Hotelzimmer von Toni und Mario Gomez

Das Weib grinste jetzt auch noch so dämlich und Toni fühlte sich langsam von allem und jedem verarscht hier. Vielleicht war er wirklich ein bisschen verklemmt, aber wohin das führte, wenn er sich mal anders benahm, hatte er ja bei Höger gesehen.
Tief atmete er durch, um sich ein wenig zu beruhigen und dann nicht mehr ganz so knallrot hier stehen zu müssen.
"Hey", gab er danach wie gewünscht recht unbeteiligt zurück.
Dass die sich noch nicht mal rührte, ärgerte ihn schon. Das hier war immer noch sein Zimmer.
"Ich nehme mal an, du willst nicht hier schlafen?" Normal war er deutlich höflicher, aber wenn er sie die ganze Nacht ertragen müsste, würde er noch durchdrehen. Es ging ihm so schon nicht gut und da brauchte er nicht noch ein Weibsbild, das ihm die ganze Zeit vor seiner Nase herum hüpfte.

Ella musste zugeben, dass sie ihn bei ihrer letzten Begegnung weitaus freundlicher in Erinnerung hatte.
Aber vielleicht war er ja mit dem falschen Fuß aufgestanden oder aber er war einfach untervögelt. Allerdings hatte Ella bei ihm nicht so ein starkes Bedürfnis das zu ändern.
"Ich will dir ja nicht deinen Schlafplatz wegnehmen", klimperte sie übertrieben mit ihren Augen, obwohl sie innerlich mit den Augen rollte.
Schließlich stand sie auf und sammelte ihre Klamotten ein, in die sie auch direkt schlüpfte.
Die Brasilianerin würde es sich jedoch nicht nehmen lassen, ohne eine ausgiebigen Abschiedskuss zu verschwinden, wenn sie hier quasi schon rausgejagt wurde.
Also lehnte Ella sich noch mal quer über die Matratze und verwickelte Mario in einen Zungenkuss.

Mario hatte erstaunt aufgesehen, als Toni plötzlich im Raum stand. Eigentlich hätte er mit ihm rechnen müssen, trotzdem überraschte ihn seine Anwesenheit. Noch mehr überrumpelte ihn das darauf folgende Gespräch zwischen ihm und Ella, bei der Toni sie mehr oder weniger rausschmiss. Dass Mario dabei wohl nichts zu entscheiden hatte, ärgerte ihn schon. Es passte ihm nicht, wenn man ihm vorschreiben wollte, was er zu tun und zu lassen hatte.
Auf den Kuss ließ er sich bereitwillig ein und löste ihn erst nach einem kleinen Moment wieder.
"Tut mir leid", murmelte er ihr zu. Allerdings wollte er sich für sie jetzt auch nicht mit Toni streiten. Das war es ihm dann doch nicht wert.

Na immerhin hatte Mario seine Stimme nicht ganz verloren und flüsterte ihr schließlich noch eine Entschuldigung zu.
Allerdings winkte Ella nur ab. Sie würde schon nicht auf der Parkbank schlafen müssen.
Also stand sie schließlich wieder auf und verließ das Zimmer.
Auf dem Flur angekommen wog sie all ihre Möglichkeiten ab. Die einzige Option, die ihr jedoch blieb, war Marc.
Hoffentlich war der überhaupt noch wach.

SMS an Ellaaaaa

Ja, wieso?

Langsam ging Ella schon mal den Flur entlang. Sie war auch noch gar nicht weit gekommen, als ihr Handy eine SMS ankündigte.
Da bestand also doch noch die Chance auf einen Schlafplatz. Zumindest wenn der andere Marco nicht bei ihm war.
Schnell tippte sie eine Antwort und blieb dann einfach an Ort und Stelle. Nicht, dass sie unnötig durch die Gegend rannte.

