Hotelrezeption

Andy fühlte sich gerade mehr als unwohl. Hier war eine Menge Fingerspitzengefühl gefordert, vermutlich weitaus mehr, als er besaß. Aber Didi schien gerade keine Zeit zu haben oder ähnliches, denn Andy hatte noch nichts von ihm gehört, dabei hatte er langam das Gefühl, dass das mehr als nötig wäre.
Dass Marco es wohl immerhin mal gewusst hatte, war doch gut und daran konnten sie anknüpfen, wie Andy fand.
"Dann müssen Sie es halt wieder lernen", verkündete er, selber nicht so ganz sicher, wie sie das anstellen sollten. Vermutlich hatte Marco es sogar gestern noch gewusst, aber durch das Outing schien sein gesamtes Selbstbewusstsein zerstört. Und der Torwarttrainer hatte gerade wenig Ahnung, wie er das wieder aufbauen sollte.
"Gute Freunde sind gute Freunde, weil sie in genau solchen Situationen zu einem stehen. Nicht weil sie besonders lustig oder besonders cool oder was weiß ich sind, sondern weil man sich auf sie verlassen kann. Sie lügen einen nicht an, aber trotzdem lassen sie einen auch nicht im Stich", erläuterte er und sah Marco dann bedeutsam an. Manchmal wunderte er sich selber über die Definition der jüngeren Leute von Freundschaft. Mit seinem Verständnis dieses Wortes hatte das nicht mehr viel zu tun.
Einen Moment überlegte er, ob er nachfragen sollte, was für einen Mist Marco denn gebaut hatte, andererseits würde er ihm das wohl vermutlich nicht erzählen und Andy war sich auch gar nicht sicher, ob er das wissen wollte. Ab und zu war er schon der Meinung, dass manche Sachen besser ein Geheimnis blieben, so auch hier.
"Aber Sie glauben es nur? Hat sich denn schon einer wegen Ihres Outings bei Ihnen gemeldet?" Dumme Frage, aber Andy wollte sich das trotzdem bestätigen lassen. Vielleicht hatte Marco ja auch einfach nur etwas übersehen.

"Aber... wenn es falsch ist?" Und es war falsch, dass, auf was Herr Köpke hinaus wollte, da war Marco sich sicher. Aber er hatte den Trainer nun schon lange genug in den Wahnsinn getrieben, mit seiner Homosexualität und seiner bloßen Anwesenheit, länger wollte er ihn nun auch nicht stören. Nur fand Marco keinen richtigen Augenblick, indem er sich beim Köpke entschuldigen konnte, dafür, dass er so war, wie er war. Der Trainer redete weiter und versuchte Marco eindeutig davon zu überzeugen, dass Marco kein schlechter Mensch war, sondern einfach nur schlechte Freunde hatte. Aber das war so nicht richtig, fand Marco.
"Sie waren immer da!", brachte er den ersten Satz ohne Gestotter seit langem zu Ende. Seine Stimme zitterte ein wenig und er spürte, wie sehr es ihn mitnahm, dass Köpke seine ehemaligen Freunde schlechter machte, als sie waren. "Sie haben einfach nur den falschen Freund in mir!" Marco war schließlich das Problem, das einzige Problem, wieso wollte der Ältere das denn nicht einsehen?
"Ich hab nur... ich hab mir zwischen sie gedrängt und ausgenutzt und ich war... ich bin wie ich bin, da haben sie keine Schuld dran!" Dabei hatte Marco das ja nicht mit Absicht gemacht, aber das spielte nun nichts zur Sche. Marco hatte Schuld, so war es, Punkt.
Köpkes Frage gab ihm allerdings zu denken. "Mein... mein Max, aber er... er hat sich dann von mir getrennt." Es stimmte ihn wirklich traurig, dass der einzige Kontakt, den er seit dem Outing mit seinen Freunden gehabt hatte, der mit Max war, der ihn nur noch mehr aus der Fassung gebracht hatte.
"Aber Marc und Ilkay... und Johanna... aber das sind nicht meine Freunde." Trotzdem waren sie danach für ihn da gewesen. Im Gegensatz zu anderen Leuten. Marco schluckte. Mittlerweile hatte er vollkommen vergessen, sich beim Köpke für seine Existenz zu entschuldigen.

