Wahre Liebe gibt es nur unter Männern

Leo stapfte mit Tunnelblick hinter Mats her, stolperte dabei beinahe über dessen riesigen Koffer. "Pass doch mal auf, Kleiner!" Leo zuckte erschrocken zusammen und zog den Kopf noch weiter ein. "Sorry...", nuschelte er leise und ließ sich von Jogi seine Zimmerkarte aushändigen. Er achtete nicht einmal darauf, dass er mit Mo auf ein Zimmer gesteckt worden war.
Müde trottete er mit einigen älteren Spielern auf den Aufzug zu und schloss die Augen, bis sie im vierten Stock angekommen waren. Erst dann öffnete er zeitgleich mit dem Öffnen der Aufzugstüren seine Augen und trat seufzend auf den Gang. Seitdem Sassy ihn für einen seiner alten Teamkollegen verlassen hatte, war seine Laune im Keller. Irgendwie klappte seitdem gar nichts mehr.
Auf seinem Zimmer ließ er den Koffer direkt hinter der Tür fallen und schleppte sich auf die Fensterseite des Doppelbettes. Er schlüpfte lediglich aus seinen Schuhen, bevor er auf die Matratze krabbelte und sein Gesicht schluchzend in seinem Kissen vergrub. Mehrfach am Tag wurde die Erinnerung daran, wie Sassy ihn verlassen hatte, so schlimm, dass er das Gefühl hatte, kaum noch Luft zu bekommen.

Mo war ganz aufgeregt und wusste nicht, wo er zuerst hinschauen sollte. Er war in Brasilien, bei der WM. Zwar würde er wohl nicht spielen, wenn nicht irgendwas Unvorhergesehenes geschah, aber mit den “Großen“ zu trainieren und von ihnen zu lernen, war auch schon ein tolles Erlebnis und vor allem bekam auch nicht jeder die Chance dazu. Umso mehr freute sich Mo, dass er bei dem Jugendprogramm vom DFB dabei sein durfte. Und das Schönste daran war, dass Leo, sein bester Freund, auch dabei war und sie das zusammen erleben konnten. Das würde bestimmt großartig werden und vielleicht erlebten sie ja auch noch hautnah, wie Deutschland den Titel holte. Das wär natürlich dann das Tüpfelchen auf dem I.
Doch momentan wollte Mo noch nicht so weit denken, sondern einfach nur genießen. Allerdings fiel ihm das ein wenig schwer, wenn er so seinen besten Freund betrachtete. Seit Saskia ihn vor ein paar Wochen verlassen hatte, stand dieser total neben sich. War kaum wieder zu erkennen. Der einst so fröhliche und immer zu Scherzen aufgelegte Leo hatte sein Lachen verloren und lief irgendwie wie ferngesteuert durch die Gegend. Manchmal hatte Mo schon fast das Gefühl, dass er seine Umwelt gar nicht mehr richtig wahrnahm. Dabei sollte er doch froh sein, dass er diese Person los war. Mo hatte Saskia von Anfang an nicht leiden können und Leo immer wieder gesagt, dass er sie doch in den Wind schießen soll. Doch der hatte ja nicht hören können und nun hatte er den Salat.
Trotzdem beobachtete Mo besorgt, wie Leo fast Mats´ Koffer über den Haufen rannte und dann gleich den Kopf einzog. Das war eigentlich sein Part. Er war hier der Tollpatschige. Zu Leo passte das irgendwie nicht wirklich und das machte ihm echt Sorgen.
Er ließ sich ebenfalls von Jogi den Schlüssel geben, freute sich gleich nochmal, dass er mit Leo ein Zimmer hatte und nahm dann den nächsten Fahrstuhl. Als Mo im Zimmer ankam, fiel er jetzt selbst fast über einen Koffer, konnte aber gerade noch rechtzeitig abstoppen. Stellte ihn dann erst mal an die Seite und seinen dazu. Nicht, dass sich noch jemand die Beine brach. Dann trat er richtig ins Zimmer und fand Leo schluchzend auf dem Bett vor. Bei dem Anblick zog sich sein Herz schmerzhaft zusammen. Auch wenn er Saskia nie hatte leiden können, ging es ihm trotzdem nah, dass sein Kumpel jetzt so wegen ihr litt.
Vorsichtig trat er zum Bett und ließ sich auf der Kante nieder. Legte Leo eine Hand auf die bebende Schulter und strich sanft und beruhigend darüber.
„Ach Leo…“, seufzte Mo leise. Er wusste einfach nicht, was er sagen oder tun sollte, damit es ihm besser ging.

