach aber gleich zu ner Besprechung, aber du könntest in der Lobby warten und ich komme danach da hin?", schlug er vor, da er verstehen konnte, dass Marco es nicht gerade vor Allen erklären wollte. Andererseits war er froh, dass er es ihm überhaupt erzählen wollte.

Mo schenkte Leo ein kleines Lächeln, bevor er sich wieder Lukas zuwandte.
„So zwei Wochen etwa. Training mit euch kann ich also knicken…“ Niedergeschlagen sah er auf seinen Teller. Es zu wissen, war das eine. Aber mit anderen auch noch darüber sprechen, das andere und zudem schlimmere. Mo könnte jetzt schon wieder fast losheulen und erneut keimte Wut in ihm auf. Wut auf diesen Idioten Marco Höger, der Schuld an seiner Situation trug und zwar in allen Anklagepunkten. Und was das Ganze gerade noch schlimmer machte, genau der betrat den Speisesaal und steuerte dann ihren Tisch an. Mo hätte sich am liebsten auf ihn gestürzt und windelweich geprügelt. Doch so war er einfach nicht. Lieber was er alles in sich hinein.
Dass Leo dann auch noch einen kleinen Plausch mit Höger veranstaltete, machte Mo noch wütender und irgendwo fühlte er sich auch verarscht. Er wollte nur noch weg. Er wollte den Schalker einfach nicht mehr sehen
„Mir ist der Appetit vergangen.“ Mit einem Ruck stand Mo auf, ließ seinen Teller stehen und verließ den Speisesaal.

tbc Park

Benni lächelte mitleidig. Er konnte sich schon vorstellen, dass das ziemlich unangenehm war, so in der Öffentlichkeit rumzulaufen und er konnte verstehen, dass Julian lieber schnell hoch wollte.
So beeilte er sich mit aufessen und lächelte dann. "Wenn wir uns beeilen, schaffen wir es vor der Besprechung noch", stellte er fest.

Stimmt,die Besprechung stand auch noch an. Da wollte er lieber nicht mit dem Plug hin und außerdem wollte er hier aus dem Speisesaal auch weg. Die Stimmung war doch irgendwie komisch.
Er stand auf, keuchte dabei leise, als der Plug genau seine Prostata stimulierte. Also ging er lieber schnell nach oben.

tbc: Draxledes-Zimmer

Was dann abging, musste Lukas nicht verstehen. Zuerst kam Marco in den Speisesaal. Warum er sich ausgerechnet an ihren Tisch setzte, wusste der Schalker nur selbst allein.
Kurz darauf betrat Marc mit seiner neusten Eroberung den Raum.
Aus den Blicken, die sich der Torhüter und Marco zuwarfen, wurde Lukas nicht so recht schlau. Da würde er gegebenenfalls noch mal nachhaken.
Was ihn aber am meisten verwirrte, war, dass zu guter Letzt Moritz fluchtartig nach draußen stürmte.
Kurz sah der Stürmer ihm hinterher. Von dem Gespräch zwischen Leo und Marco bekam er sowieso nichts mit. Deswegen stand er kurzerhand auf.
"Ich geh ihm mal hinterher", teilte Lukas den beiden mit und ließ sein Essen stehen.

tbc: Park

"Mo, aber was... hey, bleib doch...", stammelte er verwirrt und wollte gerade aufspringen, als Lukas ihm schon folgte. Seufzend hockte er sich wieder auf seinen Stuhl und unterdrückte die aufsteigenden Tränen. "Jetzt ist er bestimmt sauer...", nuschelte er und schluckte. "Marco? Du musst Mo bitte ab jetzt in Ruhe lassen, ja? Versprichst du mir das?", fragte er und sah ihn bettelnd an.

