Hotelzimmer von Julian Draxler und Leon Goretzka

Benni lachte leise. Julian konnte richtig kuschelbedürftig sein, wie er gerade eindrucksvoll bewies.
Benni verwickelte ihn in einen intensiven und langsamen Kuss, schlang seine Arme fest um ihn.
"Mach ich doch gerne", stellte er fest und lächelte.
In diesem Moment war er sich ganz sicher, diesmal würden sie es schaffen. Sie hatten jetzt schon so viel überstanden und das alles würde sie am Ende nur noch fester zusammenschweißen.
Julians eventueller Wechsel trübte diese Zuversicht zwar, aber Benni zwang sich einfach nicht daran zu denken.
Stattdessen dachte er lieber an die schönen Dinge im Leben, zum Beispiel an dieses unvergleichliche Gefühl, das nur Sex mit Julian so hervorrief.

Jule lächelte, löste sich dann vorsichtig von Benni und ließ ihn aus sich gleiten. Zum Einen wurde diese Position langsam ungemütlich für ihn und zum Anderen war es mit Kondom eben etwas anderes. Es war immer noch ein schönes und gutes Gefühl. Aber ohne genoss er es doch noch viel mehr.
Den Körperkontakt aufgeben wollte er dennoch nicht. Er legte sich neben Benni, schmiegte sich an ihn. Gerade könnte er ewig so bleiben. War wohl sowieso das Beste so. Noch länger könnte er sich nicht mit seiner Erkältung herausreden und dem Training fernbleiben. Und er hatte so das dumpfe Gefühl, dass der DFB mit seiner Erklärung auf Facebook nicht einverstanden war, wie er trübsinnig dachte.

Julian löste sich von ihm und Benni entsorgte das Kondom, bevor er wieder einen Arm um Julian legte und ihn an sich zog.
Irgendwie genoss er die Stille gerade, das war genau das, was sie brauchten. Sie hatten über alles gesprochen, zwischen ihnen stand jetzt nichts mehr und Benni streichelte sanft über Julians Haare.
Dabei merkte er jetzt allerdings dann doch einen stechenden Schmerz in seiner Hand.
Vorher hatte er den Gedanken daran beiseite geschoben, hatte wichtigeres zu tun gehabt und dann hatten seine Gefühle ihn so überwältigt, dass er überhaupt nicht mehr dazu kam, irgendetwas zu fühlen. Jetzt allerdings spürte er deutlich den Schmerz und er sog scharf die Luft ein.

Julian genoss die Ruhe und Stille, bis Benni hörbar laut die Luft einzog.
"Was ist los?", fragte er, setzte sich auf und sah Benni fragend an. War er zu schwer für ihn gewesen? Eigentlich ja nicht, oder? War er ja bisher auch nie gewesen. Oder hatte er nur zu sehr auf Bennis kleinen Narben gelegen, die noch immer seinen Oberkörper zierten. Zärtlich streichelte er über die kleinen Schnitte, sah Benni an.
"Tut das weh?"

Benni schüttelte den Kopf.
Nein, das tat nicht weh, eigentlich spürte er davon nicht mehr allzu viel. Aber seine Hand tat doch ziemlich weh, wie er jetzt bemerkte, und die kleinen Brandblasen waren alles andere als angenehm. Sie fühlten sich ziemlich unangenehm an, heiß und Benni verspürte das dringende Bedürfnis, sie zu kühlen.
Langsam schob er Julian ein Stück von sich weg und stand dann auf.
"Ich bin gleich wieder da", meinte er lächelnd und küsste Julian liebevoll, bevor er aufstand und ins Bad ging.
Dort hielt er seine Hand erst einmal unter kaltes Wasser und atmete erleichtert auf. Das tat zumindest erst mal ziemlich gut.

Verwirrt sah Jule Benni nach, stand dann ebenfalls auf. Er wollte schon wissen, was da los war. Er schlüpfte in seine Shorts und sein T-Shirt - war immerhin zu kalt, um nackt herumzulaufen - und ging dann ebenfalls ins Bad.
Benni war übers Waschbecken gebeugt, hielt seine Hand unter den Wasserstrahl.
"Was hast du denn?", fragte Julian und griff nach Bennis Hand. Als er die Wunden darauf sah, schluckte er schwer. Das sah nicht gesund aus. "Woher hast du das?"

