Die Lounge

Bastian zuckte mit den Schultern.
"Kurz gesagt... monika hat den Telefonanschluss gekündigt und Lukas kann seinen Sohn nicht erreichen. Er hat Angst ihnizu verlieren und schiebt seinen zwei Tagen oder so Depressionen. Icj hab schon einen Anwalt eingeschaltet, aber wir müssen warten bis der sich bei ihm meldet. Und bis dahin heißt es abwarten. Und ich bekomm Lukas aus diesem Loch einfach nicht raus..."
Er schwieg und fragte sich, ob Holger das verstehen würde. Zu not erklärte er es ihm einfach nochmal.

Holger sagte erst gar nichts dazu und wartete bis die ganzen Informationen langsam durchsickerten. Wenn er alles richtig verstanden hatte, klang das nach einem echten Problem. Dennoch war es nicht ausgeschlossen, dass es für den Telefonanschluss eine harmlose Erklärung gab. Die Frage, ob Monika sich gar nicht mehr gemeldet habe, sparte er sich. Sonst würde Lukas sich wohl nicht solche Gedanken machen und Basti augenscheinlich mit runterziehen.
„Mit sowas hätte ich jetzt echt nicht gerechnet“, murmelte er. Er dachte wirklich, es gab Probleme in der Beziehung von den beiden. Anderseits war es für Basti umso besser, dass das eben nicht der Fall war.
„Es ist gut, dass Philipp jetzt bei ihm ist. Er kann ihn wohl besser verstehen als wir und vielleicht auch helfen“, meinte Holger nachdenklich, da der Kapitän ja ähnliche Befürchtungen hegte.

"Ja.. vielleicht schon. Ich hab nur das Gefühl, dass uns das alles nur noch mehr runterzieht und es in unserer Beziehung keine wirkliche Harmonie mehr gibt."
Er seufzte und machte eine kurze Pause, in der er versuchte seine Gedanken zu sammeln. Er hatte wirklich alles mögliche für seinen Freund getan, doch der ließ sich einfach nicht aufheitern, egal wie sehr Basti sich doch anstrengte.
"Ich hab nur so Angst Holger.... ich will nicht, dass unsere Beziehung an dem ganzen Scheiß kaputt geht. Ich kann für nichts garantieren und was wenn Monika mit Louis abgehauen ist und die Beiden nicht aufzufinden sind? Solche Befürchtungen hat Lukas... ich hab sie ihm natürlich versucht auszureden... aber ich bin auch kein wundermensch und ich bekomm einfach das Gefühl, dass ich ihm nicht gut genug sein kann. Weil ich nicht weiß, wie es ist ein Kind zu haben oder sonst irendwas. Ach Holger... tut mir leid. Ich mach mir bestimmt zu viele unnötige Sorgen."
Er schwieg und schaute bedrückt zu Boden.

Dass Basti in Sorge um Lukas und vor allem um ihre Beziehung war, sah man dem Vize nur allzu deutlich an. „Eure Beziehung zerbricht doch deshalb nicht“, war sich der Innenverteidiger sicher, schüttelte leicht den Kopf und lächelte Basti aufmunternd an. „Das stärkt sie. Lukas braucht dich. Jetzt sowieso mehr denn je. Egal, ob es was bringt oder nicht, ich bin mir sicher, dass er zu schätzen weiß, was du für ihn tust.“ Daran durfte sogar bei Basti kein Zweifel bestehen. „Es ist ein Schock für ihn, da passiert es schon, dass man in ein tiefes Loch fällt, aber zeig ihm einfach nur, dass du für ihn da bist. Und wenn du nur schweigend im selben Raum bist.“
Als der Ältere zu Boden schaute, legte Holger eine Hand auf Bastis Knie, damit er hochschaute. Er kannte den Gedanken daran, jemandem nicht zu genügen, weil man nicht selber Vater war. Aber das brachte nichts sich darüber den Kopf zu zerbrechen, denn so schnell würde sich das nicht ändern lassen. Und bei Basti bestand nun mal die Möglichkeit gar nicht mehr.
„Du liebst Lukas, da ist es klar, dass du dir Sorgen machst, aber ich will nicht, dass du auch in ein Loch fällst, weil dich das alles so fertig macht.“ Bekräftigend schaute Holger den Vize an. „Red dir bloß nicht ein, dass du nicht gut genug für ihn bist. Das ist Quatsch.“