Leon kaute schweigend auf seinem Essen herum und schielte immer wieder zu Marco, der wohl nicht nur mit ihnen Probleme hatte, so wie erst Moritz und dann auch noch Lukas abhauten. Vielleicht waren die beiden ja auch von ihm bedroht worden? Oder vielleicht sogar verarscht? Neugierig sah er Moritz hinterher, als dieser aus dem Saal stürmte und konnte sich einen kurzen Blick auf dessen Hintern nicht verkneifen. Schuldbewusst zuckte er zusammen und wies sich gedanklich zurecht, bevor er hastig weiteraß.

Marc achtete kaum auf die Geschehnisse um ihn herum, da würde er am Ende eh nur wieder Marco angucken. Deshalb konzentrierte er sich voll und ganz auf sein Essen und behielt nur Leon im Auge, der im Gegensatz zu ihm alles beobachtete, was sich im Raum abspielte. Das Mienenspiel sagte so einiges aus und Marc seufzte unhörbar. Der Kleine kam offenbar überhaupt nicht mit seinem Leben klar, so wie der sich im Moment verhielt. Und irgendwie trug Marc da sicherlich eine Mitverantwortung für, weil er das schamlos ausgenutzt hatte. Natürlich hatte Leon sich nicht gewehrt, aber der Torwart hatte es überhaupt erst vorgeschlagen. Vermutlich sollte er sich deswegen um ihn kümmern. Leider fiel ihm so gar nicht ein, wie er das angehen sollte.
"Was los?", fragte er dann sehr plump nach, auch wenn das eh eine dumme Antwort nach sich ziehen würde. Aber damit hatte Marc es wenigstens versucht.

Leon sah Marc aus den Augenwinkeln an und schluckte seinen Bissen herunter. "Nichts", grummelte er und griff bereits wieder nach seiner Gabel, als er sofort ein schlechtes Gewissen bekam. "Sorry. Das... ach keine Ahnung. Ich will nicht so ein Arsch werden, der jedem Kerl hinterher starrt, aber... ich kann im Moment einfach nicht anders, verstehst du? Das ist so grauenhaft... Ich erkenne mich gar nicht wieder."

Marc resignierte bereits, als Leon ihn mit einem einzigen Wort abwimmelte. Bei der Überflüssigkeit seiner Frage sollte das auch kein Wunder sein, dass man ihm darauf nicht antwortete.
Jahre später bekam er dann aber doch eine Antwort und Marc sah den Jüngeren einen Moment seufzend an.
"So schlimm ist das gar nicht. Zumindest besser, als nur einem hinterherzuschauen", murmelte er schließlich und musste es sich stark verkneifen, mal wieder zu Marco zu blicken. Damit hätte er dann die Richtigkeit seiner These direkt untermauert.

"Findest du? Du findest es also besser, zig Kerlen auf den Arsch zu schauen und zu überlegen, ob sie gut im Bett sind, während dein eigentlich-Freund oben liegt und schläft, anstatt einer Person, die dir am Herzen liegt und die du liebst hinterher zu sehen?" Leon lachte bitter und schüttelte den Kopf. "Das bezweifle ich..."

"Das Problem ist der Eigentlich-Freund", stellte Marc recht pragmatisch fest. Der Rest war das ganz normale Single-Dasein, das er trotz Eigentlich-Freund jahrelang genossen hatte.
Aber vielleicht lag es auch nur an der Person, die man dann wollte, dass er jetzt eben nicht glücklicher war.
"Und ja, ich war zufriedener, bevor ich mich verknallt hab", murmelte er leise und konnte sich diesmal einen ganz kurzen Blick in Marcos Richtung nicht verkneifen. Genau so schnell sah er aber wieder weg.

"Ich breche ihm aber das Herz, wenn ich ihm davon erzähle... ich hab ihn doch dazu gedrängt. Er hatte doch eigentlich Marco und jetzt... Oh Mann!" Leon vergrub sein Gesicht in seinen Händen und schüttelte den Kopf. Als er wieder aufsah, sah Marc gerade in Högers Richtung, was ihn aufseufzen ließ. "Ich habs kaputt gemacht, oder? Eure... na ja, Art Beziehung? Bin ich daran jetzt auch noch Schuld?"