"Homosexualität ist niemals falsch", beharrte Andy. Langsam war er schon genervt davon, dass Marco sich so wenig einsichtig zeigte, aber das wollte er nicht so heraushängen lassen. Aber diese Ansicht aus der Steinzeit konnte er halt absolut nicht ab und es störte ihn, wenn sie Menschen wie Marco nachhaltig beeinflusste. Obwohl nachhaltig wohl falsch war, Andy ging gerade stark davon aus, dass Marco erst seit heute so dachte.
Als Marco ihm auch noch erzählen wollte, dass das alles ganz allein seine Schuld war, war er mit seiner Geduld doch irgendwie am Ende. Das Zerbrechen einer Freundschaft konnte man fast nie einem Menschen alleine anlasten, für gewöhnlich machten beide Fehler. Natürlich unterschieden sich die Fehler, es gab größere und kleinere Fehler, aber ganz unschuldig war keiner von beiden.
"Dann erzählen Sie doch mal, wenn Sie wollen, dass ich Ihnen glaub", verlangte er herausfordernd, winkte dann aber doch wieder ab. "Geht mich eh nichts an, vergessen wir das einfach."
Leicht überrascht war er schon, Max' Namen aus Marcos Mund zu hören. Zusammenpassen taten die beiden zumindest gar nicht, Andys Ansicht nach. Erwidern tat er nichts, denn nach dem Artikel fand er Max' Reaktion durchaus verständlich. Der Schalker war noch so jung und da war es sicher doppelt schwierig, mit einer solchen Situation umzugehen.
Marco zählte dann doch einige Namen auf und auch wenn es ihm diese Johanna gerade spontan nichts sagte und Ilkay ja auch in der gleichen Situation steckte, hatten die drei sich um Marco gekümmert und ihn aufgemuntert.
"Aber Sie konnten sich auf sie verlassen. Wissen die drei, was Ihre Freunde wissen?" Das war doch eine wirklich spannende Frage, wie Andy fand. Wenn sie es wussten, müsste Marco gleich eigentlich selber was bemerken.

Nein, da hatte Köpke wohl recht. Homosexualität war an sich nicht falsch. Er war falsch und verkörperte all die schlechten Dinge. Er war es, der die ganze Sache so widerlich machte. Er und seine verdammte Sexsucht. Marco hätte echt im Dreieck kotzen können, so schlecht fühlte er sich.
Dazu kam auch noch, dass Marco erahnte, Herrn Köpke zur sehr auf die Nerven gegangen zu sein. Der Trainer glaubte ihm nicht. Glaubte nicht, dass Marco tatsächlich ein so widerlicher Mensch war, der es nicht verdiente zu leben und somit Luft zu atmen, die ihm nicht zustand. Und das konnte Marco einfach nicht akzeptieren. Er wollte, dass Köpke um Marcos Wesen wusste und ihm dann nur wieder deutlich zeigte, wo Marcos Platz war.
"Wollen sie echt wissen, was... wieso ich...? Ich bin sexsüchtig, okay?! Ich hab erst Benni gefickt, damit meine Freundschaft zu ihm und Julian zerstört, dann mir Max gekrallt und irgendwas von beschissener Liebe vor gelabert, nur um ihm nächsten Moment mal wieder mit ter Stegen zu betrügen. Hat Max dann auch gemacht. Ich vertrag mich wieder mit ihm, im nächsten Moment ficke ich schon wieder fremd und lass mich dabei noch erwischen. Ich... ich bin es satt! Ich werde geoutet und das einzige woran ich denke, ist, dass ich Sex brauche. Also mach ich mich mal wieder an Bennis Schwester ran - der davon so wieso eine Kriese bekommt, weil ich ja auch seinen Julian entjungfert habe, als der besoffen war - und verpass ihr fast ein Baby in den Bauch. Ich.... ich kann an nichts mehr denken! Mein Gott, ich krieg manchmal Atemnot, wenn ich keine Befriedigung finde! Ich würde jetzt auch mit ihnen ficken, glauben Sie mir, es würde mir wirklich helfen!" Marco hatte sich wirklich in Rage geredet. Seine Haut war gerötet und auf ihr glänzte ein dünner Schweißfilm. Er fühlte sich wirklich so, als würde er kotzen wollen. Also tat er genau das. Er übergab sich kurzerhand in den nächsten Blumentopf.
Köpkes Frage hörte er nur am Rande, trotzdem brannte sie sich in seine Hirnwand. Natürlich wussten die drei, dass er sexsüchtig war. Warum waren sie dann trotzdem bei ihm geblieben, wenn seine ehemaligen Freunde dazu doch nicht bereit gewesen waren. Wollte Köpke damit sagen... nein, die drei waren nicht seine wahren Freunde.
Trotz allem nickte er. Schweigend.

