Der Pool

Überrascht schaute Holger den Dortmunder an: „Aber nicht auch noch ein Geheimnis dieser Art, oder?“ War man denn nirgends sicher?

"Äh..." Marco suchte fieberhaft nach einer Ausrede und biss sich auf die Lippe. "Hm... Doch. Wieso? Hast du etwas gegen Schwule und willst deshalb nicht mehr bei Thomas schlafen?" Er runzelte die Stirn, da er sich sowas eigentlich nicht vorstellen konnte.

Holger zuckte mit den Schultern: „Nicht direkt. Es ist mir eben nur etwas.... naja unangenehm. Deshalb wollte ich dich um etwas bitten.“

Marco zog eine Augenbraue nach oben und sah Holger fragend an. "Um was denn?"

Oh Gott, war ihm das unangenehm. Hoffentlich würde Marco nicht panisch aus dem Whirlpool flüchten.
Sich vergewissernd, dass sie allein waren drehte er seinen Kopf nach links und nach rechts, ehe er ein kleines Stück näher an den Dortmunder rutschte.
„Ich will dieses unangenehme Gefühl irgendwie überwinden und vielleicht würde ich die Sache einfach besser verstehen, wenn ...“
Es brachte nichts hier noch herum zu drucksen, Marco konnte nicht mehr als nein sagen... oder ihn für immer meiden.
„...wenn ich selbst schon einen Mann geküsst hätte. Und da kommst du ins Spiel...“

Marco schnappte nach Luft und musste sich zwingen, nicht sofort von Holger abzurücken. "Du willst... wir sollen? Aber... Ich bin nicht schwul. Und... also... du bist sicher nicht schwul? Und willst es nur ausprobieren?" Er kaute unsicher auf seiner Unterlippe herum und sah Holger zweifelnd an.

„Nein, ich bin natürlich nicht schwul!“, zischte er lauter als gewollt, weswegen er sich verstohlen umblickte. Nur gut, dass niemand in der Nähe war.
„Aber ich weiß mir nicht anders zu helfen, ich kann Thomas doch nicht ständig ausweichen! Und irgendwie muss ich meinen Ekel davor doch überwinden“, erklärte er nun deutlich fordernder als zuvor.

"Okay, schon gut. Ich kann dich ja verstehen. Irgendwie...", murmelte er und seufzte, nachdem auch er sich umgesehen hatte. "Okay, von mir aus. Versuchen wir's,"

Holger war erleichtert. Nun ja, so fern man es als „Erleichterung“ bezeichnen konnte. Irgendwie stieg seine Nervosität bereits an, obwohl es doch nur ein Probekuss werden sollte. Aber man küsste ja nicht jeden Tag einen guten Freund.
„Bereit“, flüsterte Holger und nickte. Es klang jedoch mehr danach, als ob er sich selbst zum Start animieren wollte.
Hektisch ließ er seinen Blick ein letztes Mal wandern, bevor er seinen ganzen Körper in Marcos Richtung drehte und ihn anstarrte. Es war nicht gerade förderlich, dass der Dortmunder ihn nur ebenso ängstlich ansah, wie er sich selbst fühlte.

"Bring es hinter dich, sonst sieht uns noch Jemand", murmelte Marco und schloss vorsorglich die Augen, um Holger nicht ins Gesicht sehen zu müssen. Er kam ihm so weit es sein Verstand zu ließ entgegen und zwang sich danach, nicht vor ihm zurückzuschrecken.

„Glaubst du mir macht das Spaß?“, flüsterte er noch etwas maulend, dann aber schloss auch Holger seine Augen und atmete noch einmal tief durch. Ganz zaghaft berührten seine Lippen die von Marco, sodass man kaum eine Berührung zwischen den beiden wahrnehmen konnte. Auch Marco schien noch so gut wie gar nichts bemerkt zu haben, da er noch vollkommen ruhig und abwartend da saß. Holger versuchte sich zusammen zu reißen, so schlimm war es doch auch nicht!
Er stützte seine Hand neben Marcos Körper ab und ärgerte sich etwas, dass der Dortmunder nicht etwas mehr Initiative ergreifen hätte können. Er war es doch, der kein Problem mit Schwulen hatte.
„Na was solls“, schoss es ihm durch den Kopf und presste seine Lippen nun viel intensiver auf Marco.
... so unangenehm war es ja gar nicht.

Marco zuckte leicht zusammen, als Holger den Druck verstärkte und wartete einige Sekunden, bevor er von ihm abrückte. Den Kuss erwidern wollte er nun nicht wirklich. "Äh...", machte er intelligent und kratzte sich am Hinterkopf. "Also, das war... anders... Aber ist nichts für mich. Ne, echt nicht."

Holger nickte zustimmend: „Für mich irgendwie auch nicht.“ Aber das Gute an der ganzen Sache war, dass er jetzt mit ein bisschen Glück nicht mehr so panisch und störrisch auf Thomas reagieren würde.
„Danke für deine Hilfe. Das bleibt unter uns, okay?“ Holger lächelte etwas verschmitzt und fuhr sich leicht verlegen durchs Haar.

"Kein Problem. Äh, natürlich! Ich bin der Letzte, der das weitererzählen würde, da kannst du dich drauf verlassen", erklärte er ihm und lehnte seufzend seinen Kopf zurück.