Basti zuckte mit den Schultern. Irgendwie hatte Holger ja recht. Er ließ sich da ganz schön in ein Loch reinziehen und wenn er ehrlich war wollte er darin sicherlich nicht landen.
"Ich hab das schon so versucht... trotzdem hab ich das Gefühl, es könnte nicht reichen."
Auch wenn es gemein war so an Lukas' Liebe zu zweifeln. Dass wiederum enttäuschte ihn von sich selbst. Er sollte an so etwas nicht zweifeln. Nicht nach den ganzen Jahren bester Freundschaft und die kurze Zeit, die sie hier in Brasilien nur noch fester zusammen geschweißt hat.
"Ich weiß. Es tut mir so leid.. ich sitz nur irgendwie in einer Sackgasse und fahr immer wieder in dieselbe Richtung. Weil ich nur daran denken kann, dass es vielleicht nicht klappt, obwohl ich selber derjenige bin, der Lukas mehr als gut zu redet."

Holger nickte verständnisvoll und löste seine etwas nach vorne gebeugte Position auf, um sich wieder gerade hinzusetzen.
„Dann helfe ich dir umzudrehen“, griff er die Metapher auf und lächelte leicht. „Lukas ist in einer schwierigen Lage, aber das heißt nicht, dass sich was an seinen Gefühlen zu dir ändert.“ Holger zögerte leicht, da er versuchte zu verstehen, was Bastian mit seiner Angst, dass es nicht klappen konnte, meinte. Die Beziehung oder Monika ausfindig zu machen? Konnte die das überhaupt einfach so? Das Recht stand auf Lukas' Seite, da er der Vater von Louis war und berechtigt war einen Kontakt mit ihm zu pflegen.
„Habt ihr euch schon versucht abzulenken? Es ist zwar gut, wenn ihr darüber redet und du Lukas auch weiter Mut machst, aber manchmal muss man einfach versuchen abzuschalten.“ Er überlegte einen Moment, womit er Philipp in so einem Fall ablenken würde. Obwohl das beim Kapitän noch viel schwieriger sein würde, da dieser sich sogar Gedanken machte, wenn es dazu nicht einmal einen Grund gab. Hoffentlich schaffte dieser wenigstens bei Lukas etwas zu bewirken. Es war ja nicht mitanzusehen, wie Basti unter der Situation litt.

Basti lachte kurz und nickte dankbar.
"Nein das glaube ich eigentlich auch nicht. Ich hab trotzdem Angst... und wenn der Anwalt nichts tun kann, weil sie Monika nicht ausfindig machen können.. was dann?"
Er seufzte und schaute kurz an die Decke um sich ein wenig zu sammeln und nicht gleich in Tränen auszubrechen. Das wollte er nämlich ziemlich ungerne vor einem seiner besten Freunde, auch wenn die eigentlich dafür da waren. Der Blonde war einfach nicht so der Typ, der bei jeder Kleinigkeit anfing zu weinen.
"Ja.. wir waren vorhin zusammen in der Stadt. Ich hatte uns bei Jogi abgemeldet und wollte mit ihm essen gehen.. aber er hatte kein Hunger und wollte partout nichts essen. Dann sind wir in Souvenirshops gewesen, um irgendwas zu suchen, aber Lukas schien es nicht ausfinfig machen zu können und dann hat er sich verzweifelt auf eine Parkbank gesetzt und wollte wieder her. Also sind wir wieder ins Hotel gegangen und dann hab ich dir die Nachricht geschrieben.. ich wusste einfach nicht mehr wo mir der Kopf steht und was ich noch machen soll."
Er lächelte Holger an.
"Aber drüber reden tut schon ganz gut."

