Die Lobby

Draxler stotterte weiter rum und Robert war einfach nur verwundert. Wenn er sich sicher war, verwandelte der Junge sich gerade in eine kleine Goldgrube. Da konnte er doch sicher die eine oder andere Schlagzeile rauskitzeln, sofern er es jetzt richtig anstellte. Schon dass Draxler einfach zugab, dass er sich nicht wirklich wohl fühlte, war erstaunlich und würde sich gut in seinem Artikel machen. Er beschloss, von der eigentlichen Reihenfolge seiner Fragen abzuweichen und gleich eine andere Frage anzuhängen.
"Wie ist denn die allgemeine Stimmung im Team? Bei vorherigen Turnieren galt der mannschaftliche Zusammenhalt ja als Schlüsselfaktor für die erreichten Siege, wie sieht es dieses Jahr aus?"

Julian merkte schon selbst, dass dieses Interview eine Richtung einschlug, die nicht gesund war. Aber er war auch nicht gewillt, hier etwas von Harmonie zu erzählen, die absolut nicht vorherrschte. Ihm war das alles hier mittlerweile wirklich mehr oder weniger egal.
"Einen Zusammenhalt gibt es schon", erklärte Julian, lachte kurz hohl. "Nur eher innerhalb kleinerer Gruppen. Es ist natürlich klar, dass es Cliquen gibt und man sich mit einigen besser versteht als mit anderen. Aber in dem Ausmaß, in dem das hier ist, hab ich es im Verein noch nie erlebt."
Vermutlich würde er für diese Aussage sogar eine Geldstrafe aufgedrückt bekommen. Aber mittlerweile war ihm das egal.

Robert gab sich alle Mühe, sich seine Freude nicht anmerken zu lassen und kurz wunderte er sich schon über Draxlers Dämlichkeit, mit der er das alles ausplauderte. Aber das war ihm egal, es zählte nur die Schlagzeile und die Auflage. Und die würde gigantisch sein. Noch immer nahmen fast alle in Deutschland Anteil an der Nationalmannschaft und diese Aussagen eines Spielers würden das Land erschüttern. Und er selbst würde davon profitieren. So wie Draxler drauf war, war er sich aber nicht sicher, ob das schon das Maximum war, was er aus diesem rauskitzeln konnte. Schnell durchsuchte er seine Notizen nach einer Frage, die logisch an diese Erzählung anschloss.
"Es herrscht ein ständiges Kommen und Gehen bei der Nationalmannschaft, unter anderem René Adler gehört nicht länger zum Kader. Sind die Gründe dafür der Mannschaft bekannt?"
Direkt nach den Gründen zu fragen war ihm doch zu auffällig, aber wer wusste schon, ob der Junge die nicht selbstständig erwähnte.

"Ja, die sind uns bekannt. Aber das ist nicht meine Aufgabe, das auszuplaudern. Das soll René - wenn er will - schon selbst machen."
Ganz blöd war er ja auch nicht. Er würde nicht Renés Karriere zerstören und das ausplaudern. Das war nun wirklich nicht seine Aufgabe. Wenn er über die Nationalmannschaft redete, war das etwas anderes. Es war sicher nicht die feine Art, aber das hier gab nur seiner eigenen Nationalmannschaftskarriere einen Schlag. Aber diese Karriere hatte er schon abgehakt.
"Außerdem haben Sie schon genug Stoff für eine Schlagzeile. Da brauchen Sie diese Information doch gar nicht."

Robert nickte nur und lächelte ihn gespielt freundlich an. Prinzipiell hatte Draxler Recht, aber es war trotzdem das einzig Richtige, es trotzdem zu versuchen.
Irgendwie würde er diese Information trotzdem bekommen, das versprach er sich, aber aus Draxler war wohl bis auf weiteres nicht mehr viel raus zu bekommen, zu misstrauisch war der Junge jetzt.
"Sie gehören zu zahlreichen jungen Spielern, die das erste Mal bei einem solch großen Ereignis dabei sind. Wie ist das für Sie persönlich, ein solch großes Turnier fernab der Heimat zu spielen?", versuchte er sich wieder an einer Standardfrage, um ihm das Misstrauen ein Stück weit zu nehmen. Er hatte noch zwei Fragen auf seinem Zettel, bei denen Draxler ihn wohl mit einer ähnlichen Begründung abwimmeln könnte und Robert wollte zumindest eine dieser Fragen noch gerne beantwortet haben.

