Die Bar

"Also hat er mal wieder Stress mit ihr. Na, super!", fuhr sich Lukas seufzend durch die Haare.
Allerdings verstand er dann nicht, warum Basti es ihm nicht gesagt hatte. Ist ja nicht so, als würde sein bester Freund sonst nicht über seine Probleme mit ihr sprechen. Na ja, er würde Basti einfach mit dem konfrontieren, was er jetzt wusste.

Holger seufzte. „Das ist längst nicht alles, Lukas. Wenn sich meine Befürchtung bestätigt, kann ich meine Sachen packen. Hier in der Nationalmannschaft und beim FC Bayern.“

Irritiert horchte Lukas auf. Was kam denn jetzt noch?
"Was hast du ausgefressen?", fragte er deshalb mit sanften Tonfall nach.

Konnte er Lukas vertrauen? Lukas Podolski – Bastians besseren Hälfte? Dem Duo, das auf der ganzen Welt berühmt geworden war?
Es kam Holger vor wie etliche Stunde, ja schon fast Tage, wo er hier in der Bar neben Lukas hockte und er auf eine Antwort wartete.
Da es Bastian wahrscheinlich schon ahnte, würde es Lukas sowieso bald erfahren, also wieso nicht gleich hier die Karten auf den Tisch legen. Jetzt wo Philipp noch abwesend war.
„Ich habe mich in Bastis Freundin verliebt. Und ich fürchte, er ahnt es.“

Autsch! Das traf Lukas gerade wie ein Schlag ins Gesicht.
Aber das erklärte natürlich einiges.

"Und dann erfährt Basti auch noch von dir, dass Sarah morgen kommt. Das muss für ihn ja verdächtig klingen.", kombinierte der Stürmer.
Das war ja eine schöne Scheiße, in der Holder da steckte.

Holger lachte höhnisch auf, während sein Blick starr auf dem Tisch gerichtet war.
„Ich wüsste nicht, wie ich an seiner Stelle ausgetickt wäre.“ Der Verteidiger strich sich durchs Haar.
„Ich würde mich wahrscheinlich fragen, ob ihm die Freundschaft überhaupt nichts bedeutet. Immerhin war Bastian immer für mich da, ohne ihn hätte ich mich viel schwerer eingelebt. Und was mache ich? Ich verknalle mich in seine Freundin.“
Holger blickte auf und sah Lukas direkt an: „Ich wollte das wirklich nicht! Das habe ich mir wirklich nicht ausgesucht...“

"Das glaube ich dir ja."
Das tat Lukas wirklich. Wer konnte sich schon aussuchen, in wen er sich verliebte?
Kein Wunder, dass Holger so verzweifelt war.
"Und wenn du mal mit ihm sprichst? Ich mein, du willst ihm Sarah doch nicht ausspannen, oder?"

Und genau das war der springende Punkt, der Holger so verzweifelt werden ließ. Einerseits konnte er es Bastian niemals antun ihm SEINE Sarah wegzunehmen, anderseits wäre er gerne glücklich mit diesem hübschen und vorallem sympathischen Model.
Holger zuckte mit den Schultern: „Das würde nichts bringen. Du hast doch gesehen wie er fast ausgerastet ist, nur weil ich ihm erzählt habe, dass sie kommt.“
"Außerdem sieht Sarah in mir nicht mehr als einen Freund", fügte er schnell hinzu. Allerdings schmerzten seine eigenen Wörter, die wohl der Wahrheit entsprachen. Für Sarah würde er wohl immer der kleine Holger bleiben, der noch auf der Suche nach der Richtigen war.

"Okay, pass auf. Ich werde Basti mal ein bisschen aushorchen. Vielleicht ahnt er ja auch gar nichts, sondern war einfach nur enttäuscht, dass er von dir erfahren hat, dass sie kommt, und nicht von ihr."
Irgendwie manövrierte sich Lukas gerade in eine ziemliche Zwickmühle. Basti war sein bester Freund, aber er konnte Holger, der ihm sein Geheimnis anvertraut hatte, ja auch nicht in den Rücken fallen.

„Danke!“ Holger lächelte und war dankbar, dass Lukas ihm nun irgendwie helfen würde. Und vielleicht behielt er ja tatsächlich Recht und Bastian wusste noch nichts, auch wenn es etwas abwegiger erschien.
„Ich kann Basti schon verstehen, dass er fast ausgetickt wäre. Ich meine, was würdest du denken, wenn er sich in deine Frau Monika verliebt hätte?“, stellte Holger die Frage.

Ähm, ja. Gute Frage.
Wahrscheinlich würde Lukas ihn vor ihr warnen.
"Da will ich lieber nicht dran denken.", tat Lukas Holgers Frage mit einer Handbewegung ab.
Und zum Glück rettete ihn Philipp auch gerade aus dieser Situation, denn er kehrte endlich von der Toilette zurück. Wusste Gott, was er da solange gemacht hatte.