Marc verkniff sich sehr mühselig alle boshaften Kommentare über Max. Wenn er Marco gerade richtig verstanden hatte, würde der den ja eh liebend gern mit Kusshand zurücknehmen. Also war Marc beim besten Willen nicht dazu bereit, ihn zu bedauern oder ähnlichen Scheiß.
Dass Leon dann auch noch die Verantwortung für Marcos Arschigkeit übernehmen wollte, brachte Marc nur dazu, entschieden mit dem Kopf zu schütteln.
"Das haben wir schon selber geschafft." Er fand sich sehr freundlich dabei, den Plural zu benutzen. Aber er wollte jetzt auch nicht Marco alleine die Schuld zuschieben. Obwohl der sie ja trug...

Leon sah Marc zweifelnd an und stocherte appetitlos in seinem Essen herum. "Hm... aber er war doch bestimmt an deiner Tür, um sich zu entschuldigen... weil er dich halt zurückhaben will. Und dann lieg ich da nackt rum und versau alles. Also ist es auch teilweise meine Schuld", murmelte er und seufzte. "Ich hab keinen Hunger mehr..." Er schob sein noch fast unberührten Essen von sich und starrte auf die Tischplatte.

Entschuldigen war genau Marcos Ding. Wahrscheinlich kannte der das Wort nicht mal, auf jeden Fall war Leons Vision der Ereignisse der größte Bullshit, den Marc jemals gehört hatte.
"Ich hab dich abgeschleppt, nicht andersrum", erinnerte er den Kleinen freundlicherweise daran, wie das alles so gelaufen war.
Auf dessen Aussage hin schob er ebenfalls sein Essen zur Seite.
"Du musst doch nicht alles so negativ sehen", versuchte er sich an weiterer Aufbauarbeit. Vermutlich könnte er zwar auch mit einer Wand reden, aber Marc wollte mal ein paar Sozialpunkte sammeln. Die hatte er bitter nötig.

Leon starrte ihn perplex an und fühlte sich auch etwas in seiner Ehre gekränkt. "Du hättest es aber nicht geschafft, wenn ich es nicht auch gewollt hätte!", grummelte er und funkelte ihn grinsend an. "Tust du doch auch, oder? Sonst würdest du eurer Beziehung noch ne Chance geben... Auch wenn ich mir wünschen würde, dass du single bleibst.. oder wirst..."

"Natürlich wolltest du es", gab Marc nur mit breitem Grinsen zurück. Daran hatte auch niemand jemals gezweifelt, oder? Nur schien es das Ego des Kleinen leicht anzugreifen, dass Marc ihn abgeschleppt hatte. Aber genau das beschrieb die Sache nun mal am besten, an den Tatsachen konnte selbst Marc nichts ändern.
Nachdenklich zuckte er mit den Schultern. War das wirklich pessimistisch oder war das bloß realistisch?
"Marco tut sein Bestes, um dir den Wunsch zu erfüllen", murmelte er leise und ließ seinen Blick eine weitere Millisekunde zu seinem Freund gleiten.

"Ja.. wollte ich auch... und ich hätte dich auch bekommen, wenn du es nicht gewollt hättest", grummelte er, um sein Ego aufzuwerten und sah ihn stolz an. "Das glaubst du doch nicht im Ernst... er lässt dich eh nicht gehen und mir geht er wieder an die Gurgel, wenn wir nochmal was miteinander anfangen..."

Marc beschloss, da einfach nichts mehr zu zu sagen. Mit Leon konnte man wohl nicht diskutieren, ohne dass der fast anfing zu heulen.
Zumindest was Marco anging, hatte er aber echt Recht. Bis der Marc wirklich in Ruhe ließ, musste wahrscheinlich ein Wunder geschehen. Und wenn er ganz ehrlich zu sich selber war, wollte er auch nicht in Ruhe gelassen werden. Er wollte nur nicht weiter verletzt werden.
"Ich halt ihn schon auf", grummelte er nun seinerseits beleidigt.