Marco rasselte einen ganzen Roman herunter und Andy hatte Mühe, erst mal einen unbeteiligten Gesichtsausdruck zu zeigen, um sich das Gesagte durch den Kopf gehen zu lassen und sich nicht durch seine Mimik zu verraten. Er hatte schon öfter die Erfahrung gemacht, dass eine Geschichte beim zweiten Drübernachdenken anders wurde, als sie im ersten Augenblick gewirkt hatte.
Das klang jetzt im ersten Moment heftig, was Marco da so erzählte, aber irgendwie hatte sich der zweite Satz in sein Gedächtnis eingebrannt. Viel wusste er nicht über Sexsucht, aber es war auf jeden Fall eine Krankheit, so viel wusste er immerhin. Und er würde ihn sicher nicht dafür verurteilen, was er infolge einer Krankheit tat, auch wenn es sich erst mal viel anhörte und er schon überfordert war von den ganzen Informationen, die er noch dazu bekam. Eigentlich hatte er sich nie dafür interessiert, wer aus der Mannschaft so an Männern interessiert war, aber jetzt wusste er es doch von einigen zu viel, von denen er es niemals hatte wissen wollen.
Den wenig schmeichelhaften letzten Satz überhörte er einfach. So ein Angebot würde er sicher nicht annehmen, da war es dann auch mit seiner Hilfsbereitschaft vorbei.
Außerdem kotzte Marco ja eh lieber, als noch weitere Angebote zu machen, weshalb Andy seufzend zu ihm trat und ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter legte.
Marcos stille Zustimmung wirkte auf Andy wenig überzeugend, aber er würde da nicht weiter auf ihn einreden. Er musste schon selber wissen, was das beste für ihn war.
"Ich verurteile Sie sicher nicht dafür, dass Sie krank sind und noch weniger würde ich mich deshalb von Ihnen abwenden", war alles, was er dazu sagte. Irgendwie hatte er sowieso das Gefühl, mit einer Wand zu reden, die zeigte ähnlich viel Einsicht.

tbc: Lobby

Ilkay trabte genüsslich langsam in die Lobby, doch war das nur der Anschein seines äußeren Auftretens. Innerlich fühlte er sich alles andere als genüsslich, denn er war wütend über all dies, was Schweine manchmal grunzen. Nicht besser wurde es dann, als er die Hotelrezeption betrat und sein Handy bimmelte. Er blieb stehen und fischte danach mit seinen geschmeidigen Fingerlein in dem schwarzen Loch seiner Jeans. Es blickte ihm feuchtfröhlich eine spritzende Nachricht des besagten Schweines entgegen. Er las es und schüttelte den Kopf. Was er sah gefiel ihm außerordentlich gering und deswegen gab er nur ein leises, aber wütendes Zischen von sich.
Schnell tippte er eine Antwort:

Fick dich, du Narzisau!!

Dann steckte er sein Handy wieder ab und bemerkte mit einem Schrecken in seinen Äugelein, dass der Höger in den Blumentopf mit Ilkay liebsten Plastikblumen reiherte. Und der Andreas ihm doch wahrlich dabei die Schulter tätschelte.
"Ähm", machte er sich bemerkbar und stellte sich daneben. Eigentlich würde er gerne mit tätscheln aber er war ja nicht so gut auf den Kerl zu sprechen. Aber irgendwie tat er ihm schon Leid. Und das, was er da aufschnappte von derem Gespräch, kam ihm doch sehr bekannt vor. Es war selbiges, was er dem Vöglein Höger auch schon zugezwitschert hatte.