Benni seufzte. Genau das hatte er nicht gewollt. Julian hatte nicht sehen sollen, was er sah.
Darüber hätte er zwar vielleicht besser vorher nachgedacht, aber jetzt war es zu spät. Jetzt konnte er nur irgendwie hoffen, dass er es schaffte, ihm da eine glaubwürdige Ausrede aufzutischen.
Ihr versprechen, über alles zu reden, schien in diesem Moment deutlich in den Hintergrund gerückt, Benni wollte darüber nicht wirklich sprechen.
Er war nicht stolz darauf und deshalb wollte er das auch nicht breittreten.
"Verbrannt", meinte er nur knapp und sah Julian entschuldigend an. Sanft entzog er ihm seine Hand und hielt sie wieder unters Wasser.

Verbrannt? Woran denn bitte? Man verbrannte sich ja nicht einfach mal so nebenbei. Er hatte seine letzte Verbrennung mit etwa 13 gehabt, als er mit seinem Cousin gewettet hatte, wer seinen Finger länger über eine brennende Kerze halten konnte - er hatte gewonnen - aber das hatte nicht so schlimm ausgesehen wie das hier. Vor allem war das nur eine Wunde gewesen. Das hier waren ja mehrere kleinere Wunden.
"Wo verbrennt man sich bitteschön so?"

Benni brummte. Er wusste auch nicht so Recht, wie er das jetzt am besten erklären sollte. Seufzend sah er Julian an.
"Ist das wichtig?" fragte Benni defensiv.
Er wollte nicht darüber reden. Er wollte nicht einmal, dass Julian davon wusste. Eigentlich wollte er das einfach nur in Ruhe kühlen und damit wäre dann auch alles gut.
Gleichzeitig wusste er aber auch, dass er Julian nicht würde anlügen können. Er würde ihm die Wahrheit sagen, das wusste er. Er konnte nur hoffen, dass Julian sich ablenken lassen würde.

So wie Benni sich drückte, glaubte Julian, dass es etwas Schlimmeres sein musste. Sonst würde er es ihm doch einfach sagen.
"Weiß nicht... Musst du wissen, oder?"
Er konnte Benni ja schlecht zwingen, etwas zu sagen. Das gute Gefühl, dass er bis eben noch gehabt hatte, war aber weg. Wie sollte das mit ihnen denn jemals etwas werden, wenn Benni schon wieder unehrlich zu ihm war?
Auf jeden Fall wollte er Julian gerade nicht bei sich haben. Das merkte man eindeutig.
Jule drehte sich um, ging wortlos wieder aus dem Bad. Er holte sich seine weiteste Jogginghose und einen weiten Hoodie aus dem Koffer, zog es sich schnell über und setzte sich auf den Balkon. Es war kühl hier draußen und er hatte einen wunderbare Blick auf das Meer, das er trübsinnig überblickte.

Benni merkte schon, dass Julian von seiner abweisenden Haltung alles andere als begeistert war. Im Gegenteil sogar, er hatte das Gefühl, sie steuerten schon wieder geradewegs auf den nächsten Streit zu.
Seufzend griff er einfach nach einem Handtuch, das er in kaltem Wasser tränkte. er verließ das Bad, zog sich rasch seine Jeans wieder an und streifte sich das Hemd über. Das nasse Handtuch um die verbrannte Handfläche gewickelt trat er zu Julian auf den Balkon.
"Bitte, lass uns nicht schon wieder streiten."
Sie hatten such gerade erst versöhnt, da sollten sie jetzt nicht schon wieder streiten müssen.

Nur kurz sah Julian auf, als Benni neben ihn auf den Balkon kam, starrte dann wieder stur auf das Wasser. Was sollte er denn machen? Benni war schon wieder unehrlich zu ihm. Was sollte er dazu dann noch sagen oder tun?
"Ich will mich doch nicht streiten", murmelte er und raufte sich die Haare. "Deswegen werd ich dich auch nicht zwingen, mit mir zu reden. Nur wenn du schon wieder unehrlich zu mir bist und wir schon wieder Geheimnisse voreinander haben... Was machen wir dann überhaupt hier?"
War das alles dann nicht umsonst? Konnten sie sich all die Mühe und Anstrengung nicht gleich sparen?