Es war wohl das beste, dass Philipp wieder zu den beiden stieß, um dieses unangenehme Gespräch zu beenden. Allerdings vertraute er Lukas. Er war erfahren genug um nicht gleich zu Basti zu laufen und ihm alles genau zu berichten, nur um Unfrieden zu stiften. Denn hier wünschten sich so viele endlich Ruhe. Anstatt sich auf die kommenden Spiele vorzubereiten, konzentrierte sich jeder auf seine eigene kleine Krise. Wenn es so blieb, würden sie von Glück reden können, wenn sie nicht gleich in der Vorrunde ausschieden.

"Da bist du ja endlich.", meinte Lukas erleichtert zu ihrem Kapitän.
"Ich glaub, wir können dann auch gleich aufbrechen."
Philipp kam schon gar nicht mehr dazu, sich nochmal zu setzen, da war Poldi schon aufgesprungen.
"Sicher, dass du nicht mitkommen willst?", klopfte er Holger auf die Schulter.

Wieder verneinte Holger.
„Ich werd jetzt dann auf's Zimmer gehen und mich umziehen. Vielleicht stoß ich dann danach noch zu euch.“
Schließlich war es wichtig Ruhe in die Nationalmannschaft zu bringen, da konnte er also ruhig mithelfen.

"Okay, ansonsten sehen wir uns beim Essen.", zwinkerte Lukas.
"Und die andere Sache wird schon wieder."

tbc: Phil und Poldi ---> Renés Zimmer

Als Philipp und Lukas außer Sichtweite waren, sah sich Holger noch ein letztes Mal um, ehe er sich auch dazu entschloss sich von der Bar zu entfernen. Hoffentlich war Thomas noch nicht im Zimmer und er konnte sich unbemerkt umziehen und dann dem Kriegsrat beiwohnen.

tbc: Zimmer von Thomas und Holger

cf: Zimmer von Thomas und Holger

In der Bar angekommen ließ sich Holger sofort auf seinem alten Sitzplatz nieder. Seine Tasche ließ er direkt neben sich fallen, als er mit leuchtenden Augen die Salzstangen vor sich auf dem Tisch entdeckte. Wie es nunmal der Zufall so wollte, hatte er die beiden Äpfel natürlich im Zimmer liegen gelassen und nochmal rauf gehen wollte er jetzt auch nicht.
Der Verteidiger bestellte eine Limo und begann sich dem Knabberzeug zu widmen, während er auf eine Nachricht von Philipp wartete.

cf: Zimmer von Jogi Löw

Philipp war froh, als er Holger dort sitzen sah. "Hey Holger", er setzte sich zu ihm. "Ich werde mit dir für ein paar Tage das Zimmer tauschen. Aber ihr sollt das klären... das sagt Jogi. Er weiß aber nicht, was das Problem ist, nur, dass es eins gibt."
Er stützte sofort die Arme auf seine Knie und seinen Kopf in seine Hände. "Ist also alles okay", er versuchte Holger anzulächeln.

„Zum Glück“, atmete Holger erleichtert aus. Er war schon die ganze Zeit über angespannt, wie das Gespräch mit Jogi wohl ausgegangen war. Allerdings verliehen ihm die Worte „ein paar Tage“ etwas Unbehagen, aber das ignorierte er vorerst und stellte seine erstrangige Frage zurück. Er wollte Philipp nicht noch mehr Probleme und Ärger bereiten, da der Kapitän unglaublich ausgelaugt und erschöpft wirkte.
„Es ist besser so, dass nur du weißt, was wirklich Sache ist... naja und Marco. Jogi hätte sicher merkwürdig darauf reagiert.“ Dabei ahnte der Verteidiger ja noch gar nicht, dass sich Thomas beim Abendessen wie ein kleines Naivchen geoutet hatte.

"Das stimmt nicht. Thomas hat... ähm... er hat sich beim Abendessen irgendwie verplappert. Ich weiß nicht, wer alles was weiß. Auf jeden Fall Benni und Jule." Philipp wühlte in seiner Hosentasche. "Hier, der Schlüssel. Lass uns gehen, ja? Ich will meine Tasche noch packen und muss Thomas noch finden."
Er stemmte sich aus dem Sessel hoch und sah Holger auffordernd an.