Leo zuckte zusammen als er Mos Hand auf seiner Schulter spürte und drückte sein Gesicht noch tiefer in sein Kissen. "Es tut immer noch so w-weh", schluchzte er und zog das Kissen schließlich über seinen Kopf. Vielleicht würde es ihn ja ersticken und alles war gut. Sassy konnte mit diesem scheiß Erik glücklich werdend und Leo tat es nicht mehr weh. "Ich hab sie so geliebt... und dann... ausgerechnet er! Ich seh sie immer so glücklich und ich... ich bin ganz alleine!", weinte er und rollte sich schließlich in der Mitte des Bettes zusammen. "Tut mir leid, dass du mich jetzt auch noch aufm Zimmer hast... wenn ich nerve, beschwer dich einfach, ich will nicht, dass du mich auch noch hasst..."

Mo wurde das Herz ganz schwer, als er Leo´s Worte hörte. Am liebsten hätte er ihm gesagt, dass er doch ihn, Mo, hatte und somit nicht alleine wäre. Mo würde alles für seinen besten Freund tun. Wirklich alles. Er würde ihn auf Händen tragen, wenn er dürfte. Ihn lieben und niemals alleine lassen. Schon gar nicht wegen einem anderen Kerl. Doch soweit wird es wohl nie kommen. Leo liebt seine Sassy, auch wenn diese ihn verlassen hat. Und wenn nicht Saskia, dann wohl irgendeine andere Frau. War nicht schwul, im Gegensatz zu Moritz. Der konnte mit Frauen so rein gar nichts anfangen. Allerdings wusste das sein bester Freund nicht. Und erst recht nicht, dass er schon Ewigkeiten in diesen verliebt war und Saskia deswegen noch weniger mochte, weil sie etwas gehabt hatte, was er auch gerne hätte. Zwar erzählten sich Leo und er alles, aber dieses Thema war dann noch ziemlich heikel und Mo hatte einfach zu sehr Angst, seinen besten Freund zu verlieren. Die Freundschaft war ihm einfach zu wichtig und vor allem besser, wie nichts, wenn er Leo schon nicht ganz haben konnte. Da spielte er lieber den Tröster, auch wenn es ihn innerlich zerriss und schmerzte.
„Ich weiß, Leo. Das war nicht zu übersehen, wie sehr du sie geliebt hast und es immer noch tust.“ Leider. „Aber du bist nicht alleine. Du hast mich und du nervst mich auch nicht. Und ich könnte dich auch niemals hassen. Egal, was du tust. Ich bin froh mit dir auf einem Zimmer zu sein. Von den anderen kenn ich ja kaum jemand und die ich kenne, die sind nicht so toll wie du und schon gar nicht mein bester Freund. Wir machen uns hier einfach eine tolle Zeit und genießen das Ganze. Und irgendwann wirst du Saskia schon vergessen. Denn sie hat es gar nicht verdient, dass du ihr auch nur eine Träne hinterher weinst, so wie sie dich behandelt hat. Also Kopf hoch, Kleiner.“ Aufmunternd lächelte Mo seinen kleineren Kumpel an.

Leo hob schluchzend den Kopf, damit er sich in Mos Arme werfen konnte. Er presste sich haltsuchend an seinen besten Freund und krabbelte auf seinen Schoß. "Ich will sie ja gar nicht mehr lieben, aber... ich kann nicht anders, ich brauch doch Jemanden, den ich liebe! Und mich liebt eh keiner, niemand hält es lange mit mir aus!", jammerte er und drückte sein Gesicht in Mos Halsbeuge. "Du bist ja auch sowas wie mein Bruder, aber... ich meine ne Beziehung, die kannst du mir auch nicht besorgen! Wieso wusstest du das? Du hast immer etwas gegen Sassy gehabt! Hast du es gespürt? Dass sie mir so wehtun wird?!"