Sms an Ilgayschätzelein

Krieg dich wieder ein.. ich würde mich an deiner Stelle zusammen reißen. Ende

Marco spürte die distanzierte Hand auf seiner Schulter, bebte leise unter ihr. Es ging ihm wirklich alles andere als gut. Wenn seine Mutter noch leben würde, würde sie ihn in ein Bett stecken, den Arzt rufen und ihn mit Tee zuschütten, bis er Magendarmprobleme bekam. Denn sowas taten gute Mütter, hatte er sich sagen lassen.
Geräuschvoll zog er den wohlmüffelnden Schleimfaden wieder hoch und raunzte ein "Da denken andere anders!".
Ilkay vielleicht, jedenfalls war er es, der als nächstes auf sich aufmerksam machte, sodass Marco sich hastig über seinen verschmierten Mund fuhr und das ganze dann an seinem Oberteil abwischte. Das würde schon niemandem auffallen, dass er Kotze dran kleben hatte.
"Hey", krächzte er dem tollbunten Ilkay dann zu, nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte.

Andy hörte ein Räuspern neben sich und so schnell, wie er Lust hatte, drehte er seinen Kopf und sah direkt in Ilkays Gesicht. Den in der Zeitung erwähnten Einhornprint hatte er zwar nicht an, aber trotzdem wirkte er irgendwie schwul auf Andy. Vermutlich hatte sein Gespräch mit Marco ihm schon den letzten Verstand geraubt, aber Ilkay war definitiv schwul, das sah man auf den ersten Blick.
"Hallo", begrüßte er Ilkay und lächelte ihn kurz an, dann wandte er sich wieder den Kotzenden unter ihnen zu.
Angeekelt verzog er das Gesicht, als Marco sich seine Kotze aufs Shirt schmierte. Einhornprint wäre ihm lieber...
"Dann haben andere eben keine Ahnung." So einfach war das. Wer jemandem für Sexsucht die Schuld gab, hatte keine Ahnung, da brauchte man nicht diskutieren.

Irritiert sah Ilkay den irritierten Blick des Torwarttrainers. Wenn er es nicht besser wüsste, hätte Ilkay doch glatt gesagt, dass der Köpke schwul auf ihn wirkte. So wie er da stand mit der Hand auf der Schulter des Högers, ja, das war wirklich schwuler als schwul. Wahrscheinlich war der Andy es einfach nicht gewohnt so viel gespielte Heterosexualität auf einen Haufen zu sehen. Wie bei Ilkay halt.
Während der Höger also mit seiner Kotze spielte und der Andy ihm dabei munter zusah, widmete sich Ilkay wieder dem Schweinebesteiger auf seinem langfingrigem Händy.

Ja dann geh doch Hitlers Schwanz lutschen, du Pussy!

Genüsslich kicherte er über seinen vortrefflichen Konter und schickte die SMS ab.
"Ich find keinen Trainer für ne Pressemitteilung und ich will das mal endlich hinter mich bringen! Ich hab nämlich Hunger!", greinte er die beiden dann an und stampfte wirsch mit dem Fuß auf.

Marco bewunderte Köpke ja irgendwie dafür, dass er alles so einfach sah. Die Welt war aber nun mal nicht nur Ärsche ficken und Einhörner besteigen, so gerne Marco es auch so gehabt hätte.
Köpke war einfach wahnsinnig tolerant und... ja, Marco spürte sich auf eine ungebundene Art zu dem alten Trainer hingezogen.
"Sie sind... so nett", versuchte er sich ein Lächeln abzuringen. Derweil fiel ihm Köpkes Blick auf seinem Oberteil auf und so bemerkte auch er, dass das nicht gerade edel war. Kurzerhand zog er es sich über den Kopf, wischte mit dem Fetzen Stoff komplett seinen Mund und seine Hand ab und schmiss es nach kurzem Nachdenken einfach in die Ecke. Darum konnten sich die Putzfrauen kümmern, er würde es jedenfalls nicht tun. Dann fuhr er sich kurz über seinen trainierten Oberkörper, wo sein mittlerweile viertes Tattoo aus seiner Hose hervorblitzte. Er hatte es sich in aller Abwesenheit stechen lassen, kurzbevor er nach Brasilien gekommen war und er war wirklich stolz drauf. Es beinhaltete seine Rückennummer auf Schalke, ein Kreuz, ein teuflischen Symbol und einen Falken vor einer aufgehenden Sonne, die für die Hoffnung stand. So konnte man allerdings nur den Falken sehen.
Als er Ilkays zärtlichen Wörtchen lauschte, widmete er sich wieder den beiden anderen. "Jetzt?" Entfuhr es ihm. Er würde es nicht auf die Reihe kriegen, sich jetzt zu stellen, in welcher Weise auch immer.