Bin in 5 Minuten bei meinem Zimmer

An die Wand gelehnt stand Ella da und wartete auf eine Antwort, während sie das gegenüberliegende Bild betrachtete. Mal davon abgesehen, dass sie keine Ahnung von Kunst hatte, fand sie das Gemälde abgrundtief hässlich.
Zum Glück riss sie das Piepen ihres Handys von dem Anblick los. Sie las die Nachricht und machte sich dann mit einem Lächeln auf den Lippen auf den Weg zum besagten Zimmer.

tbc: Marcs und Timos Zimmer

Toni hatte große Mühe, ihr nicht noch einen dummen Kommentar auf ihren dummen Kommentar hin reinzudrücken. Aber wo das endete, wenn er sich mit solchen Leuten anlegte, hatte er ja heute schon schmerzlich erfahren dürfen. Da hielt er sich lieber mal zurück, auch wenn das überaus freundliche weibliche Wesen nicht ganz so viel von ihm wusste wie Höger, um ihm wehtun zu können.
Missbilligend beobachtete er, wie sie sich erst für seinen Geschmack viel zu langsam wieder anzog, bevor sie Mario noch einmal ausgiebig küssen musste. Erst dann verschwand sie und Toni atmete erleichtert durch, lief ins Bad und ließ sich danach wortlos auf seine Hälfte des Bettes fallen.

Erst als die Tür hinter Ella ins Schloss fiel, sah Mario wieder zu Toni. Er hätte nicht gedacht, dass ihm das so unangenehm sein würde, dass Toni ihn hier mit einer Frau in flagranti erwischte.
Aber eigentlich hätte er damit rechnen müssen.
Toni war die Erleichterung anzusehen, dass das Zimmer wieder frauenfrei war. Kommentarlos ging der Jüngere dann ins Bad, kehrte aber ebenso kommentarlos nur wenige Minuten später wieder zurück und legte sich hin.
Unterdessen war Mario unter seine Bettdecke gekrochen.
Diese Stille im Raum machte ihn fertig. Wollte Toni nicht irgendwas dazu sagen? Schien nicht so.
Unsicher räusperte Mario sich kurz. "Geht's dir wieder besser?"
Eine ganz unnütze Frage, er konnte schließlich sehen, dass es Toni besser ging. Andererseits wollte er aber etwas gegen dieses Schweigen tun.

Irgendwie hatte Toni mittlerweile schon ein schlechtes Gewissen. Es war nicht wirklich nett gewesen, die Tusse seines Kumpels so mehr oder weniger vor die Tür zu setzen, ohne ihn einmal nach seiner Meinung zu fragen. Während er nun also überlegte, ob er sich mal lieber bei ihm entschuldigen sollte oder sonst etwas, legte sich eine unangenehme Stille über den Raum. Es war merklich angespannt, nicht diese entspannte Ruhe, wenn beide kurz vor dem Einschlafen waren. Außerdem hatte er noch nicht mal das Licht ausgeklipst und wenn er ehrlich war, würde er es auch begrüßen, wenn Mario sich noch irgendetwas anzog, bevor sie wirklich schliefen.
Die Frage ließ ihn schon fast zusammenzucken, aber Toni riss sich gerade noch so zusammen. Er musste sich ja nicht wegen allem Scheiß so anstellen.
"Ja, ist schon wieder ganz gut", murmelte er leise und verunsichert. Die Situation von gerade hing immer noch unangenehm in der Luft.

Mario nickte versöhnlich. "Das freut mich!" Dennoch stimmte noch immer irgendwas nicht.
Bevor er sich allerdings noch weiter damit beschäftigte, fischte er erstmal seine Shorts vom Boden und zog sie sich über. Wie er sich so hatte beherrschen können, wenn er völlig nackt neben Toni im Bett lag, wusste er selbst nicht so genau. Aber das mochte auch an dieser drückenden Stimmung liegen.
"Entschuldige wegen Ella...", fing Mario schließlich einen Satz an, wusste aber nicht, wie er weiter machen sollte.
Eigentlich wusste er nicht mal, warum er sich überhaupt entschuldigte. Denn streng genommen war das hier auch sein Zimmer. Da konnte er tun und lassen, was er wollte.

Toni versuchte sich an einem freundlichen Lächeln, scheiterte aber kläglich. Wenn überhaupt war das wohl kaum zu erahnen, was er da mit seinen Mundwinkeln anstellte.
Dass Mario sich jetzt mehr oder weniger dafür entschuldigte, dass er was mit Ella hatte, passte Toni eigentlich gar nicht. War nicht er dran damit, sich für sein Verhalten zu entschuldigen?
"Schon okay", murmelte er verlegen, fuhr sich durch die Haare, während er abwägte, ob er jetzt selber zu einer Entschuldigung ansetzen sollte. Seine Schüchternheit hinderte ihn wie fast jedes Mal daran, auch wirklich den Mund aufzubekommen.
"Ist schon spät, hm?", setzte er lieber hinten dran. Mitlerweile wollte er wirklich gerne schlafen.