Überrascht keuchte Mo auf, als Leo sich plötzlich in seine Arme warf und auf seinen Schoß krabbelte. Konnte sich nur mit Mühe halten, sonst wäre er vom Bett gefallen. Damit hatte er jetzt nicht gerechnet. Fest schlang er seine Arme um seinen Kumpel, setzte sich ein wenig bequemer hin und wiegte ihn dann wie ein kleines Kind etwas hin und her. Sah mit Sicherheit ziemlich komisch und vor allem fragwürdig aus, doch das war Mo egal. Es kam ja eh niemand ins Zimmer, von daher… Und Leo schien Nähe gerade zu gebrauchen, sonst würde er sich nicht so an ihn klammern.
„Ich weiß, Kleiner. Ich weiß. Aber das vergeht auch. Zwar nicht sofort, aber irgendwann wird es besser werden. Bestimmt. Und dann findest du deine Traumfrau, die dich nicht so verarscht. Du musst nur daran glauben.“ Gerne hätte Mo geantwortet, dass er ihn doch liebte und ihm auch gerne das geben würde, was sich Leo wünscht, also eine Beziehung. Doch das ging ja nicht. Leider.
„Ich weiß nicht… Ich hatte es einfach im Gefühl. Irgendwie zumindest. Nicht unbedingt, dass sie dir weh tun wird, aber dass sie einfach nicht die Richtige ist..“
Ohne es zu merken, fing Mo sanft an Leo´s Nacken zu kraulen. Es war schön den Kleineren so halten und sein Gesicht in der Halsbeuge spüren zu können. Der warme Atem bescherte Mo eine leichte Gänsehaut und er hoffte, dass es Leo nicht mitbekam. Es war grad Himmel und Hölle zu gleich.

Leo sah Mo kurz verwirrt an, als dieser keuchte. Hatte er ihm wehgetan? Irgendwann saß Mo wohl halbwegs bequem und Leo entspannte sich auf seinem Schoß. Für einen Außenstehenden sah das bestimmt vollkommen bescheuert aus, aber Leo fühlte sich gerade rundum wohl. Er schnurrte leise, als Mo seinen Nacken kraulte und drückte sein Gesicht enger gegen Mos Hals, damit er den beruhigenden Geruch seines besten Freundes einatmen konnte. "Ich hab dich so lieb, Mo...", nuschelte er gegen die warme Haut. Seufzend strich er über Mos Rücken und genoss die unsichtbare Verbindung zwischen ihnen. "Ist dir kalt...?", fragte er erschrocken, als er die Gänsehaut bemerkte und kuschelte sich noch enger an ihn, um ihn etwas zu wärmen.

Das leise Schnurren von Leo verstärkte seine Gänsehaut nochmal und ließ zudem Mo´s Herz schneller schlagen. Das Geräusch war total schön. Wie so ein kleiner Kater hörte es sich an. Mo musste schmunzeln.
„Ich hab dich auch lieb, Katerchen.“ Der Name passte irgendwie zu Leo.
Im nächsten Moment musste sich Mo allerdings fest auf die Lippe beißen, um nicht wieder auf zu keuchen. War ja klar gewesen, dass Leo seine Gänsehaut bemerkte, aber musste er sich gleich noch enger an ihn drücken? Das war ja eh schon die reinste Folter, dass Leo überhaupt auf seinem Schoß saß, aber jetzt wurde es noch schlimmer. Sein Körper fing regelrecht an zu zittern, weil Mo die Nähe gerade fast umbrachte. Klar, sie hatten sich schon oft umarmt und so. Aber das hier, war dann doch etwas anderes. So nah waren sie sich noch nie gewesen. Und das war einerseits total schön, aber andererseits eben auch nicht. Verdammte Zwickmühle.
„Nee, geht schon. Du kitzelst mich nur mit deinem Atem“, log Mo und hoffte, dass Leo ihm das auch abkaufte. Denn kalt war ihm nicht wirklich. Eher im Gegenteil. Ihm war total heiß. Fast schon viel zu heiß.
„Was hältst du davon, wenn wir uns umziehen und dann mal erkunden, wo wir hier die nächsten Wochen überhaupt verbringen? So eine Hotelbesichtigung ist doch immer ganz lustig und interessant. Und lenkt vor allem ab.“
Auch wenn er eigentlich gar nicht wirklich wollte, lieber mit Leo weiter hier sitzen wollte, war es vielleicht doch besser, sie machten was anderes. Nicht, dass er sich noch verriet oder es total peinlich wurde.