Langsam fühlte Andy sich doch mehr als überfordert. Während Ilkay auf seinem Handy rumtippte und dabei so blödsinnig vor sich hinkicherte, dass er sich echt Sorgen um den Verstand des Deutsch-Türken machte, starrte Marco ihn vertrauensselig an und fand ihn offensichtlich ziemlich toll. Sowas freute Andy natürlich immer, nur von Marco fand er es irgendwie seltsam. Didi wäre bei den beiden echt hilfreich, vermutlich bräuchte er zwar eher drei Didis für jeden, aber der ließ sich ja nicht blicken. Musste Andy also allein mit denen klarkommen. Aber er war ja Kummer gewohnt.
Der Schalker zog sich das Shirt über den Kopf und während Andy noch gedanklich abwägte, ob er die Kotze nicht doch besser gefunden hatte, schien Ilkay tatendurstig zu sein und direkt mal zur nächsten Zeitungszentrale laufen zu wollen, um den dortigen Pressechef von seiner Unschwulheit zu überzeugen. So, wie die beiden grad drauf warem, würden sie zwar niemanden von nichts überzeugen, aber darauf wollte Andy jetzt nicht unbedingt hinweisen.
"Unser Pressebeauftragter ist Steffen, der müsste hier irgendwo im Hotel sein", teilte er ihnen lediglich mit. Wenn Ilkay ihn nicht gefunden hatte, hatte er wohl nur nicht gründlich genug gesucht.

"Du bist der Trainer", pöbelte Ilkay Andreas nur an. Allgemein war er eher pöbelig gestimmt. Er grumpfelte leise, wippte mit seinen Füßen auf und ab. Den Flirtversuch des Högers ignorierte er, denn ja, sie mussten jetzt die Mitteilung rausgeben.
"Wir müssen doch nur eben sagen, dass das nicht stimmt, wir weder schwul noch ein Paar sind oder so, was weiß ich." Für ein paar wenige Sekunden spielte er mit dem fädrigem Gedanken zu sagen, dass er nur sagen wollte, dass er nicht mit Höger zusammen war. Und einfach ansonsten geoutet bleiben. Aber das war Hanebüchen, und zwar mal so richtig Fabian!
Und das Tattoo vom Höger war auch hässlich. Aber das kannte er ja eh.
"Und Steffen hab ich nicht gefunden, der rubbelt sich wahrscheinlich irgendwo einen ab über den Artikel über mich und Höger und wundert sich, wieso er den nicht geschrieben hat." Mit schiefgelegtem Kopf dachte er, dass das gar nicht so unplausibel war.

Ilkay war ja richtig fantastisch drauf und so kam Marco auch nicht drum herum, den Idioten anzumeckern.
"Halt du mal deinen Mund! Wenn du nicht so eine offensichtliche Tunte wärst, hätten wir da Problem hier gar nicht!" Auch, wenn Marco zwar immer noch sich selbst als Hauptschuldigen festgelegt hatte, tat es gut, Ilkay anzuschnauzen. Dass hatte er ja schon an einem der ersten Tage bemerkt. Aber was dachte sich der Schwanzlutscher auch, pöbelte hier einfach mal lustig durch die Gegend, nur weil er schlechte Laune hatte. Da konnte Marco deutlich besser mit seinen Gefühlen umgehen... meistens... ab und zu... wenn auch nicht gerade heute. Er ließ seine Gefühle eben lieber an Dortmundern, Frauen, die einem das Taxi klauten und dem nächsten Park aus, das half und schadete - fast - keinem.
"Und du glaubst, dass die uns das... glauben?" Gott, hörte sich das scheiße an. Glaubst du, dass sie glauben, dass wir glauben, dass sie glauben sollen, dass wir glauben, sie glauben gemacht zu haben...
Er spürte Ilkays beeindruckten Blick auf Marcos Tattoo und grinste, strich einmal stolz über die freigelegte Haut. Er war schon ein heißer Bock. Wenn er hier noch weiter so rumstand, würden Köpke und Ilkay ihn sicher gleich anspringen und anbetteln, dass er sie hart durch nahm.
"Das mit Steffen glaub ich dir sogar..." Ich glaube, dass du glaubst, dass er glaubt, dass wir glauben... Jedenfalls hätte Marco so gehandelt, wie Ilkay es dem Lüdeke zu sagte.