Holger glaubte nicht daran, dass sie Monika nicht ausfindig machen konnten. Sie wollte Louis doch sicher auch ein normales Leben ermöglichen und das konnte sie mit Versteckspielchen niemals erreichen. Zögerlich schaute er Basti an, beobachtete wie dieser an die Decke schaute und seufzte leise. „Ich bin mir sicher, dass sie Monika finden werden. Und wenn nicht, dann...“ Dann würde das Leben vermutlich auch weitergehen, aber so hart wollte er das nicht formulieren. Basti ging es gerade eh schon nicht sonderlich gut.
„Lukas und du schafft dann auch das gemeinsam. Ihr müsst da zusammenhalten... aber mach dir darüber noch keine Gedanken, wenn es noch nicht gewiss ist. Auch wenns schwer ist, versuch positiv zu denken. Der Anwalt versteht was von seinem Fach und weiß was zu tun ist. Monika ist nicht die erste Frau, die mit Kind verschwindet und gefunden wird.“
Er zuckte leicht mit den Schultern. „Und vielleicht sieht sie ja selbst noch ein, dass es falsch ist Lukas seinen Sohn wegzunehmen. Frauen besinnen sich manchmal erst später.“
So ein Verhalten kannte man von dem sonst so humorvollen Nationalspieler wirklich nicht und erschreckte Holger sogar etwas, wenn er sich vorstellte, wie er betrübt auf einer Bank saß und Basti keine Chance ließ ihn aufzumuntern.
Er erwiderte das Lächeln, das Basti ihm schenkte. Allerdings fand er es ärgerlich, dass ihm im Moment nichts passendes einfiel, um den beiden zu helfen. Eigentlich hätte er ja gerne vorgeschlagen, dass Basti es einfach abends nochmal versuchen sollte ihn zum Essen einzuladen, so hätte er es vermutlich mit seinem Nimmersatt getan, aber so ganz richtig erschien Holger das für die beiden nicht.
„Gibts hier in der Nähe denn irgendwie einen Verkehrsübungsplatz oder so, an den du mit ihm hin könntest? Wir durften doch mal so neue Mercedes testen, das hat allen, Lukas und dich eingeschlossen, Spaß gemacht und erinnert ihn nicht unbedingt an Monika und Louis.“ Es war ja auch wichtig, dass sie etwas unternahmen was beiden Spaß machte. Basti brauchte sich ja nicht aufzuopfern.

Ja Holger hatte recht. Lukas und er schafften das auch gemeinsam. Schließlich waren sie schon immer unzertrennlich gewesen, warum sollte sich daran jetzt etwas ändern. Positiv denken fiel ihm zwar ziemlich schwer, aber das half ihnen auch nicht weiter.
"Bestimmt...", murmelte er und dachte darüber nach mit seinem Freund so etwas zu unternehmen. Lukas war definitiv der Typ für Spaß und Action, auch wenn Basti bezweifelte, dass die Begeisterung von Lukas nicht allzu hoch war, könnte es einen Versuch wert sein.
"Was würde ich nur ohne dich tun?, lachte er und nickte. "Die Idee ist gar nicht so übel."

Holger winkte lediglich ab. Es war nur ein einfacher Vorschlag ohne Garantie auf Erfolg. Außerdem wusste er auch nicht, ob es sowas in der Nähe überhaupt gab. „Wir können das ja gleich mal an der Hotelrezeption in Erfahrung bringen, ob die sowas in der Stadt haben.“ Kurz schwiegen die beiden. „Es ist echt wichtig, dass ihr etwas unternehmt, was euch beiden Spaß macht... du musst ja im Moment ganz schön zurückstecken.“ Mitleidvoll schaute er Basti an. Holger wusste ja, dass Lukas sich das mit Monika sicher auch nicht aussuchte, aber es war einfach alles andere als schön seinen Freunden dabei zuzusehen, wie sie sich anstrengen mussten ihre Sorgen zu verbergen.
Holger fragte sich inzwischen, ob man Bastis und seine Situation vergleichen konnte. Irgendwie gab es ein paar Aspekte, die sich ähnelten. Aber es gab eines, worin sie sich komplett unterschieden. Lukas und Basti würden nach der Weltmeisterschaft eine gemeinsame Zukunft haben, da war sich Holger sicher, während er und Philipp beziehungsmäßig getrennte Wege gehen mussten. Es sollte ihn nicht traurig stimmen, da er ja auch kein Single mehr war, aber trotzdem war die Vorstellung nicht unbedingt schön.  
„Ein Abend zu viert mit zocken wäre auch nicht verkehrt, oder?“, fiel ihm ein und schmunzelte, „Dann könnten wir diesen Vätern mal zeigen, wie man richtig zockt.“