"Katerchen?", kicherte er und stupste mit seiner Nase Mos Haut an. "Sicher? Du zitterst richtig...", murmelte er besorgt und schlang seine Arme fest um Mos Körper. "Hmm... hört sich schon gut an, aber dafür muss ich aufstehen. Und davon halte ich weniger.. Ich habs so grad ziemlich bequem", nuschelte er und seufzte zufrieden. "Ich glaub, ich spiel ab jetzt häufiger Katerchen... So kann ich dich wärmen und habs gleichzeitig auch noch bequem, das ist doch eine Win-Win-Situation für uns beide, findest du nicht?"

Es war irgendwie total süß, wie sich Leo Sorgen um ihn machte. Mo wurde gleich ganz warm ums Herz und in seinem Magen fing es an zu kribbeln.
„Ja, sicher“, bestätigte er mit fester Stimme und lächelte beruhigend. „Ich bin nur am Hals wahnsinnig empfindlich. Frag Lisa, die kann dir das bestätigen.“ Eigentlich nicht wirklich, weil sie ja nur seine Alibi-Freundin war und sie sich nie näher gekommen waren, als ein paar Küsse für die Öffentlichkeit, aber das wusste Leo ja nicht. Und bis er sie mal wieder treffen würde, hatte er das ja eh schon wieder vergessen. Denn Lisa würde definitiv nicht nach Brasilien kommen.
„Schön, wenn du es bequem hast. Mir schlafen hier gleich die Beine ein. Du bist nämlich ziemlich schwer.“ Neckend zwickte er Leo in die Seite. Natürlich war dieser nicht schwer. Ganz im Gegenteil. Das Gewicht, wenn man es denn so nennen konnte, fühlte sich einfach toll an und Mo würde auch gerne noch länger so sitzen bleiben, aber das würde nicht gut gehen. Und Leo brauchte ihn. Da konnte er sich jetzt nicht verraten, denn das würde er tun, auf kurz oder lang, und das würde Leo in seiner jetzigen Gemütsverfassung wahrscheinlich nicht verkraften.
„Wenn du magst, können wir gerne heute Abend wieder… kuscheln. Dann darfst du auch gerne wieder Katerchen spielen.“ Ehe Mo sich versah, hatte er das auch schon gesagt und biss sich hinterher gleich wieder auf die Lippe. Hoffentlich verstand das Leo jetzt nicht falsch oder eher richtig oder wie auch immer.

"Okay... wenn du meinst?" Er kicherte leise und stupste mit seiner Nase erneut gegen die warme Haut. "Ohh... bin ich so schwer?" Er rutschte enttäuscht von Mos Schoß und strich dessen Hose glatt. "Echt? Au ja! Heute Abend schauen wir n schönen Film und machen es uns hier bequem. Was hältst du davon?" Er lächelte begeistert von seinem Vorschlag und stand schließlich auf, um zu seinem Koffer zu gehen. Er zog sich hastig bis auf die Shorts aus, bevor er anfing, in seinem Koffer nach bequemer Kleidung herumzuwühlen.

Oh Himmel. Mo fiel es echt schwer ruhig zu bleiben und nicht irgendwelche verräterischen Geräusche von sich zu geben, als Leo erst noch mal mit seiner Nase gegen seinen Hals stieß und dann seine Hose glatt strich, nachdem er von seinem Schoß gerutscht war. Das war fast schon zu viel des Guten und nur mit Mühe und Not schaffte es Mo ruhig zu atmen und seinen Körper zu zwingen, nicht auf diese Berührungen zu reagieren.
Leo bekam zum Glück nichts davon mit, sondern war Feuer und Flamme von der Idee, dass sie heute Abend weiter machen konnten. Sah total süß dabei aus, wie er sich darüber freute und Mo lächelte glücklich. Auch wenn er nicht mehr für Leo sein konnte, durfte, als nur der beste Freund, war es trotzdem immer wieder schön, wenn er sah, dass er ihn wenigstens mit so kleinen Dingen zum Lächeln bringen konnte. Wenigstens etwas.
„Klar, können wir gerne machen.“ Mo freute sich jetzt schon darauf und stand ebenfalls auf, um sich umzuziehen. Allerdings kam er nicht weit. Zu sehen, wie Leo sich auszog und dann nur in Shorts in seinem Koffer herumwühlte, ließ ihn mitten im Zimmer stocken und diesen anstarren. Leo sah verdammt gut aus. Mehr als das. Dieser Körper war ein Traum. Obwohl er ihn schon so oft unter der Dusche gesehen hatte, wusste Mo nicht, wo er zuerst hingucken sollte.