Benni schluckte. Er selbst hatte gesagt, sie sollten offen zueinander sein und über alles reden. Aber das war eben nicht so leicht. Vor allem kannte er ja Julians leicht labilen Zustand und wenn er ihm die Wahrheit sagen würde, das ahnte er schon, würde er sich dafür die Schuld geben. Andererseits beschwor er nur Streit herauf, wenn er nichts sagte.
"Das ist für mich auch nicht leicht... ich konnte ja nur gerade so mit Jojo reden, und das war mir eigentlich schon zu viel."
Er setzte sich neben Julian und sah ihn ernst an.
"Ich möchte dich damit nicht belasten."

Julian sah weiter stur aufs Meer, dachte nach. Benni wollte ihn nicht belasten? Aber mit Jojo hatte er doch auch darüber reden können und es war ja nicht so, dass Jule nichts aushielt. Außerdem war es ja offenbar etwas Schlimmes, wenn Benni nicht darüber reden wollte und es Julian wohl belasten könnte.
"Mir geht es aber auch nicht besser, wenn es dir schlecht geht und du nicht mit mir drüber redest. Damit belastet du mich nämlich auch."
Er wollte ihm doch auch nur helfen. Sonst würde das mit ihnen doch niemals klappen.

Benni seufzte.
Er wusste auch nicht mehr wirklich, was er tun sollte.
"Jule, bitte... es ist schwer für mich, darüber zu reden."
Er fragte sich, ob er schon eine Ahnung hatte, warum ihm das so schwer fiel, oder ob Julian keine Ahnung hatte.
"Ich will nicht, dass du dir darüber zu viele Gedanken machst. Mir geht es gut, ehrlich."
Er lächelte und beugte sich zu ihm, drückte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Lippen.

"Wie gesagt, ich zwing dich nicht", seufzte Julian. Bennis Kuss nahm er nur hin, erwiderte ihn aber nicht. Er konnte nicht so tun, als sei alles in bester Ordnung. Denn das war es nicht und das wussten sie auch beide. Wenn Benni meinte, dass sie trotz Geheimnisse eine stabile Beziehung führen konnten, konnte er daran wohl nichts ändern.
"Dir geht es aber nicht gut. Jedenfalls nicht damit", meinte er und nickte in Richtung von Bennis Hand. So langsam hatte er ein wirklich ungutes Gefühl dabei. Wenn Benni so partout nicht darüber reden wollte... Hatte er sich das vielleicht selbst angetan?

"Bitte, akzeptier es einfach, dass ich da jetzt nicht drüber reden kann."
Allmählich hatte Benni selbst ein schlechtes Gewissen, er bekam das Gefühl, dass er hier gerade mehr kaputt mache, als dass er ihre Beziehung in irgendeiner Weise aufbaute.
Er seufzte und sah Julian ernst an.
"Ich will keine Geheimnisse vor dir haben."
Das stimmte. Das Problem war nur, dass er auch nicht so recht wusste, was jetzt das bessere war.

"Ich akzeptiere es, aber ich heiße es nicht gut." Musste er auch nicht. Immerhin verschwieg Benni ihm etwas und das belastete ihn ziemlich. Er wollte nur, dass sie eine ehrliche Beziehung führten. Aber das schien Benni ja nicht zu wollen. Julian akzeptierte, dass Benni nicht reden wollte. Aber insgeheim fragte er sich doch, wie viele Tage sie es dieses Mal miteinander aushalten würden bevor die nächste Trennung kam.
So viel auch zu dem Thema, dass Benni keine Geheimnisse vor ihm haben wollte.
"Ich bin duschen", murmelte er und stand auf, um ins Bad zu gehen.

Julian zog sich jetzt zurück und sofort streckte Benni die Hand aus und griff nach Julians Handgelenk.
"Bitte... es tut mir Leid."
Traurig sah er ihn an. Er wollte nicht, dass es zwischen ihnen schon wieder kriselte. Sie hatten sich doch gerade erst wieder vertragen!
"Reicht es dir, wenn ich es dir verspreche, dass ich es dir bald erzähle, wenn es mir wieder besser damit geht?"