Auch Holger setzte sich wieder auf seinen Platz im Whirlpool zurück und war froh es hinter sich gebracht zu haben.
„Jetzt bist du aber dran“, verlangte Holger schmunzelnd, „Wer von den Spielern ist noch ans andere Ufer gewandert?“ Er versicherte natürlich, es nicht weiter zu erzählen, da konnte sich Marco sicher sein, schließlich genoss auch er sein Vertrauen.

"Äh, also genau genommen... sind es zwei und... Holger, ich sollte das nicht weitererzählen", stammelte er un schüttelte den Kopf. "Ich mein, ich vertrau dir ja schon und so, aber... Ach was soll's, aber lass dir bloß nichts anmerken, ich will vor Allem Jule helfen, weil er ziemlich Probleme hatte und es erst in sich hineingefressen hat." Er stockte und schlug sich mit der Hand auf die Stirn. "Na super. Also, JUle weißt du ja jetzt schon und anscheinend, also zumindest hat es vorhin den Anschein gemacht, auch Benni."

Julian und Benedikt also. Holger schien überrascht, dass es gerade zwei Kollegen traf, die er nicht ganz so zu seinen Favoriten zählte.
„Keine Sorge. Ich lass mir schon nichts anmerken“, versicherte der Verteidiger, der ohnehin mit seinen persönlichen Differenzen zu kämpfen hatte.
Julian kannte er nicht so gut, über ihn war es Holger auch nicht möglich zu urteilen. Aber auch sein Rivale Benedikt?
„Unglaublich“, murmelte er nachdenklich, wandte sich dann wieder an Marco.
„Und deshalb gibt es also die ganze Zeit Stress... und so wie ich das sehe, wird sich das nicht legen. Lukas, Rene, Ron und Miro haben schon Kriegsratsitzung abgehalten, was dabei rausgekommen ist, weiß ich nicht, aber da sie das Problem wegen dem gestritten wird, nicht erkennen, stehen die Chancen gleich null dass sie was erreichen. Ich meine, schwul sein kommt ja normalerweise nicht aus einer Laune heraus... oder?“

"Aber bitte, verrate wirklich Niemandem etwas. Auch Thomas nicht, ja? Ich glaube nicht, dass es eine Laune ist, ich glaube, die sind sich wirklich sicher... Ich meine, wenn sie so glücklich sind, dann kann ich damit leben. Alles ist besser, als Jule so traurig zu sehen."

„Nein, ich werd mich da sowieso nicht einmischen. Auch Thomas werde ich natürlich nichts verraten. Wir haben da ja genug eigene Problem.“ Holger verwies mit einem leichten Augenrollen auf die Probleme mit seinem besten Freund.
Er konnte Marco jedoch gut verstehen. Es war furchtbar andere Menschen, die man gern mochte so traurig und verletzt zu sehen.
„Ich seh es genauso wie du. Auch wenn es im ersten Moment etwas... naja merkwürdig ist.“

"Du wirst dich besimmt daran gewöhnen und... na ja, bitte versuch das mit Thomas hinzukriegen. Ihr seid schon so lange gut befreundet, er ist doch immer noch der gleiche Mensch. Er war einfach ehrlich zu dir, also solltest du ihm auch eine Chance geben. Er wird das bestimmt nicht irgendwie ausnutzen, oder sich an dich ranmachen, oder so..."

„Versuchen werde ich es auf jeden Fall.“ Holger klang zwar wenig überzeugt, doch immerhin war es ein Anfang zu verstehen, wie man sich in einen Mann verlieben konnte. Er hoffte nur, dass Thomas ihm nicht zu nahe kam, denn damit konnte er sicher noch nicht umgehen. Es brauchte einfach Zeit, bis er sich an die neuen Umstände gewöhnen würde.
Doch als Holger Marco immer wieder aus dem Augenwinkel beobachtete, stellte der Verteidiger resigniert fest, dass auch Marco keinesfalls glücklich wirkte.
„Dich nimmt das aber extrem mit, oder?“

Marco zuckte seufzend mit den Schultern und streckte sich etwas. "Ich weiß doch auch nicht. Das macht das Alles hier so verdammt kompliziert, verstehst du? Wenn jetzt hier auch noch Pärchen entstehen und dann ist dauernd Streit und so..."

Holger nickte. Er stimmte Marco voll und ganz zu, da er sich schon lange auf die Weltmeisterschaft freute, um sein Können unter Beweis zu stellen. Mit den anderen allen einen Titel zu holen, deshalb waren sie doch hier...
„So hatte ich mir die WM nicht vorgestellt.“

cf: Hotelzimmer von Thomas und Holger

Philipp suchte die Flure ab, die wie immer total leer waren. Dann schaute er kurz in die Bar. Auch niemand. Vielleicht draußen irgendwo? Er wollte erst zum Pool und dann im Park gucken. Als er nach draußen eilte, stockte er kurz. Oder sollte er Holger doch erst anrufen? Nein, erst Pool, Park, dann konnte er anrufen.
Als er rauskam, sah er schon von weitem, dass dort jemand im Whirlpool saß. Er konnte nur noch nicht erkennen, wer es denn war. Schnell kam er näher.
"Holger, Marco! Hi! Ihr lasst es auch aber gut gehen. Du, Holger, kannst du wohl mal bitte mitkommen?", fragte er direkt. Er hoffte, dass er zusagte! Zeitgleich überkam ihn die Sorge, dass es doch keine so gute Idee war, dass die beiden miteinander redete... aber es wurde Zeit!

"Hey, Philipp. Klar, muss ja auch mal sein", begrüßte er den Kapitän und lächelte leicht. Er sah Marco auffordern an, da er sich sicher war, dass auch Phil Bescheid wusste.