Leo fand irgendwann sein Lieblingsshirt mit extra tiefem V-Ausschnitt und zog es sich zufrieden grinsend über. "Uhm..." Er schluckte, als Mo ihn irgendwie komisch anstarrte und sah an sicher herunter. "Was hast du denn? Hab ich was im Gesicht?", nuschelte er und bückte sich erneut, um seine weißen Shorts aus dem Koffer zu ziehen. "Du wolltest dich auch umziehen", half er ihm auf die Sprünge und nickte auffordernd in die Richtung von Mos Koffer. Was guckte der denn so?!

„Wie? Was? Nein, nein.“ Verdammt, vielleicht war es doch nicht so gut, dass sie beide ein Zimmer zusammen hatten? Das wurde ja jetzt gleich am Anfang schon kniffelig.
„Sorry, aber ich hab einfach nur etwas falsch gesessen und deswegen sind mir die Beine eingeschlafen. Das kribbelt jetzt total unangenehm.“ Entschuldigend und verlegen sah Mo seinen Kumpel an. Er hatte gar nicht gewusst, dass er so gut war im Ausreden überlegen, die auch noch einigermaßen logisch klangen. Zumindest für seine Ohren. Wie Leo sie fand, stand auf einem anderen Blatt Papier.
Aber dieses T-Shirt mit V-Ausschnitt sah einfach nur verboten gut aus, dass man einfach starren MUSSTE. Hatte Leo eigentlich überhaupt eine Ahnung, wie gut er aussah? Wahrscheinlich nicht, sonst hätte er die Frage nicht gestellt.
Und dann bückte er sich auch noch, in Mo´s Augen ziemlich aufreizend, und präsentierte ihm seinen mehr als ansehnlichen und vor allem knackigen Hintern. Nur zu gerne würde der Halbösi da mal rein kneifen oder gar reinbeißen. Verdammter Mist!
„Ähm ja…“, meinte Mo dann sehr geistreich und tapste dann zu seinem Koffer, um sich ebenfalls umzuziehen. Das konnte ja echt noch lustig werden.

"Oh,  okay..." Er schlüpfte in seine kurze Hose und zog danach auch noch seine Flipflops an, während er die Sonnenbrille in seine Haare steckte. "Wo wollen wir denn anfangen, mit unserem Rundgang?", erkundigte er sich ungeduldig. Er war ja eigentlich für den Pool- und Wellnessbereich. Er seufzte, bevor er einen kurzen Blick auf sein Handy warf. Aber leider war da keine Entschuldigungs-SMS von Sassy, daher schob er es resigniert zurück in die Hosentasche.

Auch wenn in seinem Koffer mal wieder ein heilloses Durcheinander herrschte, fand Mo recht schnell, was er suchte und zog sich ebenfalls um. Kurze Zeit später stand er also, genau wie Leo, in kurzer Hose und T-Shirt da, mit dem kleinen Unterschied, dass seines einen normalen Rundhalsausschnitt hatte und nicht so einen mega V-Ausschnitt. Mo musste sich wirklich zusammen reißen, um seinem Kumpel nicht immer dahin zu starren, denn der Ausschnitt ging tiefer, als gewöhnlich, zumindest kam Mo das so vor, und zeigte fast schon Ansätze der Bauchmuskulatur. Da lief einem doch glatt schon das Wasser im Munde zusammen.
„Keine Ahnung. Ich würde aber sagen, dass wir uns von oben, falls es hier irgendwo was Interessantes zu sehen gibt, nach unten arbeiten, damit wir dann rechtzeitig zum Essen im Speisesaal sind.“ Außerdem sparten sie sich so das Beste zum Schluss auf. Nämlich den Schwimm- und Wellnessbereich, auf den eigentlich alle Spieler immer ganz scharf sind und der somit bei der ersten Besichtigung immer total überfüllt ist. Vielleicht hatten sie ja mit dem Plan dann ihre Ruhe.
Mo seufzte kaum hörbar, als er sah, wie Leo auf sein Handy guckte und es dann enttäuscht wieder wegsteckte. Er konnte sich denken, was sein Kumpel sich erhofft hatte und es tat ihm in der Seele weh, dass er wieder enttäuscht wurde. Das hatte Leo einfach nicht verdient.
„Komm, vergiss heute Mal das Mädel und lass das Handy im Koffer. Wir machen uns jetzt einen schönen ersten Tag in Brasilien und freuen uns darüber, dass wir dabei sein dürfen. Und heute Abend schauen wir schön kuschelig einen Film, den du aussuchen darfst. Einverstanden?“ Mo lächelte wieder aufmunternd und hatte eine Hand auf Leo´s Schulter gelegt.