Basti nickte. Vielleicht hat die an der Rezeption wirklich eine Idee, wo man hier sowas finden könnte. Obwohl der zweite Vorschlag von Holger etwas weniger zwanghaft und ebenfalls spaßig klang.
"Das hört sich richtig gut an.", lächelte Basti und musste über den Kommentar über die Väter lachen. Hörte sich fast so an, als wäre Lukas und Philipp alt. Dabei waren sie gar nicht so weit auseinander.
"Ein wenig Fifa und ein bisschen GTA fänd ich cool."
Kurz schwieg er.
"Wie geht es dir denn? Tut mir leid, dass ich mich immer nur melde, wenn ich selbst Probleme hab."

Holger freute sich Basti etwas zum Lächeln gebracht zu haben und er schien über den Vorschlag auch wirklich begeistert zu sein. Zumindest interpretierte er das so. GTA musste er zwar nicht haben, aber direkt dagegen hatte er auch nichts einzuwenden. Es ging ja vorrangig um Ablenkung, was auch Philipp gut tun würde.
„Wenigstens meldest du dich und ziehst dich nicht zurück, wenn du Probleme hast“, meinte Holger und schaute Basti ehrlich lächelnd an. „Ich weiß ja selbst wie es ist, wenn man irgendwie kaum Zeit findet. Man will ja soviel Zeit wie möglich mit seiner besseren Hälfte verbringen.“ Erst im Nachhinein wurde sich Holger der Merkwürdigkeit dieses Satzes bewusst. Damit meinte er ganz klar Philipp, aber er müsste eigentlich Sarah meinen.
„Mir geht’s gut“, antwortete er auf die Frage und warf einen prüfenden Blick auf die Uhr, ehe er abwartend zum Vize blickte. Wollte er noch weiter quatschen? Holger war es eigentlich egal, es passte beides.

Er nickte. Auch wenn er Holger öfter mit Philipp als mit Sarah sah. Aber das passierte hier einfach. Man fand meist nicht die Zeit, die man sich wünschte.
Dass es Holger gut ging, freute Basti aber doch. Immerhin etwas, denn wirklich viel mehr schlechte Laune konnte er dann doch nicht mehr ertragen.
"Ich hoffe Philipp hat Lukas wieder glücklich bekommen."

„Bestimmt“, war Holger sich sicher, „Er ist zwar wahnsinnig klein, aber er kann trotzdem einiges bewirken.“ Fast rutschte ihm schon ein Kommentar zum Freundzwerg raus, konnte dies aber rechtzeitig verhindern und beließ es bei einem leichten Schmunzeln.
„Du wirst schon sehen. Wenn wir gleich wieder raufgehen, wird sich was verändert haben.“ Holger hoffte es einfach mal, sonst würde man Basti wohl auch nicht so schnell wieder glücklich bekommen. Das konnte ja schlecht die ganze Weltmeisterschaft so weitergehen.