Julian zuckte mit den schultern. Reichte ihm das? Er wollte und würde Benni nicht zwingen. aber er war nicht glücklich damit. Er wollte nicht schon wieder Geheimnisse haben. Wie sollte er Benni wieder vertrauen, wenn der ihm nicht vertraute?
Erstmal würde er duschen. Vielleicht bekam er dadurch einen klaren kopf.
Er ging ins Bad, schloss die Tür hinter sich ab, bevor er sich unter die dusche stellte und das Wasser andrehte.

Resigniert sah Benni ihm nach. Was sollte er denn machen, er könnte nicht einfach mit Julian reden, dafür schämte er sich zu sehr für das, was er getan hatte.
Ein paar Minuten blieb er noch auf dem Balkon sitzen, dann stand er auf und, im Ermangelung einer besseren Idee, folgte Julian ins Bad. Er hängte sein Handtuch auf, seufzte leise.
"Es waren die Zigaretten", gab er schließlich leise zu. Er fragte sich, ob Julian ihn überhaupt gehört hatte, vor allem über das Rauschen der Dusche hinweg.

Zu laut prasselte das Wasser auf seinen Körper. Von seiner Umgebung bekam er nichts mit, hörte nicht, wie Benni zu ihm kam und ihm etwas sagte.
Julian hing nur seinen trübsinnigen Gedanken nach. Er wollte doch nur eine normale Beziehung, in der sie ehrlich waren. Nur war das wohl schon zu viel verlangt.
Nach einer Weile kam er wieder aus der dusche. Erst als er das wasser abstellte und sich ein Handtuch um die hüften wickelte, bemerkte er seinen Freund.
"Seit wann bist du denn hier?", fragte er mangels einer besseren Idee, was er sagen sollte.

"Eine Weile", gab Benni zu.
Julian hatte ihn offenbar nicht gehört und so hatte ihn jetzt schon wieder der Mut verlassen.
Er sah Julian traurig an. "Bitte... die letzten Tage waren für mich die Hölle und ich wollte einfach nur weg. Hab zwischendrin ja sogar überlegt, meinen Vertrag aufzulösen."
Er schluckte. Sah nachdenklich auf die Verbrennungen auf seiner Handfläche.
"Das... war alles nicht so leicht für mich."

Julian sah Benni aufmerksam an, hörte zu. Vielleicht war er vorhin zu eigensinnig gewesen, um zu bemerken, wie schlecht es Benni damit wirklich ging. Aber so wie er jetzt traurig aussah und erklärte, wie er seinen Vertrag auflösen wollte, konnte selbst Jule nicht mehr umhin, über den Rand seiner Unsebsibilität hinauszusehen und zu merken, wie sehr das Benni belastete. Wenn er also jetzt nicht reden konnte, dann hatte das vielleicht nicht einmal etwas mit unehrlichkeit zu tun.
"Ist schon okay", meinte Jule deshalb und lächelte leicht, während er nach Bennis hand griff. Mittlerweile vermutete er wirklich, dass Benni sich das selbst angetan hatte. Irgendwann würde er es ihm sicherlich erklären.
"Denk bitte nur nicht mehr daran, deinen Vertrag aufzulösen."

Benni lächelte immer noch ein wenig unsicher. Aber immerhin schien Julian jetzt wenigstens ein bisschen Verständnis aufzubringen. Benni wusste ja um Julians Unsensibilität. Und er wusste auch, dass er manchmal das Taktgefühl eines Steins haben konnte. Aber immerhin hatte er es jetzt scheinbar wirklich akzeptiert, dass Benni jetzt nicht mit ihm darüber sprechen wollte.
"Irgendwann erklär ich dir alles, versprochen!"
Er schenkte ihm ein liebevolles lächeln und zog ihn zu sich, küsste ihn kurz und liebevoll. Er war froh, dass sie sich diesmal nicht gestritten hatten, sondern das auch so hatten klären können.
"Und ich bleib schon auf Schalke."