Leo sah kurz an sicher herunter, als er bemerkte, wie Mo dauernd auf seinen Ausschnitt starrte. Als er aber keinen Fleck auf seinem Lieblingsshirt entdeckte, hörte er sich Mos Plan an. "Hört sich gut an, können wir machen", stimmte er ihm zu und sah seufzend auf sein Handy. "Okay, aber nur dir zu liebe, ja?" Er schaltete sein Handy aus und warf es energisch in seinen Koffer. "Machen wir. Das Handy bleibt auch heute Abend aus. Versprochen!"
Er griff nach Mos Hand und zog seinen besten Freund nach draußen auf den Flur. "Alsooo, links rum? Oder rechts rum?"

„Gut so, Kleiner. Du wirst sehen, danach geht es dir gleich schon ein bisschen besser.“ Mo wuschelte seinem Kumpel durch die Haare und beobachtete dann erleichtert, wie dieser das Handy aus machte und dann auch wirklich in den Koffer warf. In seinen Augen war das schon mal ein Anfang und vor allem ein Schritt in die richtige Richtung. Oder in die halb-richtige Richtung. Saskia zu vergessen, war schon mal nicht schlecht. Noch besser wäre es dann natürlich, wenn sich Leo auch noch in ihn verlieben würde. Aber das wäre wahrscheinlich zu viel verlangt. Deswegen würde sich Mo zumindest schon mal freuen, wenn die Frau endgültig aus Leo´s Leben verschwand und dieser nicht mehr in Tränen ausbrach, wenn er an sie dachte.
Allerdings machte sein Herz gleich wieder einen gewaltigen Sprung, als Leo sich seine Hand schnappte und aus dem Zimmer zog. Das fühlte sich verdammt gut an und Mo wünschte sich, dass er das immer haben konnte. Ihre Hände passten, seiner Meinung nach, perfekt ineinander. Wie zwei Hälften, die zusammen gehörten. Aber das war wahrscheinlich nur seine Verliebtheit, die da aus ihm sprach und in Wirklichkeit war es ganz anders. Trotzdem genoss er es. Konnte allerdings nicht verhindern, dass seine Handinnenfläche vor Aufregung ganz feucht wurde. Hoffentlich merkte das Leo nicht auch noch.
„Lass uns rechts rum gehen“, bestimmte Mo dann einfach.

"Hoffentlich", murmelte er und rang sich ein Lächeln ab, als Mo die Richtung bestimmte. "Gut, dann rechts rum..." Er zog Mo an seiner Hand weiter und drückte sie leicht. Auch wenn die Verbindung zwischen ihnen nur minimal war, sie bedeutete ihm gerade Alles und gab ihm den Halt, den er brauchte. Den Halt, der ihm von Sassy, oder besser von Erik, genommen wurde.
"Hier oben scheinen aber nur Zimmer zu sein, oder?" Er schwenkte ihre verschränkten Hände etwas hin und her, während er neben Mo her ging. Egal, was die anderen jetzt denken würden, sie wurden sowieso schon immer im Doppelpack genannt, dann durften sie jetzt auch so durch die Gänge schlendern. "Wollen wir einen Stock weiter unten gucken? Oder lassen wir den gleich aus? Da sind soweit ich weiß auch nur Zimmer..."