Mario hatte nicht das Gefühl, dass das Gespräch irgendwas brachte. Da kam Tonis Vorschlag gerade richtig.
Bis morgen war diese peinliche Situation hoffentlich einfach vergessen.
"Ja, lass uns schlafen", stimmte Mario deswegen zu und zog sich die Bettdecke bis zum Kinn.
Dann knipste er seine Nachttischlampe aus. "Gute Nacht!"
Schließlich schloss der Stürmer seine Augen und war kurz darauf schon eingeschlafen.

Mario schien ebenfalls schlafen zu wollen und Toni atmete erleichtert aus, während das Licht erlosch und sie nun in der Dunkelheit lagen.
"Gute Nacht", murmelte er leise und drehte sich vorsichtig auf seinen Lieblingsseite, starrte dann an die Decke. Irgendwie fiel es ihm sehr, sehr schwer, gerade einzuschlafen. Zu viel war heute einfach passiert. Noch fast eine ganze Stunde lag er wach, ließ sich alles wieder und wieder durch den Kopf gehen und fühlte sich am Ende nur immer schlechter. Höger hatte Recht mit dem, was er gesagt hatte. So war er froh, als die Erschöpfung ihn übermannte und ihn von den quälenden Gedanken erlöste.

cf: Speisesaal

Emilia hatte im Vorbeigehen noch ein bisschen Obst für ihren Bruder mitgenommen. Das konnte er sicher gut gebrauchen.
Ihr Gesicht zierte immer noch ein breites Lächeln. Sie war wirklich glücklich und die letzte Nacht war wunderschön gewesen.
Jetzt versuchte sie das Grinsen aber zu verstecken. Toni musste nicht unbedingt wissen, was in der letzten Nacht passiert war.
Als sie der Meinung war, es klappte, hob sie ihre Hand und klopfte an.

Obwohl sie das Frühstück verschlafen hatten, wachte Toni viel zu früh auf, als ein Klopfen die Stille durchbrach. Verdammt nochmal, konnte man ihn nicht einfach ausschlafen lassen, nachdem er die ganze Nacht wach gelegen hatte? Aber nein. Das ging natürlich nicht... Genervt hievte er sich hoch, da Mario neben ihm einfach weiter pennte. Eigentlich unmöglich bei dem Lärm, aber es gab halt immer wieder Überraschungen.
Nachdem er sein Schlafshirt zurecht gezogen hatte, öffnete er die Tür und sah seine Schwester davor stehen.
"Morgen", grummelte er mehr oder weniger begeistert.

Emilia wartete geduldig, da sie nach kurzer Zeit Schritte hörte. Als Toni dann vor ihr stand, musste sie grinsen. Er sah ziemlich verschlafen aus und auch nicht gerade begeistert.
"Guten Morgen Brüderchen.", sagte sie und drängte sich an ihm vorbei ins Zimmer. "Ich hab dir ein bisschen Obst mitgebracht, damit...", weiter kam Emilia nicht, da sie sah, dass Mario noch tief und fest schlief.
Sie drehte sich zu ihrem Bruder um. "Mario sollte eigentlich schon längst gefrühstückt haben.", flüsterte sie Toni zu.

Das Grinsen besserte seine Laune nur bedingt. Gute Laune am frühen Morgen war einfach ekelhaft, selbst wenn es seine Schwester war. Außerdem konnte er es auch kein Stück ab, Brüderchen genannt zu werden. Irgendwo hatte auch alles seine Grenzen.
Belustigt blickte er seine Schwester an.
"Am besten packt er jetzt direkt seine Sachen zusammen und fliegt nach Deutschland zurück, weil er einmal das Frühstück versäumt hat", gab er ungewohnt spöttisch zurück. Die Erlebnisse gestern, die Nacht und das frühe Aufstehen konnten auch ihm mal etwas die Laune verhageln. Außerdem war er ja eh eine Schlampe, wenn man Höger glaubte, da sollte er sein Verhalten am besten mal anpassen.