Auch wenn Julian seine Aussagen nicht wirklich bereute, wusste er doch, dass es langsam klüger war zu schweigen und nichts zu sagen. Zur miesen Stimmung hatte er sich geäußert. In noch mehr Dreck wollte er aber lieber nicht wühlen.
Daher war er froh, dass die nächste Frage wieder allgemein gehalten war und nichts, was zu Problemen führen sollte.
"Es ist schon etwas anderes. Ich bin es gewohnt, viel zu reisen, auch mal etwas weiter weg. Wir haben oft genug Auswärtsspiele in der Champions League. Aber das sind dann nur ein paar Tage, in denen man weg ist. Das hier ist ja ein richtiges Turnier, dauert also auch länger und Brasilien ist nochmal ne Strecke weiter weg als England oder Spanien. Da ist es schon sehr wichtig, dass man hier jemanden hat, an den man sich halten kann. Und auch wenn die meisten lieber wegsehen, wenn einem was passiert, anstatt zu helfen, hat man dann doch immer ein paar Leute, die hier zu einem halten. Das ist schon wichtig."
Genauso wie Unterstützung von zu Hause wichtig wäre, aber zu dem Thema schwieg er lieber. Er wollte nicht vorheucheln müssen, wie toll er von zu Hause unterstützt wurde.

Draxlers Antwort war das typische Gewäsch, das man Fußball-Profis wahrscheinlich seit ihrer Kindheit einbläute, nur die letzten Sätze waren wieder interessant.
"Sie sagen, dass viele Leute wegsehen. Gibt es da einen Zusammenhang zu dem Krankenwagen, der vor dem Hotel gesichtet wurde?", hakte er nach und lächelte ihn charmant an, bemüht um einen möglichst unschuldigen Touch.
Trotzdem konnte er Draxlers Antwort schon beinahe voraus sehen, aber das war einfach eines der interessantesten Geschehnisse während der WM, über die die Presse kaum Informationen hatte, und Robert wäre dumm, es nicht wenigstens zu versuchen.

Was von Bennis Unfall nach außen gedrungen war, wusste er gar nicht so genau. Er würde dazu auch nicht mehr sagen als unbedingt nötig. Benni wollte er hier ja nun wirklich nicht reinreiten. Das war das Letzte, was er tun würde.
"Wenn man da weggesehen hätte, wär da kaum ein Krankenwagen gewesen", gab Julian mit einem schiefen Schmunzeln zu Bedenken. "Das sah aber im ersten Moment schlimmer aus als es tatsächlich war. Also denke ich nicht, dass man das Thema allzu sehr vertiefen muss. Das ist alles geklärt und wieder in Ordnung. Ich habe damit mehr auf andere, kleinere Vorfälle angespielt. Auch wenn es keine schwerwiegende Verletzung ist, finde ich es doch bedenklich, wenn manche Spieler in aller Seelenruhe weiteressen, wenn jemand - in dem Fall ich - vor ihren Augen blöd im Speisesaal ausrutscht und hinfällt und sich dann an den Scherben schneidet. Das war ja nichts Schlimmes. Aber da geht es doch auch ums Prinzip."

Robert grinste ebenfalls, so hatte er das zwar nicht gemeint, aber nun gut. Ganz dumm war der Junge scheinbar doch nicht und er konnte sich nur immer mehr über den Leichtsinn wundern, mit dem er das alles erzählt hatte.
Auch die weitere Erzählung gefiel Robert ziemlich gut, das gab der Schlagzeile noch mehr Dramatik, wenn er diese kleine Geschichte einbauen konnte. Er war aber auch ein Glückskind, dass er ausgerechnet an Draxler geraten war.
"Das kann ich verstehen", nickte er ihm bestätigend zu und gab sich Mühe um ein verständnisvolles Aussehen. Nur gehörte das nicht unbedingt in die Öffentlichkeit, aber das konnte Robert ja egal sein, was danach mit Draxler passierte. Durch dieses Interview war er ihm zwar gewissermaßen zu Dank verpflichtet, aber das würde er jetzt auch ausschlachten, was der Schalker ihm anbot.
"Kommen wir zu etwas erfreulicherem: Ihr Kollege Mario Götze hat nach seinem Tor gegen Schweden ein Herz Richtung Tribüne gezeigt. Wie kam diese Aktion trotz Niederlage in der Mannschaft an und, was die Mädels vielleicht auch interessiert, wie sieht es bei Ihnen persönlich in Sachen Liebe aus?"