"Ich denke auch..", lächelte er dann zustimmend.
"Dann lass uns rausgehen."
War vielleicht besser, nicht dass die Beiden sich noch wunderten wo sie blieben oder Philipp an Lukas' Laune verzweifelte. Dann konnten sie den Beiden ja auch den Zockerabend vorschlagen.

tbc Schweinskizimmer

cf: Hafen

Den ganzen Weg hierher hatte er schon so ein komisches Gefühl gehabt. Doch als er dann in der Lobby ankam, war ihm endgültig schlecht. Alles drehte sich und er sah plötzlich Farben, die eigentlich gar nicht da waren. Er schleppte sich in die Lounge und ließ sich in einem der Sessel nieder. Für einen Moment lehnte er seinen Kopf lächelnd gegen die Wand hinter sich. Es ging ihm gut. Er hatte keine Sorgen und so richtig wusste er nicht einmal, wo er hier überhaupt war.

cf: da, wo er vorher war

Er war gerade auf dem Rückweg in sein Zimmer, als ihm Hansi auffiel, der in die Lounge ging. Oder eigentlich ging er nicht, er taumelte. Sofort war er in Aufruhr. Da stimmte etwas nicht. Eilig ging er ihm hinterher und blieb leicht entsetzt in der Tür stehen, als er sah, wie Hansi dort in einem Sessel saß und vor sich hin lächelte. Aber irgendetwas an dieser Sache war merkwürdig. Langsam ging er näher. "Hansi? Ist alles in Ordnung?"

Seine Gedankengänge wurde unterbrochen, als ihn plötzlich jemand ansprach. „Hansi? Ist alles in Ordnung?“ Er wandte seinen Kopf in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Oliver. Er stand auf, ging auf seinen Freund zu und umarmte ihn einfach. „Oliver“, lächelte er übertrieben. „Wir haben uns so lange nicht mehr gesehen.“ In seinem Kopf drehte sich ein einziges Karussell. „Was machst du hier eigentlich?“, fragte er dann und lehnte sich zurück. Es war ja nicht normal, dass sie plötzlich beide an einem fremden Ort waren. „Und warum trägst du gelbe Schuhe?“ Verwirrt sah er auf die Stelle, wo sich Ollis Schuhe befanden. Das hier war mehr als merkwürdig. Er musste herausfinden, warum er diese gelben Schuhe trug. Ohne diese Erkenntnis würde er sicher in den nächsten Pool springen. Es war hier eh schon wieder viel zu warm.

Er gab einen überraschten Laut von sich, als Hansi ihn plötzlich in seine Arme zog. Das war zu nah. Viel zu nah. Und er hatte keine Zeit gehabt, sich auf diese Umarmung einzustellen. „Oliver. Wir haben uns so lange nicht mehr gesehen.“ Er runzelte die Stirn. „Hansi, was hast du getan?“ Er war doch nicht normal. „Was machst du hier eigentlich?“ Er verdrehte die Augen. „Ich wundere mich, wo der Co-Trainer abgeblieben ist und was für Spielchen du hier mit mir spielen willst?“ So langsam wurde er wütend. „Und warum trägst du gelbe Schuhe?“ Er trat einen Schritt zurück. „Gelbe...was?“ Ehe er weiter darüber nachdenken konnte, taumelte Hansi und er konnte ihn gerade noch auffangen und zurück in den Sessel verfrachten. „Du bist betrunken“, stellte er mit ernster Miene fest. Anders ließ sich das hier ja nicht mehr erklären. Er beugte sich näher und blendete seine Gefühle vollkommen aus. Das musste jetzt Nebensache sein. „Warum hast du das getan?“, fragte er mit lauter Stimme und zwang Hansi, ihn anzusehen, indem er seine Hände an sein Gesicht legte.