SMS an Schatzi

Hallo Schatz :*
Unglaublich, was hier abgeht. Der kleine Scheißer betrügt Lisa und glaubt die ganz, ganz große Liebe gefunden zu haben. Wie kann man nur so sein? Ich werde dich immer lieben, egal was passiert :*
Grüß Toni von mir

Emilia sah Toni verwirrt an nach seinem Spruch. So kannte sie ihren Bruder gar nicht. Dass er vielleicht nicht gerade viel geschlafen hatte, das konnte sie sehen, aber dass er so reizbar war, das war nicht normal.
Deshalb sah Emilia ihren Bruder jetzt auch sorgenvoll an. "Nein, aber du solltest ihn aufwecken, damit er nicht auch noch das Training verpasst.", sagte sie leise. "Und dann erzählst du mir, was los ist." Jetzt sah sie ihn streng an. Er würde nicht davon kommen. Oder hatte er wirklich solchen Liebeskummer?
Sie spürte zwar, dass ihr Handy vibrierte, doch gerade war ihr Bruder einfach wichtiger.

Emilias Blick sagte ihm recht deutlich, dass er sich nicht normal verhielt. War ihm jetzt aber auch egal, es war schließlich nichts normal gerade. Diese ganze WM war schon nicht normal und irgendwann musste das auch mal zutage treten, wenn auch eigentlich nicht so, wie das bei ihm nun der Fall war.
Der erste Vorschlag war ja noch ganz vernünftig, auf den zweiten hatte er jedoch absolut keine Lust. Selbst seine Schwester musste nicht alles aus seinem Leben wissen. Unsanft riss er Mario die Decke weg und war bei einem Blick auf dessen fast nackten Körper nur froh, dass der Stürmer sich immerhin noch eine Shorts übergezogen hatte, sonst wäre das seiner Schwester wahrscheinlich unangenehm.
Die Verwirrung des Stürmers nutzend scheuchte er ihn ins Bad und ignorierte die vorherige Aufforderung seiner Schwester insofern, dass er jetzt selber erst mal in seinem Schrank rumwühlte.

Emilia sah Toni zu und bemerkte recht schnell, dass er nicht mit ihr reden wollte. Sie wollte ihm das jetzt nicht durchgehen lassen, aber sie wusste nicht, wie sie da jetzt nachbohren konnte und außerdem war Mario ja auch noch da.
Toni ging zu seinem Schrank und Emilia folgte ihm. "Toni, sag mir doch, was los ist. Vielleicht kann ich dir ja helfen.", sagte sie und drehte ihn so um, dass er sie ansehen musste.
"Man Toni, ich mach mir doch nur Sorgen um dich.", sagte sie ein wenig traurig und sah ihn auch so an.

Es war Toni klar gewesen, dass das nichts bringen würde. Denn Emilia stand wie erwartet kurz darauf direkt bei ihm und zwang ihn dann auch noch mehr oder weniger dazu, ihr in die Augen zu sehen. Unbeirrt hielt er ihrem Blick stand. Den Schmerz in ihren Augen nahm er wahr, aber darum konnte er sich jetzt nicht so wirklich kümmern. Schließlich könnte er ja ganz einfach dafür sorgen, dass sie ihn nicht länger so anguckte, indem er nachgab. Darauf hatte er jedoch keine Lust und er wusste auch, dass das im Moment die falsche Entscheidung wäre. Er wollte nicht darüber reden und seine Gefühle dabei spielten nun mal die größte Rolle.
"Brauchst du nicht. Es gibt Dinge, die muss man mit sich selber ausmachen. Das heißt nicht, dass ich dir nicht vertraue oder sonst irgendein Blödsinn." Das wollte er nochmal klarstellen.

Als Emilia bemerkte, dass Toni sich stur stellte, wurde sie ein bisschen sauer. Als er dann aber auch noch diese Sätze zu ihr sagte, war es endgültig vorbei mit ihrer Geduld. Dass sie heute ziemlich schnell reizbar war, wenn es darum ging, fiel ihr nicht auf.
"Weißt du was Toni? Du kannst mich mal. Ich will dir nur helfen, weil ich bemerke, dass es dir nicht gut geht. Aber du Stellst nur auf stur. Dann mach doch, was du willst.", sagte sie sauer und drehte sich um, da er ihre Träne nicht sehen sollte.
Schnell lief sie zur Tür und rannte dann zu ihrem Zimmer.

tbc: Zimmer Emilia