"Ich freu mich ja für Mario, wenn er glücklich ist und wenn er diese Aktion eben machen wollte, dann ist das seine Entscheidung. Ich hab jedenfalls auch nichts mitbekommen, dass das jemand wegen der Niederlage schlimm fand", erklärte er. Er hatte da wirklich nichts mirbekommen und auch die Aktion selbst hatte er nicht genau mitbekommen. Aber er überließ das auch Mario.
"Mein eigenes Liebesleben halte ich dann aber doch lieber privat."
Wär ja auch noch schöner, wenn er das ausplaudern würde. Dagegen wäre alles andere ja nur eine müde Fußnote.

Robert nickte. Ganz begeistert und erfreut schien Draxler allerdings nicht von Götzes Aktion zu sein. Es hörte sich eher an, wie Gleichgültigkeit, was Robert einfach auf das scheinbar fehlende Gemeinschaftsgefühl in der Mannschaft schob. Vielleicht konnte er da später noch ein wenig mehr herauskriegen.
Dass Draxler sein eigenes Liebesleben zurück stellte, war nichts besonderes, nur wenn er daran dachte, wie bereitwillig der junge Schalker zuvor aus dem Nähkästchen geplaudert hatte, schien es ihm so, als wäre er da auf etwas Interessantes gestoßen. Er musste kurz überlegen, wie er aus dieser Situation die meisten Informationen ziehen konnte. Vielleicht konnte er ja erst einmal bei einer anderen Frage anfangen und dann langsam darauf aufbauen.
"Herr Draxler, wenn man von ihrer bisherigen Leistung mal absieht, war das ein großartiges Jahr für sie. Sie sind nicht nur bei der Weltmeisterschaft dabei, sondern haben mit ihrer Mannschaft auch den DFB-Pokal gewonnen. Wie und mit wem haben sie den Sieg gegen die Bayern gefeiert?"
Vielleicht wurde Draxler ja jetzt unvorsichtig.

"Ähm...", begann Jule bei der Frage doch wieder das Stottern. Er erinnerte sich sofort an die Bilder, die Höger ihm auf der Kamera gezeigt hatte. Er wusste, wie er den Sieg gefeiert hatte. Aber das konnte er hier ja niemals breittreten. Nur konnte er leider nicht verhindern, dass seine Ohren bei dem Gedanken daran etwas rot wurden.
"Also... Wir haben eben mit der Mannschaft gefeiert. Erst alle zusammen und dann irgendwann in... kleineren Gruppen. Man hat natürlich auch was getrunken, aber sonst sind wir doch anständig geblieben."
So mehr oder weniger eben. Eher weniger.
"Da gibt es bestimmt größere Eskapaden."

Robert betrachtete Draxler aufmerksam und als er sah, wie der junge Spieler zart rot anlief, setzte er sich unbewusst aufrechter hin. Nein, der Junge war wirklich nicht dumm, aber gegen den eigenen Körper konnte auch er nichts machen.
"Wer kristallisiert sich denn in der Mannschaft als ein Feierbiest nach draußen und wer gibt schnell auf und zieht sich zurück?" Mit Draxlers Antwort würde er sich nicht zufrieden geben, da konnte man noch so viel mer rausholen, das hatte Robert einfach im Gefühl. Er versuchte wieder auf das "Wer?" zurück zu kommen.
"Macht sich dann zum Ende hin der Altersunterschied bemerkbar? Dass Leute wie sie, Kolasinac und Meyer, der ja auch hier in Brasilien dabei ist, länger durchhalten, als die älteren Herren?"

"Also die älteren Semester machen teilweise wirklich früher Schluss und gehen dann auch mal früher ins Bett. Aber kann auch dran liegen, dass die meisten Kinder haben und dadurch vernünftiger geworden sind", erzählte Julian mit einem kleinen Schmunzeln. Verunsichert war er trotzdem noch, die Richtung behagte ihm nicht ganz.
"Aber kommt auch mehr auf den Charakter drauf an. Max ist zum Beispiel niemand, der jedes Wochenende ausgehen muss und dann die ganze Nacht durchmacht. Das ist dann mehr jemand wie Höger. Also Marco Höger. Der ist dann doch immer gerne vorne mit dabei."
War auch kein großes Geheimnis. Aber Marcos Namen sollte er da vielleicht besser nicht weiter erwähnen, bevor es in die ganz falsche Richtung ging.