"Ganz genau, Torwarttrainer und nicht Pressebeauftragter", erklärte er Ilkay ruhig. "Geht wenn überhaupt zu Jogi, der kann euch besser helfen, aber das fällt ganz sicher nicht in meine Verantwortung." Er würde hier ganz sicher nicht als Alleinverantwortlicher eine Pressemitteilung rausgeben, das konnten die beiden mal hübsch vergessen. Andy hing an seinem Job.
"Marco!", rief er den Spieler zur Ordnung, als der mit Schuldzuweisungen anfing. "Das bringt so nichts."
Entnervt stellte er dann fest, dass Ilkay sich das ein bisschen einfach dachte. "Ganz genau, du weißt es nicht", belehrte er ihn dennoch geduldig. Da waren ja Torhüter verständiger als der Dortmunder.
Allgemein hatte er gerade das Gefühl, mit zwei Kleinkindern zu reden. Hilfe, das war ja schlimm.
Zu den Kommentaren über Steffen sagte er nichts. Manchmal war schweigen einfach die klügste Alternative.

"Leck mich doch du Nazisau!" Ilkay war immer mehr der Meinung, dass hier alle rassistische Säcke waren. Höger hatte es ja schon einmal bewiesen und das heute war der absolute Höhepunkt! Mist, jetzt dachte er auch noch an den Höhepunkt, den sie schon erlebt hatten. For Fucks Fick nochmal!
"Sollen die doch glauben was die wollen, mir doch lattenhagen. Wegen mir bleib ich auch geoutet, wat weß ich. Nur will ich nicht mit dir zusammen sein!" Wütend blickte er den Kerl an. Und Köpke war da auch keine Hilfe. Der Kerl tat auf Verständnisvoller Bock und sah dabei aus wie eine gemolkene Ziege.
"Ja, ich find den Bundespulli aber nicht, verfickt!", motzte er und schnaubte. Und dass der Höger ihn so selbstgefällig angrinste, nahm er dem auch übel.
"Ich will zu Marcel", jammerte er also kläglich und raufte sich seine schwarzen Strähnchen.

"Scheiß Bastard", blaffte Marco zurück. Der konnte ihn hier doch nicht als Nazi beschimpfen. Zumal er ihn vorher auch schon als Rassisten beschimpft hatte. Dabei war Marco doch nun wirklich weltoffen, besonders in seinem Lendenbereich. Also sollte dieser Idiot sich mal schön zurück halten und sich selbst an seine eigene Nase fassen. Wenn der schon in Marcos Land kam, um ihm die Arbeitsplätze wegzunehmen, dann hatte er sich wenigstens zu benehmen. Natürlich dachte Marco nicht wirklich so, aber er war gerade ziemlich angepisst auf den Dortmunder, weswegen seine Gedanke schon fast Amok liefen.
"Gut, dann ist das beschlossen. Wir outen dich Dreckssau, mich meinetwegen auch, aber ich will meine Ehre nicht verlieren, nur weil die denken, ich hätte was mit dir!" So schlimm, wie Marco vorgab, fand er Ilkay jetzt zwar nicht, aber er fühlte sich von dem Deutschtürken angegriffen und verletzt, also konnte er das auch zeigen. Schließlich war Marco kein schlechter Mensch, er verstand nun wirklich nicht, was Ilkays Problem war. Achja, der Kerl wusste ja von seiner Sucht.
Als Ilkay dann aber von Marcel anfing, stutzte Marco. Er musste wieder an Max denken und der Gedanke tat weh. Er musste auf jeden Fall noch einmal mit ihm reden. Kurzerhand holte er sein Handy heraus und schickte Max eine SMS. Als er damit fertig war, schickte er noch eine an Marc hinterher.