„Hansi, was hast du getan?“ Er sah ihn weiterhin unschuldig an. Niemals hatte er irgendwas getan. Nicht er. „Ich wundere mich, wo der Co-Trainer abgeblieben ist und was für Spielchen du hier mit mir spielen willst? Gelbe...was?“ Olli verstand sein Problem nicht. Gelbe Schuhe waren wichtig. Warum konnte er das nicht akzeptieren? Dann schubste Oliver ihn auch noch in den Sessel. „Du bist betrunken.“ Er streckte ihm die Zunge raus. „Und du bist ein Idiot.“ Er verschränkte beleidigt die Arme und sah zur Seite. „Warum hast du das getan?“ Er zuckte zusammen. Warum brüllte Oliver ihn denn so an? Er hatte doch gar nichts gemacht. „Du bist so gemein“, schmollte er und doch wurde seine Aufmerksamkeit durch etwas anderes abgelenkt. Warum war er ihm so nah? Wollte er ihm etwas sagen? Bestimmt wollte er, dass er ihn küsste. Warum auch nicht? Er überbrückte den letzten Abstand zwischen ihnen und legte seine Lippen verlangend auf seine.

„Du bist so gemein.“ Er verdrehte die Augen. Wieso hatte er das Gefühl, hier gerade mit einem gerade mal fünf Jahre alten Kind zu reden. Aber ihm wurde bewusst, dass das hier so nicht weitergehen konnte. Seufzend wollte er sich aufrichten und Hansi in sein Zimmer bringen. Vielleicht wäre er wieder bei klarem Verstand, wenn er seinen Rausch ausschlief. Doch Hansi ließ ihn nicht. Überfordert riss er die Augen auf, als er sich zu ihm beugte und ihn küsste. Er keuchte überrascht. Das konnte er nicht tun. Hansi hatte doch keine Ahnung, was er hier mit ihm anstellte. Wie lange hatte er sich das gewünscht und doch wollte er das nicht so. Hansi war nicht bei Sinnen. Trotzdem gewann sein Körper die Überhand und er erwiderte den Kuss genauso drängend. Seine Hände wanderten von seinen Wangen zu seinem Nacken und zogen ihn enger zu sich. Erst als ihm die Luft ausging, zog er sich schwer atmend zurück. Was hatte er getan?

Als Oliver den Kuss erwiderte, lächelte er zufrieden. Er wusste also doch ganz genau, was er gewollt hatte. Oliver zog ihn sogar noch näher zu sich und in seinem Zustand empfand er das auch noch als schön. Doch irgendwann löste er sich aus dem Kuss. Na gut. Wenn er das nicht wollte. „Ich geh dann mal“, grinste er und machte sich auf den Weg. Wohin auch immer er gelangen würde. Warum war der Teppich im Flur nochmal rosa? Er schüttelte den Kopf. Also das fand er ja gar nicht schön.

„Ich geh dann mal.“ Dieses Grinsen ließ ihn den Kopf schütteln. Und doch gab es in seinem Körper nur noch das schlechte Gewissen. Er war verheiratet und Hansi war verheiratet. Und er hatte doch selbst festgestellt, dass Hansi nicht er selbst war. Trotzdem hatte er sich zu diesem Kuss hinreißen lassen. Doch als er sah, wie der Trainer regelrecht aus der Lounge stolperte, richtete er sich seufzend auf und eilte ihm hinterher. So würde Hansi überall landen, aber bestimmt nicht in seinem Zimmer, wo er gerade hingehörte.

Tbc: Olivers Zimmer

cf Umkleide

Mit dem total verbluteten Trikot an die immer noch blutenden Nase gedrückt, setzte er sich in eine Ecke auf einen Sesel, damit ihm ja keiner sah. Hoffentlich kam Emilia schnell.. er biss sich auf die Lippen und bemühte sich nicht wieder an zu fangen zu heulen, aber es gelang ihm nicht. Eine Kleine Träne schlich sich seine Wange herunter.

cf: Zimmer Emilia

Als Emilia in der Lounge ankam, musste sie Manuel erstmal suchen. Er hatte sich in eine Ecke verzogen und sah schlimm aus. Emilia erschrak ziemlich. Schnell lief sie auf Manuel zu. "Oh mein Gott Manu.", sagte sie und setzte sich neben ihn. Das Trikot, das er in der Hand hielt war voller Blut und eine Träne lief ihm über die Wange. Sie nahm ihn einfach in den Arm und drückte ihn an sich. Dass sie sich selbst dabei auch mit Blut verschmierte, war ihr egal.