Robert nickte, diese neue Art von Vernunft kannte er auch erst, seit seine Kinder auf der Welt waren. Da ging man gerne mal früher ins Bett und nutzte den ruhigen Schlaf auch aus. Aber das war gerade irrelevant.
"Wo sie gerade von Höger sprechen, es gibt Gerüchte, dass er hier in Brasilien ist, um seine Freunde zu unterstützen. Wie weit stimmt das und was ist ihre persönliche Meinung dazu?"
Es war schließlich weitgehend bekannt, dass Draxler und Höger sich gut verstanden. "Wird die Mannschaft durch die Anwesenheit Außenstehender gestärkt oder doch eher geschwächt?"

"Ja, Marco ist in Brasilien. Er hat ein Apartment in der Stadt, da kann ja auch niemand etwas dagegen sagen."
Dass Marco bisher mehr Unruhe gestiftet hatte als dass er half, ließ er lieber aus. Er konnte ja schlecht genau erklären, was Marco hier alles machte und mit so ziemlich jedem Spieler hier geschlafen hatte.
"Es sind ja auch genug Frauen hier. Also kann man gegen Marco ja auch nichts sagen."

Erfreut, dass er das Gerücht als erster bestätigen konnte, fummelte Robert an seinem Stift herum, mit dem er sich Draxlers Reaktionen notierte, damit er auch ja nichts verpasste, oder vergas, wenn er später den Artikel schrieb.
"Nur, dass es sich bei den Frauen vermutlich um Spielerfrauen handelt und Höger ja selbst Spieler und kein Spielermann ist", sagte er nachdenklich, eigentlich mehr zu sich selbst, was bei Draxler aber trotzdem wie eine fragende Aussage ankam. So, wie Draxler es nämlich gesagt hatte, hörte es sich so an, als würde Höger nicht nur irgendeinen Freund unterstützen.

(Komm mal zu Skype )


Julian überlegte sich gut, was er da sagen sollte. Bestimmt meinte der Reporter es auch nicht so. Ganz sicher war es nur dahergesagt. Niemand ging davon aus, dass Höger hier als Spielermann da war. War er ja auch nicht. Das mit Max war vorbei.
"Nein, natürlich nicht", meinte Julian, lächelte leicht. "Er will uns alle als Freund unterstützen."
Mehr wollte Julian nicht wirklich zu dem Thema sagen. Bevor das die falsche Wendung nahm, hielt er lieber die Klappe.

"Natürlich", lächelte Robert, fixierte den Schalker trotzdem aufmerksam, hoffte, dass dieser es nicht bemerkte.
"Ihre Mannschaft hat bei den Spielen auf einige Schwächen unter anderem in der Abwehr aufmerksam gemacht. Hängt das mit dem Ausfall ihres Kollegens Ilkay Gündogan zusammen? Er ist mittlerweile ja auch in der Nationalmannschaft zum Ballverteiler heran gewachsen. Eine der 'großen Säulen in der Mannschaft, wie Jürgen Klopp vor der WM gesagt hat." Zu dem Türken hatte er sich schließlich auch einige Notizen gemacht und hoffte, dass Draxler ein wenig wusste.

Julian war froh, dass das Thema abgehakt war und es jetzt um Ilkay ging. Da konnte er ja kaum was Falsches sagen und ging wieder entspannter an das Interview heran.
"Ich glaube, wir haben gute Spieler auf der Position. Nur im letzten Spiel hat das alles nicht so gekappt. Vielleicht wär das mit Ilkay anders gelaufen, lässt sich schwer sagen. Aber hoffentlich wird er bald wieder gesund. Er hat ja auch seinen Freund, der ihn pflegt."
Julian stockte. Das hatte er nicht wirklich gesagt, oder? Wie konnte ihm das denn passieren? Er war doch selbst schwul. Da musste er wissen, wie wichtig es war, dass man darauf achtete, was man sagte. Er konnte nur hoffen, dass der Reporter darüber hinweg sah und hörte. Ein Freund oder sein Freund... Hoffentlich wusste er nicht, was Julian tatsächlich gemeint hatte.