"Das reicht jetzt!" Andys Stimme duldete keinen Widerspruch. Solche Beschimpfungen konnte und wollte er nicht tolerieren.
"Ihr müsst euch nicht mögen, aber ich erwarte einen respektvollen Umgang." Falls Marco und Ilkay das nicht auf die Reihe kriegten, würde es Konsequenzen haben, und zwar für alle beide.
Die beiden schienen sich dennoch weiter angiften zu wollen und Andy seufzte.
"Ihr seid gerade beide nicht in der Lage, das zu entscheiden, also beruhigt euch erst mal." Dass er jetzt anfing, Marco zu duzen, war auch egal, so wie die beiden sich hier gerade benahmen, kam ihm solche Höflichkeit mehr als fehl am Platz vor.
"Bundesschal", verbesserte er Ilkay, dann verging ihm jedoch das Grinsen. Es konnte doch nicht sein, dass alle seine Kollegen unauffindbar waren. "Du hast aber schon wirklich nach ihnen gesucht und nicht nur hier gesessen und gewartet, dass sie vorbeigeflogen kommen, oder?", erkundigte er sich dann doch nochmal. Nicht, dass er seinen Spielern generell nicht vertraute, aber Ilkay schien ihm allgemein ein bisschen merkwürdig.
Auf den letzten Kommentar hin sah er ihn kurz irritiert an.
"Dann geh zu ihm!", forderte er den Dortmunder jetzt ziemlich genervt auf. Das konnte doch nicht wahr sein hier, wie alt waren die beiden? Wenn Ilkay endlich weg wäre, würde sich die Lage hier vielleicht ein bisschen entspannen, es stand zu hoffen.

cf: Teampsychologe

Hans-Dieter schloss hinter sich die Tür ab und da sah er schon, dass Andreas immer noch an der Rezeption stand.. mit Marco Höger, der wirklich schrecklich aussah und Ilkay Gündogan, der auch aufgewühlt schien.
"Hallo", grüßte er in die Runde und suchte Andreas' Blick. Jetzt war er hier und konnte helfen.

Ilkay öffnete sein kleines, feines Mündlein und schnappte verwirrt nach Luft. Aber sicherlich war der Höger ein verdammter Nazi, wenn der ihn so beschimpfte. Glasklare Tränchen sammelten sich in seinen braunen Äuglein und er schniefte, als sich die erste Träne hinab stahl.
"Wahrscheinlich denkst du auch noch, dass ich dir deinen Arbeitsplatz weggenommen hab!", weinte er leise und verletzt, machte sich ganz klein. Das Bundesdoppel-T ignorierte er ein wenig und er wendete sich dem Höger zu.
"Dabei kann ich doch ebenso wenig etwas dafür so geboren zu sein wie du mit deiner Sucht, wir sind halt beide so", jammerte er und wischte sich seine Tränchen ab. Lächerlich, dass er hier jetzt auch noch weinte, aber sowas rassistisches traf ihn doch immer sehr.
"Gut, outen wir uns. Sagen wir, dass wir kein Paar sind und lassen den Rest so stehen. Und verdammt, natürlich hab ich nach dem Bundesjoghurt gesucht, aber der war wohl sicher seine Bitch knallen!", greinte er und schniefte abermals gar klägelich.
"Ne, ich kann jetzt nicht zu Marcel gehen, nachher wird er auch noch geoutet", weinte er dann aber prompt weiter, als er daran dachte, dass Marcel jetzt sicherlich ganz ängstlich sein musste, weil der kleine Marcel doch nun wirklich ein kleines Weichei war. So sehr Ilkay ihn auch liebte. Oder dachte zu lieben.
Als der Teampsycho dann hinzu trat, drehte Ilkay sich nur misstrauisch weg. Der würde ihm sicherlich lediglich raten seine Kleidung nach der esoterisch richtigen Farbe auszurichten oder so, damit es ihm dann besser gehe.

SMS

So fertig kann dich selbst Ilkay nicht machen... Brauchst du wirklich meine Hilfe oder willst du bloß ficken?