„Bestimmt.“ Sanft erwiderte Mo den Händedruck von Leo. Wollte ihm Mut machen und ihm zeigen, dass er für ihn da war. Immer.
Dass dieser dann aber ihre Hände weiter verschränkt hielt und sie dann sogar noch ein wenig hin und her schwenkte, ließ Mo´s Herz fast schon explodieren vor Freude. Das fühlte sich einfach so toll an. So, als müsste es genau so sein und nicht anders. Dass sie eventuell irgendwem begegneten könnten, interessierte Mo nicht wirklich. Leo schien damit scheinbar kein Problem zu haben, also hatte er auch keins. Für seinen besten Freund würde er einfach alles tun. Und irgendwie war der Gedanke auch schön, dass man sie eventuell für ein verliebtes Pärchen halten könnte. Zumindest, wenn man sie nicht kannte. An die andere Variante wollte Mo jetzt nicht denken und konzentrierte sich lieber wieder auf Leo und dessen Worte.
„Keine Ahnung. Gibt es hier denn keine Tafel, wo drauf steht, was wo ist? Oder stehen die immer nur in Lobbys und Einkaufshäusern?“

"Uhhmm..." Leo kratzte sich mit der freien Hand am Hinterkopf und zuckte mit den Schultern. "Vielleicht stehen die bei den Fahrstühlen? Das könnte doch auch sein, oder?", überlegte er und zog Mo voller Tatendrang in irgendeine Richtung. "Gott, hier kann man sich ja voll verlaufen..." Er drückte Mos Hand noch etwas fester und grinste. "Aber dann verirren wir uns wenigstens nicht alleine."

Mo schnaubte und sah sich fast schon hilflos um. Leo hatte eindeutig recht, hier konnte man sich verlaufen. Wie sollte man da also bitte einen Fahrstuhl finden? Von ihrem Zimmer aus, was das einfach gewesen, doch wo war jetzt ihr Zimmer? Sie waren jetzt schon so oft abgebogen, dass er total den Überblick und die Orientierung verloren hatte.
„Es wäre erst mal ein Wegweiser schön, wie man zum Fahrstuhl kommt. Oder hast du dir den Weg gemerkt?“ Er hielt Leo´s Hand ebenfalls fester. Einfach, weil ihm das Hotel gerade gar nicht so geheuer war und er irgendwie Angst hatte, wenn er seinen besten Freund los ließ, dass dieser iihm auch noch verloren ging. Und das wollte Mo auf keinen Fall.

"Uhm... nein... sind das hier überhaupt noch Hotelzimmer? Hier sind ja nicht mal mehr Zimmernummern", nuschelte Leo und drückte sich nervös an Mo. "Dürfen wir hier überhaupt sein...? Irgendwie sieht das unheimlich aus", fügte er hinzu und sah sich unwohl um. "Komm... wir sollten auf jeden Fall irgendwohin gehen. Hier stehen bleiben bringt uns nicht weiter..."

„Ich hab keine Ahnung, Leo. Lass uns versuchen, den Weg zu unserem Zimmer und dann zum Fahrstuhl zu finden. Danach fahren wir in die Lobby und suchen so ein blödes Schild. Ich glaub, wenn wir versuchen, uns alleine hier umzuschauen, verlaufen wir uns eh noch zehnmal, ehe wir irgendwo ankommen.“ War scheinbar doch keine so gute Idee gewesen, sich von oben nach unten zu arbeiten. Nicht in diesem bescheuerten Hotel, wo es zig Gänge und Abzweigungen gab, aber keine Hinweisschilder. Leo schien sich nämlich unwohl zu fühlen, da sie nicht wussten wo sie waren, so wie er sich an Mo drückte und das gefiel ihm gar nicht. Also dass Leo seine Nähe suchte, weil er sich da scheinbar wohlfühlte schon, aber nicht, dass ihm dieses Hotel Angst machte. Er strich ihm beruhigend über den Rücken und versuchte sich irgendwie zu orientieren.

"Okay, hört sich nach ner guten Idee an", murmelte Leo unsicher und war froh, dass Mo das Zurechtfinden wohl erst einmal übernahm. "Ich will keinen Ärger kriegen, ich fall doch im Moment eh dauernd auf, weil ich so doof bin...", fügte er hinzu und schmiegte sich Mos Hand seufzend entgegen. "Danke, dass du für mich da bist..." Er lächelte dankbar zu seinem besten Freund auf und schlang seine Arme um Mos Körper, um sich an ihn zu drücken. "Ich hab dich echt lieb.. und jetzt raus hier..."