Robert hörte konzentriert zu, er hatte gelernt, dass schon Kleinigkeiten bei der Formulierung über andere Spieler wichtige Hinweise enthalten konnten.
Weshalb er auch bei den Worten "seinen Freund", stockte.
Er konnte sein Glück kaum fassen. Hatte er gerade wirklich gesagt, dass Draxler nicht dämlich war? Das nahm er sofort zurück, der hatte es gerade wirklich geschafft, seinen Kollegen zu outen, was vor ihm noch kein anderer Fußballer geschafft hatte. Dagegen war das ganze Gemecker über das Team gar nichts, diese Schlagzeile würde Fußball-Deutschland erschüttern.
Nur eine Information fehlte Robert noch.
"Das ist ja wirklich sehr lieb von ihm. Hat dieser Freund auch einen Namen?"
Alle Bemühungen, den Triumph zu verbergen, scheiterten jämmerlich, Robert musste vor Freude geradezu strahlen. Die mitfühlende Schiene konnte er wohl vergessen, aber wer würde es Robert in einer solchen Situation verdenken?

Der Reporter - wie hieß er doch gleich? - strahlte breit und Julian konnte die Hoffnung aufgeben, dass er die Bedeutung hinter den Worten nicht verstand.
Wie hatte ihm das auch nur passieren können? So sehr konnte - durfte - er nicht durch den Wind sein. Er hatte es gerade nicht einfach, aber das rechtfertigte in keinster Weise diese Aussage. Er hätte es im Griff haben müssen. Er musste Profi genug dafür sein. Außerdem waren Ilkay und Schmelle seine Freunde. Und jetzt hatte er sie verraten? Zumindest Illy? Sie würden ihn hassen. Jeder schwule - und nicht schwule - Spieler hier würde ihn hassen. Die Trainer würden ihn hassen. Alle. Er hasste sich doch auch selbst. Er hätte das niemals sagen dürfen. Er zerstörte damit Ilkays Karriere, sein Leben. Sein eigenes gleich dazu. Er würde immer derjenige sein, der Ilkay verraten hatte.
"Ein Freund", redete er sich raus, versuchte es zumindest. "Das war nur blöd formuliert. Ilkay ist natürlich nicht schwul. Sie müssen nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen."

Robert grinste ihn nur kurz möglichst charmant an.
"Es war doch überhaupt nicht die Rede davon, dass Herr Gündogan schwul sei. Wobei es natürlich extrem eindeutig ist, dass sie offensichtlich genau wissen, was sie da genau gesagt haben. Was natürlich zu der Überzeugung führen könnte, dass es sich doch um die Wahrheit handelt."
Draxlers Versuch war wirklich erbärmlich schlecht, aber Robert hätte schon gern noch eine überzeugendere Schlagzeile. Entweder den Namen des Freundes oder halt ein "Ja, er ist schwul". Die momentane Aussage war zwar relativ eindeutig, aber ein Beweis wäre natürlich das Optimum.
"Sie haben außerdem vergessen, mir meine Frage zu beantworten. Es handelt sich ja wohl offenbar um einen Kollegen, oder?"
So oder so würde diese Aussage morgen in jeglichen Zeitungen zu lesen sein, zusammen mit Draxlers restlichen Aussagen, aber es fehlte einfach noch das i-Tüpfelchen.

Mist, da hatte er nicht richtig mitgedacht. Für ihn war es so klar gewesen, dass der Reporter genau darauf hinauswollte. Aber er musste sich jetzt doch eingestehen, dass das nie klar gesagt worden war, ehe Julian es ausgesprochen hatte.
"Ich hab mir eben selbst gedacht, dass die Aussage blöd rüberkam. Aber das heißt nicht, dass Ilkay schwul ist."
Eine Schlagzeile ließ sich dennoch daraus basteln. Mit oder ohne Beweise.
"Und einen Namen sag ich lieber auch nicht, wenn sie daraus eine Schmutzschlagzeile machen. Das sind nichts als Gerüchte, die Sie da verbreiten."

cf: Schmelkays Zimmer (ILLY HAT ES WIRKLICH VERLASSEN :O)

Vergnügt und darüber entzückt, dass es ihm wieder so viel besser ging, betrat er die Lobby. Dort saßen Julian und der Medienmensch vom DFB, er vergaß den Namen seit er ihn das erste Mal gehört hatte. Er drehte sich nur zu ihnen, lächelte stolz, weil er ja wieder gesund war, und winkte. Er wollte nicht groß stören und ging sofort weiter Richtung Bar.

tbc: Bar