Sein Handy blieb vorerst still und das stimmte Marco nun wirklich traurig. Er hatte zwar damit gerechnet, dass Max nicht sofort zu ihm laufen würde und ihn anflehte, zurück zu kommen, aber es jetzt so erleben zu dürfen, war wirklich hart für ihn.
Also blieb ihm auch nichts anderes übrig, als dem Türken seine Aufmerksamkeit zu widmen. Und der schniefte doch jetzt sogar schon ganz bitterlich und sorgte dafür, dass Marco sich noch gleich viel mieser fühlte.
"Quatsch, sowas denke ich doch nicht", versuchte er ihn zu beruhigen, auch wenn genau das seine Gedanken gewesen waren. "Komm mal her, hm?" Damit zog er Ilkay an sich heran und gleich in seine Arme.
Was Ilkay da sagte, stimmte ja sogar noch und somit taten Marco seine Worte nur noch mehr leid. "Hm, sorry, nä! War nicht so gemeint... aber du hast mich halt als Nazi beschimpft und das bin ich echt nicht! Hab wohl... ein wenig überreagiert!" Ilkay aber auch, aber das verschwieg er lieber, wenn er hier jetzt für Ruhe sorgen wollte. Wollte er zwar nicht wirklich, aber man konnte ja wenigstens so tun.
"Find ich gut, hm!", bestätigte Marco Ilkays Meinung zu einem öffentlichen Outing. "Ich hab keine Lust mehr, mich immer verstecken zu müssen!" Außerdem würde es viel leichter werden, sich durch alle Betten zu ficken, wenn eh die ganze schwule Gesellschaft um ihn wusste.
Köpke fand das ganze zwar nicht so prickelnd wie sie, aber das war Marco nun wirklich schnurzpiepen egal!
Stattdessen lag seine geballte Aufmerksamkeit nun auf Dr. Hermann, der sich gerade zu ihnen gesellte. Marco wollte sich schon freuen, aber wahrscheinlich war der Arzt eh nur für Ilkay da. Er selbst hatte ja sowieso schnellstmöglich das Hotel zu verlassen.
"Hallo", murmelte er also nur betreten, als er eine neue Nachricht bekam und sein Handy demnach in den süßesten Tönen aufstöhnte. Er fischte es schnell heraus und schaute dann gespannt auf den Display, nur um enttäuscht zu werden. Es war Marc, und ein besonders freundlicher noch dazu.

Die beiden rauften sich von allein wieder zusammen und Andy dachte mal wieder darüber nach, was das doch für ein schlechtes Lebensmotto war zu warten, bis sich alle Probleme von selber lösten. Aber irgendwie funktionierte es leider fast immer.
Denn nachdem die beiden sich tränenreich in die Arme gefallen waren und Andy kurz mit dem Gedanken gespielt hatte, dass die doch ein recht nettes Pärchen wären, kam auch endlich Didi an und Andy lächelte ihn erleichtert an.
"Hallo", grüßte er zurück.
"Also... Die beiden wurden geoutet und sind jetzt ein bisschen durch den Wind", fasste er das Problem in recht beschönigter Art und Weise zusammen. Aber Didi wusste wahrscheinlich selber nur zu gut, was so eine Ausnahmesituation anrichten konnte, von daher verkniff Andy sich weitere Erklärungen.

Okay, er verstand nur die Hälfte.
"Was heißt geoutet? Gerüchte? Kann man dagegen vorgehen?"
Natürlich wusste er direkt, was mit "geoutet" gemeint war, immerhin wusste er, dass Marco mehrere Vorlieben hatte. Von Ilkay wusste er nichts, aber das tat nichts zur Sache. Wichtig war, dass ein Gegenstatement rauskam.
Diese Tatsache erklärte aber den Anblick, der sich ihm bot.

Es tat gut, als der Höger ihn umarmte, denn der Höger war auf einmal so warm und kuschelig und lieb und so.
"Ja, ich hab auch keine Lust mehr", plapperte Ilkay leise an seine heiße Schulter und drückte sein kleines Gesichtlein in das Tshirt.
"Aber meine Familie wird es erfahren und Moslems mögen keine Schwule", weinte er dann doch lieber ein wenig weiter. Das Gespräch der beiden antiken Onkel beachtete er nicht weiter. Geoutet ist geoutet und wird auch nicht schnell rückgängig gemacht.
"Und du bist ja gar kein Nazi, wieso hättest du sonst mit mir Türken gefickt, hm?", brummte er laut an Marcos Schulter, sodass das auch alle umstehenden hören konnten. War ja jetzt eh fick.