Wie bitte?! Er hatte sich geoutet und einige, darunter Benni und Jule, wussten nun Bescheid?
Holger presste seine Lippen fest zusammen und musste sich stark zurückhalten Thomas nicht mit Vorwürfen zu überhäufen. Wusste der eigentlich, was er ihm damit aufbürderte?
Holger würde doch zum Gespött der ganzen Mannschaft werden... und als schwulenfeindlich abgestempelt werden!
„Reiß dich zusammen... flipp jetzt nicht aus“, redete er sich flüsternd ein, atmete noch einmal tief ein und aus, ehe auch er seine Tasche neben sich packte und sich erhob.
„Und du kommst wirklich klar, Phil?“, hakte der Verteidiger dennoch besorgt um das Wohlergehen seines guten Freundes nach, „Thomas ist ja im Moment... anstrengend.“

Holger flüsterte irgendwas, aber Philipp verstand es nicht genau. Das Gesicht des anderen sprach aber Bände... er schien nicht besonders erfreut darüber zu sein, was er ihm gerade erzählt hatte. Aber süß, dass er dennoch nach ihm fragte.
"Keine Sorge, ich komme damit klar. Aber du darfst dir jetzt erst mal keinen Kopf machen deswegen. Handle nicht überstürzt. Schlaf eine Nacht drüber. Ich werde auch mal mit Thomas reden, damit ihr das irgendwann in Ruhe klären könnt. Aber lass uns jetzt erst mal auf mein oder dein oder Jules Zimmer gehen", er grinste schief und versuchte etwas zu spaßen.
Philipp fühlte sich wackelig auf den beiden, ging aber strickt in die Richtung seines ehemaligen Zimmers.

tbc: Zimmer von Jule und Philipp (bzw. Holger)

cf: Hotelzimmer Lisa Wesseler

Sie hatte Benni nicht gefunden, aber auch sonst war ihr keiner der Spieler über den Weg gelaufen.
Was am Morgen noch angenehm war, hatte sie mittlerweile als seltsam empfunden. Erst als der Hotelier, den sie gefragt hatte, auf die Uhr gezeigt und von fußballerischen Tätigkeiten gefaselt hatte, war ihr aufgefallen, dass die Jungs gerade beim Training sein mussten.
Also hatte sie sich tatsächlich das Hotel angeschaut, bis sie letztendlich in der Bar gelandet war.
Lisa schmunzelte leicht. Sie trank nicht allzu häufig Alkohol, aber eigentlich war es klar gewesen, dass sie früher oder später die Bar aussuchte. Nun war es also früher gewesen. Lisa mochte das Ambiente, was es in Hotelbars gab sehr. Die Stimmung konnte sich vom einen zum anderen Moment schlagartig ändern. Meistens war alles sehr relaxed, was nicht nur an der bewusst entspannenden Einrichtung lag, sondern auch an den zeitlosen Gästen, aber dann, wenn Gäste abreisten, wurde hier und da mal ein kleiner Abschiedsdrink gekippt, bis man plötzlich merkte, dass man sich viel zu viel Zeit gelassen hatte und schnell los musste. Dann wurde es hektisch.
Da Lisa aber gerade die einzige war, die es sich in der Bar bequem gemacht hatte, konnte sie sich zurück lehnen und entspannen. Ein Kellner kam vorbei und wollte die Bestellung aufnehmen. Keine Minute später stand schon ihr "Sex on the beach" vor ihr und wartete darauf, getrunken zu werden. Ja, so konnte es sich leben lassen.

Mit der Zeit hatte sie ihren Drink ausgetrunken und die Langeweile war eingekehrt. Wieso mussten die Jungs auch unbedingt trainieren? Sie wollte doch endlich ihren besten Freund Benni wieder treffen. Selbst nach dieser kurzen Zeit vermisste sie ihn schon und das machte ihr Sorgen.
Sie und Benni hatten sich getrennt und doch hing die Blondine noch an ihm. Dabei sah sie doch ein, dass sie ihn verloren hatte, schon so viel länger, als Benni es selbst bemerkt hatte. Wieso ging er denn trotzdem nicht aus ihren Kopf, wieso konnte sie es nicht einfach dabei belassen, dass es zwischen ihnen keinen Sinn machte. Natürlich machte es die Tatsache nicht einfacher, dass sie auch weiterhin zusammen wohnten, aber es war einfach der beste Weg gewesen. Sie spielte weiterhin für Benni in der Öffentlichkeit die Freundin und zudem musste sie ihn nicht missen.
"Verdammt!", fluchte Lisa und schlug sich gegen den Kopf. Sie musste schnellst möglich einen neuen Mann kennen lernen. Vielleicht sollte sie Leon mal anrufen... aber nein, der wollte sicher nichts von ihr wissen, so wie sie sich im Flugzeug verhalten hatte. Der Kellner sah eigentlich ganz gut aus... Und dann gab es ja noch die Spieler. Auch wenn die sich wohl eher auf die WM konzentrieren sollten, als auf ihr Privatleben.

Seufzend stand Lisa auf. Einsamkeit war nicht so ihr Ding. Besonders, wenn sie kein Buch zur Hand hatte.
Sie bedankte sich beim hübschen Kellner, bevor sie sich aufmachte, um die Brasilianische Sonne zu genießen. Mal schauen, was es außer dem Pool, dem Innenhof und dem Park noch so gab.

tbc: Pavillon